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Dresdner Journal : 10.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189702100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-10
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 10.02.1897
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Dnsdtn vierteljährlich: ,^rkbv»s, beide» Sailer, lich dattlchen Postanstaltrn rtkNkljährlich»Marf; außer- halb d«t Deutsche» Reiche« . kt. »nd Stempeljuschlog Linitine Nummern: 10 Ps Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« FerasPr-Anschluß: Nr 1SV5 Drcs-ntr W ÄErml. «nküiidigungSgebahren: /ür den Nanin iner gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile SV Pst Bei Tabellen» und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königlich« Expedition de» DreSdner JournalS DreSden, Zwlngerstr 20 Fernspr.-Anschluß. Nr 1SS5 ^33. Mittwoch, den 16. Februar, abends. 1897 Amtlicher Teil. Erueuaunge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tepartement der Justiz (Fortsetzung.) i Versetzt worden sind: die Assessoren und Hüls-nchter beim Lardgerichle Zwickau vr. Oehme zum Amtsgerichte Annaderg, beim AcktSgerichte Annaberg I)r. Feigenspan zum Landgrrichte Dresden, beim Amtsgerichte Kirchberg Heberlein und beim Amtsgerichte Waldenburg vr. BSHmer zum Amts gerichte Zwickau in gleicher Stellung, der Assessor und Hülss- richter beim Amtsgerichte Zwickau Klotzsch zur Staatsanwalt schaft beim Landgerichte Dresden, die gleichzeitig zu HülsS- richtern ernannten Assessoren beim OberlandeSgerichte vr. Walter und vr. Wagner sowie bei der Staatsanwaltschaft beim Land gerichte Chemnitz vr. Seyrich, vr. Walter zum Amtsgerichte Dresden, Vr Wagner und Vr. Seyrich zum Landgerichte Leipzig, beim Landgerichte Bautzen vr. Goldberg zum Amtsgerichte Scheibenberg, beim Landgerichte Dresden vr. Nestler zum Amtsgerichte Augustusburg, beim Landgerichte Frei berg Kothe zum Amtsgerichte Treuen, beim Land gerichte Leipzig Neumann und Schmidt, Neumann zum Amtsgerichte Wurzen, Schmidt zum Amtsgerichte Kirchberg, beim Landgerichte Zwickau vr Demmrich zum Amtsgerichte Waldenburg-, die Assessoren beim OberlandeSgerichte vr Rei chardt zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Chemnitz, beim Landgerichte Chemnitz Oberreit zur Staatsanwalllchast beim Landgerichte Plauen, beim Landgerichte Dresden vr. Oster- maycr zur Staatsanwaltschaft bei diesem Gerichte, beim Land gerichte Zwickau vr. Schultze zum Amtsgerichte Stollberg; die Referendare beim Landgerichte Chemnitz Pilz sowie bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig Reichert, Schanz und Schöncke zum Landgerichte Leipzig, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Bautzen Herrfurth und Vr Rabitz zum Landgerichte Bautzen, bei der Staatsanwall- Ichast beim Landgerichte Chemnitz vr Bräuer, vr. Frenzel, Vr. Kneschke, Lehmann, Vr. Schulze und von Wiluckl zuni Landgerichte Chemnitz, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden vr. Edelmann, vr. Emperius, Herzog, Jänichen, vr. Oppermann sowie bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Planen Peijel und Schmalz, vr. Edelmann, vr. Emperius, Herzog, Jänichen, vr. Oppermann und Peisel zum Landgerichte Dresden, Schmalz zum Landgerichte Plauen, bei der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Freiberg vr. Meiß und Petzke zum Landgerichte Freiberg, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Zwickau Rauh und Schnauder zum Land gerichte Zwickau, beim Amtsgerichte Bautzen Eißner zum Amtsgerichte Schirgiswalde, beim Amtsgerichte Burgstädt iw. Simon zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Frei berg, reim Amtsgerichte Chemnitz Kürschner zum Amtsgerichte Adorf, beim Amtsgerichte Dresden Zimmermann zumAmtS- gerirbtc Crimmitschau, beim Amtsgerichte Ebersbach Franke zum Anusgerickite Ehrenfriedersdorf, beim Amtsgerichte Glauchau Fabian zum Amtsgerichte Meißen, bvm Amtsgericht« Groß schönau Adam zum Amtsgerichte Burgstädt, beim Amtsgerichte Hainichen vr. Schönwald zur Staatsanwaltschaft beim Land gerichte Leipzig beim Amtsgerichte Leipzig vr. Michael zum Amtsgerichte Reichenbach, beim Amtsgerichte Meißen Domsch und Hientzsch, Domsch zum Amtsgerichte Herrnhut, Hientzsch zum Amtsgerichte Neustadt, beim Amtsgerichte Neustadt Wei gand zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Bautzen, beim Amtsgerichte Oelsnitz Nier zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden, beim Amtsgerichte Pegau Igel zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Zwickau, beim Amtsgerichte Rochlitz Hoyer zum Amtsgerichte Penig, beim Amtsgerichte Tharandt Küttner zum Amtsgerichte Hainrchen, beim Amtsgerichte Zschopau vr. Kunath-Israel zum Amtsgerichte Lcngeseld; der Sekretär beim Amtsgerichte Königsbrück Kasjenkontroleur Richter in gleicher Dienstellung zum Amtsgerichte Zwickau, die Expedienten bei der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Bautzen Enger als Gerichts- fchreilcr zum Amtsgerichte Königsbrück, beim Amtsgerichte Zwickau Psau zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Bautzen, der Diener beim Amtsgerichte Limbach Meyer zum Land gerichte Dresden k) Uebertrogen worden ist. dem Aktuar beim Amts gerichte Königsbrück Gcrichlsschreibcr Hedrich die Stelle des Kassenkontrrleurs bei dieser Behörde, den Expedienten beim Landgerichte Dresden Rennert die Stelle eines Gerichts schreiberS bei dieser Behörde, beim Amtsgerichte Wilsdruff Schubert die Stelle des Grund- und Hypothekenbuchführcrs bei dieier Behörde. »Rechtsanwälte. Zuwachs. Zugelassen worden sind: der Assessor vr. Rudolph zur Rcchtsanwaüfchast beim Ober- landcSgcrichte mit dem Wohnsitze in Dresden, der Assessor a.T Klemm zur Rechtsanwallschaft bei dem Amtsgerichte Bautzen, Leni Landgerichte Bautzen und der Kammer für Handelssachen Limit und Wissenschaft. Internationale Kunstausstellungen. ' (Fortsetzung.) Ter cinsichtvolle Teil meiner Kollegen wird meiner Behauptung gewiß ohne weiteres beipslichten, daß der deutsche Kunstmarkt jetzt nach allen Richtungen hin von den Werken fremder Nationen förmlich überflutet wird und daß dies eine Folge der jährlich in München und Berlin stattfindenden internationalen Ausstellungen ist: der Laie aber kann sich leicht davon überzeugen, wenn er in die Salons der Bilderkäufer und Sammler blickt oder wenn er den Ausstellungen größerer Kunsthändler einen Besuch ab- stattet: überall wird er dort als neueste Errungenschaften Gemälde ausländischer Künstler finden Um ein Beispiel anzusührcn: ich hatte kürzlich Gelegenheit, in einer be kannten Berliner Kunsthandlung 26 Gemälde fremder, dagegen nur 19 deutscher Künstler zu zählen, und erhielt auk meine Frage nach der Ursache die Antwort, daß sich die Bilder ausländischer Maler bedeutend leichter ver kauften als die deutschen Ursprunges Dem Kunsthändler als Geschäftsmann kann natürlich niemand einen Vorwurf daraus machen, daß er die begehrten Bilder der Italiener, Spanier, Franzosen rc. protegiert, er hat mit dem je weiligen Geschmack des Publikums zu rechnen; diesen Geschmack aber hervorgerufen, der fremden Kunst die Thore des deutschen Marktes weit geöffnet zu haben, ist die Schuld der Personen, die die unselige Idee der jähr lichen Wiederholung internationaler Kunstausstellungen in Deutschland auSgedrütet haben Doch nicht allein in den Kunsthandlungen ist die Vor liebe für ausländische Kunst zu konstatieren, auch die öffentlichen Gemäldesammlungen, denen doch vor allem die Pflicht obliegt, hervorragende Werke deutscher Künstler durch Ankauf aüszuzeichnen, richten in letzter Zeit, mehr in Zittau mit dem Wohnsitze in Bautzen, der Assessor Acker mann zur Rechtsanwaltichast b«i dem Amtsgerichte Chemnitz, dem Landgerichte Chemnitz und der Kammer für Handelssachen in Annaberg mit dem Wohnsitze in Chemnitz, der Referendar Wolf zur Rechtsanwaltschaft bei dem Amtsgerichte Dresden und dem Landgerichte Dresden mit dem Wohnsitze in Dresden, der Assessor Barthel zur Rechtsanwaltschaft bei dem Amts gerichte Lengefeld und dem Landgerichte Freiberg mit dem Wohnsitze in Lengefeld, der Assessor a D vr. Kretschmar zur Rechtsanwaltschaft bei dem Landgerichte Leipzig mit dem Wohnsitze in Leipzig, der Referendar Rudloff zur Rechts anwaltschaft beim Amtsgerichte Schneeberg mit dem Wohnsitze in Aue 4. Zweite juristische Staatsprüfung: 12 bestanden in der Zeit vom 20. Dezember 189V bis 23. Januar 1897 Nichtamtlicher Teil. Zu drn ^rklärunfttn Hicks Veachs und Hanotaur' wird uns aus Wien von unserem gut unterrichteten Mitarbeiter folgendes geschrieben: Im Laufe der letzten Jahre haben sich wiederholt Anlässe gefunden, bei denen die öffentliche Meinung Östkrreich-UngarnS mehr oder minder lebhafte Sym pathien für England, zuweilen auch für die britische Politik zum Ausdrucke gebracht hat. Auf solche Kundgebungen und auch auf manche andere Er scheinungen hat man im Auslande häufig die Folger ung gegründet, daß in unseren politischen Kreisen eine starke Disposition zu gunsten einer innigeren Ge staltung des Verhältnisses zwischen England und Öster reich-Ungarn bez. zwischen England und dem Drei bunde vorhanden sei Man hat dabei abex Gefühle und platonische Wünsche mit greifbaren Plänen oder Bestrebungen verwechselt, ttnseie ernsten und maß gebenden Faktoren haben sich überhaupt von jenen Gefühlen stets sreigehalten. Der Gedanke einer Er gänzung der Macht des Dreibundes durch die in einer Flankenstellung zu verwertenden politischen und materiellen Kräfte Englands hat gewiß manches Ver lockende; man hat ihn jedoch niemals ins Auge fassen können, ohne sich auch über die Schwierigkeiten klar zuwerden, die seiner Realisierung entgegenstehen. Unter diesen Schwierigkeiten waren — abgesehen von Momenten, die nicht mit den britischen Verhältnissen 'rlbst zusammenhängen — vor allem diejenigen zu be achten, die aus den eigensüchtigen Tendenzen und aus der Unverläßlichkeit der britischen Politik sich ergeben. Unsere Freunde im Auslande mögen darüber be ruhigt sein, daß man in letzterer Richtung hier niemals einer Täuschung gehuldigt und daß man die Idee einer Annäherung Englands an den Drei bund immer nur ans Grund der Prämisse einer Änderung einzelner Gepflogenheiten und Prinzipien der britischen Politik in Betracht gezogen hat. Eine Versicherung, wie die eben ausgesprochene, dürfte ganz besonders heule am Platze sein, wo der Welt Gelegenheit geboten wird, die Unverläßlich keit der britischen Politik neuerdings zu kon statieren. Hier hat man letzteres zwar mit Be dauern, aber vollkommen unbefangen und mit aller Schärfe qethan. Die rhetorische Leistung, mit der der englische Schatzkanzler im Kreise der ehrenwerten Parlamentsmitglieder ohne zwingende Ursache die ägyptische Frage „ausgerollt" hat, ist hier sowohl in der Presse, wie in den diplomatischen Sphären auf das entschiedenste verurteilt worden, und diejenigen auswärtigen Berater, die uns stets mit der Warnung vor anglophilen Neigungen bedenken, würden derzeit die in Wien herrschende Stimmung kaum als ge eigneten Beleg für die Notwendigkeit ihrer wohl gemeinten Ratschläge anführen können Die Rolle Österreich Ungarns gegenüber der ägyptischen Frage ist ja an sich diejenige des voll kommen gleichgiltigen und unbeteiligten Zuschauers. Man hat in Wien keine Ursache, sich irgend wie, auch nur in der Theorie, für oder gegen die Fortdauer der britischen Okkupation des Nillandes zu erwärmen, und man kann daher die betreffenden Reden englischer und französischer Staatsmänner mit äußerster Kaltblütigkeit beobachten. Ein Zusammenhang zwischen den ägyptischen An gelegenheiten und den österreichisch ungarischen Inter essen ergiebt sich aber, wenn die Fortdauer des euro päischcn Friedens durch die Entwickelung jener An gelegenheit bedroht wird, sofort und in ganz un mittelbarer Weise. Und gerade an diesem Punkte hat Hr. Hicks Beach eingesetzt, um einen Popularitäts- erfvlg im Parlamente zn erringen! In den diplo matischen Auseinandersetzungen der neuesten Zeit haben sich unseres Wissens keine Zwischenfälle abgespielt, die das britische Kabinett zu einer schroffen, ja heraus fordernden Kennzeichnung seine Position in der ägyptischen Frage hätte bestimmen können. Der Notenwechsel der Mächte über den Vorschuß für die Dongola-Expedition trug das Gepräge einer zwar leb haften, aber durchaus in konzilianter Form geführten Erörterung, und die Entscheidung in dieser Afsaire erfolgte auf Rechtsgrundlagen, welche von der englischen Regierung selbst bisher nicht angefochten worden sind. Die Idee einer wirklichen Aufrollung der ägyptischen Frage ist in neuerer Zeit nicht nur von einzelnen kontinentalen Blättern angeregt worden, doch auch von diesen stets mit dem Vorbehalte, daß man einem solchen Plane vernünftigerweise nicht unter den heutigen internationalen Verhältnissen, sondern erst nach der Lösung der türkischen Wirren näher treten dürfe. Willen die englischen Staats männer die Gepflogenheit einbürgern, Stegreif- äußcrungen von Journalen durch offizielle Kund gedungen zu beantworten, die einer anderen Macht als unzweideutige Provokationen erscheinen können oder sogar müssen, fo hätten sie doch zumindest den in jenen Äußerungen enthaltenen Wink beherzigen dürfen, daß die jetzige Epoche nicht zur Veranstaltung unnötiger Proben auf die Festigkeit des europäischen Einvernehmens geeignet sei. In London hat man sich aber um diese überaus naheliegende Erwägung nicht gekümmert. Vielleicht sind besondere, einseitige Motive zur Gekr-ng gelangt, baß Hr. Hielt Beach gerade den gegenwärtigen Augenblick zu einer Diversion auf dem ägyptischen Gebiete gewählt hat. Außerhalb des koreign »Mee kennt man jedoch diese Motive nicht, und dort vermag man sich auch nicht zu dem Glauben emporzuschwingcn, daß sie mit dem europäischen Friedensinteresse vereinbar seien. Mau muß vielmehr überall, wo mau die Gesamtlage in Verbindung mit der Notwendigkeit einer durch die europäische Entente zu erzielende» Lösung der türkischen Krise unbefangen beurteilt, peinlich davon überrascht sein, daß seitens der britischen Regierung im gegen wärtigen Augenblicke eine, die Einigkeit der Mächte gefährdende Kundgebung erfolgt ist. Die Verstimmung über den bedauerlichen Zwischen fall wird nur dadurch gemildert, daß die möglichen schlimmen Konsequenzen desselben allem Anscheine nach vermieden werden düiften. Hr.Hanotaux hat mit seiner Er widerung auf die Erklärung des britischen Schatzkanzlcrs zwar keinen Beifallssturm in der französischen Kammer entfesselt, er hat sich aber gerade dadurch, daß er in seiner Rede auf „packende" chauvinistische Accente ver zichtete, ein großes Verdienst erworben- Die Ent schiedenhcit, mit welcher er die Wahrung der Soli darität Europas als die vorläufig wichtigste Aufgabe der Diplomatie bezeichnete, macht ihm alle Ehre und sie verleiht feinen Worten zugleich das Gepräge einer als nötig, ihr Augenmerk auf die Gemälde fremder Nationen und unterstützen durch Ankäufe deren Kunst und Künstler Sind doch allein in diesem Jahre auf der Berliner Ausstellung aus den staatlichen sowie aus dcn von den Überschüssen der dortigen vorjährigen Ausstellung herrührenden Fonds, in Höhe von zusammen 143 050 M , 79 760 M. (also der größere Teil) zum Ankauf aus ländischer Kunstwerke für den Staat verwendet worden. Daß selbst Kunstvereine, die mit der ganz besonderen Tendenz, die heimische Kunst im engeren Sinne zu unterstützen, gegründet worden sind, ebenfallsder allgemeinenAuslandsmaniehuldigcn, ist gewiß ein charakteristisches Symptom der zur Zeit in Deutschland herrschenden Zustande und Anschauungen. Man werfe nur noch einen Blick in unsere illustrierten Zeit schriften, um auch hier sestzustellen, daß durch massenhafte Reproduktion ausländischer Bilder, vielfach sogar recht minder wertiger, für fremde Kunst nach allen Richtungen hin Propaganda gemacht wird Das alles sind die Folgen der „Internationalen" in München und Berlin, die zuerst die Hochflut eingelassen und die Geister gerufen haben, die jetzt so leicht nicht wieder loszuwerden sind Nachdem ich gezeigt zu haben glaube, daß in Deutsch land zur Zeit auf dem Gebiete der Malerei ein Liebes werben sondergleichen um „fremde Gunst" eingerissen ist, dürste es am Platze sein, zu untersuchen, wie sich das Ausland demgegenüber verhält, ob es das deutsche Ent gegenkommen erwidert und durch Veranstaltung jährlicher „Internationalen" und durch Einladungen an deutsche Künstler sich zu revanchieren sucht Wäre das der Fall, so könnte ja in Deutschland niemandem ein Vorwurf ge macht werden, denn der Ausfall auf dem heimischen Markte würde durch den Export deutscher Bilder in das Ausland einen Ausgleich finden Leider muß festgestellt werden, daß von einer Revanche so gut wie nichts zu verspüren ist; im Gegenteil schließt sich, wie ich gleich anfangs angedeutet habe, da» Ausland mehr und mehr gegen deutsche Kunst ab, je dringender wir seine Künstler zu unseren Ausstellungen heranzuziehen bemüht sind. Das ist, ideal genommen, allerdings vom Auslande nicht schön gehandelt, vom geschäftlichen Standpunkte dagegen weise und vorsichtig. Einige fremde Nationen, England, Rußland, Schweden und Norwegen, Portugal, Spanien und die Schweiz, veranstalten fast gar keine inter nationalen Kunstausstellungen, die wenigen aber, die das eine oder andere Land ja einmal unternimmt, haben eine so untergeordnete Bedeutung oder stellen so ungünstige Be dingungen (namentlich bezüglich der Jury und Porto zahlung) für den fremden Aussteller, daß es dem deutschen Maler im Durchschnitt unmöglich gemacht wird, sie zu be schicken Andere Länder, wie Amerika, Frankreich, Belgien und Holland, setzen nur bei Gelegenheit von internationalen Industrieausstellungen auch solche von Gemälden ins Werk, also verhältnismäßig nur recht selten Bei keiner dieser Ausstellungen aber ist bisher, wie es in Deutschland stets geschieht, Portofreiheit zugcsichert worden, vielmehr haben, falls die Beschickung einer solchen von den deutschen Künstlern gewünscht wurde, das Reich und die Kunst genossenschasten die sämtlichen Kosten, selbst für die Aus schmückung der Säle, zu tragen gehabt Um zahlenmäßig nachzuwcisen, wie geringfügig der Gewinn des deutschen Künstlers aus dcn „Internationalen" des Auslandes ist im Vergleich zu dem fremder Künstler aus den Ausstellungen Deutschlands, vergleichen wir einmal die Resultate der letzten acht Jahre hüben und drüben. Es stehen hier zwölf „Internationalen" Deutschlands (acht Münchens, vier Berlins) nur zwei des Auslandes gegen über, nämlich Melbourne 1888 und Chicago 1893 Auf dcn zwölf Ausstellungen Deutschlands verkauften fremde Künstler für insgesamt 2 788554 M Kunstwerke (und zwar in München für 2131000 M, in Berlin für 657 554 M ), dagegen verkauften deutsche Künstler in Melbourne und Chicago für zusammen 236629 M. (in Melbourne für 122641 M , in Chicago für 1 13988 M). Rechnen wir nun noch di« bei allen diesen Ausstellungen vom höheren Gesichtspunkte aus erteilten verblümten Lektion an die englische Adresse. Gleichzeitig ist auch die Rechtsauffassung Frankreichs bezüglich der ägyp tischen Frage mit unzweideutiger Präzision zum Aus drucke gelangt. Man muß Hrn. Hanotaux dafür Dank wissen, daß er der Verlockung zu einer anders gearteten Replik widerstanden und daß er in seiner Er klärung den Wunsch bethätigt hat, eine Störung des europäischen Einvernehmens in der Orientfrage zu verhüten. Hoffentlich wird man in London die Mahnung zu beherzigen wissen, die in dem Vorgehen der französischen Regierung gelegen ist. Diese letztere Hoffnung dürfte sich kaum er füllen, und zwar schon auS dem Grunde nicht, weil man in England die Verhältnisse genau kennt, die Frankreich an einer energischen politischen Aktion ver hindern In diesen Verhältnissen erblicken wir unseres teils auch einen Grund für die Zurückhaltung, deren sich der Minister Hanotaux in seiner Rede befleißigt hat. Er konnte eben nicht so sprechen, wie er gewollt hätte. In welcher Stimmung man sich in Frankreich be findet, davon giebt der nachstehende Drahtbericht der „Voss. Ztg." ein sehr charakteristisches Bild: Dcm Regierungseinfluß ist cs gelungen, jede Erörterung der ägyptischen Angelegenheit und der auswärtigen Lage überhaupt in der Kammersitzung abzuschneiden. In den Wandclgängen kam aber die allgemeine Unzusrieden- heit zum Ausdruck Viele Abgeordnete sagten, es wäre das klügste, Griechenlands Forderungen zu unterstützen und die Vereinigung Kretas mit dem Königreiche zu fördern, da dies den französischen Überlieferungen entspreche Tie ge mäßigten Blätter fahren fort, ein bekümmertes Schweigen zn beobachten. Tie weniger verantwortlichen radikalen Organe allein erheben die Stimme. Maret lagt im „Radikal": Es ist lächerlich, immer noch wie zur Zeit der Jeanne d Are „Tod den Engländern!" zu rufen. Unser einziger Feind ist der Deutsche, die Politik gegen Deutschland ist die einzige Politik eines Vatcrlandsfreundes, der nickt zugleich ein Dummkopf ist. Wir müssen unsere verlorenen Provinzen wiederhaben, und ich wüßte nicht, daß die Engländer über sie herrschen." „Siecle" ftagt: „Sind wir entschlossen, England wegen Ägyptens den Krieg zu erklären? So lange wir diese furchtbare Frage nicht entschieden haben, können wir keine entschlossene Haltung aunehmen." „Soleil" wirft den Republikanern bitter vor, daß sie Frankreich wehrlos gemacht und dadurch zum Frieden um jeden Preis gezwungen hätten ; nnn sollten sie wenigstens so viel Würde haben, zu schweigen und nicht durch Redensarten die Ausmerlsamkeit der Welt auch noch absichtlich aus Frankreichs Ohnmacht zu lenken Lockroy sagte einem Berichterstatter: „Frankreich ist nie in so kritischer Lage, der Friede nie so gesährdet gewesen, nndFrank reichs Flotte ist niemals iveniger al« jetzt im stände gewesen, ihre Ausgaben zn erfüllen Ich habe hundert Millionen zur augenblickliche« Ausbesserung unserer Schlachtschiffe verlangt, in einigen Monaten wäre oaS ausführbar gewesen; mau hat nicht auf mich gehört. Jetzt haben wir ein Mittelmecrdienst gefchwader, daS genau aus zwei brauchbaren Panzerschiffen b« steht, dcm „Brennus" und „Neptun". Tic deutsche Handelspolitik. (D V. K.) In den am Wirtschaftsleben der Nation meist- bcteiligten Kreisen, sowohl in den industriellen, als in de» land wirtschaftlichen, würde man kaum für notwendig gehalten haben, schon jetzt eingehendere Studien über die Wirkungen der Handelsverträge von 1892 und 1894 anzustcllen, nm aus bereu Ergebnis die Schlüsse für die Richtung zn zich-n, welche dic Handelspolitik bei Ablauf diefer Verträge, also im Jahre 1901 zu nehmen habe. Wenn trotzdem der Reichstag einen Beschluß gefaßt hat, der die verbündeten Regierungen auffordcrt, derartiges Material zu sammeln, und der Leiter unseres Aus wärtigen Amtes namens der Reichsregiernng sich bereit erklärt hat, diesem Wunsche nachzukommcn, so kann man sich trotz der vorstehend angedcutct.n Zweifel damit einverstanden erklären, weil eine solche sorgfältig geführte Untersuchung sehr geeignet erscheint, die Meinungen darüber zn klären, wie jene Verträge gewirkt haben. Sieht mau von allen Einzelheiten ab, jo bildet dcn wert vollsten Teil d r jetzt geltenden Verträge - auch jür die Land wirtschaft — jene auf eine Reihe von Jahren gegebene Sicherheit, daß die Bedingungen des internationalen Wett bewerbes, gleichviel, ob wir als ausführendes oder als ein führendes Land dabei in Frage kommen, für einen längeren Zeitraum stabilisiert sind; jedes Gewerbe, soweit die Zoll Verhältnisse in Betracht kommkn, weiß, mit welchen Faktoren es von Deutschland allein getragenen Unkosten für Porto u. s. w. zu, bez. ab, so sind im ersten Falle, gering veranschlagt, 360000 M zu-, im zweiten etwa 170000 M. abzusetzen, und es stehen dann 3148554 Mark nur 66 629 M. gegenüber Wenn nun auch nicht die ganze Summe von 2 788 554 M auf das Konto deutscher Käufer zu setzen ist, so bleibt doch immerhin noch genug übrig, um behaupten zu können, daß der deutschen Kunst seit 1888 durch die „Internationalen" an und für sich schon sehr bedeutende Mittel zu gunsten des Auslandes entzogen worden sind, während dieses auch nicht im entferntesten ein Äquivalent hierfür geboten hat Der Verfasser vergleicht sodann die Preis- und Medaillenverlcihung in Deutschland und im Auslande Auch bei dieser darf Deutschland den Ruhm größerer „Noblcsse" für sich in Anspruch nehmen, denn während Melbourne nur „Preise" (wahrscheinlich nichts kostende Diplome), Chicago nur bronzene Medaillen zuerkannte, verliehen München und Berlin kostbare goldene Me daillen, die, infolge deutscher Höflichkeit und Rücksicht nahme gegen die ausländischen Preisrichter und Aussteller, vorwiegend an fremde Künstler gelangen, — ost sogar ohne jedes Verdienst. So erhielten 1891 in Berlin von 1325 deutschen Werken nur 4 die große, 24 die kleine goldene Medaille, dagegen von 1134 fremden 15 die große, 49 die kleine goldene Medaille. In München kamen 1892 auf 1241 deutsche Werke 5 große, 26 kleine, — auf 1941 fremde 17 große, 36 kleine goldene Medaillen. Der Uneingeweihte muß aus diesem Resultat unbedingt den Schluß ziehen, daß die deutsche Kunst der sremden sehr beträchtlich nächstes, da er den bei der Verleihung der Medaillen üblichen Modus nicht kennt, nicht weiß, daß ausländische Juroren in großer Anzahl, ja ost in der Mehr zahl an den betreffenden Beratungen stimmberechtigt teil nehmen, und weil er auch nicht zu ermeffen vermag, wie weit bei solcher Gelegenheit die deutsche „Höflichkeit" getrieben wird. Ich kann mit meiner Meinung nicht zurückhalten, daß e» ei«
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