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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1982
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Band 1982
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In der mb beobachtet Wie sich ein „Ballett- Großvater" entpuppte Ein Solotänzer a. D. zu Gast Eine dreiviertel Stunde war bereits vergangen. Noch- immer stand die Bühne leer. Die Erwartungen waren inzwischen tiefgefroren und hatten sich auf einen in Ehren ergrauten, gemütlichen Ballettgroßvater ver steift. Doch was kam, besser gesagt, stolperte überstürzt herein? Ein An fang-Dreißiger, Kochbemützt. In flie gender Hast und vom jungen Kom ponisten Jan Frieder am Klavier an gefeuert, pellte sich ein Balletteleve aus den Sachen, ganz in Schwarz. Erstaunen auf den Gesichtern! Hieß es nicht auf dem mb-Plakat „a. D." - außer Dienst? „Darf ich mich vor stellen: Bernd Schürmann, Jahrgang 39, ich will ja mein Alter verschwei gen. 11 - Überraschung gelungen! Was nun folgte, war ein getanz ter Lebenslauf, gespickt mit Theater geschichten. Angefangen bei Pa- lucca, unter deren Fittichen der 13- jährige die ersten Spitzenstehver suche absolvierte, obwohl er natür lich alles andere als gerade Tänzer" werden wollte. Im 4. Studienjahr Be kanntschaft mit Ruth Berghaus, und Paul Dessau, die mit dem unge wöhnlichen Versuch einer tän zerischen Brecht-Interpretation en dete. Wegen ungebührlichen Verhal tens einer Ballettmeisterin gegen über kurz vor Abschluß Verlassen der Schule, Dann bis zum ersten Enga gement, Weimar 1958, Schaffner der Dresdner Verkehrsbetriebe, danach erst Bühnenreifeprüfung. Fortan Solotänzer in Schwerin, später an der Komischen Oper Ber lin, wo der Pantomime ob seiner akrobatischen Geschmeidigkeit Wal ter Felsenstein buchstäblich vom Re giestuhl kippen ließ - Theaterstories sind verbürgt. Von vielen für ver rückt erklärt, verließ der Tänzer Jahre später das traditionsreiche Haus, weil er glaubte, wieder mit neuen, anderen Menschen arbeiten zu müs sen: in der „Ballettprovinz'' Karl- Marx-Stadt. Obgleich formal a. D., so kann Bernd Schürmann auf der mb-Bühne wie anders sonst im Leben keine Mi nute stillstehen. Sein Können gibt er heute an eine Pantomimegruppe weiter. Alles in allem zwei unterhaltsame, kurzweilig verplauderte und vertanzte Stunden. Ohne tiefere Ein- und Aus sichten zwar, — eher eine intensive „Nabelschau", Selbsterinnerung. Warum nicht? Alexa Zschörneck Zu Gast beim „durstigen Pegasus' In der 6. Klasse sollte jeder Schü ler ein Gedicht schreiben. Damals entstand sein erster Versuch. Völlig unbefangen noch. Seitdem sind 15 Jahre vergangen und jener Junge zählt zu den jungen Lyrikern unseres Landes. Die Rede ist von Thomas Böhme - Werberedakteur und Fern student am Literaturinstitut „J. R. Becher" im 3. Jahr. Am 26. Januar las er in der Moritzbastei eine Aus wahl seiner Gedichte. Es ist eine musikalische, eine rhythmische Lyrik voller Spannungs bögen. Es sind 'Texte, die genauen Beobachtungen entspringen und Ein zelheiten treffend, oft naturalistisch, bezeichnen. Thomas Böhme spricht in ihnen über seine' direkte Um gebung, seine Freunde, seine Erfah rungen (zum Beispiel auch über den Schnupfen, an dem er recht häufig zu leiden scheint). Er schreibt nicht vordergründig über Politik und drückt doch seine Beunruhigung über die Politik des amerikanischen Präsiden ten und seine Sorge vor dem Ent stehen eines möglichen Weltkrieges aus. Er verfaßte Parodien auf „Spee- Color"-Reklame und genußvolles Eisbeinschmatzen, die schon amüsier ten. Er verlas aber auch Gedichte, die bis zur unverständlichen Mystifika tion reichten. Gut, Allgemeinver ständlichkeit kann kein alleiniges Kriterium sein, jedoch fehlte jenen Gedichten jeglicher Bezug zum Le ben zum Hier und Heute. Einige waren überhaupt nicht faßbar. Zu oft noch greift Thomas Böhme aus einem Gefühl, einer Stimmung her aus zur Feder, ohne ausdrücken zu können (oder zu wollen?) was er überhaupt bezweckt. Wer sich über ihn und seine Ge dichte ein genaueres Bild machen will, kann einiges im Heft Tempera ment 1/82 erfahren. Im nächsten Jahr soll ein Gedichtband von Thomas Böhme erscheinen. Corinna Scheele Luteinomerikanischer Abend im Klubhaus „Kalinin" Für die ausländischen Studierenden ist das Klubhaus „Kalinin" an Samstagen bei Nationalfeiertagen oder Länder abenden eine gewohnte Umgebung. So war es auch am 23. Januar, als die Gruppe der Kolumbianer in der DDR zusammen mit dem Ensemble „Solida rität" der KMU zu einem lateinamerika nischen Abend einlud. Das traditionelle Kulturprogramm gestalteten neben einer kolumbianischen Tanzgruppe Studentin nen der Dresdener Musikhochschule und der Gruppe aus Nikaragua Gruppen des Ensembles „Solidarität“. Auf unse rem Foto: der bulgarische Mädchen tanz „Kopanitza“. Im Anschluß an das Kulturprogramm gab es eine heiße Disco mit lateinamerikanischen Rhyth men. Wen wundert es, daß bei solch einem Abend das „Kalinin" zu klein war und für sehr viele sich die Türen des Klubhauses nicht mehr öffnen konn ten. Foto: Müller Leipzig war eine seiner Universitäten Einige Gedanken zu einem besonderen Buch Zur Exmatrikulationsfeier der Ger manistikstudenten im Frühsommer 1968 sprach ein Absolvent der Mon golischen Volksrepublik im Namen seiner Kommilitonen die Worte des Dankes an die Lehrer. Er hieß Tschinagijn Galsan — der deutschen Namensgebung angepaßt damals schon seit sechs Jahren Galsan Tschinag — und war einer der bei den Studenten, die in jenem Jahr ihr Studium mit Auszeichnung ab geschlossen hatten. Am Morgen sei ner Prüfung war er noch so auf geregt gewesen, daß wir es für bes ser hielten, Prof, Große anzurufen, der jedoch beruhigen konnte:.,Wenn bei einem die Zensur feststeht, dann ist .es Galsan.“ — Nun stand er also im Saal des Alten Rathauses und hielt eine Abschiedsrede, in der er zum Schluß für sich persönlich hin zufügte, er werde erst dann wissen, daß er von dem hier Empfangenen genügend weitergegeben habe, „wenn Dürers Hase und Beethovens Neunte in den mongolischen Jurten nichts Fremdes mehr sind.“ Wenn auch dieses Ziel noch nicht erreicht ist, so hat Galsan doch schon vieles weitergegeben: als Journalist und nebenberuflicher Übersetzer (Till Eulenspiegel, Der Untertan. Pony Pedro. Tucholsky-Gedichte u.ä.) Zu nächst aber durch seine. Tätigkeit als Lehrer für Deutsch an der Mon golischen Staatlichen Universität, wo er sich nicht mit der Vermitt lung der Sprache zufriedengab, und wo Jahre zuvor der Dekan, einer seiner Lehrer im 1. Studienjahr, die Begabung dieses Hirtensohnes aus dem entlegensten Winkel der . Mon golei erkannt und ihn zum Aus landsstudium vorgeschlagen hatte. Warum Galsan damals die DDR wählte, das beschreibt Erwin Stritt matter im Nachwort zu dem Buch „Eine tuwinische Geschichte und andere Erzählungen“ das kürzlich im Verlag« Volk und Welt heraus gebracht wurde. Mit diesem Buch gibt Galsan auch etwas zurück — den Menschen des Landes, in dem er studierte und in dem sich über das Medium der deutschen Sprache ein wesentlicher Abschnitt seiner geistigen Entwick lung vollzog, wie er selbst einmal sagte. Aber dieses Buch ist weit mehr als ein Zurückgeben. Galsan hat es in deutscher Sprache ge schrieben, und das hätte er ohne die sechs Jahre in der DDR nicht ge konnt. Aber was er uns von sich selbst und seinem Land vermittelt, was er an Gedankenyund Reflexio nen einbringt, und wie. er uns seine Welt — diese uns so ferne und vie len eigentlich fremde Welt — mit ihrer Natur und ihren Menschen so nahebringt, daß uhs ihr Fühlen und Denken, ihr Verhältnis zum Heuti gen und Vergangenen auf einmal ganz vertraut ist, das ist nicht nur den Lesern unseres Landes gegeben. Galsan Tschinag ist nicht der ein zige Absolvent unserer Universität, der deutsch schreibt — wir kennen Gedichte Abdi Gaileh Mirrehs aus Somalia, viele lieben die Verse des Syrers Adel Karachouli (alle mit der Sektion ANW verbunden, an der auch Galsan Tschinag neben seinem Studium einige Jahre einen Lehrauftrag hatte) — aber für Gal san ist das Deutsche eine Art dritte Muttersprache. Im Tuwinischen, das wirklich die Sprache seiner Mutter ist, wuchs er auf, es ist die Sprache geborgener, wenn auch harter Kindheit, in der er noch immer voll Hingabe singt, in der er die Überlieferungen seines Volkes hörte, die eine Quelle seiner Poesie sind. Die zweite, das Mongo lische, in der er noch als Schüler sein erstes Gedicht gedruckt sah. ist die Sprache seines Landes und sei ner Schulzeit. Das Deutsche ist die Sprache seiner Studenten- und er sten Mannesjahre, ist die Sprache, in der er nun bewußt und wie ein Unersättlicher die Schätze der Kul tur der Deutschen und der Welt aufzunehmen begann. Viele Male waren unsere Freunde über sein Deutsch verblüfft — er verfügt über einen Wortschatz und Feinheiten des Ausdrucks wie nicht jeder unserer Landsleute. In dieser Sprache hört Galsan nicht nur die Passionen Bachs und Schubert-Lie der, sondern auch Boris Godunow und die Traviata, las er Petöfi und Whitman, wie auch Rilke, Seghers, Christa Wolf und Strittmatter, zu dem sich eine freundschaftliche Be ziehung entwickeln sollte. Schon durch eine Jahresarbeit und die Diplomarbeit über ..Das Tragische im Werk Erwin Strittmatters“ hatte sich Galsan diesem Schriftsteller innerlich genähert, und im Früh jahr 1968 hatte er ihm einen seiner literarischen Versuche geschickt, die Erzählung „Bisen, der Hirten junge“ — ein Stück Kindheit im Altai (veröffentlicht in „Die Zauber truhe“, Bd. XV, Kinderbuchverlag Berlin 1969). In. unserer Sprache er lebte er Brechts Stücke und viele Male, „seine“ Neunte, die ihn wieder mit der Literatur verband, seinem Metier. ■ Wie er vor. allem in der deutschen Literatur zu Hause ist, dafür möge eine Episode während eines Mongo- listenkongresses in Ulaanbaatar spre chen. Mit zwei ungarischen Kolle gen War ich von Galsan nach Hause eingeladen worden. Er wohnte da mals mit seiner hochschwangeren Frau und einem Kind in einem klei nen Zimmer, das Küche, Wohn- und Schlafraum sowie Arbeitszimmer in einem war. Wo Waschmaschine, Schränke und Bücherregale noch ein Stück Wand freiließen, waren Bilder von Raffael, Leonardo da Vinci, van Gogh und anderen ange pinnt. Wir hatten uns verspätet, und als wir eintraten, lag ein Buch auf geschlagen auf dem Tisch, und Gal san empfing uns mit Strophen aus Goethes Gedicht „Offene Täfel“, wo es heißt: Viele Gäste wünsch ich heut mir zu meinem Tische! Speisen sind genug bereit: Vögel, Wild und Fische. Eingeladen sind sie ja, haben’s angenommen. Hänschen, geh und sieh dich um! Sieh. mir, ob sie kommen! Doch ich sehe niemand gehn, sehe niemand rennen! Suppe kocht und siedet ein, Braten will verbrennen. Ach, wir haben’s fürcht ich nun, zu genau genommen! Hänschen, sag, was meinst du wohl? es wird niemand kommen. Ich hätte dieses Gedicht nicht pa rat gehabt! — Es wurde ein Abend, der uns unvergeßlich blieb — mit Musik und Gesprächen, die viel Gutes, aber auch manches Bedrük- kende in Galsans Dasein berührten. Als wir damals zu unserem Hotel zurückgingen — jeder in seinen Ge danken — sagte plötzlich der eine Ungar: „Erika, das ist fantastisch, fantastisch! Da sitzt einer in diesem Zimmer mit seinem Kummer und sagt: „Was macht das alles, solange mir mein Goethe und mein Beetho ven noch bleiben!’ Darüber soll man schreiben!“ Wären wir Schriftsteller, hätte vielleicht einer von uns darüber ge schrieben. Nun. da wir Galsans er stes Buch in Händen haben — man ches daraus noch hier in Leipzig, und Markkleeberg entstanden, man ches aber gerade auch in diesem Zimmer — dachte ich, man sollte doch davon erzählen und davon, warum vielleicht Galsan anfing, ge rade deutsch zu schreiben. Dr. Erika Taube Drittes Akademisches Konzert Dem 250. Geburtstag Joseph Haydns war das 3. Akademische Konzert gewidmet, das zwei ge gensätzliche Werke des Jubilars einem traditionsbezogenen zeit genössischen Werk gegenüber stellte. Als Auftakt erklang Haydns vergnüglich-amüsantes Divertimento „Der Geburtstag“. Unter der Leitung von Dr. Horst Förster musizierte das Akademi sche Orchester gelöst und leben dig. Delikat gespielt erlebte man die zahlreichen Soloepisoden die ses Kabinettstückes an musikali scher Charakterisierungskunst. Durchaus nicht weniger vergnüg lich, wenn auch gewichtiger, gibt sich Haydns Sinfonie Nr. 100 G-Dur, die in Anlehnung an einige fanfarenartige Passagen und die Erweiterung des Schlagzeugs „Mi litärsinfonie“ genannt wird. Die Interpretation durch das Akade mische Orchester war ohne Zwei fel eine runde Sache. Es fehlte nicht an Esprit und sorgfältige» Ausarbeitung der Details; vor ab lern aber wurde das Wesen dieser anspruchsvoll unterhaltenden Mu- sik erfaßt. Im Mittelpunkt des Abends stand das Concertino für Cembalo und Orchester des Leipziger Kompo nisten Fried bert Groß (geb. 1937), ein Auftragswerk des Akademi schen Orchesters. Die stilistische Vielgestaltigkeit dieses wirkungs vollen und dankbaren Stückes läßt sich kaum auf einen gemein samen Nenner bringen. Ver streute kompositorische Anregun gen der letzten 200 Jahre finden ihren Niederschlag und sind in den Dienst einer auf Melodik und Klangmassierung orientier ten Musiksprache gestellt. Ger hard Erber (Cembalo) und das Akademische Orchester setzten sich mit einer angemessenen Wie dergabe lobenswert für das Werk ein. M. Märtet Sterl-Ausstellung erfreut sich weiterhin großen Zuspruchs Die Werkstattausstellung zum Gedächtnis des vor 50 Jahren verstorbenen bedeutenden Mei sters der deutschen impressioni stischen Malerei, Robert Sterl (1867—1932) — einst Dr. h. c. der ehemaligen Philosophischen Fa- kultät der Universität Leipzig — erfreut sich nach wie vor eines regen Interesses. In selte ner Weise erlaubt sie anhand von drei für sein Schaffen we sentlichen Themengruppen Ein blicke in das Werden von Kunst werken, von der Skizzenbuch notiz bis zum reifen Meisterwerk der Malerei. Neben einem Vor trag, der Sterl 'als realistischen Maler vorstellt, indem er sich impressionistischer Mittel be- diente, fanden bereits mehrere Führungen für einzelne Interes sentengruppen statt. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, sich für eine solche Sonderführung telefonisch bei der Kustodie der KMU anzumelden (Telefon 7 19 73 19). Die letzte der öffentlichen Füh- rungen durch die „Ausstelluns findet am kommenden Sonn abend, dem 13. Februar, um 10.30 Uhr statt; Interessenten treffen sich in der Ausstellung. K. Behrends Puppentheater im „PUK^ Das „Theater der Puppen Leip zig“ war am 26. Januar zu Gast bei den Kindern der Hausgemein schaften J.-R.-Becher-Str. 14-20 und J.-R.-Becher-Str. 9. Im Stu dentenklub „PUK“ der Sektion Journalistik zeigten sie das Pup- penspiel „Der gestiefelte Kater“ — entstanden nach dem Märchen der Gebrüder Grimm. Sechzig Mi nuten lang folgten die Kinder aufmerksam und zum Teil selbst Regie führend, der Vorstellung des 2-Personen-Theaters. Selbst die wenigen Erwachsenen wur den vom Stoff der Handlung ge fesselt. Zum Abschluß gab es für alle Besucher noch eine kleine Na scherei von den Mietern , der Hausgemeinschaft J.-R.-Becher- Str. 14—20 mit dem Hinweis über reicht, doch wiederzukommen. Das Puppenthater besteht in seiner jetzigen Form bereit» 22 Jahre. Die 60 Stücke, die aut dem Spielplan stehen, sind für Kinder bis zu elf Jahren gedacht Das Repertoire reicht vom Mär chen „Zwerg Nase“ bis zu Stücke 11 ' die aus dem Leben der Jung' Pioniere erzählen. Täglich wer. den zwei Veranstaltungen von den Mitarbeitern aufgeführt (vor- mittags stets für Kinder im Kin dergartenalter). An Sonnabenden hebt, sich um 15 Uhr und sonntags um 10 Uhr und noch einmal um 15 Uhr de 1 Vorhang im Domizil im Haus der Volkskunst am Wilhelm-Lied' knecht-Platz. Dort können sich auch die Eltern an den kleinen Puppenkünstlern auf der Bühne mit erfreuen. Der Spielplan des Theaters er streckt sich über das ganze Jah 1 ' Mario Riet” UZ historisch Schlampampe und Schelmuffsky In der Einleitung zu dem von ihm anläßlich der 800-Jahr-Feier der Stadt Leipzig im Auftrag von Rektor und Senat der Vniversität herausge gebenen Sammelband „Bedeutende Gelehrte in Leipzig“ (I) schreibt Max Steinmetz, der Nestor der Hochschul- geschichtsforschung in der DDR: „Besonders auf literarisch interes sierte Kreise^ übte Leipzig damals (im 18. Jahrhundert, die Verf.) eine star ke Anziehungskraft aus und galt nicht zu Unrecht zeitweise als .li terarische Hauptstadt Deutschlands 1 .“ Als ersten derjenigen, denen Leip zig , diese Bezeichnung verdankt, nennt er Christian Reuter, von dem wir nur wissen, daß er am 9. 10. 1665 in Kütten bei Halle getauft und um 1712 wahrscheinlich in Berlin gestör- bän ist. Christian Reuter studierte von 1688—1697 in Leipzig und ist als Schöpfer der Frau Schlampampe und ihres Sohnes Schelmuffsky in die Li teraturgeschichte eingegangen. Sieg fried Streller hat in einem, im ersten Band der „Beiträge zur Universitäts geschichte“ (Leipzig 1959, S. 115 ff.) veröffentlichten Aufsatz die Verdien ste des Leipziger Germanisten Fried rich Zarncke um die Reuter-For schung nachgewiesen. Bereits in der vierten Auflage erschien im Aufbau- Verlag im vergangenen Jahr eine von Günter Jäckel ausgewählte und ein geleitete Werkausgabe des Dichters. Christian Reuter wohnte seit 1694 mit einem weiterenStudenten bei einer An na Rosine Müller, Besitzerin des Gast hauses zum „Roten Löwen“ an der Ecke von Grimmaischer und Reichs straße. Das Urbild der Frau Schlam ¬ pampe wtr die Witwe eines Gewürz krämers, Bierbrauers und Gastwirtes. Typisch für sie war die Nachahmung höhergestellter Kreise. Ihre Töchter waren um eine modische Kleidung be strebt und trachteten danach, in den Adelsstand erhoben zu werden. Der jüngste Sohn wurde bereits mit acht Jahren an der Universität pro forma immatrikuliert. Zwischen ihr und den beiden Studenten kam es zum. Krach, und der aus der Wohnung ge worfene Christian Reuter rächte sich mit der anonymen Schmäh- und Spottschrift „L‘ honnete femme oder Die ehrliche Frau zu Plissine in einem Lustspiele vorgestellt und aus dem Französischen übersetzt von Hi lario nebenst Harlekins Hochzeit- und Kinderbetterin — Schmause. Plissine, gedruckt im 1695sten Jah re.“ Er widmete sein Werk den „sämtlichen Herren Studiosis auf der weitberühmten Universität Leipzig, meinen insbesonders hochgeneigten Gönnern und Patronen.“ Eine cha rakteristische Eigenart der Frau Schlampampe ist ihre ständige Be teuerung, daß sie eine „ehrliche Frau“ sei, die in dein Glauben lebt, daß sie sich für ihre Kinder auf opfere, aber keinen Dank finde. Das hindert sie freilich nicht daran, ihre Mädchen als „Rabenäser“, „Hunde“ oder „Raben-Nickel“, die noch „die Läuse fressen“ werden, zu beschimp ¬ fen. Sie und ihre Töchter sind dem Wein nicht abgeneigt, und es ent wickelt sich folgendes Gespräch: „Schlampampe: Da trink doch nur einmal. Clarille trinkt: Prosit, Charlotte. Charlotte: Du, sauf ihn auch nicht alle aus. Ich muß auch noch einmal trinken. Schlampampe: Mädchen, reut dich der Henker! Reißet Clarillen die Flasche vom Maule. Clarille: Frau Mutter, Sie gönnet einem auch keinen guten Trunk. Schlampampe: O du Hund söff st wohl einen Zober voll aus.“ Sohn Schelmuffsky, dem Reutet ein weiteres Werk „gewidmet“ hat entpuppt sich bereits in der Kom»^ die als ein Lügner und Aufschnei^ der. So will er der Familie weisst chen, daß er von Seeräubern gefann gengenommen wurde, daß er sich t England „einen Karpfen sieden l aS sen“ habe, „der war wie ein kle1) Kind groß und hatte über Kannen Fett“ oder daß ein ScMl> 40 000 Passagiere befördert habe. G. K
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