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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 4.1960
- Erscheinungsdatum
- 1960
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196000003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19600000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19600000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 4.1960
-
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Band 4.1960
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Bändigung des Militarismus, Sicherung des Friedens, Deutschlands Zukunft: Alles hängl von unserem Kampl ab Gespräch über den Deutschlandplan des Volkes im Sommerlager der Ger manisten, Slawisten, Romanisten, Biologen, Geographen und ABF / Auf Fragen antworteten u. a. Klaus Höpcke, Stellvertreter des Ersten Sekre tärs der Universitäts-Parteileitung, Genosse Kuschnik, Sekretär für Propa ganda der SED-Kreisleitung Delitzsch, Fritz Richter, Sekretär der FDJ- Hochschulgruppenleitung .. Sonnabend, 23. Juli, 15 Uhr. Die Teilnehmer an einem Forum über den Deutschlandplan des Volkes füllen das große Hundert mann-Zelt im Sommerlager der Lehrerstudenten in Badrina. Sie kamen nicht unvorbereitet hierher. Vorausgegangen war das nochmalige gründliche Studium, des Deutschlandplanes und neuester ergänzender Materialien, insbesondere der Ausführun gen Walter Ulbrichts auf der Pressekonferenz in Berlin, und schließlich hatte es bereits in verschiedenen Zelten Auseinander setzungen über einige Fragen gegeben. So nahm es nicht wunder, daß keine Minute verstrich, bis die erste Frage zur Debatte ge ¬ stellt wurde, und daß nach mehr als zwei Stunden immer noch heftig diskutiert wurde. Die eingeladenen Gäste und die leiten den Funktionäre des Lagers gaben auf die zahlreichen Fragen erschöpfende Antwort. Aber es war kein Frage-Antwort-Spiel, sondern eine gemeinsame Debatte, der alle Freunde mit großer Aufmerksamkeit folgten, in der sie bestrebt waren, aich zu rü sten für den verstärkten Kampf gegen den deutschen Militaris mus und sich bemühten, durch eigene Beiträge zur Klärung der aufgeworfenen Fragen beizutragen. Sowjetunion betrieb keinen territorialen Schacher Bernhard Rüdiger, künftiger Ger manistikstudent: Im Brief an die west deutsche Arbeiterklasse, in dem der Deutschlandplan des Volkes entwik- kelt wird, weist Walter Ulbricht das »Recht des Eroberers“ zurück, mit dem Adenauer die Beibehaltung des Besatzungsregimes in Westberlin durchsetzen will, und sagt, wenn je mandem das Recht zustande, dann höchstens der Sowjetunion. In diesem Zusammenhang die Frage: Begrün den sich nicht die Rechte der West mächte auf Westberlin auf den Aus- tausch gegen die Gebiete westlich der Linie Torgau—Freiberg? Fritz Eichter: Man kann hier bei nicht ausgehen von einem „Recht des Eroberers“ — Walter Ulbricht ge braucht den Begriff ja auch lediglich in der Gegenüberstellung — sondern davon, daß es der Sowjetunion nach 1945 einzig darum ging, Deutschland als einheitlichen, friedliebenden, de mokratischen Staat wiederherzustel len. Niemals hat die Sowjetunion einen territorialen Schacher betrieben, in dem sie Westberlin gegen die vorge schobenen Gebiete austauschte. Die Aufteilung Westberlins unter die Verwaltung der vier Großmächte er folgte im Interesse einer gemein samen schnellen Verwirklichung des Potsdamer Abkommens, und deshalb gründet die Sowjetunion ihre Forde rung auf Abzug der westlichen Be satzungstruppen aus Westberlin dar auf, daß Westberlin zur Frontstadt gemacht und das Potsdamer Abkom men nicht erfüllt wurde und nun die Faktoren, die das verhinderten, be seitigt werden müssen — und nicht etwa auf ein „Recht des Eroberers“. Aus der Mitte des Forums wurde hierzu ergänzt: Außerdem wurden die Vereinbarungen über die Auftei lung der Besatzungszonen und die Einteilung der Sektoren Berlins bereits zu einer Zeit getroffen, als noch gar nicht abzusehen war, wo die Begegnung der sowjeti schen und amerikanisch-englischen Truppen erfolgen würde. Nicht ewig wie die Fischer am Meer Monika Knobus, Germanistik studentin: Was würde aus Westber lin werden, wenn die Sowjetunion einen separaten Frieden mit der DDR abschließt? Klaus Höpcke: Wir sind hier unter Studenten der Sprachwissen schaften, und eigentlich müßte da be kannt sein, was „separare" heißt, nämlich sich abtrennen, absondern. Aber es ist doch eindeutig gesagt worden, daß sich alle Staaten, die mit Deutschland im Kriegszustand waren, an diesem Friedensvertrag beteiligen können, wenn kein Friedensvertrag mit beiden deutschen Staaten zu stand kommt. Wir möchten sogar gern, daß alle daran teilnehmen, nur werden wir nicht — wie es Chru schtschow sagte — ewig wie Fischer am Meer stehen. — Was würde nun bei Abschluß eines Friedensvertrages mit der DDR werden? Das würde be deuten, daß solche Reste des zweiten Weltkrieges wie das Besatzungsstatut in Westberlin hinfällig werden, daß auch hinsichtlich Westberlins ordent liche Rechtsverhältnisse geschaffen werden und wir u. a. unser Recht auf Kontrolle des Verkehrs, auch der von amerikanischen, englischen und fran zösischen Streitkräften unterhaltenen Luftverbindungen, mit Westberlin verwirklichen. Dr. Seehase, Assistent am Institut für Anglistik und Amerikanistik: Es ist in Diskussionen bei uns auch ein Streit geführt worden über eine künftige Währung in Westberlin, eine Frage, die von den Organen einer Freien Stadt Westberlin zu entschei den wäre. Jetzt geht es doch zuerst einmal darum, die Spionageorganisa tionen hinauszuwerfen und die Be satzungsfunktionen, die die West mächte noch ausüben, aufzuheben. Eine Geographiestudentin stellte die Frage: Welche Aufgaben haben die westlichen Militärmissionen in unserer Republik ... (Zwischenruf des Genossen Höpcke: Das haben wir ja jetzt gesehen! — Heiterkeit)... und auf Grund welcher Abmachun gen sind sie hier? Alle Reste des zweiten Welt krieges beseitigen Klaus Höpcke: Wie gesagt, welche tatsächlichen Aufgaben sie haben, konnten wir jetzt sehen. Da für haben unsere Staatssicherheits organe gesorgt, und Genosse Ulbricht hat das vor der Weltöffentlichkeit jetzt enthüllt. Ursprünglich sollten die Missionen entsprechend der da maligen Lage und den alten Ab machungen die Verwirklichung der Besatzungspolitik beobachten, das heißt, ihren Sinn haben sie spätestens seit Gründung der DDR verloren. Jetzt haben sie nur ihre Überfällig keit demonstriert, als entlarvt wurde, daß sie nicht nur Spionage treiben, sondern unmittelbar an der Vorberei tung eines Bürgerkrieges und Welt krieges beteiligt sind. Christa Schneider, Parteibeauf tragte des Lagerdurchganges: Die ehemaligen Bundeswehroffiziere Win zer und von Gliga zeigen uns doch sehr gut den Zusammenhang zwischen der Unterminierung der DDR, an der die Missionen mitarbei teten, und der NATO-Strategie. ihre Tätigkeit stimmt vollkommen über ein mit der von den deutschen Mili taristen verbreiteten Ideologie vom provisorischen Charakter der Ost grenze der Bundesrepublik. Darauf Gisela Vogel, Germanistik studentin: Warum haben wir dann bis jetzt noch nicht den Antrag ge stellt, daß diese Missionen zurück gezogen werden? Klaus Höpcke: Alle Reste des zweiten Weltkrieges, von denen es ja noch eine ganze Reihe gibt, müßten durch den Abschluß des Friedensver trages beseitigt werden. Sich speziell auf die Militärmissionen zu konzen trieren, hieße abzulenken von den hauptsächlichen Überresten des zwei ten Weltkrieges, die im westdeut schen Militarismus, seiner Atom kriegsarmee, seiner Revanche-Hetze, seinem klerikal-faschistischen Staats apparat sowie in zahlreichen Besat zungsrechten der Westmächte in Westdeutschland und Westberlin ver körpert sind. Die Militärmissionen sind doch nur Hunde von der Meute der Hunde, uns geht es aber um die Meute. „Abgestrichen“ werden muß der Militarismus Dorothea Behrmann: Im Deutsch landplan des Volkes wird als Bedingung für eine deutsche Kon föderation die Beseitigung des Mili tarismus in Westdeutschland gefor dert, aber erfordert das nicht auch die Beseitigung seiner Basis, des Im perialismus und damit eine Ände rung der Gesellschaftsordnung? Fritz Richter: Wir streben einen nationalen Kompromiß an, um den Militarismus zu beseitigen. Das be deutet aber doch nicht, nur einige Krautjunker und Generale abzuset zen und zu isolieren; selbstverständ lich müssen da einige ökonomische Wurzeln mit herausgerissen werden. Aber heißt das Sozialismus? — Nach 1945 hatten wir doch bei uns nicht mit dem Aufbau des Sozialis mus begonnen, und in bezug auf Westdeutschland stellen wir doch noch nicht einmal so weitgehende Aufgaben wie damals bei uns. Es geht doch vielmehr darum, die Kon zentration der militaristischen, revan chistischen Kräfte zu zerschlagen. Deshalb genügt es nicht, militäri sche Auswüchse wie Blätter eines Giftbaumes abzureißen, sondern es müssen auch diejenigen Monopole, die Revanchepolitik durchsetzen wol len, beseitigt werden. Dazu dient ein nationaler Kompro miß. Er bedeutet in erster Linie: Kompromißloser Kampf aller fried liebenden Menschen gegen die Macht konzentration zur Entfesselung eines Krieges, bedeutet Einigung in dieser Frage und nicht etwa, Abstriche zu machen beim Aufbau des Sozialis mus. Abgestrichen werden muß der Militarismus. Die Spitze des Kampfes gegen die Atomrüstung Klaus Höpcke: Dabei muß die Spitze des Kampfes darauf gerichtet sein, die Atomrüstung rückgängig zu machen, denn hier konzentriert sich der reaktionäre Klüngel, und hier ist am deutlichsten sichtbar, wie klein der Kreis der Kriegstreiber und wie groß der Kreis ihrer Gegner ist. Hier sind die Militaristen am besten zu schlagen, hier können wir die breite sten Kreise gegen sie mobilisieren, bis zu Teilen der Bourgeoisie. Es ist klar, daß solche Monopole wie die Deutsche Bank, AEG, Siemens, IG Farben, der Flickkonzern oder auch Springer als ein riesiger Konzern der Revanche-Presse, als unmittelbare Träger des Militarismus über die Klinge springen müssen. Andere Mo nopole dagegen, z. B. im Bergbau oder in der Gebrauchsgüterindustrie, sind nicht als unmittelbare Atom kriegsinteressenten anzusehen, ihre Vertreter können möglicherweise ge wonnen werden für den Kampf um den Frieden. Was heißt neutrales Deutschland? Karl Mannsfeld: Im Appell an die westdeutschen Bürger auf der Presse konferenz spricht Walter Ulbricht von einem neutralen Deutschland. Aber widerspricht das nicht unserer Auffassung von Parteilichkeit, Wir können uns doch im Weltgeschehen nicht neutral verhalten? Christa Schneider: Neutralität be deutet hier nicht Unparteilichkeit, sondern Ausschaltung der Milita risten, bedeutet, daß Deutschland keiner militärischen Kräftegruppie rung angehört, und nicht etwa Ver zicht auf den Aufbau des Sozialismus. Genosse Richter, Abteilung Mar xismus-Leninismus der Philosophi schen Fakultät: Ein neutrales Deutschland hätte die wichtige Auf gabe, eine Brücke zu sein zwischen Ost und West. Die militärische Neu tralisierung Deutschlands hätte des halb so große Bedeutung für die Durchsetzung der friedlichen Ko- existenzin der Welt, weil sich der Kampf um den Frieden in Deutsch land so entscheidend zugespitzt hat. Wie können wir den Kampf gewinnen? Frage: Wie muß sich das Verhält nis der Klassenkräfte in Westdeutsch land verschieben, um die Militaristen zu schlagen, muß erst die Arbeiter klasse an die Macht kommen? Christa Schneider: Es kommt dar auf an, die Macht der reaktionären Monopole durch den Kampf des Vol kes zurückzudrängen. Der Einfluß der Volksmassen auf den Staat muß sich erhöhen. Peter Irmscher, VTA: Natürlich gefallen den Militaristen unsere Forderungen nicht, und sie werden einen heftigen Widerstand leisten, um ihre Positionen zu halten. Wie können wir diesen harten Kampf gewinnen? Klaus Höpcke: Die Fragestellung ist in diesem Zusammenhang nicht selten so: Der Ernst der Lage sei vollkommen klar, jetzt komme es aber auf Westdeutschland an, auf die westdeutsche Arbeiterklasse. — Ist aber auch wirklich immer alles klar? Die Tatsachen, die Walter Ul bricht auf der Pressekonferenz ent hüllte, zeigen uns ganz deutlich, wie groß jetzt die Gefahr geworden ist. Am 21. Juni 1960 wurde verabredet, die Beschränkungen für Westdeutsch land in bezug auf die Lagerung und Herstellung von Atomwaffen im Rah men der NATO aufzuheben. Und Speidel, als Oberkommandierender der NATO-Landstreitkräfte in Mittel europa, soll der Befehl über den Einsatz von Atomwaffen in die Hand gegeben werden. Verbunden mit die- sen Schritten ist ein neuer Auftrieb der Revanchehetze in Westdeutsch land. Das alles bedeutet: Der Grund widerspruch in Deutschland wird immer schärfer, die Gegensätze zwi schen den militaristischen Kräften in der Westzone und den friedliebenden Menschen in ganz Deutschland wer den immer größer. In Westdeutsch land verschärfen sich im Gefolge der Atomkriegspolitik auch die ökonomi schen Gegensätze zwischen der Ar beiterklasse und den Imperialisten. Das ist die objektive Lage. „Art. 3 GG: Niemand darf wegen seiner politischen Anschauung benachtei ligt werden“, „Studenten fordern Rehabilitierung von Frau Professor Rie meck“ — Plakate mit diesen Losungen führten die 250 Studenten der Wup pertaler Pädagogischen Akademie bei ihrem Sitzstreik vor dem CDU-Kul tusministerium in Düsseldorf mit sich. — Mit ihnen erklärten sich alle Teilnehmer des Forums solidarisch. Zuweilen hört man nun die Besorgnis, ja sogar den Vorwurf, die westdeutsche Arbeiterklasse sei der Entwicklung in Westdeutschland ge genüber gleichgültig, sie sei korrum piert. — In Wirklichkeit ist sie einem starken ökonomischen, politischen und ideologischen Druck ausgesetzt. Das beginnt bereits in den Betrieben mit Prämien für gute Führung, kommt zum Ausdruck in der Gewinn beteiligung, in den Teilzahlungs bedingungen, in der demagogischen Ausnutzung der Hochkonjunktur. Der verschärfte politische Druck zeigt sich in der am 24. Juni beschlossenen Novelle zum Wehrpflichtgesetz, wo nach ein „Spannungszustand“ erklärt werden kann und alle Männer ab 18. Lebensjahr Strauß unterstellt werden können, sowie an dem vor bereiteten Notstandsgesetz, durch das die Verfassung mit allen bis jetzt wenigstens noch formal geltenden bürgerlichen Freiheiten außer Kraft gesetzt werden soll. Schließlich kommt zu dem allen hinzu die Selbstaufgabe der SPD durch ihre rechten Führer und die über 25 Jahre währende ununterbrochene Propa ganda der imperialistischen, faschisti schen, rassistischen Ideologie, beson ders des Antikommunismus, die auf der westdeutschen Bevölkerung lastet. Wenn der Kampf organisiert wird ... Aber japanisch reden kann man auch in Westdeutschland, zumal die westdeutschen Friedenskämpfer eine mächtige Stütze in ihrem Ringen haben — die Existenz der DDR. Der Kampf gegen den Bau von Raketenabschußrampen bei Dort mund, wo selbst der Oberbürgermei ster mit protestieren mußte, der Protestmarsch der über 60 000 Berg arbeiter durch Bonn 1959 und jüngst die Aktionen der 5000 Gewerkschaf ter gegen den Reichsparteitag der faschistischen DRP sowie verschie dene andere Beispiele zeigen doch: Wenn der Kampf organisiert wird, dann verstehen es die Massen in Westdeutschland auch sehr gut, „ja panisch“ zu reden. Marburg und Aachen Das trifft ebenso auf die Hoch schulen in Westdeutschland zu. Mom mer ist in Heidelberg bei den Stu denten gehörig abgeblitzt, in Ham burg wurden alle zehn SDS-Kandi- daten auf Grund ihrer entschlossenen Haltung gegenüber der Kapitulations politik der rechten SPD-Führer in das Studentenparlament gewählt, die Aachener Studenten beschlossen Kon takte mit Universitäten der DDR aufzunehmen, und zwar zu Vertre tern der FDJ, und — das ist sehr wichtig — sie beriefen sich dabei auf Marburg — also auf uns! Wenn also Bonn den Kampf ver- schärft, kann das für die Friedens kräfte nur bedeuten, ihre Anstren gungen zu verdoppeln. Man muß auch ganz deutlich sagen, was in West deutschland geschehen wird, wenn die Militaristen nicht gehindert wer den, einen Konflikt zu entfesseln. Walter Ulbricht hat das auf der Pressekonferenz in Berlin klar aus gesprochen: „Wenn die herrschenden Kreise allerdings der Meinung rind, sie könnten einen Weltkrieg riskieren — und Herr Adenauer und Herr Strauß sind gegenwärtig noch dieser Meinung — dann sollten sie erwägen, daß 25 Raketen ausreichen, um die ganze militärische Aufrüstung West deutschlands vom Boden wegzufegen, das heißt, in einer Stunde ist Schluß mit dieser Rüstung.“ Lehren aus der Geschichte ziehen! Dann fragte die Slawistikstudentin Tobias: Wie können jetzt die SPD- Mitglieder am besten für den Kampf gegen den Militarismus und für de mokratische Verhältnisse in West deutschland mobilisiert werden? Genosse Kuschnik: Es kann auf keinen Fall darum gehen, eine neue Partei zu schaffen, etwa eine linke SPD, sondern darum, den Mitglie dern die Augen zu öffnen, ihnen zu verdeutlichen, was ihre Führung ge tan hat, damit das Lehrgeld von 1914 und 1933 nicht für umsonst bezahlt wurde. Sie dürfen den Führern nicht mehr Folge leisten, sie müssen sich vielmehr wieder auf ihre Verpflich tungen in der Bewegung Kampf dem Atomtod besinnen, und wir müssen alle möglichen Verbindungen aus nutzen, um sie auf die Konsequenzen des Verrats der rechten SPD-Führer hinzuweisen, die man jetzt ausschal ten muß. Unsere Erfolge Wirken nicht automatisch Dieter Löffler, Germanistische In stitute: Ich kann mir nicht vorstel len, daß es in Westdeutschland tat sächlich möglich ist, japanisch zu reden, weil die Aktionseinheit fehlt. Ist nicht die Chance für einen ge meinsamen Kampf schon zur Zeit des Generalvertrages vorübergegan gen? Und liegen deshalb nicht alle Möglichkeiten nur noch bei uns, durch unser Beispiel und direkt nach West deutschland zu wirken? Klaus Höpcke: So ist der Sinn un serer ökonomischen Erfolge nicht zu verstehen, daß sie automatisch wir ken und sich die westdeutsche Be völkerung damit beruhigt auf uns verlassen kann. Sie sollen gerade da durch mobilisiert werden. Und wieso ist die Chance zur Zeit des General vertrages verpaßt? Sind nicht gerade jetzt erst recht auf Grund des ver schärften Bonner Atomkriegskurses die Notwendigkeit und Möglichkeit der Mobilisierung der Volksmassen größer denn je?! Fritz Richter: Hinzu kommt noch das veränderte internationale Kräfteverhältnis. Das Tempo, mit dem die fortschrittlichen Kräfte heute in der ganzen Welt voran gehen, zeigt doch die Tatsache, daß es Eisenhower einfach nicht gelang, auch nicht mit der Macht seiner Kriegsflotte im Pazifik, dem „ver bündeten“ Japan einen Besuch abzu statten, und das gleiche zeigt die Er klärung der Sowjetunion zur Aggres sion der Imperialisten im Kongo: Die Kriegstreiber können nirgendwo ohne weiteres mehr so wie sie wol len. Beide Alternativen des Militarismus verhindern! Zum Schluß des Forums schlug Genosse Höpcke vor. daß die auf geworfenen Fragen in den Semina ren in den Brigade-Zelten weiter gründlich geklärt werden. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, daß es notwendig ist, auch auf die im Deutschlandplan gekennzeichnete zweite Alternative einzugehen, die die Militaristen im Auge haben, wenn sie ihre Blitzkriegspläne nicht ver wirklichen können — die weitere Vertiefung der Spaltung Deutsch lands —, und er zitierte aus einem Artikel von Strauß, in dem die Be strebungen zum Ausdruck kommen, Westdeutschland zu einem Satelliten staat der USA zu machen. Der Bon ner Kriegsminister fordert darin eine „auf Leben und Tod zusammenge hörende institutioneile Solidarität“ mit den USA. „Alles hängt von unserem gemein samen Kampf in Deutschland ab“, sagte Genosse Höpcke abschließend, „die Kräfte sind vorhanden, die bei den vom deutschen Militarismus an gestrebten verhängnisvollen Alter nativen zu verhindern und die im Deutschlandplan des Volkes gewie sene dritte Alternative der Bändigung des Militarismus und der Verstän digung der friedliebenden Deutschen zu verwirklichen.“ Universitätszeitung, 27. 7, 1960, S. 3 FORUM IN BADRINA 569 eh-a-gri,negg Axgh 2 ' e
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