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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 4.1960
- Erscheinungsdatum
- 1960
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196000003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19600000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19600000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 4.1960
-
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Band 4.1960
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Vor dem großen Fest MANIFEST an alle deutschen Wissenschaftler und Künstler Rund um die 150-Jahr-Feier unserer Berliner Schwester-Universität Im Rahmen der Jubiläumsfeierlich keiten findet vom 7. November 1960 bis zum 9. November 1960 ein inter nationales wissenschaftliches Sym posium zum Thema „Philosophische Probleme der Medizin und Biologie“ statt. Zahlreiche Wissenschaftler aus der DDR und aus dem Ausland wer den daran teilnehmen. Von unserer Universität nehmen unter anderem folgende Wissen schaftler an dem Symposium teil: von der Medizinischen Fakultät Prof. Dr. Müller-Hegemann, Di-, rektor der Neurologisch-Psychiatri schen Klinik, Prof. Dr. Emmrich, Direktor der Medizinischen Klinik, Prof. Dr. Wünscher, Direktor des Hirnforschungsinstituts; vom Institut für Philosophie Prof. Dr. Zwei- ling, Institutsdirektor, Dozent m. W. Dr. Rochhausen und Assistent Ludwig. * Mehr als 30 Studentenorganisatio nen aus aller Welt werden an dem internationalen Studentenseminar, das die Studenten der Humboldt-Uni versität im Rahmen des Jubiläums zum Thema der friedlichen Lösung der deutschen Frage veranstalten, teilnehmen. Als Referenten des Semi nars sind der Außenminister der DDR, Dr. Lothar Bolz, der Vor sitzende des Außenpolitischen Aus schusses der Volkskammer. Peter Florin und Werner Lamberz, Sekre tär des Zentralrates der FDJ, vorge sehen. Das Studentenseminar der Hum boldt-Universität findet auch in West deutschland großes Interesse. So hat der Liberale Studentenbund Deutsch lands eine Einladung zum Seminar angenommen. An diesem Seminar nimmt von unserer Universität Assistent Friedrich vom Institut für Phi losophie teil. * Das Institut für Allgemeine Biolo gie der Humboldt-Universität, das unter der Leitung von Prof. Dr. Segal Steht, führte aus Anlaß der Jubi läumsfeierlichkeiten das nt. inter nationale „Humboldt-Symposium“ durch. Gegenstand der wissenschaft lichen Beratungen waren Grund fragen der Biologie, speziell Struktur und biologische Funktionen der Ei weiße. Unter den ersten Gästen zu den Jubiläen der Berliner Humboldt- Universität und der Charitä sind Prof. Dr. Juan Francisco Mugica und Prof. Dr. Nelson Robles von der Uni versität Bogota (Kolumbien). Prof. Dr. Mugica wird auf der wissen schaftlichen Konferenz über „Aktu elle Probleme der lateinamerikani schen Länder“ einen Vortrag halten. Außerdem nehmen beide Gelehrte an der zentralen Konferenz „Frieden, Demokratie und Freiheit“ teil. * Mit einem großen Fackelzug wird die Berliner Jugend am 13. November anläßlich der 150-Jahr-Feier der Humboldt-Universität und der 250. Wiederkehr des Gründungstages der Berliner Charite Rektor und Senat der Universität ehren, und da mit ihre Verbundenheit zu dieser Bil dungsstätte kundtun. Am Abend des Tages findet im Zentralen Klub der 1. November: Pressefest der „Universitätszeitung“ 2. November: Feierliche Unter zeichnung der ersten Verträge mit sozialistischen Arbeitsgemein schaften an der Karl-Marx-Uni versität. Fackelzug der FDJ und Kund gebung vor der Alten Universität. 3. November: Veranstaltungen in allen Fakultäten und Insti tuten, unter anderem: Medizinische Fakultät: Rechen schaftsbericht und Erläuterung der Forschungsvorhaben durch den Dekan, Prof. Dr. M e r r e m , Rechenschaftsberichte der Kliniks direktoren in den Kliniken, Ab schluß eines Freundschaftsver trages der Neurologisch-Psychia trischen Klinik mit der VVB-NE- Metallurgie, Populärwissenschaft liche Vorträge für die Bevölke rung, u. a. Prof. Dr. Wün scher: „Wie kommt es zu Schlafstörungen“; Prof. Dr. Per lick: „Herzinfarkt“; Prof. Dr. Emmrich: „Arterienverkal ¬ kung (Arteriosklerose)“; Prof. Dr. Beier : „Wesen und Aufgaben der Biophysik“. Veterinärmedizinische Fakultät: Rechenschaftsbericht des Dekans, Prof. Dr. Neundorf, Antritts vorlesung von Prof. Dr. K e t z, 15 Vorträge von Vertretern des wissenschaftlichen Nachwuchses. Landwirtschaftliche Fakultät: Rechenschaftsbericht des Dekans, Nationalpreisträger Prof. Dr. Ro senkranz, Berichte über die Arbeit der einzelnen Institute. Fachrichtung A sien-Afrika- Wis- senschaften: Hauptreferat von Prof. Dr. Markov über die Rolle der Arbeiterklasse und der nationalen Bourgeoisie im natio nalen Befreiungskampf. Physikalisches Institut: Vortrag Jugend und Sportler der Stalinallee ein Ball der Berliner Studenten statt. * Unser Bruderorgan „Humboldt- Universität“ veröffentlicht Auszüge aus einem Brief eines westdeutschen Wissenschaftlers, dessen Name ange sichts des Terrors in der „freien Welt“ begreiflicherweise nicht genannt wird. Dieser Brief ist Ausdruck der schwe ren Konflikte, in die viele aufrechte Wissenschaftler durch den politischen Druck Bonns gekommen sind. Es heißt darin: „Zu meinem größten Be dauern sehe ich mich unter den ge gebenen Umständen nicht in der Lage, dieser Einladung zu folgen ... Das Erbe Wilhelm von Humboldts, das uns allen Richtung und Aufgabe ist, weckt in mir Gefühle der Anteil nahme an dem festlichen Ereignis. Aufrichtiger Glückwunsch für die Zu kunft!“ über die Arbeit des Physikalischen Instituts von Nationalpreisträger Prof. Dr. Lösche; Populär wissenschaftliche Vorträge für die Leipziger Bevölkerung. Institut für Ausländerstudium: Rechenschaftsbericht der Direk torin, Frau Prof. Harig; Fremd- sprachliche Vorträge über di» Bedeutung des Tages der Univer sität; Forum über Charakter und Form der internationalen Bezie hungen der DDR. Fachrichtung Geschichte: Re chenschaftsbericht von Prof. Dr. Ernst Werner ; Festvortrag von Prof. Dr. Steinmetz zur Auswertung des XI.Internationalen Historikerkongresses in Stock holm, anschließend Kolloquium. Fakultät für Journalistik: Re chenschaftsbericht des Dekans Prof. Dr. Budzislawski ; Feierliche Übergabe der Diplome an die diesjährigen Absolventen, Festvortrag von Dr. h. c. Georg K r a u s z. Institut für Pädagogik: Rechen schaftsbericht von Prof. Mül ler; Konferenz der Abteilung Unterrichtsmethodik. Prof. Dr. Reißmann berichtet über die Untersuchungen zur Erprobung und Verwirklichung des Lehr planes. Institut für Erwachsenenbil dung: • Rechenschaftsbericht von Prof. Dr. Schaller; Wissen schaftliche Veranstaltung zu dem Thema „Auseinandersetzung mit der klerikalfaschistischen Ent wicklung der Erwachsenenbil- dung in Westdeutschland“. Wirtschaftswissenschaftliche Fa kultät: Rechenschaftsbericht des Dekans, Prof. Dr. Heinze: Fest vortrag von Prof. Dr. Thal mann: „Probleme des neuen Charakters der Arbeit in der DDR.“ Mit der leidenschaftlichen Forde rung, die Abrüstungsvorschläge der Sowjetunion und der DDR sowie die Programmatische Erklärung des Staatsrates der DDR mit allen Kräf ten zu unterstützen, wandte sich am 26. Oktober eine Willenskundgebung von mehr als 100 führenden Vertre tern der Intelligenz der DDR an die Öffentlichkeit. Nach Begrüßung durch Prof. Dr. Dr. C o r r e n s ergriffen Prof. Dr. H a r t k e , Frau Gertrud Sasse, der stellvertretende Direktor des Zentralinstituts für Kernphysik Dr. Klaus Fuchs, Prof. Dr. Ganse, Direktor der Medizinischen Akade mie Dresden, D. D. Schenke von der Theologischen Fakultät der Ber liner Humboldt-Universität und Prof. Burghardt das Wort. Die Teilnehmer unterzeichneten an schließend nachfolgendes Manifest an alle deutschen Wissenschaftler und Künstler: Unserem Gewissen und unserem Volk verpflichtet, erheben Wir aus geistiger und sittlicher Verantwor tung unsere Stimme in einer Zeit, da die Menschheit in ihrer Geschichte eine historische Wende vollzieht. Die alten, überlebten Existenzfor men der menschlichen Gesellschaft, die das Kainsmal der Ungerechtig keit, der Unterdrückung und des Pessimismus tragen, gehen dem Un tergang entgegen. Immer kraftvoller entfalten sich neue Daseinsformen der mensch lichen Gesellschaft, die von der Sehn sucht nach Frieden, Freiheit und Rektoren der DDR appellieren Entschiedenen Protest gegen die Anschläge der Bonner Militaristen auf die Freiheit der Wissenschaft er hob am 25. Oktober die Rektoren konferenz der DDR. In einer Presse konferenz, in der die Rektoren die internationale Presse über die Be schlüsse ihrer Tagung vom 25. Okto ber unterrichteten, stellte der Rektor der Berliner Humboldt-Universität, Prof. Dr. Schröder, fest: Die Bonner Störversuche gegen die Jubiläums feierlichkeiten der Humboldt-Uni versität und der Charite widerspre chen dem Geist und den Statuten der Internationalen Assoziation der Uni versitäten. zu der alle deutschen und die westeuropäischen Universitäten gehören. Auf der Pressekonferenz wurde über bedeutsame Dokumente der Rektorenkonferenz der DDR Mittei lung gemacht. Die Rektorenkonfe renz der DDR hat in ihrer Sitzung vom 25. Oktober 1960 eine Erklärung angenommen, in der die Denkschrift der DDR Zur' Abrüstungsfrage sowie die Programmatische Erklärung des Vorsitzenden des Staatsrates. Walter Ulbricht, als „hochbedeutsamer Bei trag zur Sicherung des Friedens“ be zeichnet werden. Die Erklärung appelliert an die Hechschullehrer Westdeutschlands, Glück, vom Streben nach Humani tät und neuer Sittlichkeit getragen werden. Es erfüllt uns mit zukunftsfrohem Optimismus, daß die ständig stärker werdenden Ideen des Fortschritts heute schon das Geschehen in der Welt bestimmen. Aus Verantwortung vor uns selbst, vor unserem Volk und vor der Welt bewahren, schützen und verteidigen wir die Ideen der großen deutschen Humanisten und das opfervolle pa triotische Streben der besten Söhne und Töchter unseres Volkes. Im Ringen um wissenschaftlich- technischen Fortschritt und um eine sozialistische deutsche Nationalkultur treten wir den menschenfeindlichen und lebensbedrohenden Bestrebun gen der unheilvollen Kräfte der Ver gangenheit und des Krieges ent gegen, die noch in einem Teil der Welt ihre Herrschaft ausüben. Wir rufen alle deutschen Wissen schaftler und Künstler: Wirkt im echten Sinne der großen Traditionen unseres Volkes für Frie den und Gerechtigkeit, für Demo kratie und Menschenwürde. Baut mit an einem Deutschland der friedlichen Größe, dessen An sehen und Ruhm auf wissenschaft lichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Leistungen beruht. Kampf den Organisatoren eines neuen Krieges — Für allgemeine und vollständige Ab rüstung in Deutschland Für eine Welt ohne Waffen! Dem Leben dienen wir — nicht der Vernichtung! an westdeutsche Wissenschaftler nicht länger die Wissenschaft ihrer humanistischen Tradition entfrem den und in den Dienst von Atom politik und Kriegs Vorbereitung stel len zu lassen. „Die Zukunft unserer Nation liegt in der Entwicklung Deutschlands zu einem von Furcht und Not freien, entmilitarisierten neutralen Staat. Einen geachteten Platz im Kreise der Völker kann das deutsche Volk nur durch seinen Bei trag zur Erhaltung des Friedens, des sozialen Aufstieges des ganzen Vol kes und die uneingeschränkte Ent- wicklung von Wissenschaft und Kul tur erringen.“ Wie auf der Pressekonferenz be richtet wurde, nahmen die Rektoren der DDR ausführlich gegen die Be schränkungen und Freiheitsberaubun gen Stellung, denen die wissenschaft lichen Beziehungen zwischen der DDR und Westdeutschland und dem westlichen Ausland auf Betreibung Bonns unterworfen werden. „Die Rektoren der Deutschen Demokrati schen Republik wissen, daß es kei neswegs den Intentionen und Wün schen der westdeutschen, französi schen und amerikanischen Wissen schaftler entspricht, daß hier ein eiserner Vorhang gegen die Wissen schaft niedergelassen wird.“ Tag der Universität Aus dem Plan der Veranstaltungen Mißbrauch nicht dulden! ovunuwsnuwanenssnsasunusunaanaunanannuskansanunananonunsnonuunnsnonnununuwunouusunzsuneuunsunnnunnsasunsennansunummnnunnounmnuununrnsnmernemnnnnnnhwsnrrnauuonnnnuxazauruunnsunesnannunanunnnannnaxaxznssnananyanannuuunnuenunanuununeuvuxureneennuwuuuunanunmnnanannuuu Des Teufels Gehirn Unter dem Druck der demokrati schen Kräfte in Westdeutschland und breitester Kreise der Weltöffentlich keit fand vor kurzem der Prozeß ge gen die Ungeheuer des KZ Sachsen hausen, Höhn und Böhm, statt. Die Beweise waren durch die Zeugenaus sagen der überlebenden Opfer er drückend, die Schuld der SS-Scher gen lag in ihrer ganzen Scheußlich keit zutage. Da geschah das für alle, die endlich ein gerechtes Urteil er warteten. Ungeheuerliche. Der Ver teidiger Göring — selbst ehemaliger Nazirichter — forderte den Freispruch der Mörder mit der folgenden Be gründung: „Da ist der Richter, der damals Terrorurteile fällte, der heute noch ... im Amt ist. Da ist der Rassenkommentator. Sie sind alle gleich schuldig. Sie haben die Grund lage für das Unrecht geschaffen ..." Da die Adenauer-Regierung sich Vor diese Leute stelle, könne auch er (der Verteidiger) für seine Mandanten Freispruch fordern. Unfaßlich für jeden, der den Sieg der Gerechtigkeit erwartete, und den noch von teuflischer Logik. Was liegt für einen dieser Verfechter soge nannter objektiver Rechtsstaatlich keit näher als auf den geistigen Ur heber der gesamten Verbrechen in den KZ, ja, auf die herrschende Praxis der westdeutschen Justiz zu verweisen und für seine Mandanten analog die gleiche Freiheit und den gleichen Schutz zu verlangen? Daß dieser Appell letzten Endes vergeblich war ändert keinen Deut an der Tatsache selbst, und daß diese Praxis lebt und immer wieder Ur ständ feiert, beweist nicht zuletzt der Ansbacher Schwurgerichtsprozeß am 23. Juli 1960, in dem der ehe malige SS-General Simon mitsamt seinem Komplizen Otto zum dritten Male freigesprochen worden ist. Diesmal sogar mit der ausdrücklichen Begründung, sie seien bei der Ermor dung dreier Brettheimer Bürger, die sich im April 1945 — also fünf Minu ten nach 12 — gegen den Einsatz von Hitlerjungen gewandt hatten, völlig im Recht gewesen. * Wenngleich Göring keine Namen genannt hat. so ist doch unverkenn bar, daß er mit dem Rassengesetz kommentator niemand anderen meint, als den sauberen Herrn Globke, seines Zeichens Staatssekre tär und Chef des Bundeskanzler amtes, damit den einflußreichsten und mächtigsten Beamten der Bun desrepublik. Die Mörder von Sachsenhausen haben das schmutzige Handwerk der „Judenentlausung“ mit eigenen Hän den betrieben und dadurch einige Tausend Menschen auf dem Gewis sen. Herr Globke ist der mittelbare Täter des Mordes an sechs Millionen Juden, die wiederum nur ein Teil der grauenvollen Bilanz des Faschismus sind. Sie wurden im Zuge der „End lösung“ viehisch erschlagen, zu Tode gefoltert, vergast. Und all das ge schah auf „legalem“ Wege mit einer ausgefeilten juristischen Begründung. Welch ein Hohn auf die hohen humanistischen Ziele der Wissen schaft. wenn Globke in seinem Kom mentar in den 1935 erlassenen Nürn berger Rassengesetzen schreibt: „Das Judentum ist ein Fremdkör per in allen europäischen Völkern ... Deshalb ist die Dissimilitation (Aus scheidung) die einzig mögliche Lö sung ... Das Judenproblem bedurfte in politischer, wirtschaftlicher und soziologischer Hinsicht einer Lösung für Jahrhunderte... Der völkische Staat muß notwendig ein Führer staat sein.“ Wirkliche Wissenschaft ist Huma nismus und Fortschritt — Globkes teuflische Sudeleien führten zur Ver nichtung und zum faschistischen Chaos. Bezeichnenderweise spendete seinerzeit der berüchtigte Freisler, Präsident des nazistischen Volks gerichtshofes. dafür dem willfährigen und unentbehrlichen Werkzeug der Nazis höchstes Lob für die ideologi sche Begründung der faschistischen Rassengesetze. Wenn er ausführte, Globke habe bei Behandlung des na tionalsozialistischen Gedankens über Rasse, Volk und Vererbung ... das Juden, und Mischlingsproblem, die Staatsbürgerrechte und die Staats angehörigkeit auf die Grundgedan ken, die den Gesetzen' zugrunde lie gen und für deren Auslegung bestim mend sein müssen, ausdrucksvoll hingewiesen. Heute ist der gleiche Globke für Adenauer in gleichem Maße unent behrlich, wie er es bereits im tau tausendjährigen Reich Hitlers war. Nichts bewies das besser als die Tatsache, daß Globke, ehemals die rechte Hand des Henkers von Europa. Himmler, heute die rechte Hand Adenauers ist. Adenauer selbst stellte sich schützend vor Globke — nachdem die DDR dessen Verbrechen ans Tageslicht zu fördern begann —, als er im Bundestag ausrief: „Ich werde es unter keinen Umständen zulassen, daß Behauptungen aufge stellt werden, die geeignet sind, die Ehre des Ministerialdirektors Globke zu schädigen.“ Aber Adenauer stellt sich damit nicht nur schützend vor den für seine Politik unentbehrlichen Globke, er erhebt damit zugleich den Antisemi tismus neben dem Antikommunis mus zur Maxime der offiziellen Poli tik Bonns. Das ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, daß heute in Bonn über 1000 faschistische Blutrichter in Amt und Würden sind. Doch sie tarnen und verbrämen ihre Entscheidungen mit gestochenen juristischen Formulie rungen, die sie als objektiv und wis senschaftlich bezeichnen. Prof. Albert Norden wies auf der internationalen Pressekonferenz vom Ausschuß für deutsche Einheit ein deutig nach, daß Globke mit seinen berüchtigten Kommentar zu den Rassegesetzen die Gaskammer von Auschwitz ideologisch vorweggenom men hat. * Wie aber ist es möglich, daß ein Staat Mörder deckt und sie sogar för dert? Es ist kein Geheimnis mehr: Adenauer benötigt die Experten des vergangenen Krieges, um einen neuen vorzubereiten. Deshalb werden Mörder freigesprochen, deshalb soll Oberländer, der „Sachverständige“ für Ostprobleme, wieder parkettfähig gemacht werden und deshalb ist man bemüht, auch einen Globke aus allem herauszuhalten, was seine Vergan genheit aufrollen könnte. Ekelhaft sind im Zusammenhang mit Globke die Machenschaften Bonns um die Nazibestie Eichmann, die in der Praxis anwandte, was Globkes Hirn ausgebrütet hatte. Mit aller Kraft bemühte sich Adenauer, Eichmann in die Hände der Benner Bundesrepublik zu bekommen. Eich mann hatte angedroht, auszupacken und führende Persönlichkeiten des Westzonenstaates zu belasten, wenn man ihn nicht an Bonn ausliefere. Einer derer, die vor dem Singen des Eichmann bangen müssen, ist wieder Globke. Es ist bezeichnend, daß seine Macht und seine Protektion durch Adenauer ihm die Möglichkeit gaben, die großzügigste Verteidigung Eich manns zu finanzieren, um einen Pro zeß in Israel doch noch zu verhin dern. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die 100 000 D-Mark, die der Ver teidiger Eichmanns eihielt, aus einem von Globke verwalteten Geheimfonds stammen. Die Schuld Bonns wächst ins Un ermeßliche. Heute fordern alle fried lichen Menschen und einsichtsvollen Politiker der ganzen Welt Sühne für die Verbrechen Globkes und die Ver hinderung neuer faschistischer Greuel. Wer schweigt, billigt Glob kes Verbrechen — wer Globke hält, kann nicht den Frieden wollen. Es erweist sich immer mehr, daß die DDR und die friedlichen demokrati schen Kräfte in ihr das gute Gewis sen der deutschen Nation verkörpern. Daß das Gesetz des Handelns ständig zunehmend durch das sozialistische Lager, die Kräfte des Friedens und des Fortschritts bestimmt wird, zeigt sich ganz überzeugend auch hier. Ein Oberländer war unter der drücken den Last der Beweise als Minister selbst des westdeutschen Staates nicht mehr zu halten. Im Falle Globke kann und darf es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Bonn nicht mehr anders kann als der For derung der demokratischen Kräfte der Völker Rechnung zu tragen und Globke aus seinem Amts zu entfer nen. Hans Sahre Universitätszeitung, 2. 11. 1960 S. 3
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