Zur Einführung Ein Zeugnis glühender Vaterlands- und Heimatliebe, Musik, durch tränkt von volkstümlichen Melodien und Rhythmen — das ist Friedrich Smetanas Suite von sechs sinfonischen Dichtungen, die er unter dem Titel „Mä Vlast“ (Mein Vaterland) zusammengefaßt hat. Smetana hat damit ein Zeugnis nationaler Kunst geschaffen, das vollgültig neben seiner Komischen Oper „Die verkaufte Braut“ steht. Der kleinen Orchester-Partitur (Eulenburg) ist eine kurze Erläuterung vorausgeschickt, die einen Auszug darstellt aus den Programmen, die V. Zeleny entworfen hat und die von dem Komponisten selbst beglaubigt wurden. Wir stellen unserer Betrachtung der einzelnen Teile jeweils diese gekürzte Erläuterung voran. 1. Vysehrad Die Harfe des Sängers Lumir erklang auf dem stolzen Vysehrad, dem Sitz der böhmischen Fürsten und Könige. Die Burg erstrahlte in Ruhm und Glanz. Wilde Kämpfe kamen und mit ihnen verblaßte die Pracht des Vysehrad. Wie ein Echo ertönt über ihn der längst verklungene Gesang Lumirs. Die Harfe des Sängers Lumir erklingt: und daraus entwickelt sich als erster Hauptgedanke ein Thema, das die Verkörperung von „Ruhm und Glanz“ der Burg ist: Diesem Largo maestoso folgt ein Allegro vivo ma non agitato, das die „wilden Kämpfe“ schildert. Das Thema der Burg erscheint in mancherlei Umbildungen, wir erleben den Fall von Vysehrad und hören im Duo gesang der beiden Klarinetten eine erschütternde Klage (zweifellos Niederschlag eines Volksliedes). Noch einmal erklingt im Abgesang das Thema der stolzen Burg, von der die Harfe des Sängers wehmütig Kunde gibt.