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Treffpunkt UZ TT T • i J •7 gar IV ozu ich schreibe... Sie saßen uns gegenüber: Doris Namokel, die mit ihren Liedern un ser Pressefest-Programm bereicherte, unser vietnamesischer Freund Ho Gia-huong, dessen Rügengedicht im künstlerischen Wettbewerb einen Anerkennungspreis erhielt, Hans Werner Schubert (unser Bild) und Hans Joachim Ruckick, 1. bzw. 3. Preisträger des Wettbewerbs. Doris Namokel wirkte seit dem fünften Schuljahr im Schulchor mit, sang aber auch dort schon als Soli stin, so erfahren wir im Gespräch mit unseren Gästen über ihre „Wege zur Kunst“. An der Universität aber trat leider eine zweijährige Pause ein, wegen gesellschaftlicher und Studienpflichten. Ist das etwa wirk lich ein entscheidender Gegensatz? Die jüngsten Impulse werden — hof fen wir — künftighin Pausieren aus schließen. Am liebsten singt sie Schumann, Schubert, Eisler. „Für Schlager bin ich nicht“. Ho Gia-huong bezeichnet sich als „Gelegenheitsdichter“; schöne nachhaltige Erlebnisse sind seine Themen, für die „Rügen“ ein recht liebenswürdiges Beispiel war. „Ab und zu mal der Erinnerung wegen“, meint er. Aber daß sein Gedicht in vorgefaßter Absicht aus einem Ge spräch mit H. J. Ruckick, aus einer Art Wettstreit dort entstand, ist doch bemerkenswert. Anregung und Kri tik durch die Gemeinschaft sollten auch bei Ho Gia-huong seine Tätig keit fördern und die noch persönliche Abgrenzung der Aussage ins über individuell Verbindliche verändern helfen. H. W. Schubert hat „aus Lan geweile angefangen“ zu schreiben, wag nach seinen eigenen Worten noch keinen interessierte. An der Fachschule in Potsdam aber, wohin der Betrieb den jungen Forstarbeiter delegierte, fand sein Dichten bereits soviel Interesse und Anerkennung, daß er für ein den Humanismus ver teidigendes Gedicht einen Preis er hielt. Von „spontanen Sachen“ folgte der Schritt zur beabsichtigten poli tischen Aussage. Ein Erfolg war: „Antrag auf Aufnahme in die Par tei“, zu dem entsprechenden Anlaß verfaßt und vorgetragen. Zeugnis der Vielseitigkeit ist, daß er 1960 im Wettbewerb des „Forum“ um das schönste Liebesgedicht Preisträger wurde. Er will in seinen Arbeiten „Alltägliches mit anderen Worten sagen“, und versteht dies Alltägliche unseres Lebens durchaus als ein Grund zu „gegenseitig geweckter Be geisterung“. — In seiner „Genossen schaftsbäuerin“ gelang ihm dafür eine Bekräftigung. H. J. Ruckick fing in der 9. Klasse zu Dichten an. Ein Fabel wettbewerb dort bescherte ihm einen Preis. Im übrigen war das Schreiben: „ein paar Gedichte für mich“. Und das reichte in der Tat nicht als Impuls von Dauer. Von der „Bitterfelder Zeit“ sagte er, daß sie ihm wieder mehr Lust gemacht habe. Auch Pro saversuche hat er gemacht. Dazu seine eigene recht hübsche Bemer kung: „So kurz wie möglich. Da kam ich zum Gedicht.“ Ein großer russischer Realist Als Gedenktag der Weltfriedens bewegung beging die fortschrittliche Menschheit am 20. November den 50. Todestag Leo Tolstois. Von der Bedeutung des großen russischen Realisten zeugen die folgenden Worte Lenins aus seinem Aufsatz „L. N. Tolstoi und die moderne Arbeiter bewegung“: Seiner Geburt und Erziehung nach zum höchsten Grundherrenadel Ruß lands gehörend, brach Tolstoi mit allen gewohnten Ansichten dieses Milieus und fiel in seinen letzten Werken mit leidenschaftlicher Kritik über alle heutigen staatlichen, kirch- lichen, sozialen, wirtschaftlichen Zu stände her, die auf der Unterjochung der. Massen, auf ihrem Elend, auf dem Ruin der Bauern und der Klein besitzer überhaupt, auf Vergewalti gung und Heuchelei beruhen, die das ganze heutige Leben von oben bis unten durchtränken... Tolstoi gibt ihre (der Bauern. Die Red.) Stimmung so getreu wieder, daß er ihre Naivität, ihre Fremdheit gegenüber der Politik, ihren Mystizis mus, den Wunsch, der Welt den Rücken zu kehren, den „Verzicht auf Widerstand gegen das Böse“, ihre ohnmächtigen Flüche gegen den Kapitalismus und gegen die „Macht des Goldes“ selbst in seine Lehre hineinträgt. Der Protest von Millio nen Bauern und ihre Verzweiflung — das ist in Tolstois Lehre zusammen- geschlossen. Unsere Unterhaltung bezog immer die Bewegung Junge Talente und ihre Bedeutung ein. Die Meinung war ungeteilt: Es ist unbedingt not wendig, Zirkel schreibender Studen ten — wie überhaupt künstlerische Zirkel — an der Karl-Marx-Universi tät ins Leben zu rufen. Die ihr diese Zeilen lest, wieviele von euch haben zunächst „aus langer Weile“ oder „nur für mich selbst“ Geschriebenes im Schubfach liegen? Vielleicht sit zen zwei in einer Seminarreihe, die voneinander nicht wissen, daß sie schreibende Studenten sind. „Unter den Studenten ist kulturell viel zu tun.“ Diese Gesprächsmeinung dürfte di e Wahrheit treffen. Daß die schreibenden Arbeiter auf diesem Abschnitt der sozialistischen Kultur revolution ein Stück voraus sind, war zunächst in Ordnung, aber sie ma chen es doch den Studenten nun lange genug vor, mit Selbstbewußt sein und Schwung. Den schritt vom gelegenheitsmäßi gen „für mich“ zum „für uns“ Schrei ben als Sprengung der individualisti schen Selbstgenügsamkeit hat das Schreiben und Schreibeniemen „mit uns“ also in der Gemeinschaft zur Voraussetzung. H. J. Ruckick wies mit Recht dar auf hin, daß insbesondere die Leh rerstudenten mit hohem Wissen und Befähigung in Kultur und Kultur politik ausgestattet sein müssen. Der Lehrerberuf insbesondere im soziali- tischen Dorf stellt die höchsten An sprüche im Prozeß der sozialistischen Kulturrevolution: Wissender und Anleitender sein zu können. Die kul turelle Selbstbetätigung' ist ein be deutsame Schule dafür. Es muß da hin kommen, daß z. B. keine Partei- bzw. FDJ-Versammlung von Stu denten mehr stattfindet, in der nicht auch die Kultur — und immer mehr künstlerische Eigenleistungen — zu Wort kommt. Es ist also Zeit, die Schubladen der abgelegten „Werke“ zu öffnen oder endlich zu Feder oder Pinsel zu grei fen. H. W. Zirkel schreibender Studenten Ein Zirkel, der sich das Ziel setzt, alle schreibenden Studenten an der Universität zusammenzufassen, wird sich am Mittwoch, dem 30. Novem ber 1960, im Betriebsspeiseraum in der Ritterstraße konstituieren. Die „Universitätszeitung“ und die FDJ- Kreisleitung der Universität rufen alle Freunde, die Interesse an der literarischen Arbeit und an literari schen Streitgesprächen haben, auf, an der Arbeit des Zirkels teilzuneh men. Der Zirkel setzt sich das Ziel, Wegbereiter für die Verwirklichung des Bitterfelder Weges an der Uni versität zu sein. Die „Universitäts zeitung“ wird regelmäßig über seine Arbeit berichten und laufend Ge dichte, Erzählungen, Skizzen, Tage bücher usw., die hier entstehen, ver öffentlichen. Sozialistische Namensgebung Eine sozialistische Namensgebung für die Kinder von Angehörigen der Medizinischen Fakultät fand am 19. November 1960 statt. Den Kindern Axel D e x t o r, Mo nika Dornberg, Jürgen Dorn- b e r g, Bernd Eulitz, Martina Göpfert, Frank Polley, Detlef Wenthlass wünschen wir für ihren weiteren Lebensweg persön liches Wohlergehen und Erfolge in unserem Arbeiter-und-Bauern-Staat. Kleine Schacholympiade bei den Journalisten Viele Stundenten sind vor wenigen Wochen ins Ring-Messehaus gepilgert, um die Großen des Schachsports zu bewundern. Viele werden ihre Liebe zu diesem Spiel entdeckt bzw. wie derentdeckt haben. So war es auch bei uns an der Fakultät für Journa listik. Kommt man jetzt in unseren Klubraum, so wird man stets einige Studenten über den 64 Feldern brüten sehen. Sind die Partien beendet, setzt eine leidenschaftliche Diskussion über die richtigen oder falschen Züge ein. Diese Schachbe geisterung haben wir ausgenutzt und eine Fakultätsmeisterschaft organi siert. Es meldeten sich 21 Sport freunde, die wir in vier Vor gruppen einteilten. Die beiden Besten jeder Gruppe kommen ins Finale, die an deren werden in einet 1 Art Schweizer System um die Plätze kämpfen. Seit diesem würdigen Auftakt hat sich die Schachbegeisterung an der Fakultät noch gesteigert. Erbittert wird um halbe oder ganze Punkte gerungen, und manche Überraschung gab es schon. Die ersten Drei von der Meisterschaft erhielten wertvolle Buchprämien von der FDJ-Leitung. Wir haben vor, nach Beendigung des Turniers einen Schachzirkel zu bilden, durch den die Klubarbeit vielseitiger und interessanter werden wird. Viel leicht werden wir sogar einmal eine Fakultätsmannschaft aufstellen und die Studenten anderer Fachrichtun gen zum Vergleichskampf herausfor dern. Wir rufen alle Fakultäten auf, es uns gleichzutun. Die Schachfreu digkeit ist überall vorhanden, und die FDJ-Leitungen könnten ihre Ar beit dadurch verbessern. Text: Gottschald, Foto: Tank Knapper Sieg unserer Tischtennis-Mannschaft in Berlin Die I. Herrenmannschaft der Sektion Tischtennis trug anläßlich der 150- Jahr-Feier der Humboldt-Universität einen Vergleichskampf gegen eine Stu dentenmannschaft der HSG Humboldt- Universität aus. Die Berliner setzten da bei einen Verbandsligaspieler aus der I. Mannschaft ein, so daß sie in der oberen Hälfte sehr stark waren und ein Punktverhältnis von 7:2 erzielten. Unsere größere Ausgeglichenheit machte sich durch ein umgekehrtes Punktver ¬ hältnis in der unteren Hälfte bemerk bar. Entscheidend für den Sieg war der knappe Gewinn beider Doppel (jeweils 21:19 im dritten Satz). So endete das Spiel mit einem knap pen ll:9-Sieg. Maßgeblichen Anteil an diesem Sieg hatte Schneider, der allein vier Punkte (drei im Einzel, einen im Doppel) auf sein Konto brachte und da mit als einziger Spieler beider Mann schaften ungeschlagen blieb. Mei Einige Gedanken zur Denkmalpflege „Der kontinuierliche, ununterbro chene Aufstieg der Menschheit als Ganzes, der sich an den materiellen und geistigen Erzeugnissen der Kul tur, an der von Menschen geschaffe nen künstlerischen Umwelt und den sie belebenden Ideen ablesen läßt, verlangt, daß die Pflege und Erhal tung des Überkommenen ergänzt wird durch ständiges Neuschaffen.“ Diese Worte sprach Professor Ku- rella auf dem Staatsakt anläßlich der 400-Jahr-Feier der Dresdener Kunst sammlungen, und er betonte an an derer Stelle, daß heute eine frucht bare Denkmalpflege nur in engster Verbindung mit den Erfordernissen unseres sozialistischen Städtebaus möglich ist. Sozialistischer Aufbau und Denk malpflege stehen in engstem Zusam menhang. Es sei nur an die vorbild lichen Leistungen in den schwer zer störten Städten Dresden und Berlin, Magdeburg und Halberstadt erinnert. Allein in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens gab unsere Republik rund 70 Millionen DM für denkmal pflegerische Arbeiten aus. Nicht nur zerstörte Bauwerke wurden wieder errichtet, viele Objekte, die noch nicht ausgebaut werden konnten, mußten gesichert werden. In einer Reihe von Städten, deren Stadtkern zwar vom Kriege nicht oder kaum beschädigt worden war, deren Häu ser aber auf Grund ihres Alters kaum noch bewohnbar waren und die daher zu verfallen drohten, wurde die Altstadt saniert. Von einer unseren heutigen Erfordernissen ent sprechenden Zweckgebung über die Einrichtung moderner sanitärer An lagen bis zu einer wissenschaftlich exakten Fassadenrestaurierung ist alles getan worden, um diese alten Städte als Gesamtkunstwerk zu er halten. Wenn Theodor Rensinger in der Zeitschrift „Westfalen“ (XXXVIII/ 1960, S. 90 ff) schreibt: „So bitter es klingt, die alten Städte sterben ... Was der Krieg nicht vermocht hat, das bringt die Wirtschaft fer tig ... Sie wird das ihrige beitragen zur Verödung, Verarmung im Aus sehen der Bürger- und Bauernhäu ser“. so trifft das nicht für unsere Republik zu. Jeder, der nur einmal Städte wie Görlitz, Bautzen, Meißen, Quedlinburg. Stollberg, Wernigerode, Tangermünde oder manche andere alte Stadt besucht hat, konnte sich davon überzeugen. Bei uns sind der Unternehmerwillkür Schranken ge setzt, zum Schutze alter Denkmäler, zur Wahrung des historischen Ge sichts unserer Städte. Wie eng sozialistischer Aufbau und Denkmalpflege verbunden sind, kön nen wir ja auch in unserer Univer sitätsstadt sehen. Bereits in den ersten Nachkriegsjahren wurde das alte Renaissancerathaus wiederher gestellt, und um dem Markt seinen alten Abschluß zu geben, ist der Aufbau der alten Waage vorgesehen. Die Börse am Naschmarkt erstand neu; der Innenausbau ist noch nicht abgeschlossen, allein dafür ist eine Summe von etwa einer halben Mil lion vorgesehen. Das Romanushaus, eines der bedeutendsten Leipziger Bürgerhäuser, ist in seiner Fassade »restauriert worden. In der Perspek tive ist geplant, hier ein Museum für Musikgeschichte einzurichten, ebenso soll das Haus zum Kaffee baum musealen Zwecken zugeführt werden. Das Städtische Kaufhaus wird als Bibliothek wieder aufgebaut. Die Vorplanungen sind bereits abge schlossen, die Kosten werden mit etwa fünf Millionen DM ver anschlagt. Gerade im Zusammenhang mit dam jetzt begonnenen Wiederaufbau der Innenstadt hat der Rat der Stadt die Abteilung Kultur beauftragt, eine Konzeption der notwendigen denk malpflegerischen Maßnahmen auszu arbeiten. Der Arbeitskreis für Denk malpflege, der beim Rat der Stadt besteht, hat einen Plan der Innen stadt erarbeitet, in dem sämtliche Objekte verzeichnet sind, die unter Denkmalpflege stehen. In einer Kar tei sind die einzelnen Denkmäler er faßt. Mit welcher Sorgfalt gearbeitet wurde, wird z. B. darin deutlich, daß bei allen notwendigen Abbruch arbeiten wertvolle Werkstücke, vom Gesims bis zum vollständigen Erker, geborgen und in einer Kartei erfaßt wurden. Das geschah auch mit allen schmiedeeisernen Gittern. Diese Die wiederhergestellte Leipziger Alte Börse Dinge stehen heute den Architekten zum Studium und zur Wiederver wendung zur Ver fügung. Es ist das ein Beispiel einer wirklich leben digen Denkmal pflege. Im Zuge des Wiederaufbaus der Innenstadt wird auch eine komplexe Fassa denrestaurierung in Zusammen arbeit mit dem In stitut für Denk malpflege durchge führt. Die ersten Ergebnisse sind ja bereits zu sehen. Die Denkmal pflege nimmt im sozialistischen Aufbau einen ihr entsprechenden Platz ein. Der So zialismus erst gibt ihr Möglichkeiten, die frühere Zeiten nicht einmal ahnen konnten. Das ist nicht nur bei uns so, sondern auch in anderen soziali stischen Ländern. Leistungen, wie sie etwa unsere tschechischen Kollegen in Telc oder unsere polnischen Freunde in Gdansk oder Warszawa vollbrachten, sind nur in einer so zialistischen Gesellschaft möglich. Und der Sozialismus gibt auch die Garantie daß die Arbeit der Denk malpflege wirklich Sinn hat, er bietet Gewähr für ein friedliches Zusam menleben der Völker. Welchen Sinn hätte schon die sorgfältigste Denk malpflege, wenn ihre Ergebnisse, wenn die Denkmäler selbst, ja, wenn die Menschheit von einem neuen Kriege bedroht wird. Dr. W. Hütt, Dr. phil, Ullmann, M. George, G. Meißner, Kunsthistorisches Institut Universitätszeitung, 23. 11. 1960, S. 6