Volltext Seite (XML)
UNIVERSITATSZEITUNG ORGAN DERSED-EARTEILEITUNG DER EARL MARX-UNIVEKSITAT 26 10.1960 Wissenschaftliche Beilage Nr.2/1960 Die Gemeinschaftsarbeit in der Forschung Überarbeitetes Protokoll der Konferenz des Akademischen Senats am 30. Juni 1960 (II) Weg zur Universitas Diskussionsbeitrag von Prof. Dr. Georg Merrem, Dekan der Medizinischen Fakultät, Direktor der Neurochirurgischen Klinik Wir haben in den letzten Monaten eine Umfrage an alle Institute und an alle Kli niken gerichtet, um einmal zu erfahren, wie der augenblickliche Stand der Gemein schaftsarbeit ist. Und dabei ergaben sich ganz interessante Einteilungen. Ich darf als Dekan der Fakultät zusammenfassen, wo bei ich nicht das eine oder andere in den Vordergrund stellen möchte. Zunächst ist festzustellen, daß die erste Gemeinschaftsarbeit eine Gemeinschafts arbeit im Institut oder einer Klinik selbst ist. Diese Gemeinschaftsarbeit hat sich in den letzten Jahren insbesondere insofern verändert, als nicht nur Vertreter einer Fachdisziplin, sagen wir mal der Kinder heilkunde oder Frauenheilkunde tätig sind, sondern, daß in zunehmendem Maße auch Vertreter ganz anderer Fächer, etwa der Naturwissenschaften Diplomphysiker, Di plombiologen notwendig geworden sind, um eine Forschungsarbeit auf einem speziellen Gebiet voranzutreiben. Die zweite Art der Forschung, der Ge meinschaftsforschung, ist die Forschung der Institute untereinander im weitesten Sinne. Also nicht nur etwa verschiedener Klini ken und theoretischer medizinischer Insti tute, sondern etwa auch der Statistik — also der Mathematiker — und ganz anderer zu nächst fern liegender Fachdisziplinen Auch diese Forschungsgemeinschaft hat ganz große Aussichten und wächst zu sehends. Dies sind die ersten Schritte in dieser Entwicklung. Beide dieser Formen der Forschungsgemeinschaft, der Arbeits gemeinschaft, haben etwas gemeinsam, sie sind ja eigentlich, wie es ja auch schon von Naturwissenschaftlern ausgeführt wurde, im eigentlichen Sinne Grundlagen forschungen. Nur nicht in dem Sinne, wie wir das immer denken, daß es theoretische Institute sind, aber im Grunde genom men bewegen sich doch die Forschungsrich- tungen immer auf einer schmalen Platt form, auf die dann die anderen Fachdiszi plinen aufbauen können. Das ist das eine Interessante, wobei wir das Wort Grund lagenforschung etwas weiter ziehen und nicht nur streng auf diese theoretischen Institute verlagert wissen wollen. Das zweite, vielleicht hochschulhistorisch interessante bei diesen Arbeitsgemeinschaf ten der verschiedenen Institute besteht dar in, daß sich bei aller Spezialisierung, die wir ja notgedrungen brauchen, etwas her ausbildet, was wir eigentlich eine Univer sitas nennen können, nämlich, daß eigent lich alle, zumindestens naturwissenschaft lichen, wie aber auch gesellschaftswissen schaftlichen Fakultäten an solch einer For schungsarbeit teilhaben können. Die weitere Möglichkeit der gemeinsamen Forschung betrifft die Zusammenarbeit mit der Industrie. Zunächst wird es Ihnen ver ständlich sein, daß wir mit uns nahestehen den Industrien, genannt sei die Röntgen technik oder die Arzneimittelherstellung,