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Dresdner Journal : 09.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-09
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 09.03.1897
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vei»«»»ret«: DL, Dresden virNtliährllch: > Mark kOPf, bei den Kaiser lich deulj^en Poslaastalten »irtteljahrlich »Mart; außer- ^üb de« Deutschen Reiche» Post» und Stcmpclzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheine»: lt-lich mit Ausnahme der kann- und Feiertage abend« Fern pr -Anschluß: NrI-DL Dresdner M Journal. L»tü»«t»»»»L«et>tzre»: Für den Naum Auer aespal- tenen Zeile Neiner Schrift »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. vet Labelleu» und Ztffrrujatz entsprechender Aufschlag Her»««geter: Einiglicht Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwmgerflr rv Fernspr -Anschluß: Nr 1LSS ^§56. 1897 Dienstag, den 9. März, abends. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgcstellt. Mugl. ErpcdiUon des Dresdner Journal«. Amtlicher Teil. Dresden, 9. März. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, ist gestern abend 9 Uhr 3c> Min. nach Wien gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in Ruhestand getretenen Bahnwärter bei der Staatseisenbahnverwaltung Hornemann in Ockrilla das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. In der Kretafrage ist gestern die Antwort Griechenlands auf das Ulti matum der Großmächte erfolgt Über den Inhalt der Note liegen zwei Meldungen vor, eine der „Agence Havas" und eine andere der „Times" und des „Daily Chronicle". Erstere ist kürzer und berührt schon des halb im Ton schroffer als die letztere. Beide stimmen darin überein, daß Griechenland den Plan der Er richtung einer Autonomie Kretas abgelehnt und den Mächten die Berufung an die Kretenser selbst vor geschlagen hat. Anderseits gehen sie darin auseinander, daß Griechenland der „Agence HavaS" zufolge die Rückberufung der Flotte und der Truppen, nach den englischen Blättern nur die Zurückziehung der Land macht verweigert hat. Wir geben der ausführlicheren Londoner Meldung bis auf weiteres den Vorzug. Sie besagt folgendes: Die „Times" und der „Daily Lhronicle" veröffentlichen den Wortlaut der griechischen Note, deren Hauptinhalt folgender ist: Die griechische Regierung teilt die Sorge der Mächte für die Aufrechterhaltung de« Weltfriedens und wünscht die Be völkerung Kreta- vor vollständigem Ruin zu bewahren. Die griechische Regierung glaubt, daß der Plan der Errichtung einer Autonomie für Kreta, den die Mächte angenommen, nicht die edlen Absichten befriedigen werde, die ihn ins Leben riefen, und daß er das Schicksal der verschiedenen Pläne für eine Verwaltung der Insel teilen werde, mit denen man aus Kreta Bersnche angestellt habe, ohne einen Erfolg zu erzielen Wie der neue Vorschlag nicht dazu angcthan ist, endgiltig die Ordnung herzustellen, so zweifelt auch die griechische Regierung nicht daran, daß Anarchie und Fanatismus das Land weiter verheeren werden Die Regierung legt daher den Mächten dringend an-Herz, nicht aus der geplanten Autonomie zu bestehen, sondern lieber Kreta Griechenland zu übergeben. Mit Rücksicht aus die Anwesenheit der vereinigten Geschwader in den kretischen Gewässern dürfte das weitere Verweilen der griechischen Flotte unnötig sein. Das Verbleiben des griechischen Heer»- aus der Insel ist indessen zur Wiederherstellung der Ordnung wünschens wert. Eine heilige Pflicht Griechenlands verbietet ihm, das kretische Volk den Mohammedanern auf Gnade und Ungnade zu überlasten Wenn die griechischen Truppen aus Kreta den Auftrag der Mächte, die Insel zu beruhigen, erhalten hätten, so würden die Wünsche der Mächte prompt auSgesührt worden sein. Tie Note appelliert schließlich an die Mächte, das kreti sche Volk selbst erklären zu lassen, wie es regiert zu werden wünscht Thatfache ist, daß Griechenland dem Ultimatum der Großmächte nicht entsprochen, seine Truppen inner halb der gestellten Frist nicht zurückgezogen hat. Es ist also der Fall gegeben, wo die Zwangsmaßregeln der Mächte in Anwendung kommen Daran ändern die vorsichtige Sprache, das „ans Herz legen", die alten Beteuerungen und der neue Vorschlag, den Kretensern Selbstbestimmungsrecht einzuräumen, nicht das Geringste. Griechenland behauptet vollkommen seinen bisherigen Standpunkt, ja es hat den Mut, nochmals die Annexion Kretas vorzubringen, nach dem die Mächte in der Kollektivnote ausdrücklich er klärt haben, diese Einverleibung unter keinen Um ständen zulassen zu wollen. Die Entwickelung der Dinge ist gegenwärtig auf dem Punkte angelangt, wo das europäische Konzert wohl die schärfste Probe auf seine Tastfestigkeit zu bestehen hat. Man muß wünschen, daß sie sich in einer exemplarischen Zurechtweisung Griechenlands aufs beste bewähre. Neber die neuen Marinesordernngen wurde gestern in der Budgetkommission des Reichs tags verhandelt. Über die Sitzung liegt folgender Bericht vor: Reserent vr. Lieber führt auS. Die neulichen Mitteil ungen des Admirals Hollmann haben mit Recht großes Er staunen hcrvorgerufcn, nach den Darlegungen Ler Regierung im vorigen Jahre war man auf Derartiges nicht gefaßt. Völlig neu sei die Forderung der neuesten Denkschrift nach einem schnelleren Tempo. Der Flottengründungsplan vom Jahre 187» sei vom Reichstage formell niemals genehmigt oder angenommen worden. Dem Flottenplan von 1873 seien später andere ge folgt, welche keineswegs al» Konsequenzen des ersten Planes anzuschcn seien. Die Marimverwalmng habe in ganz merk würdiger Weise ihren Standpunkt geändert, bald verlange sie neue Kreuzer, bald Torpedo-, bald Hochscepanzer. Was früher versprochen worden, habe die Regierung nicht gehalten. Ter Flottenplan von 1873 könne schon darum nicht mehr gelten, weil seitdem dir Typen sich vollständig geändert hätten Früher habe man immer nur die Notwendigkeit der Küstenvcrteidigung betont, jetzt komme man mit ganz anderen Projekten, spreche von einem Hochseekrieg Man müsie aber doch an die Grenzen der Steuerkrast denken und dürfe das Volk nicht allzusehr belasten. Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Im Anschluß an die Verhandlungen in der Budgetkommission in ihrer Sitzung vom 5. d. MtS und mit Bezug auf da» vom Hrn. Staatssekretär des ReichSmarineamt« den Mitgliedern der Kommission in jener Sitzung übergebene Schriftstück habe ich zu erklären, daß letzterer weder eine neue Regierungsvorlage, noch eine Denkschrift zum vorliegenden EtatSentwurf, wie diejenige über den Flotten- gründungSplan de» Jähret 1873, darstellen soll. Vielmehr trägt jenes Schriftstück einen lediglich informatorischen Charakter. Dasselbe hat zunächst den Zweck, den rechnung-mäßigen Schiff-bestand der Kaiser! Marine nach dem Flottengründungs plan von 1873 und seinen vom Reichstage zugestandenen Er gänzungen nachzuweisen gegenüber dem gegenwärtigen that- sächlichen Schiffsbestand. Ferner soll damit der Nachweis er bracht werden, welche Mittel für den Zeitabschnitt in Anspruch zu nehmen seien, welcher zur Vollendung der im vorliegenden EtatSentwurf beantragten Schiffsneubauten erforderlich ist. Endlich sind auch noch die entsprechenden Ratrnsordcrungen für diejenigen Schiffsneubauten mitgcteilt, welche in Angriff zu nehmen sind, fall« unsere Marine durch rechtzeitige und zeit gemäße Ersatzbauten aus voller technischer Höhe erhalten werden soll Auch meinerseits halte ich eS für eine unabweislichc Auf gabe des Reichs, nach Maßgabe der in jenem Schriftstück ent haltenen thatsächlichen Angaben, eine den Bedürfnissen der Landesverteidigung, den Anforderungen des auswärtigen Dienstes und dem Schutze des deutschen Handels genügende Flotte zu schassen und zu erhalten. Zur Verwirklichung können jene Forderungen des ReichsmormcnmtS nur durch die etat-mäßige Zustimmung der verbündeten Regierungen und des Reichstages gelangen. Wann und in weichem Umfange diese Zu stimmung nachgesucht und erteilt werden wird, muß sich selbstverständlich nach der gesamten Finanzlage, das heißt einerseits nach den zur Verfügung stehenden Ein nahmen und anderseits nach dem Ansgabebedars auch der übrigen Resiorts richten. Staatssekretär Admiral Hollmann: Tie Niederschrift, die am Freitag überreicht worden sei, habe lediglich eine Grund lage bilden sollen sür seine Ausführungen Er habe das beste Gewissen und habe niemand hinter das Licht sichren wollen. Es handele sich nicht um neue Pläne. Wenn lein Ersatz sür Beraltetes und Unbrauchbare- bewilligt werde, müßte die Flotte versanden und schließlich ganz von selbst aufhören zu existieren. Bon userlosen Flottenplänen könne doch keine Rede sein, da man die Flotte überhaupt erst auf den Standpunkt bringen müsie, aus den sie gehöre. Den Flottenplan von 1873 habe er nur als Norm angenommen Redner betont wiederum, daß die Marine im Ernstfall ihre Schuldigkeit thun werde, aber der Reichstag dürfe sie auch nicht im Stich lassen. Die fort schreitende Technik lege allerdings große Opfer auf, das könne die Berwaltung nicht ändern, so unbequem die fortwährenden Veränderungen ihr selbst seien. Wenn es zur Seeschlacht käme, und die würde im nächsten Kriege unvermeidlich sein, so könne er dafür bürgen, daß unser Personal durchaus bestehen würde. Toch anders stehe es leider zur Zeit mit unserem Material. Abg Richter: In Bezug aus die Küstcnverteidigung stehe Admiral Hollmann heute aus anderm Standpunkt als am Freitag, und seine heutigen Ausführungen stünden in direktem Widerspruch mit der Denkschrift von 1873, aus die er sich wiederholt berufen hätte. Die Notwendigkeit der Panzerschiffe wolle er nicht bestreiten. Aber seit 1890 habe Deutschland 164 Kriegsschiffe gebaut, Österreich und Italien ober nur 1O0; Rußland sei seit 1889 von uns getrieben. Dabei sei allerdings nur mit der Oflseeflotte zu rechnen. Mit den 128 Millionen bis 1901 sei die Sache nicht abgethan. Tie „»seriösen Flotten pläne" würden auf Grund der Denkschrift erst nach dem Jahre 1901 kommen ES sei unerhört, daß man die neuen Forder ungen aus dir Denkschrift von 1873 zu gründen wage. Über die geplante Panzerschlachtflotte habe Admiral Hollmann kein Wort gesagt Warum erhöhe nian diese von 14 ans 16 ? Buch im Jahre 1895 habe man bereits die beiden Schiffe bauen wollen. Die Anschauungen bei der Marineverwaltung wechselicn fortwährend Nach den Erklärungen des Abg. vr Lieber fei aktcnmäßig feftgestelli, daß man im Jahre 1895 nur an den Ersatzbau für „Kaiser Wilhelm" bis 1900 gedacht habe, und die Regierung habe damals dieser Auffassung nicht widersprochen Auch über die fünf neuen Kreuzer, die einen Aufwand von 14 Millionen beanspruchten, habe Admiral Hollmann kein Wort gelag». Admiral Hollmann habe sich aus die Abhängigkeit vom Admiral stab berufen. Wo bleibe da die Verantwortlichkeit des Ministers? Die Erklärung des Reichskanzlers besage recht wenig und habe kaum irgend welche Bedeutung. Die Zerfahrenheit in den ein zelnen Ressorts sei zu groß, er persönlich habe zu ihnen kein Vertrauen Die Restons nähmen die Verwahrungen und Proteste des Parlaments ruhig entgegen, wenn sie nur das Geld bewilligt bekämen Aba. vr. Hammacher: Neben den technischen und finanziellen Erwägungen kommt doch in erster Linie das Inter esse der Landesverteidigung in Betracht Tie Ausführungen de» Admiral Hollmann haben jedenfalls den Eindruck gemacht, daß sie aus innerster Überzeugung beruhen, und haben auch das Märchen von den uferlosen Plänen im Volke beseitigt Admiral Hollmann habe, und das sei sehr dankenswert, mit offenen Karten gespielt, von einer Vertuschung könne nicht mehr die Rede sein Der Offensivcharakter unserer Flotte sei auch schon früher hcrvvr- gehoben worden In der Denkschrift von 1889/90 sei ausdrück lich gesagt, eine wirksame Desensive sei nur denkbar, wenn sie durch eine kräftige Offensive unterstützt werde In jener Denk schrift sei auch schon der Kreuzer gedacht: diese würden gefordert, „zum Schutze de» eigenen und zur Schädigung des feindlichen Handel»". Unsere Flotte müsse entschieden besser ausgestaltet werden Unser Handel habe sich verdoppelt Deutschland brauche eine starke Flotte zum Schutze des Handels, zum Schutze der Küsten, zur Geltendmachung seiner Stellung Die nationalen Gesichtspunkte blieben maßgebend für die Stellung der national- liberalen Partei Aba. Graf Holstein (kons ): Wenn andere Staaten uns voraus seien, so müsse Deutschland nachsolgen. Unsere Marine sei noch so jung, daß sich erklärlicherweise noch keine Tradition, noch keine feste Praxis habe bilden können Thatsächlich seien unsere maritimen Kräfte unzureichend. Redner verliest den Ar tikel des englischen Blattes „Spectator", der sich über unsere Kreuzerflotle lustig macht: käme cs zu einem Kriege mit Eng land, so wäre gar bald unsere Kriegsflotte und damit auch unsere Handelsflotte vernichtet; die Deutschen im Auslande müßten dann ihr Besitztum zu Spottpreisen losschlagen und froh sein, das nackte Leben zu retten. Abg. vr. Lieber tritt den Ausführungen der beiden letzten Redner entgegen Er bezieht sich aus die Denkschrift von 1873, in welcher eS heißt: „Die deutsche Flotte hat nicht die Auf gabe, gegen die großen europäischen Staaten offensiv zu ver jähren, sondern sie soll nur dahin unsere Macht tragen, wo wir kleinere Interessen zu vertreten haben." Wie stimme das mit dem jetzt verlangten Offensivcharakter der Flotte? Artikel in englischen Zeitungen seien nicht beweiskräftig für uns Die Erklärung des Hrn Reichskanzlers halte er, im Gegen satz zum Abg. Richter, nicht sür belanglos, sondern im Gegenteil sür sehr wichtig. Wie könne man den Reichstag aus daS Jahr >873 sestnageln wollen, während die Marineverwaltung seit jener Zeit die grüßten Schwankungen und Bocksprüngc durchgemacht habe Ungeheure Summen würden in Schiffen verbaut, ohne daß man wisse, ob sie sich im Ernstfälle bewähren würden Im vorigen Jab,re habe man auf die Ersahrnngen des chinesisch japanischen Kriege- hingewiesen, heute verlange man wieder ganz etwas anderes. Die fortdauernden Ausgaben seien seit 23 Jahren um 130 Proz., die cinmaligen Ausgaben um 323 Proz gestiegen, die Bevölkerung sei in demselben Zeitraum um 27,40 Proz. gewachsen Die Flotte sei mit 13,38 Proz an der gesamten Anlage beteiligt Wie lange könne das noch sortgehen, wie lange würde man uns noch Kredit geben sür unproduktive Zwecke? Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende Alle nationalen Phrasen seien hier wert los Der wahre Patriotismus liege gerade im Maßhalten Tic weitere Beratung wird darauf bis Dienstag vertagt. Der Sitzung wohnten auch Staatssekretär Posadowsky sowie zahlreiche Nichtmitglieder als Zu Hörer bei. Die 28 Mitglieder der Kommission waren vollzählig zur Stelle. Aus den Verhandlungen der Kommission scheint wenigstens die eine erfreuliche Thatfache hervorzugehen, daß die Konservativen und Nationalliberalen entschlossen sind, mit der Reichsregiernng in der Frage der Flotten- vermehrnng so weit zu gehen, als es das Interesse des Vaterlandes erfordert und die Finanzlage des Reichs es nur irgeud gestattet Der freisinnige Führer der Marinegegner, der Abg. Richter, hat die Bedentnng dieser Thatfache auch nicht verkannt. In großen Buch staben verkündet er warnend in seiner Zeitung: Ten Ab schluß eines neuen Kartells für Flotten pläne innerhalb der alten Kartellparteien ist zur Thalsache geworden. Hoffentlich finden sich die alten Kartellparteien bald auch noch in anderen Fragen zusammen! Tagesge schichte. Dresden, 9. März Heute uachmittag 5 Uhr findet bei Sr. König! Hoheit dem Prinze» Georg im Palais Zinzendorfstraße größere Tafel zu 30 Gedecken statt. Zu dieser Tafel sind nachstehende Herren mit Einladungen ausgezeichnet worden: Se. Excellenz der Kommandeur der 2. Division Nr. 24, General der Infanterie Frhr. v. Hodenberg und Se. Gnaden der Bischof, apostolische Vikar und päpstliche Hausprälat vr. tbeol. Wahl, ferner die Ministerialdirektoren Geh. Räte Vodel und Kirsch, der Kommandeur der 6. Infanterie Brigade Nr. 64 Generalmajor Graf Vitzthum v. Eckstädt, der mit Wahrnehmung der Ge schäfte des Remonte-Inspekteurs beauftragte General major z. D. Frhr. v. Hoenning O'Carroll, der Ober postdirektor Halle, der dienstthuende Kammerherr Sr. Majestät des Königs v. Stammer, der Oberst v. d. Armee Jungblut, der geh. Finanzrat Ober bürgermeister Beutler, der Professor an der Königl. Technischen Hochschule Mitglied des Akademischen Rates geh. Baurat vr. Wallot, der Kommandeur des Pionier bataillons Nr. 12 Oberst Schubert, der Kommandeur des TrainbataillonS Nr 12 und Vorstand des Train-Depots Oberst Rosenmüller, der Kommandeur des 2. Jäger bataillons Nr. 13 Oberst Frhr. v. Friesen-Miltitz, der General- und Eorpsarzt vr. Stecher, der Direktor des topographischen Bureaus Oberstlieutenant Seyfert, der Kommandeur des Kadettencorps Oberstlieutenant v. Altrock, der der Adjutantur des Generalkommandos zugeteilte Oberstlieutenant z. D. Siegel, der Direktor der Militär-Reitanstalt Major v. Carlowitz, der mit Wahrnehmung der Geschäfte des Präses der Remonte Ankaufskommission beauftragte Major v. Tschirschky und Bögendorff, der Adjutant im Generalkommando Major Richter, das Mitglied des Akademischen Rates Prof. Kuehl fowie der Hofrat Vr. Schmaltz und der Prof. Diethe. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts und nahmen sodann Marinevorträge entgegen Kunst und Wissenschaft. Konzert. Mit dem vierten Kammermusikabend, welcher gestern im sehr gut besuchten Musenhaussaale statt fand und dem in der zweiten Hälfte Ihre Königl Hoheit die Prinzessin Mathilde beiwohnte, haben Frau Stern, die Herren Petri und Frhr. v. Liliencron ihre dies- wmtcrlichen Vorführungen aufs würdigste beschloßen Man kann ihren gestrigen Leistungen kein entschiedeneres Lob spenden, als wenn man sagt, daß sie mit den gewählten Werken durchweg aus der gleichen Höhe gestanden haben. Und letztere waren Schöpfungen von Brahms, Bach und Beethoven, darunter zwei so hervorragende wie das Ü-äur- Trio von Brahms und daS S-äur-Trio op. 97 von Beet hoven! Zwar ist jenes in seiner ursprünglichen Gestalt kein Meisterwerk des Tondichters gewesen Erst in der neuen im Großen und Kleinen eingreifenden Fassung, die ihm der Komponist vor einigen Jahren ge geben hat, tritt uns diese Jugendarbeit frei von mancherlei Ungeschicklichkeiten und Ausschreitungen, aber keineswegs unterbunden in ihrem blühenden, drängenden Leben al« eine voll gereifte Produktion entgegen, welche namentlich in den Vordersätzen durch da« Ebenmaß an Erfindung und Gestaltung, an Phantasie und Kunst verstand einen Gipfel Brahmsschen Schaffen« kennzeichnet, unsere Teilnahme wie im Sturm erobert und festhält Nach der in Klarheit und Schwung de« Vortrag« voll endeten Wiedergabe diese« Trio« spielten Frau Stern und Hr Petri die ^-ckur-Sonate von Seb. Bach stilistisch muster haft, reich bewegt und herzhaft im Ausdruck. Den Schluß bildete Beethoven« Klaviertrio So fest wie die jährliche Wiederkehr de« herrlichen Werke« am letzten Abend steht auch der Wert der Ausführung, die ganz von Ton schönheit erfüllt ist, alle« bi« zur Tiefe erleuchtet und dabei einen raschen großen Zug aufrechterhält Wie die Musik selbst gewann der Vortrag im Adagw, Leyen Beseelung vorzugsweise der Pianistin zusüüt, die stärksten, er hebendsten Wirkungen Die Hörer zeigten sich für alle Dar bietungen außerordentlich empfänglich und dankbar und drückten am Ende de« Konzertes durch lebhafteste Beifalls kundgebungen mittelbar den Wunsch aus, diese Spiel- vereinignng im nächsten Winter wieder im Dienste der edelsten Musikgattung thätig zu sehen H. P * Papst Leo XIII. hat gestern in Anwesenheit zahl reicher Kardinäle, Prälaten und des diplomatischen Corps die feierliche Eröffnung des glänzend restaurierten, berühmten Appartamento Borgia vorgenommen. Prof. Seitz gab dabei Erläuterungen über die Restaurierung der Gemälde Pintoricchios. Dem Publikum wird nunmehr der Zugang in daS neue Museo Borgiano eröffnet werden, sodaß die Fremden, welche zu Ostern nach Rom kommen, ehe sie im oberen Stockwerk de« Borgia-Palastes die Stanzen Raffaels besuchen, im unteren Stockwerk Pinto ricchios prächtige Wandmalereien bewundern können Der Zutritt geschieht voraussichtlich durch die Loggien Raffaels, von denen man zunächst in den Saal der Päpste tritt, der durch die eben vollendete Dekoration einer der herr lichsten Festsäle der Welt geworden ist und seine ursprüng liche Pracht, al« hier noch Kaiser und Könige speisten und der Papst hier seinen Hof zu glänzenden Festlichkeiten um sich scharte, wieder erreicht haben mag. Ein prächtiger Majolikaboden bedeckt die Erde, die halb zerstörten Wand- Malereien Piu«' IV wurden durch eine geschmackvoll ge wählte Teppichfolge au« der zweiten Hälfte de« Cinque cento verdeckt, und daneben fand in diesem geräumigen Saal die ganze päpstliche Waffensammlung Platz Dort, wo einst der päpstliche Thron sich erhob, sieht man heute eine Marmorbüste Leo« XIN auf hohem Piedestal, und gegenüber an der Fensterwand verkündet eine Inschrift in Marmor die Verdienste de« Papste« um die Restauration Die schönste Zierde diese« Saale« bleiben aber Gio ¬ vanni vu Udines reizende Deckengemälde — die Götter Greichenlands — und diese, das einzige Wert volle und Erhaltungswürdige aus alten Tagen, ließ die moderne Restauration wohlweislich unberührt. Einen ganz intimen Charakter trägt der Saal des Maricn- lebens, den nur ein einziges mächtiges Fenster erhellt. Weder die goldschimmernde Deckendekoration, noch die Gemälde an den Hochwänden und die reizenden Teppich malereien darunter machen den Eindruck, als wäre hier irgend etwas erneuert worden; so ehrfurchtsvoll hat man alles, was erhalten war, nur versichert, nicht wieder hergestellt, so sicher hat man aus noch vorhandenen Resten in der Gesamtwirkung den richtigen Ton getroffen Tie reizenden gemalten Wandnischen sind überall wieder hergestellt, hier und dort erblickt man aus den Wand- breuern goldenes Gerät, Bücher und Schreibgeschirr und einmal sogar die gold- und perlenverzierte Tiara mit der Stola und einem edelsteingeschmückten Jun .lenkasten. Auf die Dekoration des nächsten Gemaches hat Pintoricchio seiner Zeit die höchste Sorgfalt verwendet: die Malereien an Decke und Hoqwändcn sind hier besonders gut er hallen und dort, wo wir heute die nach alten Mustern wieder aufgefrischten gemalten Tapeten hängen sehen, sah man einst goldgewebte Teppiche. Die reizende Spalliera aus der Bibliothek Sixtus' IV., die gerade darunter liegt, fand in diesem Gemach die würdigste Ausstellung, es ist eine an allen vier Wänden entlang laufende Bank mit hoher, in feinster Jntarsiaarbeit ausgeführter Wand, die einst zum Gebrauch der Studierenden hergerichtet war Der Saal der freien Künste, in dem ebenfalls nur da« Alte mit aller Sorgfalt wiederhergestellt wurde, wird zunächst mit einigen Tellern und Terrakotten auS- gestattet werden, die sich noch in der Bibliothek vor- sanden; was man später einmal in diesen herrlichen Räumen ausstellen wird, ist zur Zeit noch ungewiß Die Torre Borgia, welche sich an diese Zimmer anschließt, hatte am meisten gelitten, hier waren nicht einmal mehr die wundervollen Deckenveloralionen unversehrt geblieben und an den Wänden fand sich von alter Malerei kaum eine Spur. Trotzdem ist die Wirkung im ersten wie im zweiten Gemach ganz ausgezeichnet. Sowohl die Teppich malereien Moranis wie diejenigen Frenquellis sind aus Leinwand gemalt und bedecken die ganzen Wände, die ersteren zierliche Goldarabeskcn auf blassem grünen Hinter gründe mit zartgetönten Grotterken an den Rändern, die zweiten fein gezeichnete Granatblumenmuster auf goldenem Grunde mit dem Wappen der Pecci und der Borgia in der Mitte. Für die Fußböden fanden sich Anhaltspunkte, sie wurden alle getreu nach den alten Mustern von der Florentiner Firma Cantagalli auSgesührt. Wer den Ver lauf der Arbeiten im Appartamento Borgia in den letzten Jahren verfolgt hat, heißt es in einem Bericht der Münchner „Allg. Ztg", kann die Mühe ermeßen, die es machte, mit dem Schutt der Jahrhunderte aufzuräumen, die Bibliotheken von Päpsten und Kardinälen zu entfernen, die völlig verwahrlosten und zum Teil verunstalteten Ge mächer auch nur äußerlich wieder in einen menschenwürdigen Aufenthalt umzugestaltcn Da» Resultat übertrifft, wie gesagt, jede Erwartung und wird dem rastlos thätigen Leiter der schweren, verantwortungsvollen Arbeit dem Kommendatore Seitz, ungeschmälertes Lob, die dank bare Anerkennung auch derer einbringen, denen die geringste Restauration an einem Kunstwerk de« Ouattro- und Cinquecento als ein Sakrileg erscheint Gewiß, schon die historischen Erinnerungen an Alexander VI. und seinen Hof, welche sich mit diesen Räumen verbinden, werden ganze Völkerscharcn in« Mukeo Borgiano locken, das jahrhundertelang unzugänglich gewesen ist; aber was Pintoricchio und die Seinen hier in der Dekoration päpst licher Prunkgemächer geleistet haben, muß auch ferner Stehende überraschen Repräsentieren die Stanzen Raffael« die aus ernste monumentale Größe gerichtete Zeit, welcher Julin« II den Stempel seine« Geiste« ausyedrückt hat, so spiegelt sich in Pintoricchio« unbeschreiblich formen- und
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