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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1982
-
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- Ausgabe Nr. 41, 12. November 1
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Band 1982
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Oswald von Wolkenstein. Leib- und Lebenslieder. Aus dem Altdeutschen. Ausgewählt und übertragen von Hubert Witt. Dieterich’sche Verlagsbuch handlung Leipzig 1982. 7,80 M. Oswald von Wolkenstein (1376 bis 1445) ist der bedeutendste deutschsprachige Dichter des Spät- mittelalters. Seine Lyrik, für die er ein- und mehrstimmige Melo dien geschaffen hat, und die durch historische Dokumente be legte Biographie sind in der Dich tung des Spätmittelalters ein Unikat. Mit poetischem Gespür wird Lyrik nahegebracht Oswalds autobiographische Lie der, in denen er sich mit brutaler Offenheit in Szene setzt, die dem traditionellen Minnesang ver pflichteten Lieder, aber auch jene, in denen er die Liebes- und Le benslust orgiastisch feiert, Lie der, die den Zugang zur Naturly rik eröffnen und solche, die gei stig-didaktische Themen behan deln, machen ihn zu einem Mo nolithen. Neben der inhaltlichen Gestaltung fast aller Themen und Motive der mittelalterlichen Ly rik ragt er durch sein ausgepräg tes Formbewußtsein heraus. Die Vielseitigkeit in der künst- lerischen Formgestaltung, die ei genwillige, teils an den Expres sionismus erinnernde Behandlung von Sprache und Syntax, die Verwendung von Mundarten und Fremdsprachen, aber auch die kompositorischen Leistungen die ses Südtiroler Ritters reizen in der Gegenwart auch in der DDR zu verstärkter Rezeption (Man nerchor Leipzig-Nord), Gruppe „Wolkenstein“ Berlin, Lothar Voigtländer: 4 Minnelieder Os walds von Wolkenstein). Gründe sind u. a. Oswalds aus geprägtes Selbstbewußtsein, seine emanzipierte Auffassung von Se xualität und seine musikalischen Leistungen. Dem Leipziger Hubert Witt ge bührt ein großes Verdienst für die Oswald-Rezeption in der DDR, hat er doch bereits 1968, als in der BRD eine verstärkte Be schäftigung mit diesem Lyriker erfolgte, eine große Auswahl von Gedichten vorgelegt. 1982 erschien eine überarbeitete Auflage der Texte des Wolkensteiners, die ge genwärtig noch in fast jeder Kleinstadtbuchhandlung erhält lich ist. Witt, der 1979 auch eine glänzende Gesamtübertragung der Gedichte Walthers von der Vogel weide herausgegeben hat, gelang es, mit poetischem Gespür und hoher künstlerischer Nachgestal- tungskraft die lyrische Aussage der Texte des Wolkensteiners ei nem am literarischen Erbe aus jener Zeit mehr und mehr inter essierten Publikum nahezubrin gen. Die Lektüre dieser auch in ternational beachteten Übertra gung verspricht Leseerlebnisse, die zu mannigfaltiger Reflexion über Probleme unserer Zeit füh ren. Dr. Dirk Joschko Über Bücher Alles Gute in mir verdanke ich den Büchern. Maxim Gorki ¥ Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur ge schenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte. Hermann Hesse * In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines gro ßen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet. aa Johann Wolfgang von Goethe Capella Fidicinia am Musikinstrumentenmuseum besteht 25 Jahre „Museum der Musik" wieder vor anspruchsvollen Aufgaben Schütz’ „Symphoniae Sacrae" erscheint in Gesamtaufnahme auf Langspielplatte , Die. vergangene Spielzeit, das 25: Jahr ihres Bestehens, stellte der Ca pella Fidicinia am Musikinstrumen tenmuseum der Karl-Marx-Univer sität zahlreiche Aufgaben, wie sie sich aus der Arbeit eines „Museums der Musik“ als Wirkung in die Ge genwart ergeben. So wurden in Zu sammenarbeit mit Peter Schreier und Mitgliedern des Dresdner Kreuz chores drei Langspielplatten mit Mu sik der Reformationszeit eingespielt, die Choralmotetten von Johann Wal ter auf Lieder Martin Luthers, Wer ke von Josquin Desprez, Antoine de Fevin, Ludwig Senf! u. a. sowie li turgische Gesänge von Thomas Müntzer enthalten. Beendet wurde die Einspielung der Marien vesper von Claudio Monteverdi mit dem Kreuzchor unter der Leitung Martin Flämigs. Am IV. Internationalen Bachfest war das Ensemble mit Wer ken Bachs und Telemanns beteiligt. Die Konzerte im Musikinstrumen tenmuseum konnten trotz erheblicher gebäudetechnischer Schwierigkeiten fortgeführt werden, das Fernsehen der DDR zeichnete ein Konzert mit Werken von Heinrich Schütz auf, bei dem ,in. der Gernroder Stiftskirche Kreuzchor und Capella Fidicinia zu sammenwirkten. Mit zwei Kammer besetzungen gastierte das Ensemble in mehreren Städten der BRD. Die beginnende Spielzeit brachte zum Auftakt der Luther-Ehrung der DDR ein Konzert zur Eröffnung des Internationalen Kolloquiums „Kunst und Reformation“ im Palas der Wartburg mit Musik der Reforma tionszeit, das vom Rundfunk der DDR aufgezeichnet wurde. Breiten Raum nehmen die geplanten Eter- na-Produktionen ein. So wird in vier Langspielplatten eine Gesamt aufnahme der Symphoniae Sacrae von Heinrich Schütz vorbereitet, je eine Langspielplatte mit Motetten von Samuel Scheidt und Johann Her ¬ mann Schein werden in der bewähr ten Zusammenarbeit mit dem Dresd ner Kreuzchor eingespielt, weiter hin stehen das Musikalische Opfer von J. S. Bach sowie eine Anzahl aus dem Alt-Bachischen Archiv auf dem Aufnahmeplan. An internatio nalen Verpflichtungen sind eine Ein ladung zum Bachfest in Graz (Öster reich) sowie mehrere Konzerte in der BRD zu nennen. An den Dresd ner Festspielen wird die Capella Fi- dicinia mit vier Konzerten beteiligt sein, ein Programm mit Peter Schreier wird „Lieder der Reforma tionszeit“ bringen, ein Programm mit dem Dresdner Kreuzchor „Mu sik um Martin Luther“. Zu nennen sind schließlich ein Wartburg-Konzert, ebenfalls mit dem Kreuzchor, das traditionelle Konzert an der Wassermühle Höf gen sowie weitere Konzerte in Leip zig, Erfurt, Halle und Dresden. In allen Fällen bleibt oberstes Ge bot, die Musik älterer Zeit in mög lichster Annäherung an das vom Komponisten gemeinte Klangbild aufzuführen, dazu gehört die Benut zung eines originalgetreuen Instru mentariums ebenso wie die Anwen dung der dazugehörigen Auffüh rungspraktiken, beides Bedingungen, die für die Capella Fidicinia von Anfang an als Leitlinie der Praxis und zugleich Zielstellung praxisbe zogener Forschung gelten. h. g. Kontinuierlich arbeitet die Capella Fidicinia mit der Fachschule für Tanz zu sammen und ist somit in der Lage, die praktische Darbietung zahlreicher Tänze des Mittelalters, der Renaissance und des Barock in die Programme aufzuneh men wie hier zu den Universitätsfestspielen 1981. Fotos: UZ-Archiv Eine Plastik von W. Ostwald Anläßlich des 50. Todestages von Wilhelm Ostwald (1853 bis 1032), der an der Leipziger Universität 1887 bis 1900 die Professur für physikalische Chemie innehatte, erschien im Ura nia-Verlag in diesem Jahr eine Bio graphie — oder, genauer-gesagt - eine biographische Studie mit dem Untertitel „Chemiker — .Wissen schaftstheoretiker — Organisator". Jan Peter Domschke und Peter Le wandowski haben damit einem größeren Leserkreis die Möglichkeit geboten, sich mit dem Leben und Schaffen des Mitbegründers der phy sikalischen Chemie, des Entdeckers des nach ihm benannten Verdün nungsgesetzes und des Schöpfers der Grundlagen der messenden Farben lehre vertraut-zu machen. Sie ver fehlen im Vorwort auch nicht, dar auf hinzuweisen, daß W. I. Lenin Wilhelm Ostwald einen „sehr gro ßen Chemiker und verworrenen Philosophen“ nannte. Auf der Vor ¬ derseite des Schutzumschlags ist ei ne Büste abgebildet (Foto), zu der es heißt „Abguß nach dem Leben, 1931. Gips, dunkelbraun getönt, 40 cm hoch“. Ein Brief aus dem Universi tätsarchiv enthält nähere Angaben über den Schöpfer der Büste und den Zeitpunkt der Entstehung. Am 8. April 1932 ging im Rektorat ein Schreiben der „Poller-Werkstatt. Wissenschaftliche und künstlerische Abformungen an Lebenden, Toten und Gegenständen aller Art...“ aus Wien ein, in. dem es heißt: „Wie Sie aus dem beiliegenden Prospekt er sehen, befaßt sich unsere Werkstatt hauptsächlich mit der Herstellung von Porträt-Plastiken nach dem be kannten Poller’schen Verfahren. Wir haben es uns. auch zur Aufgabe ge macht, ein ,Archiv plastischer Doku mente von Persönlichkeiten“ nach dem genannten V er f a hren anzulegen. Aus diesem Grunde traten wir auch an Herrn Professor Ostwald anläß lich seines Wiener Besuches im Frühjahr 1931 mit der Bitte heran, ■ sich für dieses Archiv nach dem Pol ler.sehen Verfahren porträtieren zu -assen und Herr Professor Ostwald war dazu gerne bereit. Uber diese Arbeit, und das Pollersche Verfah ren schrieb Professor Ostwald an Frau Dr. Poller, die Witwe des Er finders folgendes: ,Hochgeehrte Frau Professor, gestern ist nach ei ner Reise von etwa einem Monat endlich die Büste hier eingetröffen,- völlig unverletzt, wie ich gleich hin zufügen will, und hat mir und den Meinen die größte Freude ge macht. Alle finden die Ähnlichkeit und Wahrheit des Ausdruckes aus gezeichnet. Ich. spreche nochmals: mein Urteil über das Poller-V erfah ren dahin aus, daß es. mehr leistet als der durchschnittliche Künstler leisten kann.und' daß es mit den Lei stungen ausgezeichneter Meister auf gleicher Stufe steht. Ich bin gern einverstanden, wenn Sie hiervon öf fentlich Gebrauch machen wol len .. .‘G Die Werkstatt fragte an, ob die Universität nach dem Tode von Wilhelm Ostwald eine Plastik in'.der Poller’schen Positivmasse oder in Bronze .wünsche oder ob sie Plaket ten oder Medaillen anfertigen dürfe. Der damalige Rektor, Prof, Dr. Theodor Lift, ließ den Brief 'zur Be antwortung an Ostwalds Nachfolger Prof. Dr. Max Le Blanc (1865 bis 1943) weiterleiten. Dieser schrieb kurz und bündig: „Das Institut be sitzt bereits ein sehr gutes Relief:von Wilhelm Ostwald, so daß ein Be dürfnis nach einer Büste nicht be steht. Ich wüßte auch nicht, woher die Mittel zur Anschaffung genom men werden sollten:“ Glücklicher weise hat die Büste aus dem. Besitz W. Ostwalds die Wirren der Zeiten überstanden, und kann im Haus „Energie“ in Großbothen betrachtet werden.'Daß sie es ist, geht aus einem dem'Brief beiliegenden Foto hervor. Zwar hatte die Firma um Rücksen dung gebeten, aber diese unterblieb. So können auch Unterlassungssünden positive Nebenwirkungen haben. * G. K./G.S. ,Sommersonnensamennamen' Poetisches Theater im Seeburger Probenlager Nicht in Leipziger Unigebäuden, sondern in der alten Seeburg am Süßen See, Bezirk Halle, begann für die studentischen Mitglieder der Studiobühne das neue Stu dienjahr. Das traditionelle, ein wöchige Probenlager, wichtige Vorbereitung für die Spielzeit 1982/83, brachte arbeitsreiche Frei zeit. Schauspielmethodische und pantomimische Übungen, angelei tet vom Schauspielpädagogen Bernd Guhr (Theaterhochschule Leipzig) und anderen, halfen, ein gutes Gruppengefühl zu entwik- keln. Spiele, die Sensibilität und Konzentration erfordern, wie das geliebt-gefürchtete „Mörderspiel“, phantasieanregende Etüden und Arbeit am Text füllten die Stun den. Das Training von Stimmbän dern, Zwerchfell, Zunge war fe ster Probenbestandteil. Die jun gen Mimen kauten geduldig selt sam anmutende Wortverbindun gen, z. B. „Sommersonnensamen namen“, lernten, sich fachgerecht anzubrüllen und vernehmbar zu flüstern. Verschiedene Vorträge fanden ein interessiertes Publikum. So sprach Dr. Siegfried Thäle, 2. Sekretär der SED-Kreisleitung. Als Fachmann auf dem Gebiet der DDR-Dramatik, berichtete Dr. Peter Reichel über jüngere Auto ren unseres Landes und deren Stücke. Der Leiter der Hauptabtei lung Kultur der KMU, Dr. Max Wollny, erläuterte, wie Musik die Persönlichkeitsentwicklung beein flußt. „Auch Anmut kann erschüt tern“ heißt der Arbeitstitel eines Erich-Kästner-Programms, das Ende dieses Jahres Premiere ha ben wird. Die beteiligten Mitglie der des Ensembles stellten ein Probenergebnis zur Diskussion. Weitere Vorhaben der Studiobüh ne, für die ab Anfang 1983 ge probt wird, sind ein Majakowski- Programm sowie ein junger DDR- Dramatik gewidmeter Abend mit Stücken von Groß, Drewniok und Trolle. Dario Fos Politspektakel „Die Frau zum Wegschmeißen“, das im Juni seine erfolgreiche DDR-Erstaufführung erlebte, wird ab Oktober wieder im Ernst-Beyer-Haus aufgeführt. Wurde sieben Seeburger Probe tage lang pausenlos geprobt? Nein. See und Sonne lockten. Und manchmal auch ein Bier. Der langjährige Leiter des Poetischen Theaters, Michael Hametner, wur de aus seinem Amt verabschiedet) er ist jetzt Aspirant an der Sek tion Germanistik/Literaturwissen- schäft. Dem neuen Theaterleiter, Dr. Peter Reichel, bot sich gleich eine erste Bewährungsprobe, die er sportlich und symbolträchtig bestand: Beim traditionellen See burger Fußballspiel als Nummer 1 im Tor aufgeboten, stärkte er seiner Mannschaft einsatzstark den Rücken. Hellmuth Henneberg, Peter Kubiak Aus dem Leben einer bewundernswerten Frau Anläßlich der 10. Tage des sozialistischen Films hatte Ende September der DEFA-Film „Sonjas Rapport“ nach dem gleich namigen Buch von Ruth Werner Premiere Es ist ein mehrfaches Spannungs feld, in dem sich die Kundschafterin mit dem Decknamen Sonja in diesen dreißiger Jahren befindet. Krieg ist nicht mehr nur eine gefürchtete Vision, er ist oder wird Realität. Japan hat die chinesische Mand schurei okkupiert, in Spanien tobt die Auseinandersetzung mit dem Franco-Faschismus, Hitlerdeutsch land hat sich Österreich und die Tschechoslowakei unter Billigung der Westmächte angeeignet, der zweite Weltkrieg zeichnet sich konturen reich ab. In diesen ereignisreichen Jahren trotzt die deutsche Kund schafterin, Mitarbeiterin der sowje tischen Aufklärung beim General- stab der Roten Armee, der krisen haften Weitsituation auf ihre, selbst gewählte und sich selbstauferlegte Art: Ausgebildet in der Nähe von Moskau, lebt und wirkt sie, Kampf gefährtin von Richard Sorge und Mitstreiterin von Agnes Smedley, in China, danach in Polen, später in der Schweiz, knüpft Kontakte, steht Partisanen und Werftarbeitern bei, funkt Informationen in die Sowjet union. Es ist ein bewußtes Leben, das diese Frau, die sich der 30 nähert, führt. Es verlangt die schwere Bürde von Konspiration, Disziplin, Tar nung, Lüge und Verstellung, Furcht losigkeit, Zuverlässigkeit — und all das in einem Maße, das äußerste psychische und physische Hingabe erfordert. Und dabei ist diese Frau keineswegs eine Asketin. Ihr Lebens- und Glücksanspruch ist hoch: Sie hat zwei Kinder, die Fürsorge brauchen, und sie hat zwei Männer, bald einen dritten, von dem sie ebenfalls ein Kind haben wird - und für alle ist sie da, lebensfroh und hin gebungsvoll, tapfer und aufopfernd. Sonja meistert diese Spannungsfel der, indem sie sich mit beispiel hafter Unbedingtheit um Überein stimmung von gesellschaftlicher Mis sion und persönlichem Anspruch ringt, an Nahtstellen zwischen Krieg und Frieden ihre ganz bescheidene Kraft, ihr ganzes ideelles und mora lisches Vermögen aufbringt und ein setzt, um dem Leben zu dienen - dem der Menschheit wie dem eige nen. über dieses ihr bewegtes, wechsel volles Leben, das von bürgerlichen Positionen an die Seite der Arbei terklasse führte und in einem steten Tätigsein im Sinne des proletari schen Internationalismus mündete, schrieb Sonja, alias Ruth Werner, offenherzig in ihrem autobiografi- sehen, bekenntnishaften Bericht „Son jas Rapport", der innerhalb weniger Jahre zum Volksbuch geworden ist. Der DEFA-Film, den Manfred Freitag und Jochen Nestler nach Motiven aus diesem Lebensbericht schrieben und den Bernhard Ste phan in fünf Ländern mit einem inter nationalen Darstellerensemble ins zenierte, will nicht einfach eine un gewöhnliche Biografie mit seinen Mitteln nacherzählen. Ihm geht es vielmehr um das allgemeingültige Charakterbild einer engagierten Frau, die Kundschafterin ist - und damit beispielhafte Züge eines be wußt lebenden und handelnden Menschen, um folgerichtige Tangen ten zu uns und unserem Heute, In einem Brief an das SED-Zentral komitee betonen die Filmschöpfer dieses ihr Anliegen: „Alles dreht sich um große Fragen, Krieg und Frie den, Faschismus oder Humanismus, Ausbeutung, Klassenkampf, Revolu tion und um Liebe, ja, auch um Liebe, Freundschaft, menschliche Ge meinschaft." Und weiter: „Sc führt über die Arbeit, die unsere Heldin leistet, ein direkter Weg zu unserer Arbeit. Ihr revolutionäres Leben ver pflichtet uns. alltägliche Aufgaben in größeren Zusammenhängen zu sehen." Und das besonders, so wird in dem Brief unterstrichen, in einer Zeit wachsender Kriegsgefahr und sich zuspitzender Klassenkämpfe. Die Konkretheit des Schicksals einer Sonja, die durch mehrfach doku mentäre Sequenzen über Zeitergeb nisse konsequent akzentuiert wird, führt letztlich zu einer brisanten Allgemeingültigkeit, weil der Film auf menschliche Verhaltensweisen aus ist, die aus weltanschaulicher Klarsicht und politischer Einsicht, aus dem Wissen um die eigene Verant wortung in dramatischen Zeitläufen, aber auch aus intensiver Aktivierung von elementaren Gefühlen, die Menschlichkeit, Liebe, Fürsorge gel- ten, resultieren. Und so werden wohl für den anteilnehmenden Betrachtet, den mitfühlenden Zuschauer folge richtig die Analogien zum Heute ein sichtsvoll und erlebnishaft: Der un heroische (Fi Im) - Bericht von einem stillen Heldentum, hier an der ent scheidenden unsichtbaren Front, weitet sich zum zeitgenössischen Monolog und Dialog, die auf das eigene Bekenntnis drängen - zum Friedenskampf, zur Sowjetunion als seinem Hort, zum Sozialismus und seiner Antikriegspolitik. Mit seinen ideellen und ästhetischen Positionen fordert der Film natur gemäß zum Vergleich mit identischen künstlerischen Leistungen heraus - zuallererst mit der vorausgegange nen Ruth-Werner-Verfilmung „Muhme Mehle", gewissermaßen eine Einstimmung auf die neue Ar beit, speziell auf ihre Schweiz-Epi sode, aber auch mit „Kundschafter filmen", die — ähnlich wie „Sonjas Rapport"-Regisseur Bernhard Ste phan nachdrücklich als Absicht arti kulierte - Gegenwartsfilme sein wol- len. Es gibt auch zwangsläufig Asso ziationen zu einer der schönsten und bewegendsten Frauengestalten im jüngeren DEFA-Schaffen, zu Hella Lindau in „Die Verlobte": Sie und Sonja- sind sie nicht zwei wunder bare Kämpferinnen auf unterschied lichen Barrikaden in der gleichen Zeit, vermitteln sie nicht über das in dividuelle, tragisch und zugleich opti mistisch gefärbte Geschick emotions« reich die Erkenntnis, was der Mensch vermag, stellt er sich den Gegeben heiten der Zeit, toleriert er sie nicht schlechthin, sondern gestaltet er sie mit jenen Kräften, die ihm inne wohnen? „Sonjas Rapport" steht also in einem weiten Bezugsfeld, be greift das traditionsreiche anti faschistische Thema als künstlerische Äußerung zum unmittelbaren Tage, formuliert es als ideelle wie ethische Herausforderung an den Zeitgenos sen. Ein tatsächlich gelebtes Leoen wird so zum Gleichnis. -hdt-
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