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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- SLUB Dresden
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1982
-
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Band 1982
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6 KULTUR 10. September 1982 UZ/32 • - — — Um menschliche Würde bemüht Zu der französisch schweizerischen Koproduktion „Die Verweigerung" Als -Claude Gorettas Film „Die Verweigerung“ (im Originaltitel „La Provinciale"/Die Provinzle rin) erstmals aufgeführt wurde, waren unterschiedliche Urteile vernehmbar. So wurde einerseits von einem „Film der leisen Töne“, der zarten Beobachtung, der einfühlsamen Interpretation einer /weiblichen Psyche gespro chen, andererseits von flacher Schwülstigkeit, Schlappheit und Unentschiedenheit. Wieder an dere hoben die Polarität und Konfrontation von Provinz und Stadt hervor, es wurde gar über die „Provinzialität als moralische Kategorie“ sinniert. Bei aller Dif ferenz der Meinungen und An sichten herrschte jedoch Einigkeit über die schauspielerische Lei stung der jungen Nathalie Baye, die die Rolle der Christine mit großer Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit .interpretierte. Es ist ein Film über diese Frau, die Anfang Dreißig ein anderes Leben führen möchte. Seit Mo naten arbeitslos, teilt sie mit vie len anderen dieses entwürdi gende Dasein. Christine aber will sich nicht mit diesem Zustand ab- finden. Sie bricht aus der Enge ihrer idyllischen Provinzstadt auf, verläßt Familie und Freunde und geht nach Paris. Was Christine dort erwartet, ist nicht die glei ßende Fassade der populären (Film-) Weltstadt, sondern das anonyme, riesige, gewalttätige, alltägliche Klima der Großstadt. Nur einmal kann der Zuschauer zufällig den Eiffelturm sehen, sonst wird man keine bekannten und oft abgefilmten Wahrzeichen sehen. Sonst nur Hektik, Lärm und Langeweile. Paris ohne Gla mour. Und in dieser Stadt will die aus der Provinz ihr Glück ma chen; sprich Arbeit finden, um le ben zu können. Es ist der ele mentarste Wunsch, der wie die Alltagsrealität kapitalistischer Länder zeigt, millionenfach ne giert wird. Christine, von Hause aus Bau zeichnerin, macht bei ihrer Job suche Erfahrungen, die ihr die Spielregeln dieser Gesellschaft vor Augen führen. Der Mensch wird zur Ware degradiert, die Käuflichkeit als oberste Maxime reguliert alle menschlichen Be ziehungen. Claude Goretta, dessen Film „Die Spitzenklöpplerin“ vor einiger Zeit in unseren Kinos zu sehen war, unternimmt mit der „Verweigerung“ keine filmische Analyse heutiger kapitalistischer Verhältnisse. Die Gefährdung der Menschen durch die Menschen, durch die staatlichen Machtmecha nismen ist für Goretta nicht Ge genstand der Geschichte. Sie ist vorausgesetzt, bildet den hack- ground für Christines Odyssee. Insofern kann man von einem „stillen Film“ sprechen, der un spektakulär gemacht ist. Die ge radlinige Dramaturgie läßt die Geschichte dieser jungen Frau durch sie selbst erzählen. Hierin liegen auch einige Ursachen, die den Film streckenweise lang atmig. auch simpel werden las sen. So beispielsweise bei Chri stines Ankunft in Paris, wo ein Autozusammenstoß der Beginn der Liebesgeschichte mit dem Pharmazievertreter Remy (Bruno Ganz) ist. Auch die Geschichte der Freundin Claire (Angela Winkler), die erfolglos und er- müdet schließlich ihren Lebens unterhalt als Callgirl verdient, ist in der Nähe strapazierter Film klischees angesiedelt. Goretta begnügt sich mit der Zustands schilderung seiner Protagonisten, die einzige Ausnahme ist eben Christine. Sie will sich nicht der Misere hingeben, will nicht eines der zahllosen Opfer werden. Da her ihre Weigerung, ihr Kampf um menschliche Würde. Als sie beim Hindernisrennen, das einige Bauunternehmer aus Langeweile veranstaltet haben, die Preis summe erhält, fällt ihre Entschei dung. Obwohl sie das Geld drin gend benötigt, gibt sie es ihrer Freundin Claire. Christine will sich nicht als verwettbares Objekt entwürdigen lassen. J. M. Durchlebte Höhen und Tiefen der jüngeren Geschichte der Moritzbastei Der Direktor des Jugend- und Studentenzentrums, Peter Kunz, vorgestellt Mit „Hinz und Kunz“ benennt man gewöhnlich jene, die näher zu bezeichnen sich nicht lohnt. In un serem Falle stimmt diese Wendung nicht. Der, von dem hier - zu berich ten sein wird, widerlegt sie schon durch sein Äußeres. Kunz, Peter heißt er und ist Direktor des Leip ziger „Jugend- und Studentenzen trums Moritzbastei“. Gewichtig in des Wortes Doppelsinn stapft er auf mich zu, mit imposantem Rausche bart unter zwei flinken, aufmerksa men Augen. Die Füße in bequemen Freizeitschuhen, trägt er eine leichte Hose und ein Camping-Hemd. Die Kleidung dient dem Mann offen sichtlich und nicht umgekehrt. Wir sind verabredet an diesem Som mersonnen-Nachmittag zu einem Rundgang durch die landesweit ge rühmten Kellergewölbe der Moritz bastei, von Kennern kurz „mb“ ge nannt. ... und viele Helfer kamen Kaum ist die schmiedeeiserne Eingangspforte hinter uns zuge schlagen, hebt mein Begleiter im Stile eines passionierten Museums führers zu erzählen an. Und ich ahne, daß ihm schwerfallen wird, zwischen Klub- und persönlicher Geschichte zu trennen. Der Vortrag jedenfalls verrät Routine. Ich er fahre von der höchst wechselvollen Historie der Gemäuer, deren Er richtung als Teil der Stadtbefestigung Kurfürst Moritz von Sachsen der einst im 16. Jahrhundert befohlen hatte. Kein geringerer als Leipzigs be rühmter Bau- und Bürgermeister Hieronymus Lotter war’s, der Mo ritzens Pläne innerhalb zweier Jahre verwirklichte. Im 18. Jahrhun dert wurde die Bastei zum Lager für diverse Handelswaren und Ar beitsstätte für solch honorige Ge werke wie Glockengießer, Schwe felzieher, Schriftgießer und Buch drucker. Anfang des 19. Jahrhun derts schließlich entstand auf den Grundmauern der mittlerweile ge schleiften Bastei die erste Bürger schule Deutschlands, Bildungsstätte „Universitätsstammtisch“ zu einer Frage zwischen Astronomie und Zweisamkeit. Wir haben anscheinend die Ruhe zwischen Kaffee-Durst und Stamm tisch-Bier abgepaßt und können uns die Plätze aussuchen. Der Zufall will, daß Peter just un ter seinem Konterfei zu sitzen kommt, wie es ein junger- Künstler nebst einer Galerie anderer Charak terköpfe eigens für das Cafe schuf: Ein Mann in Denkerpose, die an Marx-Porträts erinnert. Mein ver gleichender Blick wird bemerkt. ..Ich hätte mich anders dargestellt, weni- für das nachzuholende Abitur zu ler nen — mit Erfolg. Gleichzei tig jedoch war Peter Kunz da bereits ehrenamtlicher Leiter eines Jugendklubs im nahegelegenen Annaberg-Buchholz. Er machte seine Sache gut Das „Aha“ des aufmerksamen Le sers ist berechtigt, denn es war wohl auch jene Zeit, als der Studien- wünsch des jungen Mannes und sein ernsthaftes Interesse für die Jugend klubarbeit keimten. Peter selbst will ihm Achtung und Verständnis der Bauleute und Studierenden gleicher maßen. Das Neuland höret nimmer auf Seit Februar des Jahres nun gilt der Ausbau der Kellergewölbe in mitten Leipzigs als vollendet, die feierliche Eröffnung ist vollzogen. Mit Ober-. Unter- und Eiskeller, mit Klub-Cafe und Bierbar. mit den Gaststätten „Fuchsbau“ und „Schwal bennest“ hat die Moritzbastei jetzt Platz für rund 600 Gäste. Allein das Neuland höret nimmer auf. Besonders für den Direktor nicht, und sei es die preiswerte Gastrono mie. für die er seit Eröffnung der gastlichen Stätten verantwortlich zeichnet. (Anmerkung: Mit dem blauen „T“ ist die niveauvolle Ge selligkeit inzwischen anerkannt wor den.) Nicht zu vergleichen mit dem schweren Anfang sind auch die per sonellen Dimensionen der heutigen mb. Peter Kunz zur Seite stehen 27 hauptamtliche Mitarbeiter sowie ein etwa 200köpfiges ehrenamtliches Klubaktiv, dem größtenteils Stu denten angehören. Beschlossen in na hezu allen Belangen wird zwar im gemeinsamen Kiubrat, die Verant wortung letztlich natürlich trägt der Direktor. Da bekommt der Status des staatlichen Leiters Gesicht, wird die eigene Fehlentscheidung folgen schwer. Die zu vermeiden, sucht Pe ter Kunz den Kontakt zum Klubak tiv, das die meisten der in diesem Jahr rund 500 Veranstaltungen or ganisiert. Immer im April fährt man zusammen übers Wochenende in das universitätseigene Schulungsobjekt, berät und feiert miteinander. Immer dann auch wird der „Mister Mo ritz“ des Jahres gewählt. Ein Rie senspaß vor allem für die weibliche Jury. Alljährlich läßt sich Peter Kunz da nominieren, trägt eierlaufend, sackhüpfend und als Aushilfs-Voka- list zu Disko-Klängen beträchtlich zum studentischen Gaudi bei. Er macht’s nicht ungern, habe ich den Eindruck, wenn er verschmitzt da von erzählt. der emanzipierten Patriziernachfah ren. Im Jahre 1943 völlig zerbombt, wurden die mächtigen Gewölbe mit Leipziger Bauschutt aufgefüllt. Still ward es um die grünbewachsenen Reste der Moritzbastei — bis 1973 mit einem Beschluß der zuständi gen FDJ-Kreisleitung ein neues Ka pitel der Basteigeschichte eröffnet wurde. Beschlossen worden war der Ausbau der an den Universitätsrie sen grenzenden Kellergewölbe zu einem Klub für die, etwa 13 000 Studenten der Karl-Marx-Universi tät. FDJ, Universität und Rat der Stadt riefen und viele Helfer kamen. Studenten leisteten seither rund 130 000 Stunden freiwillige Aufbau stunden und bewegten dabei, zu meist per. Hand, an die 35 000 Ku bikmeter Schutt und Trümmer. Was vom Schutt befreit und halb wegs eingerichtet war, wurde als bald für Veranstaltungen genutzt. Insbesondere Disko-Tanz nach hei ßen Rhythmen soll dazumal eine sehr staubige Angelegenheit gewe sen sein... Das und noch mehr erfahre ich, während wir die Gänge und Trep pen zum Tagescafe „Barbakane“ hinabsteigen, einem beliebten Stu dententreff für den schnellen Kaf fee in der Mittagspause, dem Ort zum Sitzen, Reden, Billardspielen. In wenigen Stunden, erzählt Peter, wird hier, wie jeden Donnerstag, ein zumeist gut besuchtes Forum stattfinden. Zudem diskutiere heute im „Schwalbennest“, dem kleinen Raum gleich nebenan, der Peter Kunz, Direktor des Jugend- und einer Führung. ger bedeutend — etwas humoriger vielleicht.“ Aber er akzeptiere die Auffassung des Künstlers. Sagt’s und steht dennoch unbehaglich auf. Wir setzen unseren Rundgang fort. Wie wird einer hier Direktor? Wie wird einer mit 34 Jahren hier Direktor? „Durch Zufall“, lautet die spontane Antwort. Der in Cranzahl im Erzgebirge geborene Sohn des Elektrikermeisters Kunz hat sich solches freilich nicht träumen lassen.. Als Junge nämlich hegte er nur einen Wunsch : die Seefahrt. Der Weg dahin führte ihn vorerst als Lehrling auf die Baustellen des BMK Süd. Mag sein, es war der unbedingte Drang zur See: Immerhin konnte sich der 18jährige auf Grund ausge zeichneter Leistungen ein halbes Jahr vorzeitig „Baumechaniker“ hei ßen und endlich die lange fertigge schriebene Bewerbung an die See reederei schicken. Dort nahm man ihn. und der tatendurstige Erzgebirg ler mit dem Hang zum Maritimen schipperte vier Jahre über die Welt meere. Mit dem Zweitberuf als Ma schinenassistent in der Tasche, sprich: im Seesack, kehrte er schließ lich ins heimatliche Cranzahl zurück, um fortan in der dortigen „Eminett- Miederwarenfertigung“ allabendlich 5tudentenzentrums Moritzbastei, während Foto: Eckstein sich da rückblickend nicht festlegen. Sicher ist, daß er 1973 — nach Ab leistung seines 18monatigen Ehren dienstes bei der NVA — Student der Kulturtheorie/Ästhetik in Leipzig wurde. Das Jahr ’73 sollte darüber hinaus ein wichtiges für ihn werden. Zum einen reifte der Entschluß, sich nunmehr einen Vollbart stehen zu lassen. Ohne den bliebe er heute mit Sicherheit unbekannt in Leipzig, und Töchterchen Karoline verlöre eine der großen Freuden ihres 10monati- gen Daseins. Zum anderen aber stieß Peter Kunz zur Moritzbastei-Mann- schaft, schleppte Schutteimer, malte Plakate und organisierte Veranstal tungen. Ei- machte seine Sache gut. im Studium und als mb-Aktivist der ersten Stunde. Deshalb bat 1977 die FDJ den inzwischen diplomierten Kulturwissenschaftler, der Moritz bastei nunmehr hauptamtlich vorzu- stehen.. So geschah es. und Peter Kunz durchlebte als Klubleiter, der seit zwei Jahren Direktor heißt, alle Höhen und Tiefen , der jüngeren Ba steigeschichte: Von besagter Ent trümmerung bis hin zur Bauprojek- tierung und -realisierung galt es. mb-Bäuplatz und allabendliches Stu dentenleben glücklich zu vereinen. Da zahlten sich vormals erworbene handwerkliche Kenntnisse und die nötige Lebenspraxis doppelt aus. Pe ter Kunz konnte mit allen reden und fast überall mitreden. Das brachte Sein Hobby ist die Heimatgeschichte Viel Freizeit bleibt ihm nicht, das heißt: wenig Zeit bleibt für seine Frau Eleonore. Germanistin und Forschungsstudentin, sowie Tochter Karoline. Wenig Zeit aber auch für die „Interessengemeinschaft 1813", der er angehört. Sein Hobby nämlich ist die Heimatgeschichte des Bezirkes Leipzig. Das Interesse an Geschicht lichem. meint Peter, rühre noch aus der Schulzeit. Er habe Glück gehabt mit einem guten Geschichtslehrer. Einmal auf dieses Thema gekom men, wird er lebendig, erzählt jetzt auch ungefragt — von der Denkmal pflege und über die Rolle der Befrei ungskriege jener Zeit gegen die fran zösischen Unterdrücker. Jeden 18- Ok tober trifft man sich mit gleichfalls Interessierten, gedenkt der Völker schlacht zu Leipzig. Eigens zu die sem Anlaß setzt auch Peter Kunz seinen Ehrgeiz darein, mit einer ori ginalgetreu selbstgeschneiderten Uni form des Jahres 1813 zu brillieren. Sein Prachtstück, die Livree eines französischen Pioniers, entstand nach zeitgenössischen Grafiken aus einem alten Reichsbahner-Mantel. Die zu bestaunen, werde ich herz lich eingeladen, bevor wir uns ver abschieden an der Tür. Hier drängt man sich bereits erheblich um Ein laß in die Moritzbastei. Olaf Wilke Faust II - erste Premiere der neuen Spielzeit in Leipzig Die Inszenierung von Goethes „Faust, der Tragödie zweiter Teil“ in der Regie von Generalintendant Prof. Karl Kayser hatte am 28. August, dem Geburtstag des Dichters, im Leipziger Schauspielhaus Premiere. Darsteller des Faust und des Me phisto sind wie in der erfolgreichen Aufführung des FAUST I vom vori gen Jahr Friedhelm Eberle und Gert Gütschow. Die Helena spielt Friede rike Raschke. Zum Inszenierungskol lektiv gehören wiederum Axel Pfef ferkorn als Bühnenbildner und Christa Hahn als Kostümbildnerin. Der Regisseur setzte auch bei sei ner FAUST-II-Inszenierung die stil bildenden Mittel des Volkstheaters ein, die seine Inszenierung des I. Teils auszeichneten und ihr einen außerordentlichen Erfolg sicherten. „Faust von lebensvoller Wirkung“ schrieb die Presse und betonte die Konzentration von Kaysers Inzenie- rung auf das Wesentliche des Welt gedichts: Die Chance, der Sinn des Menschen und der Menschheit liegt im tätigen Streben, im schöpferischen Drang, über Schuld und Irrtümer hinaus zu der Erkenntnis zu gelan gen, was die Welt-nun wirklich im Innersten zusammenhält, in der tä tigen, praktisch nützlichen Bewäh rung. Wie den Regisseur in konzep tionellen Überlegungen äußerte, soll die Darstellung der komplizierten, widersprüchlichen Vorgänge auf der Bühne durch die Theatergruppe, die mit ihrem Wagen bereits den ersten Teil der Faust-Inszenierung be stimmte, dem Betrachter das Ver ständnis erleichtern. En wird aufge fordert, über unterschiedliche gesell schaftliche Formationen, ihre Rück- Wirkung auf Subjekte und über de ren Möglichkeit subjektiver Einwir kung auf diese Formation gemein sam mit den Darstellern nachzuden- Wie in „Faust I" (unser Szenenfoto) spielt Friedhelm Eberle (links) auch in der Inszenierung des zweiten Teils den Faust. Gert Gütschow ist wieder als Mephisto zu sehen. (Rechts im Bild Claudia Wenzel, die in „Faust I" die Rolle der Marga rete übernahm.) ken. „Uns fasziniert“, so General intendant Prof. Karl Kayser, „was Goethe mit dieser Dichtung wollte, von uns wollte, er, den uns so deut lich auf die ,Forderungen des Tages 1 verwiesen hat.“ Mit der Premiere von '„FAUST II“ stellten die Leipziger Theater einen Höhepunkt ihren künstlerischen Ar beit an den Beginn der Spielzeit. In einer Foyer-Ausstellung der Universitätsbibliothek der KMU (Gewi-Zweigstelle am Karl- Marx-Platz) zeigt der Berliner Ge brauchsgrafiker Gerhard Tag bis 30. Oktober 1932 „BUCHMAR KEN “. Man darf diese auch Ex libris nennen. Es handelt sich durchweg um Gebrauchsgrafik - Grafik zum Gebrauch — oder kon kret: als Eigentumsvermerk in Bücher einzuklebende Zettel. Tags frühere Ausführungen von Ex li bris in verschiedenen originalgra fischen Techniken (bis Anfang der 50er Jahre) diente vorrangig „Sammlerzwecken“. Die Verwen dung — ab 1974 — von Reprosatz und bald nur noch in Verbindug , Buchmarken' Ausstellung des Gebrauchsgrafikers Gerhard Tag in der UB mit Abreibeschriften führte zut Ausschöpfung rationellerer Mög4 lichkeiten. Die Exposition ergänz zen Beispiele von Mehrzweckvi gnetten: Buchmarken, die auch als Briefvignette u. ä. verwendet werden. Eine „Spezialität“ ist nicht zu übersehen (obgleich in sehr kleinen Abmessungen ge druckt) : Mini-Buchmarken. Eine weitere Besonderheit sind um kehrgleiche Buchmarken (einfar big) oder Umkehrfarbvarianten („halbes Klischee“ in zwei Far ben gedruckt ergibt den „Spiel- karteneffekt"). Manche Buchmar ken — in Schwarzdruck — wur den durch Kolorieren reizvoller: oft eine Konzession an Sammler bedürfnisse. Zum Glück gibt es weit mehr „Nicht-Ex-libris-Samm- ler“, die aber ihre Bücher gern mit einem eigenen Ex libris schmücken. Die Deutsche Staatsbibliothek in Berlin, Abteilung für seltene und kostbare Drucke (ASD), er hält alle gedruckten Belege von G. T. zur Ergänzung ihrer Ex-li- bris-Sammlung (derzeit etwa 45 000 Blätter). Buchmarken von G. T. befinden sich u. a. auch in der Ex-libris-Sammlung der Deut schen Bücherei in Leipzig. Gerhard Tag wurde 1921 in Leipzig geboren und lebt seit 1951 in Berlin: Je drei Jahrzehnte at mete er „Leipziger Luft“ und „Berliner- Luft“. Die Leipziger Jahre prägten seine Entwicklung: 1927 bis 1935 Volksschule in Mök- kern, danach 6 Monate Grafiker- klasse der Handwerkerschule, von 1936 bis 1910 Kartokupferstecher- lehrling. Während der Lehrzeit Besuch von Abendkursen in der Akademie für Grafik und Buch kunst: Schrift bei Alfons Schnei der. Anatomie bei Prof. Hans Soltmann, Aktzeichnen bei Prof. Bruno Heroux. Trotz Schwerhörig keit wurde Tag zweimal zur fa schistischen Wehrmacht einberu fen. Im Winter 1945/46 zeichnete er etwa 50 Ex libris. Nach Leip zig zurückgekehrt, wurden einige dieser Entwürfe in Holz gestochen oder in Linol geschnitten. 1947 Fortsetzung des im April 1944 begonnenen Studiums ander Staatlichen Akademie für Grafik und Buchkunst, Meisterklasse Schrift und Gebrauchsgrafik (Prof. Egon Pruggmayer). Som mersemester 1951 an der Hoch schule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee (Prof. Kurt Til lessen, Heinrich Ilgenfritz). Ab Juli 1951 bis Dezember 1954 Haus grafiker im Verlag Junge Welt. Seit 1955 ist er freischaffend. Ein Haus voll Musik In der Musikbibliothek der Stadt Leipzig in der Lassalle- Straße finden nicht nur Musiker und Musikwissenschaftler offene Türen; Musikfreunde können aus 115 000 Noten und Büchern und aus 26 000 Schallplatten und Kas setten ihre Musik auswählen. In den Regalen findet man nicht nur Klaviermusik, Partituren oder Textbücher zu klassischer Musik, sondern auch zu Musicals und Operetten. Wer sich für Jazz interessiert, kann sein Wissen über diese Gat tung der Musik durch ein rei ches Angebot an Fachliteratur er weitern und vertiefen. Außerdem bietet die Bibliothek den Benut zern Musikerbiographien, musik theoretische und musikgeschicht liche Werke, Anekdoten und Mu sikerromane an. Bei Musikalien reicht das Angebot von der Sin fonie bis zur Kammermusik, von der Klassik bis zur Pop-Musik. Die Musikbibliothek hat zu fol genden Zeiten geöffnet: Montag, 14 bis 18 Uhr; Dienstag, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr; Don nerstag, 14 bis 19 Uhr; Freitag, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr. Der Lesesaal hat\ontag. Diens tag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. •
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