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Dresdner Journal : 20.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-20
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 20.03.1897
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Für Dresden vierteljährlich: 4 Marl SOPf, bei den »aijer- lich beuiscken Postanstaltrn meNeljLhrlich d Mark; außer- bald de« Deutschen Reiche« Pv». und Stempelzuschkg. rinzelue Nummern: 10 Pf. «rschetnen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß: Rr. ILAS. Dlksdner M Aonrnal. Ankünvigungagtbühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift So Pf. Unter „ Eingesandt" die Zeile k»0 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königlich« Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr. Anschluß: Nr. 12VS. 1897. ^S65 Sonnabend, den 2V. März, abends. Amtlicher Teil. TreSVen, 20. März. Se. Majestät der König sind gestern Abend 8 Uhr 4 Min. von Mentone nach Dresden zurückgekehrt. WekannLrnachung, die Max-Richardstiftung betreffend. Unter dem Namen der Max-Richardstiftung besteht feit Kurzem eine bei dem Ministerium der Innern verwaltete Stiftung, aus welcher alljährlich einer kurbedürftigen, mittellosen Perfon, die im König reiche Sachsen staatSangehörig ist und im Bade Kissingen oder in einem anderen bayrischen Bade Heilung sucht — Kinder nicht ausgeschlossen — eine Unterstützung hierzu gewährt werden soll. Findet sich ein geeigneter Bewerber nicht, so kann die Unter stützung auch zum Gebrauche eines Bades im König reiche Sachsen oder in anderen deutschen Ländern, beziehentlich in Oesterreich, gewährt werden. An gehörige der Amtshauptmannschaft Grimma (Stadt und Land) erhalten bei sonst gleicher Berechtigung den Vorzug. Gesuche um die stiftungsmäßige Unterstützung, welche diesmal 75 M. beträgt, künftig aber auf ungefähr 180 M. jährlich sich belaufen wird, sind bis zum 1. Juni 1897 an die II. Abteilung des Ministeriums des Innern zu richten. Denselben sind beizufügen 1) ein ärztliches Zeugniß, aus welchem die Art der Krankheit und die Nothwendigkeit des Kurgebrauchs in dem bestimmten Bade sich ergiebt, 2) der Nachweis der sächsischen Staatsangehörigkeit des Kranken und 3) die Bescheinigung seiner Unbescholtenheit sowie die amtlich bestätigte Angabe seiner Alters-, ErwerbS- und Familienvcrhältnisse, woraus seine Mittellosigkeit beziehentlich die seiner unterhaltspflichtigen Angehörigen hervorgehen muß. Ausgeschlossen von der Berück, sichtigung sind nach den StistungSbestimmungen Die jenigen, welche ein festes Einkommen aus Gehalt, Pension oder irgend einer Rente genießen Dresden, am 15. März 1897. Ministerium des Innern. von Metzsch. WekannLrnachung. Tie Versicherungsanstalt „ Central-Bieh-Ver- sicherungs-Verein" in Berlin ist zum Betriebe der Vieh- und der Fuhr-Unfall-Versicherung im Königreich Sachsen mit dem Sitze in Dresden zugelassen worden. Ties wird gemäß 8 6 der Verordnung vom 16. September 1856 hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 12. März 1897. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Bo-el. Edelmann. Nichtamtlicher Teil. Im Reichstagr rüsten sich die sogenannten „Vertreter des deutschen Volkes" dazu, in einer ihrer würdigen Weise den Tag der Erinnerung an eine vergangene, große Zeit zu begehen. Heute vermutlich schon wird die „hohe" Versammlung, sich in schroffsten Widerspruch zu Lunk und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt — Am 19. März: „Die Makkabäer", Trauerspiel in fünf Akten von Otto Ludwig. Auch die gestrige sechste Aufführung der „Makkabäer", deren erste Akte ich sah, bewährte die Anziehung«- und die Wirkungskraft der großen Tragödie. Die Darstellung hat an Fluß gewonnen, die beiden Hauptdarsteller Frl. Ulrich (Lea) und Hr Waldeck (Judah) verkörpern und beseelen die mächtigen Gestalten des Dichters mit un geminderter Kraft Die Naemi, die Frl. Politz darstellt, schien mir noch wärmer und inniger al« bei der ersten Aufführung, Hrn. Holthaus (Matthatias) ist man die Gerechtigkeit schuldig heroorzuheben, daß sein Ton im ersten Akt um vieles männlicher und kräftiger erklang. In den großen Volksszenen des zweiten Aktes wurde ein wenig gehastet, damit verliert natürlich die Situation nichts an Lebendigkeit, aber an Klarheit, doch mag es sich auch nur um eine zufällige und vorübergehende Beschleunigung des Zeitmaßes gehandelt haben Die eigentliche an Direktion und Regie herantretende Frage ist nunmehr, wie das Ludwigsche Trauerspiel ins bleibende Repertoire des Hoftheaters einzufügen ist. Es hat natürlich gar keine Schwierigkeit, die „Makkabäer" ge legentlich als Klassikervorstellung zu ermäßigten Preisen zu bringen. Aber damit wäre nichts gewonnen, wenn man sie dann wieder auf Jahre zurückstellen wollte E« ist so viel ehrliche Mühe, so viel gute Kunst an die Vorführung dieses Werkes gewendet worden und es liegt so sehr im poetischen Schwergewicht der Schöpfung, über kurz oder lang eine abermalige Neueinstudierung zu fordern, daß man entschieden bester thun wird, die Tragödie unter die Werke zu reihen und zu rechnen, die wie z. B Kleists „Prinz von Homburg" jährlich auch auch nur ein oder allen patriotisch gesinnten Deutschen stellend, der ReichSregierung die Mittel zu der als dringend not wendig bezeichneten Verstärkung unserer Kriegsflotte verweigern und an den bevorstehenden Gedenktagen wird die demokratische Presse widerhallen von den Jubelrufen der über ihren „Sieg" von freudigem Stolze geschwellten Opposition. Ihren Gipfelpunkt erreichte die Weisheit der Gegner der Regierung gestern in der Rede des freisinnigen Führers, des Abg. Richter. AuS jeder Zeile der Rede spricht die bekannte Selbst gefälligkeit dieses skrupellosen Mannes, dessen ganzes Leben sich in dem Bestreben erschöpft, bei allen und jeden Gelegenheiten der Regierung Schwierigkeiten zu bereiten, der an positiven Leistungen bisher noch nicht das Geringste aufzuweisen hat und dessen böchster Triumph es ist, wenn es ihm gelingt, im Verein mit Sozialisten, Freisinnigen und Zen trumsleuten der Regierung einige Millionen gerade an solchen Punkten abzuhandeln, wo es im Inter esse unseres nationalen Ansehens am beklagens wertesten ist. Auch an Bescheidenheit krankt der freisinnige Führer bekanntlich nicht. In seiner „Freisinnigen Zeitung" schreibt er sich selbst folgende Kritik seiner Rede: „Abg. Richter replizierte eingehend unter leb haftem Beifall der Linken und des Zentrums auf die Reden, welche tags vorher die Abgg. v. Kardorff, der Reichskanzler, Staatssekretär Frhr. v. Marschall und bei Beginn der Sitzung Staatssekretär Graf Posadowsky gehalten. Der letztere hatte nach Kräften gesucht, die Finanzlage „himmelblau" zu malen. Es war dem Abg. Richter leicht, ein Bild der Wirklichkeit entgegenzuhalten. Aus der Rede des Ab'. Richter waren insbesondere von durchschlagender Wirkung seine Ausführungen über das deutsche Weltreich und die Weltpolitik, sowie seine Kritik der Arr und Weise, wie das Auswärtige Amt in Ostasien, Transvaal und zuletzt in der kretischen Frage operiert hatte. Ver geblich versuchte Staatssekretär Freiherr v. Marschall diese Ausführungen zu entkräften." Daß die fachkundigen und überzeugenden Darlegungen des Staatssekretärs v. Marschall einen Erfolg nicht erzielt haben und einen abermaligen für das deutsche Ansehen unheilvollen Beschluß des Reichstags nicht verhindern werden, ist leider Thatsache. Aber das spricht nicht etwa gegen den Staatssekretär, sondern nur gegen die oppositionelle Mehrheit des Reichstags, die eben gar nicht mehr gewillt ist, Gründe auf sich ein wirken zu lassen Für diese Herren stand aus partei- taktischen Gründen das Verhalten schon längst fest. „In den Worten des Abg. Richter" — so schloß gestern Hr. v. Marschall — „ich sei den Beweis schuldig geblieben, daß unsere Flotte nicht allen Anforderungen genüge, denn es sei auch so gegangen, in diesen Worten schließlich konzentriert und konden siert sich die Staatsweisheit des Abg. Richter. Mau verwirft die wohlbegründete Forderung der Regierung, weil man sich tröstet mit dem Satze, daß es auch so geht. Ja freilich geht es auch so, aber fragt mich nur nicht wie. (Heiterkeit.) So lange der Rückgang in dem Bestände unserer Kreuzerflotte andauert, so lange können wir die Pflichten nicht in vollem Maße erfüllen, die wir zu erfüllen haben. Das ist ein Zustand, der auf die Dauer ebenso sehr unserem Ansehen wie unseren materiellen Interessen schadet, und aus diesem Grunde kann ich nur meine gestrige Bitte um Bewilligung der Kreuzer wiederholen." — In diesen wenigen Worten ist die ganze Machtlosig keit unsrer Regierung dem heutigen Fraktionswesen gegenüber treffend gekennzeichnet. Möchten alle die jenigen, in deren Hand es gegeben ist, in diesen un erträglichen Verhältnissen Wandel zu schaffen, sich die Vorgänge der lebten Tage recht genau ihrem Ge dächtnisse einprägen. Neber Beginn und Verlaus der sozial politischen Arbeiterfnrsorge berichtet das ReichSversicherungSamt in seinen „Amtlichen Nachrichten", indem es dem Gedächt nisse Kaiser Wilhelms des Großen huldigt, folgendes: Zum hundertsten Male erneut sich der Geburtstag des Hochseligen Kaiser- Wilhelms de- Großen Neben den ge waltigen nationalen Errungenschaften Seine- gesegneten Lebens bilden die sozialpolitischen Gesetze ein seltenes und leuchtende- Denkmal in der Geschichte Seiner glorreichen Regierung. Un vergeßlich sind die Worte, mit denen der große Kaiser in Seiner Botschaft vom 17. November l88t dem Reichstage das zu er reichende Ziel mahnend vor Augen stellte: „Wir halten eS für Unsere Kaiserliche Pflicht, dem Reichstag die Förderung des Wohle- der Arbeiter von neuem ans Herz zu legen, und würden Wir mit um so größerer Bcsriedigung aus alle Ersolge, mit denen Gott Unsere Regierung sichtlich gc segnet hat, zurückblicken, wenn es UnS gelänge, dereinst da» Be wußtsein mitzunehmen, dem Baterlanbe neue und dauernde Bürgschaften seines inneren Frieden- und den Hils-bedürftigcn größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf den sie Anspruch haben, zu hinterlassen. In Unseren hierauf gerichteten Bestrebungen sind Wir der Zustimmung aller verbündeten Re gierungen gewiß und vertrauen auf die Unterstützung des Reichstags ohne Unterschied der Parteistellungen. In diesem Sinne wird zunächst der Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunsälle vor bereitet. Ergänzend wird ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine gleichmäßige Organisation des gewerblichen Krankenkassenwesens zur Aufgabe stellt Aber auch diejenigen, welche durch Alter und Invalidität erwerbsunfähig werden, haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch aus ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zu teil werden können. Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches aus den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht. Der engere Anschluß an die realen Kläfte dieses Volkslebens und das Zujammensassen des letzteren in der Form korporativer Genossenschaften unter staat lichem Schutz und staatlicher Forderung werden, wie Wir hoffen, die Lösung auch von Ausgaben möglich machen, denen die Staatsgewalt allein in gleichem Umfange nicht gewachsen sein würde." Diese Kaiserliche Hoffnung ist in vollem Maße in Erfüllung gegangen Neben dem Gesetz über die Krankenversicherung der Arbeiter ist die Unfallversicherung in einer Reihe von Gesetzen für nunmehr über 18 Mill. Deutsche in Kraft getreten, und auch den letzten Teil de- großen Werte-, die Jnvaliditäts- und Altersversicherung, war dem Kaiser vergönnt, wenigstens in den Grundlagen Seinen Nachfolgern auf dem Throne als ein teures Vermächtnis zu überliefern Mehr als 8V0V00 Versicherte haben im letztvcrgangenen Jahre die Segnungen dieser Gesetz gebung als Empfänger gesetzlicher Unfall-, Invaliden- und Altersrenten genossen! Rund tlvo Mill. M. sind bisher dafür aufgebracht word.n, wovon sich etwa die Hälfte in den Reserve fonds und Vermögensbeständen der Berufsgcnossenschaften und der Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalien befindet. Als die sozialpolitisch ausgercifteste Schöpfung, die von dem großen Kaiser ausgcgangcn, stellt sich die Unfallversicherung dar. Entfchlossen unternahmen damit die hohen verbündeten Regierungen und die Vertreter des b utschen Volks, zuerst von allen Kulturstaaten, ein Werk, welches durchaus neu in seinen Zielen und eigenartig im Ausbau wie in der Durchführung war. Der Grundsatz der Haftpflicht wurde verlaffen, die Haft pflichtprozesse, eine beständige Quelle dec Verbitterung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, beseitigt. An die Stelle der Hast- Pflicht trat ein unbedingter Rechtsanspruch der versicherten Arbeiter auf Leistung einer auskömmlichen Entfchädigung. wenn sie im Berufe verunglücken. Ob durch eigene oder fremde Schuld, wurde belanglos; selbst grobes Verschulden beraubt sie dieses Anspruchs nicht. Die Gesamilast der Leistungen wurde den Unternehmern aufgelegt Sie allein zahlen, von der den Krankenkassen zusallenden Fürsorge in den ersten dreizehn Wochen abgesehen, alle Unfallentschädigungen. Für den äußersten Fall bürgen Reick und Bundesstaaten für die Erfüllung der Ansprüche der Versicherten. Neue Organisationen traten zur Durchführung der Versicherung ins Leben; reine Unternehmer- Verbünde mit korporativer Verfassung und Selbstverwaltung in ausgedehntestem Maße, mit autonomer Regelung des Gc- sahrentariswcsenS und der Unfallverhütung, mit Überwachungs- und Strafbefugnis gegen ihre Mitglieder. Das hervorragend Neue der Unfallversicherung aber war die Beteiligung der Arbeiter an ihrer Dulchfühiung. Ein auf gleichmäßiger Mit wirkung von Verlrctern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer beruhendes schiedsgerichtliches Verfahren trat für alle Ent schädigungsansprüche an dieSielle desordcntlichcnRechtswegcs Bei dem Erlaß von Uniallverhülungsvorschriste» haben die Arbeiter- verireter mit vollem Stimmrecht an der Begutachtung mit- »twirlen. Und in der den Abschluß des Ganzen bildenden Reichsbehörde sitzen neben Vertretern des Bundesrats und der Arbeitgeber mit beratender und beschließender Stimme Arbeiter, die daS Vertrauen ihrer Genossen zu dieser Mitwirkung in oberster Instanz berufen hat Der „engere Anschluß an die realen Kräfte des Volkslebens" ist dergestalt in glücklicher Weise gesucht und gesunden, und e- ist zu hoffen, daß die großen Ausgaben, die in der Botschaft des Hochseligen Kaiser- gestellt sind, auch weiter wie bisher aus dem Boden dieser bewährten Einrichtungen ihre Erfüllung finden — hier und aus dem Gebiete der Kranken- wie der Jnvaliditäts- und Altersversicherung Die schweren Lasten an Geld und ehrenamtlicher Arbeit werden willig von den Unternehmern getragen, und die- und nicht minder bat friedliche und nützliche Zusammenwirken von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in allen entscheidenden Instanzen wird je länger je mehr sicherlich dazu beitragen, die Gegensätze abzuschwächen und „dem Vaterlande dauernde Bürgschaften seine inneren Frieden»" zu schaffen. Die Behörde aber, welche das Vertrauen der Gesetzgeber zur Durchführung der Unfall- und der Invalidität«- und Altersversicherung an erster Stelle berufen hat, empfindet es al- eine willkommene Pflicht, in diesen Tagen bewegter Er innerung an den großen Kaiser den Männern Dank zu sagen, die lange Jahre hindurch neben den Mühen und Sorgen des eigenen Berufes ihre Kraft zur Durchführung jener Gesetz gebung in ehrenamtlicher Wirksamkeit eingesetzt haben Biele von den Mitarbeitern der ersten Zeit sind inzwischen aus geschieden. Viele aber find noch heute, wie in den ersten Jahren, ein großer Teil schon von Anbeginn an, in den leitenden Ehrenstellungen der Berussgenosfenschaften thälig." Die Namen dieser letzteren Herren, soweit die Beruss- genossenschaften, deren Vorsitz sie führen, dem Reichsversicherungs amt ausschließlich unterstellt sind, werden dann „zum Ausdruck der Anerkennung, die ihnen und allen anderen, die sich sonst in den Dienst der großen Sache gestellt haben, in vollem Maße gebührt", aufgeführt Tagrsgeschichtc. Dresden, 20. März. Se Majestät der König, Allerhöchstwclcher am 18. März früh l Uhr 19 Min. von Mentone abgereist waren, sind gestern abend 8 Uhr 4 Min. mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge in bestem Wohlsein hier wieder eingetroffen. Im Allerhöchsten Gefolge befanden sich: der General adjutant Generallieutenant v. Treitschke, Exccllenz, der König!. Leibarzt Geh. Rat vr. Fiedler und der Legationssekretär v. Nostitz Drzewiecki. Zur Begrüßung Sr. Majestät hatten Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Albert Lich in Begleitung Höchstihrer persönlichen Adjutanten auf dem Böhmischen Bahnhofe eingesunken. Ferner waren zum Empfange anwesend: Ihre Excellrnzen Oberhofmaischall Graf Vitzthum v. Eckstädt, Oberstall meister v. Ehrenstein, Generaladjutant Generallieute nant z. ,D. v. Minckwitz, Stadtkommandant General« lieutenant v. Zeschau und Kümmerer Wirkl. Geh Rat v. Metzsch, ferner Hofmarschull v. Carlowitz-Hartitzsch, Generaldirekior der Staatseisenbahmn Geh. Rat Hoff mann, Flügeladjutant vom Dienste Major v. Ehren- thal und Regierungsrat Köttig in Vertretung des Polizeipräsidenten. Nachdem Se. Majestät die Durchlauchtigsten Königl. Prinzen und die zum Empfange erschienenen Herren begrüßt hatten, begaben Allerhöchstderselbe Sich zu Wagen ins Königl. Residenzschloß, woselbst um 9 Uhr Familienthee stattfand, an welchem Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Groß herzogin von Toskana und die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, Königl. Hoheiten, teilnahmen. Im Laufe des heutigen Vormittags nahmen Se. Majestät der König die Vorträge der Herren StaatS Minister sowie militärische Meldungen im Residenz schlosse entgegen. Heute abend 7 Uhr 20 Min. niit dem fahrplan mäßigen Schnellzuge werden Se. Majestät der König in Begleitung Sr. Excellenz des Generaladjutanten Generallikntknant v. Treitschke, des Flügeladjutanten zweimal auf dem Spielplan erscheinen, aber mit Sicherheit wiederkehren Jedes solche Stück mehr ist ein Gewinn, wenn nicht für die Kaffe, doch für den inneren geistigen Halt einer Bühne und für ihre Stellung zum Publikum. Ad Stern Engels Geschichte der französischen Litteratur. Nach landläufig-sprichwörtlicher Weisheit ist nichts so schwer, als ein einmal schief gewordenes Lebensverhältnis wieder zurecht und gerade zu rücken. Auf geistigem Gebiet ist es nicht minder schwierig, klaren, maßvollen Anschau ungen zu ihrem guten Recht zu verhelfen, wenn von rechts und links das möglichste gethan ist und wird, Einsicht und Urteil zu trüben und hundertmal widerlegte Ertrcme neu in Kraft zu setzen Die Überwindung dieser Schwierigkeit ist das Schicksal deutscher Geschicht schreiber der französischen Litteratur. DaS Verhältnis der deutschen zur französischen Litteratur war das beste und glücklichste in der Periode unserer klassischen Dichtung. Der große Kamps, den Lessing gegen die Vorherrschaft der Franzosen und ihre Regeln führte, hatte mit einem vollständigen Siege geendet Wir waren frei von jedem Druck, folgten selbstaebahnten Wegen und standen doch der großen französischen Litteratur mit dem vollen Be wußtsein ihrer Bedeutung und ihrer Vorzüge gegenüber. Obschon Goethe Diderots Meisterwerk „RameauS Neffe" und zwei Tragödien Voltaires, Schiller Racine« „Phädra" übertrug, dachte niemand an Nachahmung und Unterord nung. Dann kam die Zeit de« Napoleonischen Kaiser reiche«, mit ihrem PseudoklassiziSmus und der deutsche Ingrimm gegen die Fremdherrschaft konnte, ja mußte sich mit einem berechtigt geringschätzigen Vergleich der da maligen Leistungen französischer Poesie mit den Schöpf ungen deutscher Poesie nachhaltig trösten. Die Gering schätzung überdauerte da« erste und zweite Jahrzehnt unsere- Jahrhundert«, von den Anfängen der Neubelebung der französischen Luteralur erhielt man m Deutschland ziemlich späte Kunde. Um so stärker war dann der Umschlag, den das Jahr 1830 und die maßlose Bewunderung der jungdeutschen Schule oder Schriftstellergruppe für die neufranzösische Litteratur bewirkten. Gehörte es doch lange Zeit hindurch zu den Kennzeichen des deutschen Liberalismus, die französische Litteratur über alles zu preisen und der deutschen die zweite Stelle, die Nach ahmung französischer Muster anzusinnen. Ist nun auch die eigentlich schöpferische deutsche Poesie niemals in diese Abhängigkeit zurückgefallen, so wogt doch seit zwei Menschen altern der Kampf zwischen Überschätzung und Unterschätzung der französischen Litteratur wieder auf und ab und wird auch beim Schluffe des neunzehnten Jahrhunderts noch unentschieden sein. Die Abhängigkeit eines Teils unserer „Jüngsten" von Baudelaire und den Parnassiens, von Zola und Maupasiant, wird freilich in der Geschichte der deutschen Litteratur nicht mehr zu bedeuten haben, als die Abhängigkeit gewisser deutscher Tendenzschriftsteller der dreißiger und vierziger Jahre von der französischen Ro mantik, von Georges Sand und Balzac; alle Nachahmung verklingt und verblaßt gegenüber der aus wirklichem Leben stammenden Poesie. Doch der Tagesstimmung und dem Tagcsurteil liegt diese Betrachtung fern, und das groß städtische Publikum, da« seine Pariser Vorbilder in der gesudeltsten Kopie verehrt, hat Ursache genug, zur Zeit wieder einmal an die Überlegenheit der Franzosen zu glauben Eines hat sicher jetzt wie ehedem die französische Litte ratur voraus, eine-, da« Eduard Engel in der Ein leitung zur neuen Bearbeitung (vierten Auflage) seiner „Geschichte der französischen Litteratur von ihren Anfängen bi« aus die neuste Zeit" (Leipzig, Verlag von I Baedeker, 1898) mit aller Entschiedenheit hervor hebt: die einseitig nationale Ausbildung der französischen Sprache und Litteratur. „Kein Volk hält sich so frei von der Kenntni« fremder Sprachen und Dichterwerke, wie das französische; keines besitzt, was als Merkmal be achtenswert ist, so wenig gute Übersetzungen aus fremden Litteraturen An jittcrarischer Abgeschlossenheit gegen andere Völker gleichen die Franzosen auffallend den Ehinescn, mit denen sie vielleicht noch manche andere Ähn lichkeiten haben. Glaubt man etwa, daß durch den letzten Krieg dieser Zustand wesentliche Änderungen erfahren hat? Frankreichs Söhne mögen jetzt etwas mehr fremde Sprachen lernen, als vordem; aber von einem Einfluß fremder Litteraturen auf die französische ist schwerlich mehr zu entdecken als vor 1870. Man könnte sogar sagen: Frank reich hat im Mittelalter, während der Renaissance und um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert mehr Fremdes verarbeitet als in neuester Zeit Man lasse sich nicht dadurch täuschen, daß eS jetzt Einzelforscher in Frank reich giebt, die sich mit Turgenjew und Ibsen, mit Swin burne, mit Gottfried Keller beschäftigen und in der „Uvvus cke^ Ileur Kou6e8" oder der „Üvvue IRvue" gelegentlich einen Aussatz darüber schreiben Die große Menge der Schriftsteller wie der hochgebildeten Leser hat kaum eine Ahnung von neuerer fremder Litteratur Selbst Shake speare wird ausgenommen wie der erste beste Nerfling, wenn er überhaupt gespielt wird, nämlich alle 25 Jahre einmal und jedesmal mit einem sogenannten „Achtungs erfolg". Vom Dasein Goethes als eines Dramatikers wissen die Franzosen, weiß Paris, dieses „Hirn der Welt" (nach Viktor Hugo) nur durch Gounods „Faust"-Ver- operung. Schiller ist ihnen auf der Bühne ganz un bekannt; ebenfo Lessing." Geht schon aus diesem einen Satz hervor, daß sich Ed. Engel über gewiss« Schranken des französischen Geiste« und über gewisse Überreizungen des französischen Selbst gefühls nicht täuscht, so tritt er doch denen gegenüber, die aus diesen Mängeln sich Unzulänglichkeiten der franzö- .fischen Litteratur zurechtlegen, von denen kein wirklicher Kenner dieser Litteratur etwa« weiß und spürt Sind die Franzosen auch keinesweg«, wie sie wähnen, da«
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