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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1982
-
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- Ausgabe Nr. 4, 29. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 8, 26. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 5. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 12. März 1
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- Ausgabe Nr. 12, 26. März 1
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- Ausgabe Nr. 23, 11. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 18. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 23. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 30. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 36, 5. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 15. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 22. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 41, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 19. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 26. November 1
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- Ausgabe Nr. 45, 10. Dezember 1
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Band 1982
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Stunden Stunden Dr. Dieter Schaale, Sektion Pädagogik Entwick- sollen in gegangen Seit nunmehr vier Jahren leh ren die DDR-Wissenschaftler am College of Agriculture der Addis Abeba Universität in Alemaya, Im qualifizierte F achleute für die äthiopische Landwirtschaft aus- zubilden. Mit dem Studienjahr 1981/82 wirken erstmals auch Lehrkräfte unserer Republik in ler Ausbildung von Lehrerstu- denten an diesem College mit. Es mag zunächst verwundern, Nenn über Lehrerausbildung an tiner landwirtschaftlichen Hoch- «hule berichtet wird. , Der scheinbare Widerspruch St aber schnell aufgeklärt. Mit lern anspruchsvollen Programm der revolutionären Regierung Ät- biopiens, eine allgemeine poly- ‘echnische Bildung für alle Kin- der in den nächsten 15 Jahren 2u sichern, ist gleichzeitig ein ex- !r em hoher Bedarf an Lehrern Nerbunden. Um die Situation auf “iesem Gebiet zu umreißen, Ssien einige Zahlen genannt: Für die Klassen 1 bis 8 werden in den nächsten zehn Jahren rd. 20000 Lehrer benötigt. Im Schul- ahr 1979/80 gab es in Äthiopien $08 graduierte Lehrer für die Klassen 9 bis 12, davon waren ber 413 ausländische Lehr hafte. Um den 1990 erforderli- shen Bedarf zu decken, müssen Ehrlich 340 Lehrer zum Diplom teführt werden. w ■ lyngSitere Schritte zur 0en der Lehrerbildung Yeranächsten Jahren Bufden, wobei die tatkräftige °esön.von DDR-Wissenschaftlern nders gefragt ist. 6Dje berufspraktische Ausbil- e & als Lehrer umfaßt im letz- % Semester Hospitationen an L er High School und das Ertei- GenFon Unterricht durch die Stu- kon in kleinen Gruppen ihrer 3860m ilitonen. Im Durchschnitt Yorn die Studenten 19 Stmnden V® 5 ung und fünf Ungen. Die se Zahlen machen wohl gütlich, welche großen Aufga- der Lehrerausbildung in Äthiopien zukommen. Dabei gilt 6 in Zukunft, neben der Schaf- Song neuer Lehrerbildungsein- shtungen, die vorhandenen 4föglichkeiten voll zu nutzen. Diese Überlegungen waren ein "esentlicher Ausgangspunkt da- p das vorhandene Potential an “hrkräften und Räumlichkeiten Snes schon bestehenden Colleges er Addis Abeba Universität nut- "Snd, in Alemaya ein Science Tea- Äthiopien braucht Lehrer ehrerausbildung am fliege of Agriculture Alemaya Sher Training Program (S.T.T.P.) J etablieren, in dem' Lehrer für ? High School, d. h< für die 9. 28 12. Klasse, ausgebildet wer- $60, Daß es sich dabei nicht um Bde vorübergehende Maßnahme tsndelt, zeigt die Tatsache, daß pe Form der Lehrerausbil- BDg in den letzten Jahren an dnfang zugenommen hat. Stu- WSten im Jahre 1978 — in die- Bn Jahre wurde die Ausbildung BEh einer zeitweiligen Verlage- 69g nach Bahr Dar wegen des DDerfalls Somalias auf Äthio- 587 wieder aufgenommen — . Studenten im S.T.T.P., so sind ; gegenwärtig 190 Studenten im t Studienjahr und 160 im 1. Stu- d^jahr. Das heißt, jeder dritte Bdudent des Alemaya Colleges ist "ute ein Lehrerstudent. Pie Studenten kommen aus al- ? Teilen des Landes und wer- 0 innerhalb von zwei Jahren 6 Lehrer für die Unterrichtsfä- 88t Biologie oder . Physical ESnce (Chemie, Physik) der lC 8s e n 9 bis 12 ausgebildet, gbei erfolgt eine Orientierung 3. einen späteren Einsatz in "dlichen Gebieten. b (entsprechend ihrer Fachrich- 138 haben die Studenten Lehr- dnanstaltungen in den verschie- inen Wissenschaftszweigen der Wissenschaften sowie der Che- 42 Physik und Mathematik. k 6 Lehrerstudenten hören Vor- eengen in marxistisch-lenini- öher Philosophie, Politischer EBonomie, Pädagogik und Psy- v‘°gie und vervollkommnen 58 Kenntnisse im Englischun- rr ‘cht. vo Zusammenhang mit dem Seesehenen Einsatz in ländli- hh Gebieten erfolgt auch eine ieührung in agrarwissenschaft- 4 nL Sachverhalte (z. B. Pflan- Ren2au, Tierzucht, Landmaschi- “bau). Erforschen, wie man früher sang UZ führte ein Gespräch mit OA Dr. sc. med. Behrendt, Leiter der Phoniatrischen Abteilung der Hals-, Nasen-und Ohrenklinik Stimm- und Sprachstörungen sowie Erkrankungen der Sing stimme waren Themen des VII. Phoniatrie-Symposiums, das vor kurzem im Brühlzentrum in Leipzig stattfand. In 52 Vorträ gen wurden Entstehungsursa chen, Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation dieser speziel len Erkrankung besprochen und neue Erkenntnisse, und Verfah ren gegeneinander abgewo gen. Die regelmäßig in drei jährigem Abstand veranstalteten Symposien tragen interdiszipli nären Charakter. Neben Me dizinern verschiedener Fachrich tungen gehören Sprachwissen schaftler, Logopäden und Ge sangspädagogen zum Teilneh merkreis. An der diesjährigen Zusam menkunft, die unter der wissen schaftlichen Leitung von Ober arzt Dr. sC. med. Wolfram Beh rendt von der Karl-Marx- Universität stand, beteiligten sich Fachleute aus zwölf Län dern. tienten wird sich also nicht ver bessern, daß er etwa schneller, sondern daß er intensiver be handelt wird. UZ: Worüber forschen Phonia- ter heute? OA Dr. Behrendt: Ich persön lich bin der kindlichen Sing stimme sehr verpflichtet, denn wenn wir bereits da mehr auf passen, können später funktio nell bedingte Stimmstörungen verhindert werden. Dazu gehö ren Auswählen des richtigen Liedgutes im Unterricht, Einbe ziehung der großen Kinder- und Jugendchöre in Untersuchungs reihen u. a. Noch mehr wollen wir uns mit Fragen des Stimmwechsels be fassen, die z. B. beim Mädchen völlig vernachlässigt werden, und in einer Zeit, in der die Stimme gerade geschont werden muß, kann es passieren, daß die Mädchen stimmlich zu stark be ansprucht werden. Fragen wie .Wird aus einer qualitativ guten Kinderstimme auch eine gute Er- sang...? OA Dr. Behrendt: Ja, gemein sam mit Musikwissenschaftlern und Wissenschaftlern der natio nalen Forschungs- und Gedenk stätten Bachs haben wir uns Ge danken über den eigentlichen Charakter des Klanges des Kna- benchores zur Amtszeit Bachs ge macht. Der Chor bestand aus etwa 55 Sängern. Weil in allen vier Stadtkirchen gesungen wurde, teilten sie sich, so daß die meisten Kantaten von etwa 12 bis 14 Schülern gesungen wur den. Es bestehen Aufzeichnun gen von Bach selbst über die Alumnen damals. Der Klang war ein ganz anderer. Um zu wissen, wie es damals klang, haben wir eine Untersuchungsgruppe ge bildet: 12 Studenten, frühere Kruzianer oder Thomaner, die das gleiche Durchschnittsalter haben, ahmen die Stimmen nach. Wir unterstellen, daß die Tho maner zu Bachs Zeiten fistuliert haben, das heißt den Alt oder So pran nachahmten. UZ: Phoniatrie — was ist das? OA Dr. Behrendt: Phoniatrie ist die Lehre von der Erkran kung der Stimme und der Spra che. Sie wird in erster Linie von Hals-, Nasen-, Ohrenärzten — also von Laryngologen — betrie ben. Es wäre aber falsch zu glau ben, daß dies von einem relativ kleinen Fachgebiet wieder eine Verkleinerung darstellen würde. Der Kehlkopf als Träger der Stimme steht im Mittelpunkt, aber für die Sprache, Spracher lernung, Sprachausbildung sind noch andere Organe zuständig, also beispielsweise die Mund höhle und Zunge für die Formu lierung von Vokalen oder Kon sonanten. Es bestehen natürlich Zusammenhänge zur gesamten Großhirnleistung, zu Gebieten wie die Sprachentwicklung beim Kind. Wir brauchen deshalb die Neurologie. Kinderheilkunde, die Zahnheilkunde gleichermaßen wie die Psychologie und die Päd agogik. T ro" Es gibt in der Pädagogik eine spezielle Ausbildungsrichtung, die wir als Logopäden bezeich nen, das sind Pädagogen, die sich mit der Diagnostik, aber auch mit der Behandlung von Stimm- und Sprachstörungen befassen, und es gibt die Sprechwissen schaftier, die in ihrer Tätigkeit ähnliche Merkmale aufweisen. So muß in einer phoniatrischen Abteilung neben dem ärztlichen Mitarbeiter auch der pädagogi sche oder der sprechwissensehaft- liche Mitarbeiter zu Wort kom men, denn nur mit diesen zu sammen kann eine gute Diagno stik der Stimme und der Sprache sowie der Störungen erfolgen. UZ: Worin sehen Sie die inter essantesten Ergebnisse des letz ten Phoniatrie-Symposiums? Was gewinnt der Patient dar aus? OA Dr. Behrendt: Für uns er gaben sie neue Gesichtspunkte bezüglich der Diagnostik von Lähmungen des Kehlkopfes, die Stimm-und Sprachstörungen her vorrufen können und zum ande ren bemerkenswerte Forschungs ergebnisse über Erkrankungen der Singstimme. Zu hören waren auch sehr interessante Vorträge über Lähmungen des Gaumense gels, beispielsweise nach Spalt operationen. Für Diagnostik von Kehlkopflähmungen ist beson ders die Elektromyographie zu nennen, die von uns aus sicher lich noch mehr für die Diagno stik eingesetzt werden -muß. Die Therapie wird nach Ausmaß der Lähmung festgelegt. Für den Pa- OA Dr. Wolfram Behrendt in seiner wachsenenstimme ?* müßten noch mehr erforscht werden. Des weiteren arbeiten wir an einem Forschungsauftrag, der sich mit der chronischen Laryngitis (chro nische Entzündung der Stimm bänder) befaßt, vor allem auch damit, ob daraus einmal eine Ge- schwulsterkrankung entstehen kann. UZ: Sie betreuen bezüglich ih rer Stimme die Künstler der Leipziger Theater sowie auch von außerhalb. Gelingt es Ihnen manchmal, eine Opernauffüh rung zu retten? OA Dr. Behrendt: Nun, das kommt schon vor. In der Oper wurde ein Untersuchungsplatz eingerichtet, so daß wir während der Vorstellung z. B. eine Kehl kopfspiegelung durchführen kön nen. Manchmal gelingt es. eine ermüdete Stimme durch Medika mente so zu stabilisieren, daß die Partie zu Ende gesungen werden kann. Für den Arzt jedoch bleibt maßgebend, daß durch den Kraft aufwand der Stimme kein blei bender Schaden entsteht. Die täg liche Stimmbelastung des Berufs sängers ist erheblich, und viele können mit 40 bis 45 Jahren nicht mehr die entsprechenden stimmlichen Leistungen bringen. Deshalb muß dieser Beruf noch mehr als bisher dispensaireartig betreut' werden. UZ: Uns ist bekannt, daß Sie auch mit Musikwissenschaftlern zusammenarbeiten und darüber forschen, wie man früher Sprechstunde. Foto: HFBS/'Kranich UZ: Woher weiß man das? Wa ren die Thomaner damals nicht auch Kinder? OA Dr. Behrendt: Musikwis senschaftlich kann belegt wer den, daß das Durchschnittsalter der Alumnen höher lag als heute. So wurden im Alt oder im Sopran 20- bis 22jährige junge Männer mit eingesetzt. Deshalb nehmen wir mit Sicher heit an, daß sie früher fistuliert haben. Sie haben das vom Stimm bruch an sicher geübt, im Ge gensatz zu unseren Sängern heute, die nach der Mutation in den Männerstimmen eingesetzt werden. Nach' verschiedensten Ge sangsproben dieser, Untersu chungsgruppe,, die also auch „fi- stulierte" in mehreren Varian ten, haben wir festgestellt, daß dieser Chor ein relativ klangstar ker Chor gewesen sein muß, und daß Bach diesen Chor in einer großen Einsatzbereitschaft ge habt hat. Er ist nicht zu verglei chen mit unseren heutigen Klangidealen, geprägt durch das 19. Jahrhundert. Ich wage nicht zu entscheiden, was passieren würde, wenn wir heute so singen lassen würden wie zu Zeiten Bachs. Dennoch ist es lohnenswert, sich darüber Ge danken zu machen, weil es ja heute modern wird, Aufführungs praktiken nachzuvollziehen. (Das Gespräch führte Dr. Karla Schröder, Mitglied des Re daktionskollegiums.) Schule im Abseits D ie Autoren sehen als Ziel ihrer Arbeit, die sich vorwiegend an Erziehungswissenschaftler wen det, „die dem gesellschaftlichen Fortschritt widersprechende anti kommunistische Funktion der Schule in der BRD nachzuweisen und die notwendige Auseinanderset zung zu führen“. Den Ausgangs punkt der vorliegenden Untersu chung bildet das Kapitel „Die Klas senfunktion der politischen Bildung der Jugend in der BRD“. Die Auto ren gehen von, der Leninschen Fest stellung aus, daß politische Bildung im Imperialismus darin besteht, „für die Bourgeoisie brauchbare Die ner heranzubilden“. Sie definieren politische Bildung als ein „umfas sendes System staatspolitischer Erziehung im Interesse der Ziele des Imperialismus“, die „auf alle Bürger orientiert“ ist (S. 20). Unter schieden wird nach Auffassung der Autoren in politische Bildung im weitesten Sinne, dazu gehören ne ben den Massenmedien vor allem die Multiplikatoren der herrschen den Staatsideologie, wie Politologen und Schulbuchautoren, und politi sche Bildung im engeren Sinne (ob wohl von den Autoren nicht so ge nannt), die durch die Schulen der BRD vermittelt wird (S. 20). In diesem Kapitel wird dem Leser eine umfassende Darstellung über Ziele, Träger und Etappen der poli tischen Bildung gegeben. Durch die historische Betrachtungsweise wird der Zusammenhang zwischen der ge sellschaftlichen Situation in der BRD und den Veränderungen in nerhalb der jeweils herrschenden Gesellschafts- und entsprechenden Bildungstheorie sichtbar. Schon im 1. Kapitel gehen die Autoren auf die wichtigsten Tendenzen, den Kon servatismus und den Sozialreformis- einem „Bildungsüberschuß“ versehe nen „mobilen Menschen“ usw. Ebenso kann aus der gesellschaft lichen Misere die Neuformulierung des Kulturbegriffs als „Angebot an alle“ keinen Ausweg bieten. Diese der BRD-Schuljugend präsentierten demagogischen Verdrehungen sozia ler Widersprüche passen sich in das Konzept zur Integration der Bevölkerung in das kapitalisti. sehe Herrschaftssystem eins Sie wer den durch entsprechende bürger liche Gesellschaftstheorien unter mauert und für den Schulunterricht praktikabel gemacht. Warum diese von den Autoren vorliegenden Un tersuchungen erst im 3. Kapitel er läutert werden, läßt den Zusam menhang zur schulpolitischen Um setzung nicht immer erkennbar wer den. Dies trifft insbesondere auf die Behandlung der Industriegesell schaftstheorie zu. Einige Grundposi tionen werden aus dieser Sicht be reits im 2. Kapitel behandelt, ohne sie als zu dieser theoretischen Kon zeption zugehörig auszuweisen. Da gegen wurde von den Autoren die Totalitarismustheorie und deren mo difizierte Anwendung im Schulun terricht deutlich herausgearbeitet. Das gleiche güt für die These vom „demokratischen Sozialismus“ als politische Variante der Industriege sellschaftstheorie. Wie die These von der „einheitli chen deutschen Kulturnation“ den Schülern in der BRD dargeboten wird, zeigen die Autoren ausführ lich anhand des Literaturunter richts. Sie verdeutlichen, wie sich politische Bildung als „durchdrin gendes Unterrichtsprinzip“ (im Ge- Zur antikommunistischen Zielsetzung und Funktion der poli tischen Bildung der Jugend in der BRD / Von einem Autoren kollektiv unter Leitung von Rolf-Jürgen Girbig und Alfred Leonhardt, Dietz Verlag Berlin 1981, 224 S. mus, ein, die zum durchdringenden Prinzip der gesamten Arbeit wer den. Auf sie wird an anderer Stelle näher eingegangen. Besonders an schaulich wurde die Verflechtung von Staat, Parteien, Monopolver bänden und Landsmannschaften bei der Vermittlung von politischer Bil dung in den BRD-Schulen aufge zeigt, ergänzt durch grafische Dar stellungen zur Erläuterung der herrschenden Machtstrukturen (S. 22, 25 u. 48). Die folgenden Kapitel beschäfti gen sich mit den ökonomischen und sozialen Veränderungen — insbeson dere der 70er Jahre —, die sich aus den Anforderungen der wissen schaftlich-technischen Revolution einerseits und den damit verbunde nen Verfallserscheinungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen (Arbeits losigkeit, ökologische Krise, Verstär kung des Klassenkampfes, Krise der bürgerlichen Ideologie etc.) ergeben und deren schulpolitische Reaktion auf diese sozialen Widersprüche. Die Autoren arbeiten heraus, wie der Schuljugend der BRD suggeriert wird, der fortschreitenden Defor mierung alles Menschlichen durch Entgegensetzung „neuer Werte“ Ein halt zu bieten. Nicht mehr der indi viduelle Konsum soll im Vorder grund stehen, sondern eine Rückbe sinnung auf geistige Werte durch Hinüberretten eines abstrakten bür gerlichen Humanismus bis hin zur „Anpreisung konservativer Ideolo gien“ (S. 172). Hier zeigt sich beson ders deutlich die Sinnlosigkeit sol cher Thesen wie von der pluralisti schen Gesellschaft“, „der Überwin dung des Klassenstaates“, vom mit gensatz zu politischer Bildung als Unterrichtsfach: Sozialkunde, Ge sellschaftskunde) darstellt Die Bandbreite zur Aufnahme von DDR-Literatur reicht von der Aus wahl über eine relativ breite Kennt nisnahme der „zweiten“„.inoffiziel len“ DDR-Literatur bis zur Behand lung der gesamten DDR-Literatur als Indiz für die Einheit der „Kul turnation“ oder „Literaturnation" (so Günter Grass). Akzentuiert wer den in diesem Abschnitt vor allem die entsprechenden Beschlüsse der Kultusministerkonferenz der Län der sowie ideologische und ästheti sche Aspekte beim Interpretieren von DDR-Literatur. Dies schien mir von besonderer Wichtigkeit, zumal sich die Beschäf tigung mit den „Konvergenzpunk ten“ (S. 162) beider deutscher Lite raturen verstärkt in den Massen medien der BRD widerspiegelt. Als Beispiel sei an dieser Stelle auf den Rummel um die „Preußen-Ausstel lung“ verwiesen, in den neben profi lierten BRD-Autoren auch ehema lige DDR-Schriftsteller einbezogen wurden. Abschließend sei nochmals festge stellt, daß es in diesem Buch aus gezeichnet gelungen ist, die Verbin dung aller an der Vermittlung von politischer Bildung beteiligten Ein richtungen aufzuzeigen. Die Darstel lung der Kultusminister-Beschlüsse der Länder in ihrer historischen Ent wicklung und deren modifizierte An wendung verdeutlicht den Zusam menhang von innen- und außenpoli tisch wirkenden Faktoren auch, in der Schulpolitik der BRD. Erdmuthe Behnke, Herder-Institut Verbesserung der Versorgungsstruktur durch kleine, überschaubare Einheiten 3. Symposium der Psychiater sozialistischer Länder tagte in Leipzig In Verbindung mit dem 100jäh- rigen Jubiläum der Psychiatri schen- und Nervenklinik fand im Mai das 3. Symposium der Psychiater der sozialistischen Län der statt. Es beschäftigte sich mit Wegen zur Verbesserung der Struk tur psychiatrischer Versorgung und mit ethischen Aspekten des Um gangs mit psychisch Kranken. Gene rell zeichnete sich in den Beiträgen der 21 Delegierten aus den Staaten des RGW eine Tendenz zur Verla gerung des Schwerpunktes psy chiatrischer Versorgung weg vom Krankenhaus 'hin zur Peripherie, d. h. den Wohn- und Arbeitsberei chen des Patienten ab. Die nötige Stationäre Betreuungskapazität soll nicht mehr nur vom psychiatrischen Großkrankenhaus gestellt Werden, sondern von kleinen Basiskliniken, die u. U. Krankenhäusern mit all gemeinem Profil angeschlossen sind. Für die weiterhin existenten psychiatrischen Großkrankenhäuser wird eine Untergliederung ange strebt, in dem Sinne, daß überschau bare Einheiten für die Versorgung eines bestimmten Territoriums ge schaffen werden. Weitere Formen einer abgestuften, auf die schritt weise Wiedereingliederung des Pati enten orientierten Psychiatrie sind Tages- und Nachtkliniken, ge schützte Wohnungen, Patienten klubs und während der stationären Betreuungsphase eingeleitete; am bulant weitergeführte Gesprächs gruppen. Um diese, die moderne psychiatrische Praxis bewegenden Fragen möglichst breit zu diskutie ¬ ren, wurde für einen Teil des drei tägigen Symposiums die Form von relativ kleinen Sektionen gewählt. Sowohl die ausländischen als auch die ungefähr 250 inländischen Gäste der Tagung hatten die Mög lichkeit, zwischen Veranstaltungen zur' Binnenstruktur des psychia trischen Krankenhauses, zur Ent wicklung extramuraler Betreuungs formen, zu geschützten Einrichtun gen und zu ethischen Prinzipien in der Begegnung mit dem psychisch Kranken zu wählen. Die Diskussion in den Sektionen erfolgte anhand von Thesenpapie ren, die von der Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie unter maßgeblicher Mitarbeit der Psychia trischen Klinik des Bereiches Medi zin und des Karl-Sudhoff-Institutes erarbeitet wurden. Die Thesen wur den den Teilnehmern vor bzw. zu Beginn des Symposiums zur Verfü gung gestellt. Es war der Eindruck der meisten teilnehmenden Fachvertreter, daß durch den weitgehenden Verzicht auf ausformulierte Vorträge bei gleichzeitiger Vorstrukturierung der Diskussion durch Thesen eine ver hältnismäßig günstige Form zur kol lektiven Beratung der immens be deutsamen Fragen psychiatrischer Praxis gefunden wurde. Wegen der Komplextität der auf geworfenen Probleme des institutio nell-administrativen Aufbaues der Psychiatrie, sowie der Vielschich tigkeit oft sehr bewegerder, kei neswegs einfach zu entscheidender Fragen über ethische Normative psychiatrischen Handelns, wurde auf eine schon abschließende Ver abschiedung der beratenen Thesen verzichtet. Einigkeit herrschte aber darüber, daß gemäß dem humanisti schen Anliegen einer sozialistischen Gesellschaft all jene Strukturen aus gebaut werden müssen, die die Chancen eines psychisch Kranken verbessern, zu seinen Angehörigen und Kollegen, an einen angemes senen Arbeitsplatz zurückzukehren. Grundsätzlich konnte in vielen Punkten eine Übereinstimmung zwi schen den Sichtweisen der in- und ausländischen Fachvertreter und den für den jetzigen Fünfjahrplan zeitraum geltenden Richtlinien des MfG der DDR „Aufgaben zur weite ren Verbesserung der psychiatri schen Betreuung 1981—85“ festge stellt werden. Dr. med. Ulrich Trenckmann
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