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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1982
-
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Band 1982
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Das Buch eines Arbeiters über einen Arbeiter „Buchpremiere" in der mb mit Harry Kampling Harry Kampling war in die Ba stei gekommen: „Der Mann aus der Siedlung“, seine „Buchpre miere“, die er in der Juni-Aus gabe der gleichnamigen Veran staltungsreihe vorstellte. Erfreu lich: Zuhörer in gehöriger Zahl; trotz leichter Sommerpausenmü digkeit der Reihe noch einmal ein deutlicher qualitativer Zuwachs, was Texte und Diskussion anbe- trifft. Volkmar Röhrig eröffnete die im „Schwalbennest“ in behagli cher Atmosphäre vom Autor und Dr. Walfried Hartinger bestrit tene Gesprächsrunde. Der Lite- raturwissenschaftler führte sprachlich brillant ein, stellte das Äußere und den Klappentext des Debütbuches in ebenso reizvollen wie anreizendem Widerspruch zur Aussagekraft. Erst ein „Junge-Welt“-Beitrag Horst Ba stians über den neuen, doch älte ren Autor ließ aufhorchen, dann eine Seite in der „Wochenpost“. Wann wird je einem Buch Presse platz in solchem Umfang gewid met? Ist es, weil es das Buch ei nes Arbeiters über einen Arbei ter ist, ein Buch Arbeitswelt durch und durch? Das ist es. Und gleichzeitig ist es der Beweis, daß nicht nur „Au ßenseiter Weltliteratur machen“, wie es allzuoft noch heißt. Dieses Buch atmet Leben, die Kraft des Lebens, seine Härte. Und in die ser Härte: Schönheit. Harry Kampling: „Es ist nicht immer äußerlich zart und schön, wenn ein Arbeiter seine Frau liebt; es ist aber von tiefer innerer Schön- heit, da steckt die Liebe in jeder Geste, nicht hochtrabend, sondern grundecht.“ Noch gewachsen scheint mir ge genüber dem „Mann aus der Siedlung“ die sprachliche Kraft des Autors, der selbst ein Mann aus der Siedlung ist. in seiner neuen Prosa, die. im Werden noch, er zu später Stunde vorstellte. Vier Männer unter Tage. Bergnot. Leben oder Tod? In gänzlich neuer Weise bewältigt der Ator diese ebenso literaturträchtige wie traditionsbehaftete Situation. Brisanz kennzeichnet seinen Stoff, der Ceschichte in Geschichten birgt: ein Stück DDR-Entwick- lung. Da ist im Aufstehen der Figuren etwas von Zola, etwas vom Unmittelbaren Apitz’, Kants historisches Literaturverständnis/ Und doch ganz Neues: Harry Kampling. Eckhard Bahr Zum 100. Geburtstag von I. Strawinsky Ausstellung in der Deutschen Bücherei Zum Gedenken an den 100. Ge burtstag von Igor Strawinsky ge staltete die Deutsche Bücherei ei ne Ausstellung vor den Lesesä len. Sie informiert über Leben und Werk des Musikers, der zu den überragenden Komponisten der ersten Hälfte unseres Jahr hunderts gehörte. Bücher. Noten und Schallplatten aus den Beständen der Deutschen Bücherei veranschaulichen Statio nen seine s Lebens, beginnend bei frühen Werken und dem Kompo sitionsunterricht bei Rimski-Kor- sakow. Besonders gewürdigt wer den die Ballettmusiken „Feuer vogel“, „Petruschka“ und „Le Sacre du Printemps“, die den Na men Strawinsky international be kannt machten. Das Gesamtwerk seines langen Künstlerlebens ist geprägt von sti listischen Wandlungen. Die Aus stellung belegt mit bedeutenden Werken die einzelnen Stilrichtun gen seines kompositorischen Schaffens. Musikwissenschaftliche Werke dokumentieren die theoretische Auseinandersetzung mit der Viel falt dieses Lebenswerkes. Eine Würdigung der Pflege seines Werkes durch Bühnen und Orche ster der DDR, gestaltet mit Pro grammheften und Fotomaterial, beschließt die Ausstellung. Sie ist bis Ende Juli montags bis freitags von 8 bis 22 Uhr und sonnabends von 9 bis 18 Uhr geöffnet. B. Verdofsky UZ Qalepie Heute: Wolfgang Oeconomo 1951 in Oelsnitz/V. geboren 1968—71 Berufsausbildung (he- mieanlagenbauer) mit Abitur. 1971-74 NVA 1974—75 als Facharbeiter im VEB MAG Grimma tätig 1975—79 Studium der Kunster- ziehung/Geschichte an der KMU ab 1979 Forschungsstudium am Fachbereich Kunsterzie hung der KMU Fach gruppe: Theorie der bil denden Kunst 1975 Mitglied der SED 1965—71 Mitglied des Mal- und Zeichenzirkels Grimma (Leitung F. Kaeßner) — 1970—71 Förderklasse Malerei/ Grafik am Bezirkskabi nett für Kulturarbeit Leipzig (Leitung G. K. Müller u. H. Viecenz) — 1975—79 Studium der Kunster ziehung — künstlerische Praxis (Lehrer u. a. G. . A. Schulz, Peter Schnürpel u. S. Ratzlaff) — seit 1979 Leitung eines Mai- und Zeichenzirkels für Kin der Ausstellungen: Trebsen 1980 Ausstellungsbeteiligung: Grimma; Kunstmessen der KMU. Er ist mehr als nur ein Hobby - oder I Sonntagsmaler Nachdem sich die letzten Beiträge hauptsächlich mit Künstlern be schäftigten, die auch selbst in der. künstlerischen Lehre tätig sind, soll heute ein Künstler vorgestellt wer den, der sich als Hobby- oder Sonn tagsmaler bezeichnet. Wolfgang Oeconomo setzt sich mit Kunst größ tenteils theoretisch auseinander — nach dem Studium der Kunsterzie- hung/Geschiehte in einem For schungsstudium in der Fachgruppe Theorie der bildenden Kunst. Seine eigene bildnerische Tätigkeit sieht er dabei als Ausgleich, als Anre gung und auch als Spannungsfeld zur theoretischen Reflexion an; Mö gen eine Theorie dec Kunst und auch eine Kunstwissenschaft noch so abgehoben von den konkreten Er scheinungen sein, so selbständig und souverän; sie dürfen trotzdem ihre Beziehungen zum eigentlichen Gegenstand ihrer Betrachtungen nicht verlieren, müssen Emotionen, Ahnungen, Erinnerungen und Sub jektives ebenso beinhalten wie Er fahrungen, Kenntnisse und Regeln. Kunst allein nur aus dem Letztge nannten herzuleiten, hieße, ihre Spe zifik zu verkennen. Daß Leute, die sich theoretisch mit Kunst ausein andersetzen, auch praktisch bildne risch tätig sind, ist heule selten und vielleicht verpönt. Doch bietet die eigene produktive Auseinanderset zung ähnliche Möglichkeiten und Potenzen wie eine rezeptive. W. Oeconomo ist, also so gesehen, mehr als ein Sonntagsmaler; diese Tätigkeit hilft ihm in seiner eigenen Tätigkeit, Kunst zu verstehen und zu erleben. Doch ist es ein Trugschluß zu er- warten, daß die theoretische Be schäftigung auch eine Garantie für die Meisterung praktisch-bildneri scher Probleme wäre — das Wissen um die Dinge ist nicht mehr als ein Rezept und letzten Endes steht der Künstler „allein auf. weitem, un bestelltem Feld“, .ja Kenntnisse und Gesetze können sich hemmend aus- wirken, unsicher machen. So dif ferenziert das Problem von Theorie und Praxis auch zu betrachten ist, W. Oeconomo verbindet beide Sei ten zu einer Einheit. Was zuerst ziel strebiges Arbeiten und Zirkelanlei tung und Studium war, ist heute Selbstverständigung und notwendi ges Sichausdrücken geworden. Der Grundtenor seiner Arbeiten liegt in der Verbindung von Mensch und Natur, von Gewachsenem und Gebautem. Überall, auch in seinen Landschaften, ist die Existenz des Menschen zu ahnen — der Mensch verändert die Landschaft zu seinem Dienst oder zu seinem Nachteil, er hinterläßt Spuren. Diese Schönheit der Natur, aber auch dieses Bedroht sein sind zentrale Themen im Schaf fen W. Oeconomos. Wie er in der Na tur den Menschen sucht, so spürt er im Menschen selbst dessen unver wechselbares Ich, dessen Psyche, auf , die sich nicht nur im Äußeren ausdrückt. Nein — seine bildneri sche Sprache ist, trotz Anlehnung an das Sichtbare oft expressiv über höht, die Formeln sind vereinfacht, Details unterdrückt, oft starkfarbig und in einem harten Hell-Dunkel- Kontrast. In seinen Bildern überwiegen Landschaften und Stilleben. Im Bild „Fischerboote in Karlshagen“, öl, 1978, zeigt sich die erwähnte Ver bindung von Mensch und Land schaft besonders deutlich. In ande ren Gemälden, so in der „Mecklen burger Landschaft bei Feldberg“ ist dies ebenfalls zu sehen. Hier kommt die Ruhe der Dorfstraße hinzu, das weiße Haus, das wie ein Segel zwi schen grünen Bäumen steht, flan kiert vom Rot eines Verkehrszei chens. Das Bild „Erinnerung“, 1974, zeigt eine Abschiedsszene. Abschied für ein Jahr, für drei, wer kann es sa gen? Die letzte Umarmung in Unge wißheit ... Der Sohn, als Foto an der Wand, schaut zu. Als Rückerint nerung gemalt, wird, die Ungewiß heit der Szene durch die Farbe ge dämpft. Grün-Rot-Töne lassen keine Kühle, die Zweifel enthält, aufkommen. Es bleibt ein psychi sches In-sich-Versinken. Viele Pa stelle hat W. Oeconomo im Laufe der Zeit angefertigt. Diese Technik mit ihren satten und matten Tönen scheint ein geeignetes Mittel zu sein, sich unverzüglich und spontan zu äußern. Hier überwiegen dunkle erdige Farben, durch einige inten sive Flecken aufgelockert und ak zentuiert. Pastelle des Altvaterge ¬ birges und der Mecklenburger Land schaft im sommerlichen Licht zei gen uns die eigenartigen- Reize schroffer Berge und weiter Hügel und Seen. Dieses Thema wird auch in der Druckgrafik (Algraphien vor wiegend) 'teils farbig, teils schwarz weiß variiert. Im Blatt „Carwitz“ (Abb.) Algraphie 1977; öffnet sich vor uns eine weite Hügellandschaft, durchsetzt von belaubten und kah len Bäumen und Büschen. Wege und Zäune führen nach hinten, schaffen Raum, Häuser gliedern sich ein. Lange, aufgerichtete Tele grafenmasten durchdringen sich mit den Kugelformen der Gewächse. Die scheinbare Ausgewogenheit der Komposition trügt — Spannung in Form eines Kreises ist im Blatt, läßt den Blick kaum verweilen, läßt ihn immer wieder um den sich im Zentrum befindlichen Baum irren. Die Aufzählung wäre unvollstän dig, würde man die vielen Zeich nungen und Skizzen unerwähnt las sen. Neben Landschaften entstehen hier vor allem Porträts und Akte. Die Porträts, psychologisch erfaßt, spontan mit schnellen und festen Strichen aufs Papier gebracht, sind Personen, zu denen W. Oeconomo besondere Beziehungen besitzt; Freunde, Bekannte, aber auch- Ar- beiter und Kinder. In zahlreichen Kohlezeichnungen, die in ihrem Hell-Dunkel-Kontrast sehr ausge prägt sind, soll durch die Überstei gerung und Vereinfachung der Form Typisches zum Ausdruck ge bracht werden. Diese Zeichungen be sitzen ihren Eigenwert, sind aber auch oft Ausgangspunkt für Pa stelle und Gemälde. Bleibt zu hoffen, daß sich die Ver bindung von Theorie und Praxis bei Wolfgang Oeconomo weiterhin so fruchtbar auswirkt wie bisher. Roland Meine! Musikerziehung „vor Ort“ Zehn Jahre Schulkonzerte der Musikerzieher / Chor der Musikerzieher vor Schülern im Gewandhaus Seit nahezu-zehn Jahren erfüllt der Chor des Fachbereiches Mu- sikerziehung/Musikwissen- schäft eine zugleich schöne und nützliche Aufgabe. Er widmet sich jährlich einmal der Schuljugend (in einem Block von vier Veran staltungen) in einem vielfältigen künstlerischen Programm, das auf die Vertiefung der Stoffeinheit „Volkslied — begleitetes Solo- lied“ der 5. Klassen zielt. Wer an diesen vier Konzerten im Juni dieses Jhres im Kleinen Saal des Gewandhauses teilgenommen hat, konnte sich der musischen Atmosphäre nicht, entziehen, die sich im Zusammenwirken vieler Faktoren gleichsam mühelos und doch beeindruckend entwickelte. Studienrat Wolfgang Prehn, In itiator dieses Vorhabens, für das es keine Parallele bei denjenigen Einrichtungen gibt, die in der DDR Musikerzieher ausbilden, korrespondierte als Moderator und Chorleiter in Wort und Mu sik mit dem engagierten und un erhört aufnahme-willigen jungen Publikum, das den Unterrichts stoff mit sichtlichen Vergnügen entgegennahm. Sicher doch, weil er von ebenfalls jungen Menschen auf unverfälschte Art und oh ne Konservengeschmack dareebo ten wurde. Den Studierenden fiel eine gro ße Zahl unterschiedlicher künst lerischer Aufgaben zu. Vom Chorgesang zum kleinen Vokalensemble und zur' solisti. sehen Leistung, vom Chordir mt bis zum instrumentalen Begleiten auf Querflöte, Gitarre oder Klar vier erstreckten sich die Beiträge, mit denen vor allem der emotio nale Kontakt zu den Kindern auf unmittelbare Weise geschlossen wurde. Die vertragliche Bindung mit dem Rat der Stadt, Abteilung Kultur, gestattete eine ausgezeich nete organisatorische Vorberei- tung und Durchführung. Die Brei te des hier ausgeloteten musiker- zieherischen Tätigkeitsfeldes wur de in diesem Jahr noch dadurch ausgeweitet, daß sich eine Diplom- arbeit dem Gegenstand zuwendet. Eg ist gewiß berechtigt und not- wendig, diese der Universitätsöf fentlichkeit bisher verborgene In itiative des Fachbereiches be kanntzumachen. Doz. Dr. Hans Joachim Köhler Uralt-Instrumentewerden fachkundig „gebändigt“ In der Liedbühne Folk: Gruppe „Wolkenstein" Wohltuend, beim Thema Folk lore einmal nicht von den altbe kannten Folkländer-. Wachol der-, und, und ... Klängen „über rascht“ zu werden. Dem Folk- musikbegriff ist es durchaus zu träglich, wenn einer den deut schen Liedschatz mal etwas tie fer auslotet, nach Unbekanntem sucht. Bis zur Renaissance und zum Mittelalter vorgedrungen sind die sechs Musiker von „Wol kenstein“ aus Berlin. Bäurisches und Höfisches, Lieder und Tänze und vor allem Minnesang gab es mit ihnen am 15. Juni in der Mo- ritzbastei. Fast alles war neu, wurde aber den Zuhörern nicht kommentarlos vorgespielt. Von Histörchen, die sich um dieses oder jenes Lied rankten, bis zur fast wissenschaftlichen' Erläute rung der .Musik- und Instrumen- tenentwicklung dieser Zeit hat ten die beiden Wolkenstein- Männer viel Allgemeinwissens wertes auf Lager. Viele ihrer Lieder stammen von einem Minnesänger? namens Wolkenstein, dem letzten seiner Gilde auf deutschem Boden, Noch zu Lebzeiten 'Wolkensteins erschienen zwei Prachtausgaben seiner Werke; seinen musika lischen Nachfolgern heute in der Staatsbibliothek . zugänglich. Auch Chöre singen diese Lieder — nach Meinung der Gruppe „Wolkenstein“ aber zu steif und nicht zeitgemäß. „Wir- wollen die Musik so interpretieren, wie sie vor fünf Jahrhunderten gesun gen und gespielt wurde. Die Mu sik ist nämlich viel farbiger als die Noten, die uns 'vorliegen“, sagt Bernd Deja. Oft finden sie in den alten Texten nur die Be- merkung „mit vielerlei Instru- menten zu spielen“. Die Beset zung muß Selbst gefunden wer den. Uralt-Instrumente aus Bult garien und Ungarn wollen erst einmal „gebändigt“ und auf Vor dermann gebracht sein. Und sie werden fachkundig gebändigt denn unter den Sechs sind ein Berufsmusiker und zwei Mun sikstudenten. Nur schade, daß von dieseml lehrreichen, aber deshalb keine 5 ' falls belehrenden Programm, nur recht wenige mb-Besuchet etwas mitbekamen. Nicht., da die Liedbühne schlecht besucht war. Im Gegenteil. Aber ein kurz fristig angesagtes Jazzkonzert i0 der Veranstaltungstonne zwang die, Berliner Gruppe auf die Bühne im Bierkeller. In dies? 11 verwinkelten Gemäuern aber konnten nicht alle etwas sehe” geschweige denn hören (.Wol- kenstein“ spielte ohne Mikro fon!) Die Erläuterungen ginge 11 in der Unruhe und im Bierglas geschepper unter. Das machte die Musiker sichtlich nervös. Um so schöner, daß sie am Ende von denen, die sie richtig erleben konnten, zu drei Zugaben her ausgefordert wurden. Und weil sie in . der Moritzbastei waren, spielten sie gleich noch eins für einen „Großen“ der Wolken stein-Zeit drauf — für Fürst Mo- ritz, der übrigens einer der be kanntesten und geldschwersten Förderer von Heinrich Schuetz war. Die Moritz-Erben danken. Alexa Zschörneck Foto: R. Müller Shakespeare und Faust in der Reclam- Bibliothek Zum 175. Geburtstag von Anten Philipp Reda m jun. ’ Anton Philipp Reclam, Buchhänd lersohn und Nachkomme eines vor 300 Jahren nach Deutschland einge- -wanderten Hugenottengeschlechts, wurde am 28. Juni 1807 in Leipzig geboren. Der von ihm vor 145 Jah ren gegründete Verlag „Philipp Reclam jun." brachte die seinerzeit sensationelle Universalbibliothek für jedermann textlich zuverlässig und äußerst preisgünstig auf den Bücher markt. 1867 erschienen beide Teile des ■ „Faust“ zum Preis von nur jeweils i zwei Silbergroschen. Ein neun Jahre 'I zuvor unternommener Versuch mit einer 12bändigen Shakespeare-Aus- | gäbe für nur „1 Taler und 15 Neugro ¬ schen“ war von so durchschlagendem Erfolg gewesen, daß 1867 bereits die 11. Auflage angeboten werden konnte. Auch „Faust I“ war bereits inner halb von vier Wochen 5000 mal ver kauft. Anschließend wurden Werke von G. E. Lessing. Theodor Körner, Friedrich von Schiller, Wilhelm Hauff, Heinrich vön Kleist und E. T. A. Hoffmann verlegt. Der Preis von nur zwanzig Pfennigen pro Band bedeutete ein Viertel bis ein Sechzehntel des sonst üblichen. Dem Verleger kam bei seinem Unterneh men eine in Österreich und Preußen eingeführte Neuregelung des Ur heberrechts zugute, nach der die Schutzfrist für Autoren 30 Jahre nach deren Tode erlosch. Reclams Universalbibliothek erwei terte in den folgenden Jahren ihr Angebot um die.Literatur der Antike, um Wörterbücher, philosophische und politische Schriften. Operntexte, Ge setztexte und Biographien. — Bevor Reclam sich als Fünfzigjähriger auf sein Lebenswerk, das billige Buch in großer Auflage, konzentrieren konnte, hatte er sehr viele Erfahrungen als, Buchhändler und Verleger und als Förderer progressiven Schrifttums gesammelt. So gründete er 1828 das sogenannte Literarische Museum für Freunde der Wissenschaft, der Schö nen Künste und der Lektüre, in dem Zeitungen und Zeitschriften ausla ¬ gen, Bücher ausgeliehen oder gekauft werden konnten. Der Verlag, der am 1. September 1945 nur noch 13 Mitarbeiter beschät tigte und zunächst Lagerbestände au den Markt brachte, konnte zu Begin 11 des Jahres 1946 sechs Hefte der Unit versalbibliothek wieder auflegen darunter auch die während der Nazi zeit verbotenen Dichter Heine und Puschkin. In diesem Jahr bringt de 1 Verlag Philipp Reclam jun. ein um fangreiches Buchangebot auf den Markt, u. a. in der Universalbiblio thek 68 Ersterscheinungen und 5 Nachauflagen von Autoren aus - Ländern.
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