Suche löschen...
Dresdner Journal : 18.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970318
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-18
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl bt> Ps., bei den Kaiser- lich deutschen Pvstanstaltrn vierteljährlich »Marl-, außer- halb des Deutschen Reiche« Post- und Sü mpelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fem'pr -Anschluß: Nr128L Dresdner Imnml. AuküudinungSgebührrn: Für de» 3Iaum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SO Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Z.iffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« DreSd.n, Ztmiigeislr. 20. Fernspr Anschluß: Nr 1295 M 63. Donnerstag, den 18. März, abends. 1837. Bestellungen auf das „Dresdner Journal" für das zweite Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auSrvärts: bei den Postanstalten des betreffen den Orts zum Preise von 3 M. Lönigl. Erpe-ition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. TreSdeu, 18. März. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Portepeefähnriche u. s. w. Ten 12. März 1897. Jänecke, Zeughauptm. von der Geschoß-Fabrik, unter Gewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied be willigt. Wolke, Zeug Prem. Ltnt. von der Pulver-Fabrik, rum Heuaüauvtm.. Uhlig, Zeug-Ltnt. von der Art-Welkstatt, zum Zeug-Prem-Ltnt., — befördert. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Den 1S. März 1897. Lachnit, Zeughauptm. vom Filial-Art.-Depot auf Festung Königstein, zur Geschoß-Fabrik, Wolke, Zeughauptm. von der Pulver-Fabrik, zur Direktion der vereinigten Art.-Werkstätten und Depots, Arnold, Zeug-Prem.-Ltnt. vom Art.-Depot, zur Art - Werkstatt, Uhlig, Zeug-Prem-Ltnt. von der Art.-Werkstatt, zum Filial-Art.-Depot auf Festung Königstein, Straube, Zeug-Ltnt. von der Direktion der ver einigten Art.-Werkstätten und Depots, zum Art.- Depot, Dreyer, Zeug-Ltnt. von der Art.-Werkstatt, zur Pulver-Fabrik, — unterm 1. April d. I. ver setzt. Im Sanitäts-Korps. Ten 28. Februar 1887. Die Unterärzte der Res.: vr. Friedrich, Sturm, Müller des Landw. Bez. Leipzig, zu Assist. Aerzten 2. Kl. befördert. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Zeughauptmann a. D. Jänecke das Ritterkreuz 2. Klaffe des Albrechts «Ordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachbenannlen Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtsächsischen Insig nien zu ertheilen, und zwar: des Königlich Preußischen Rothen Adler-Ordens 4. Klaffe: dem Rittmeister der Res. Beckmann des Garde-Reitcr- Regts.; des Ritterkreuzes des Ordens der Königlich Württem- bergischen Krone: dem Major v. Jssendorff, Bats.-Kommandeur vom 6. Inf.-Regt. Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg"; des Königlich Württembergischen Olga-Ordens: dem Hauptmann z. D. Erttel. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Ruhestand getretene Ober-Telegraphenassistent Voigt in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Kronen-Orden -t. Klasse anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Hofopernsängerinnen Katharina Edel, Mathilde Löffler und Erika Wedekind das von Er. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Meiningen ihnen verliehene Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft annehmen und tragen. WekcrnnLlncrchung. Das Ministerium des Innern hat der Tuch- knappen-Kranken-Unterstützungskassezu Hainichen, eingeschriebene Hülfskasse, auf Grund deS ersten Nachtrages vom 31. Januar 1897 zu deren revidierten Statute vom 16. Oktober 1892 be scheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Kranken geldes, len Anforderungen des 8 75 des Kranken versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 8. März 1897. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Vo-el. Lippmann. Srnennunge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der fiskalischen Wasserbau-Berwaltung ist er nannt wo.den: Weichhold, zeither Bootsmann, al» BootS» führer. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus «nd öffentlichen Unterricht«. Zu besetzen: die stän dige Stelle an der Schule zu «leindorfhain Kollalor: da» Königl. Ministerium des KnliuS und öffentlichen UMerricht» Einkommen 1200 M. Gehalt, 72 M. für die Foribildungeschule und freie Wohnung, ev für die Frau deS Lehrers kl M für Nadelarbeiten Gesuche sind bi» zum 25 März bei dem königl. BezirlSschulinspektor sür Dresden-Land, Schulrat Grüllich einzureichen; — die 2. ständige Lchrerstelle in Hundshübel Kollalor: die ebcrste Schulbehörde. Einkommen: Gehalt 1000 M, für Fortbildungsschuluntcrricht 36 M, für 6 andere Ucbrr- stunden bis auf weiteres 216 M , sür Heizung der Schulstule so M, geräumige Amtswohnung im neuerbauten Schulhause und Gartenbenutzung Musikalische Befähigung erwünscht. Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis zum 3 April an den Königl Bezirksschulinspektor l>r. HannS in Schwarzen berg einzureichen; — die 3. ständige Lehrerstelle an der acht- klassigen Schule zu Claußnitz bei Burgstädt. Kollalor: die oberste Schulbehörde Einkommen: 1000 M Gehalt und Amts wohnung. Gesuche sind unter Beifügung fämtlicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum 29 März bei dem König!. BezirkSschulinspettor Schulrat vr Böhme in Rochlitz einzu reichen; — die 6 Lehrerstelle an der Schule zu Scheiben berg Kollalor: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M. JahreSgehalt und 120 M. WohuungSgeld, vom 25 L bcnsjahre ab 200 M. Zulage. Musikalische Befähigung ist erwünscht. Vorschriftsmäßige Bewerbungen sind bis zum 31. März beiden« Kö.agl Bezirksschulinfpektor Schulrat Schreyer in Ann.bcrg einzureichen. Erledigt: die 5. ständige Lehrerstelle zu Untersachsen- bcrg-Tcorgenthal. Kollator: kie oberste Schulbehörde Einkommen: 1000 M. Gehalt und sreie Wohnung Gesuche sind dis zum 31. März an den Königl Bczirlsschulin peltor Schulrat Or. Bräutigam in Auerbach i, B. einzureichen. Bein« Evangelisch-lutherischen LandeSconsisto- rium wurden angestellt beziehentlich befördert: Johann s Rudolph Pa'lmann, PredigtamtSc ndid't. als Hi>f4geis»icker in GerSdvrs (Glauchau); Max Kunze, Hilssgciftlicher in Leipzig- Reudnitz, al« Pfarrer in Großnaundorf lRadcberg>; Max Alwill Bühring, Pfarrer in Seelingstädt, als Pfarrer in Eichigt (OelSnitz); Franz Ferdinand Rietzsch, Hilssgcistlicher in Neu- städtel, als TiaconuS in Falkenstein (OelSnitz) Im Geschäftsbereiche «es Ministeriums «es Krieges. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung deS Kriegs Ministeriums Den 24. Februar 18S7. Horn, Zahlmstr. vom 2. Bat. 4. Ins.-Regt- Nr 103, aus feinen Antrag unter dem 1. Juni 1897 mit Pension in den Ruhestand versetzt Den 8. März 18V7. Tutewohl, Wulkow, Unterapothcker der Res. vom Landw.- Bezirk Dresden - Ältst, bezw. Pirna, zu Oberapothekern be- sördert. Nichtamtlicher Teil. Zn den italienischen Wahlen. Aus Rom wird uns geschrieben: Kaum noch eine Woche trennt uns von dem Wahl tag, und doch kann man höchstens von einer Wabl- bewegung, nicht von einem Wahlkampf reden. ES sind ganz besondere Anstrengungen wie die Wahl manifeste Rudinis, Sonnino?, Talamos, des Adjutanten Zanardellis, wie die Wahlrede Giolittis nötig, um den Karren der Wahlbewegung im tiefen Sanve der übrigen Reden, Briefe und Artikel einige Rad umdrehungen vorwärts zu bringen, und die an gekündigten Ministerreden von Brin in Turin, Prinetti in Neapel, Gianturco in Jseruia werden daran auch nichts ändern Diese Thatsache der Wahl- und Politikmüdigkeit beweist, daß, wie an dieser Stelle bereits ausgeführt wurde, die Kamwerauflösung nicht einem Wunsch, einem Bedüifnis der Bevölkerung ent sprach Wenn Rudini in seinem Wahlmanifest aus führt, daß die Neuwahlen den zur Regierung ab- geschweukieii früheren Mitgliedern der Opposition Ge legenheit geben sollte, sich ihren Wählern vorzustellen, und ferner ein Urteil des Landes über die besonders wichtigen diesmaligen gesetzgeberischen Vorlagen der Regierung zu ermöglichen, so sind das vom Stand punkt der Regierung aus ehrenwerte und achtbare Gründe, aber das Land hätte eine parlamentarische Weiterarbeit mit den alten willfährigen Elementen der Kammer mit vollständigem Gleichmut hingenommen. Das hat seine Bedeutung auch für die Ergebnisse der Wahlen Aus dieser politischen Gleichgiltigkeit heraus wird die Reinigung des italienischen Parlamentarismus, welche Rudini als das oberste und ideale Ziel der Wahlen hinstellt, sich schwerlich vollziehen; Ansätze zu neuen zeitentsprechrnden Parteibildungrn, die mit den bisherigen persönlichen Jnteressenkämpfen aufräumen könnten, zeigen sich nirgends. Die Wahlen werden die starke Mehrheit, welche die Regierung bereits be saß, wieder in die Kammer schicken und sie damit parlamentarisch und moralisch legitimieren. Die Sozialisten und Radikalen, welch' letztere wenngleich ohne jeden Grund in weiten Kreisen noch immer als halbe Verbündete der Regierung gelten, werden etwas und zwar auf Kosten der Crispi Anhänger verstärkt zurückkehren, und in der Mehrheit und Minderheit der Kammer werden die gleichen Männer, die Giolitti, Zanardelli, Crispi, Sonnino, Cavalotti rc. rc. die Führung haben und mit denselben Mitteln und Kunst griffen wie fiüher sich ihrer Gefolgschaft versichern, kurz, es wird im allgemeinen wohl alles so sein wie eS früher war. Hoffentlich wird in der neuen Kammer in der ver-älti ismäßig kurzen für ihre Beratungen zn Ge ¬ bote stehenden Zeit aber wenigstens tüchtig g arbeitet werden Es ist viel nachzuholen, und das Programm der Reformen im Innern, das Rudinis Wahlschreiben aufweist, ist ein sehr reichhaltiges, obgleich, was dank bar anerkannt werden muß, die Heeresfrage in ihm nicht einmal gestreift ist und so den leidenschaftlicheren Erörterungen der Wahlwoche entzogen wird. Im übrigen bilden die meisten vorgeschlogenen Reformen einen eisernen Bestand der letzten 20 Jahre italienischer Politik. So wendet sich das Interesse weiterer Kreise und auch des Auslands der Stellungnahme der Parteien in den Fragen der kolonialen und äußeren Politik zu. Die Negierungskundgebung geht in Bezug auf Ab rüstung in Afrika einen großen Schritt vorwärts — oder richtiger rückwärts — schafft aber doch ein weiteres Provisorium, das bis Mitte Oktober dauern kann: die Festlegung der Südgrenze müsse abgewartet werden, ehe eine endgiltige Gestaltung der Kolonie eintreten könne. In Bezug auf die Grenzfiage überraschte die „Opinione" vor einiger Zeit mit der Erklärung, jene Frage sei noch durchaus und-rührt, und der Fliedensvertrag biete keinerlei Anhalte punkte für ihre Lösung. Bisher hatte man Ai t. 4 deS Vertrages, die Aufrechterhaltung des Status <juo der Belesa-Maiebgrenze in Verbindung mit der Er klärung Rudinis in der Kammer, das seien wertvolle Zugestündisse Meneliks, für wichtige, ja entscheidende Auhaltepunkte gehalten Im übrigen erstreckt sich die Wahlerörterung hauptsächlich auf die Frage, was bei schwacher Besetzung lediglich von Massauah und Assab mit den 7 Mill, aufgestellt werden kann, welche man für Eritrea übrig hat. DaS ist be zeichnend für die Herrschaft kühler und nüchtenrer Berechnung, die in kolonialpolitischen Beziehungen in Italien eingezogen ist. Im Vordergründe der Debatten steht natürlich die Haltung der Regierung in der Orientfrage. Tie klaren Erklärungen Rudinis, die nachdrückliche Be tonung, daß Aufrechterhaltung des Weltfriedens den entscheidenden, ehrliches Zu'ammenarbeiten mit den anderen Großmächten den demnächst in Frage kom menden Gesichtspunkt für die gesamte italienische Orientpolitik Italiens bilde, ist bekannt. Hoffentlich wird das loyale Vorgehen der Regierung, die sich einer tiefgehenden und fast allgemeinen Parteinahme der öffentlichen Meinung für Griechenland und Kreta gegruubersieht und nicht rücksichtslos vorgehen kann, im Auslande und speziell in Deutschland und Öster reich genügend gewürdigt. Der Dreibund ist übrigens in Rudinis Wahl manifest nicht erwähnt. Es lag aber auch kein Grund vor, diese tausendmal behandelte Frage in einer Zeit aufs Tapet zu bringen, in welcher andere Mächte gruppierungen, in erster Linie das deutsch-russische Zusammengehen und der russisch-englische Gegensatz die Lage beherrsch n. Sonniuo behält sich in sünem kampfsrohen und oft ungerechtfertigt bitteren Wahl- schrnb n ein Urteil über die Regiernngspolitik in der Kretafrage noch vor. Crispi wollte irst gestern in Palermo das Wort ergreifen, aber in einer Zustimmungserklärung zu einer Sympathie kundgebung in Sizilien für Kreta hat er sich in dieser Frage schon für den Grundsatz der diplomatischen Nicht einmischung in die griechisch-türkischen Händel aus g sprachen. In Darlegungen an einen französischen Journalisten richtete er das Gebäude eines unter europäischer Garantie für neutral zu erklärenden orientalischen Staatenbundes von Rumänien, Bul garien, Serbien, Griechenland und Montenegro auf: der Sultan wird nach Asien verwiesen, die euro päischen Türken können entweder als Brüder, nicht mehr als Herren neben den europäischen Christen wohnen oder auch nach Asien auswandern. Was Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 16. d MtS.: Sechstes Symphonie-Konzert der Königl. musika lischen Kapelle. Die beiden Symphonien in O-moll von Brahms und von Beethoven, die vorgestern abend zu Gehör kamen, sind darin verwandt, daß sie das nämliche Thema be handeln, und zwar das größte und unerschöpflichste, welche« für Tonwerke hohen Stils je gefunden worden ist: Durch Kampf zum Sieg! Zugleich nähert sich die Schöpfung des zeitgenössischen Tondichter« im Stil, in der Vollendung kunstreicher kontrapunktischer Arbeit der dritten Schaffens periode de» Klassiker» mit mehr Kraft und eigener Be deutung als eine andere Symphonie neuerer Herkunft Wie so manche gewichtige Produktion Brahms', gewinnt auch sie den Hörer Nicht im ersten Anlauf. Durch vor wiegende Darstellung de» Ernsten und Großen auf Kosten der sinnlichen Schönheit entzieht sie sich dem raschen Ver ständnis und ruft nur im Andante, in der Einleitung und im Abschluß de« Schlußsatzes sofort volle Wirkungen hervor. Diese« Finale, groß und phantasievoll in der Anlage wie in der Durchführung und Steigerung zum mächtigen Jubel hymnus, und den ersten Satz, der hinter jenem an poly phoner Gestaltung keine«weg« zurücksteht, rechnen wir zu den höchsten Leistungen der nachllassischen Musik im pathetischen VortragSgebiete . . . Die Glanzpunkte der vorgestrigen Aufführung zeigten sich in der Einleitung zum Finale und in dem langsamen Satz, welchen die Königl. Kapelle in Tonschönheit und reicher Bewegung de« Au«< druck« vollendet wiedergab und in dessen konzertierender Zwischenstelle (Violine und Horn) sich da« Meisterspiel Prof. Rappoldi» mit außerordentlichem Eindruck hervorhob. Dagegen kam e« in der langsamen Einleitung de« ersten Satze« (das Hauptzeitmaß fehlte auf dem Konzertzettel) nicht zur höchsten Klarheit und im Abschluß des letzten Satzes stellte sich bei der von Hrn Schuch angewandten stretta- mäßigen Behandlung zwar eine äußerliche verblüffende, aber nicht die rechte hinreißende und überwältigende Wirkung ein Wie solche im Überschwang des Jubels, de« Triumphes ausgehende Musikstücke gerade ein maß volles Anfassen belohnen und bei solchem erst ihren maje stätischen Zug auSprägen, gab sich später in dem herrlich vorgetragcncn Finale der Beethovenschen Symphonie kund. Zum ersten Male hörte man zwei Sätze au» der Wallenstein-Trilogie von Vincent d'Jndy. Der erste führt uns Max und Thekla vor, der zweite schildert Wallenstein« Lager, der dritte, nicht gespielte ist „Wallen stein» Tod" betitelt. Der französische Musiker hat also ziemlich die gleiche und überhaupt die für die Ton darstellung nächstliegende Wahl deS Stoffes aus der Schillerschen Dichtung getroffen wie Jos. Rheigberger in seiner Programmsymphonie „Wallenstein." Bei der Wert messung ragt die deutsche Komposition weit über die welsche empor und namentlich darf man bei der Illustration des Lagerlebens nicht an da» Scherzo Rheinbergers denken, worin unter Verwendung de» niederländischen ReiterliedeS „WilhelmuS von Nassau" das kriegerische Treiben aufs glücklichste gekennzeichnet ist, während in dem entsprechenden Satze d'Jndy« vorwiegend nur kurze Tanzrhythmen das bewegte Leben andeuten, die Charakteristik bi« auf die geschickte aber auch einseitige Einführung de« Kapuziners (Fugato der Fagotte) der vollen Bestimmtheit ermangelt Lebhafter al« diese« spricht da« erste Stück an Darin wird ohne besondere Kunst aber mit effektvoller Verwendung bekannter orchestraler Dar- stellung«mittel und mit gefälliger Melodik in etwa« theatra lischem Vortrag eine Liebesszene entwickelt, die in ihrem Au«gange einen poetischen Anflug hat. Vorzüglich ge ¬ spielt, sind beide Sätze mit freundlichem Beifall aus genommen worden. H. P Geistliche Musikaufführung. Fünfzig Jahre sind es jetzt, daß Mendelssohns „Elias" seinen Weg durch die Musikwelt angetreten hat, als eines der wenigen religiösen Tonwerke neuerer Zeit, deren Wirkung nicht auf die Zeit genossen beschränkt geblieben ist, wenn auch die Unmittel barkeit des Eindrucks trotz der hohen schöpferischen Be gabung des Meisters durch der Jahre Verlauf cine Min derung erfahren hat. Jedenfalls gehört es zu seinen un- vergeßbaren Ruhmestiteln, wie er als von modernen Bildungseinflüssen durchsättigter Musiker eine für nicht cr- neuerungssähig gehaltene Kunstsorm mit lebendigem Geiste zu erfüllen, Apostel- und Prophetengestalten dem Gemüt näher zu bringen gewußt hat. Er übertrug die lyrischen und dramatischen Elemente des klassischen musikalischen Epos auf seine beiden Oratorien und wenn hierbei keine, speziell Bachsche Kraftübertragung stattfand, so ist doch eine aegen den Altmeister kirchlicher Kunst viel weicher geartete Individualität zu ihrer schönsten und reichsten Aussprache gelangt. Mag uns der „EliaS" in seinem Stoffe nach den Worten des alten Testaments besonders fernliegen und in manchen Partien nicht ganz die Frische des „Paulus" erreichen — in der gedanklichen Erfindung wie in meisterhaft kunstvoller Ausführung ist er dem jüngeren Ora torium vollbürtig, ja in der lebendigen Situationsschilderung durch den Chor überlegen Die gestern am Bußtage von Herrn Musikdirektor Baum selber geleitete Aussührung de« Meisterwerkes, welche die weiten Räume der Drei königskirche vollständig gefüllt hatte, gewährte einen von solider und gewiffenhastcr Vorbereitung zeugenden Gesammteindruck, erfreuend besonder« in den präzi« und und lebendig zusammengehenden verständig accentuierten Chorsätzen, denen Kraft und gesunder Vollklang nicht abging. Hierin, nicht in der Durchbildung zu feineren Stärkengraden lag der Schwerpunkt der Chor leistungen, die von dem recht zuverlässig eingreifenden Orchester (Gewerbehauskapelle) und der Orgel (Hr. Or ganist Töpfer) eine wirksame Folie erhielten Die Orgel deckte übrigens durch etwas zu kräftigen Auftrag an verschiedenen Stellen da« Figurenwesen der Lrchester- begleitung. Unter den Solisten befand sich Frl. Malten, die namentlich die Arie des zweiten Teiles mit innig be seeltem Ausdrucke erfüllte. Der Vertreter des Elias, Hr. Haase aus Karlsruhe, kam mit seinem nicht un ergiebigen, aber mehr oder minder trockenen Organ zu keiner tiefgehenden Wirkung Nur wenige Momente ließen ihn eine gewiße verständige Nüchternheit überwinden Hr. Ritter bewährte sich al» musikalisch gut gebildeter Kirchensänger in der Tenorpartie, auch Frl M. Frej tag (Alt) bot Tüchtiges, wenn sie auch im Engelterzett die beiden übrigen Stimmen am Schluffe im Stiche ließ Frau Merbitz sang die kleinen Sopransoli sehr reizvoll, durch den kindlich-reinen Timbre der Stimme wahrhaft sympathisch berührend Das auch gestern zu beobachtende vorzeitige Ausbrechen vieler Besucher vor dem Schlußchore gehört in die Reihe der öffentlichen Ungebührlichkeiten, die angesichts der Würde des Ortes wie de« Kunstwerkes gleichmäßig zu beklagen sind. Die größte Musikschule der Welt. Um das musikalische Jung-England recht genau kennen zu lernen, begab ich mich zu einer der Quellen, von denen es mit künstlerischer Lebenskraft und Weisheit versorgt wird. Ich suchte mir gleich da» bedeutendste Institut dieser Art, die Londoner Guildhall School of Music au« Im Jahre 1880 gegründet, und zwar in der Nähe der Guildhall in der Altstadt, der alten Zünstehalle, der sie
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite