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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 1982
-
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Band 1982
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„Jetzt habe ich aber zuviel geredet“ USA-Journalist Victor Grossman sprach vor Orientierungsläufern An einem Donnerstagnach mittag im Institut für Körper erziehung. Es ist kurz vor halb sechs und kurz nacheinander treffen die Mitglieder der Trai ningsgruppe Orientierungslauf der HSG ein. Doch heute stehen den etwa 25 Sportlern keine Waldläufe, Routendiskussionen oder Unterweisungen zu takti schen Fragen bevor. Nur einige' der Leute, denen ansonsten das Lauten sehr großen Spaß macht, haben heute ihre Trainingssachen dabei. Der Grund dafür ist ein Gast, der sich noch ein wenig in die Kunst der Orientierung ein weisen läßt Vor sich eine Wett kampfkarte, versucht man, ihm einiges davon in Kurzfassung klarzumachen: „Das sind hier die Postenpunkte, die in der einge zeichneten Reihenfolge angelau fen werden müssen, dann eine Markierung in die Startkarte und danach heißt es nur noch laufen, laufen...“ Wenig später ist der Gast sel ber an der Reihe. Allerdings nicht mit Laufen, sondern mit Reden. Der einleitende Vortrag des US-amerikanischen, in der DDR lebenden, Journalisten Vic tor Grossman, der vielen aus den Spalten der „Jungen Welt“ be kannt sein dürfte, spricht über die USA in Geschichte und Ge genwart. Da geht es um den Prä- sidenten und die dazu nötigen Wahlen, um das Zweiparteien system, um die dicken amerika nischen Zeitungen (was sich vor allem aus der umfangreichen Werbung erklärt) und das dünne amerikanische Kursbuch (allein ein solcher Bundesstaat wie Ohio, der so groß ist wie die DDR, ver fügt über nur zwei Eisenbahn linien). Aber auch die US-ameri kanische Hochrüstung kommt zur Sprache. Eindrucksvoll der fol gende Vergleich: würde man die Ausgaben für das jetzige Rü stungsbudget in Dollar-Scheinen übereinanderstapeln, käme man auf die Höhe von 190 000 km (!) Dollarscheinen. Aber Victor Grossman spricht auch über die Kräfte, die gegen diesen Rü stungswahnsinn auftreten, so die Kommunisten oder eine Ärzte- Bewegung. Angefangen hat es mit zehn Medizinern, jetzt ge hören schon über 11 000 in fast allen Bundesstaaten zu der Be wegung „Ärzte für soziale Ver antwortung“. Viele Themen werden berührt, streitbar und engagiert. Und erst eine halbe Stunde später als eigentlich geplant, kommt der Amerikaner zu dem Schluß: „Jetzt habe ich aber zuviel ge redet ...“ Das ist zugleich der Startschuß für die Diskussion. Auch hier wieder viele Fragen. Die Orientierungsläufer nutzen die Gelegenheit: Warum Waffen lieferung nach Taiwan? Wie ist die US-amerikanische Haltung' im Faikland-Konflikt einzuschät zen? Welche Rolle spielen in den USA die Gewerkschaften und wie groß ist die Gefahr des Faschis mus? Wie ist die Haltung der amerikanischen Lehrer einzu schätzen? Wieder vergeht viel Zeit. Dabei gibt es nicht nur Antworten, sondern auch Mei nungsstreit. unterschiedliche An sichten. Aber in zweierlei Hin sicht ist man sich am Ende einig: Es war interessant und hat das Programm der Trainingsgruppe bereichert. Und es klingt wie ein Schlußwort nach fast vier Stun den Diskussion, als der amerika nische Gast meint: „Die Haupt sache ist wohl, daß man versteht, wie die heutige Welt sich ent wickelt und daß man seinen Platz darin weiß, den auf unserer Seite.“ Jürgen Seidel Was die Stunde geschlagen hat... ... kann bald wieder jeder ganz genau erfahren, der sich auf oder in der Nähe des Innenhofes des Universitätskom plexes befindet. Hier sind gegenwärtig Arbeiter des BMK Leipzig am Werke, um die Befestigung für die historische Stundenglocke anzubringen. Beim ersten Teil der Arbeiten kam im Rahmen eines Forschungsvorhabens ein Beton ¬ schmelzverfahren zur Anwendung. Die Glocke selbst stammt aus dem Jahre 1659 und wurde beim Abbruch des alten Unigebäudes geborgen. Nach einer gründlichen Restaurie rung findet sie nun ihren Platz im Innenhof. Text und Fotos: Jürgen Männel „Engel Arthur / Technik: Andreas Kügler" Ein Mitglied der KMU-Studiobühne im Porträt So zum Beispiel kenne ich ihn: Er sitzt am Licht, verfolgt das Spiel der Darsteller, weiß, jetzt muß er diesen Scheinwerfer aufziehen, je nen nicht, oder Dunkelheit soll sein. Die Zuschauer im Saal des Ernst- Beyer-Hauses konzentrieren sich auf das Spiel, die Spieler konzentrieren sich auf sich selbst, und einer sitzt im Licht, den man nicht bemerken soll, ohne den es aber nicht geht. Darum steht auch sein Name im Programmheft: Andreas Kügler. Er wird nicht wie er heißt gerufen, sondern „Kuller“. Im Stück vor der Pause hatte auch er auf den Studio bühnenbrettern gestanden, ein säch selnder Engel Arthur. Noch ein we nig Schminke im Gesicht, wird er nach dem Schlußapplaus das Licht abbauen, verstauen, Requisiten ver packen, Podeste schieben, Stühle räumen. Jedes hat seinen Platz. Ich weiß von ihm auch, daß er beim Poetischen Theater montags und dienstags abends probt, dazu manchmal freitags und an den Wo chenenden, daß er mitspielt oder „nur“ die Technik betreut bei den Aufführu ngen „Wendt gegen Wendt“, „Die Frau zum Wegschmeißen“ und „Imaginäre Imitation“. So verbringt Kuller seine Freizeit bei einer Stu dentenbühne, dabei ist er gar kein Student. Jedenfalls vorläufig noch nicht. Er arbeitete als Tontechniker beim Zentralhaus für Kulturarbeit. Genauer gesagt: als Facharbeiter für Nachrichtentechnik, Spezialrichtung: tontechnische Anlagen. Zum Zen tralhaus gehört er nun schon das sechste Jahr, dort hat er seinen Be ruf gelernt, bevor er die Armeezeit absolvierte. Als Tontechniker viel unterw.egs, schneidet er Veranstal tungen mit oder macht Aufnahmen im Betrieb, wie gegenwärtig für eine Instrumentenkunde, die die Ar beit z. B. an der Zentralen Volks kunstschule unterstützen wird. In seiner „zweiten Anstellung“, beim Poetischen Theater „Louis Fürnberg". wirkt er inzwischen fast zwei Jahre. Kuller ist nicht der große Hauptrollendarsteller, will auch nicht Schauspieler werden spä ter. Als er anfing beim Theater, war es, um sich selbst auszuprobieren. Das Proben, des Finden von Mög lichkeiten. sich mit Körper und Sprache ausdrücken zu können, wa ren für ihn Entdeckungen, die mach ten ihm Spaß. Damals meinte er, die Proben am ■ Stück und die Pro ¬ benergebnisse genügten ihm. erfüll ten ihn so, daß er Vorstellungen eigentlich nicht benötigte. Es be schäftigte ihn zunächst noch nicht, warum das Amateurtheater etwas und was es beim Zuschauer errei chen kann, will und muß. Seine Haltung hat sich geändert. Nach der Premiere des ersten Stückes, an erfahren, wie jeder, der mit Andreas Kügler zusammenarbeitet, daß er ein paar Grundsätze hat. Die spricht er nicht aus, aber es gibt sie. Zum Beispiel: Pünktlichsein. Pünktlich keit ist für ihn einfach Höflichkeit. Niemand hat das Recht, über die Zeit eines anderen zu verfügen, in dem er ihn warten läßt. Die Arbeit dem er mitarbeitete, und mit stei gender Zahl der Aufführungen, hat er genauer darauf geachtet, wie unterschiedlich die Zuschauer auf die Vorstellungen reagieren. Kuller hat sich Gedanken darüber gemacht, woran das liegt, nicht allein, was seine Rolle betrifft oder die Arbeit mit der Technik. Die neue Inszenie- rung der Studiobühne, „Die Frau zum Wegschmeißen“ von Dario Fo, fordert nun nicht nur umfangreiche Probenzeit, sondern auch viel Zeit für die geistige Verarbeitung des Inhalts. Wie alle Darsteller beschäf tigt sich Kuller gegenwärtig mit USA-Geschichte, mit der von Fo clownesk verpackten Allegorie von der amerikanischen Entwicklung, deren Wesen und Erscheinungen. Durch Kullers Kopf geht, was der Zuschauer dann begreifen soll. Innerhalb kurzer Zeit habe ich im Betrieb und die Proben befriedi gen ihn nur in einer Atmosphäre solch gegenseitiger Achtung. Ein an derer Grundsatz: Kein Geschrei ma chen um sich selbst und was man tut. Wie sehr das für ihn zutrifft, wurde mir besonders deutlich, als ich über ihn schreiben wollte. Ich kenne ihn fast zwei Jahre, wir ha ben zusammen geprobt, gespielt, ge sprochen, doch Persönliches mußte ich jetzt erfragen. Vierundzwanzig Jahre ist er alt, ein Sohn der Messe stadt und Bruder für drei Geschwi ster. Die Eltern — der Vater bei der VP, die Mutter wissenschaftlich- technische Mitarbeiterin an der DHfK. Eine von Kullers Vorlieben: Folklore-Musik. Volkstanz... da habe ich ihn bei einer Veranstaltung getroffen, als er ausgelassen ein Flößerlied mitsang und andere Lie der, dann, schwitzend, keinen Tanz ausließ. Bei allem, was Kuller nebenbei macht, geht, wenn sich Termine überschneiden, die Arbeit irrt Be trieb vor. Aber die Kollegen nehmen auch Rücksicht auf ihn. wenn sie wissen, er hat an diesem oder jenem Tag Vorstellung oder wenn es sich um eine Freistellung handelt. So viel, wie ihm die Arbeit an der Stu diobühne auch bedeutet, in abseh barer Zeit wird es jedoch auch ohne das Amateur-Theater gehen müssen. Kuller bewirbt sich um einen Stu dienplatz an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Dort will er seinen Ingenieur ma chen. Doch noch sind seine Ge danken bei der gewohnten Arbeit und beim Hobby, von dem hier so ausführlich die Rede war. weil es in ungewöhnlich starkem Maße sei nen Alltag beeinflußt. Seinen be sonderen Alltag, der ihn mit dem Theater nach Moskau fahren ließ, der ihn im Beruf ausfüllt, im Zu sammensein mit Freunden, den All tag, der die nächste Premiere bringt, mit Textern, Kostümprobe, Auf regung und manchmal zu wenig Schlaf. So kenne ich ihn, Kuller. Hellmuth Henneberg über die letzten Lebensjahre der Anette von Droste-Hülshoff Neue Bücher aus dem Verlag der Nation und dem Verlag Rütten und Loening Von einer großen unerfüllten Liebe erzählt Joachim Lindner: Die letzten Lebensjahre der Anette von Droste- Hülshoff (1797—1848) waren bestimmt von ihrer Sehnsucht nach der Gegen wart des siebzehn Jahre jüngeren Levin Schücking. Die Liebe beflügelte das Schaffen der Dichterin, die in den Moralzwängen einer altadligen (Fa milie streng katholisch aufwuchs, stürzte sie jedoch zugleich in den tie fen inneren Zwiespalt, dem sie letzt lich nicht zu entrinnen vermochte. Joachim Lindner versucht in seiner Erzählung „Anettes späte Liebe“ (157 Seiten, 8,20 Mark), jenen letzten Lebensjahren der Droste-Hülshoff nachzugehen. Die Illustrationen zu seiner Erzählung stammen von Hans- Eberhard Ernst. Das Buch erschien im Verlag der Nation. Als kleine Kostbarkeit kommt Jo hann Wolfgang Goethes „Buch Su- leika" aus dem „West-östlichen Di van“ zum Leser. Axel Bertram hat die Goetheschen Liebesgedichte für den Verlag der Nation in kalligraphi- /scher Schrift aufgezeichnet und er möglicht eine bibliophile Begegnung mit dem Buch „Suleika“. Bertram, ist auch die geschmackvolle Aus stattung des handlichen Bändchens zu danken, Prager Sagen von Vaclav Cibula erschienen im Verlag Rütten und Loening. Eine Fülle von Sagen er zählt man sich im tausendjährigen Prag. In ihnen hat das Volk in der Vergangenheit immer wieder seine Hoffnung auf Gerechtigkeit, auf Wah rung der nationalen Selbständigkeit ausgedrückt. In dem Band,' den Gu stav Just ins Deutsche übertrug und Gerhard Rappus illustrierte, begeg nen wir der Fürstin Libuse, treffen wir Rabbi Löw und jene böhmischen Herren, die einst auf dem Altstädter Ring ihr Leben verloren und noch im mer über das Wohl des tschechischen Volkes wachen. Das Verbindende war die Darstellung von Geschichte Hans Pfeiffer bei Philosophen zu Gast Vor aufmerksamen Zuschauern, den Mitgliedern der Gewerk schaftsgruppe des WB „Dia. Mat.“ (Sektion Philosophie), las Hans Pfeiffer aus neuesten seiner Ma nuskripte. die wiederum ge schichtliche Ereignisse und das Handeln von Personen in be stimmten schwierigen bzw. Ent scheidungssituationen beinhalten. Zwar standen, rein äußerlich betrachtet, die in den beiden Le seproben vermittelten Sachver halte in keinem Zusammenhang. Ging es doch einmal um die Er hellung des historischen Umfel des, der Motive und des Hand- lungsrähmens der beiden Gegen spieler Bebel und Bismarck im Jahre 1890, das als das Jahr der Aufhebung des Sozialistengesetzes und Bismarcks Sturz in die Ge schichte der deutschen Arbeiter bewegung eingegangen ist, bei dem anderen Beispiel um ein An fang des 19. Jahrhunderts (mög licherweise) stattgefundenes Ex periment anläßlich einer Theater probe zu „Maria Stuart“, bei der die beiden Schauspielerinnen, die die Kontrahentinnen Elisabeth und Maria verkörperten, vom Dichter und Theaterleiter Fried rich Schiller aufgefordert waren, entgegen ihrem Typ und ihrem Wesen ihre Rollen zu tauschen: „Tagebuchnotizen“ der beiden Schauspielerinnen und ein diesbe züglicher Brief Goethes an 'Schil ler vermittelten ein eindrucksvol les Bild von den bei diesem (im Vergleich zu obigem „harmlosen“) Vorgang aufgetretenen inneren und äußeren Konflikten der Be teiligten. Das „Verbindende“ jedoch war die glaubwürdige, auf tiefer Sach-, einschließlich Detailkennt nis begründete und mit künstle rischer Freiheit gestaltete Dar stellung von Geschichte. Die Art und Weise, wie wir uns heute der Geschichte bzw. bestimmten ge schichtlichen Ereignissen und Er scheinungen nähern, ist, vergli chen mit unserer Gesell ich tsbe- trachtung von vor 20 oder 30 Jah ren. zum einen durch veränderte Fragestellungen und zum anderen durch ein wesentlich gewachsenes Anforderungsniveau der Leser (bzw. Fernsehzuschauer) bedingt. Simplifizierende Schwarzweiß- Malerei wie auch ein vordergrün- diges Transplantieren gegenwärti ger Denk-, Sprech- und Verhal tensweisen in historische Gefilde (Heutiges, oberflächlich getarnt hinter vorgestriger Schminke und Verkleidung) wird von der Mehr heit unserer Bürger, die sowohl sachkundig als auch kritisches Denken gewohnt ist, abgelehnt. Viele Fragen in der mehrstün digen angeregten Diskussion be zogen sich auf das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft, von Ob jektivität und Parteilichkeit, von notwendiger Authentizität und Darstellung von Fiktivem, von Dramatik und Prosa, von Infor mation und beabsichtigter Lücke, und berührten die Verantwortung bei der Darstellung historischer Personen (z. B. Bismarcks) ebenso wie individuelle Herangehenswei sen des Schriftstellers. Dr. H. Sang* Nur das wird vertont, was auch Gefallen findet Gruppe „Bayon" — Beispiel für universelle Musik Anläßlich der 8. Tage der Ar beiter und Angestellten der Karl- Marx-Universität gab in der Ver anstaltungsreihe Lehrlingsanrecht am 25. Mai die Gruppe Bayon ein Konzert. UZ führte ein Interview mit der Gruppe, zu der Christoph Theus- ner — DDR —, Gitarre, Harfe, Tumba; Sonny Thet — Kampu- chea —, Cello, Gitarre, Tumba, ge hören. UZ: Seit 1971 seid ihr eine eigenständige Gruppe. Was be deutet der Name? Bayon: Bayon ist der Name ei ner Tempelfigur, die in alte vier Himmelsrichtungen schaut. Zu gleich ist sie Symbol für univer selle Musik. UZ: Wie seid ihr darauf ge kommen? Bayon: Durch die ausländischen Musiker, die wir oft bei uns zu Gast haben. sind viele neue Klangfarben in unser Repertoire gelangt, so zum Beispiel die la teinamerikanischen Klänge durch die Kubaner. Bayon ist die erste „Rockgrup pe“ der DDR, die ohne die Ver wendung eines Schlagzeuges spielt. Wir haben uns auf das la teinamerikanische Instrument Tumba gestützt. UZ: Wie habt ihr euch gefun den? Bayon: Bevor wir zu „Bayon“ wurden, nannten wir uns „GP- Combo“. Durch den Weggang von Musikern mußten wir uns neu profilieren. Im Übergang GP — Bayon haben wir ein eigenes Pro fil gefunden. Auf die für man che ungewöhnliche Musik kamen wir durch die ausländischen Stu denten. UZ: Was ist die Hauptmusik richtung? Bayon: Wir zeichnen uns durch unsere Experimentierfreudigkeit aus. Viele Elemente der Musik, beispielsweise Blues. Jazz, latein amerikanische und asiatische Rhythmen, aber auch Klassik, flechten wir in unsere Komposi tionen ein. Wir wollen uns auf musikalischem Gebiet nicht ein engen und haben versucht, einen eigenen Weg zu finden. UZ: Schreibt ihr eure Texte und die Musik selbst? Bayon: Wir haben keinen Haus texter. Demzufolge mußten wir uns etwas einfallen lassen und nahmen die Literatur als Grund lage. So werden Gedichte, wie un ser Friedenslied ..Blues vom Gras“, das nach einem Gedicht von Jens Gerlach entstanden ist, verwendet. Bei uns spielt oft auch Persön liches eine große Rolle; nur das wird vertont, was auch Gefallen findet. UZ: Wie sehen eure nächsten Pläne aus? Bayon: Gegenwärtig sind wir dabei, Filmmusiken zu Dokumen tarfilmen zu erarbeiten. Weiter hin stehen zwei Theaterstückmu siken auf dem Plan. Zu Bor cherts Stück „Draußen vor der Tür“ wurde in der Inszenierung ebenfalls die musikalische Umrah mung von uns geschaffen. In nächster Zeit leisten wir die Vor arbeit für unsere dritte Lang spielplatte. Das wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Unsere Vorha ben für Sommer 1982 sind ein Pantomime-Programm mit Anke Gerber in Berlin und ein Konzert mit einem Jazz-Musiker. UZ: Abschließend noch die Fra ge: Wie seid ihr zur Musik ge kommen? Sonny Thet: Ich habe an der Hochschule für Musik in Weimar studiert. Meine Studienrichtung war klassische Musik, dazu kam noch eine Ausbildung am Cello. Christoph Theusner: Idi habe ebenfalls in Weimar studiert, aber an der Hochschule für Architektur und Bauwesen. Die Musik macht uns ganz einfach Freude, und so ist später „Bayon“ entstanden. (Das Gespräch führte Bettina Weichsel.) Die Gruppe Bayon im Konzert, v. I. n. r. Christoph Theusneraus derpDDR Justo Perez aus Kuba und Sonny Thet aus Kampuchea.
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