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Dresdner Journal : 23.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-23
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 23.03.1897
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Dresdner Journal vei»>«tzrei«: Tür Dresden vierteljährlich: , Mark »0 Pf, bei den Kaiser- lich deutschen Postanstalt«, vierteljährlich S Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschloa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheint»: Täglich mit «»«nähme der Evan- und Feiertage abend«. Fern'pr -Anschluß: Nr. 12-5. AntüudtsuugSgedührt«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift «0 Pf. Unler „Eingesandt" die Zeile SO Pf Bei Tabellen- und Zifferusatz entsprechender Aufschlag Heran«,eder: königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß:Nr.1L-5. .V «7. 1897. Dienstag, den 23. März, abends. zeichnet es als wahrscheinlich, daß, wenn nicht noch in allerletzter Stunde eine Änderung in der Haltung des europäischen Konzerts eintrete, die deutsche Regierung sich von weiteren Schritten im Orient wenigstens vor der Hand zurückziehen werde. Hiernach darf kaum noch daran gezweifelt werden, daß in der an betrübenden Episoden so überreichen kretischen Frage abermals eine Wendung eingetreten ist, vermutlich die für das „europäische Konzert" beschämendste. Und zu verdanken ist diese Wendung offenbar derjenigen Macht, an deren ernstem Willen, dem gefahrdrohenden Gebühren der griechischen Aben teurer energisch Halt zu gebieten, von Anfang an ge zweifelt werden mußte. Was für Kräfte es gewesen sind, denen dieser unerfreuliche Erfolg zuzuschreiben ist, wird man ja vielleicht erfahren. Jedenfalls ist eS verständlich, daß für Deutschland nunmehr die Frage immer brennender wird, ob es seiner Würde entspricht, an der großen Komödie sich ferner noch als Mit spielender zu beteiligen, die dort unten aufgeführt wird. Urber den gestrigen zweiten Tag der Hundert jahrfeier sei heute das Nachstehende — teilweise in Ergänzung des m der zweiten Ausgabe unseres gestrigen Blattes schon Mitgeteilten — berichtet: — Zu der Feier der Enthüllung des Denkmals für Se. Majestät den Kaiser Wilhelm den Großen be gannen die Tribünen des Festplatzes sich bereits um 9 Uhr zu füllen. Auch die nahegelegenen Häuser waren bis unter das Dach bcsetzt. Der Fcstplatz machte mit seinem Guirlanden- und Fahnenschmuck und dem im Eosanderschen Portal des Schlosses aufgebauten Fürstenpavillon einen großartigen Eindruck. Das Denkmal selbst war durch ein von Plasten getragenes großes Segeltuch verhüllt, das auf der Schloßseite mit einem großen Rerchsadier und einer Borde von stilisierten Kornblumen ge schmückt mar. Bor demselben, ebenso wie vor dem Pavillon, standen je zwei laubnmwundene Geschütze nebst einer Ehren wache. Das Wetter, das zuerst trübe und unfreundlich war, bellte sich allmählich auf, als die Truppen mit klingendem Spiel unter den Linden Ausstellung nahmen. Präzise um 11 Uhr trafen Se. Majestät der Kaiser an der Spitze der Fahnen und Standarten der auswärtigen Re gimenter unter klingendem Spiel der Musik des 1. Gardc- regiments z. F. und unter dem vieltausendstimmigen Hurra der auf dem Festplatze und den Tribünen versammelten Menge mit den begleitenden Truppenteilen auf dem Denkmalsplatze ein. Zu den letzteren zählten: die Leibcompanie des 1. Garde regiments z. F., die Leibeskadron des Regiments des Gardes du Corps (tu schwarzen Kürassen) und eure Abordnung S. M. S. „König Wilhelm" in der Stärke von 20 Rotten mit dem Kommandanten des Schiffs und zwei Offizieren. Im Zelt und den beiden Nebenzelträumen, welche im Portal 3 und vor demselben errichtet waren, hatten Sich inzwischen die Aller höchsten unv Höchsten Herrschaften versammelt, und die Truppen nahmen nun, wie solgt, vor und seitwärts des Denkmals Auf stellung: a. die Leibcompagnie des 1. Garderegiments z. F. mit der Regimentsmusik, den Spielleuten und der Fahne des 1. Bataillons rechts vom Denkmal; b. die Leibcskadron des Regiments der Gardcs du Corps (zu Fuß) mit dem Trompeierkorps und der Standarte links vom Denkmal; e. die Abordnung von S. M S. „König Wilhelm" auf dem linken Flügel der vorgenannten Eskadron, diese drei Truppen teile Front nach dem König!. Schlosse; ä die 1 und 2. Com pagnie des Lehr - Jnsantcricbataillons mit den Spielleuten und der Fahne aus der nördlichen Seite des Fahrdamms der Schloß freiheit, im rechten Winkel zu der vorgcdachten Abordnung; <r. die 3. und 4. Compagnie desselben Bataillons, den beiden Compagnien gegenüber im rechten Winkel zu der unter a ge nannten Compagnie; k. die Kommandeure der Leibregimenicr Sr. Hochseligcn Majestät des Kaisers Wilhelm l. sowie der In spekteur der Marine-Infanterie und die Fahnen des l., 2., 3. und 4. Bataillons des 1. Garderegiments z. F. und je eine Fahne der Grenadier- bezw. Jnsanterieregimcnter des Hochseligen Kaisers, die Fahne des 1. Seebataillons und die Standarten der vier Kllrassierregimenter am Denkmal. Se Majestät hatten das Kommando über die aufgestellten Truppen Allcrhöchstsclbst übernommen und gaben alsbald das Zeichen zum Beginn der Feier Die Tambours lockten, die Trompeter bliesen zum Gebel. Das Bläsercorps spielte das Lied: „Wir treten zum Beten rc." Darauf sprach der Ecneralsuperintend.nt l). Faber daS nachfolgende Weihegebet: „Herr Gott, Dn bist Sonne und Schild! Du giebst Gnade und Ehre! Wohl dem Menschen, der sich aus Dich verläßt! Wir rühmen Deine Treue, daß Tu unserm großen Kauer Sonne und Sch-ld warst in segnender uuo behütender Liebe, sein edles Haupt mit überschwenglicher Gnade und Ehre schmücktest und ihn aus wunderbaren Wegen emporsührtest zum Hochsitze erhabenster Herrschergewalt! Wir danken Dir, daß Du ihm selber die Schildkrast eines festen Glaubens schenktest, eines Königlichen Sinne-, eines heldenhaften Mutes, einer un ermüdlichen Treue, also, daß er der sieggekrönte Erretter des Vaterlandes geworden ist, der ruhmwürdige Mehrer des Reichs und der gewaltige Träger der deutschen Einheit und Ehre, und daß Du ihm die Sonnenkrast eines dankbaren und demütigen Herzens gabst, einer zartsinnigen Güte und selbstlosen Menschen liebe, edle Friedenswerke zu thun, Thränen zu trocknen, den Bedrängten aufzuhelsen, die hohen Güter seiner Landeslinder weise zu pflegen und ihr höchste«, ewiges Gut aus betender und sürsorgender Seele zu tragen als ein rechter Vater des Batcr- jandes. Gepriesen werde Dein heiliger Name. Begnadige nun auch unsern Kaiser und unsere Fürsten und alle deutschen Stämme mit Wehrkraft und Lichtkrast, daß in unseren Grenzen sich Macht und Milde die Hand reichen, Tapserkcit und Treue, Kraft und Klarheit, Fleiß und Frömmigkeit, Gerechtig keit und Güte, Glaubensernst und Gewisjenssreiheit, Bekenntnis freudigkeit und weitherzige Duldung, auf baß das Deutsche Reich beides bleibe: Ein sestes Bollwerk des Völkerfriedens und ein gesegnetes Saat- und Ernteseid vielgestaltiger Arbeit und lebens vollen Schaffens. Laß Deinen heiligen GotteSgeist mächtig in uns werden, daß wir nach Deinem Wort und Willen leben und sterben, und laß den Geist der Heimat uns umrauschen, daß wir deutsch denken, reden und handeln, also, daß des großen Kaisers Bild in uns lebendig und kräftig bleibe! Weihe selbst, o Herr, dies von begeisterter Liebe und edler Kunst gcschaffcne Denkmal zu einem Steine des Zeugnisses, und laß die treuen Züge des Unverqeßlichen mit herzbczwingcndcr Gewalt von Deiner Gnade und Ehre reden! Weihe es zu einem Opsersteine, da wir all jährlich mit unseren Frühlingsblumen neue Gelübde der Treue niederlegen für Kaiser und Reich, und da nach abermals hundert Jahren ein bewahrtes und glückliches Volk Dir Danksagung thut im heiligen Schmuck! Herr, unser Gott! In Sturm und Stille bleibe bei uns! Im Frühlingsweben, wie in HerbstcS- schauern bleibe bei uns! Segne und behüte uns. Tu Sonne und Schild! Segne und behüte Kaiser und Reich! Amen." Tambours und Trompeter schlugen bez bliesen ab Se. Majestät der Kaüer kommandierten hierauf: „Abschlagen", zogen den Pallasch und kommani irrten: „Gewehr über, alle Mann Topp, laßt fallen!" und ließen präsentieren. Die Matrosen vollführten mit größter Schnelligkeit und Präzision das Hcrablassen der Denkmalshülle. Die Truppen präsentierten, die Kanonen donnerte», die Glocken jäutetcn, die Musik intonierte die Nationalhymne, ein tausendstimmiges Hoch erscholl. DcrBlüserchor spielte einen Choral. Nun stiegen aus dem Pavillon Ihre Majestät die Kaiserin, die Kaiserin Friedrich, Prinz Oskar, der Prinzregent von Bayern, die Könige von Sachsen und Württemberg, der Großherzog von Baden und die anderen Fürstlich keiten die Treppe herab, begaben sich zum Denkmal und unter nahmen einen Rundgang. Nach demselben schritten Ihre Majestäten die Kaiserinnen aus den Reichskanzler zu und be grüßten denselben in huldvoller und herzlicher Weise Ihre Majestät die Kaiserin legte dann den ersten Kranz am Denkmal weder, dann folgten die Kaiserin Friedrich, die hier anwesenden Souveräne und anderen Fürstlichkeiten, sowie die Regiments- Deputationen rc. Als Ihre Majestät die Kaiserin zum Zelt zurückging, grüßte Allcrhöchstdieselbe zu dem Fenster des Schlosses yinaus, wo die Großherzogin von Baden und die jüngsten Kaiserlichen Kinder sich besanden. Tie srcmden Regimentsdeputationen nahmen am Denkmal Ausstellung. Um Uhr begann dcr Vorbeimarsch der Fahnentruppen und der Berliner Garnison und dauerte bis gegen 1 Uhr. Se Majestät der Kaiser ritten an der Spitze Ler Truppen, hielten dann vor dem Denkmal und ließen defilieren. Nach dem Vorbeimarsch dcr Jnsanterie, der sich die Lustschiffer abteilung anschloß, folgte besonders sympathisch begrüßt eine Abteilung Matrosen und das Scebataillon mit eigener Janit- scharenmusik. Ihnen schlossen sich die Kavallerie, die Dragoner mit neuen Kesselpauken an, bis endlich der Train die glänzende Reihe schloß. Die Truppen trugen vielfach die Medaille. Die Kaiser! Prinzen hatten neben dem Kaiser Aufstellung genommen. Während der Blüserchor einen Choral spielte, ritten nach Beendigung des Vorbeimarsches Se.Majestät der Kaiser zum Zelt hinüber, begrüßten die Majestäten und Fürstlichkeiten, schüttelten dem Pros Begas vom Pserde herab lebhaft die Hand und be gaben sich über den Lustgarten nach dem Schloß zurück. Die Fahnen und Standarten wurden dann auf dem Schloßplatz gesammelt und von hier aus durch die Leibcompagnie des l. Garderegiments z. F. und die Leibcskadron dcS Regiments der Gardes du Corps ins Schloß abgebracht. — Um 6 Uhr nachmittags sand die Galatafel im Weißen Saale des König!. Schlosses statt, zu welcher gegen OSO Einladungen ergangen waren. Der im Lichterglanz schimmernde Saal, die rcichbesetzte Tafel mit den großen sil bernen Taselaussätzen des König! Hausjchatzes, die hohen Kandelaber und leuchtenden Blumenarrangements boten einen licrrlichen Anblick Die Statue Kaiser Wilhelms I. war mit einem slischen Lorbecilia-'z geschmückt, dcr über dem Degen knaus hing Der Thronhimmel, vor dem die Leibjägcr der Majestäten sich ausgestellt hatten, trug die goldene Kaiserkrone und Federbüsche in den deutschen Farben Unter dem Baldachin batten die Kaiserin in einer rosa Seidenrobe und die Kaiserin Friedrich im schwarzen Kleide mit einem reichen Brillantendiadem Platz genommen. Links von der Kaiserin Friedrich saßen Se. Majestät der Kaiser in dem roten Waffen rock der Garde du Corps ES solgten die Prinzessin Friedrich Leopold, dcr König von Württemberg, die Erbgroßherzogin von Baden, der Herzog von Conuaught, die Prinzessin Adolph zu Schaumburg- Lippe, Großfürst Wladimir von Rußland in seiner preußischen Husarenunisorm, derGroßherzog von Baden, Prinz Ferdinand von Rumänien und andere Fürstlichkeiten, recht- von der regierenden Kaiserin saßen der Prinzregent von Bayern, Prinzessin Friedrich Karl von Preußen, der König von Sachsen, die Prin zessin Albrecht von Preußen, der Kronprinz von Schweden, die Erbprinzcssin von Sachsen-Meiningen, der Herzog von Genua, der Erzherzog Friedrich von Österreich, der Großherzog von Hessen, der Gras von Flandern und die übrigen Fürstlichkeiten und Prinzen des König!. Hauses. Gegenüber den Majestäten saß der Reichs kanzler zwischen Lem österreichischen und italienischen Bot- schaster, denen zur Seite der evglischc Botschafter Sir Frank Lacccllcs und der russische Botschafter Graf v. d. Osten-Sacken Platz genommen hatten Neben dem letzteren saß General- Feldmarschall Gras v. Blumenthal. Die Taselmusik wurde von der Kapelle dcs 1. Garderegiments zu Fuß ausgesührt, welche u. a. „Des Königs Grenadiere" von Meyer, „Barbarossas Er wachen" von Rcckling und eine Transskription dcs populären „Kornblumenlicdes" von Thiele brachte. Nach dem Braten er griffen Se. Majestät der Kaiser das Wort und brachten folgenden Trinkspruch aus: „Ein Geist tiefempfundener und hoher Festesfreude zieht durch das deutsche Volk, und ihm entsprechend haben sich die Fürsten zusammengcfundcn, uni das Andenken des großen ver ewigten Kaisers zu feiern. Ich spreche mcincn erlauchten Vettern, Oheimen und Verbündeten Meinen ticsgesühltestcn, innigsten Dank aus bewegtem Herzen aus; desgleichen allen Vertretern fremder Souveräne, die nicht haben zurückbleiben, sondern teil- nehmen wollen an unserer Feier, von neuem Uns dadurch einen Beweis gebend, daß Europas Fürstenhäuser ein gemeinsames großes Familienband umschlingt und laß Freude und Leid in dem einen Hause von allen anderen mit geteilt wird Es ist nicht Meines Amtes, hier Meines großen Vorfahren, Meines Herrn Großvaters Verdienste zu seiern. Was wir cbcn erlebt, und wie unser Volk sich benommen, kündet, wie lebendig alle seine Werle, wie lebendig die gesamte Persönlichkeit des Ver ewigten vor Aller Augen steht. Ich denke, Sein Geist schreitet heute durch Sein Volk hindurch und gewiß hat Er heule bei Seinen Fahnen einen Besuch gemacht. Wir gedenken Seiner in Seiner Demut, schlichten Einfachheit und Pflichttreue; wir gedenken Seiner als des Sohnes Verherrlichen, lieblichen Königin, wir gedenken Seiner als Desjenigen, der gejagt hat, daß cr mehr durch Seine Demütigungen, als wie durch alle Sine Er folge gelernt habe Für uns, Ihr hohen Fürsten und Ver wandten, soll das Andenken an Ihn ein erneuter Ansporn sein, für unsere Völker zu leben und zu arbeiten, wie Er, zum ge meinsamen Ziel der sorlschreitendcn Kultur und zur Aufrecht erhaltung des Friedens. Wir aber, indem Wir uns von neuem zu innigem Bunde fester Freundschaft und Waffenbrüderschaft versprechen, wollen Unsere Gläser erheben, und mit dem Ruf auf das Wohl des deutschen Vaterlandes und des deutschen Volke-) ihm und Unseren Fürsten Unseren Gruß entbieten: Das deutsche Volk, sein Vaterland und seine Fürsten Hurra! Hurra! Hurra!" Nach der Festtasel, die um 7 Uhr beendet war, sand Fe st Vorstellung im prächtig geschmückten Opernhaus statt. Der Vorstellung wohnten die Majestäten mit den erlauchten Gästen, den ältesten Prinzen, den Botschaftern, dem Reichs kanzler, den Ministern, den Bundesbevollmächtigten rc. bei. In den Zwischenakten wurde dcr Thee eingenommen und von den Majestäten Cercle gehalten. Zur Aufführung gelangte das von E. v. Wildenbruch verfaßte Festfpicl „Willehalm", eine Allegorie, in welcher das Schicksal eines schwergeprüften Manncs, wie die Erhebung eines Landes von dessen Unterdrückung bis zur gewaltigen Machtstellung geschildert ist, eine dramatische Dichtung, in welcher Wesen und Tyaten des achten deutschen Kaifers verherrlicht, aber weder der Kaiser noch seine Helfer genannt sind. Willehalm und die „deutsche Seele" stehen im Mittelpunkte dcr Entwickelung, an jenem zeigt der DichUr den Lebenslauf des großen Jürsten, durch diese versinnbildlicht er, was rn Lem Deutschen Großes liegt. Glänzend in Szene ge setzt, machte die von« begeisterten Patriotismus ersüllte Dichtung eine lebendige Wirkung Tie Vorstellung endete gegen Mik.er- nacht. Amtlicher Teil. Vrueuimuse«, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. I» TeschiftSbereiche »es Ministerium« «e« Kult»« »n« öffentlichen Unterricht«. Erledigt: die Schulstelle zu Rackel. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M 42 Pf. nebst freier Amtswohnung und Gartengenuß, außerdem 72 M. für Erteilung des Unterrichts in der Fort bildungsschule und 38 M für Turnunterricht Bewerber, welche der wendischen Sprache mächtig sein müssen, haben ihre Gesuche bi« zum 1. April an den König! BezirkSschulinspektor Schulrat Rabitz in Bautzen einzureichen ; — da- Schuldirrktorat in Markranstädt. Kollator: der Stadtrat daselbst. DcrAn- fangsgehalt beträgt neben freier Wohnung 3000 M und steigt von 3 zu 3 Jahren durch Zulagen von je IbO M. bis zum Höchstgehalte von 3600 M. Erfordert wird, daß der Direktor ein Kandidat des höheren Schulamtes ist. Gesuche sind bi-zum 26 März bei dem Stadtrate in Markranstädt einzureichen; — die Lehrerstelle in Leutewitz. Kollator. da« König!. Mini sterium de- Kultus und öffentlichen Unterrichtes. Einkommen außer freier Wohnung und Gartengenuß 1000 M. vom Schul dienste, 10 M. 60 Pf. vom Kirchendienste, 72 M. für Erteilung des Unterrichtes in der Fortbildungsschule und 30 M. Neben- einkommcn für Vertretung Les Kirchschullehrcrs Musikalisch gebildete Bewerber wollen Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen bis zum 6. April an den König!. BezirkSschulinspektor vr. Gelbe in Großenhain einreichen. Nichtamtlicher Teil. Tie Blockade der Insel .Kreta hat am Sonntage thatsächlich begonnen. Wie die offiziösen Organe der anderen Mächte, veröffentlicht auch der deutsche „Rcichsanzeiger" folgende Mitteilung: „Tie vor Kreta kommandierenden Offiziere der Großmächte haben beschlossen, die Insel Kreta vom 21. März 8 Uhr vormittags ab zu blockieren. Die Blockade soll allgemein sein für alle Schiffe unter griechischer Flagge Schiffe der sechs Großmächte und neutraler Mächte dürfen nach den durch die Mächte besetzten Häfen kommen und ihre Ladung löschen, wenn" sie weder für die griechischen Truppen, noch für da-, Innere der Insel bestimmt ist. Diese Schiffe können durch Kriegsschiffe der internationalen Flotte untersucht werden. — Grenzen dcr Blockade sind: 23 Grad 24 Min. und 26 Grad 48 Min. Oe., 35 Grad 48 Min und 34 Grad 45 Akin. N." Die bescheidene Genugthuung, die man hier und da vielleicht über diesen Beweis der Einigkeit der Mächte zu empfinden geneigt sein könnte, wird sofort wieder -n das gerade Gegenteil verkehrt beim Lesen dcr nachstehenden, durch Sperrdruck wohl als offiziös gekennzeichneten Meldung der „Köln. Ztg." aus Paris: Nc. ;dem bis vor drei Tagen allmählich eine Klärung der Lage ecnzutreten und namentlich seit der Abstimmung in der französischen Kammer bei festerer Haltung des französischen Ka binetts der Augenblick zu nahen schien, wo auch England den Zwangsschritten gegen Griechenland bis zur Blockade Bolos und des Piräeus beilreten würde, ist heute gutem Vernehmen nach eine Einigung ferner als je. England soll schein bar seit Lem gestrigen KabinettSrat seine Beteiligung au der Blockade griechischer Häfen nunmehr ab lehnen; dagegen wird in bestunterrichieten Kreisen von einem neuen eng lischen Vorschläge zur Abwendung der Gefahr eines Zusammenstoßes an der griechisch-türkischen Grenze ge redet. Angeblich lause dieser Plan dahinaus, die Mächte sollten Griechenland sowie auch die Türkei ausfordern, ihre Truppen je SO km von der Grenze abzuziehen. Sollte Griechen land sich weigern, so würde England zur Blockade von Volo bereit sein. Was die Türkei anbelangt, so sollten hauptsächlich Rußland und Österreich ihren Einfluß geltend machen; im Falle des Widerstrebens der Türkei wäre England zu allen Zwaugs- maßregeln gegen die Psorle zu haben. Falls diese aus un ansechtbarer Quelle stammende Angabe richtig ist, müßte das europäische Konzert im höchsten Grade gefährdet erscheinen. — In hoben Tiplomaten- lreisen nimmt man an, daß der Zerfall des Konzerts, wenigstens teilweise, bevorstehc. Und auch die „Post" weiß zu vermelden, daß eine Einigung über die zunächst Griechenland gegenüber zu ergreifenden Schritte zwischen den Großmächten an scheinend nicht erzielt worden sei und das Blatt be- Lunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt — Am 22. März: Auf Allerhöchsten Befehl: Festvorstellung. Prolog von Wolfgang Alexander Meyer — „Die Hermanns schlacht." Drama in fünf Aufzügen von Heinrich v. Kleist. Die Festvorstellung im Neustädter Hoftheater begann mit einem der großen Gedächtnisfeier geweihten Prolog, welchen der gegenwärtige Dramaturg der Hofbühne Hr. W. A. Meyer verfaßt hat Frl. Ulrich als Klio sprach mit begeistertem Schwung die schönen Oktaven eines sinn vollen und über die bloße klingende Phrase erhobenen Prologes. Die Muse der Geschichte, die ihren dramatischen Schwestern so oft willig und neidlos ihre Helden hin gegeben hat, muß an diesem Tage den einen versagen, der wohl künftig als leuchtende Gestalt in erhabenen Gesängen leben wird. Sie muß ihn versagen, weil er ihr selbst noch nicht völlig gehört, nur das, was hinübergegangen ist, was ganz der Berqangenheit angehört, ist freies Eigen tum der Geschichte Der erste Heldenkaiser de« Deutschen Reiches aber lebt noch mitten unter un«, seine Gestalt, sein Gedächtnis sind Teile unseres Lebens selbst. In Euren Herzen lebt er sort noch immer, Sein milder Geist hält Euch noch ganz gebannt — Trum darf es Klio heute noch nicht wagen, Was er Euch war, waS er Luch ist, zu sagen I Doch wenn auch spät erst, Euren Enkelsöhnen Erklinget der gewaltigste Gejang, Richt ganz verstummen dürfen die Komöncn Bei diese« hohen Feste- Frierklang Di nm hört dos L ed, dcs cinsl in Hcldenlönen Inbrünstig um das tcnre Kleinod rang, Das Euch dcs Heldenkaisecs weise Kraft So herrlich fchuf und täglich ncn erschafft! Dem unvergeßlichen Gründer des Reichs, dessen Schwert nicht nur den wülschen Feind schlug, sondern dessen Herz das deutsche Herz bezwang, kann an diesem Feste nur ein Dank: das Gelübde, „dem Deutschen Reich deutsche Treue zu halten", dargebracht werden. Diese poetische Einleitung zur Vorstellung des Abends fand allseitigen Wicdcrhall, rauschender Verfall lohnte die Sprecherin dcs Prologs und den Dichter, der mit Frl. Ulrich auf der Bühne er scheinen mußte. Würdig und dem Geist des Tages in der Glut und Kraft vaterländischer Gesinnung voll entsprechend, schloß sich die Darstellung des Kleistschen Dramas „Die Hermanns schlacht" an. Gedichtet in der dunkeln leidvollen Zeit, die der damals zwölfjährige Prinz Wilhelm mit seinen Eltern von 1807 bis 1809 in Königsberg durchleben mußte, ein Zeugnis der ungebrochnen Kraft und der mächtigen Hoffnung, die wenige Jahre später die Befreiung, nach einem halben Jahrhundert die Einigung Deutschlands brachte, war die „Hermannsschlacht" wert, an diesem Tage über die Bühne zu gehen. Daß sie noch Besetzung und Wirkung zu den besten Darstellungen unseres Schauspiels gehört, ist bei anderen Anlässen ost genug hervorgehoben worden und bewährte sich auch bei der gestrigen Fest vorstellung. Ad Stern K. Hoftheater. — Altstadt — Am 22. d Mt« : „Die Meistersinger von Nürnberg." Handlung in drei Aufzügen von Richard Wagner Die Aufführung diese« in Handlung und Musik deutsch empfundenen Werke« von Richard Wagner, die sich aus« schönste der Bedeutung de« gestrigen Festtages anpaßte, hatte sich wegen besonderer Umstände und Zufälle nur nnt Hilfe dreier Gaste ermöglichen laßen. Hr Gudchus gab den Waltbcr Stolzing, Hr. Reichmann den Hans Sachs, Hr. Friedrichs den Sixtus Beckmesser. Hrn Gudehus' Leistung in dieser Rolle, die er gestern mit besonderer stimmlicher Frische ausführte, ist unseren Opern- besuchcrn seit der ersten Darstellung des Werkes bekannt und hat immer große Anerkennung gefunden. Aber auch des Wiener Kammersängers Hans Sachs und Hrn Friedrichs' Stadtschrciber sind Gestalten, die wir auf unserer Hof bühne schon einmal gesehen haben. Hr. Reichmann stellt den Schuster-Poeten in Gesang und Spiel mit natürlicher Auffassung und glücklichster Hcrvorkehrung der Gemüts- seitcn dieser liebenswerten Figur charakteristisch dar; er ent faltet in ruhigen GcsangSstellen die edle Schönheit und Klangfülle seines auch in der Tiefe zureichenden Baritons, behandelt die Deklamation musterhaft, vermeidet durchweg äußere Effekte und läßt keinen anderen Einwand gegen seine künstlerische Leistung zu als den, daß er im Spiel zuweilen (wie beim Monolog im zweiten Akte) mehr Leb haftigkeit kundgiebt als dem schlichten, nachdenklichen Grundwesen der vorgeführten Persönlichkeit entspricht Als höchst vorzügliche Darbietung eines guten Sängers und wirklichen Komikers haben wir die Vorführung des Beckmesser durch Hrn. Friedrichs von seinem Gastspiele (1889) her noch frisch im Gedächtnis Sie ist die einzige wirklich lebenswahre, die wir neben lauter gleichmäßig karikierten Darstellungen kennen gelernt haben. Sie er reicht trotz mancher vom Dichter und Musiker Wagner selbst geschaffenen Behinderungen dm Eindruck des Glaub haften, sie erhält der Gestalt de« Nürnberger Stadtbcamten eine gewiße Würde, ohne die komischen Wirkungen zu verringern Im übrigen nahm die Ausführung mit den bewährten einheimischen Krästm (Frau Wittich, Hr Nebuschka, Hr. Hofmüller, Frl. Löffler) unter Hrn. Schuchs Leitung, die bei drei Gästen ihre volle Umsicht und bewundernswert leichte Sicherheit zeigte, den alten trefflichen Verlauf. Zu erwähnen und anzuerkennen ist noch, daß Hr. Nebuschka (Pogner), um den heiseren Hrn Gutzschbach (Kothner) zu entlasten, die bedeutenderen Stellen der zweiten Rolle nnt aussührte. Das Haus war sehr gut besucht, das Publikum spendete den Gästen, den anderen Mitwirkenden und über haupt der ausgezeichneten, vom Orchester glänzend fundierten Gesamtleistung reichen Beifall. P Öffentliche Vorträge. Am !9. d. Mts. hielt Hr Haupt mann Strauß im hiesigen Verein für Erdkunde einen Vortrag über Nansens Nordlandsfahrten, in welchem er zeigte, was der kühne Polarreisende bisher geleistet hat Dabei wurden die Zuhörer durch zahlreiche Lichtbilder mit den Persönlichkeiten des Reisenden und seiner Begleiter, mit der Art des Reisens in polaren Gegenden, mrt der Natur und — soweit solche vorhanden sind — den Be wohnern dieser Gebiete vertraut gemacht. . Fridtjof Nansen, der am 10. Oktober 1896 sein 35. Lebensjahr vollendet hat, wurde, nachdem er in Ehristiania studiert hatte, im Jahre 1881 Konservator am zoologischen Museum in Bergen Schon im nächsten Jahre ging cr an Bord eine« Seehundsfängers ins nördliche Eitmeer, und zwar nach der Ostküste Grönlands Ihr Anblick übte einen eigentümlichen Zauber auf ihn aus und veranlaßte ihn, darüber nach- zugrübcln, wie cs zu machen sei, um über den Treibeis gürtel, der Grönland« Ostküste umlagert, nach dieser selbst zu gelangen und ins Innere einzudringen Er kam mit der Überzeugung nach Hause, daß die« ausführbar sei, und nachdem Nordenskiöld im Jahre !883 von Westen her eine große Strecke auf der Gletscherdecke ins Innere Grön lands eingedrungen war, wurde e« dem thatendurstigcn jungen Nansen zur Gewißheit, daß e« gelingen müße, mit Hilfe
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