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schritte auf verschiedenen Gebieten der medizinischen Wissenschaft möglich gewor den, die Diagnostik des Herzens und des Kreislaufes durch Einführung physika lischer Meßmethoden zu erweitern und da mit auch Operationen von angeborenen und erworbenen Herzfehlern auszuführen. Auf diese Weise ist ein Gebiet erschlossen worden, welches sehr komplex und von einem einzelnen nicht mehr zu beherrschen ist. Bereits die Einführung physikalischer Me thoden geht zumindest von der technischen Seite her über das Können eines einzelnen Arztes hinaus. Es macht sich die Mitarbeit anderer Fachdisziplinen notwendig. Bisher war die Cardiologie allein ein Primat der inneren Medizin und wurde auch von ihr ausgeführt. Mit Einführung der Operatio nen am Herzen trat die Chirurgie hinzu. Um die komplexe Diagnostik zu vervoll kommnen, macht es sich erforderlich, Mit arbeiter aus den Gebieten der Röntgenolo gie, der Pathologie, der Technik und der Physik heranzuziehen. Für die Operationen am Herzen ist eine enge Zusammenarbeit mit Fachanästesisten erforderlich. Da das Gebiet außer der Herzchirurgie auch die Gefäßchirurgie einschließt, sind auch Mit arbeiter auf dem Gebiete der Angiologie notwendig. Wir haben am Klinikum der Karl-Marx- Universität in Leipzig diese Arbeit 1952 aufgenommen und erkannt, daß eine Sum mation von Einzelleistungen nicht zum Ziel führen kann, und haben bereits 1953 eine feste Arbeitsgemeinschaft auf dem Gebiet der Cardiologie gegründet, die sich bis heute bewährt hat. Diese sogenannte Car- diologische Arbeitsgemeinschaft setzte es sich zum Ziele, die Diagnostik, die Opera tion und die langfristige Nachbehandlung und Nachbeobachtung von Patienten so wohl mit angeborenen als auch erworbe nen Herzfehlern durchzuführen. Es zeigte sich, daß für die langfristige Nachsorge eine Kur- und Bäderbehandlung notwen dig war. Zu diesem Zwecke wurden uns in Bad Elster ständig 20 Betten zur Ver fügung gestellt. Diese Betten werden dort von Kurärzten betreut, unter Leitung von Dr. Lachmann und Dr. Jordan, die in Er weiterung unserer Gemeinschaft in diese einbezogen werden konnten. So setzt sich also unsere Cardiologische Arbeitsgemein schaft zusammen aus Cardiologen der Me dizinischen Klinik, der Kinderklinik, der Chirurgischen Klinik, den Anästesisten der Chirurgischen Klinik, Physiologen, Röntgenologen, Technikern, Physikern und Baineologen. Das möge genügen zur Struk tur und zum Aufbau unserer Arbeits gemeinschaft. Eines der Argumente, was sehr häufig gegen die Arbeitsgemeinschaft angeführt wird, ist der Einwand, daß die Leistung des einzelnen gemindert würde und daß die Einzelpersönlichkeit in der Gemeinschaft verschwindet oder unterdrückt wird. Ich kann Ihnen aus unserer nunmehr achtjäh rigen Erfahrung nur versichern, daß dem nicht so ist. Die Verantwortung und die Leistungsfähigkeit des einzelnen ist in der sozialistischen Gemeinschaft wesentlich größer. Es läßt sich gerade an unserem Bei spiel immer wieder zeigen, daß ein Versa gen des einzelnen für das Ganze ausge sprochen unangenehme Folgen hat. Wenn ein Punkt unserer Diagnostik nicht stimmt, dann stimmt natürlich auch die Operations indikation nicht mehr. Und der unter die ser falschen Indikation ausgeführte Eingriff würde ein erhebliches Risiko bedeuten. Darüber hinaus müssen wir feststellen, daß das Wissen des einzelnen infolge der ständigen Zusammenarbeit größer wird als bei der Einzelarbeit. Jeder Mitarbeiter der Gemeinschaft profitiert vom erarbeiteten Wissen des anderen. Der bekannte Satz, daß das Ganze mehr ist als die Summe sei ner Teile, bewahrheitet sich vor allen Din gen in der sozialistischen Gemeinschafts arbeit. Auch hier ist unsere Arbeits gemeinschaft ein ausgezeichnetes Beispiel. Die spezielle Herzdiagnostik und die Ope ration am Herzen wurden an verschiedenen anderen Stellen auch in Angriff genom men, dort kam es aber nicht zur Bildung solcher Arbeitsgemeinschaften. Das Ergeb nis setzte sich tatsächlich nur aus der Summe der Einzelleistungen zusammen. Es zeigte sich sehr rasch, daß die Arbeit dort nicht voranging und ins Stocken geriet, ob wohl ganz zweifellos ausgezeichnete Einzel leistungen vorlagen. Es kam in diesen Ver suchen aber kein Ganzes zustande, sondern es blieb lediglich bei einer Summe von Ein zelleistungen. Inzwischen hat sich das Gebiet der mo dernen Cardiologie infolge der Gemein schaftsarbeit so weit entwickelt, daß man eigentlich von einer neuen Fachrichtung sprechen kann und daß man diese Gebiete, wie eingangs genannt, in der Zukunft ein mal zu einem Gesamtgebiet zusammenfas sen sollte, wie es vorhin auch von der Geo physik berichtet wurde. In der vergangenen Diskussion wurde auch die Frage des Mein und Dein aufge worfen. Natürlicherweise gehen aus der artigen Arbeitsgemeinschaften Gemein schaftsarbeiten hervor. Es ist in diesen Ge bieten einem Wissenschaftler allein nicht mehr möglich, die Forschung voranzutrei ben. Es spielt aber das Mein und Dein