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dieser allgemeine Hinweis genügen, um die Wichtigkeit des Arbeitsplanes zu erkennen. Sie werden fragen, was hat das mit der Karl-Marx-Universität zu tun? Zunächst scheint tatsächlich ein Zusammenhang nicht ersichtlich zu sein und noch weniger mit dem hier heute zur Debatte stehenden Thema. Aber Sie werden sofort erkennen, daß eins mit dem anderen auf das Engste verknüpft ist. Als dieser Geophysikalische Dienst gegründet wurde, fehlte es ihm an fast allem. Das was es am meisten gab, waren leere Räume und der gute Wille der wenigen Kollegen. Bei uns an der Hoch schule lag ein geologisches Institut brach, ohne wissenschaftliche Kräfte, ohne die Möglichkeit, zunächst seine Kapazität plan mäßig zum Einsatz zu bringen. Das eine mit dem anderen zu verbinden, schien von vornherein wenig aussichtsreich. Das eine Fragment, das nicht arbeitsfähig war, mit einem anderen, das erst arbeitsfähig wer den wollte, zu verknüpfen, schien ein Ri siko. Wir gingen dieses Risiko ein, und ich glaube, wir können heute, nach zehn Jahren, sagen, daß der Weg richtig war. Nun muß ich zunächst den Weg näher be schreiben: Wir waren von vornherein be strebt, die Potenzen der Hochschule und die des heutigen Betriebes, des volkseige nen Betriebes Geophysik, zusammenzulegen und in dem Drang etwas Erfolgreiches zu gestalten, eine sehr enge kameradschaftliche Zusammenarbeit zu beginnen. Durch Total information von Hochschule zu Betrieb und von Betrieb zu Hochschule erreichten wir ohne jede Rücksicht auf Prioritäts- und Patenterwägungen oder ähnliche Dinge einen vollständigen Austausch der wissen schaftlichen und technischen Ergebnisse. Das führte zu einer optimalen Abstim mung des Arbeitsprogrammes entsprechend den beiderseitigen Planzielen. Diese war begleitet von einer sehr weitgehenden tech nischen und materiellen wechselseitigen Hilfe bei dem beiderseitigen Auf- und Aus bau. Was der eine nicht hatte, hatte der andere. Dem Betrieb fehlte zunächst kom plett eine Bibliothek Bei uns im Haus war eine sehr große Bücherei vorhanden. Also stand sie dem Betrieb offen. Allmählich wurde die Bibliothek des Betriebes auf verschiedenen Spezialsektoren sehr viel größer und bedeutender als die des Insti tutes. Heute steht die des Betriebes dem Institut offen. Sie sehen, es handelte sich hier zunächst um eine Arbeitsgemeinschaft einfachen Stils, die erst nach einer längeren Entwicklung schließlich das erbrachte, was Wir heute besonders besprechen wollen, nämlich eine sozialistische Arbeitsgemein schaft. Um diese Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen von Anfang an nicht dem Selbstlauf zu überlassen, wurde eine vertragliche Vereinbarung getroffen. Dies geschah erstmalig vor über acht Jahren. Im Jahre 1952 wurde eine detaillierte Fest legung der beiderseitigen Aufgaben im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft „Geo physikalische Erkundung“ vorgenommen. Dabei mußten wir davon ausgehen, daß die Mehrzahl der wissenschaftlich-technischen Aufgaben natürlich vom Betriebe kommen mußte, denn er ist die Institution, die stellvertretend für uns alle, für die gesamte Republik, bestimmte Probleme zu lösen hat. Was war daher natürlicher, als daß wir uns auf diese Aufgabe einstellten. Daraus folgte für die Institute die Aufgabe, für die Durchführung der Untersuchungen durch den Betrieb die notwendigen wissen schaftlichen Methoden in einigen Teil sektoren mit erarbeiten zu helfen. Ferner mußten Mitarbeiter gewonnen und ausge bildet werden. Auch hier griff das Insti tut ein. Es sind weit über 100 Mitarbeiter des Betriebes durch unsere Institute direkt oder indirekt ausgebildet oder geworben worden. Diese Form der Zusammenarbeit mit der Praxis führte auch zu vielen Bedenken, die uns gegenüber auch sehr freimütig, zum Teil sehr kritisch, geäußert wurden. Man warf uns eine Zweckentfremdung eines Hochschulinstitutes vor, da es niemals die Aufgabe eines solchen sein könne, einen volkseigenen Betrieb „das Laufen zu leh ren“. Trotzdem haben wir heute, zehn Jahre später, in einer klaren Bilanz die Schlußfolgerung vor Augen, daß wir gar nicht besser verfahren konnten. Mit der Bewältigung der praktischen Aufgaben wurden viele Probleme der so genannten Grundlagenforschung an uns herangetragen. Ich muß sagen „sogenann ten“, denn wir haben in unserem Fach immer wieder festgestellt, daß eine Tren nung zwischen der sogenannten Grund lagenforschung und der sogenannten pra xisverbundenen Forschung überhaupt nicht existiert. Wir haben bedeutende Ergebnisse auf dem Gebiet der „Grundlagen“forschung aus praktischen Tagesaufgaben heraus erhalten« denn kein Mensch und kein Gehirn kann so erfinderisch und vielseitig sein wie das tägliche Leben selbst mit der Stellung von Aufgaben, die es an uns aus den täglichen Notwendigkeiten heraus heranträgt. Nie-