Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 4.1960
- Erscheinungsdatum
- 1960
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196000003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19600000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19600000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 4.1960
-
- Ausgabe Nr. 1, 5. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 13. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 21. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 27. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 3. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 10. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 2. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 9. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 16. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 23. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 30. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 6. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 13. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 20. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 27. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 4. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 11. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 18. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 26. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 2. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 9. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 15. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 22. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 29. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 6. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 13. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 20. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 27. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 3. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 10. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 17. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 24. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 1. September 1
- Ausgabe Nr. 36, 8. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 15. September 1
- Ausgabe Sonderbeilage [September] -
- Ausgabe Nr. 38, 21. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 28. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 5. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 12. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42/43, 19. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 26. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 45, 2. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 9. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 16. November 1
- Ausgabe Nr. 48, 23. November 1
- Ausgabe Nr. 49, 30. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 7. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 14. Dezember 1
-
Band
Band 4.1960
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Spötter^ jetzt im eigenen Heim 33 Es begann damit, daß Gomorrha“, Verzeihung Peter Sodann, einen lang gehegten Gedanken aussprach: „Kin der, einen Keller müßten wir haben!“ Hinen Keller, o ja, aber wo? Da war guter Rat teuer. Doch einer wußte weiter, Dr. Großer vom FMI. „Versucht es doch einmal mit dem Keller unter unserem Institut am Nikolaikirchhof. Ein alter Heizungs raum mit viel Schmutz, aber immer hin ein Raum.“ „Anfangs war es wüst und leer und nur der Geist des Spottes schwebte über der Tiefe“, sagen sie heute lachend, wenn sie an die ersten Tage zurückdenken. Heute können sie stolz sein auf ihr Werk. In freiwilligem Einsatz, in mühevoller Tag- und Nachtarbeit haben sich die jungen Kabarettisten unserer Universität ein Schmuckkästchen geschaffen, das seinesgleichen sucht. Viele haben mitgeholfen: Ob Herr Albani als polytechnisches Genie, die Tischler der Universität, die Näh frau de s Jugendklubhauses, der Volkspolizist, der seine Streife ging und Bockwurst besorgte, oder der Hausmeister, der den Jungen die Zeit mit seinen Schnurren verkürzte. In erster Linie aber waren es Mitglie der des Kabaretts selbst, die den Lö wenanteil an der Arbeit neben ihrem Studium leisteten: Peter Sodann mit 759 Stunden, Hartmut Hommel mit 580 Stunden, Rolf Herschel mit 620 Stunden, Manfred Albani mit 280 Stunden, Heiko Rämisch mit 280 Stunden. Drei goldene und zwei silberne Aufbaunadeln sowie Prä mien in Höhe von 400 DM waren die verdiente Anerkennung, ausgespro chen vom Rat des Stadtbezirkes Mitte. Es ist aber auch allerhand, was da geleistet worden ist. Einen alten Hei zungsraum in die Aufenthalts- und Aufführungsstätte eines Kabaretts umzuwandeln, dazu gehört schon etwas. Da wurde gestrichen, gehäm mert, gepolstert, wurden Leitungen verlegt, Vorhänge geschneidert, Wandfriese gemalt — Werte in Höhe von insgesamt 50 000 DM im freiwilligen Einsatz geschaffen, Be darf es noch der Erwähnung, daß UPL, FDJ-Hochschulgruppenleitung und Rektorat nach besten Kräften mithalfen, alle bürokratischen Hemmnisse aus dem Wege zu räu men? Die Freunde des „Rates der Spöt ter“, die am Donnerstag, dem 28. April, am Eröffnungsabend ihres Hauses mit einem geschlossenen Programm ähnlich der „Pfeffer mühle“ oder der „Distel“ aufwarte ten, stellen ihr Heim allen Agitprop- Gruppen der Universität zur Verfü gung. Ihre größte Freude wäre es, wenn von hier aus nicht mir das kulturelle Leben der Karl-Marz- Universität, sondern auch das der Messestadt Leipzig befruchtet würde. Das Premierenprogramm des Ra tes der Spötter „In satyrannos" fand den verdienten Beifall der Gäste, un ter ihnen Prorektor Dr. Möhle. Mit großem Geschütz ging es Speidel, Strauß und ähnlichem Geschmeiß zu Leibe, mit spitzer Satire den vielen kleinen und großen Spießern, die in unserer Republik noch ihr Unwesen treiben und unsere sozialistische Ent wicklung bremsen. Jedoch zu all dem, zum Programm, sei uns noch ein gesond.erter Beitrag gestattet. Karl Grube, Fakultät für Journalistik Der Film und seine Zusdiauer Nicht nur der Film — auch jeder Zusdiauer hat eine Geschichte, sein Leben, seine Erlebnisse, seine Bil dung. Die „Meinung des Zuschauers" ist dann Im Grunde genommen ein Vergleich, eine Gegenüberstellung. Zum Beispiel sitze ich im Kino und sehe den Film „Annuschka". Wäh rend ich den Bildern mit großem In- teresse folge, sitzt neben mir einer, der sich schrecklich eng und fremd fühlt, und hin und wieder laut stöhnt. Beim Hinausgehen bringt es die Sonne an den Tag; Der neben mir saß. trug seine Meinung auf der Gesäßtasche — einen Cowboy! Mich ärgert das zwar, aber mit einem Rät sel hat es eben absolut nichts zu tun, wenn er den Film nicht versteht; der „Vergleich“ konnte gar nicht anders ausfallen. Oder ich seh mir so etwas an wie die „Piroschka“, di® ja leider immer wieder gezeigt wird. Dann ist die Sache umgekehrt. Mein Leben, meine Erlebnisse, meine Bildung führen mich beim besten Wallen nicht in diese Richtung. Es geht mir wie dem klugen Pferd im Märchen, das jedesmal mit den Füßen scharrt, wenn der Weg ins Unglück führt. * Wie lösen wir diesen offensicht lichen Widerspruch? Wir wollen ihn oft noch formal lösen; nämlich so, daß wir zuerst über die sogenannte selbst — nicht nur die professionellen Künstler — mitarbeiten müssen, eine sozialistische Kultur zu schaffen. Ein Drehbuch werden wir nun nicht gleich schreiben können und gar einen „großen“ Film drehen. Aber wir können Anregungen geben, wie man zum Beispiel den sozialistischen Studenten im Film gestalten muß, haben wir doch schließlich selbst die besten Erfahrungen und Beispiele dazu. Kümmern wir uns mehr darum, statt uns nur darüber aufzuregen, wenn es nicht richtig ist oder über haupt noch fehlt. Ueben wir auch eine bessere Kontrolle darüber aus. was auf den Spielplan kommt! Nehmen wir uns das zu Herzen, was schon Lenin sagte: „Weniger schwülstige Phrasen und mehr einfache alltäg liche Arbeit.. 4 Wer war denn schon mal beim Progress-Film-Vertrieb oder bei einem Leiter des Lichtspiel- theaters und hat gesagt: Warum spielen Sie diese Schnulze ausgerech net 14 Tage, während der sowjetische Film schon nach drei Tagen abge setzt wurde... Verlangen wir das al« sozialisti sches Kollektiv, als Brigade, als Se minargruppe! Kümmern wir uns mehr darum, wir sozialistischen Zu schauer! Gert Ulrich Was wäre ein Universitätsangehöriger ohn e Bücher. Die Kulturkonferenz hat erneut die Aufgabe gestellt, das gute Buch stärker zur Waffe zu machen. An vielen Fakultäten werden schon regelmäßig Buchverkäufe orga nisiert- Unser Bild zeigt einen Verkaufsstand der Franz-Mehring-Buchhand, lung in der ABF. Foto: Barth Safferl wiederholte Vorjahrseriolg Waldlaufmeisterschaften Höhepunkt am 4. Volkssporttag 75 Sportfreundinnen und -freunde waren am Vorabend des 1. Mai am Start der Universitäts-Waldlaufmeister schaften, die anläßlich des 4. Volks sporttages durchgeführt wurden, er schienen. Hervorgehoben zu werden verdient- einmal mehr die Sektion Ru dern, die nicht weniger als 32 Aktive stellte. Die 15 Freunde einer FDJ- Gruppe des FMI zeigten durch ihre Teilnahme, daß sie den Aufruf zum 4. Volkssporttag richtig verstanden hatten. Man kann leider aber auch in diesem Jahr nicht von Massen-Wald- läufen sprechen, da das erhoffte Echo von den anderen FDJ-Grundeinheiten ausblieb. Dem Charakter eines Massenwald laufes kam der 11. Lauf über 1500 m der Männer am nächsten- 40 Männer hatten sich für diese Strecke gemeldet. Es siegte der Sportfreund Volkart Eigenwillig, von der Landwirtschaft- lichen Fakultät in 4:29,00 min.. die Sportfreunde Heyberg (Sektion Ru dern — 4:34,5 min.) und Schmidt (Sek tion Rudern — 4:39,4 min.) folgten auf den Plätzen. Den offenen Frauenlauf über 600 m gewann Monika Meiche (Sektion Ru dern — 2:11,5 min.) vor Elke Schneider (Sektion Rudern — 2:14,6 min,) und Edelgard Tanzmann (Sektion Rudern — 2:27,1 min.). Der Hauptlauf über 2500 m war mit sieben Mann wieder äußerst schwach besetzt. Unverständlich ist, daß die Mittelstreckler der Sektion Leicht athletik unserer HSG diesem Rennen ternblieben. So kostete es dem Rota- tioner Saffert von der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät nur verhältnismäßig wenig Mühe, mit 7:59,4 min.. seinen Vorjahrssieg zu wiederholen. Wolfgang Rau von der Fa kultät für Journalistik kam hinter Saf fert mit 8:16,4 min. auf auf den 2. Platz. Weitere Ergebnisse Männliche Jugend A, 1500 m: 1. Al fred Unterstab (Sektion Rudern — 5:10,3 min.). 2. Rudolf Kuchenbecker (Sektion Wintersport — 5:12,3 min.) Männliche Jugend B, 1000 m: 1. Heiner Groß (3:40,1), 2, Ingolf Haenker (3:40,3), 3. Siegfried Hahn (3:43,0) — alle Sektion Rudern. Männer Altersklasse, 1000 m: 1. Rein hold Rümpler (Physikalisch-Chemisches Institut — 4:45,5 min.). 2. Erich Kluge (Landwirtschaftliches Bauwesen — 4:43,3 min.). Weibliche Jugend B, 600 m: 1. Bier mann (Sektion Rudern 2:43,0 min.), 2. Vogler (Sektion Rudern 2:44,0 min.). Bulgaristhies Studenten- orchester bei uns zu Gast 85 bulgarische Studenten, Mit* glieder des Studenten-Sinfonieorche- sters des Kulturhauses der Studenten in Sofia trafen am vergangenen Sonnabend als Gäste unseres Akade- mischen Orchesters in Leipzig ein. Die bulgarische Delegation wird ge- leitet vom Direktor des Sofioter Kul* turhauses der Studenten, Danev. Die Gäste werden bis zum 14. Mai bei uns bleiben. Es ist eine Tournee mit Konzerten in Weimar, Jena, Rositz, Böhlen und Dresden vorgesehen. Un ter der Leitung ihres Dirigenten Alipl Naidenov gibt das bulgarische Stu dentenorchester am 10. Mai ein Akademisches Sonderkonzert in der Leipziger Kongreßhalle, Neben Wer ken bulgarischer Komponisten stehen u. a. die 3. Sinfonie von Franz Schubert und ein Klavierkonzert von Robert Schumann auf dem Pro gramm. ABF-Studenten warben 127 junge Arbeiter .127 junge Arbeiterinnen und Ar beiter haben die Studenten der Ar beiter-und-Bauern-Fakultät für da» Studium gewonnen. Den Vogel schoß bei dieser vorbildlichen Werbeaktion die Seminargruppe CN S ab, die allein 26 junge Arbeiter für ein Stu dium überzeugte, Alle Studenten der ABF hatten - wie in jedem Jahr — in den Weih nachtstagen und während der Oster zeit den Auftrag, in den Betrieben, die sie zum Studium delegiert hat ten, Bericht über ihr Studium zu ge ben und mit jungen Arbeitern über die Möglichkeit eines Studiums zu sprechen. Aus unserer Leningrader Bruderzeilung Die letzte Nummer der Leningra- der Universitätszeitung, die uns zu gegangen ist, berichtet an erster Stelle über eine Konferenz sowjeti scher Geologiestudenten, die auf In itiative der Leningrader Studenten durchgeführt wurde. Sie vereinigte Teilnehmer aus 16 Hochschulen der UdSSR, darunter namhafte Akade miemitglieder. Weiter wird über eine Patenschaft berichtet, die Leningrader Chemie studenten über junge Arbeiter übernommen haben. Die Studenten helfen den Jugendlichen, die eine Jungarbeiterschule besuchen, solche schwierige Fächer wie Chemie, Phy sik, Mathematik und Fremdsprachen zu berrschen. Außerdem halten sie wissenschaftliche Vorträge vor den Arbeitern. In einer längeren kritischen Ueber- sicht unter dem Titel „Der Volks universität Hilfe und Aufmerksam keit“ wird der Stand eines umfassen den öffentlichen Vortragsprogramms, an dem sich alle Fakultäten beteili gen, eingeschätzt. Diese „Volksuni versität“ ist eine wichtige Form der ideologischen Arbeit unter der Be völkerung. Mit ihr tragen die Wis senschaftler unserer Bruderuniversi tät dazu bei, den Beschluß des ZK der KPdSU „Ueber die Aufgaben der Parteipropaganda unter den gegen wärtigen Bedingungen“ zu verwirk lichen. „künstlerische Seite“ des Films dis kutieren. über die Leistune des Re gisseurs. der Darsteller, der Kamera usw. und nicht — über die Wahrheit des Films. Denn was ist Kunst? Zola sagte: „Kunst ist Wahrheit, gestaltet durch ein Temperament“ und Egon Erwin Kiseh führte diesen Gedanken weiter, als er John Reeds „Zehn Tage, die die Welt erschüttern“ einschätzte: „Kunst ist Wahrheit, gestaltet durch ein revolutionäres Temperament“. Die Wahrheit revolutionär gestalten, das heißt, die Wahrheit dialektisch gestalten. * Wie also lösen wir diesen Wider spruch zwischen Kunst und Zu schauer richtig? Von zwei Seiten: Erstens indem wir die „Geschichte“ des Zuschauers umgestalten, und zwar so. daß er unsere Wahrheit begreift und besitzt, und zwar so. daß er selbst um unsere Wahrheit kämpft, also ein aktives Mitglied der sozia listischen Gesellschaft wird. Daß zum Beispiel heute viel mehr Menschen die sowjetischen Filme an sehen und begreifen, hat seine Ur sache darin, daß sich ihre eigene „Geschichte“ so verändert hat, daß sie. selbst am Sozialismus bauend, die Wahrheit der sowjetischen Filmkunst besser verstehen. Die zweite Seite, wie wir den Widerspruch lösen: Unsere Kunst muß mehr eine Waffe der Wahrheit werden (Ein russisches Sprichwort sagt: Die Wahrheit ist die beste Waffe). Das heißt, wir müssen die Filmprogramme reinigen von den noch viel zu häufigen kleinbürger lich-spießerischen streifen der west lichen Welt, die in der Tat nichts bes seres sind als Schmutzpfützen auf unserem Weg, den wir doch an an derer Stell© selbst vom Unkraut und von solchen Pfützen säubern. Das verlangt natürlich auch unsere eigene sozialistische Filmkunst zu ver- bessern. Die Kulturkonferenz hat mit Recht wieer darauf hingewiesen, daß wir Universitätszeitung, 4. 5. 1060, S. 6 “Rele cacR dem / Von Professor Dr. Oberdorf Wenn man nach einem recht in teressanten Flug in einer der großen Reisemaschinen von Budapest über Istanbul, Beirut auf dem sehr reg samen Flugplatz in Bagdad landet, empfindet man bald den ins Auge springenden Kontrast zwischen mo dernem Leben einerseits und Zurück gebliebenheit andererseits, oder auch anders ausgedrückt, zwischen reich und arm. Sehr hübsche, freundliche Häuser fallen auf, neue Brücken Überspannen den Tigris und in den Geschäften wird alles angeboten, was wertvoll und schön ist. Gleichzeitig aber fristen noch viele Menschen ein Leben in großer Armut und Be schränkung, stehen Hütten neben Pa lästen und leben Analphabeten neben geistig hochstehenden Menschen, alles in fast unmittelbarer Berührung oder Gemeinschaft. Hat man sich etwas mit dem Land und seiner Eigenart vertraut gemacht, fühlt und erkennt man. daß dieses Land neben seinen bekannten Natur schätzen auch im Hinblick auf den Sektor Landwirtschaft einen sehr gro ßen Reichtum besitzt und zwar Reich tum an bestem Boden, an vielep und willigen Menschen, an Wärme und Wasser, mit einem Wort an allen Din gen, die notwendig sind, um die Pro duktion an landwirtschaftlichen Gü tern bis zum Optimum zu steigern. Zweifelsohne ist das auch mit gewis sen Schwierigkeiten verbunden, es regnet z. B. nur an wenigen Tagen im Jahr, das benötigte Vegetationswas ser für die üppigen Kulturen muß durch künstliche Bewässerung zur Verfügung gestellt werden, Die ver stärkte Düngung, die mit einer erheb lichen Ertragssteigerung Hand in Hand geht, ist verständlicherweise dureh das derzeitige Bewässerungs system auch mit Schwierigkeiten ver bunden. Eine der wichtigsten Kulturarten ist die Dattelpalme, von der es über 30 Millionen Stück gibt. Nach dem Mineralöl stellen dann auch Datteln den größten Teil des Exportes dar, gefolgt von Wolle, Schaffleisch. Leder und Gerste. Im Altertum war das Land zwi schen Euphrat und Tigris ja bekannt lich die Kornkammer des Orients und seine Fruchtbarkeit ja geradezu sprichwörtlich; dabei waren Mittel, Methoden und Möglichkeiten der Pro duktion damals noch sehr primitiv. Wieviel könnte heute erzeugt werden, und vor allem sehr billig erzeugt werden, wenn die günstigen natür lichen Bedingungen gekoppelt mit moderner Technik und Anbaumetho den überall als Voraussetzungen für höchste Leistungen eingesetzt wür den. An einzelnen Stellen kann man bereits feststellen, wie es aussieht und wie es sich auswirkt, wenn neue Er kenntnisse mit entsprechenden Aen- derungen sozialer und struktureller Art Anwendung finden. Es gibt be reits Musterdörfer und Musterfarmen, die sehr deutlich erkennen lassen, wie neues Denken, gepaart mit Anpas sung an eine neue Zeit und neues Handeln, auch in einem Land mit ältester Tradition und Kultur sich günstig auswirkt. Viele fleißige und geschickte Hände regen sich überall und schaffen Werte der verschiedensten Art. Allerdings gewinnt man nach einer gewissen Zeit den Eindruck, als ob im Gesche hen dieses Landes verschiedentlich der Handel mindestens ebensoviel bedeutet wie die Produktion. Manchmal könnte man glauben, die Zeit ist dort stehengeblieben, beson ders dann, wenn man bei Fahrten durch das Land die Dörfer und die Arbeit auf den Feldern sieht. Anders ist es natürlich, wenn man sich in der Hauptstadt des Landes, in Bagdad befindet. Während auf dem flachen Lande und in den kleineren Orten vieles noch nach alten Methoden ge schieht, so wie es vor vielen Jahren wahrscheinlich auch schon der Fall war, zeigt sich Bagdad, ganz beson ders im Hinblick auf den Verkehr, als eine moderne Großstadt. Viele Tausend Autos fahren kreuz und quer durch die Stadt, ganz besonders in den Zeiten, in denen auswärts Woh nende zu oder von ihren Arbeits- platzen in der Stadt fahren. Dabei ist zu bedenken, daß Bagdad etwa 25 bis 30 km lang und ungefähr fünf km breit ist. Aehnlich wie in den Welt städten Paris und London, ist es zu dieser Zeit so, daß man zu Fuß manchmal schneller vorwärtskommt als mit dem Auto, wenn man in Dreierreihen fahren muß. Die Menschen im Irak sind uns außerordentlich freundlich gesinnt und allerseits ist man bemüht, dies zu betonen. Darüber hinaus will man gern dem Gast arabische Sitten und Gebräuche zeigen und auch die ara bische Küche in allen ihren Speziali täten vorführen. Ich war ja nun in diesem von Natur aus so reichen Land als dort Frühling war, als alles blühte und schoßte- und verständ licherweise gab es zu dieser Zeit auch alle möglichen Gemüsearten und Sa late. Viele Gerichte und Salate schmek- ken so wie bei uns auch, andere wie der naturgemäß ganz anders, aber grundsätzlich muß mar) sagen, die Küche ist, trotz des Fehlens eines saf tigen Schweinebratens, der vielleicht mal vermißt werden könnte — gläu bige Mohammedaner essen kein Schweinefleisch und im Handel wird dort auch keines angeboten — bei der Fülle des Dargebotenen selbst für Leckermäuler sehr abwechslungs reich. Jedenfalls wird durch die zahl reichen Salate und würzigen Bei gaben aufgewogen, was unter Um ständen an Wurst und Schinken feh len könnte. Die Zeit meines Aufenthaltes fiel in den dem Islam vorgeschriebenen Fastenmonat. In diesem Monat ist es gläubigen Moslems nicht gestattet, in der Zeit nach Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Speisen irgendwel cher Art zu sich zu nehmen. Morgens werden die Gläubigen von den Mina retts aus rechtzeitig auf den Beginn des Fastens hingewiesen und abends verkündet ein Böllerschuß das Ende. (Fortsetzung folgt) Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer 388 B des Presseamtes beim Ministerprä- sidenten der DDR. - Erscheint wöchent- lieh. Anschrift der Redaktion: Leipzig C 1, Ritterstraße 26, Teleton 77 71. Sekretariat App. 284. Bankkonto 203 203 bei der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig. - Druckt Leipziger Volkszeitung, Leipzig C 1, Peterssteinweg 19, - Bestellungen nimmt jedes Postamt entgegen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)