Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189702233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-23
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 23.02.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ve,»««»rtt»: Mk Dresden »tt«rljLhrlich: «MarkbvPst, bei den Sailer. Itch deutsch« Postanftaura vierteljährlich » Mark; außer- da» de» Deutjcheu «eiche« Poft- «d «tempelzuschlag tinzeln« «ummrrn: 10 Pf Erscheine»: rsglich mit Ausnahme der «onn- und Feiertage abend«. Feruspr..»ufchluß:«r1SSL Dresdner LjZomMl Auküu«iguuge«tbühren: ^ür den Staun. :iner aejpal- ltnen geile kleiner Schrift «0 Ps. Unler „Eingesandt" die Zeile bO Pf. Bei Tabellen- und Ziffnnjas entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr ro. Fernjpr.Anjchluß: Nr. 12V5 V 1 t Dienstag, den 23. Februar, abends. 1887. Ämtlicher Teil. Dresden, 16. Febiuar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Bürgerschullehrer Hermann Oswald Schulze in Crimmitschau das Verdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnhofsinspektor 1. Klasse bei der Staats eisenbahnverwaltung Fischer in Glauchau das Ritter kreuz 2. Klasse des Verdienstordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatsangebörige Vorsitzende des Direcloriums der Firma Friedr. Krupp in Essen a. d. R. Geheime Fiuanzrath a. D. Jenke daselbst den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Kronen orden 2. Kl., sowie den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von China verliehenen Orden 2. Klasse vom doppelten Drachen annehme und trage. Dem Postkassirer Klinkott auS Offenbach (Main) ist, unter Ernennung zum Postinspcktor, eine Post inspektorstelle im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Post- direktion in Leipzig mit Wirkung vom 1. Januar 1897 ab übertragen worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund von Art. 50 der Verfassuug-des Deutschen Reiches zu dieser Anstellung die landesherrliche Be stätigung ertheilt haben, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 16. Februar 1897. Finanz-Ministerium. v. Watzdorf. Strobelt. Wekanntincrchung. D>e „Vesta", Lebensversicherungsbank aus Gegen seitigkeit in Posen, hat ihren Sitz im Königreich Sachsen von Leipzig nach Dresden verlegt. Dresden, am 17. Februar 1897. Ministerium des Junern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. 147s - Bodel. Zeibig. Srucuuungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. ,1m Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Post-Verwaliung sind ernannt worden. Ehren» hausi, zcither Posiassisient, als Ober-Postassistent im Bezirke der «aiserlichen Ober-Postkireclion in Dresden; Leistner und Lindner, zeither Postassistenteii, als Ober-Postassistenten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirection in Leipzig Im Geschäftsbereiche VeS Ministeriums des Kultus unv öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die Kirch schulstelle zu Kühnitzsch der Wurzen. Kollator: das König!. Ministenum des Kultus und öffentlichen Unterrichts Ein kommen der Stelle außer freier Wohnung im SchulbauS: 1041,SS M. vom Schuldienst, 730.14 M. vom Kirchendienst, 108 M. für Fortbildungsschul- und Turnunterricht. Ersuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis zum 13. März bei dem König! Bezirksschulinspektor, Schulrat Schütze in Grimm r kinzureichen; — Ostern 1897: die zweite ständige Lehrerstclle in Lauenstein. Kollaior. das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: 1000 M. Gehalt, 36 M für Fortbildungsnnter- richt, 36 M sür Turnunterricht, 60 M. persönliche Zulage (zugleich für Stellvertretung des Kai tors im Küchendienst) und freie geräumige Wohnung im neuerbauten Schulhauje. Gefuchc sind mit allen erforderlichen Beilagen, insbesondere auch mit dem Zeugnisse nber entsprechende musikalische Bc- sähigung, bis zum 7. März bei dem Königl. Bezirksjchnl- injpeltor vr. Lange in Dippoldiswalde einzureichen Kunst und Wissenschaft. Einige Keilschriftrezeptc. Der Ägyptologe der Mediziner, Frhr. Ile. v Oefele in Neuenahr, versendet seit Dezember !8S6 handschriftlich vervielfältigte Aufsätze, welche er „Fliegende Blätter zur Geschichte der alten Medizin" nennt. Der verdienstvolle Gelehrte macht diese in zwei Gruppen zerfallenden Blätter der Öffentlichkeit zum Geschenke. Am umfassendsten dem Stoffe nach wird die Darstellung der „Medizin der anderen" — d. h nicht ägyptischen — „vorhippokratischen Kultur völker" aussallen muffen In dieser Gruppe werden auch die den bekannten Merseburger Zaubersprüchen um mehr al» zwei Jahrtausende überlegenen Keilschriftfragmente, deren Veröffentlichung in zahlreichen Zeitschriften der Philologie und Medizin seither erfolgte, eine bleibende Stätte finden Sehr zahlreich sind die keilschriftlichen Überreste, welche die Medizin und Naturwissenschaften betreffen, aber auch sehr schwer zu entziffern, noch schwerer zu verstehen und am schwersten chronologisch festzustellen. Für die Reste in altbabylonischer Keilschrift — denn e» giebt der Keil schriften mehrere, sogar eine indogermanische — wird man den Zeitraum von 2000 bis !500 v. Ehr als ungefähr zutreffende Zeitbestimmung ansetzen dürfen. Aus dieser Periode anscheinend stammt ein jetzt noch aus 4 Tafeln bestehende«, im Britischen Museum ausbewahrtes und von A. H Sayce englisch bearbeitetes ärztliche« Werk. Es bietet sine große Zahl von Rezepten, welche teil« ernste Wissenschaft enthalten, teils an die (in Nr. 287 des „Dresdner Journal»" vom vorigen Jahre erwähnten) spät römischen Sympathiemittel erinnern Bei Herzkrankheit —, denn vaß da« Herz al« edelster Körperteil nicht erkranken könne, ist eine hippokratische Fiktion — bei Herzkrankheit wurde reine Milch von einer wilden Kuh, nichtamtlicher Teil. Tie kretensisch-griechischc Frasst ist gestern gleichzeitig in den Parlamenten Deutsch lands, Frankreichs und Englands Gegenstand der Ver handlungen gewesen. Man mag im übrigen über derartige parlamentarische Verhandlungen in solchen kritischen Momenten, wo die Regierungen doch nicht in der Lage sind, alles zu sagm, wes sie wissen, denken wie man will — gestern ist jedenfalls das erfreuliche Ergebnis der Verhandlungen in Berlin ebenso wie in Pans und London dasselbe gewesen, daß nämlich die Regierungen der betreffenden Länder sich die Gewißheit haben verschaffen können, die übergroße Mehrheit der parlamentarischen Vertretungen hinter sich zu haben. Und abgesehen hiervon Haden die Erklärungen der für die auswärtige Politik verantwortlichen Regierungs- Vertreter auch der Hoffnung neue Kräftigung verliehen, daß die Einigkeit der Mächte sich alsbald vollständig wiedcrherstellen lassen wird Dadurch allein aber er scheint auch die Möglichkeit eines friedlichen Ausgangs der jüngsten Wirren gegeben. Daß die Lage der Dinge eine ernste ist, darüber hat keine der Regier ungen ihr Parlament im Zweifel gelassen, hoff nungslos aber erscheint sie jedenfalls durchaus nicht mehr. Erfreulich vor allem sind die bestimm ten Erklärungen des englischen Regierungsvertreters zu gunsten eines gemeinsamen Handelns der Mächte und die strikte Ableugnung jeder englischen Sonder bestrebungen. Hoffentlich strafen die Thatsache« nicht diese Worte Lügen. Hr. Hanotaux hingegen verdankt seinen E folg wohl zu einem nicht geringen Teile dem Umstande, daß er von der Beseitigung der türkischen Herrschaft über Kreta als von einer voll endeten Thatsache sprach. Ob das unbedingt zu treffend ist, kann doch noch mehr als fraglich er scheinen. Über die Vorgänge auf Kreta selbst berichtet der Telegraph in derselben unklaren und widerspruchs vollen Weise, wie schon immer in den letzten Tagen. Ein klares Bild von den dortigen Ereignissen vermag sich der Leser dieser Meldungen leider nur selten zu bilden. Die Zeitungen selbst stehen dieser mangel haften Berichterstattung, die sich allerdings zum größten Teile auS den Verhältnissen selbst erklären mag, natürlich machtlos gegenüber. Von solchen Nachrichten, die nachträglich noch be richtigt werden, sei hier nur noch hervorgehoben, daß es das deutsche Kriegsschiff, die „Kais»rin Augusta", ge wesen ist, die den ersten Schuß auf das Festland der Insel Kreta abgegeben hat. Gemeinsam mit den Deutschen haben Österreicher, Russen und Engländer von Bord gefeuert. Gerüchte aller Art durchschwirren natürlich die Luft. Kontrollieren lassen sie sich nur in den seltensten Fällen. Recht beruhigend jedenfalls lautet u. a. folgende Nachricht aus Triest: Aus Cettinje geht dem „Piccolo" die Nachricht zu, daß 800 be waffnete Albanesen sich auf dem Marsche nach Macedonien befinden. Tie atbanesische Liga habe Befehl zur Organisation erhalten. In Albanien würden die Redifs mobilisiert; Montenegro rüste ebenfalls und besetze die Grenzen. Eine wohl teilweise auf offiziöse Quelle« zurück zuführende Darstellung der gegenwärtigen politischen Situation giebt heute die „Kölnische Zeitung". Wir entnehmen ihr das Nachstehende: Angesichts dcS Verhaltens der griechischen Negierung mußte sich den Mächten die Frage ausdrängen, ob es ihrer Würde entsprechen lönne, die offene Verhöhnung ihres Gesamtwillens Butter unv Vas Herz irgeno eines anvcren, ;ctzl nicht mehr zu erkennenden Wesens empfohlen. Wahrscheinlich wurden diese Mittel nicht inncrlich genommen, denn Milch und Butter genoß man schon damals, ohne Patient zu sein, vielmehr wird inan anzunehmen haben, daß diese Bestand teile zerkleinert, miteinander verrührt und aufgelegt wurden. Bei „niedergeschlagenen Lebensgeistern" — so übersetzt v. Oefele in einem Artikel in der „Ärztlichen Rundschau", 1895, Nr 45—49, welchem diese Rezepte entlehnt sind — soll außer dem Fleische unbekannter Tiere auch eine Kuss genannte Holzart helfen, wenn man sie, in Wasser ge schabt, trinkt. Heilkräftig ist auch eine besondere Wein- marke, ferner Kalbsmilch, Gerste, ein Umschlag um den Kops — eine „ärztliche Krone" nennt ihn Serenus Sammonicus halb scherzhaft —, das Abmalen eines Kopfes auf „die Haut unten", wahrscheinlich den Unterleib, wenn man denselben dann mit Wasser häufig begießt Auch Namen, auf die Haut aufgetragen, wirken gut, nicht minder Rezitationen. Wir sehen hier wieder den Glauben an die Macht de« geschriebenen Worte«, welches den Seelen der Ägypter die ewige Seligkeit erschließen sollte und noch heute wandernde Steppenbeduinen in eine andächtige Stimmung bringt Wer sicher gehen will, kann auch die Wurzel de« Schicksalsbaumes der Menschen (Lebensbaum Z nehmen, sie mit *u«um-Wurzeln und einer Hundszunge mischen und in Wasser oder Palmwein trinken Sod brennen wird durch gelben Knoblauch, Schilfrindc, Datteln in Kalbsmilch getrunken, Ticrherzen, Eypressenteile u. ä gehoben Auch das Mischen aller möglichen Bestandteile war damals schon erfunden. Wie bei dem noch heute in Brasilien angebeteten Mithradatischen Theriak, welcher au» 100 Mitteln kunstvoll zusammengebraut wird, heißt und hieß e« auch hier: „Wenn da« eine nicht hilft, hilft da» andere, und hilft keine«, so schadet e« wenigstens nicht" Bei Erkrankung der Gallenblase riet man dem Patienten ein Gemisch von Cypresse, Ziegenmilch, Palmwein, ruhig zu ertragen und weiter znzusehen, wie eine gewaltige Flotte ohnmächtig vor Kreta sestUegt, nicht iin stände, dem Nar geäußerten Willen der Mächte Geltung zu verschaffen, oder ob es nicht geboten erscheine, weitergrhcnde, energische Schritte zu thun. Als der am meisten Erfolg versprechende Schritt bietet sich natürlich die Blockade der griechischen Häsen dar. Schon die Thaisachc, Laß er deutscherseits vorge- schlagcn wurde, mußte in hohem Grade klärend wirken, denn ze nachdem die Mächte dazu Stellung nahmen, um so rascher zeigte sich, wie weit sie auf eine Fortsetzung d.S einheitlichen Vorgehens Gewicht legten, umso ralcher wurde kund, ob sie an der Erhaltung des türkischen Besitzstandes und damit an der Erhaltung des europäischen Friedens unentwegt sesthiclten, oder ob sie der Verfolgung ihrer Sonderintercssen größeres Gewicht beilegten, sowie endlich, ob die einzelnen Negierungen sich gar so schwach fühlten und so unzuverlässig sich bewiesen, daß sie vor jedem Luftzug einer rasch erregten öffentlichen Meinung zurückweichen mußten Die letzten Tage haben in ersreulichcr Weise bewiesen, daß die ausschlaggebenden drei Kaiser- Mächte in ber Überzeugung von der unbedingten Not wendigkeit der nachträglichen Zurückweisung griechi scher Dreistigkeit im Interesse der FriedenScryalt- ung völlig einig sind England hat seinerseits eine ab weichende Haltung eingenommen; es lehnt zwar theoretisch nicht die Anwendung energischer Maßregeln ab, um Griechenland ans Kreta zu vertreiben; aber es wünscht, bevor die Maßregeln an gewandt werden, daß zuvor die Mächte sich über die neue Ein richtung der Bei waltnng Kretas, etwa aus Grundlage der Ver waltung der Insel Samos, verständigen möchten Das Londoner Kabinett hält also auch jetzt noch an der Auslassung der Kontinental mächte fest, daß schließlich Griechenland Kreta räumen muß, aber es will zuerst verhandeln und erst dann den Griechen die Zähne weisen, während die Dreilaisermächte zunächst dem schweren Bölkcrrechtsbruch, den sich Griechenland hat zuschulden kommen lassen, volle Sühne verschossen und erst dann in gemeinsamerBeratnng seststellen wollen, was aus Kreta unter Aufrechterhaltung dertürkischcn Oberhoheit werden soll. Bis dahin glauben sie durch die Entfaltung einer außergewöhnlich großen Seemacht und durch die zeitweilige Besitzung besonders gefährdeter Orte Rnhe und Frieden ausrechtcrhalten zu können, während England bis zum Abschluffe der seinerseits vorgeschlagenen und zum mindesten aut viele Wochen berechneten Verhandlungen die griechischen Freibeuter sich auf der Insel immer mehr sestsetzen lassen wollte. Bis jetzt hat, soweit wir wissen, noch nicht ein einziger Staat diese englische Auffassung gebilligt, und die neuesten Meldungen scheinen auch daraus schließen zu lassen, daß England sich dem gemeinsamen Einschreiten der Mächte wieder ohne Rückhalt angefchlossen hat. Übrigens ist bisher auch nicht eine einzige Regierung gegenüber gewissen vhilhellcnischen Aushetzungen schwachmütig genug gewesen, sich sür eine schließiiche Ein verleibung der Insel in den griechischen Staatsvcrband auszulprechen Griechenland hat ja auch zur Genüge bc- wi jen, daß es gar nicht im stände ist, eine gute Verwaltung bei den jo überaus schwierigen Verhältnissen Kretas dauernd durchzuführen, denn dieMißwirtschaft im eigenen Lande ist nahezu ebenso schlimm, wie sie im türkischen Reiche beklagt wird, und was noch schlimmer ist, die Uberhebung, die Griechenland bei seinem Bant- bruch den Gläubigern gegenüber bewiesen hat, liegt jedenfalls weit jenseits der Grenze jeder zulässigen Duldung So tst die politische Lage, in der nunmehr das deutsche Kriegsschiff in den kretcnsischen Gewässern er schienen ist um an einem europäischen Friedcnswerk von besonderer Bedeutung teilzunchmrn Wir vertrauen der ruhigen Besonnen heit unseres Kaisers und seines ost erprobten verantwortlichen Ratgebers, daß die schwarz - weiß - rothc KriegSslagge auch hier wieder zur Ehre des deutschen Namens und deutscher Uneigennützigkeit wehen wird, daß sic hier nur entfaltet wird nicht zur Erzielung billigen Kriegsruhmes, dessen Deutschland nicht bedarf, sondern zum Schutze und zur Sicherung des europäischen Friedens. Ze uneigennütziger und je sriedscrtigcr sich Deutschland beweist, um jo sicherer kann es leicht anseinandcrstrcbcnde Kräfte und In teressen zu einem festen Willen und zu entschiedener Thatkrast Zusammenhalten Die nächsten Tage dürsten schon beweisen, wie weit dieses Streben Aussicht aus baldiges Gelingen hat Zur Lagt iu Italien. Aus Rom wird «ns geschrieben: Generalmajor Vistano Hal nach Rom qemetdet, daß die Verbindung Ägordat Kaffala wieder hergcstelli und durch Verstärkung der Etappenczaruisonen Festen neue Einfälle der Derwische sicherstestelli sei. Von letzteren hört inan nichts mehr; wie ein wilder Spuk ist der stanze Überfall spurlos stekommen und wieder verschwunden. Nicht aber ist es ebenso mit seinen Folsten. Es ist wieder einmal der Finster aus die am Gerste, Rmbsteisch, Barenfleych und Wem ober von Honig, Eyprcffe, Kräutern unbekannter Art, Leinsamen, Kalbsmilch, Holz, Taubenfleisch, Getreide, faulem Fleische, Datteln, Palmwein, Eingeweide« und noch einigem anderen an; auch eine bloße Kalbsmilchkur genügt Also schon vor mehreren Jahrtausenden hatte man den Heilwert animalischer Mittel erkannt, und die Verwendung von Rindcrblut in Gestalt von Hämoglobin und Hämaticum bei Blutarmut und von Schilddrüsensubstanz (Thyreoidinplatten) bei Drüsengeschwulst und Kropsbildung sowie von Tiermilz bei Milzstörungen stellt nicht im Principe, sondern nur in ihrer zufälligen Erscheinungsform einen Fortschritt dar Die Gallcnblasen- crkrankungen scheinen überhaupt sehr weit verbreitet ge wesen zu sein, denn die Haupttafel X 6l bringt von Zeile 19 ab dutzendweise ganz kurze Rezepte. Es heißt z B: „Trinke Palmwein" oder „Knoblauch und Bitter stoffe (v i. bitter schmeckende Kräuter) trinke mit Palm wein!" oder „PapyruS, Wein und Bitterstoffe trinke mit Palmwein!" Es ist eine richtige Staffel, welche vor- geschlagen wird, falls die einfacheren Dinge nicht wirken Gegen Gelbsucht, wenn Sayce mit dieser Deutung recht hat, werden fast dieselben Arzneien gegeben wie gegen Gallenblasenleiden. Dabei wird auch ein einziger mineral ischer Stoff, nämlich „Bergstein", ausgeführt Än anderer Stelle wird die Kralle eines schwarzen Hundes vor geschlagen bei irgend einem Leiden. ES ist keine Frage, daß hier auf der schwarzen Farbe der Hauptnachdruck liegt; denn auch bei den Ägyptern und den klassischen Völkern hing die Heilkraft der animalischen Mittel von der Farbe z B des Hundes, der Maus rc. ab Mannigfaltig sind die Medikamente bei „Besitzergreif ung de» Menschen durch einen Dämon", d h bei Deli rien Da Helsen Vogelschniitcn, Schlangen, Samenkörner von Cedern und anderen Bäumen, FuchSwcin (!), eine Mischung von gerade sieben Droguen, „Bergstein" und natürlich wieder Palmwein Bei Skorpionenstich richte man 7 Gran Silber her, lege die Arznei „vom Gebirg meisten schmerzende Stelle des italienischen Kolonial- körpecs gelegt worden: auf den provisorischen Besitz Kassalas. Die Kämpfe um de« Platz im März und April v Js. haben bewiesen, daß Kassala nicht die Kolonie verteidigt, sondern selbst verteidigt werden muß; der Derwischvormarsch d Js. auf Agordat hat gezeigt, daß das Fort feindlichen Unternehmungen gegenüber, die sich in einiger Entfernung von ihm halten, wertlos, daß die kleine Besatzung auch für die Aufklärung über die riesigen Entfernungen des Ostsudan Kriegsschauplatzes nicht wirksam ist. Sv lag die Frage nur allzu nahe: Wozu eigentlich halten wir diesen wertlosen und unbequemen Äußenposten immer noch besetzt, der uns seit seiner Eroberung im Juli 1894 schon soviel Opfer an Menschenleben und Geld ge kostet hat und unser Kolonialbudget jährlich mit etwa 2/, Millionen belastet?! Nur um England oder Ägypten gefällig zu sein und nm Kassala, wenn später einmal vielleicht der Dongolafeldzng sich zn einem Chartumfeldzng ausgewachsen haben wird und die Anglo Ägypter bis zur südliche» Breite von Kassala vorgerückt sind, gemäß dem Abkommen vom 15. April 1891 mit einer Verbeugung znrückzustcben? Was giebt nns England für die lediglich in seinem Interesse gebrachten Opfer? Diese Fragen tönten sehr vernehmlich aus der italienische» Presse, so z. B. auch aus einem bitter gehaltenen Leitartikel des Blattes des Ministeriums des Auswärtigen, der „Italic", aber sie haben, soweit wir es beurteilen können, kein Echo in der englischen Presse gefunden, die ja unter Ujmständen sehr schwerhörig zu sein vermag. Und dann kam die ernsthafte Wendung der Orient frage und drängte dieses Thema zurück. Aber Afrika läßt sich uicht zurüüorängen. Auch die Erbschaft des unheilvollen italienisch abessynischen Krieges ist noch immer nicht ge regelt. Wir haben seiner Zeit den Fricdensvertrag von Adis Abelm ohne einschränkende Gedanken und Zweifel wohlwollend beurteilt, weil wir den Ver sicherungen des Ministeriums und des italienischen Unterhändlers trauten, daß der Vertrag eine wirkliche und vollständige Lösung der zwischen beiden Staaten schwebenden Fragen darstelle, und daß man auf Meneliks Loyalität bauen dürfe; wir haben den Hin weisen der Oppositionspressc auf geheime niederdrückende Abmachungen und Hinterthüren keinen Glauben ge schenkt. Aber die letzten Wochen und Tage lassen es auch der vorurteilslosen Beurteilung als zweifelhaft erscheinen, ob die Fragen der Grenzregulierung ans Grund der Mareb Belesa Linie, die Fragen der Entschädigung» summe, namentlich aber die der Entlassung der Gefangenen wirklich, wie Nerazzini cs versicherte, notariell gelöst sind und nur noch der formellen Erledigung bedürfen. Thatsache ist, daß, seit Nerazzini von Schoa Ende Oktober mit etwa 240 Gefangenen abgcreist ist, die weitere Entlassung von Gefangenen entgegen dem Wort laut des Art. 1 der betreffenden Vereinbarung nur sehr geringe Fortschritte gemacht hat, daß seitdem, also seit 3'^ Monaten, nur etwa 100 Manu in Marsch gesetzt worden sind, die jetzt vielleicht an der Küste sein werden. Und nun trifft überdies ein Brief des Generals Albertonc ein, der neben manchen anderen trüben Notizen über die dauernden Entbehrungen der (Gefangenen auch die unheilschwangere Antwort mit teilt, die ein schoanischer Fürst dem General auf seine Frage erteilt hat, wann denn die Entlassung der noch in Schoa befindlichen 40 Offiziere und 1150 Mau» Gefangene» stattfiudc» würde: „Ihr werdet alle reise» köttne«, »»d zwar dan», wen» alle die Frage» erledigt sein werden, mit denen Nerazzini betraut ist. Tu wirst übrigens als letzter abreisen." Also es giebt noch unerledigte Fragen, die Gefangenen und speziell Albertone werden noch als Unterpfand von Verhand lnngcn oder eingegangenen Verpflichtungen betrachtet! d-s Meuschenaefchlcchts" auf den Stich und bringe das Kack« ihrer Figur (?) zum Flusse, um es siebenmal unterzutauchen Was mit diesem rätselhaften Ausdrucke gemeint ist, bleibt dunkel; vermutlich ist, wie bei anderen Völkern in ähnlichen Fällen, so hier eine Nachbildung des verletzten Körperteiles in Wach» oder in einer ähnlichen weichen Masse gemeint Die aus einem Schiffbruche ge retteten Griechen und Römer pflegten künstliche Nachbild ungen des Schiffes, einzelner Szenen des Unterganges u. dergl. dem Wassergotte zu weihen oder ihre bei der Katastrophe getragenen Kleider zu Ehren des Gottes im Tempel aufzuhängen. Aus der Griechenzeit ist die Nachbildung eines durch Geschwülste verunstalteten Fußes erhalten, dessen Heilung Asklepios durch die Entsendung wohlthäliger Traumbilder bewirkt hatte. Aus demselben Grunde wird hier ein bildlicher Stellver treter sür das erkrankte Glied geschaffen und an ihm die Heilhandlung sinnbildlich vollzogen worden sein Wesentlich ist es aber, daß bei dem Untertauchen des Kunstwerks 7 Eintaucher Mitwirken und der Gegenstand alsdann im Flusse für ewige Zeiten versenkt wird. Merkwürdig, aber doch noch heute auf Grund uralter mythologischer Erinnerungen erklärlich ist die sinnbildliche Handlung, welche in dem Anbinden des Patienten im Bette besteht. Äus unseren Inschriften besorgt eine Magd im Auftrage der Herrin diese Fesselung der Krankheit Sie nimmt weiße und schwarze Wollfäden, dreht daraus unter Zuhilfenahme der Spindel einen zweifarbigen Strick und bindet damit den Kranken an Kops, Hand und Fuß In der Mythologie ist die mächtigste Göttin l-ckar (Jschtar) die Fesselnde, der Gott Karnckuk (Mardoch) der Fessel löser. Ähnlich ist der Gedanke, wenn Hirse hingestreut und dann wieder weggefegt wird oder der Priester Arzt eine Flamme entzündet und dann wieder verlöschen läßt Wenn wir unsere neuesten Tageszeitungen lesen, er kennen wir bei der Betrachtung der Fälle Ast, „Schlofer" von Dorli»heim im Elsaß und ähnlicher Künstler, daß man
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite