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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1982
-
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Band 1982
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oberflächlichen Typ.“ Als die Uni versität seine Bewerbung für 'das Biologiestudium ablehnte, begriff er ernüchtert, was sein Abi darstellte: eine Fahrkarte, die ungültig gewor den war, weil er den Zug verpaßt hatte. So schrieb er Dutzende von Betrieben an, ließ sich schließlich vom Institut für Ackerbau und Pflanzenzüchtung Müncheberg- Mark für 77 Pfennig die Stunde als Hilfsarbeiter einstellen, karrte Mist und maß die Höhe von Versuchs pflanzen. 1954 bewarb er sich er neut und hatte Glück. Als er im 2. Studienjahr Kandidat unserer Partei wurde, meinte sein Bürge, er habe noch nie einen so fleißigen Stu denten gesehen ... Armin Ermisch wollte eben nicht nur „über Biolo gie“ sprechen... Er schrieb seine Diplomarbeit, blieb dann an der Uni, weil er nur dort lehren konnte und arbeiten in der Wissenschaft, theoretisieren, phantasieren. 1964 schloß er seine A-Promotion ab. Drei Jahre später übertrug ihm Bereichsleiter Prof. Sterba die Lei tung eiher der drei Arbeitsgruppen, die - zwar methodisch getrennt — das Gleiche untersuchten und unter suchen: Neurohormone. „In unserer Gruppe“, erzählt Pro fessor Ermisch, „gibt es so ein Wort: Die einen denken in der Arbeit über den Feierabend nach, die anderen umgedreht. Wir brauchen den zwei ten Typ. Wer bei uns arbeitet, ist eigentlich glücklich. Und das ist ja das einzige Maß, worauf es an kommt.“ In seiner Forschungs gruppe zu arbeiten, d. h. Versuche, oft einen nach dem anderen, wo chenlang, den Ratten Peptide injizie ren. sie dann untersuchen, rechnen. Wiederholen, wenn die Werte zu „bunt“ aussehen. Immer wieder das Unbehagen zurückdrän gen, ein Tier zu töten. Dann disku tieren, schreiben, englisch schrei ben, möglichst schnell, wegen der Konkurrenz. sieht sich sei bequemer geworden. Prof. Armin Ermisch (rechts) mit zwei seiner Mitarbeiter. Fotos: HFBS/Seeligmüller mischs ist Voraussetzung für nahm Ermischs Kol- Ziele ins Visier, und Vaters ihren Inzwischen lektiv neue meint, er „Ich gehe Unter der Leitung von Prof. Ermisch untersucht eine Arbeitsgruppe anhand von Experimenten an Ratten, ob Peptide durch die sog. Blut-Hirn-Schranke vom Blut ins Gehirn gelangen und wie Vasopressin Gedächtnisleistungen beeinflußt. man hört, daß sie es nicht ausschlie ßen, daß eines Tages an der Menge eines bestimmten Peptids im Blut die Gedächtnisleistung ablesbar ist. Tocher Anke, die nicht in Fußstapfen traten, sondern Weg gehen. solch ein Urteil. Jeden Montagmor gen z. B. versammelt man sich zur Dienstbesprechung. Nach Arbeits plandiskussion und Erörterung poli tischer Probleme wird neueste For- schungsliteratur vorgestellt, selbst verständlich in Englisch, denn das ist die Fachsprache. Doch auch Erfolge sind nicht aus geblieben. 1976/77 wies das Kollek tiv nach, daß das Peptidhormon Va sopressin nicht direkt über das Blut das Gehirn erreicht und dort Lern prozesse aktiviert, sondern daß die ses Peptid nur die Durchlaßfähig keit der Wandzellen der Gehirnblut gefäße für am Gedächtnisprozeß be teiligte Substanzen erhöht. Sie wa ren die ersten, die das mit ausrei chender Sicherheit behaupten konn ten, erst drei Jahre später stießen Gruppen in Toronto und Kopenha gen auf das gleiche Grundprinzip. „Der wird seinen Bauern nie los" Er lebt den Wissenschaftler vor Armin Ermisch steht selbst im La bor, erlebt selbst mit, wenn Meßer gebnisse nicht stimmen. Er sei kein Labortyp, sagt er von sich, er denke lieber über wissenschaftliche Er gebnisse nach. Doch wenn er lange Zeit nicht im Labor gewesen sei, wie damals, als er Sektionsdirektor war, fehle ihm etwas, fehle ihm die Sicherheit beim Arbeiten und das Gefühl für mögliche Fehlerquellen. „Ermisch kommt nicht auf die Idee und sagt gleich: Du hast gepfuscht, wenn die Meßergebnisse mal nicht stimmen“, berichtet Dr. Hartmut Schneider, der bei Professor Er misch kürzlich promovierte. Auch Ute Dahlke, die in der Arbeits gruppe ihre Diplomarbeit schreibt, war froh, als ihr Betreuer sich ohne Vorwürfe ihre Tabelle mit den drei mal zu hohen Konzentrationen von Vasopressin im Rattengehirn ansah, sie beruhigte und mit ihr gemein sam nach der Ursache suchte, „Uns schlägt die Natur jeden Tag ins Ge sicht.“ In Professor Ermischs Forschungs gruppe zu arbeiten, heißt auch, ra tionell und effektiv zu sein, mal „ 1,50 Meter aus dem Stand springen. Das möchten meine Leute drauf ha ben. Sich an einem Vormittag für eine Woche freiarbeiten. Und das haben sie auch drauf. Meine Stamm besatzung könnte ich zu jedem Zeit punkt an jeden beliebigen Ort ver pflanzen, die würde ihren Mann ste hen.“ — Gutes „Training“ — nicht zuletzt ein Verdienst Armin Er- Studenten sind die „Könige der Universität" Armin Ermisch : selbst viel kritischer, schon viel zu sicher durch das Ge strüpp der Wissenschaft, ich er tappe mich langsam, wie ich die Ju gend beneide um ihre Unbefangen heit und Kraft. — Watson Hat mit 25 Jahren den Nobelpreis bekom men. Noch ein Jahr, und Sie machen Dinge, die auch einen Preis wert wären, sage ich den Studenten deshalb immer wieder.“ Die Studen ten, die nennt Prof: Ermisch die „Könige der Universität“ und den „Stachel des Lehrenden“. Ein Drit tel seiner Zeit investiert er in die Lehre. Er steht selbst mit im Prak tikum, hält zur Evolution nur eine Vorlesung statt zwei und macht da für ein Seminar. „Es ist schön, sich selbst zu präsentieren und zu prü fen, Erfüllung zu finden. Und es ist schön, zu sehen, wie Licht in einen dunklen Schädel kommt“, erklärt er. Seine Forderungen sind hart. „Viele Seminare sind langweilig, man kaut einfach den Vorlesungs stoff wieder. Vor Ermischs Semina ren hatten wir am Anfang richtig Angst. Er gab jemandem einen Vor trag, derjenige mußte ein Problem aus seiner Sicht darstellen. Und dann ging’s los. Und Sie? Und Sie? Und Sie? ... Richtig geschafft war’n wir am Ohne Motivation, die jeder selbst erzeugen muß, wird nichts, pflegt der Optimist in Armin Ermisch zu sagen und ist sich zugleich ange sichts von Utes Meßergebnissen nicht sicher, ob seine Arbeits gruppe mit einigen ihrer früher ver öffentlichten Meßdaten nicht schon „Umweltverschmutzung“ betrieben hat: „Götter, die sich nicht irren konnten. — Das war wohl einer der wenigen Sätze, in denen ich meinem Vater nicht folgen konnte.“ Und genauo selbstverständlich stellt auch der „Chef“ Armin Er misch jeden Montag etwas vor. „Pro fessor Ermisch lebt uns den Wissen schaftler vor“ will Dr. Jochen Rühle hervorgehoben wissen und erzählt von Vorlesungen, die sein Chef hält am Literaturinstitut, in der Lehrerweiterbildung, vor den Studenten der eigenen Sektion und in der URANIA. Erzählt von Foren, zu denen ihn Studenten einladen, da mit er über Evolution spricht, die er 1968 selbst als Vorlesungsreihe be gründete, im gleichen Jahr, in dem auch die Autoradiografie in den Methodenbestand der Sek tion einführte. Erzählt auch von den Artikeln und dem zweiten URA- NIA-Bändchen, das Ermisch schreibt und sicher, dem Karl- Marx-Vortrag, den er in nur 14 Ta gen auf die Beine stellte. „Er wird geachtet, weil er wissenschaftlich ar beiten kann. Seine breite Bildung er möglicht ihm, ein Problem wirklich allseitig zu durchleuchten“, ur teilt auch Prof. Sterba, Leiter des Bereiches Zellbiologie, über seinen Mitarbeiter. Trotz der Verbundenheit — Armin Ermisch präsentiert sich rauh und direkt. „Der wird seinen Bauern nie los“, lästern die Kollegen und wis sen ihren Chef, der sich bei ihnen — die obligatorische Pfeife im lin ken Mundwinkel — zweimal täglich zur Teestunde einfindet, zu neh men und zu schätzen. Nicht ganz leise ist er, man hört ihn früh kom men, und vor seinen Vorlesungen be ruhigt er — wenn er’s nicht vergißt — die Studenten, damit sie nicht er schrecken, wenn er sich ereifert. „Er ist auch in den Parteiversamm lungen impulsiv und unduldsam. Sein Wort hat Gewicht, er hat schon viele Steine ins Rollen gebracht“, ur teilt Jochen Rühle. „Trotz seiner ro busten Art“, erzählt Dr. Schneider, „hat Ermisch Gespür für einfache Dinge, wenn jemand ein Bild auf gehangen hat im Labor o. ä. Ich hätt’ das gar nicht gesehen, er freut sich darüber. Genauso direkt sagt er aber auch, wenn’s in der Laborkü che schlampig aussieht oder geschlu dert wurde.“ Einfach und schlicht nennen die Biologen ihren tra bifahrenden Professor, und unbüro kratisch: „Der spielt formelle Dinge nicht hoch, er erörtert nicht erst ewig, sondern entscheidet, auch auf die Gefahr hin, daß es mal falsch sein kann.“ Ermisch kriegt seinen Bauern nicht los, sagen seine Kollgen, und er will ihn gar nicht loshaben. Er ist stolz auf seine Herkunft, er sagt „mein Dorf“ und „in der Kneipe bin ich Armin“ und „Wenn ich über den letzten Hügel komme, rede ich platt.“ Und er verschweigt auch nicht, daß er in Badra immer zu Hause bleiben wird. Steffi Hunger Ende“, erzählt Tierphysiologin Ulla Engelke aus dem 5. Studienjahr. Und Matthias Rottmann aus dem 2„ der im März mit der- Scheu vor Pro fessoren im Hinterkopf zu Armin Er misch kam, weil er schon im Grundlagenstudium mehr mit Bio logie zu tun haben wollte, wurde überrumpelt vom „Wann wollen Sie denn anfangen?“ des Professors. „Man ist bestimmten Studenten mehr verbunden als den eigenen Kindern, weil sie mehr nach den ei genen Vorstellungen geraten“, ge steht der Vater Armin Ermisch und verweist dabei — etwas traurig und doch stolz — auf Sohn Stefan und „Bauern. Das sind für mich ir- gendwie abgerundete, All-round- Menschen. Sie bringen das Saatkorn in die Erde zur richtigen Zeit, schüt- zen es, wenn es heranwächst, pfle gen den Boden, beobachten das Wet ter, halten Viehzeug, züchten, bauen, stellen ihr Werkzeug her. Sie sind tatkräftig, suchen nach einfa chen, handfesten Lösungen und scheuen sich nicht, direkt zu sein, auch plump, burschikos, laut.“ Armin Ermisch sagt das nicht als Bauer, auch nicht als Soziologe. Er ist Biowissenschaftler, stellvertre tender Leiter des Bereiches Zellbio logie und Regulation, Professor für Neurobiologie. Unter seiner Leitung Untersucht eine Arbeitsgruppe der Sektion Biowissenschaften anhand Non Experimenten mit' Ratten, ob Peptide durch die sogenannte Blut- Hirn-Schranke vom Blut ins Gehirn gelangen und wie ein spezielles Pep- M, Vasopressin, Gedächtnisleistun gen beeinflußt. Armin Ermisch kennt man auch als FDJ-Sekretär “es damaligen Zoologischen Insti- luts, als Parteisekretär der Mathe- matisch-Naturwissenschaftlichen Rakultät und als ehemaligen Sek- lionsdirektor. Bauer war er nie... Trotzdem: „Ich bin viel mehr Bauer, als die meisten wissen“, sagt der 47- lährige über sich. Vom Wandel einer Erkenntnis r behauptet von sich, er sei kein Labortyp. Doch wenn er lange nicht im Labor Wor, fehle ihm etwas; fehle ihm die Sicherheit beim Arbeiten und das Gefühl "“r mögliche Fehlerquellen ... In Badra, einem kleinen Dörfchen am Westrand des Kyffhäuser, Wuchs er auf. Wie die Vorväter zählte auch Vater Ermisch nur zu den „Kuhbauern“. Armin lernte, handfest zuzupacken, verschwand Moch, sobald er keine Aufgabe Hatte. „Armin ist immer fort“, pflegte die Mutter zu sagen. Dann 'heb er sich im Wald oder im Stein- bruch rum, angelte oder stöberte in Taters Büchersammelsurium. „Du Ind das Leben“ von v. Frisch fiel hm in die Hände, Bücher über Sil- berfüchse und über Sterne: „Ich bannte jede Weizensorte, wußte, daß le Ergebnis einer Züchtung ist. Va- ler erzählte irgendetwas von Genen Und bewunderte die Götter Wissen- ichaftler, die sich nicht irren konn- !*»•..“ Auf der Oberschule dann hielt sich der junge Armin die URA- NIA, ging auf Exkursion, interes- tierte sich für Haeckel und Darwin. Boch als er vor seiner Biologieleh- Min damit herausrückte, Biologie studieren zu wollen, sagte, sie zu Ihm, er werde sicherlich nicht bio logisch arbeiten, sondern nur „über Biologie“. „Damals war ich erschrok- ken", bekennt er, „man sah mich als porträt 17 „Ich bin viel mehr Bauer, als die meisten wissen" Über einen Professor für Neurobiologie namens Armin Ermisch d ■ a _ ■ 38 Jahre sind seit jenem denk- ‘ürdigen Tag des 22. Juli 1944 ver- Bangen, als das Polnische Komitee ür Nationale Befreiung sein Mani- st an die Nation richtete, das die VFganisationsprinzipien des Staates nd des gesellschaftlichen Lebens ? Polen, noch während des Kamp- 88 um seine endgültige Befreiung In der Okkupation Hitlerdeutsch- ands, festlegte. mokratische Freiheiten verspro chen. Formuliert wurden auch neue Grundlagen der Beziehungen mit dem östlichen Nachbarn, der Sowjet union. Die für das ganze Volk im Manifest festgelegten historisch bedeutungs vollen Reformen spielten im Prozeß der progressiven gesellschaftlichen Veränderungen eine große Rolle; sie schufen günstige Voraussetzungen und wurden zu einer Triebkraft, die die Menschen zum Wiederaufbau des durch den Krieg zerstörten Lan des mobilisierte. Die Trümmer wur den beseitigt, Fabriken, Hütten und Bergwerke wieder aufgebaut und das Transportwesen neu organisiert. Schon im September 1944 begann man die Verwirklichung der Boden reform. mehr als eine Million Bau ernfamilien erhielten eigenes Land. 1946 wurden die Schwerindustrie und die mittleren Industriebetriebe in Volkseigentum überführt. Die erste Nachkriegsperiode, die bis 1950 dauerte, war unerhört schwierig. Der Wiederaufbau des Landes von den Kriegszerstörungen der DDR und der VR Polen. Der völ kerrechtliche Akt, der eine solche hi storische Wende in der Geschichte der deutsch-polnischen Nachbar schaft dokumentiert, war das Ab kommen von Zgorzelec, das die Re gierungen Volkspolens und der Deutschen Demokratischen Repu blik am 6. Juli 1950 unterzeichne ten, nur wenige Monate nach der Gründung unserer Republik. Unser war nur durch die große, emotionale Spannkraft des Volkes, das seine Un abhängigkeit wiedererlangt hatte, und dank der hervorragenden Hilfe der Sowjetunion möglich. Bereits am 21. April 1945 unterzeichneten beide Staaten den polnisch-sowje tischen Vertrag über Freundschaft, gegenseitige Hilfe und Zusammen arbeit. Mit der Gründung der Volksre publik Polen erfuhr ihr Wirtschafts system eine grundlegende Wand lung. Aus einem rückständigen Agrarland, das durch innere Klas sen- und Nationalitätengegensätze zerrüttet war, verwandelte sich die VR Polen in ein Industrie-Agrar land. Damit verbunden war auch eine grundlegende Veränderung der Klassenstruktur. Aus rechtlosen Pro letariern wurden Eigentümer der Betriebe. Die Industrialisierung stärkte die Reihen der Arbeiter klasse und verdoppelte ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung. In der Volksrepublik Polen, als einem Staat der Arbeiter und Bauern, vollzogen sich auch auf so- 22. Juli 1944 - nationale Wiedergeburt Polens Abkommen von Zgoizelec dokumentiert historische Wende in der Geschichte der deutsch-polnischen Freundschaft »Die Verwirklichung der großen Nele, die das Manifest des Pol- ? :s <:hen Komitees der Nationalen Be- Sejung absteckte, begann in einer MSerst schwierigen Lage, wenn Enn sich vor Augen hält, daß am Vde des Krieges 38 Prozent des Molksvermögens total vernichtet wa- ß?- In Trümmern lagen Warschau 17 Prozent aller Gebäude) und nle andere Städte. Über 6 Milli 0- en Menschen waren der völker- „ordenden Politik der Faschisten tum Opfer gefallen, die In- Ndligenz war dezimiert. Millio- 18n Polen — verelendet und iemm Hunger entkräftet — kehr- In aus Konzentrationslagern ö1 von der Zwangsarbeit in Esutschland in ihre Heimat zurück, ein bedeutender Teil der Bevölke- iong hatte all sein Hab und Gut ver- ken. Ihnen allen mußten Nahrung, kidung und ein Dach über den dioP gegeben werden. In den durch p Konferenz von Jalta und das gotsdamer Abkommen Polen zu- Erochenen neuen West- und Nord- lepieten, die meistenteils menschen- Fr und verödet dalagen, mußte vie ¬ les aus dem Nichts geschaffen wer den. Die Industrie war dort noch mehr zerstört als in den alten pol nischen Gebieten, die Landwirt schaft lag total darnieder. Auch die Gesellschaftsstruktur der Vorkriegs periode’ mit ihren Institutionen und Organisationen war vernichtet. Das waren die Bedingungen, un ter denen die neue Regierung unter Vorsitz von E. Osobka-Morawski zu arbeiten hatte. Die Regierung setzte sich aus Vertretern der Polnischen Arbeiterpartei, der Polnischen So zialistischen Partei, der Volkspartei • der Demokratischen Partei, des Bun des Polnischer Patrioten sowie Par teilosen zusammen. Im „Manifest“ wurden Grundlagen des revolutio nären Entwicklungsprogramms und Richtlinien für den künftigen Auf bau Volkspolens abgesteckt. Das Ma nifest kündigte die Aufteilung gro ßer Landgüter, die Nationali sierung großer Industrie- und Han delsbetriebe sowie Banken an. Das Wiederaufbauprogramm des Landes wurde entworfen, das allgemeine Recht auf Bildung angekündigt, de- zialem und kulturellem Gebiet so wie im Bildungssystem tiefgrei fende Wandlungen. In der Verfas sung des Landes wird allen Bürgern das Recht auf Schutz der Gesund heit und das Recht auf Bildung ga rantiert. Als ein Beispiel für die Ver wirklichung dieser Aufgaben soll die Zahl der Hochschulabsolventen stehen, die sich im Vergleich zh Vorkriegszeit mehr als verzehnfacht hat. Die Zahl der Absolventen tech nischer Hochschulen in einem Jahr übersteigt heute schon die Gesamt zahl der Ingenieure aus der Zeit vor dem Krieg. All das wurde in einem Land verwirklicht, in dem es vor dem Krieg mehr als fünfein halb Millionen Analphabeten gab. Mit dem Sieg der Roten Armee und dem Untergang des Hitlerstaa- tes öffnete sich für das polnische Volk und auch für das Volk unserer Republik das Tor zum Sozialismus. Die Machtübernahme durch die Werktätigen an beiden Seiten der Oder und Lausitzer Neiße ermög lichte eine grundsätzliche neue Ge staltung der Beziehungen zwischen Land anerkannte in diesem Vertrag die bestehende und auf der Potsda mer Konferenz im Jahre 1945 fest- gelegte polnische westliche Staats grenze an Oder und Neiße. Auch wenn das polnische Bruder volk seinen Nationalfeiertag auf grund der Ereignisse seit dem Au gust 1980 unter besonders schwieri gen politischen und ökonomischen Bedingungen begeht, so kann es doch die Gewißheit haben, daß die sozialistischen Bruderländer unter Führung der Sowjetunion ihm wei terhin politisch-moralische und ma terielle Hilfe leisten werden. Aus druck dessen sind auch die gemein samen Kommuniques der offiziellen Freundschaftsbesuche von Partei- und Staatsdelegationen der VR Polen unter Leitung von Armeegeneral Wojciech Jaruzelski in den Haupt städten der sozialistischen Länder in diesem Jahr. Hier kam der un bedingte Friedenswille des pol- , nischen Volkes und der anderen so- ' zialistischen Länder nochmals ein deutig zum Ausdruck Kersten Bunke, Societas Jablonoviana
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