Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-06
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 06.03.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
über den Verlauf der gestrigen Sitzung der Budget- kommission des Reichstags, in der die Denkschrift vor gelegt wurde, ist noch folgendes zu berichten. Etaat-srkrelLr det Neich-marincamt- Hollmann bittet, ihm zu gestatten, zunächst btt Begründung dessen vorzutragen, was verteilt worden ist als Anhalt für die weitere Entwickel ung der Marine „Wir müssen reinen Wein einschenken; in dieser ernsten Situation ziemt sich eine ganz klare und ossene Aussprache Nicht um uferlose Pläne handelt es sich, sondern um ganz bestimmte Absichten. Alle-, war wir für die nächsten Jahre sordern, hat der Reichstag 187« in dem Flottengründungsplan bewilligt" Redner legt al-dann dar die verschiedenen SchissSgattungen, welche nach dem Plan von >87» beschafft werden sollen, und sägt dazu diejenigen Schiffsklassen, welche noch nachher hinzugekommen sind. Er schildert a »dann das Alter und die Mängel der drei Panzerschiffe „König Wilhelm' , . Kaiser' und „Deutschland". „Da- Ober kommando mußie sich gegen den Vorwurf schützen, diese Schiffe noch al» Schlachtschiffe zu behandel», und hat sie deshalb ln die Zahl der Kreuzer erster Klasse versetzt Dort, beispiels weise in China, haben sie noch Aussicht aus Ersolg, weil dort noch nicht die neuen, modernen Panzerschiffe dagegen in Frage kommen. ES bandelt sich also bei dieser Absetzung nicht um Finten und Mätzchen gegenüber dem Reichstag. Ai- Schlacht schiffe sind die Schiffe nicht mehr zu brauchen Aber die Verwendung dec Schiffe hängt überhaupt von der obersten Kriegsleitung ab. Deutschland muß im stände sein, auch zur See sebr stark zu kämpsen, das ist die An sicht der obersten Kriegsleitung" Redner schildert als dann die Notwendigkeit, alle noch vorhandenen älteren Kreuzer durch Panzer deckkreuzer zu ersetzen. „Man hat uns nicht richtig verstanden, indem man die Kreuzer nur alS Bedürfnis für den überseeischen Dienst erklärte Auch für die heimisch» Schlachtslotte sind sie ganz unentbehrlich Bei anderen Marinen rechnet nian auf^jedes Panzerschiff der Schlachtslotte noch zwei Kremer. Die Äußerungen über die „Paraden" der Schlacht schiffe sin- auch solche geflügelten Worte Die Kreuzer müssen den Schlachtschiffen Seitendeckung gewähren Es sind ja allerdings soviel Kreuzer neu gebaut worden, daß vom nächsten Jahre ab sieben in Aussicht stehen Aber das ist noch nicht genug Es fehlen uns auch noch 10 Kreuzer erster bis vierter Klasse und 5 Avisos, daz» noch einige Kanonen boote, die wir bedürsen in den Flußlüusen der chinesischen Gewässer und in unseren Kolonialgebieten. Torpedoboote müssen rasch erneuert werden, weil sie sich sehr rasch abnutzen infolge ihrer großen Geschwindigkeit. Die schöne Tabelle, welche Ihnen mitgeteilt ist, wird großen Nutzen haben können, um zu zeigen, welche Pläne wir haben ES wäre ein Verbrechen gegen die Marine und gegen das Reich, wenn wir nicht daraus hinwiescn, des absterbende Materiai durch neues zu ersetzen. Viel zu lange hat man dies schon der Zu kunft überwiesen. Jetzt müssen die Mittel dafür um so größer fein Der Reichstag muß kupp und klar dazu Stellung nehmen. Man sagt wohl, man wolle nur eine Marine zum Küsten schutz. Aber für Küstenschutz brauchen wir gar keine Marine; d e Küsten schützen sich selbst So lange die Dinge gut lausen, hüten sich fremde Mächte, Truppen zu landen. Eine Flotte von großen Kriegsschiffen kann auch nicht in die Flüsse einlausen, etwa um Hamburg zu bombardieren. Auch haben wir Sperrsocts Also zum Küstenschutz brauchen wir höchstens ein paar kleine Boote, die hervorbrechen können. Aber wir müssen im Kriegsfall jede Blockade zur See verhindern, verhindern, daß uns alle Löcher der Zufuhr und Ausfuhr zugestopft werden Ob wir sonst nichtverhungern,i st schwerzusagen. Jeden falls st eilt sich dann dieVolksernährung schwierig Mit der heutigen Marine können wir eine Blol- kierung unserer Küste nicht verhindern. Man sagt, Deutschland brauche nicht eine so große Flotte zu haben wie Frankreich Aber der französische Handel ist doch weit geringer als der deutsche. Man sagt, die französische Küste hätte eine längere Ausdehnung Aber die englische Armee geht doch nicht nach Frankreich. Frankreich baut sich eine starke Flotte, um eine Machtstellung in der Welt einzuuehmen. Eine solche Macht stellung können auch wir nur mir einer starken Flotte einnehmen. Ich habe eben gelesen, daß in Japan große Aufregung herrscht, weil der deutsche Gesandte ein paar Knaben mit der Peilschc geschlagen hat, die seinen Pferden in den Weg kiese». Es werde dort eine Interpellation im Parlament vorbereitet Wenn nun dort ein Deutscher totgeschlagen würde, sollen wir dann still halte»? Tann geht das Ansehen unserer Macht zum Teufel, wenn wir nicht vermittelst unserer Floite auch in den exotischen Gewässern den Daunen auf das Auge drücken können Dazu brauchen wir eine fo starke Flotte Was wir in der Ent Wicklung von Plänen vorzeigcn, reicht nur bis isuo Der Mensch ist sterblich, und man soll nicht zu weit vorausblicken Wenn wir nicht damit herauskämen, so würde man jagen, es giebt Leute, die nicht den Mut haben, „endlich ihre Meinung zu sagen". Ich müßte vor Gericht kommen, wenn ich mir den Forderungen nicht hervortretcn wollte Referent Abg. Lieber: Es ist völlig unmöglich, weiter zu verhandeln; die Sitzung muß nach diesen Darlegungen ab gebrochen werden Nach den Tabellen der Denkschrift soll der Reichstag in diesem und in den nächsten Etatjahren noch «28 Millionen für Schifssneubauten bewilligen Abg Ha in mach er unterstützt den Antrag aus Vertagung und verlangt, daß die angczogcne Denkschrift von 1873 neu gedruckt wird Abg. Richter verlangt auch eine Berechnung, wie hoch nach der Herstellung aller neuen Schiffe der Etat der fort dauernden Ausgaben sich belaufen wärde. Er bittet, den Reichskanzler zur nächsten Sitzung vorzuladcn. leumdet diese Meister; doch verdient dieser Cyklus gesehen zu werden als die allerhäßlichste Frucht am Baume der „Moderne" in der Malerei. * Die diesjährigen Bayreuther Bühnensestspiele werden in der Zeit vom 18 Juli bis zum 19. August stattfinden Zur Aussührung gelangen „Parsifal" (am 19., 27., 28., 30. Juli und am 8, 9., H, 19. August) und der „Ntbclungenring" (vom 2l bis 24 Juli, vom 2. bis ü. August und vom 14. bis 17. August). Dazu giebt der Verwaltungsrat der Festspiele folgendes bekannt: Die Aufführungen des „Rheingold" beginnen um 5 Uhr nachmittags, diejenigen der übrigen Werke um 4 Uhr. Zwischen den einzelnen Aufzügen sind längere Pausen Eintrittskarten zu 20 M. sür den numerierten Sitzplatz für jeden Abend sind vom Berwaltungsrat (Telegramm-Adresse: „Festspiel Bayreuth") zu beziehen. Die Ausgabe der Eintrittskarten hat am 1. d Mts. be gonnen Bestellungen haben sich auf eine Reihe von Auf führungen (mindestens 4 Tage) zu erstrecken, insbesondere werden Karten zu Ausführungen des Ringes des Nibel ungen auch späterhin nicht getrennt, sondern nur sür den ganzen Zyklus abgegeben. Wohnungen werden unentgelt lich vermittelt vom „Wohnungskomitee", dessen Bureau sich während der Festspielzeit am Bahnhofe befindet (Tele gramm-Adresse: „Wohnung Bayreuth"). An den Auf- führungstagcn vermitteln um 11 Uhr nachts nach Eger, Neuenmarkt und Nürnberg abgehende Schnellzüge Anschluß verbindungen nach allen Richtungen 8 Siebzig Jahre alt wird heute ein Tonlünstler, der, vielleicht nicht ohne Schuld, in Deutschland nicht die An erkennung gesunden hat, die ebenso seinem gediegenen Können wie seinem vornehmen Wollen gebührte: Iuliu« Otto Grimm, leit 1860 Leiter des Musikvereins in Münster i W. Wenn wir ansühren, daß Grimm, dessen Verdienste um die Tonkunst in Westfalen von dem preu ßischen Staate durch die Ernennung zum Musikdirektor und Professor anerkannt worden sind, im Zeitraum von vier Jahrzehnten (vorher hat er in Göttingen gewirkt) die Lande Hannover und Westfalen kaum verlassen hat, fo »st darin wohl der Grund zu finden, daß der Name de« von seinem vielseitigen Wirkungskreis vollauf in An fpruch genommenen Künstler« in unseren Konzertsälen so wenig genannt worden ist. Dann kommt aber auch Abg. Lieber: Wir sind durch dir heutigen Mit teilungen in eine ganz unerwartete neue Lage ver setzt worden. Danach handel! es sich um Forderungen, welche mit den Forderungen neuer Reservebestände für das Heer für da« nächste Jahr dir Schulden um jährlich über 100 Millionen Mark vermehren müssen. Die Kommission beschließt daraus, die weitere Be ratung de- Marineetals au-zusetzen, den Druck der Denk- schristen von 187« und 1884 zu veisügen und io der nächsten Sitzung am Sonnabend über den Gefetzcntwurf zur Schulden tilgung zu verhandeln. Tagesgeschichte. Lresttv, 6. März. Bei Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg findet heute nachmittag H6 Uhr im PalaiS Parkstraße eine größere Tafel statt, zu welcher die nachgenannten Herren mit Einladungen beehrt worden sind: Ihre Excellenzen der Staatsminister und Minister des König!. Hauses v. Seydewitz und der StaatS- ministcr a. D. v. Nostitz-Wallwitz, Se. Durchlaucht der Prinz Ulrich von Schönburg-Waldenburg, der Hof marschall v. Carlowitz-Hartitzsch, die Ministerial direktoren Geh. Räte Ür Diller und Vodel, der Hof marschall Sr. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich August, Frhr. v Reitzenstein, der Abteilungschef im Kriegsministerium Major v. Seydlitz, der geh. Hosrat Ackermann, die König! Flügeladjutanten Majore Frhr. v. d. BuSsche-Streithorst und v. Ehrenthal, der Major Frhr. v. Teubern, die Hofräte Dr. Erbstein und l4r. Klemm sowie der Hauptmann Frhr. v. Ompteda und der Premierlieutenant v. Minckwitz Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser besichtigten gestern in Wilhelmshaven das im Umbau begriffene Schul schiff „Charlotte" und traten um 12 Uhr 30 Min. die Rückreise an Um 3 Uhr nachmittags trafen Se Majestät in Begleitung Sr. König!. Hoheit des Prinzen Heinrich auf dem Bahnhofe in Bremen ein und begaben Sich nach Begrüßung seitens des Bürgermeisters Pauli und der übrigen zum Empfang erschienenen Herren in dem bereit stehenden Wagen zum Ratskeller. Das zahlreich zusammen- geströ.nte Publikum brachte dem Monarchen überall leb hafte Kundgebungen dar. Um 5 Uhr verließen Se. Ma jestät der Kaiser und Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich den Ratskeller wieder und fuhren direkt zum Bahnhof. Die Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Berlin er folgte kurz nach 5 Uhr. In Berlin trafen Se. Majestät gestern abend nach 11 Uhr ein. — Pros. Robert Koch dürfte, wie der „Berliner Wissenschaftlichen Corr." mitgeteilt wird, bald Südafrika verlassen und sich nach Indien begeben, um dort die Leitung der deutschen Kommission zur Erforschung der Beulenpest zu übernehmen. Bor ungefähr einer Woche hat die deutsche Regierung nochmals ein Schreiben an Prof. Koch abgesandt, in dem sie betont, es sei ihr sehr daran gelegen, daß Pros. Koch sich sofort nach Indien begebe, sobald seine Untersuchungen über die Rinderpest zum Abschluß gelangt seien. — Die in einer der letzten Sitzungen des Reichstages feiten eines Vertreter« der verbündeten Regierungen er öffnete Aussicht auf baldige Vorlage eines das Aus wanderungswesen regelnden Gesetzentwurfs lenkt die Aufmerksamkeit auf diese bekanntlich zur Zeit in Deutschland in der Hauptsache durch die Gesetze und Ver ordnungen der einzelnen Bundesstaaten geregelte Materie. Was den Umfang der Auswanderung aus Deutschland anbelangt, so ist diese eine sehr beträchtliche, obwohl die letzten Jahre einen erheblichen Rückgang aufgewiesen haben. In den letzten 15 Jahren war sie am stärksten; im Jahre 1881, in welchem allein über Bremen und Ham burg 183 000 deutsche Auswanderer befördert wurden, dann in den Jahren 1891 und 1892, obwohl hier be reits die Zahl auf die Hälfte gefallen war. Im Jahre 1894 wanderten über Bremen und Hamburg nur etwa 33 500, im Jahre 1895 sogar nur 29 000 Personen aus Das Ziel der Auswanderung sind bei der großen Mehrzahl die Vereinigten Staaten von Nordamerika; nach Brasilien, Britisch Nordamerika und anderen Teilen von Amerika ist in den letzten Jahren etwa je 3 Proz. der Gesamtauswanderer befördert worden. Während die an sich schon geringe Auswanderung nach Australien stetig abgenommen hat und von 376 auf 211 gesunken ist, ist in der Auswanderung nach Afrika eine, wenn auch nicht gerade erhebliche, so doch fortlaufende Zunahme zu bemerken gewesen Die be treffenden Zahlen sind in den letzten vier Jahren 476, 586, 760, 886. — Viel erheblicher ist noch die Zabl der fremdländischen Staatsangehörigen, namentlich aus Öster- hinzu, daß Grimms schöpferische Thätigkeit mit derjenigen Kunstrichtung, die gegenwärtig in unsern Konzertsälen zumeist den Ton angiebt, stark in Widerspruch steht, jedenfalls aber wenig Zusammenhang hat. Wenn gleich von Schumann und Brahms stark beeinflußt, ist Grimm, der seine musikalische Ausbildung erst in reifen Jahren (er war von Haus aus Philologe) auf dem Konservatorium in Leipzig insbesondere von Richter und M. Hauptmann erhalten hat, doch in seiner musikalischen Richtung den Klassikern und Frühromantlkern treu ge blieben. Liegt doch der Schwerpunkt seiner schöpferischen Thätigkeit auf den beiden Kanonsuiten, die vielfach (auch in den Konzerten der Königl. Kapelle in Dresden) beifällig vorgetragcn worden sind Die Gegenwart will von der artig sozusagen architektonischer Musik, die zudem eine ge steigerte Aufmerksamkeit des Hörers zur Voraussetzung hat, nichts mehr wissen, und so sind denn diese geist- und lebensvollen Werke leider aus unseren Konzertsälen ver schwunden. Ein freundlicher Spätsommer ist dagegen dem Komponisten aus einem von ihm mit Vorliebe gepflegten Gebiete, dem des plattdeutschen Liedes, erblüht Fein fühlige Gesangskünstler haben diese sinnigen Lieder mit bestem Erfolg auügeftthrt. Daß er als Leiter der Konzerte de« Musikvereins diesen auf eine hohe Stufe der Leistungs fähigkeit gebracht und ebenso als akademischer Musikdirektor wie Männcrgesangvereinsleiter allezeit vornehme Absichten zu verwirklichen bemüht gewesen ist, darüber herrscht inner halb des Gebietes der „Roten Erde" nur eine Stimme. („Boss Ztg") * Zu Mitgliedern der Berliner Akademie der Künste sind dem „B. T." zufolge neuerdings gewählt worden: Bildhauer Prof. Janensch, Maler Hermann Prell-DreSden und der norwegische Komponist Edward Grieg in Bergen * AuS Mailand, 2. ds Mt«, wird der „B B-Ztg " geschrieben: Das souveräne Publikum der Scala hat seinen Willen bekommen. Man wird ihm nicht wieder die ,Götterdämmerung" vorführcn. Die schwere deutsche Kost mundet nun einmal dem italienischen Gaumen nicht, und so hat die Jmpresa nach dem üblichen Theaterskandal nolons volsns die Partitur zurückgezogen, dem Dirigenten Maifftro Vanzo den erbetenen Abschied erteilt, und wo die düsternen Nornen die SchicksalSsäden spannen und Hagen den Siegfried erschlug, da wirbeln jetzt lustige Ballet reich-Ungarn und Rußland, welche zur Erreichung ihres AuSwanderung-ziele« den Weg über deutsche Häfen wählen. Diese betrug m den Jahren 1892—1895 im ganzen 151 412, 98288, 52760 und 95 074. — Voraussichtlich wird da« neue Auwanderung«gesetz nicht lediglich gewerbe- polizeiliche Bestimmungen enthalten — denn diese Seite ist bereit« in den Gesetzgebungen der Einzelstaaten aus reichend und befnedigend geregelt — sondern auch solche, die das AuSwanderungSwesen vom wirtschastlichen, nationalen Gesichts- und Standpunkte aus zu ordnen bestimmt sind. Der dem Reichstage vom Jahre 1892 vorgelegte Gesetzentwurf ist bekanntlich in Berücksichtigung dagegen erhobener Bedenken gar nicht zur Beratung ge bracht worden; eS ist abzuwarten, ob der neue Entwurf im Reichstage mehr Beifall finden werde — Der im allgemeinen ziemlich zwecklose Streit zwischen der „Nationalzeitung" und der offiziösen „Berliner Correspondenz", über den wir auch schon mehrmals be richtet haben, wird heute durch die nachstehende Auslastung des letztgenannten Organs fortgesetzt: Die Mitteilung der „Nationalzeitung", daß seitens de« Handelsministeriums mit zwei Mitgliedern der früheren Produktenbörse, die gleich zeitig Mitglieder des Ältestenkollegiums seien, Verhand lungen, welche die Produktenbörse beträfen, angeknüpft worden seien, und daß am Tage jener Mitteilung (24. Februar d. I«) bezügliche Besprechungen stattgefunden hätten, ist als der thatsächlichen Grundlage entbehrend bezeichnet worden, weil thatfächlich von dem Handels ministerium keinerlei Verhandlungen dieser Art angeknüpft worden waren Das Blatt hat in der Folge seine Mitteilung dahin berichtigt, daß Besprech ungen zwischen dem Staatskommissar der Berliner Börse und Mitgliedern der früheren Produkten börse stattgefunden hätten, zu welchen der Staatskommissar die Initiative ergriffen habe, daß derselbe insbesondere ein der früheren Produktenbörse angehörendes Mitglied des Ältestenkollegium» unter Übersendung seiner Karte um eine Besprechung ersucht habe. Auch in dieser Fassung bedürfen die Angaben des Blattes der Berichtigung, wie aus der nachfolgenden Mitteilung des Staatskommissars sich ergiebt: „Es ist nicht richtig, daß ich ein Mitglied des Ältesten kollegiums unter Übersendung meiner Karte um eine Be sprechung ersucht habe. Ich habe in den Monaten Januar und Februar den Ältesten der Kaufmannschaft persönlich meinen Besuch gemacht und bei denjenigen Herren, die ich nicht angetroffen habe, in üblicher Weise meine Karte zurückgelasten Ich habe dabei wohl mein Bedauern über die Vergeblichkeit des Besuches, niemals aber ein Ersuchen um eine Besprechung bestellen lasten. Wenn einer der be zeichneten Herren bei der Erwiderung des Besuches auch über die Verhältnisse der Produktenbörse gesprochen hat, so kann hierauf nicht die Behauptung begründet werden, daß ich ihn durch Abgabe nieiner Karte zu einer solchen Besprechung eingeladen habe Die Initiative zu „Be sprechungen" über die Verhältnisse der Produktenbörse habe ich bei zwei Mitgliedern derselben, die übrigens nicht Mitglieder des Ältestenkollegiums sind, Mitte Januar er griffen, um Informationen über die Verhältnisse des börsenmäßigen Warcnhandels nach dem Inkrafttreten des Börsengesetzes zu sammeln. Daraufhin haben zwei solcher Besprechungen in der zweiten Hälfte des Januar stattgefunden Die Angabe der „Nationalzeitung", daß Verhandlungen mit Mitgliedern des Ältestenkollegiums von mir angeknüpst seien, kann unmöglich aus jene vor sechs Wochen erfolgten informatorischen Besprech ungen mit anderen Mitgliedern der Produktenbörse be gründet werden Der Staatskommissar gez Hempten- macher." — Über die Rechtsprechung des Reichsver sicherungsamtes wird berichtet: Im Jahre 1896 wurden beim Reichsversicherungsamte in Sachen der Unfall versicherung 9273 (i. I. 1895 7806) Rekurssachen an hängig, wozu noch 2780 (3327) unerledigt aus dem Vor jahre übernommene kamen, sodaß im ganzen 12 053 (11 133) Rekurssachen zu bearbeiten waren. Von den neu eingegangenen 9273 Rekursen waren 6375 sogenannte gewerkliche und 2700 landwirtschaftliche. Von den zu be arbeitenden Rekursen waren eingelegt von den Versicherten 9691, von den Berufsgenossenschasten und Ausführungs behörden 2362. Davon wurden erledigt durch Urteil 7581, durch Beschluß wegen formeller Mängel 630, auf andere Art (Zurücknahme, Vergleich re.) 416, zusammen 8627, sodaß 3426 unerledigt blieben. Bei den durch Urteil erledigten 7581 Sachen wurde in 5375 Fällen der Rekurs, der in 4500 Fällen von den Versicherten und in 875 Fällen von den Berufsgenossenschaften ein gelegt war, zurückgewiesen; stattgegeben wurde dem Rekurse der Versicherten in l55l Fällen, der Berufsgcnostenschaften in 655 Fällen, zusammen in 2206 Fällen Unerledigt blieben 3426 «achen. An ausschließlich dem Reichs ¬ tänzerinnen, da treibt der Sport m allen fernen Arlen und Abarten sein Spiel. Grane, das edle Wallüren- Pferd, erringt allabendlich in der Grand-Prix-Steeple-Chase den ersten Preis und es spricht sür die italienische Ab stammung dieses Rosses, daß es sich bei dem leichten Ge- plätscker der Marengoschen Balletmusik entschieden wohler zu süh!en scheint, als bei den schweren Tonwogen der Wagnerschen Musik. — Während die Scala all mählich die führende Nolle unter den italienischen Opernbühnen verliert, strebt das Tel Perme-Theater immer mehr aufwärts. Mit einem wirklich guten Ensemble macht man selbst im musikmüden Mai land noch volle Häuser, wenn man in der Wahl der Opern den Geschmack des Publikums zu treffen weiß. „Rigoletto", „Traviata" und „Lucia" haben ihre alte An ziehungskraft bewährt. Auch in der Wahl der Künstler hat die Jmpresa eine glückliche Hand gehabt. Namentlich seitdem die Direktion den Varitonisten Rudolf Bernhard für eine Reihe von Vorstellungen engagierte, ist das Theater jeden Abend gedrängt voll. Hr. Bernhard, der zum ersten Male m Mailand sang, errang einen jener Erfolge, die man hier „epochemachend" nennt. Eine in vortrefflicher Schule gebildete große Stimme von herr lichem Wohllaut nennt der junge polnische Künstler sein eigen. — Für nächsten Herbst ist eine inter essante Stagione im Teatro del Verme geplant Es sollen drei deutsche Opern, die in Italien noch nicht gegeben worden sind, mit hervorragenden Kräften in italienischer Sprache zur Aufführung gelangen, und zwar „Der Eoangelimann" von Kienzl, „Hänsel und Gretel" von Humperdinck und „Das Kätchen von Heilbronn" von Moritz Jaffs. Für die Orchesterleitung hofft man den Dirigenten an der Berliner Hofoper Hrn. vr Muck zu ge winnen C) Bruchstücke einer Gigantomachie, in der Dar stellung an die Bilder des Pergamenischcn Altar« erinnernd, künstlerisch mit diesen freilich nicht vergleichbar und um mehrere Jahrhunderte jünger, sind bei der Freilegung von Resten einer römischen Tempelanlage in DzeureS bei La Roche-Posay (Imlrs et I-oirv) aufgedeckt worden Das letzterschienene Heft de« .4mi ckss Kovumsnt« giebt über den Fund, der gelegentlich dc« Neubaues einer Kirche gemacht ist, genauere Mitteilungen Eine der Reliefplatten läßt Athene gegen zwei Giganten kämpfend erkennen, auf versicherungSamt Nachgeordneten Schiedsgerichten wann im Jahre 1896 1276 vorhanden, bei denen im ganzen 38 647 Berufungen anhängig wurden Diesem gegen über stehen 160872 berus«genoffenschaftliche (auSsührungs behördliche) Bescheide, unter denen sich 64 598 Bescheide befinden, welche die Anwendbarkeit des ß 65 des Unfall- versicherungSgesetzes (tz 70 de« landwirtschaftlichen Unfall- vcisicherungSgesttze«, tz 73 de« SeeunfallversicherungSgesetzeS) zum Gegenstand hatten — In Sachen der JnvaliditätS- und Altersversicherung beträgt die Zahl der im Jahre 1895 bei dem ReichSoersicherungSamt anhängig gewordenen Revisionen 4246, von denen 2646 in Jnvalidenrenten- sachen, 1501 in Alterürentensachen und 99 in Beitrags erstattungssachen eingelegt wurden Unerledigt aus dem Jahre 1894 übernommen sind 621 Invaliden-, 446 Alters renten- und 14 BeitragserstattungSsachen, so daß im ganzen 5327 Sachen zu bearbeiten waren. Von den 4642 neu eingelegten Revisionen wurden eingelegt von den Versicherten 3339, von den Versicherungsanstalten und Kaffeneinrichtungen 765, von den StaatSkommifforen 142. Von den Revi sionen wurden erledigt durch Urteil nach mündlicher Ver handlung 3227, durch Urteil ohne mündliche Verhandlung wurden zurückgewiesen 573, auf andere Art (durch Zurück nahme, Vergleich rc.) wurden erledigt 246, zusammen 4046, sodaß unerledigt blieben 1281 Revisionen Von den durch Urteil nach mündlicher Verhandlung erledigten 3227 Revisionen wurden 2274 Revisionen zurückgewiesen; stattgegeben wurde den Revisionen der Versicherten in 443 Fällen, der Versicherungsanstalten und Kafseneinrich tungen in 447 und der Staatskommissare in 63, zusammen in 953 Fällen. — Die Zahl der auf Grund des Jnva- lititäts- und Altersversicherungsgesetze« errichteten SchiedS gerichte im Reiche ist im Jahre 1896 dieselbe geblieben wie im Vorjahre, nämlich 528; davon entfallen 499 aus die 31 Versicherungsanstalten, 29 auf die zugelassenen 9 besonderen Kaffeneinrichtungen. Es haben zwar Verhand lungen über Zusammenlegung mehrerer benachbarter Schieds gerichte geschwebt, jedoch ist die inzwischen beschlossene Ver einigung erst mit dem 1. Januar 1897 in Kraft getreten Im Laufe des Jahres sind bei den Schiedsgerichten 20 643 Berufungen anhängig gemacht worden, und zwar in Jnvalidenrentensachen 13 464, in Altersrentensachen 5545, wegen Erstattung von Beiträgen gemäß W 30 und 31 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes 1634. Davon sind erhoben von den Versicherten oder deren Hinterbliebenen 20119, von dem Staatskommisiar 513, von beiden Seiten 11. Von der Gesamtzahl der im Berichtsjahre anhängig gewordenen (20 643) und der aus dem Vorjahre unerledigt übernommenen (5212) Berufungen sind erlevigt durch rechtskräftigen Ablehnungsbescheid des Vorsitzenden 1512, durch Vergleich oder Zurücknahme der Berufung 2977, durch Entscheidung des Schiedsgerichte 15 124, auf andere Weise 986, zusammen 20599. Unerlediot blieben 5256 Sachen. — Über eine „gemeinsame Unterhaltung" derNational Sozialen und derSozialdemokraten berichtet die „Post" folgendes: Die Hilflosigkeit der nationalsozialeu Propa ganda gegenüber der sozialrevolutionären Bewegung trat wohl nirgends drastischer zu Tage, als in dem Moment, wo sie Triumphe zu feiern gedachte, und nicht ganz mit Unrecht höhnten Bebel und Genossen über die „absolute Verständnislosigkeit", die sich in den nationalsozialen Reden offenbare. Bebel behandelte das Thema „Die Wirren im Orient". Der erste Teil seiner Auslassungen unterschied sich in nichts von einem Leitartikel des „Vor wärts"; die alten Redewendungen von den Fehlern der auswärtigen Politik des Fürsten Bismarck kehrten immer wieder. Rußland ist, nach Ansicht des Redners, der Feind, der unter allen Umständen und mit allen Mitteln bekämpft werden muß. Sei es den russischen Macht Habern erst gelungen, sich in Konstantinopel fest zusetzen, so sei „die Abtrennung der Oslsicprovinzen vom Deutschen Reiche" nur eine Frage der Zeit. Ter Besitz der eisfreien Ostseehäfen sei für den russischen Handel eine Lebensfrage Redner tadelte die deutsche Regierung, die sich auch in neuester Zeit, in der Kretasrage, viel zu rücksichtsvoll gegenüber Rußland gezeigt habe. Freilich gebe es auch in der eigenen, der sozialdemokratischen Partei, Leute, die die Herrschaft der Türkei um jeden Preis aufrecht erhalten wollten. Er, Bebel, sei hierin anderer Meinung; die Türkei habe, weil sie allen Kultur- bestrebungen indolent oder feindlich gegenüberstehe, kein Recht auf Schonung. Nachdem der Redner auSgeführt, daß eine vollständige Autonomie Kretas auch von den deutschen Sozialdemokraten „gutgehnßen" würde, schloß er mit großem Pathos: „Wenn es eine Macht in Europa giebt, welche die Regierungen zwingt, Ruhe zu halten, so ist es der Sozialismus!" (Stüim scher Beifall) Die Dis kussion wurde durch Pfarrer Naumann eingeleitet Redner freute sich, mit den Sozialdemokraten darin übereinstimmen zu können, daß er die Geheimniskrämerei anderen sind, zur Hälfte zerstcrt, die Figuren schlangen- füßiger Giganten sichtbar. Auch vr» der Architektur des Tempels, der — wie man nach einer nicht vollständig erhaltenen Inschrift annimmt — der Minerva und den Kaisern, man vermutet dem Marc Aurel und Lucius Verus, geweiht war, und von Altären sind zahlreiche Neste, darunter Stücke mit ornamentaler und siaürlicher Dekoration, gesund«» worden. Dieselbe Zeitschrift berichtet über neu vorgenommcne Untersuchungen in Villeret bei Bernay an der Stelle, wo 1830 der berühmte, jetzt im (.'abinet cke« K Bailies in Paris befindliche Silberschatz zu Tage kam 69 silberne Gefäße und Geräte, darunter eine ganze Reihe großer, reich dekorierter und aus das kunstvollste gearbeiteter Becher und Kannen, die den schönsten Stücken des Hildes heimer Schatzes und des neuen großen Fundes von Bosco- reale nicht nachstehen, wurden damals von einem Bauer, Prosper Taurin, beim Bebauen des Feldes gefunden In schriften auf manchen der Gefäße zeigten, daß der Schatz einem Heiligtumc des MercuriuS Canetus oder Canetcnensis angehörte. Man hat anfänglich die Fundstelle nicht ge nauer untersucht Später, im Jahre 1861, sind neue Aus grabungen vorgenommen worden, die aber — hauptsächlich rn der Hoffnung, weitere Silbersachen zu finden, angestellt — über die bauliche Anlage des Heiligtums wenig Auf klärung brachten, vielmehr für die Erkenntnis dieser durch planloses Umwühlen des Bodens mehr schädlich als förderlich gewesen sind. Der Plan einer großen Veröffentlichung des Schatze«, die bisher fehlte, wie sie auch für den Hildesheimer Schatz noch fehlt — nur die hervorragenderen Stücke von Villeret sind in dem Prachtwelk von Uabelon, I-« eabiust cks» ^ntigues ä I» lübliotdägus national« (Pari- 1887) veröffentlicht worden —, machte jetzt nochmalige AuS- grabungSversuche erforderlich Zahlreiche verschieden kon struierte und in verschiedenem Niveau gelegene Fundamente und Mauern sind sreigelegt worden Man glaubt, in ihnen die Reste zweier Bauperiodcn erkennen und aus der Lage der Mauern nebeinander schließen zu können, daß da« Heiligtum zwei unter sich benachbarte Tempel, einen de« Nierkur und einen zweiten einer vermutlichen weiblichen Gottheit enthielt. Sudstruktionen bei den Tempeln scheinen von einem großen öffentlichen Gebäude zu stammen, und ein Brunnen von 60 m Tiefe, dessen Ausgrabung gerade begonnen ist, gehört nach den bereit« gemachten Fund.» der römischen Anlage an. In der Umgegend sind zahl reiche Reste römischer Bauanlagen, und römische Straßen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)