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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1982
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Band 1982
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Radischtschews „Reisebuch" im Reclam-Verlag Im Reclam-Verlag erschien Jetzt Alexander Radischtschews Werk „Reise von Petersburg nach Mos kau". Es ist das Hauptwerk des rus sischen Schriftstellers, Aufklärers und Revolutionärs. Das „Reise- buch" erschien 1790 im zaristischen Rußland, über ein Jahrhundert wurde es verboten, verfolgt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Nur außerhalb Rußlands, 1858 in Lon don (56 Jahre nach Radischtschews Tod) konnte Alexander Herzen eine erneute russische Druckfassung wa gen. 1876 erfolgte ein Nachdruck in Leipzig. In Rußland war es unter strenger Strafe verboten, dieses Werk kursieren zu lassen. Eine Werkausgabe des Schriftstellers wurde wieder eingestampft, weil sie diese Schrift enthielt. Erst 1905, nach der ersten russischen Revolu tion, durfte die „Reise" publiziert werden. Das von der zaristischen Regie rung gefürchtete Buch - es ist der Höhepunkt der russischen Aufklä- rungsiiteratur des 18. Jahrhunderts - ging in Abschriften von Hand zu Hand, löste machtvolle Impulse zur Befreiung der Nation aus. Ein Jahr nach der Großen Sozialistischen Ok toberrevolution wurde im damali gen Petrograd auf persönliche An weisung Lenins dem Revolutionär Radischtschew ein Denkmal errich tet. Auch die Leipziger Universität ist mit dem Namen Radischtschews eng verbunden. 1768 bis 1771 stu dierte er an der Juristenfakultät der alma mater lipsiensis. Eine Gedenk tafel am Haus Hainstraße 8, wo er während seiner Leipziger Zeit wohnte, erinnert an den Aufenthalt. Die Tafel ist nur eine Andeutung auf eines der erschütterndsten, je doch von unbeugsamer Hoffnung und Zukunftsfreude erfüllten Schick sals eines russischen Schriftstellers des 18. Jahrhunderts. Radisch tschew ist der erste russische Re volutionär, ein engagierter Huma nist, der zu den Großen der Weltli teratur gezählt werden muß. Mit sei nem das russische Leibeigenschafts system anklagenden „Reiseroman" zeichnete er ein wirklichkeitsge treues Bild der russischen zeitge nössischen Gesellschaft. Ein „Auf rührer, schlimmer als Pugatschow", urteilte die Zarin über ihn und sein Buch und verbannte den Schriftstel ler für zehn Jahre nach Sibirien. Die Ideen jedoch, die seinem Werke zugrunde liegen, konnte sie nicht unterdrücken, Neues Periodikum über die Messestadt Leipzig. Aus Vergangenheit und Gegenwart. Beiträge zur Stadtge schichte, Bd. 1, VEB Fachbuchver lag Leipzig 1981 Die Sammler des „Jahrbuches zur Geschichte der Stadt Leipzig" müs sen nicht länger Trübsal blasen. Wer aus informierten Kreisen die Kunde vernahm, daß das Jahr buch für 1980 das letzte ge wesen sei, und darob weh mütig die sechs reich bebilder ten Bände im Regal betrachtete, konnte aufctmen, als im Vorankündi gungsdienst ein neues Periodikum über die Messestadt angezeigt wurde. Zwar ist der Nachfolger er heblich teurer und ließ auch über dos Jahr 1981 hinaus auf sich war ten, aber die geschätzten Eigen schaften sind geblieben: Papier- qualität, Aufbau. Vielfalt der The matik. Auch Herausgeber und Re dakteur (Ursula Oehme) blieben die alten. Die Spitzenbeiträge fin den nicht nur das Interesse der Mu sikfreunde: „Das Neue Gewand haus Leipzig" und „200 Jahre Ge wandhauskonzerte''. An Jubiläen sind auch die Aufsätze über das Ringen der Leipziger Arbeiterbewe gung unter Führung der KPD um die entschädiqungslose Fürstenent eignung 1925/26 und das Stadtar chiv Leipzig (200 Jahre) gebunden. Besondere Anerkennung findet die Aufnahme von bisher unveröffent lichten Erinnerungen des ersten Stadtkommandanten von Leipzig, Generalleutnant N. I. Trufanow. Die Tendenz, auch Beiträge zur Uni versitätsgeschichte zu veröffentli chen, hat sich verstärkt. In diesem Band sind sie zwei berühmten Stu denten der Leipziger Universität ge widmet: Karl Liebknecht und Franz Mehring. Die Leser von „UZ-histo- risch" finden fünf Beiträge der Reihe wieder, die im nächsten Band ergänzt werden sollen. G, K. Vergnügliches Spectaculum auf dem Leipziger Markt Zu einem vergnüglichen Schau- . spiel ganz nach Leipziger Art; wurde das erste M.arkt-Spectaculum 1982. Viele hundert Messestädter und Be sucher Leipzigs hatten sich am 10. Juli auf ■ dem ■ Leipziger Markt platz eingefunden, um dieses Schauspiel zu erleben. Den Initiato ren der beliebten Veranstaltung, den Mitarbeitern der Kulturdirek- - tion Leipzig, ist auch in diesem Jahr wieder viel eingefallen. So bereitete die Verbannung des Hanswurst von der Schaubühne durch die Neube- rin (siehe Foto) viel Freude. Die Theatergruppe um Caroline Neuber präsentierte sich in herrli chen historischen Kostümen, wie schon 1737 zur Michaelismesse. Zum diesjährigen Programm gehör ten auch die Vereidigung neuer Stadtpfeifer sowie Musikanten und Gaukler. Noch zu erwähnen wäre, daß Münzen mit dem Porträt der Neu- berin bei den Münzschlägern zu er stehen waren. Foto: Kühne Harte Belastungsprobe mit Bravour bestanden Zur Arbeit des Poetischen Theaters in diesem Studienjahr sprach UZ mit M. Hametner UZ: Kürzlich war in einer Leipzi ger Zeitung zu lesen, daß das Poeti sche Theater vor wenigen Tagen seine 33. Spielzeit beendet hat. Dies würde bedeuten, daß das Poetische Theater schon 1949 gegründet wor den ist. Wie ist es damit? Michael Hametner; Im November 1949 wurde an unserer Universität ein Zentrales FDJ-Kulturensemble gegründet. Dazu gehörten eine Tanz gruppe, eine Instrumentalgruppe, ein Chor und auch eine Sprecher gruppe. Diese Sprechergruppe, die sich dann Anfang der 60er Jahre mit dem 1954 gegründeten Stu dententheater verband, ist die Ge burtsstunde des Theaters. Vor 33 Jahren begannen Studenten in ihrer Freizeit mit der Einstudierung lyrischer und dramatischer Texte, die damals vorwiegend in Estraden aufgeführt wurden. In Anspruch und Form übrigens vergleichbar mit den Bemühungen des Dichters Louis Fürnberg. der dies Ende der 20er Jahre und später mit seiner Gruppe „Echo von links“ prakti zierte. Deshalb auch zu recht der Name Poetisches Theater ..Louis Fürnberg“, dessen politischer und künstlerischer Anspruch uns heute noch Verpflichtung sind. UZ: Überspringen wir nun 32 Jahre und kommen wir zur zu- endegegangenen Spielzeit. Welche Höhepunkte hatte sic. wovon war sie geprägt? Michael Hametner: Geprägt war sie zweifellos durch die Arbeit an der Inszenierung „Die Frau zum Wegschmeißen“ des Italieners Da rio Fo. Wir haben noch nie so lange an einer Inszenierung gearbeitet., wie, an dieser — eineinhalb Jahre. Wer’schon eine der vier Vorstellun gen gesehen hat. die im Juni gezeigt wurden, wird verstehen, wofür wir die Zeit gebraucht’ haben. Zunächst war es die Aneignung des poli tischen Gegenstandes des Stückes, des gewöhnlichen US-amerika nischen Imperialismus; dann die der Form, des Clownspiels. Und da das Clownspiel durchaus nicht ein fach Spaßmacherei ist, sondern die reale szenische Erarbeitung nach al len Regeln der Schauspielkunst vor- au^setzt, ehe es im grotesk-spiele rischen Brechen des realen Spiels entsteht, sind eineinhalb Jahre nicht einmal eine so sehr lange Zeit. Allerdings bedeuteten Anspruch des Stücks und Zeitraum der Erarbei tung eine ziemlich harte Belastungs probe für das Ensemble und seinen Regisseur, Christian Becher. Ein gro ßer Atem war für alle Beteiligten notwendig. Um so Schöner für uns, daß uns die ersteh Kritiken be scheinigten. eine gelungene Inszenie rung geschaffen zu haben, die in der Sprache des Theaters Einsichten über die menschenverachtenden Praktiken des Imperialismus ver mittelt. Schön, wenn der Rezensent der UZ seine Rezension mit dem Satz schließt: „Es hat Spaß ge macht!“ Er bescheinigt damit auch den Spielern, daß ihnen ihre Rollen Spaß gemacht haben, und wir bei al lem konzeptionellen Wollen amü sant, unterhaltend, komödiantisch geblieben sind. Auch mit der zweiten Inszenierung, die in diesem Studienjahr herausgekommen ist - „Picknick im Felde“ von Fernando Arrabal — haben wir uns der Dis kussion gestellt und daraus unsere Schlußfolgerungen gezogen. Hier wird weiterzudenken sein. UZ: Ihr hattet ein Gastspiel in Moskau. Wie war der Erfolg? Michael Hametner: Wir waren für acht Tage Gäste der Hochschule für Lufttechnik und ihres Stu dententheaters. Und wir sind dort in Moskau, auf einen echten Partner für uns gestoßen. Dieses Studenten theater. das uns mit einer beispiel haften Gastfreundschaft überschüt tet hat,, ist uns in vielem ähnlich und in manchem vielleicht sogar überlegen. Die Freunde spielen ein Theater ohne Bühnenbild. Kostüm und Requisiten. Sie arbeiten sehr stark gruppenbezogen und gewin nen ihre überzeugenden künstle rischen Wirkungen aus der Ver bindung von Körperbewegung, Spra che und rhythmisch die Bewegung führender Musik. Wir haben in Mos kau begonnen, gemeinsam zu pro ben, um voneinander zu lernen. Es ist vielleicht schon bekannt, daß wir an einem Friedensmeeting der Hoch schule aktiv mit unserem Brecht- Programm teilgenommen haben. Die ses Meeting hatte mehr als 1200 Zu hörer. Es dauerte fast viereinhalb Stunden. Kein Student, der es vor zeitig verlassen hätte. — Inzwischen steht das Datum des Gegenbesuches der sowjetischen Freunde fest. Sie kommen vom 1. bis . 3,. November zu. uns nach Leipzig. Dann wird auch für die Universitätsangehörigen in der „Moritzbastei" und bei uns im Theater Gelegenheit sein, sich von dem Können der Moskauer zu über zeugen. UZ: Die Leistungen des Poe tischen / Theaters werden — gele gentlich hört man es in Diskussio nen — als schon beinah „professio nell“ bezeichnet. Was sagst du dazu? Michael Hametner: Ich kann nur sagen, daß sie es nicht sind. Alle Mitglieder des Poetischen Theaters erarbeiten sich ihr Können in ihrer Freizeit. Was sie er reicht haben, ist nicht professio nell, sondern das Ergebnis harter, engagierter Arbeit. Und außerdem möchte ich daran erinnern, daß,die Mitgliedschaft im Poetischen Thea ter voraussetzungslos ist. Wir neh men nicht bereits ausgebildete, er fahrene, versierte Spieler (woher sollten Studenten es mitbringen), sondern engagierte. spielinteres sierte und vielseitige Studenten auf. Zu welchen Leistungen sie im Ver lauf der Inszenierungen bei uns kommen, welche Möglichkeiten sie an sich selbst entdecken und welche Talente sie entwickeln, das ist ab hängig vom pädagogischen Ge schick des Regisseurs und vom schöpferischen Mitmachen des Spie lers selbst. Das Poetische Theater ist so etwas wie ein fakultatives Kul turpraktikum für Studenten und an dere Universitätsangehörige. Hier er halten sie Gelegenheit, sich, aus zuprobieren, Unentdecktes zu ent decken, an sich selbst und an unse rer Wirklichkeit. Nachwuchs für das Berufsthater bilden wir nicht heran; auch wenn hin und wieder einer aus unseren Reihen seinen Weg zum Berufstheater findet, die Mehrheit der Mitglieder des Poe tischen Theaters geht in die Berufe, für die sie an unserer Universität ausgebildet wurden — nur eben mit mehr Verständnis für .den Schaffens- prozeß des Theaters und vielleicht geschult im Entwickeln von Phanta sie und originellem Denken. Ri sikobereitschaft und Beharrlichkeit. UZ: Wie soll es nach „Der Frau zum Wegschmeißen ‘ weitergehen? Michael Hametner: Ganz sicher nicht gleich wieder mit einem so riesengroßen Projekt. Wir haben nicht die Absicht, uns in Serie mit solchen spektakulären Inszenierun gen zu profilieven und damit viel leicht auch zu übernehmen. Wir den ken, der Traditionslinie unseres Theaters Und unserer kulturpoli tischen Aufgabenstellung zu folgen, wenn wir uns jetzt wieder mit der DDR-Gegenwartsdramatik den Fra gen unserer sozialistischen Gesell schaft zuwenden. In der konzeptio nellen Vorbereitung ist ein Projekt, das unter dem Arbeitstitel „Zeitge nossen“ nach aktuellen Lebenshal tungen unter unseren Zeitgenossen spürt, dabei kritikwürdige als pro blematisch aufwirft, zeitgerechte be stätigt. Wir wollen für diesen Thea terabend verschiedene Einakter und Kurzstücke verbinden. Mit diesen kleineren Vorhaben werden wir mo biler und operativer und können wieder .zu unserem Publikum kom men, wenn es nötig ist, in Klubs, zu Meetings und Foren. — Außerdem ist ein Kästner-Programm in Vor bereitung; wir wollen uns Majakow ski zuwenden und auch die Panto mime-Gruppe unseres Theaters be reitet Neues vor. UZ: Du selbst hast in jüngster Zeit eine Reihe von Lesungen be stritten. Frisch, Dürrenmatt, Hesse, Goethes „Werther“, Wie ordnen sich diese Projekte in die Arbeit des Poe tischen Theaters ein? M. Hametner und B. Brod in dem literarisch-musikalischen Programm „Ich woll ende viel", das erfolgreich zu den 19. Arbeiterfesispielen gezeigt wurde. Foto: Swietek Michael Hametner: Dahinter steht der Gedanke.einer größeren li teratur-propagandistischen Wirk samkeit unseres Theaters. Nicht sel ten trifft man im Gespräch mit Stu denten auf eine erhebliche Literatur- unkundigkeit. Und so entstanden gemeinsam mit der Sektion Germa- nistik und Literaturwissenschaft Veranstaltungen, in denen Autor und Werk den Hörenden nahege- bracht werden. Für mich selbst; ist es außerdem die Eroberung eitler, so schwierigen Form wie der Lesung. UZ: Und vielleicht auch der An fang eines Kontakts zur Sektion Ger manistik und Literaturwissenschaft, an der du ab September eine Aspi rantur beginnst oder? Michael Hametner: Das ganz si cher auch. — Ich werde nach fünf jähriger Tätigkeit als Leiter des Poe tischen Theaters nunmehr als Aspi rant an diese Sektion gehen, dem Poetischen Theater aber als Regis seur und Spieler treu bleiben. Alter Menschheitstraum erfährt reale Deutung Zum 60. Geburtstag von Prof. Gabriele Meyer-Dennewitz Am 21. Juli 1982 vollendet Ge nossin Gabriele Meyer-Denne witz ihr 60. Lebensjahr; Grund genug,- der Künstlerin, Hoch schullehrerin und Kulturpoliti kerin von Herzen zu gratulieren, für ihr bisheriges erfolgreiches Wirken zu danken und ihr noch lange Jahre erfüllter Tätigkeit zu wünschen. Als bildende Künstlerin wie als Mensch gewachsen mit unse rer Republik, weiß sie um die komplizierten Probleme, die Fülle großer und- kleinerer Schwierigkeiten auf dem langen Wege zu einer wahrhaften Kunst des Volkes, zum sozialistischen Realismus. Gewiß wird sie sa gen, daß ihr Lebensgang bisher eben gerade deshalb ein für sie glücklicher und beglückender ge wesen ist, daß sie gelernt hat und mit zunehmenden Jahren ih res Lebens immer deutlicher er fuhr, wie wichtig es für uns alle ist, den Glauben an das Gute im Menschen niemals aufzugeben und keine Stunde im Ringen um ein menschenwürdiges Leben ohne Ausbeutung, äußere Bedro hung und ohne Angst vor Atom- und schlimmeren Waffen aufzu hören, zu leben und zu kämpfen für den Frieden und das Glück der Menschen. Davon vor allem künden ihre Arbeiten in der „Ge merwährenden Frühlings und Friedens. Seit der Spätrenaissance tauchte in Literatur und bilden der Kunst die Erinnerung wieder auf, gekleidet in die Formel „et in Arcadia ego“. Nunmehr mit re signierendem Unterton, verbun den mit dem Tode und oftmals in das Bild sinnend an Grabmä- lern stehender Menschen geklei det: ein wahrhaft glückliches Le ben ist im irdischen Dasein un erreichbar. Resignation prägt auch die klassische deutsche Dichtung, so im Werke Schillers (der im Gedicht „Resignation“ zi tierte: „auch ich war in Arka dien geboren“) und bei Goethe, der der Erstausgabe seiner „Italienischen Reise“ das Motto voranstellte: „Auch ich in Arka dien“. „Arkadien“ — das ist für Ga briele Meyer-Dennewitz kein no stalgischer Traum von einem ver lorenen Paradies, dessen Pforten lebenden Menschen unauffind bar bleiben, kein Verzicht auf Er füllung und dauerndes Glück. „Arkadien“ — das ist für sie real, immer zugänglich und gut lokalisierbar. „Arkadien“ heißt Carwitz und liegt in Mecklenburg. burtstagsausstellung" der „Gale rie im Hörsaalbau“, die noch bis zum 24. Juli besucht werden kann. In ihren Bildern, Zeichnungen und Grafiken erfährt ein alter Menschheitstraum eine reale und. sinnvolle Deutung: Der Traum von Arkadien. Damit ist nicht die schwer zugängliche Ge birgslandschaft Griechenlands gemeint, vielmehr nannten so hellenistische Poeten und auch der römische Dichter Vergil ein imaginäres Hirtenland, die Heim statt paradiesischen Miteinan ders von Mensch, Kreatur und Natur, ein Leben ohne Haß, Streit und Krieg, ein Land im- Hier erfüllt sich für sie (und manchen ihrer Kollegen) Glück als menschliches Miteinander, als Harmonie von Natur. Krea tur und Mensch auf Dauer und sozusagen greifbar. „Hurra, ich bin in Carwitz", das ist ihre Übersetzung des spät humanistischen Mottos: „et in Arcadia ego“. Dieses empfindungsvolle Glück verleiht ihren Bildern Har- monie und Ruhe, es teilt sich durch sie uns, den Betrachtern, mit. Dafür danken wir der Male rin an ihrem Geburtstag. Rainer Behrends Ihr könnt euch um Malachow kümmern, wenn ihr euch verändert Amateurtheater Leipzig zu Gast in der mb „Kümmert euch um Mala chow“. So der Titel eines Stücks von Waleri Agranowski, das das Amateurtheater Leipzig in der Moritzbastei am 28. Juni zur Aufführung brachte. Im Mittel punkt steht Andrej Malachow. Der 17jährige gerät nach einer Reihe von Raubüberfällen in eine Strafkolonie. Hier, insze niert von einem Journalisten mit Unterstützung des Psychologen der Kolonie, wird Bilanz gezogen über das bisherige Leben Mala chows, werden Gespräche mit ihm, eherhaligen Mitschülern und Lehrern sowie mit den El tern geführt. Dabei geht es darum zu ergründen, wo und wie Verantwortung wahrgenom men wird. Verhaltensweisen kommen zum Ausdruck, die auf horchen und nachdenken lassen. Wenn zum Beispiel bei der Dar stellung der Lehrer das Positive sehr in den Hintergrund rückt, so soll gerade das Aufzeigen ne gativer Seiten dazu führen, daß sich der einzelne angesprochen fühlt und über ähnliche schlechte Eigenschaften nach- denkt. Im Laufe der Gespräche wird deutlich, daß alle, die mit Malachow zu tun hatten, mit schuldig geworden sind. Andrej hat wie jeder andere Mensch nor male Anlagen. Erst durch eine Summe äußerer Faktoren wird er auf die schiefe Bahn gelenkt. Zu diesen Einflüssen zählen be reits kleine Begebenheiten des täglichen Lebens. So wird Mala chow von seinen Mitschülern auf grund eines Sprachfehlers al» Niete abgestempelt. Das führt so weit, daß sich Andrej Verbün dete sucht, um sich zu rächen. Er findet sie in einer Bande, ihnen vertraut er sich an. Das ist der Beginn seiner kriminellen Hand lungen, deren Ursachen eben nicht nur bei ihm zu suchen sind. Wenn die Mitschüler bei den Unterhaltungen plötzlich auch positive Seiten an Mala chow entdecken, die Mutter über Andrej nachdenkt und der Jour nalist zu seinem Sohn ein neues Verhältnis findet, so sind das er ste Erkenntnisse auf dem Wege zur Besserung, die auch das Pu- blikum aus der Vorstellung mit- nehmen soll. Und das zu verdeut lichen. so glaube ich, ist dem ge samten Ensemble trotz störender Musikgeräusche aus den oberen Gefilden der Moritzbastei ganz gut gelungen. Sicher ist dieses oder jenes noch auszufeilen und zu verbessern. Wichtig aber ist auch, daß man das Interesse der Darsteller spürt, ihr Engagement deutlich wird. Das Fazit des Stückes, treffend vom Leiter des Amateurtheaters Bernd Guhr in die Diskussion ge bracht. ist: Ihr könnt euch um Malachow kümmern, wenn ihr euch selbst verändert. Gabriele Buchmann
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