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Dresdner Journal : 03.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189703037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-03
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 03.03.1897
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Dli Dresden nterteljthrlich! » Marl SONf-, bei den Kaiser, »ich deutsche» Postanstalten »ioMlahrtich » Mark; außer. Laib de» Deutfchen «eiche« Pust- und Stempelzuschlag. Ginzel« Nummern: IO Pf Grschetne«: Täglich mit Lasnahme der Eonn» und Deteriage abend« «er»ipr.>nßV»»«rir»L Dres-mr W Äumal. «nkünbigungsgetützrea: Mr den Raum nner gespal- tenen Zelle Neiner Schrift «0 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile KO Pf. Bei Tabellen» und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Erpedition de« Dre«dner Journal« Dre-den, Zwingerstr ro. Dernspr-Anschluß: Nr 1SSL 18!)7 Mittwoch, den 3. Märt, abends. Amtlicher Teil. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Polizeiwachtmeister bei der Polizeidirection zu Dresden Johann Ernst Leberecht Glathe dasAlbrechts- kreuz zu verleihen. Srncuuuugen, Versetzungen re. im öffenlltcheu Dienste. I» Geschäftsbereiche des Mtnifteriums »er Justiz. Bei dcm »ach dem RcichSgesetze vom >1. Juni t870 für das König» eich Sachsen gebildclen Cachverständigcnvcreine sind er nannt worden: n) bei der literarischen Abthcilung insolge Aus scheidens des ProsessorS l>r. Biedermann in Leipzig der Rechts anwalt Paul Frenkel in Leipzig, zeithcr stellvertretendes Mit glied, zum ordentlichen Mitgliede und der BcrlagSbuchhändler 0r. xbil. Alphons Dürr in Leipzig zum stellvertretenden Mit gliede, d) bei der musikalischen Abtheilung infolge Ausscheidens des Professors Or Reinecke in Leipzig der Buchhändler Oe ptül. Georg Oskar Immanuel von Hase in Leipzig zum stell vertretenden Vorsitzenden und der Kantor und Musikdirektor Gustav Schreck in Leipzig zum ordentlichen Mitgliede. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus and öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die ständige Lchrer- slclle zu Ebenheit b Pirna. Kollator: das König!. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung im Schulhause mit Garten ein jährliches Einkommen von 1000 M. sowie das gesetzliche Honorar sür Er teilung von Fortbildungsschulunterricht Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den nötigen Beilagen bis zum 15 März an den König!. Bezirksschulinspektor, Schulrat Lehmann zu Pirna einzureichen. Zu besetzen Ostern d. Js: eine mit zu erhoffender Ge- neymigung der obersten Schulbehörde neu zu errichtende ständige Lehrerstelle an der Schule in Kappel b. Chemnitz Kollator: der Scineinderat daselbst Anfangsgchalt jährlich 1350 M. ein schließlich WohmmgSgcld Der Höchstgehalt von 800» M. ein schließlich WohnungSgeld wird nach erfülltem 32 Dienstjahre erreich: Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis zum 18. März bei dem Gemeinderate in Kappel einzureichen; — die ständige Lehrerstelle an der von Ostern 1897 an massigen Schule zu GörSdors b Pockau. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: 1088,50 M. vom Schuldienst, 96 M vom Kirchendienst, 72 M für Fortbildungsschule. 36 M. für Turnen und Amtswohnung in dem neuerbauten Schnlhaufe Gesuche sind mu allen ersorderlichen Beilagen bis zum 10 März bei dem König! BezirkSschulinspektor Pfütze in Marienberg ein- zureickcn. nichtamtlicher Teil. der Kretafrage ist das geeinigte Europa nun glücklich einen Schritt avanciert! Unter der Voraussetzung, daß ihr nicht etwa durch ein späteres Dementi ebenso das Lebenslicht nachträglich ausgeblasen wird, wie dem berühmten russischen Communique, steht heute die Thatsache fest, daß die Mächte gestern in Athen durch die Sekre täre ihrer Gesandtschaften der griechischen Regierung eine gleichlautende Note überreicht haben. Es wird sogar Henle schon der Wortlaut der Note mitgeteilt, der der folgende sein soll: Auf Befehl meiner Regierung bringe ich zur Kcnntnis- Ew Excellenz, daß die Großmächte beabsichtigen, die Vcr- haltungslinie festzustcllen, die bestimmt ist, einer Lage ein Ende zu machen, der vorzubeugen nickt von ihnen abhing, deren Veranlassung aber danach angethan fein würde, den Frieden Europa« zu gefährden. Tie Mächte haben sich über die beiden folgenden Punkte geeinigt: l. Kreta kann aus leinen Fall unter den gegenwärtigen Umständen von Griechenland annektiert werden. 2. Angesichts der durch die Türkei herbcigeführten Verzögerung in der Anwendung der mit ihr verein barten Resormcn sind die Mächte entschlossen, unter voller Aus- rechterhallung der Integrität des ottomamschen Reiches Krrta mit einem vollständig durchgesührten Selbstverwaltungssystem auszustatten, das bestimmt ist, der Insel eine besondere Re gierung unter der hohen Suzeranität des Sultans zu sichern. Dir Verwirklichung dieser Absicht würde nach An sicht der Mächte nur zu erreichen sein, durch die Rück- berufung der griechischen Schiffe und Truppen von Kreta Die Mächte erwarten zuversichtlich von der Weisheit der griechischen Regierung die Entschließung, daß sie nicht auf einem, den Beschlüssen zuwiderlausenden Wege verharre Die Gesandten verhehlen nicht, daß ihre Instruktionen ihnen vorschreiben, der griechischen Regierung im voraus mitzuteilcn, daß im Falle einer Weigerung die Mächte unwiderruflich ent schlossen sind, vor keinen Zwangsmitteln zurückzuschrecken, wenn nach Ablauf einer Frist von sechs Tagen die Zurückbeiusung der griechischen Truppen und Schiffe von Kreta nicht erfolgt. Möchte man sich auch vielleicht die Worte der Note noch etwas energischer gewünscht haben, — mit der Thatsache müssen die streitbaren Hellenen nun wenigstens rechnen, daß sie vor einer Kundgebung der Mächte stehen, über die man nicht durch schöne Kammerreden und Zeitungsartikel hinwegkommt. Nun mehr heißt es offen Farbe bekennen, mit Ja oder Nein antworten. Ein weiteres Hin- und Herreden können sich die Großmächte, nachdem sie diesen Schritt gethan haben, nicht mehr bieten lassen, sie müßten denn die bestimmte Absicht haben, sich selbst vor einander und vor der Welt zum Gespött zu machen. Die ganze Angelegenheit spitzt sich also nun wohl darauf zu, ob König Georg überhaupt noch freiwillig rückwärts kann, ob feine Dynastie wird fortbestehen können, wenn die griechischen Schiffe wieder in den rettenden Hafen von Piräus einlaufen müßten. Die nächsten Tage schon werden die Antwort auf diese Frage bringen. Das spaßhafte „Milieu", in dem sich die Kreta frage in den letzten Tagen bewegt hat, ist jedenfalls zu einem großen Teile nunmehr verschwunden und der Hintergrund fängt an, für das fonnige Griechen land wesentlich ernster zu werden. Rußland und Deutschland. Vom Feinde kann man lernen, lind ein großer Teil des englischen Volkes betrachtet sich ganz offen sichtlich als unser Feind. Daher kann es nur er wünscht sein, wenn man in Deutschland recht ein gehend Kenntnis von einem Aufsatze nimmt, den in diesen Tagen die fast zwei Jahrhunderte alte, sehr einflußreiche englische Wochenschrift „Spectator" veröffentlicht hat. Der Aufsatz hat den „Berl. Pol. Nachr." zufolge den nachstehenden Wortlaut: „Unter dem Titel „Englische Lergrößerungssucht" haben die .Hamburger Nachrichten" einen ungewöhnlich heftigen An griff aus England auSgesührt. Die Schlußfolgerungen dieser Aussatzes, die der Berliner Berichterstatter des „Siandaro" an- sührt, sind nicht nur wegen ihrer Schärfe sondern auch we^en ihrer Verschrobenheit erwähnenswert Nach der Erklärung: „Ter englische Übermut entspringt dein Größenwahn" führen die „Hamburger Nachrichten" Disraclis Worte bei dem Banken des Lord-Major von 1876 an: „Kein Land ist so kriegsbereit wie daS unserige, und wenn es in einen Kamps gerät, der seine Freiheit, seine Unabhängigkeit und seine Macht berührt, jo sind seine Hilfsquellen unerschöpflich" und fahren dann fort: „Möchte England doch recht bald die Probe machen! In Wahrheit decki sich seine unerträgliche Anmaßung nicht mit seiner Kraft In der gewaltigen Ausdehnung deS englischen Reiches liegt zugleich feine Schwäche. Wie die Ursache des Verfalles von Weltreichen von j>her in dem Übermaß der Ausdehnung lag, jo stellt auch die englische Weümacht nur ein Scheingebilde dar Ohne eine entsprechende Landmacht läßt sich eine Weltmacht zur Sce nicht aufrecht erhalten; England besitzt aber (wie wir mieteiholt nach- gewiesen haben) keineswegs die nötige Wehrmacht zu Lanke und kann sie auch nicht mehr schaffen DaS Privilegium der Unangreifearkeit, daß seine Jnsellage ihm ehedeni gewährleistete, hat es verloren". Mit ankeren Worien: Englands Macht ist Betrug, Wahn und Schein Die Füße des Rief.» sind von Thon, und der hohe wacklige Ausbau kann vom ersten Besten umgestoßen werden. Wir haben natürlich kein Verlangen, einen Wortkrieg mit einer deutschen Zeitung zu führen und werden jeden Versuch unterlassen, den .Hamburger Nachrichten" in ähnlicher Art zu Lunk und Wissenschaft. * Eine für das Kunstgewerbe wichtige Frage beschäftigte gestern das Berliner Landgericht. Im Früh jahre 1891 erteilte Fürst Bismarck dem Prof, v Lenbach in München die Erlaubnis, ein Porträt von ihm anzu fertigen Zu diesem Zwecke wurde der Photograph Hahn zu München nach Friedrichsruh geschickt, um ein Bild des Fürsten aufzunehmen. Das Pervielsältigungsrecht wurde daraus dem Photographen Hahn übertragen. Eine solche Photographie ließ der Verlagskuchhändler Richard Bona zu Berlin auf einen Holzstock übertragen und danach einen Holzschnitt anfertigen, der in einem Heft der illustrierten Wochenschrift „Zur guten Stunde" zum Ab druck gelangte und wegen seiner ausgezeichneten Aus führung Aufsehen erregte Hierin erblickte der Photograph Hahn ein: unbefugte Nachbildung, und auf Grund des von ihm gestellten Strafantrages erhob dieserhalb die Staatsanwaltschaft gegen Bong Anklage. ES handelte sich nun vor Gericht um die Frage, ob ein derartig hergestellter Holzschnitt als ein selbständiges, künstlerisches Werk oder nur al« eine mechanisch hergestellte Nachbildung anzuschen sei. Der photographische Sachverständigenverein hatte ihn als mechanische Nachbildung erachtet Der Verteidiger dagegen hatte eine Reihe namhafter Künstler, wie die Professoren Anton v. Werner, Vogel, Köpping und Skarbina sowie die Lylographen Baudouin und Rupprecht geladen, deren Gutachten im entgegengesetzten Sinne aussallen würde Zunächst wurde der Schriftsteller vr Stolze vernommen, der Mitglied des photographischen Sachverständigenvcreins ist Er führte in seinem Gutachten aus, daß die Photo graphie den Vorzug vor auf andere Art hergestellten Bil dern habe, daß ihre Erzeugnisse von absoluter Ähnlichkeit seien Von der Madonna della Sedia beständen weit über hundert Abbildungen, aber alle seien verschieden, und das komme eben daher, weil das Angina! nur zur „fielen" Benutzung gedient habe. Die übereinstimmende Gleichheit, die sich in den beiden Bismarckbildern bis aufs Haar er strecke, spreche zivar dafür, daß der Holzschnitt mit meister hafter Technik ausgeführt sei, aber auch, daß eine Arbeit vorliege, die der Verein nur als eine mechanische Nach bildung habe anerkennen können Der zweite Sachver ständige, Prof Köpping, war anderer Ansicht Dem Holz schneider würden durch die Photographie nur die Konturen gegeben, darauf beruhe aber noch lange nicht die Ähnlich keit Die malerische, künstlerische Wirkung müsse der Holz schneider erst erzielen Früher habe der Kupferstecher einen „Storchschnabel" genommen, auch ein mechanisches Instrument, um damit die Konturen auf seine Arbeitsfläche zu über tragen. Ter graphische Künstler leiste unendlich viel mehr als ein mechanisches Werk Eine Photographie biete nur eine glatte Oberfläche, der Holzschneider müsse Verliesen, er müsse Lichtcffekte erzeugen, wozu künstlerisches Ver ständnis und Auffassungsgabe gehörten Zwei Holz schneider würken nach demselben Original stets verschiedene Werke liefern. Würde der Gerichtshof den Holzschneidern das Prädikat „Künstler" absprechen, so würden dadurch auch Hunderte von Malern betroffen werden, deren aus gezeichnete Kopien in den Ausstellungen mit Preisen ge krönt worden seien Der folgende Sachverständige, Prof. Skarbina, sprach sich ebenfalls zu ärmsten der Holzschneider auS Zweifellos fei jeder Holzschnitt ein selbständiges Kunstwerk Im vorliegenden Falle spreche gerade die ins einzelne gehende Ähnlichkeit sür die Kunst des Holz schneiders Der dritte Sachverständige, der Aylograph Baudouin, legte dcm Gerichtshöfe zwei Holzblöcke vor, auf dem einen zeigte sich die übertragene Photographie der Königin von England, auf dem zweiten eine Freihand zeichnung. Der Gerichtshof sollte selbst beurteilen, wieviel leichter eS sei, einen Holzschnitt nach der Zeichnung auö- zusührrn als nach der Photographie Ferner legte der Sachverständige dem Gerichtshöfe einen fertigen, figuren antworten Aber eS scheint doch der Mühe wert zu sein, zu zeigen, daß die« Gerede über die Ohnmacht Englands, weil es kein Landher r besitzt oder weil e« ein weltweites Reich hat — einer von den blinden Irrtümern ist, den Abneigung und Eifersucht so ost erzeugen Dir „Hamburger Nachrichten" sagen unS, daß unsere Weltmacht bloßer Schein sei, und verlangen danach, wir möchten durch einen Krieg die Probe daraus machen Nun, wir wollen ruhig und ohne Heftigkeit erwägen, welche Folgen eS gehabt hätte, wenn der Staat, dessen Macht nur ein Trugbild sein soll, um diese Zeit im vorigen Jahre versucht hätte, gegen Deutschland Krieg zu führen Wir setzen nicht voraus, daß die „Hamburger Nachrichten" es leugnen wollen, daß unsere Flotte sehr viel stärker al- die deutsche Flotte ist — so bedeutend stärker, daß die Deutschen die Zer störung ihrer Flotte gewiß nicht auss Spiel gesetzt, sondern daß sie die Flotte im sicheren Hasen zurückgehaltcn hätten Die deutsche Flotte ist recht gut, und ihre Seeleute und Osfiziere sind tapsere Männer, aber auch sie halten es nicht sür möglich, unsere Schiffe bei einer Übermachi von drei gegen eins zu schlagen; in dieser Übermacht würden wir im vorigen Jahre gegen sie gewesen sein Wir können deshalb annehmen, daß die Deutschen ihre Flotte im Hasen geholten haben würden, weil sie es nicht nötig haben, ihren Mut in einem hoffnungslosen Kampse zu zeigen Was würde nun die Folge eines solchen Krieges gewesen sein? Zunächst würden d:e deutschen Kriegsschiffe im Stillen Ozean und an der afrikanischen Küste versenkt oder genommen worden sein Sicherlich ist eS kein Größenwahn, wenn man annimmt, daß der „Seeadler", dessen 50 Matrosen beinahe nach Johannesburg marschiert wären, dcm britischen Geschwader in den südafrikanischen Ge wässern keinen ernsten Widerstand hätten leisten können. Ferner würde eine von Ostindien oder von Mauritius auS- gcschickte Streitmacht Deutsch - Ostasrika genommen haben, eine andere vom Kap ausgehende hätte Angra Pequena und Ta- maraland besetzt, eine von England auelausende Kamerun und eine von Australien endlich Neu Guinea. Freilich hätte durch da« bisher Gesagte Deutschland sehr wenig gelitten Darüber kann kein Zweifel sein; aber das ist auch keineswegs der ganze Schaden, den wir Deutschland zusügen können. Die Anglo phoben in der deurschen Presse scheinen gar nicht zu wissen, daß Deutschland eine sehr große Handelsflotte hat Uebcrall weht die deutsche Flagge. Mit der Kriegserklärung würde die ganze deutsche Handelsflotte uns aus Gnade und Ungnade ausgelicfert sem Auf allen Weltmeeren würden unsere Kreuzer deutsche Schiffe ausbringen und wcgnehmcn. Freilich könmen die Dem schen sich teilweise dadurch schützen, daß sie versuch>en, ihre Schiffe unter neutrale Flagge zu bringen, aber solcher Fleggen- wechscl kann nicht in kurzer Zeit durchgesührt werden In der ersten Woche nach der Kriegserklärung würde Deutschland einen Verlust von vielen Millionen Psund Sterling durch die Weg nähme seiner Handelsschiffe erleiden Aber das ist noch nicht alles. In unseren Kolonien haben sich ville deutsche Handels häuser nied.rgelassen, die trotz kühnen Wettbewerbs gute Geschäfte machen. Die Probe, die wir nach dem Wunsche der „Hamb. Nachr." machen sollen, würde diese Handelshäuser vernichten. Wir würden sie natürlich nicht barsch behandeln, aber der Krieg müßte und würde sie zwingen, ihre Geschäfte zu jedem Preise zu verkaufen und nach Hause, nach Deutschland, zu gehen. Dadurch verlöre Deutschland eine Stütze im Welthandel, die durch jahrelange mühsame Arbeit erst geschaffen worden ist Dann bedenke man ferner, wieviel Deutschland für vom Staate unterstützte Dampfer iinien, wie den Norddeutschen Lloyd, ausgegebcn hat. Krieg mit England muß den völligen Zusammenbruch dieser stolzen Gesellschaft hcrbeisuhren. Und dann berechne man, wie Deutsch lands Handel vom Abschluß aller seiner Häfen beeinflußt werden würde Hamlurg ist einer der größten Seehäfen der Erde; in welcher Lage würde dieser Platz sein, wenn thatsächlich kein einziges Schiff ein- oder auslauscn könnte? Blockaden sind ohne Zweifel sehr schwer streng durchzuführen, aber Hamburgs Lage erleichtert den Abschluß lehr In der That würde die Blockade aller deutschen Häfen in der Ostsee und in der Nord see nicht schwierig sein. Die sranzösijchen Küsten am Atlan tischen Ozean und am Mittelmeer zu blockieren, würde wegen deren großer Ausdehnung eine sürchterliche Ausgabe sein Aber Deutschland hat nur kurze Küstenlinien und seine Hasenein'ahrten sind ganz besonders leicht zu sperren. Nun überlege man sich, wie viel es sür Deutschland arsmachen müßte, wenn seine Flagge vom Weltmeere verdrängt wäre und wenn seine Häsen blockiert waren Seine Kolonien würde cs wohl nicht vermißen, denn die sind doch nur eine Last, aber der Verlust des deutschen Seehandels käme einer baren Geldbuße von mindestens 1<>o Mill. Psd. Sterl. i2 Milliarden M) gleich Gerade he:ausgcsagt würde ein Krieg sür Deutschland, selbst wenn er von deutscher Seite mit größter Weisheit und Vorsicht gesührt würde, doch einen un mittelbaren Verlust allcrschwerster Art zur Folge haben, während wir so gut wie garnichts verlieren würden. Auch der mittel bare Schaden würde sür Deutschland sehr groß sein, weil es uns dann nicht mehr aus dem geraden Wege die tausenderlei Tinge schicken könnte, die es uns jetzt liefert Außer auf den« Wege über Holland, Belgien und Frankreich würden Kucks iu l ieriuuu^-Warcn in unsere Häsen nicht mehr cindringcn können Ohne Zweifel würden wir auch bei dieser Stockung in der Ver sorgung mit billigen Waren Verluste haben, aber nicht in dem reichen Holzschnitt vor uno fugte hmzu, daß es ihm un begreiflich sei, wie der photographische Sachverständigen verein eine derartige Arbeit als eine rein mechanische be zeichnen könne. Da die Sachverständigen übereinstimmend bekundet hatten, daß cs allgemein üblich sei, zur Erleich terung und Zeitersparnis die Photographie zu benutzen, wie es im vorliegenden Falle geschehen, so hielt der Staatsanwalt aus diesem Grunde die Freisprechung des Angeklagten sür geboten, da letzterer sich im guten Glauben befunden habe Der Gerichtshof erkannte demgemäß. * Aus Paris wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Der Krieg zwischen den beiden Künstlergesellschaften des GewerbepalastcS der Elysäischen Felder und des Mars- fcldcs ist vorläufig durch einen Waffenstillstand, durch einen Gonesfrieden von einjähriger Dauer beendet Die Frage des Anteils der beiden Gesellschaften an dem Preisgericht der Brüsseler Weltausstellung ist von der Regierung durch einen Machtspruch gelöst worden, dem alle Beteiligten sich unterwarfen; sie unterdrückt jede Wahl und ernennt die Preisrichter zu zwei Dritteln aus der Gewcrbepalast-, zu einem Drittel aus der Marsfeldgesellschaft. Ihre Salons werden beide Gesellschaften in diesem Jahre noch gesondert in den gewohnten Räumen veranstalten, da der Gewcrbe palast und der Ausstellungspalast auf dem Mar«scld erst nach Schluß der Kunstausstellungen medergerissen werden sollen Über das, was weiter wird, wollen die Künstler sich jetzt noch nicht den Kopf zerbrechen Sie denken: kommt Zeit, kommt Rat, und ein Jahr ist eine reichliche Frist Die Regierung ist weniger sorglos und hat einen Ausschuß eingesetzt, der über die Beschaffung eines Raumes für die 1898er Salons Vorschläge machen sollte Er Hot denn auch sieben Plätze vorgeschlagen, von denen wenigstens fünf schlechterdings nicht in Frage kommen könncn, da sie erst nach cinstündiger Fahrt vom Innern der Stadt zu erreichen sind Die Wahl wird wohl nur zwischen dem Tuileriengarten und dem PalaiS Royal ernstlich schwanken Maße, wie Deutschland Deutschlands Wettbewerber in Manu- fakturwarcn würden schnell Kundschaft gewinnen nnd würden unsere Bedürfnisse bei nur sehr geringer Preiserhöhung befriedigen Inzwischen würde der von unsern Kaufleuten so ost beklagte deutsche Wettbewerb aus neutralen Märkten vollständig ver schwinden Wir würden dann nichts mehr davon hören, daß Deutschland die chinesischen und japanischen Märkte beherrscht. Wir haben gezeigt, was die Folge wäre, wenn wir Deutsch land mit Krieg überzögen, ehe dicßr Staat eine Flotte ge schaffen hat, die groß genug wäre, nm unsere Flotte zu schlagen, und zwar zu einer Zeit, wo Deutschland ohne die Hilse mächtiger Verbündeter wäre, die cs schützen können. Vielleicht wird man sich daraus berufen, daß Deutschland nicht ohne Verbündete sein würde, wenn wir es angriffen Würde etwa Frankreich es gegen den allgemeinen Polterer (bull?) schützen? Kann ein vernünftiger Mensch annehmen, daß Frankreich so närrisch sein könnte? Wenn Frankreich einen Krieg begönne, um Deutsch land zu Helsen, so geschähe das doch nur, um Deutschland den Sieg zu verschaffen. Ab:r würde Deutschland, wenn es in einem Kampse mit England siegreich wäre, geneigter sein, ine Reichslande zurückzugebcn. Diese Frage kann sich jeder selbst beantworten Aber wie stände es, wenn Deutschland die Reichs laude zurückgäbe, um die Hilfe Frankreichs damit zu erkaufen? Nun damit würde Deutschland die Erfolge des Krieges von 1870 gegen die Möglichkeit, England zu zerstören, auStaujchcn; eS würde dann einen Teil der Beute bekommen, aber sicher nicht den Löwen anteil. Die besten überseeischen Stücke würde die Macht mit der größten Flotte beanspruchen, und diese Macht wäre Frankreich Und daraus kann man sich verlassen, daß Deutschland nicht die Reichslande aufgiebt, um französische Hilse zu kaufen Rußland aber ist als Verbündeter nicht leicht zu haben Kein einziger Russe, mit Ausnahme des Zaren, Hal den Wunsch, Deutschland viel stärker zu machen, als cs schon ist; und stärker würde es natürlich werden, wenn man ihm Helsen wurde, England zu zerstören Österreich würde als deutscher Verbündtter wertlos sein, selbst wenn es helfen wollte, was noch zweifelhaft ist; denn cs hat keine Flotte. Italien aber würde sicherlich unser Land nicht angreifen Tic Aussicht, daß Deutschland ein paar Hundert Millionen Psund Geldstrafe zahlen müßte, seine Kolonicu und sein politisches und merkantiles Ansehen verlöre, würde von ten Mächten keineswegs als eine Gefahr angesehen werden, die um jeden Preis vermieden werden müßte. Verschiedene Mächte würden wahrscheinlich die Zerstörung der teutschcn Landmacht nicht dulden, wegen deS politischen Gleichgewichts, aber die würde bei einem Kriege mit England auch nicht gefährdet werden. Anderseits würden aber die meisten Mächte nicht wenig erfreut sein wenn die anmaßendste Macht in Europa einige nützliche Demütigungen zu erleiden hätte Gerade jetzt ist Deutschland alles andere als beliebt; die Aussicht, daß cS einen starken Stoß bekommen könnte, würde also den übrigen Völkern keineswegs unangenehm sein. Wenn dann Deutsche rufen: „Möchte doch England die Kriegsprobe nur machen," so schwatzen sie gefährlichen Unsinn. Wenn wir den Versuch machten, so hätten sie in d.r That sehr schwer darunter zu leiden Glücklicherweise sind wir kein empfindliches Volk und lassen uns durch deutschen Tadel nicht zu Feindselig keiten verleiten. Vermutlich ließen wir Deutschland zu leicht damit durchkommen, als der deutsche Kaiser sein Telegramm ab- sandte; sicherlich aber werden wir unsere Röcke nicht au-ziehcn, nur weil ein Hamburgisches Blatt den Kops verliert Wenn wir in den Krieg ziehen, so wollen wir damit keine Kraftprobe machen, sondern wollen die Pistole aus der Haud dessen schlagen, der uns angrcisen möchte, oder wollen verhin dern, daß ein Fremder in unsere Eigentumsrechte greift." Mag es fein, daß der Aufsatz hier und da sich einer gewissen Übertreibung schuldig macht, — im wesentlichen ist das entworfene Bild ein zutreffendes. Das mögen wir uns nur ruhig cingestehen. Nur Böswilligkeit kann aber unter solchen Verhältnissen noch leugnen wollen, daß sich in unserer Rüstung eine Stelle findet, die dicht und fest zu machen unsere Nation ihre ganze Kraft einzusetzen hat, wenn nicht geradezu ihre Lebensinteressen auf das ernstlichste gefährdet erscheinen sollen. Tagesgeschichte. Dresden, Marz. Die diesjährigen Karnevals festlichkeiten am Königl. Hofe wurden am gestrigen Fastnachts-Dienstage mit einem großen Hofballe beschlossen. In Abwesenheit Ihrer Ma;estäten des Königs und der Königin hatte Se. König!. Hohe;! der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, die Re präsentation bei dem Feste übernommen, an welchem auch Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Friedrich Ein Sonverdajein der beiden Salons ist dann schon wegen der Obdachsnot kaum mehr denkbar. 8 Die „Münch Allg Ztg " wendet sich gegen die jetzt üblichen Gedächtnisfeiern mit gänzlich unbekannter chrono logischer Unterlage; sie schreibt: „Die italienische Stadt Eividale del Friuli, das alte „b'vrum .lulii", in der Pro vinz Udine, trifft schon jetzt Vorbereitungen zu einer wür digen Gedächtnisfeier des l l 00 jährigen Todestages ihres größten Sohne«, des Geschichtsschreibers der Langobarden Paulus Diaconus Todesjahr und-Tag des liebens würdigen und litterarisch einflußreichen Autors sind zwar nirgend überliefert; allein warum sollte er nicht vielleicht in der That im Herbst 799 gestorben sein? Es kommt hinzu, daß die Ehronologie die schwache Seite seiner eigenen historischen Arbeiten war, sodaß es geradezu als zarte Rücksicht erscheint, den Gedenktag eines solchen Mannes zu Festzwccken vollkommen willkürlich anzusetzen Das Fest komitee, an dessen Spitze der Bürgermeister R Morgante steht und dem Gelehrte und andere angesehene Männer aus der Stadt selbst sowie aus der Provinzialhauptstadt Udine, aus Padua, Bologna, Pisa, Florenz, Rom rc an gehören, hat ein lateinisches Rundschreiben an die Ge lehrten aller Länder erlaßen, in dem sie zu einer Zu sammenkunft im September 1899 nach Eividale einge- laden werden. Diese soll zu mündlichem und schriftlichem Austausch von Ansichten und Forschungsergebnissen, be treffend da« Leben und die Werke des großen Historikers, Gelegenheit geben Neuere Schriften jeder Art, gedruckt oder ungedruckt, die Paulus Diaconus und seine Zeit be handeln, werden von dem Komitee mit Dank entgegen genommen Nicht minder dankbar werden ohne Zweifel die Gastwirte von Eividale sein, wenn der „Austausch von Ansichten" über ihren großen Landsmann sich recht lebendig gestaltet. Inzwischen empfehlen wir den Magi straten deutscher Kleinstädte die Lektüre von Wattenbach« „Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter"; sie werden
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