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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 1982
- Erscheinungsdatum
- 1982
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-198200009
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19820000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 1982
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Band 1982
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UZ/22 4. Juni 1982 WISSENSCHAFT 5 Vor 100 Jahren wurde die Psychiatrische und Nervenklinik eröffnet, aber: Es war bereits der Abschluß des ersten Entwicklungsschrittes der Psychiatrie an der Universität 1811 war erstmals für Europa in der Messestadt eine a. o. Professur für psychische Therapie geschaffen worden Am 2. Mai dieses Jahres jährte sich zum hundertsten Male der Tag der Eröffnung der Psychiatrischen- und Nervenklinik der Leipziger Uni- Versität. Die Gründung der Klinik 1882 ist allerdings in gewissem Sinne schon der Abschluß eines er sten Entwicklungsschrittes, den die Psychiatrie bis zu diesem Zeitpunkt bereits an der Universität zurückge- legt hatte. Bereits 1811 war erstmals lür Europa mit Johann Christian August Heinroth in Leipzig eine & o. Professur für psychische The- Tapie geschaffen worden. Heinroth, einer jener umfassend philoso- phisch-anthropologisch denkenden „rzte der Romantik, war nicht nur Lehrer an der Universität, sondern euch Arzt des städtischen Zucht-, Waisen- und Armenhauses St. Georg Allerdings noch sporadische De- Monstrationen der dort zusammen mit Waisen, ledigen Müttern, Ob- Jachlosen und Asozialen unterge- rachten Irren stellen erste frühe formen des psychiatrischen Unter- tichts in Leipzig dar. Heinroths Origineller Beitrag zur psychia- tischen Theorienentwicklung liegt In der Schaffung eines Persönlich- Beitsmodells, das gewisse Züge Rteudschen Denkens vorweg- limmt. Haupttriebkraft der Persön- “chkeitsentwicklung ist ein Span- Jungsverhältnis zwischen den „nie- deren" trieblichen Regungen und den „höheren“ Instanzen von Ver- Dunft und Gewissen. Weil Vernunft Gewissen bei Heinroth mit or- lodox verstandenen christlichen .'oralnormen gleichgesetzt werden, seine Lehre schon zeitgenössisch Bart in der Kritik und gerät später 4ch in Vergessenheit. . 'n die Lebzeiten Heinroths fällen ch erste Bemühungen um die Er- hchtung eines psychiatrischen Clini- SUm medicum. Sie gehen interes- nterweise wie auch alle Initiati- kn der folgenden Jahrzehnte nicht 10n der Leipziger Medizinischen Fa- FHtät aus, sondern gehen auf Sozial-, SSformer in der Dresdner Ministe- hslbürokratie zurück. Offenbar ilt es der sich vereinseitigend als SusSchließliche Naturwissenschaft Stehenden Medizin des 19. Jahr- Ruderts schwer, ein Fach wie die Sychiatrie, dessen zusätzlich auch 2jale und psychische Dimen- nen offenkundig sind, als S8ichberechtigte Disziplin zu akzep- psten. Erst in dem Maße wie die EYchiatrie die soziale und psychi- psychischen Krankseins wird sie als, wenn auch ner noch belächeltes, me- inisches Fach akzeptiert. SSlztlich imi Den Grenzen theore- Schen Ansatzes zum rotz Ausstrahlung entwickelt pDie durch den ersten Direktor der "SVchiatrischen- und Nervenklinik Aul Flechsig verkörperte Hirn- Echiatrie ist eine derartige, sich , inseitig auf die naturwissenschaft- he Grundlagenforschung orien- t 61 'ende Form psychiatrischen theo- zlischen Denkens. Durch Flechsigs vrückhaltung bezüglich spekulati- Überdehnungen der in der Hirn- gtomie gewonnenen Erkenntnisse G die psychiatrische Krankheits- 32 re durch seine persönliche Aus- önahlung als Arzt und durch die lentierung der Praxis der Psychia- J s chen- und Nervenklinik am fort- . n rittlichen Modell des „Griesin- „Jschen Stadtasyls“ entwickelte ReS Leipziger Klinik den Grenzen ih- 18 theoretischen Ansatzes zum 202 eine weltweite Ausstrahlung G Ausgang des 19. Jahrhunderts, gegenüber den oft mit kleinen, aus- Fässenen Gruppen „interessanter“ vgttenten arbeitenden anderen Uni- 9 stätskliniken Deutschlands, war anach dem bekannten Psychiater 6228 Bürger-Prinz „ein unschätz- enr Vorteil Leipzigs, daß viele Pa- Benten für die gesamte Dauer ihrer qhqandlungsbedürftigkeit blieben“ nisA.der „Klinik ein großer polikli- Sher Betrieb vorgeschaltet war“. kälese Poliklinik war wegen der Niengel eines auf freipraktizierende btergelassene Nervenärzte aufge- teten ambulanten Versorgungssy- bis zu Beginn der 60er Jahre leeres Jahrhunderts der hauptsäch- li n76 träger der ambulanten Betreu- Psychisch Kranker der Stadt Va22ig. Es ist eine bis heute ge- Psvte Traditionslinie, daß die ehhiatrische Klinik neben For- Seng und Lehre einen und nicht ’n seringsten Teil ihrer Aufgaben hr g „ r psychiatrischen Grundver- Bt2in8 sicht. Modellhaft für grund- ” e Überlegungen zur Organi- Vironder Psychiatrie in der DDR Ngs. derzeit der Stadtbezirk Leip- 4qb10 durch die Klinik und ihre Hanz psychiatrisch betreut. Zweite Traditionslinie zeichnete sich ab Nach der Emeritierung Flechsigs zeichnet sich im Wirken des zu sei nem Nachfolger berufenen Oswald Bumke eine zweite Traditionslinie ab. Neben der naturwissenschaftli chen Grundlagenforschung kommt Leipzig eine Offenheit gegenüber all jenen Ansätzen zu, die die relative Eigenständigkeit der sozialen und Johann Christian August Heinroth hatte die 1811 erstmals für Europa in Leip zig geschaffene Professur für psychi sche Therapie inne. Paul Flechsig war der erste Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik an der Leipziger Universität. Prof. Weise (links), Direktor der Psy chiatrischen Klinik, im Gespräch mit Prof. Modest Michailowitsch Kabanow, Direktor des durch 10jährige Koopera tion verbundenen Bechterew-Akademie- Forschungsinstitutes für Psychonervologie in Leningrad, bei der Eröffnung des Symposiums „Probleme und Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Forschungen in der Psychiatrie" am 3. Mai. psychischen Ebene psychiatrischen Krankseins thematisieren. Bumke ist einer der verhältnismäßig weni gen namhaften deutschen Psychia ter, die sich konstruktiv mit der Psy choanalyse auseinandersetzen. Fast prophetisch muten Bumkes Vorbe halte gegen eine sozialdarwinisti sche Überdehnung des Anlagebegrif fes an: „Die Idee einer Degenera tion durch brutale Zerstörung schwacher Lebewesen vorzubeugen, ist kulturell nichts anderes als ein Ausdruck dieser Degeneration und erscheint geschichtlich z. B. durch das Schicksal der Spartaner wider legt. Die Tötung von Lebewesen, die nach Meinung bestimmter Men schen schädlich waren, hat noch nie geholfen.“ Bereits unter dem Nach folger Bumkes, Paul Schröder, wer den die Tötungsvisionen Geistes kranker grausame Realität. Durch willige Kollaboration zumindest bei der Begutachtung von zwangsweise zu sterilisierenden Patienten hat auch die Leipziger Universitäts psychiatrie in der Zeit des Faschis mus schwere Schuld auf sich ge laden. Als der von den Faschisten entfesselte Krieg auf Deutschland zurückschlägt, wird nach 63jähri- gern Bestehen am 4. Dezember 1943 die alte Psychiatrische- und Ner venklinik total zerstört. Allen Widerständen zum Trotz ge lingt unter dem Schüler Flechsigs und ersten Direktor nach 1945, Ri chard Arwed Pfeiffer, mehr als eine bloße Reorganisation. Vergleichbar der Schrittmacherrolle, die die alte Psychiatrische- und Nervenklinik als erste speziell zum Zwecke des psychiatrischen Unterrichtes er baute Klinik 1882 für Deutschland gespielt hatte, nahm die Klinik er neut eine führende Rolle beim insti tutionellen Verselbständigungspro zeß einzelner Teildisziplinen der al ten Nervenheilkunde ein. Es entstan den im Verlauf der 50er und 60er Jahre erstmals für die DDR eigen ständige Institutionen für Neurochir urgie, für Psychotherapie, für Kin derneuropsychiatrie und für Hirn- forschung. 1965 wurden an der Karl-Marx-Universität die ersten selbständigen Lehrstühle für Neu rologie und Psychiatrie in unserem Land geschaffen. Effektivere Formen der Begegnung mit den Kranken In der Gegenwart ergeben sich für die Tätigkeit der Psychiatri schen Klinik des Bereiches Medizin an der Karl-Marx-Universität fol gende Schwerpunkte: In der Aus- und Weiterbildung ist die Klinik der Hauptträger der medizinischen Lehre für die Fächer Medizinische Psychologie und Psychiatrie. Dar über hinays wurden für Angehörige der verschiedensten medizinischen Berufe medizinisch-psychologische und psychotherapeutische Trainings verfahren ein- und durchgeführt, um angemessenere und effektivere Formen der Begegnung mit dem kranken Menschen zu finden. Die Praxis der Klinik ist, wie bereits an gedeutet, durch die volle Über nahme der psychiatrischen Grund versorgung eines Leipziger Stadtbe zirkes bestimmt. Dabei wurden ne ben traditionell kurativen Aufga ben, sowohl zur Vorbeugung als auch zur stark rehabilitationsorien tierten Nachbetreuung spezielle Strategien entwickelt. Das Forschungsprofil ist durch die gegenwärtig geübte psychiatri sche Praxis, d. h. der unausgelese nen Betreuung aller psychisch Kran ken eines bestimmten Territoriums, geprägt. Daneben werden auf einer allgemeineren und abstrakteren Ebene Vorstellungen Zum Verständ nis jener außerordentlich komple xen und vielschichtigen pathobiolo- gischen, pathosozialen und psycho- pathologischen Prozesse erarbeitet, die in ihrer Gesamtheit psychisches Kranksein bedingen. Diese wissen schaftlichen Arbeiten werden in en ger Abstimmung mit dem in einem gemeinschaftlichen Forschungsob jekt verbundenen Leningrader Bechterew-Akademie-Forschungs institut und mit verschiedenen me dizinischen und gesellschaftswis senschaftlichen Instituten unseres Landes durchgeführt. Das 100jährige Jubiläum war An laß zu einem Symposium „Probleme und Ergebnisse sozialwissenschaft licher Forschungen in der Psychia trie“. das unter der Schirmherr schaft des Rektors, stand. Dr. med. Ulrich Trenckmann B estimmt war es den 24 ango lanischen Genossen, die sich seit Herbst vergangenen Jah res in medizinischer Behandlung des Fachkrankenhauses für Or thopädie in Bad Düben und der Orthopädischen Klinik der Karl- Marx-Universität in Leipzig be finden, etwas weh ums Herz, als sie ihre Heimat verließen. Denn ihre Kampfgefährten haben vor den Rassisten Südafrikas bis jetzt noch keine Ruhe. Jedoch bedurf ten diese 24 tapferen Kämpfer erst einmal der gezielten medizi nischen Hilfe. Hatten sie doch im Kampf für Freiheit, Unabhängig keit und Menschenwürde zusam men mit ihren angolanischen Brü dern mehr als nur ihre physische Kraft geopfert. Die Abteilung Technische Or thopädie der Leipziger Klinik übernahm spontan und ohne be sonders darauf vorbereitet zu Wenn medizinische Hilfe ihren Sinn behalten soll 24 angolanische Patrioten werden an der Ortho pädischen Klinik prothetisch versorgt sein die prothetische Versorgung der kriegsverletzten Patrioten. Auf diese Weise arbeiten Bad Düben und Leipzig schon seit 1974 eng zusammen. Wobei beide Einrichtungen unterschiedlichen Ministerien unterstehen, Gesund heitswesen mit den Wissenschaft lern Hand in Hand geht. Etwa 130 Patienten aus den verschiedensten Ländern konnten bisher so be handelt werden. Während Leip zig die Prothesen herstellt und die genaue Anpassung vornimmt, bietet Bad Düben die fachgerechte medizinische Betreuung für unse re ausländischen Freunde. Die Orthopädietechniker der Universitätsklinik stellen die be nötigten Prothesen dabei parallel zur planmäßigen Versorgung der in Behandlung befindlichen Pa tienten her. Sie lassen also keine Verzugszeiten für unsere Bevöl kerung zu. Inzwischen sind seit Oktober 16 fertige Prothesen für die angolanischen Patienten zu verzeichnen. Zwei Prothesen wurden davon außerhalb der normalen Arbeitszeit gefertigt. Das entspricht einem materiellen Wert von 812 Mark. Ein Teil un serer Gastpatienten konnte dadurch schon wieder die Rück reise in die Heimat antreten. Eine besondere Art von Hilfe, die die Mitarbeiter der Leipziger Klinik Orthopädiemechaniker Kortmann beim Anpassen von Prothesen für zwei angolische Patienten. und des Dübener Krankenhauses hier leisten. In ihr kommt der hu manistische Geist, die Sorge um den Menschen zum Ausdruck. Und in der derzeit so gespannten politischen Situation in der Welt liegt uns die Sorge um seine Zu kunft besonders am Herzen. Ob als Mitarbeiter des Gesundheits wesens oder als Wissenschaftler, ob als Arbeiter oder Werktätiger in anderen Bereichen, gerade deshalb heißt es, unsere gesamte Kraft auch für die Hilfe für Menschen anderer Länder einzu setzen. Besondere Verpflichtung muß es sein, im Sinne des proletarischen Internationalismus für die Erhaltung des Friedens zu kämpfen. Denn nur so kann me dizinische Hilfe wie auch der menschlichen Arbeit überhaupt der Sinn erhalten bleiben. Wolfgang Meyer, Hilfspfleger im OP.-Saal t der OUK Neue Buchformen und Experimente werden in einer Sonderschau der iba ‘82 im Messehaus am Markt gezeigt. Dort sieht man u. a. mit Japanpapier bezogene Klappeinbände (Vordergrund). Foto: ADN-ZB/KTuge Der Blick ins Buch wird zum Blick für das Leben Internationales Symposium zur didaktischen Typografie Schönheit und Nützlichkeit sind nicht nur theoretisch beschriebene ästhetische Kategorien, sondern sie spielen als dialektisch miteinander verbundene Eigenschaften im prak tischen Leben der Gesellschaft, eine große Rolle. Diese allgemeine Einsicht wurde am Beispiel des Bu ches und seiner Gestaltung während eines internationalen Symposiums zur didaktischen Typografie nicht nur bestätigt, sondern hinsichtlich darauf für die Buchgestaltung ab zuleitender Konsequenzen präzi siert. Eingeladen hatten zu dieser wis senschaftlichen Veranstaltung der Börsenverein der Deutschen Buch händler zu Leipzig und der Rat der Stadt Leipzig als Organisatoren der internationalen Buchkunst-Ausstel lung 1982. Die wissenschaftliche Vor bereitung und die Durchführung des Symposiums am 11. und 12. Mai 1982 oblag dem Institut für Verlags wesen und Buchhandel an der Sek tion Kultur- und Kunstwissenschaf ten der Karl-Marx-Universität. Der Einladung waren 400 Teilnehmer ge folgt, 34 Referenten und Koreferen ten aus 11 Ländern gaben der fruchtbaren Diskussion das Ge präge. Didaktische Typografie, so wurde deutlich, ist keineswegs nur lernziel gebundene Schriftgestaltung, son dern umfaßt die editorische Organi sation und wirkungsgerichtete Strukturierung und Ausgestaltung aller wissenschaftlichen Bücher. Dies nun ist eine Aufgabe, die nicht allein medienspezifische Aspekte umfaßt, sondern vor allem von der persönlichkeitsformenden und ge- sellschaftsbefördernden Funktion des Buches ausgeht. In der Diskus sion wurde denn auch deutlich; daß der jeweilige Charakter gesellschaft- licher Zielstellungen in Ländern un terschiedlicher Gesellschaftsord nung die Auffassungen zur didak tischen Typografie und die realen Möglichkeiten für ihre Umsetzung wesentlich mitbestimmen. Bestimmte Impulse für die theo retische Fixierung von Leitsätzen zur didaktischen Typografie. gingen von den Teilnehmern aus sozialisti schen Ländern aus, wovon an erster Stelle die Beiträge von Doz. Dr, N. A. Gontscharowa (UdSSR), Prof. Dr. Albert Kapr (DDR) und Doz. Dr. sc. Dieter Nadolski (DDR) zu nennen wären. Als Diskussionsschwerpunkte kri- stallisierten sich heraus: die Be griffsbestimmung und der Anwen dungsbereich der didaktischen Ty pografie, die typografischen Struk turen und ihre Elemente, das Pro blem der Visualisierung von wis senschaftlichen Inhalten, der Zu sammenhang von Didaktischem und Ästhetischem bei der Gestaltung wissenschaftlicher und Fachbücher, die problemreiche Entwicklung des Zusammenhangs von didaktischer Typografie und Entwicklung der po lygrafischen Technik. Das Hauptziel aller Überlegungen bestand wohl darin, Mittel und Methoden zu. fin den, um dem Lernenden die An eignung von Wissen und Erkenntnis zu erleichtern und den Leseprozeß gleichzeitig zum ästhetischen Vor gang werden zu lassen. Zu den zahl reichen konstruktiven Vorschlägen zählen auch Beiträge der fünf Wissenschaftler der Karl-Marx- Universität. Insbesondere wurde deutlich, daß die am Institut für Verlagswesen und Buchhandel ent wickelten buchwissenschaftlichen Aussagen die Theorie und Praxis der Buchgestaltung befördern kön nen. Der Leiter der Konferenz, Doz. Dr. sc. Dieter Nadolski, konnte in seinem Schlußwort folgendes Re sümee ziehen! Erstens bestehen zahlreiche Zu sammenhänge zwischen didakti scher Typografie und den buch künstlerisch geschaffenen ästhe tischen Werten. Das wirkt sich so aus, daß der Umgang mit Büchern als Einheit von ästhetischem Genuß und Bildung, schöpferischer Aktivi tät und Lernmotivation der Rezi pienten ermöglicht wird. Zweitens zeigte sich, daß die Theo rie der didaktischen Typografie nicht nur von der Lerntheorie, son dern auch durch andere Wissen schaftsdisziplinen bereichert wer den kann. Das Symposium er brachte fruchtbare Ansätze beson ders aus den Bereichen der Informa tionstheorie und der Ästhetik. Für den weiteren Erkenntniszuwachs wurde die Notwendigkeit deutlich, entsprechende Wissenschaftler zwecks koordinierter Gemeinschafts arbeit zusammenzuführen und mehr experimentelle Arbeiten unter Ausnutzung empirischer Arbeiten der Buchgestalter durchzuführen. Drittens wurde als entscheidendes Kriterium für die typografische Ein flußnahme auf das Lernen die funk- tions- und adressatenbezogene Dif ferenzierung bezeichnet. Am Bei spiel semantisch begründeter Text strukturierung und funktionalorien tierter Problemgestaltung konnte ein meßbarer Lerngewinn nachge wiesen werden. Wirkungsmöglich keiten der didaktischen Typografie liegen unbestritten in der Verkür zung der Zugriffszeiten nach be stimmten Informationen. Viertens wurde bekräftigt, daß im Rahmen der didaktischen Typogra fie erhebliche Potenzen vom Bild ausgehen. Dessen Möglichkeiten sind bisher weder vollständig er kannt noch genügend ausgeschöpft worden. Im Ensemble didaktisch wirksamer Gestaltungsmittel haben die Symbole inzwischen einen fe sten Platz eingenommen, jedoch sind unsere Einsichten hinsichtlich ihrer Verwendung noch weitgehend intuitiv begründet. Fünftens hat das Symposium Er wartungen an die typografische Lei stungsfähigkeit der polygrafischen Textverarbeitungssysteme formu liert. Deutlich zeigt sich die Not wendigkeit, durch beste handwerk liche Arbeit und historische Tradi tionslinien gewachsene Qualitäts maßstäbe zu bewahren. Sechstens zeigte sich für weiter führende Forschungen die Notwendig keit, Untersuchungen zur didak tischen Typografie noch mehr in die Komplexität des allgemeinen Lern prozesses einzubinden und dabei dif ferenzierte Nutzerbedürfnisse zu er gründen. Für ein künftiges iba-Symposium bietet sich die spezielle Erörterung der Bildproblematik an. Es wäre dies auch ein Kooperationsfeld ver schiedener Wissenschaftsdisziplinen an der Karl-Marx-Universität.. Doz. Dr. sc. Harri Günther. Institut für Verlagswesen
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