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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1982
-
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Band 1982
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6 KULTUR zacüah 26. Februar 1982 UZ/08 März-Termine in der mb: 2. März, 19 Uhr, 11. Universitäts stammtisch, „Der Eid des Hippo- krates“, Tod — ein existentielles Problem? — mit Prof. Leutert, Dr. S. Hahn und Dr. Rehnig 19.30 Uhr, Ausstellungseröffnung: Wolfram Scheffler — Malerei 21 Uhr, Autorenlesung mit Bernd Wagner, Leipzig 20 Uhr, Jazz in der Bastei mit U. Kropinski — C. Bauer-Duo 3. März, 19 Uhr, Papperlapop 4. März, 19.30 Uhr, „Die FKP in der Regierungskoalition — neues Parteiprogramm?“ Forum mit F. Möllendorf, Fernsehen der DDR 14. März, 20 Uhr, „Mann, eine Stunde Goethe... fast intim“, Dieter Mann spricht, was er selbst ausgewählt hat. Veranstaltung der Verlagsgruppe Kiepenheuer (be- schr. Kartenverkauf). (wird fortgesetzt) Künstlerische Ensembles 28. Februar, 19.30 Uhr, Nikolaikir- ehe, Joh. Sebastian Bach „Johan nes-Passion“, Leipziger Universi tätschor. Neues Bachisches Kolle gium Musi cum, Leitung: UMD Prof. Dr. Max Pommer 14. und 15. März, 20 Uhr, Ernst- Beyer-Haus, „Im Zwielicht der Phantasie" — Ein Versuch über Christian Morgenstern, Poetisches Theater „Louis Fürnberg" 16. März. 20 Uhr, Ernst-Beyer- Haus, „Ein Posten ist vakant“ — Eine kabarettistische Begegnung mit Heinrich Heine, Poetisches Theater „Louis Fürnberg“ 18. und 19. März, 20 Uhr, Ernst- Beyer-Haus, „Imaginäre Imita tion", Pantomimegruppe am Poe- tischen Theater A&A-Klub 1., 2. und 3.März, 19 Uhr, 3-Tage- Faschings-Rennen unter dem Mot to „Wenn ich (k)ein Vöglein wär“, Kostümzwang und viele Überra schungen; u. a. Fez mit der Losen Skiffle-Gemeinschaft und dem Himbeer- (Klamauk) -Orchester 10. März. 19 Uhr, Filmothek: „Reise der Verdammten“, Groß britannien 1976, Regie: Rosen berg; anschließend Diskothek 17. März. 19 Uhr, Klub-Theater: „Der Heiratsantrag“ — Anton- Tschechow-Abend mit dem ..Theater aus dem Hut“ Leipzig, Regie: R. Keil; anschließend Dis kothek 24. März, 19 Uhr, Kabarett: „Der Goldene Boden“, Kabarett des Leipziger Handwerks; anschlie ßend Diskothek 26. März, 21 bis 2 Uhr. Nachtklub P 20, Karten zu 2.60 Mark ab 1. März in der HA Kultur 31. März. 19 Uhr. Folk-Songs mit „Zapfen“; anschließend Diskothek 6.. 13., 20. und 27. März, 19.30 Uhr. Wochenend-Diskothek Abendakademie zur Kunstrezeption 3. März, 19.30 Uhr, Hörsaal 18, „Zur Aneignung des literarischen Werkes durch den Leser“, Refe rent: Dr. Walfried Hartinger, Sek tion Germanistik/Literaturwissen- schaften KB-Hoch schulgruppe Die „Kleine Galerie“ im Haus der Wissenschaftler zeigt Grafiken von Heinrich Ilgenfritz: Galerie gespräch am 31. März. 19.30 Uhr. Die „Kleine Galerie“ der Techni schen Hochschule zeigt im März Grafik von Egbert Herfurth. 2. März. 19.30 Uhr. Freundeskreis Orgel. Hörsaalgebäude der KMU, HS 11: Die Orgel im symphoni schen Orchester des 19. und 29. Jahrhunderts, Referent: Gert Loth, Musikhochschule Weimar 3. März, 18.30 Uhr, HdW. Hoch schulgespräch, Als Wissenschaftler in Addis Abeba, es spricht Prof. Dr.-Ing. Horst Schmidt, TU Dres den, Veranstalter Wirkungsgruppe der TH Leipzig 23. März, 20 Uhr. Klub der In telligenz, Elsterstr. 35, Literatur werkstatt, Diskussion über Lyrik und Prosa mit Dr. Werner Förster Faszination durch Lieder und Tänze Programm der Gruppe des ANC Südafrika des Ensembles „Solidarität" „Give a though to Africa“ — Denk an Afrika — diesen Titel haben die Mitglieder der Gruppe des ANC des Ensembles „Solidarität“ ihrem Pro gramm gegeben. Am 19. Februar stellten sie sich mit Liedern und Tänzen aus ihrer südafrikanischen Heimat im Hörsaal 19 vor. Die jun gen Südafrikaner, die in verschiede nen Städten unseres Landes studie ren, treffen sich in Leipzig zu Pro ben und Auftritten, weil für sie das Bewahren des kulturellen Erbes ih res Volkes ein Teil ihres Kampfes gegen Rassismus und Unterdrückung ist. Einer von ihnen, Timothy, stand an diesem Abend das lezte Mal mit der Gruppe auf der Bühne. Wenn dieser Beitrag erscheint, wird er be reits in Afrika sein, um mit dem in der DDR erworbenen Wissen als Nachrichtentechniker für die Frei heit seines Volkes zu arbeiten. Im Programm der Gruppe stehen jahrhundertealte Lieder und Tänze neben neuen Liedern, die vom Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit be richten. Die traditionellen Tänze Afrikas, die einen Teil des Pro gramms darstellen, faszinieren durch ihre Bildhaftigkeit und das mit reißende Temperament der Tänzer. Sie lassen einen Kontinent lebendig werden, . der uns fremd und doch vertraut ist. Die Mitglieder der Gruppe des ANC erzählen von den Hoffnungen und Wünschen ihres Volkes. Justice, peace und freedom — Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit — heißt eines der Lieder, die vom unbeugsamen Kampfeswillen der Völker Afrikas berichten. Die Lieder, die die jungen Afrika ner in Englisch und in den Sprachen ihrer Völker singen, sind mehr als eine Verbindung zu ihrer Heimat, von der sie für lange Jahre getrennt sind. Die Bewahrung ihrer Kultur ist. Teil der politischen Arbeit der ANC-Mitglieder.. Sie kämpfen mit ihrem Programm gegen Rassendis kriminierung und Unterdrückung. Mit der Siegeszuversicht und dem optimistischen Lebenswillen, den die Lieder und Tänze ausstrahlten, be eindruckten die Sänger der Gruppe des ANC das Publikum im Hörsaal 19. Klaus Engelhardt Zu einer Vorführung des Do kumentarfilmes „Die Angkar“ aus dem Studio H&S und einer anschließenden Diskussion mit dem Chefdramaturgen lädt am 15. März das Filmtheater Casino ein. Zeugnisse des Völkermords Dokumentaristen berichten über die Pol-Pot-Diktatur „Die Angkar“ gibt einen er schütternden Einblick in die Tä tigkeit der Sicherheitsorganisa tion Pol-Pots. Dokumente, die im Zentralen Verhör, und Vernich tungslager „S 21“ der „Angkar“ gefunden wurden, zeugen von der Ermordung von mehr als 20 000 Patrioten Kampucheas. In diesem Vernichtungslager fanden sich Räume, die neben dem Porträt Pol-Pots mit rotem Banner, Hammer und Sichel de koriert waren. Die Symbole der revolutionären Arbeiterbewegung als Deckmantel für eine barbari sche Diktatur. Eine Diktatur, die mit wohlwollender Unterstützung der chinesischen Hegemonisten jeglichen fortschrittlichen Gedan ken mit Feuer und Schwert aus rotten wollte. Doch selbst im Vernichtungs lager der Angkar gelang dies nicht völlig. In den letzten Jah ren der Pol-Pot-Diktatur finden sich immer häufiger Namen ehe maliger Aufseher des Lagers ..S 21“ auf den Listen der Häft linge. Diese Aufseher — meist Jugendliche, fast noch Kinder — waren durch ein verbrecheri sches Regime zu willenlosen Mordinstrumenten degradiert worden. Ihre Zweifel bzw. den geringsten Widerstand gegen diese Unmenschlichkeit mußten sie wie viele andere Patrioten mit dem Leben bezahlen. Wie lebendig der barbarische Geist Pol-Pots noch heute ist, zeigt ein Interview mit leng Sary, der als Vizepremier unter Pol-Pot für den Völkermord in Kampuchea mitverantwortlich ist. In westlichen Regionen darf dieser Massenmörder nicht nur ungeschoren leben, sondern auch immer noch seine Meinung ver breiten. Daß er von den Morden im Lager „S 21“ nichts weiß, ist nicht weiter verwunderlich. Schließlich haben auch Naziver brecher die gleichen Gedächtnis lücken. „Die Angkar“ klagt in erschüt ternden Bildern die Machen schaften der Gruppe um Pol-Pot und leng Sary und ihre Hinter männer an. Der Film zeigt Ur sachen für diesen industrialisier ten Völkermord und ordnet das Geschehen in größere Zusam menhänge ein. < Morgenstern-Programm am 14. und 15. März im Ernst-Beyer-Haus Wer das „Morgenstern-Programm" des Poetischen Theaters bisher noch nicht erleben konnte, hat dazu erneut am 14. und 15. März Gelegenheit. Ins Zwielicht der Phantasie begibt sich die Studiobühne der KMU mit diesem „Ver such über den deutschen Dichter (1871 bis 1914)“. Es sind nicht nur die zwie lichtigen Wesen wie Siebenschwein, Zwölfelf. Werwolf oder das Nasobem, die in diesem Programm erscheinen, sondern es wird auch eine umfangrei che ernste Lyrik vorgestellt, die bei vie len oftmals noch unbekannt ist. Akteure sind Carola Meyer, Ulf Annel, Helmar Grälich und Klaus Heyne. Es ist ein ver gnüglicher und damit empfehlenswerter Abend, den die vier vom Poetischen den Zuschauern bereiten. Das Ensemble erhielt für dieses Pro gramm das Prädikat „Oberstufe ausge zeichnet“ und gastierte damit erfolg reich während der „Leipziger Tage" im vergangenen Jahr im Palast der Repu blik. Foto: UZ/Archiv Die SG 25 der Sektion Journalistik gestaltete ein Tucholsky-Programm, das Aussagen des Dichters zum Frieden interpretierte. Programme, die von der Bedrohung des Friedens berichten Die Bedrohung des Friedens war auch in diesem Jahr das Thema, zu dem Studenten der Sektion Journalistik kulturelle Program me gestalteten. In der vergange nen Woche traten die Seminar gruppen des zweiten Studienjah res im Altersheim „Emma Ger big“, mit dem sie enge Partner schaftsbeziehungen verbinden, zum Kulturwettstreit an. Die sorgfältig ausgearbeiteten Programme brächten das Anliegen des Abends überzeugend zum Ausdruck. So erzählten die Mit glieder der SG 21 in Interviews von ihrem Alltag, ihren Interes sen. Dazwischen las ein Nachrich tensprecher immer wieder Mel 4 düngen von Aufrüstungsbestre- b ungen der NATO. Auch bei den anderen Gruppen wurde der Wi derspruch zwischen den friedli chen Interessen des Volkes und dem menschenfeindlichen Streben nach Aufrüstung und Krieg deut lich. - ken. Auf dem Spielplan der Leipziger Theater: „Gespräche mit dem Henker“ In der Inszenierung von Gotthard Müller spielen Eberhard Strauß - Shiel- ke, Dieter Bellmann - Moczarski und Gert Gütschow - Stroop. Foto: Wallmüller „Gespräche mit dem Henker“ von Kazimierz Moczarski stehen auf dem Spielplan des Keller theaters. Der Autor berichtet in diesen tagebuchartigen Aufzeichnungen über den wohl einschneidendsten Abschnitt seines Lebens. Moczar ski, während der faschistischen Okkupation Polens in der illega len Widerstandsbewegung tätig, wurde 1945 aufgrund falscher Aussagen verhaftet. Die Anklage lautete „Kollaboration bei der Beseitigung linker Politiker wäh rend der Okkupation“. Das .Ur teil: Todesstrafe, später Begnadi gung zu lebenslänglicher Haft. 1956 nach Wiederaufnahme sei nes Verfahrens, wurde er rehabi litiert. Zehn Jahre hatte er im Gefängnis zugebracht, Fast ein Jahr aber saß er in einer Zelle mit Jürgen Stroop. Generalleut nant der SS, verantwortlicher Offizier bei der Liquidierung des Warschauer Ghettos. Zwei Todfeinde in einer Zelle, auf engstem Raum, gezwungen, miteinander zu reden, zu leben. Aus dieser erregenden Situation heraus entstand die Dramatisie rung der „Gespräche mit dem Henker“. Gespräche, die an die psychologischen und soziologischen Wurzeln des Faschismus rühren. Folgenden Beitrag sandte uns unsere langjährige Leserin Johanna Bernau. Sie schreibt uns darin ihre Meinung zu Hermann Kants neuem Buch „Der drit te Nagel“. Johanna Bernau war über viele Jahre Verwaltungsleiterin an der ehemaligen Philosophischen Fakultät und sieben Jahre an der Philologischen Fakultät. Seit 1972 ist sie Rentnerin und liest nach wie vor mit Interesse die Univer sitätszeitung. Die Universitätszeitung veröffent lichte in der Ausgabe Nr. 3 vom 22. 1. 1982 eine Rezension von Klaus Engelhardt zu Hermann Kants „Der dritte Nagel“. Diese ist mit der Überschrift „Nagelproben“ ; und da neben „Lesenswert“ versehen, so daß man den Eindruck erhält, daß darüber noch weiteres' zu lesen, daß es eine Aufforderung zur Diskussion ist, und zu dieser Aufforderung gebe ich meinen Beitrag: In der eigenwilligen, ironisch-sa tirischen Sprache, die sofort und unverkennbar Hermann Kant ver muten läßt, kredenzt er uns fünf Er zählungen. Es ist schwer, zu sagen, welche davon die beste, die amüsan teste, die schönste ist. In der ersten, „Frau Persokeit läßt Im Gespräch: „Der dritte Nager und ein echter Kant" grüßen“, liegt die damalige, soziale Lage der Bevölkerung zugrunde. Aus der Haltung der Nachbarn ge- gegenüber dem Nebenwohnenden spricht Furcht um die 'ökonomische Bewältigung des nächsten Tages, die sie zu Engstirnigkeit und Egoismus treibt. Die zweite Erzählung 1 ' „Vakanz“ ist mehr der privaten oder mensch lich-psychologischen Sphäre ent nommen. Ein Schriftsteller, der mit dem Grübeln nach einem wirkungs vollen Pseudonym seine Schöpfer kraft auf braucht und keinen Stoff mehr findet, der ihn zum Schreiben zwingt, befürchtet, in den Litera turkalender, in dem die Namen , von anerkannten’ Schriftstellern aufge nommen werden, keine Aufnahme zu finden und damit der Nachwelt nicht erhalten zu bleiben. Im Wech sel werden die eigene Erkenntnis zum Mangel seiner literarischen Lei stungen, besonders aber die Be grenztheit eines von seiner geisti gen Größe überzeugten Literaten bloßgestellt. In der Erzählung, nach der das Buch seinen Titel trägt, „Der dritte Nagel“, geht es um das leidliche Schlangestehen. Es ist eine Erzäh lung, wie sie tausendfach erlebbar war, aber heute doch wohl zum größten Teil überwunden ist im Hinblick darauf, daß etwas erhält, wer schon oder noch hat. Aber an die „Schrumpelstilzchen" haben wir uns weitgehend gewöhnen müssen, und wenn man doch „Knackerchen“ bekommen kann, dann nimmt man das Anstehen in der Schlange noch in Kauf. „Die entscheidenden Wendungen“ treten zu Tage, als dem Hotelgast Axel Erdmann endlich der Gedulds faden reißt, weil man im Nebenzim mer all seine Bemühungen, kein stil ler Mithörer des dortigen Gesche hens zu werden, in den Wind schlägt. Geräuschvoll wirft er sich gegen den Zimmerschrank, der ihm die ganze Nacht hindurch geheimnis volle, phantasieanregende Geräusche vermittelt hat. Als dieser dadurch etwas verrückt, wird dahinter ein Stück altertümliche Heizung sicht bar und die Geräusche entpuppen sich hydrodynamischen Ursprungs. Diese Erzählung ist ein Meister stück, nach meinem Ermessen die beste und amüsanteste aus diesem Bändchen. In der letzten Erzählung wird uns ein Polizei-Major (Kl als Musterbeispiel der Pedanterie vor gestellt sowie ein junges Mädchen, das auf Bitten hin einmal eine fremde Schuld als die ihrige auf sich genommen hat und deshalb in weiteren Fällen wiederholt 'ange sprochen wird, fremde Vergehen auf sich zu laden, weil man der .Mei nung ist, daß ein. so junges, schönes Mädchen nicht zur Rechenschaft ge zogen wird. Hinter dieser Verbrämung ver birgt Kant eine Menge Kritik an Schichtleitern oder leitenden Mitar beitern über deren Schlendrian an ihrer Arbeit und ihren unsauberen Haltungen. Dies ist in wenigen Worten der Inhalt der neuen Erzählungen von Hermann Kant mit einigen ein schätzenden Bemerkungen meiner seits. Über das Buch habe ich drei Rezensionen gelesen, im ND, der LVZ und in der UZ. Die letzte weicht von den beiden anderen er heblich ab. . Interessant ist, daß alle drei Re- zensenten einer anderen Erzählung als besonders beeindruckend den Vorzug geben und ich wiederum für eine andere plädiere. Nicht umsonst sagt man, daß der Geschmack ver schieden ist, also auch ein literari sches Dessert unterschiedlich aufge nommen wird. Aber dennoch weicht Kant von seinem bisherigen Schaf fen keinen Deut ab, und wären die Erzählungen „konstruiert“ (so. UZ), wären sie nicht lebensecht, das aber sind sie. Viele Menschen sind mit einem starken Geltungsbedürfnis ausgestattet,, und wenn Klaus En gelhardt der Meinung ist, daß diese Tatsache nicht ausreicht, eine Ert Zahlung-zu tragen und'ihr Inhalt an der Oberfläche bleibt, so ist sein Studium der Menschen neben ihm noch unzureichend. Ich bin auch nicht der Meinung, daß Kant Pro bleme nur „anreißt“ und seine Er zählungen unverständlich und damit unbefriedigend werden. Wenn Klaus Engelhardt dieser Meinung ist. dann versteht er die Sprache Kants. C er andererseits „brillant“ nennt, nicht. Als ich das letzte Wort des Bändchens gelesen hatte, war meine Meinung: „Sehr schön und ein ech ter Kant!“
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