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Dresdner Journal : 16.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189702160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-16
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 16.02.1897
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Dresdner Journal ^§38 1897 Dienstag, den 16. Februar, abends A»t»»»t«»>i,««ttktr«»: Für den Kaum in« gehal tenen Zeile klein« Schrift 20 Pf Unt« „Eingesandt" die Zeil« so M. Bei Tabellen- und Ziff«usatz entsprechend« Ausschlag Her« «»«eher: Königliche Expedition de« Dre-dn« Journal« Dresden, Zwingerstr SO Fernspr.-Anschluß: Nr 1--L v<i»«IKret«t Kik Druden vierteljS-rllch: r Mark 50Lf, bei den Kais«- lich d«tsche» Postanstalten vierteljährlich » Mark; außer- halb de» Deutsche» «eiche« Poß. «d Strmpeljuschlaa Mot«« Nummern: 10 Pf Erscheine»: TägAch mit >u«»ahme der Eon». n»d Feiertage abend« F«ospr..«»schluß^Nrir»S Amtlicher Teil. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatS- angehörige Direktor im Reichrschatzamte, Geheime Finanzrath a. D von Körner zu Berlin, den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adlerorden 2. Klasse ankere. Se Majestät der König haben Allcrgnädigst zu genebmigen geruht, daß der Rechtsanwalt beim Reichsgerichte, Justizrath I)r ,jur. Fels zu Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adlerorden 4. Klasse annehme und trage Se. Majestät der König haben dem Posamenten- sabrikanten Karl Gustav Schreiber in Dresden das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Sruennuuge», Versetzungen re. im öffentliche» Dieuste. Am Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen in Erwartung der Genehmigung der obersten Schulbehörde sind: 1) die 2. Lehrerstelle zu Bogtsberg bei Olsnitz mit dem nunmehr er höhten Gehalte von tl00 M., und 2) die zu errichtende 3 Stelle daselbst mit dem Gehalte von 1000 M. Kollator für beide Stellen: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Ein unverheirateter Lehrer erhält 100 M. Wohn ungsgeld, ein verheirateter 150 M Gesuche mit allen er forderlichen Beilagen sind bis zum 24 Februar bei dem König!. Bezirkeschulinspektor Hörig in ÖlSnitz i. V einzu- rcichen; — Lie 3. ständige Stelle an der Schule zu Stetzsch b Dresden. Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Ansangsgehalt: 1050 M Staffel bis zu 2400 M. izu erreichen im 55. Lebensjahre) neben 150 bez. 180 M WohnungSgeld für einen ledigen, 250 M für einen verheirateten Lehrer Gesuche sind kinzureichen bis zum 3. März bei dem König! Bezirksschulinspektor für DrcSden-Land, Schulrat Grüllich: — die 4 ständige Stelle in Naußlitz Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1050 M neben 150 M. Wohnungsgeld für einen unverheirateten, 225 M für einen verheirateten Lehr«. Staffel bis zu 2760 M (einjchließiich des Wohnungsgeldes) Gesuche sind bis zum 3 März bei dem König!. Bezirksschnlinspeltor für DreSden-Land Schulrat Grüllich, einzureichen; — die 6. und 7. ständige Lehrerstelle in Leub nitz Kollator: die oberke Schulbehörde Einkommen: 1100 M. Gehalt und 150 M. Wohnungsgeld. Der Höchst gehalt von 2220 M einschließlich Wohnungsgeld wird mit dem 47. Lebensjahre erreicht Gesuche sind unter Beifügung sämt licher Prüfung-- und AmtssübrungSzeugnisse bis zum 2. März bei dem König! BczirksschuUnspcktor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Tie treteufisch-griechische Angelegenheit ist iu eine neue Phase eingetreten. Die europäischen Mächte sind von den abmahnenden und warnenden Worten Griechenland gegenüber nunmehr zur That über gegangen. Auf einen Vorschlag Englands hin, haben sie sich dahin geeinigt, zunächst Kanea zu besehe» und sind entschlossen, feindselige Aktionen der Griechen nun mehr mit Gewalt zu verhindern. Über die Inbesitznahme Kaneas liegen auch schon di> folgenden Rachrichten vor: Kanea, 15 Februar, 4 Uhr 50 Min nachmittags. (Meldung des „Reuterschcn Bureaus".) Die gemischte Okkupation von Kanea durch die Truppen der Mächte vollzieht sich in diesem Augenblicke. ES hcnscht allgemeine Befriedigung Paris, 15. Februar. („Havas"-Meldung aus Kanea von 6 Uhr abends.) Mit Genehmigung der türkischen Be hörden wurde Kanea besetzt durch ein Detachement von 100 Russen, 1V0 Franzosen, 100 Engländern, 100 Italienern und 50 Österreichern. DaS Detachement ist befehligt von einem italienischen Ossizier. Ein zweiter Detachement, befehligt von einem französischen i > Kunst und Wissenschaft. Die Ausstellung der Hirthschen Sammlung chinesischer Malereien im ethnographischen Museum. Bon K. Woermann. II. Unsere Kenntnis dee Geschichte der chinesischen Malerei beruht in weit höherem Grade auf den Schriftquellen als auf den Denkmälern. Die Chinesen besitzen in ihrer reichen Sammel- nnd Borschriftenlitteratur zahlreiche mit Abbildungen versehene Verzeichnisse alter Kunstwerke und in ihrer ergiebigen Geschichtsschreibung eine ganze Reihe von Abrissen ihrer Kunstgeschichte Für unsere Kenntnis der chinesischen SchriftqueÜen, üb« deren Glaubwürdigkeit Kenner wie Ur. Hirth im allgemeinen durchaus günstig urteilen, sind wir, die wir kein Chinesisch gelernt haben, aus die in europäische Sprachen übersetzten Bruchstücke und Überblicke angewiesen, die von verschiedenen Sinologen veröffentlicht worden sind, und mehr als Bruchstücke der chinesischen Kunstgeschichte haben wir bisher in der That nicht kennen gelernt; aber, sorgfältig zusammengelesen, fügen diese sich doch bereits zu einigermaßen kenntlichen Umrissen zusammen Als selbständige Gemälde kommen in der chinesischen Kunst besonder« die in Wasserfarben od« in Tusche aus- aeführten Darstellungen auf Seidentüchern und Papier blättern, oder auf Seiden- und Papierrollen in Betracht. Unten und oben mit einem Stabe versehen, wnden die Gemälderollen, die in der Hochrichtung bemalt sind, senk recht an den Wänden aufgehängt, wogegen die in der Breitrichtung bemalten, links und rechts mit einem Stabe versehenen Rollen öfter zum Ausbreiten auf dem Fußboden oder einem Tische bestimmt zu sein pflegen Eine Rolle jener hochgestreckten Art nennen wir mit dem japanischen Ausdruck Kakemono, eine Rolle dieser breitgestreckten Art Makimono Andere Offizier, in gleicher Stärke und Zusammensetzung, hält sich bereit, sich au-zuschiffen. Aus den Wällen der Stadt sind englische, russüche, italienische und österreichische Fahnen aus- gepflanzt. Dem griechischen Geschwaderkommandanteo wurde die Okkupation Kanea- notifiziert Griechenland hingegen fährt — zunächst wenig stens — noch in seinem unbesonnenen Vorgehen gegen die Türkei und gegen die Gesamtheit der Mächte fort, wie die nachstehenden telegraphischen Meldungen be sagen: Athen, 15. Februar. („HavaS"-Meldung) Aus Befehl deS Krieg-Ministers ist der Eorpskommandeur und Flngel- adjutant des König«, Oberst Basson, auf Kreta gelandet Eine amtliche Bekanntmachung vom heutigen Tage be sagt, es sei Basson Befehl erteilt worden, von der Insel im Namen des Königs Besitz zu ergreifen, die Türken zu verjagen und die Festungen zu be setzen. Der Präsident der Depuiiertenkammer teilte in der Kammer mit, Oberst Basson sei nachmittags in Platanias. etwa eine Stunde von Kanea entfernt, gelandet. Athen, 15. Februar. Nach einer Meldung des „Reuter- schen Bureaus" hat Oberst Basson bei seiner Landung eine Proklamation an die griechische Bevölkerung erlassen und dieselbe ausgefordert, Kanea zu übergeben. Athen, 15.Februar. Prinz Nikolaus geht morgen mit einem Artillerieregimente nach Larissa ab. (Larissa liegt in Thessalien, an der türkischen Grenze.) Athen, 18. Februar. („Havas"-Meldung.) Aus die von dem französischen Gesandten Bourö überreichte Kollektiv verbalnote erwiderte die Regierung, ihre Intervention auf Kreta sei durch die Metzeleien gerechtfertigt und keinesweg- durch den Wunsch, Unruhen heivorzurusen veranlaßt worden. Die Regierung fei entschlossen, ihre Truppenfend- ungen sortzusetzen, um die Ordnung herzustellcn. Die Erregung in Athen ist sehr groß Tie Re serven der Jahrestlassen 1872 und 1873 wurden einberufen und müssen sich in 48 Stunden stellen Die Kammer wird von der Bevölkerung umlagert, welche begierig Nachrichten aus Rethumo, Kandis und Kanea erwartet. Die Aufständischen in Kreta wurden in drei Abteilungen geteilt und stehen unter dem Besehle von Offizieren, die aus der griechischen Armee ausgetreten sind. Die erste Abteilung steht in der Nähe von Rethymo unter einem Artillerirmajor, die zweite bei Kandis unter einem Geniehauptmann und die dritte bei Kanea unter einem Artilleriehauptmanu. Athen, 16. Februar Havas-Meldung. Auf die Nach richt von der Landung griechischer Truppen aus der Insel Kreta wurden zahlreiche Kundgebungen veranstaltet. Die Bevölkerung war vor Freude außer sich. Eine große Menschen menge durchzog unter den Rusen: „Es lebe Kreta!" die Straßen bis zum königlichen Schlöffe und brachte dem Könige begeisterte Huldigungen dar. Die Menge wandte sich dann nach dem Finanzministerium, wo Delyannis von der Terrasse herab zur Menge sprach, ihr sür die zum Ausdruck gebrachten Befühle dankte nnd Ruhe anempfahl. Delyannis schloß mit den Worten: „Laßt uns hoffen". Auch au- den übrigen Städten Griechenlands werden begeisterte patriotische Kund gedungen gemeldet. Welcher Wendung die Dinge zusteuern, läßt sich nach alledem zur Zeit noch gar nicht übersehen. Denn wenn Griechenland, wie es im Hinblick auf die Ein berufung beinahe der letzten Gänge der Reserve den Anschein gewinnt, seine Rüstungen fortsetzt und niit dem Überführen von Truppen nach Kreta forifährt, dann könnte es bald dazu kommen, daß die schwachen Marinekommandos der Großmächte der von ihnen übernommenen Mission sich nicht mehr gewachsen zeigen würden. Auch erscheint es mehr als fraglich, ob es den Mächten noch lange möglich sein wird, die Türkei vom Angriffe auf Griechenland von der Landseite her abzuhalten. Nach der Art und Weise, wie sich die Griechen ihr gegenüber aufspielen, wäre es der Türkei wahrhaftig nicht zu verdenken, wenn sie den jedenfalls sehr geeigneten Weg des Ein ¬ marsches in griechisches Gebiet wählte, um der Groß mannssucht der Griechen Einhalt zu gebieten. In jedem Falle hat das griechische Volk in einer so frevelhaften Weise den Frieden Europas gestört, daß die energischste Zurückweisung durch alle fried liebenden Nationen durchaus am Platze ist. Natürlich ist nur dann an einen Erfolg Griechen land gegenüber zu denken, wenn die Mächte unter einander einig bleiben. Erfreulicherweise sprechen auch heute alle Anzeichen dafür, daß an den maßgebenden Stellen das Bewußtsein von dem Ernste der Situation in demselben hohen Grade vorhanden ist wie die Überzeugung von der absoluten Notwendigkeit ein heitlichen Vorgehens. Daß in Italien, wie in Frankreich und England es an Schwärmern für die „heilige" Sache der Hellenen nicht fehlt, ist natürlich. Sogar bei uns in Deutschland giebt es Preßorgane, die unter der lächerlichen Berufung auf die „Gewalt der öffentlichen Meinung" anfangen, offen für das Vorgehen der Griechen Partei zu nehmen. Daß es aber diesen unklaren Schwärmern gelingen könnte, auf die wahre öffentliche Meinung Europas, die das griechische Unternehmen als ein thörichtes und frevent liches aufs schärfste verurteilt, Einfluß zu gewinnen, ist aber erfreulicherweise nicht anzunehmen. Neber die gestrige vierte (Generalversammlung des Bundes der Landwirte wird folgendes berichtet. Die Versammlung trat mittags >41 Uhr im Zirkus Busch zusammen Der gcwallige Raum war von den äußerst zahl reich Erschienenen dicht gefülll; etwa 5000 Perionen hatten sich eingefunden Darunter befanden sich Graf Mirbach, v Rardorff, Lutz, Diederich, Hahn und u a. auch sechs Herren deS Innung- ausschuffe- der Berliner Handwerkerinnungen. He. v. PlötzDöllingen, der Vorsitzende des Bundes, wurde bei fernem Erscheinen mit stürmischem Beifall empfangen. Er eröffnete die Bersammlung, indem er aus dem zahlreichen Erscheinen den Schluß zog, daß die Mitglieder fest und treu zum Bunde hallen wollen, bis die Gesundung und Erhaltung der Landwirtschaft erreicht sei- Der eine große Vorteil fei bereits erreicht, daß überall der Notstand der Landwirt schaft anerkannt werde Die Erklärung des Kaisers, daß er Helsen wolle und werde, fei vielmehr wert, als die Erklärungen der Regierung-Vertreter, welche nicht- wefentlicheS gethan hätten, ihre Versprechungen einzulösen Der Wille des Kaisers und sein« Verbündeten stehe noch so fest, daß dieser Wille zur Geltung kommen müsse Durch Wort und Schrift müßten die Landwirte daraufhinartzriten, bei der nächsten Neuwahl deS Reichstages eine geschlossene Mehrheit zu bekommen. DaS Börsengesetz habe noch keine Hilfe gebracht, deshalb appelliere die Landwirtschaft an die Regierung, das Gesetz energisch und erfolgreich durchzusühren Die beiden anderen großen Forder ungen, die Herstellung von Getreideprelsen auf mittlerer Höhe und die Wiederherstellung des SiloerwerteS werde der Bund auch ferner aufrecht erhalten, bis sie erfüllt seien oder bis von anderer Seite Mittel und Wege vorgeschlagen würden, die zum Ziele führten Für die Armee würden die Landwirte stets und überall eintreten. Aber die Milliarden, die dafür geopfert würden, hätten keinen Zweck, wenn das Menfchenmaterial immer schwächer und unsicherer werde. Die Noilage der Landwirtschaft sei auch eine Gefahr für die Armee Die bisherigen Mittel der Regierung für Beseitigung des Notstandes seien nur kleine Gaben gewesen „Wir yören jetzt zwar nicht mehr wie vor einem Jahre von den Ministertische» Worte wie „Deutschland muß ein Industrie staat werden", „die Agrarier wollen Brotwucher treiben, ihre Agitation in betreff der Getreidepreise ist gemeingefährlich." Diese Zeiten sind, Gott sei Dank, vorbei; man weiß, daß die gesamten Mittelstände sich heute dagegen aufbäumen würden Nun sollte man aber in Rcgierungskreisen auch noch einen Schritt weiter gehen und nicht durch feine Organe, durch die gleißnerische offiziöse Presse fortwährend die Meinung verbreiten und fördern lassen, daß der Bund unloyal und demagogisch wirke. Wir werden mit diesen Feinden, mit dieser Presse schon fertig werden, aber es wirkt verminend im Lande, wenn die Regierung ihre besten und thatkräftigsten Stützen so ver unglimpfen läßt. Wir wollen keine einseitige Jnteressenpolitik treiben, wir verlangen nur eine Wirtschaftspolitik, die dem ge samten Vaterlande zum Segen gereicht; wir wollen eine blühende Industrie, aber keine unmäßige Exporlindustrie; wir wollen einen ehrlichen und redlichen HandU zum Austausch der Güt« im Wettkampfe im Jnlande und auch mit dem Auslände: wir wollen aber eine blühende Landwirtschaft Halen und diese erhalten wissen und ebenso den Schutz des Handwerkes, dessen früherer goldener Boden längst mit einem blechernen, durch löcherten vertauscht worden ist, und wollen schützen den ehrlichen und redlichen Kausmannsstaud Werden die Landwirtschaft nnd Mittelstände gefördert, dann wird der innere Markt wieder ge hoben, die Kaufkraft gefördert und damit Handel und Industrie aufs Beste gefördert; man sollte deshalb gerade in diesen Kreisen uns nicht zu feindlich gegcnüberstehen Bon dort ertönen die Hetzruse, die ihre Ausnahme finden in Versammlungen, in den Blättern jener Vereine, die sich gebildet haben, um diesogenannten agrarischen Übergriffe zu bekämpfen. Alle diese Vereinigungen, der sogenannte Schutzverband, die freisinnigen Bauernvereine „Nord- Ost" rc., sie werden geleitet, beschützt und um«stützt durch die freisinnige Juden- und Börsenkreise. Der Bund der Landwirte wird jenen Vereinen zu mächtig, sie wollen daher alle Hebel anlcgen, um den Großgrundbesitz zu vernichten, weil sic glauben, mit dem Bauernstände allein dann leichter fertig zu werden Thorheit und Lüge ist es, wenn man sagt, der Bund der Laud wirte sei eigentlich nur ein Bund der Ostelbier und der Groß grundbesitzer Nun, meine Herren, der Bund zählt ja fast zweiinalhunderttausend Mitglied«, während wir in Deutschland an Zahl nicht den fünften Teil Großgrundbesitzer haben; nnd eine weitere Wahrheit ist es, daß wir im Westen der Elbe jetzt schon mehr Mitglied« haben als östlich derselben Der Not stand herrscht im Westen und Süden so stark wie im Osten, und überall her ertönen die Verzweiflungsrufe Daher vorwärts mit Gott, meine Herren, gehen wir wie bisher loyal, aber entschloßen vor und gedenken wir vor allen« der nächsten Reichstagswahlen. rn denen die Geschicke Deutschlands entschieden werden! — „Rast ich, so röst ich", läßt man das Schwert sagen; diesen Ausspruch wollen wir auch aus uns anwenden, und jeder muß daher seine Hilse vor und bei den Wahlen in unsere Dienste stellen. Wir hoffen, daß die Mittelstände in Stadt und Land sich dieses Wortes ent sinnen und bei den Wahlen den Beweis liefern werden, daß der echte deutsche Geist unserem Vaterlar.de noch nicht auS- gestorben ist, daß wir zu kämpfen wissen sür unsere Ideale. Gott schütze und erleuchte unseren geliebten Kaiser und unsere Fürsten, aus daß sie ihren Willen und ihre Versprechungen zur Wahrheit machen ! Gedenken wir de-Wortes unseres bekannten schönen Kirchengcbetes: „Gieb, 0 Herr Gott, unserm Kaiser und Könige eine lange und gesegnete Regierung, weise Räte und getreue und gehorsame Unterthanen!" Wir bleiben treu unserem Gotte, treu unserem Kaiser und unseren Fürsten, aber wir hoffen dabei, daß die drei Worte zur Wahrheit werden und endlich sür Deutschlands Geschicke Segen bringen, das sind die Worte: „Vertrauen gegen Vertrauen!" Treu werden wir bleiben auch unserem Stande und unserem ehrlichen Streben, die Landwirtschaft und alle produktiven Mittelstände zu fördern und zu erhalten Bleiben wir auch treu uns selbst und un ferem Bunde, dann wird auch Gott uns schützen. Ehe wir nun in unsere Beratungen eintreten, wollen wir nochmals die Treue und Liebe zu unserem Kaiserlichen Herrn bethälizen in den: Ruse: Se. Majestät, unser allergnädigster Kaiser und König, lebe hoch, hoch, hoch!" Im weiteren Verlause der Bersammlung erstattete Direktor Suchsland den Seschüftbericht. Die Geschäftslage sei günstig, die Mitgliederzahl im Wachsen Der Kassenleitung wurde aus den KassenrevisionSbericht des Frhrn v Maltzahn hin die be antragte Entlastung erteilt. Der Vorsitzende verlas hieraus eine ganze Reihe von Be- grüßungstelegrammen, die zum großen Teil in poetischer Form die Ziele des Bundes feierten Die vom Vorstände vorgeschlagene Änderung der Satzungen wurde an genommen. ES sprach nunmehr vr. G. Ruhland über die Bedeut ung deS neuen BörsengejetzeS für die Landwirtschaft und die letzten Vorgänge an den Börsenplätzen Tie Ansicht, daß bei der heutigen Weltlage dem Mittelstände nicht zu helfen sei, meinte der Redner, ist eine durchaus verkehrte Gerade für die deutschen Verhältnisse liegt in der Hebung deS Mittelstandes die Lösung der sozialen Frage. Die Agrarier stehen auf dem Standpunkt, daß die Lohnarbeit lediglich ein Entwickeluiigs ftadium in dem Leben deS Einzelnen sei. Die agrarische Be wegung legt mit wuchtiger Faust d-r Forderung nach sozialen Getreidepreisen aus den Tisch des Hauses. (Bravos Alle Theorien der Überproduktion mit ihrem wohlgemeinten Rat nach Einschränkung der Getrcideproduktion sind längst begraben Heute gilt die Theorie, daß die Thätig'eit deS internationalen spekulativen Großkapital- die Ursache des Niederganges ist Wa das Termingeschäft an der Produktenbörse im besonderen betreffe, so gebe eS kein legitimes Geschäft im Gegensätze zum illegitimen, kein echtes im Gegensätze zum unechten, sondern nur ein illegi times und ein noch illegitimeres, ein unechtes und ein unechteres Der goldene Ring der Ausbeutung würde verkörpert durch den goldenen Ring des internationalen Großkapitals In diesen Ring habe das Börs-ngesctz zuerst Bresche gelegt. Zwischen dem soliden Getreidebandel und dem Termingeschäft gebe cs keine Jnteresseng meinfchaft, sondern nur Interessengegensätze. Und deshalb dürste man der Terminbörse kein Zugeständnis machen Nur ein Heilmittel giebt cs: Die radikale Beseitigung des ganzen Börsenterminhandels in Getreide- und Mühlensabrikaten Ein holländisches Sprichwort sagt: „Zaghafte Ärzte «zeugen stinkende Wunden." (Bravo) Die Vereinigung im Feenpalast sei unziveifclhast eine Börse, wenn sie sich auch nicht so nenne. Das Wesen der Börse sei gegeben in den Usancen und in den Schlußscheinen. Es müsse hier nachdrücklich ausgesprochen werden, daß die deutschen Landwirte auch nicht den Schimmer irgend welchen Bedenkens gegen die Aushebung des Börsentermin- Bilderstreisen werden vorn und hinten mit Deckeln versehen, im Zickzack gefaltet und wie Bücher geöffnet und studiert Folgen loser Blätter ab« werden auch wohl zu Albums vereinigt und in Kästen verwahrt Unsere Ausstellung zeigt, von den Büchern abgesehen, Gemälde aller dieser Arten. Überall aber tritt uns in ihnen der gleiche graphische Grundcharakter der chinesischen Malerei entgegen, die, aus der Schriftmalerei hcrvorgewachsen, ihr noch vielfach verwandt erscheint, überall das Borwiegcn der Umrißzeichnung, das selbst dort empfunden wird, wo die Umrißlinien breit und verwaschen erscheinen oder gar absichtlich fortgelaffen sind, überall bei größeren Zu sammenhängen der gleiche, schon durch das vorherrschende überhohe Format bedingte hohe Horizont mit dem durch scheinenden Hellen Malgrunde, überall die völlig mangelnde Kenntnis, das recht mangelhafte Gefühl des perspektivischen Zusammenhangs. Die Darstellung der Schatten, die als Schmutzflecke empfunden werden würden, wird absichtlich verschmäht. Mit dem Helldunkel fehlt die richtige Rund ung und Modellierung der einzelnen Gestalten Eine dünne, flache gleichmäßige Helligkeit beherrscht die Dar stellungen. Neben die vielfarbige Malerei tritt schon früh als Besonderheit der ostasiatischen Kunst die Schwarz- Weißmal«ei, die getuschte Pinselzeichnung, in der eine Reihe der berühmtesten chinesischen Maler ihre besten Ein fälle ausgesprochen haben Bei alledem ist die Luft- und Farbenperspektive weit bester beobachtet als die Linien perspektive; und um diese zu ersetzen, werden oft körper haft dargestelltc, seltsam verschnörkelte oder versteifte Wolken und Nebelschichten zur Betonung der Abstände zwischen die einzelnen „Kulissen" d« landschaftlichen Dar stellungen geschoben Der kalligraphische Grundzug der chinesischen Mal«« tritt uns besonders in den Wandlungen der Umrißartcn entgegen, deren Kenntnis wir japanischen Quellen ver danken Es ist ein Verdienst Andersons, uns die Be kanntschaft mit den zehn verschiedenen Arten klassisch« Umrrtzführung figürlich« Pmselzeichnungen vermittelt zu haben. Einem dieser nach und nach durch die Indivi dualität der leitenden Künstler entstandenen, bald ab« konventionell gewordenen Schemen der Pinselsührung soll jeder chinesische, jeder japanische Maler folgen. Es kommt hierbei lediglich auf den Zug der Pinselführung, auf die geringere oder größere Stärke und Gleichmäßig keit des Pinseldruckes an, und hauptsächlich handelt es sich dabei um die Umrisse der Gewänder der menschlichen Ge stalten. Feine, gleich breite, ruhig verlaufende Umrißlinien z. B. werden der ersten Klasse, in kurzen Absätzen scharf und eckig mit keilförmigen Drückern hingesetzte Umrißlinien werden der zweiten Klasse zugerechnet, u. s w. So wenig die chinesischen Maler demnach in größeren Zusammenhängen die äußere und innne Gesetzmäßigkeit vollgültiger farbiger Flächendarstcllungen erfaßt haben, so sehr übertrafen sie schon vor zwölfhundert Jahren alle anderen, den gleichen primitiven Standpunkt der Malerei bewahrenden Völker einerseits durch die Freiheit und Natürlichkeit in der Darstellung der Einzeldinqe, ander seits durch die stimmungsvolle Auffassung und Wieder gabe kleiner Naturbilder. Den menschlichen Körper versuchten die Chinesen schon seit alten Zeiten von allen Seiten, in allen möglichen Stellungen und Ver kürzungen darzustcllen, wenn ihre Versuche in dieser Richtung auch nicht immer glücklich auSfielen Der land schaftlichen Natur gegenüber aber nahmen die Chinefen schon vor anderthalb Jahrtausenden eine so freie und innige Stellung ein, wie die Europäer sie sich erst seit einigen Jahrhunderten erobert oder «urückerobert haben. Gerade ihr« Unzulänglichkeit in der Darstellung größerer Zusammenhänge entspricht dabei auch ihre Vorliebe dafür, kleine Gruppen oder einzelne Gegenstände au« der land schaftlichen Natur herau«zuheben und künstlerisch selbst ständig zu machen, einzelne Bäume in ihrer FrühlingS- vlütenpracht oder mit ihrer winterlichen Schneelast, Blüten- zweige mit Vögeln und Schmetterlingen, Bambu«röhricht, in dem Spatzen flattern, Brucken, Vie über Wasserfälle führen, als Vordergrunds-Stilleben für sich darzustcllen Neben den Darstellungen aus der Natur, aus dem Leben, aus der Geschichte, Sage und Dichtkunst, spielten von Anfang an die religiösen Darstellungen eine besondere fest umgrenzte Rolle in der chinesischen Malerei Die Religion^ der die Kunst Chinas ihren künstlerischen Auf schwung verdankt, ist der in Indien geborene Buddhis mus, der sich den nüchterneren Lehren der alten, durch Kongfu-tse (Confucius) geläuterten Staatsreligion und de« von Haus aus verständigen, wenn auch dem Aberglauben ver fallenen, durch den Philosophen Lao-tse begründeten Taoismus in den ersten Jahrhunderten unser« Zeitrechnung siegreich gegenüberstellte. Die buddhistische Malerei erhielt in den darausfolgenden Jahrhunderten von den Bonzen der Klöst« da« charakteristische Gepräge, das sie bis auf den heutigen Tag bewahrt hat Auf langen Seidenrollen wurden die Legenden Buddhas sauber, farbig und empfindung-voll dargestellt. In der Formensprache stehen die Gemälde dieser Art, unter denen die Darstellungen des Ablebens (des Nirwana) Buddha« im Vordergründe stehen, wie Grünwedcl nachgewiesen hat, zu allen Zeiten auf einem Sonderstandpunkt Die Zütze de« Heiligen haben den arischen Typus bewahrt, die Behandlung d« Gewand salten erinnert an die alte Kunst des Westens In d« Tbat hatte die buddhistische Kunst Chinas sich aus der buddhistischen Kunst der sogenannten Gandara-Schule ent wickelt, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeit rechnung an der Nordwestgrenze Indiens einen buddhistischen Inhalt mit den Formen der absterbenden griechisch-römischen Kunst umkleidete Hieraus erklärt sich, daß die buddhistische Kunst zu allen Zeiten die klassische oder doch klassizistische und dementsprechend auch die vom Ausland beeinflußte Kunst war und daß da- lebhafte Nationalgesühl der Chinesen sich schon früh bestrebte, ihr eine einheimische, aus völlig eigenartigem Empfinden beruhende Kunst an die Seite zu stellen.
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