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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1982
-
- Ausgabe Nr. 1, 8. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 15. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 22. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 29. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 5. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 12. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 19. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 26. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 12. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 19. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 26. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 2. April 1
- Ausgabe Nr. 14, 12. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 16. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 23. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 30. April 1
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- Ausgabe Nr. 19, 14. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 21. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 28. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 4. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 18. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 25. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 2. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 3. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 10. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 17. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 24. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 1. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 36, 5. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 22. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 29. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 5. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 26. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 3. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 10. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 17. Dezember 1
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Band
Band 1982
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Allen Mitarbeiterinnen unserer Universität herzliche Glückwünsche zum Frauentag! Charlottchen und ihre Kinder Wie? Wer das hier vor euch ge- macht hat? Nu ich, newahr? Hab’ meine Studenten sitzen lassen im Kabinett bis sechse' und dann die Diplomarbeiten und Zeitungen und 80 ordentlich eingeschlossen. Da war immer alles da! Ja, meine Studen ten! Sind nämlich ordentlich eigent- lich, werden nur manchmal nicht richtig angefaßt heute, so von An- fang an. Nu, und wenn manchmal keiner drin sitzt im Archiv, da war- ten die eben nicht lange und neh- 'nen die Bücher mit heim, newahr? Nu horche mal, so dürfen wir’s den Jungen ja auch nicht vormachen! Und alle in einen Topf werfen is sowieso falsch. Hast du den Aufzug der Jugend gesehen in Berlin zum Parteitag? Nu, das sind doch die, die mal gradestehn im Leben, oder? Also, das beruhigt einen schon ... Wie wir so jung waren, da war für "ns das Lernen schon lang aus. Wie? Was ich gern gelernt hätte? Ach Weißt du, sowas ist uns gar nicht fingefallen damals. Hatte ja sieben Geschwister, und der Vater hat picht viel heimgebracht aus der Kiesgrube. Ja, eh die Schule los- sing, müßten die Großen Geld ver- dienen. Kann ich dir noch genau Sagen: Die Älteste hat beim Ober- ehrer die Treppe gewischt, eine hat so Fliegentüten verkaufen müssen, und unser Bruder hat Kohlensäcke Schleppt. Und eine hat Tennisbälle aufgehoben auf dem Sportplatz. Ja, 30 war das damals! Und 1918 hat’ ich dann Konfirmation. Mit be- Zeckten Schuhen bin ich losgegan- Een und so einem Kleid auf Bezugs- Schein, ein blaues war das. Und am Eleichen Tag hat mich Mutter dann 2 Herrschaften in Stellung ge- Oracht. Aber ewig wollt’ ich auch Dicht Magd sein, newahr? Da bin th - Moment — ja, ‘24 war’s, in die Mitteldeutsche Kammgarnspinnerei. ch sage dir, das war eine Hetze! Auf 200 Spindeln aufpassen, Fäden sinfädeln, volle Spulen abnehmen, Wegtragen zur Dubliermaschine, Deue draufsetzen und immer so wei ter- Aber weißte', wenn ich da heute Tanchmal in der Zeitung so mo- Seme Spinnmaschinen sehe, Robo- Ier bau’n sie da wohl auch ein, da Kibbelt’s schon in den Händen! Möchte direkt mal probieren, ob’s "och klappt! Hab’ halt noch richtige Akkordfinger, sag ich immer, wenn einer meint, daß ich zuviel mache. Aber der Kopf hat auch angefan- Een zu arbeiten damals bei mir. Bin W der Gewerkschaft Kassiererin ge- Nesen und ‘27 in die Partei gegan- Ken, SPD. Warum? Wieso? Nu, Teine Gute, erst mal durch meinen sDäteren Ehemann, den Herbert. Der War Reichsbannerführer. Der hat mir vieles klargemacht. Und aus der Familie waren ja auch viele Genos sen. Nu, und ich war schließlich eine Arbeiterin, da wollte ich auch in eine Arbeiterpartei, die was ändern will. Ist doch klar! Daß wir gar keine richtige waren, hab’ ich natür lich erst später gemerkt. Das war bitter damals! Was die Kommuni sten wirklich wollten, hat mir erst die ganze Aufbauarbeit gezeigt, spä ter, nach der Vereinigung. Ja, aber als die Nazis hochkamen, damals bei der Wahl, da haben wir vor der Haustür gesessen und geheult. Und Angst gehabt! Überall in der Nach barschaft haben sie dann welche geholt. Und der Herbert, mein Mann, der hat ja illegal gearbeitet. Und ich hab’ ihm geholfen, solches Material nach Portitz zu bringen. Einmal, als ich heimkam, waren die Nazis wieder in unserer Straße. In der Mockauer, wo wir unsere große Wohnung hatten. Und mein Mann hatte doch noch die Schreibma schine! Die hab’ ich schnell in ein Tafeltuch gepackt, bin damit zu Be kannten und hab’ das Ding zerhackt. Und wenn ich noch solche Angst hatte — die sollten sie nicht krie gen! Wenn Bomben gefallen sind, haben wir immer Leute bei uns aufge nommen, und auch die Geschwister mit den Kindern waren oft da. Ja, und es war noch Krieg, als ich mei ner Mutter am Sterbebett verspro chen habe, daß ich für meine jüng ste Schwester sorge. Die kränkliche, hab’ ich dir ja erzählt. Die hatte drei Kinder, und der Mann war nicht wiedergekommen. Da haben wir ihr eins abgenommen, hatten ja genug Platz. Die Wohnung haben wir aber dann später we'ggegeben, war ja Not, und wir brauchten nicht so viel. Nu, der Herbert, der Kleine, ist mein Sohn. Der ist heut’ noch bei mir, siehst’s ja. Mensch, wie der noch ganz klein war und das erste Mal Mutti gesagt hat zu mir, da ging’s mir durch und durch! Den hab’ ich ordentlich erzogen, Staatswissenschaften studiert er jetzt. Schimpft ja manchmal, daß ich mich so abrackere' auf meine alten Tage. Aber selbst sitzt er sogar am Wochenende über den Büchern! Der hat gar keine Zeit zum Heira ten! Ach ja, seine Bücher. Die ha ben’s mir auch angetan, jetzt brauch’ ich das Lesen richtig. Zuletzt hab’ ich von dem Sakowski das neue ge lesen. Also wunderbar, wirklich! Fällt ja manchmal schon schwer, das Lesen, die Augen wollen nicht mehr so. Aber man muß doch wis sen. wie die Jüngeren so denken, newahr? Deshalb schmeckt mir auch der Kaffee früh gar nicht, wenn ich die Zeitung nicht habe. Und die les’ ich von vorn nach hinten! Und Wenn ich was nicht verstehe', er klärt es mir der Sohn. Da erzieht er jetzt eben mal mich ... Ja später, als wir dann schon un sere DDR hatten, da mußt’ ich dann alleine für ihn sorgen. Hab’ ja nach Kriegsende gleich mit zugepackt beim Aufräumen. Wollte helfen, was Besseres aufzubaun, und diesmal für uns! Nu, da hab’ ich mich wohl übernommen. Lag vier Monate im Krankenhaus. Wollte aber nicht ster ben, jetzt schon gar nicht. Die Kin der auf der Straße haben sich viel leicht gewundert, als ich dann doch wieder ‘rumlief. Aber dann war ich ohne Mann. Den hatte mir eine weggenommen, als ich krank war. Vielleicht hat er auch das Alleinsein nicht vertragen können... Ich hätt’s auch nicht können ohne mei nen Kleinen. Wollte eigentlich immer am liebsten Mutter sein, er ziehen. Bessere Menschen machen, die wachsamer sind, als wir es wa ren. Und ordentlich. Nu, da hab’ ich in einer Kommission für Schwer- erziehbare mitgemacht. Die kleinen Streuner haben wir eingesammelt und ihnen zu Essen und ein biß chen Liebe gegeben. In den Kneipen haben die ja ’rumgesessen, die ganz Kleinen schon! Aber ich wollte dir ja von meinen Griechen erzählen. Ach, meine Kinder waren das! In einem griechischen Internat hab’ ich gearbeitet, da waren Emigranten kinder. Ein Jahr Küche, dann ha ben sie mich als Erzieherin geholt. Wecken und ins Bett bringen war ja das Wenigste, obwohl ich einmal aus laute'r Übereifer schon mitten in der Nacht zum Aufstehen geru fen habe! Aber was die alles für Sorgen hatten. Hab’ geholfen, wo ich konnte, und aufgepaßt, daß sie Ordnung hielten. Das hat die Not aus mir gemacht, das Ordentliche, meine Gute! Haben alle Mutti zu mir gesagt, meine kleinen Griechen! Manche sind heute noch da, und die sagen immer noch Mutti und hören gar nicht auf zu danken. Dabei hat mir das so viel Freude gemacht da mals! Das war auch die Zeit, wo ich Rentner mit betreut habe. Aber am liebsten bin ich doch immer bei den Jungen gewesen. Aus denen mußten wir . doch was Gescheites machen! Da hab’ ich in Möckern hier an der 11. Sozialistischen Schule mitgebaut. Siehst es ja auf dem Foto. Als die Schule fertig war, hab’ ich dort Essenausgabe gemacht und auf Ordnung geachtet. Weiß noch, einmal kam so eine junge Lehrerin zu mir, weil sie die Kin der nicht unter die Fuchtel bekam. Hat sie mich geholt. Da hieß es gleich: Achtung, Frau Schuchert! Nicht, daß die Angst vor mir hat ten, die wußten eben, daß bei mir Genossin Charlotte Schuchardt, seit 55 Jahren Parteimitglied und seit 24 Jahren arbeitet sie an der Universität. Ordnung zu herrschen hatte. Da gab’s dann auch schon mal was aus der Schürzentasche... In der Stra ßenbahn hab’ ich die Kleinen ja auch zur Schule gebracht. Ein Stück ihren We'g mitgegangen, sozusagen. Ja, siehst du, hab’ zwar selber keine Kinder, aber eigentlich hat kaum eine so viele wie ich. Und horche mal, wenn den Kleinen so ist, daß sie Mutti zu mir sagen, bin ich’s dann nicht irgendwie? Auch an der Uni dann war das so. Seit ‘58 bin ich schon hier. 24 Jahre! Bin sozusagen in höhere Kreise gekommen — na wir Genos sen, wir mußten doch vor, newahr? Meinen Studenten hab’ ich dann auch viele von den Möbeln aus der großen Wohnung gegeben. Dafür wollt’ ich dann aber auch was sehen! Da gab’s ja damals noch diese Listen mit den Zensuren im Flur, war eine gute Sache! Wußte man doch, was los ist! Und wenn bei einem eine Vier oder Fünf stand, hab’ ich ge sagt: Freund, ihr lernt doch für euch! Setz dich aber auf den Hosen- boden nu! Und die haben sich direkt geschämt manchmal, glaubst du das? Ja, das war alles noch in der Tieck straße. Die wollten mich ja auch be halten als Pförtnerin. Aber als dann das neue Haus fertig war, da hat der Dusiska zu mir gesagt: Charlottchen, dich nehmen wir mit! Manchmal komm’ ich mir ja ganz schön klein vor in dem Riesenge bäude, wenn ich abends meinen Schlüsseldienst mache. Aber das ist eben gar nicht viel Arbeit, und ich will doch wirklich noch was tun für mein Geld! Da kassiere ich noch die UZ. mache Wäscheausgabe und ordne allerlei Arbeiten von den Stu denten. Die Frau Petzold von den Druckern sagt immer, ich wäre ein richtiger Hausgeist. Und ich soll mir ja nicht so schnell einfalle'n las sen aufzuhören. Was meinst du, wie gut das tut! Bin ja froh, wenn mich immer eins braucht und „Frau Schu chert!“ ruft übern Flur. Oder Char lottchen sagen ja die meisten. Da helf’ ich doch gern. Wenn ich da manche von unseren Jungen sehe, die denken vielleicht nicht immer dran, daß wir doch jetzt für uns ar beiten. Die haben einfach keine Lust. Das sag’ ich denen dann aber ins Gesicht. Da kann ich nicht erst bis zur nächsten Versammlung war ten. Auch wenn’s manchem nicht so gefällt, und sie mich lieber von hin ten sehen. Ich verstehe sowas nicht, wie man dasitzen kann und Däum chen drehen. Mir reicht das schon am Wochenende, da bin ich froh, wenn der Sonntag um ist und ich wieder in meine Uni kann. Ja, körperlich fühle ich mich noch. Nur die Augen eben. Aber was ich sehen muß, das seh’ ich alle mal ! Fühl’ mich eigentlich so, daß. ich 100 werden könnte. Will ja auch noch längst nicht von meinen Stu denten weg. Zu Hause würde ich ja merken, daß ich schon ganz schön alt bin mit meinen 78, und vorm Alleinsein hätte ich auch Bange. Ach ja, man müßte eben noch viel jün ger sein und Reisen machen, wie ich sie *70 gemacht hab’. In die UdSSR, eine Auszeichnung. War wunderbar! Mensch, hab’ ich erst gedacht, steigst du in das Flugzeug? Aber es hat sich gelohnt. Aber das Reisen sollt hr Jungen mir jetzt auch ruhig ab nehmen. Wie die Arbeit hier im Archiv abends, die du jetzt mit machst. Auch wenn’s ein bißchen weh tut, wenn ihr mir was abnehmt von dem, was so richtig zusammen gewachsen ist mit mir... Heike Kalnbach Neu bei Dietz Interessantes Arbeitsmaterial für Mitglieder und Funktionäre der SED: Autorenkollektiv Aufgaben und Erfahrungen der Grundorganisationen bei der Verwirk lichung der Beschlüsse des X. Parteitages der SED Schriftenreihe „Der Parteiarbei ter“, Dietz Verlag Berlin 1982, 80 Seiten, Broschur, 0,80 Mark, Be- stell-Nr. 737 538 7 Leitgedanke dieser Broschüre ist die ständige Erhöhung der führenden Rolle der Partei bei der weiteren Verwirklichung der auf das Wohl des Volkes gerich teten Politik des X. Parteitages der SED und die daraus resul tierende wachsende Verantwor tung der Grundorganisationen. Hierzu wurden von dem Auto renkollektiv, Mitarbeiter der Ab teilung Parteiorgane des ZK der SED, viele aktuelle Erfahrungen, Probleme und Schlußfolgerungen aus der Tätigkeit von Grundor ganisationen nach dem X. Par teitag verarbeitet. Konkret be handelt und umfassend begrün det wird ein breites Spektrum jüngster Erfahrungen und Me thoden zur Erhöhung der Mas senwirksamkeit der ideologischen Arbeit, bei der Realisierung der Wirtschaftsstrategie des X.' Par teitages und zur weiteren Ent wicklung eines regen innerpar teilichen Lebens, Grundlage ho her politischer Atmosphäre der Genossen. Die Wirtschaftspolitik der 80er Jahre — erläutert für die Jugend: Otto Reinhold Die Wirtschafts strategie der SED Schriftenreihe „ABC des Marxis mus-Leninismus“ Hrsg. Akademie für Gesellschafts wissenschaften beim ZK der SED Dietz Verlag Berlin 1982, 64 Seiten. Broschur, 0,60 Mark, Be stell-Nr. 737 438 4 Antwort zu geben auf die Fra gen, vor allem die der jungen Ge neration nach der künftigen Ge stalt und Gestaltung unseres Le bens und damit unserer Gesell schaft, ist das Ziel dieser Bro schüre. Ausführlich und einpräg sam, unter Verwendung umfang reichen Faktenmaterials, werden dazu die Ergebnisse des X. Par teitages der SED dargelegt und erläutert, der eine klare Strate- gie für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft in den 80er Jahren ausgearbeitet hat. Ausgehend von dem Be schluß des Parteitages, die Poli tik der Hauptaufgabe fortzuset zen, beweist der Autor, daß wir dafür über die erforderlichen materiellen Voraussetzungen und geistigen Potenzen verfügen oder sie schaffen können. Mitstreiter der UZ erinnern sich Ein Stück des eigenen Weges Peflexionen beim ^blättern der Z-Seiten D ie Seiten sind schon ein bißchen vergilbt. Aber das Durchblät tern macht Spaß. Und plötzlich ist es geradezu spannend. In den alten Bänden mit den Ausgaben der „Universitätszeitung“ aus den Jah ren 1960 bis 1963 entdecke ich Ge schichte: die unserer Republik, Uni versitätsgeschichte, meine eigene Geschichte. Immerhin war ich da mals Redakteur, war das nicht nur meine Arbeit, sondern auch mein journalistischer Anfang. Ich finde längst vergessene Arti kel, Reportagen, Glossen, begegne vertrauten, auch noch heute be kannten Namen. Unserem Minister Hans-Joachim Böhme beispiels weise, der 1. Sekretär der Uni versitätsparteileitung (heute SED- Kreisleitung) war, meinem jetzigen Mitstreiter Hans Poerschke. seiner zeit 1. Sekretär der FD J-Kreislei tung, ich sehe Fotos von bekannten Wissenschaftlern unserer Universi tät wie Prof. Dr. Werner, Prof. Dr. Möhle und vielen anderen. Ich lese staunend das von mir organisierte Interview mit meinem unvergesse nen Lehrer Prof. Dr. Hermann Bud- zislawski über Aktivitäten der um internationale Anerkennung kämp fenden DDR in der Weltföderation der Wissenschaftler. Es war mir völlig entfallen, daß ich als junger Reporter über die öffentliche Verteidigung einer „kom plexen Diplomarbeit“ an der damali gen Wirtsch aftswissenschaftlichen Fakultät zu schreiben hatte, bei der auch der heutige 1. Sekretär der SED-Stadtleitung, Genosse Roland Wötzel, seine „Eins“ im Diplom er- schwitzen mußte. Manche der damaligen Über schriften muten uns heute merkwür dig an. „Warum rotieren einige Kompaßnadeln?“ hieß es z. B. über einem Kommentar zu den FDJ-Wah. len, denn der persönliche Plan eines FDJ-Studenten hieß bildhaft „per sönlicher Kompaß“. Andere Über schriften könnten der letzten Aus gabe der „UZ“ entnommen sein: „Studieren wir schon mit größter Effektivität?“, „Mit exakten Aufga ben ins Praktikum!“. Überhaupt hatten wir es damals mit Aufforde rungen in den Überschriften: „Aus der Defensive heraus!“ oder „Alle Fragen bis zu Ende klären!“, „Alle heranziehen!“, „Die Kompaßnadel immer beobachten!“ usw. Im übrigen finde ich bei meinem Durchblättern, daß wir ganz schön mit Kritik rangegangen sind, nein, fein waren wir nicht. Da wurden auch Professoren mit Namen ge nannt, da spiegelten sich Ausein andersetzungen über den Zusam menhang von Politik und Wissen schaft unter Gesellschaftswissen schaftlern in den Spalten der „UZ“ wider, zurückbleibende Grundorga nisationen der Partei oder der FDJ wurden auch öffentlich so genannt. Und bei allen Holprigkeiten, über die wir heute gewissermaßen mit historischem Abstand schmunzeln - eins war unsere „UZ“ immer: kämpferisch und parteilich. Die scharfe Munition wurde ge gen den imperialistischen Klassen feind verwendet. Wir führten den publizistischen Kampf gegen den neu erstandenen Geist des Militaris mus und Neofaschismus an den Hochschulen und Universitäten der BRD. Ich erinnere mich, welche große Hilfe unsere Kampagne gegen den akademischen Schreibtischmör der, den Erzfaschisten und Anti semiten Prof. Schwinge aus Mar burg, für die fortschrittlichen Kräfte an den Universitäten der BRD darstellte. Mit besonderer Bewegung lese ich nach so vielen Jahren meine Be trachtung „Paukboden und Bundes elite“ über den damals Blüte trei benden Korporierten-Ungeist. Mir wird dabei erneut klar, was aus dem damals gesäten Antikommunismus geworden ist. Folgerichtig müssen doch die ehemaligen „Chagrinierten mit den schwarzweißroten Schärpen und den Biergesichtern“ uns. has sende Einpeitscher von NATO-Hoch- rüstung und Boykott-Politik gewor den sein. Meine alten Folianten machen sichtbar, wie sich unter der Führung der Parteiorganisation das sozialisti sche Profil unserer KMU immer weiter ausprägte. Die ersten Studen tenkollektive kämpften um den Ti tel „Gruppe -sozialistischer Studen. ten“. Es entwickelten sich die Bezie hungen unserer Universität zur so zialistischen Praxis, so z. B. zum Kombinat Böhlen. Die Gemein schaftsarbeit in der Forschung wurde als Aufgabe gestellt (heute sagen wir „interdisziplinäre For schung“). Neue zukunftsorientierte Fachrichtungen entstanden. Ich hatte als junger UZ-Journa- list mit den Anfängen des Studen tensommers zu tun, überhaupt mit der Arbeit der Studenten in der Praxis und berichtete über ihre Ar beit auf den Getreide- und Kartof felfeldern. Ein Schwerpunkt war die Motivierung künftiger Lehrer für die spätere Tätigkeit in Land schulen. So fragten wir in einer Leserdiskussion sicherlich etwas sug gestiv „Sollte man aufs Land ge hen?“. Und man sollte natürlich. Heute liegen die Probleme etwas anders, aber dennoch bleibt auch für die Lehrerbildung vieles aktuell, was wir damals abgedruckt haben. Wieder stocke ich bei einer Seite. Unser zentrales Volkskunstensemble erhielt den Namen „Louis Fürn- berg“, und ich entdecke neben die ser Nachricht ein von mir verfass tes Gedicht für den so hochver ehrten Dichter. Das hatte ich ja längst vergessen. Einen Vers unter- Prof. Dr. Hermann Budzislawski war Lehrer des heutigen Sekretärs der SED-GO Journalistik, des Autoren unseres Beitrages: Dr. Karl-Heinz Röhr. Aufnahme: UZ/Archiv schreibe ich heute noch: „Frohe Lie der sind kein trauriges Gedenken.“ Überhaupt wurde die Entwick lung der Volkskunst an unserer Uni versität damals groß geschrieben, wovon nicht nur die entsprechenden Wettbewerbe, ausführliche Rezensio nen und Kunstbetrachtungen son dern auch Graphiken und Fotos und sogar Gedichte auf Seite 1 (!) zeu gen. Ein sehr aktueller Artikel über die Parteiwahlen an der damaligen Fakultät für Journalistik fällt mir in die Hände. Da schreibt mein Amtsvorgänger vor 19 Jahren, daß die Genossen in der Wahlversamm lung darüber berieten, „wie sie in ihren Lehrveranstaltungen errei chen können, daß die kämpferi schen Traditionen der deutschen Arbeiterpresse viel stärker für die sozialistische Erziehung der Studen ten wirksam gemacht werden kön nen“. Nachdenklich klappe ich den roten Band, mit den alten Ausgaben „meiner“ Zeitung zu. Denn wir ha ben doch auch gerade Parteiwahl- Versammlungen. Und ich glaube schon, daß wir in unsere heutigen Überlegungen über die Wirksam keit von Pressegeschichte, über die Entwicklung von Geschichtsbewußt- sein, auch uns selbst; auch den Weg unserer traditionsreichen „Universi tätszeitung“ einbeziehen könnten. Ein bißchen sind wir ehemaligen UZ-Redakteure darauf stolz. Wollte uns das jemand verübeln? Dr. sc. Karl-Heinz Röhr, Sekretär der SED-GO Journalistik
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