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Dresdner Journal : 02.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189702025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-02
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 02.02.1897
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Fit, DrrSden vierteljShrlich: I Mack do Ps., bei den Kaiser- lich deutschen Pojwnslallen vierleljährlich »Mark; außer» bald de» Deutschen Reiche« Pust» uud Etemptlzuschlag. Einzel« Nummern: 10 Ps Erscheine»: »«glich mit Lu«nahme der Soun- »ad Feiertag« abend«. Fernspr»Anschluß: «r tr»L Dresdner S Journal. «ukü»»t«»»«s^»»tz««^ Für dea Raum einer aespal- tenea Zeile kleiner Schrift »v Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile »0 M. Lei Davellea» und Zcheri-satz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Kömgliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwlngerstr iO. zernspr..Lnschluß:Rr.ir»L. 18S7 ^2« DienStaq, dkl! I. Februar, abends. Amtliche Stil. Se. Majestät der König haben dem bei der Generaldirektion der Königlichen musikalischen Kapelle und des HoftheaterS angestellten Verwaltungsbeamten Paul Jensen den Titel „DirektionSrat" mit dem Range in der fünften Klasse der Rangordnung Aller- gnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Seidewaren- sabrikanten Johann Louis Lotze in Hohenstein das Prädikat „Hoflieferant Ihrer Majestät der Königin von Sachsen" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem im Dienste Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, befindlichen Hausdiener Hermann Ludwig Wilhelm Müller das Allgemeine Ehrenzeichen Aller gnädigst zu verleihen geruht. vr«tn»ungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Post-Verwalt ung sind ernannt worden: Hübner, zcither Postsecretär, als Oberpostdirektionssecretär in Dresden; Dietze, zeither Post- praklikant, als Postsecretär im Bezirke der Uaiserl. Oberpost direktion zu Dresden; Lange, Buchbinder, als Postagent in Lrla (Erzgebirge). Departement des Innern. Angestellt: die Diätisten Bernhard Reinhard Beyer bei der Amtshauplmannschast Leipzig als Expedient daselbst und Richard Bruno Denechaud bei der AmtShauptmannschast Dresden - Altstadt als Expedient bei der Amtshauplmannschast Dresden-Neustadt. — Besördert: Expe dient Emil Max Füssel bei der Amtshauplmannschast Dresden- Neustadt zum Bureauassiftent bei der 1. Rechnungs-Expedition des Ministeriums des Innern. — Versetzt: Bureauassistent Friedrich Ernst Klaua bci der Amtshauplmannschast Leipzig zur Amtshauplmannschast Döbeln, Expedient Heinrich August Göhler bei derAmtshauplmannschast Glauchau zurAmtshaupt- mannschast Dippoldiswalde. Nichtamtlicher Leit. Frankreich und Rustland am Bosporus lautet die Überschrift einer Leitartikels, den die in Ruhland bekanntlich als tonangebendes politisches Blatt gellende „Nowoje Wremja" am Tage der An kunft der Grafen Murawiew in Pari- ver öffentlicht hat, und in dem den Franzosen die Ziele der russischen Politik in der Behandlung der orien talischen Frage in sehr entschiedenen Worten erläutert werden. Diese Belehrung der übereifrigen und auch der immer noch „schwankenden" Russenfreunde in Frankreich ist im gegenwärtigen Augenblick besonders beachtenswert, weshalb wir den Aufsatz des genannten russischen Blattes im Nachstehenden wiedergebcn. Der Aufsatz lautet wie folgt: „In der sranzösischen Presse hören wir Stimmen, die sich bedauernd darüber äußern, daß Frankreichs Rolle im jetzigen Stadium der türkischen Frage nicht der Stellung eines Landes entspricht, das den Ehrgeiz immer noch besitzt, die Rolle einer großen Figur in der Welt zu spielen (kairo xranäs Lxure äan» Io mooäs)." Was soll dieser Ausdruck eigentlich bedeuten ? Etwa jene große Politik Napoleons lll., die für das Land verderbenbringend war, aber bis zu der Katastrophe 187V großartig zu sein schien? Unsere Zeit ist jedoch die Zeit der Politik der „Bünd- msse", der Politik der „Vereinbarungen", und nicht der wird zu einer großen Figur i» der Welt, der in jeder, wenn auch sür ihn bedeutungslosen Angelegenheit für den äußeren Pomp Sorge trägt, sondern der, welcher in den großen Fragen als große Kraft sich Geltung verschafft. Diese Kunst ist von dem jetzigen Deutschland geschaffen worden, und diese Kunst, dieses Verständnis, die Fragen in wichtige und unwichtige nnzuteilcn und an der einmal geschlossenen Vereinbarung fest- zuhalten, hält bisher die reale Kraft des Dreibundes aufrecht. DieseKunst brauchen alle, die nicht nur durch eigene Kraft, sondernauchdnrchdiederBerbündetenstarksein wollen. Ohne dieses ist in einer ernsten Angelegenheit keine Vereinbar ing zwischen zwei Staaten möglich. Tenn was ge währt denn der Verbündete, der bei jedem diplomatischen Schritte wegen der Initiative zu demselben eifersüchtig ist und Fragen des äußern Prestiges zu großen politischen TageSsragen ausbauscht, die sür den andern durchaus keine solche Bedeutung haben Die Stellung Frankreichs und Rußlands in der Meerengensrage ist sehr einfach und wird durch die realen Interessen beeinflußt, welche diese beiden ver bündeten Staaten hier zu verfechten haben. Bei vernünftiger Abschätzung seiner Interessen am Bosporus wird Frankreich finden, daß seine Ziele und Aufgaben sich jetzt südlicher be finden als vor Sv Jahren — und zwar in Suez, an dem der große Handelsweg zwischen Europa und Asien vorüberführt. Hr Lavisse hat neulich in der „Revue de Pari«" erklärt, daß Franlreich in der Türkei nur Geldinteressen hab', die mit den türkischen Anleihen in Verbindung ständen. Das ist richtig; noch richtiger ist es aber, daß seit der Eröffnung des Suezkanals an der orientalischen Frage faktisch in geographischer und politischer Beziehung nur Rußland und teilweise auch England interessiert ist. Für Rußland ist der Bosporus die Mündung seiner wichtigsten Flüsse in das Mittelländische Meer. Für Österreich hat der Bosporus nicht dieselbe Bedeutung, da die Donau in ihrem Unterlaufe durch fremde Staaten strömt, und was das übrige Europa anbelangt, so hat Konstantinopel sür dasselbe seit der Eröffnung des Suez- kanals seine frühere Bedeutung verloren In den Händen Eng lands. Italiens, Österreichs und Deutschlands wäre dec Bos porus nur dasselbe Pandora-Geschenk, das es für die Türkei geworden ist. Weder der Handel, noch die Politik eines dieser Länder würde durch den Bosporus etwas gewinnen, uud wenn er auch das äußere Prestige derselben erhöhen würde, so käme dies nur als das sichtbare Symbol des Sieges über — Rußland in Betracht, welches überall als eine politische Kraft allerersten Ranges anerkannt ist. Darin liegt für England die Hauptbedeutung der Bosporus-Frage. Nur in den Händen Rußlands hat der Bosporus einen wirklichen, greifbaren Wert und selbst der ruhigste und friedliebendste russische Politiker wird zugeben müssen, daß es in dieser Frage sür Rußland keine Schwankungen geben kann, und daß der wider uns ist, der nicht für uns ist... Das eifersüchtige Verhalten der Franzosen zu jener vor herrschenden Stellung, die Rußland in der Meerengen-Frage einnimmt, setzt uns in Erstaunen. „Unsere Diplomatie ist unthätig, steigt aus den zweiten Platz hinab!" rufen sie aus. Warum ? Weil sie in der BoSporus-Frage den ersten Platz Rußland einräumt? Wenn aber Franlreich in dieser Frage die vorherrschende Stellung beanspruchen würde, so könnte zwischen ihm und Rußland kein Bund bestehen und würde niemals einer bestehen Diesen ersten Platz am Bosporus verdankt Rußland durchaus nicht Frankreich. E« hätte ihn jetzt auch dann inne, wenn Franlreich von Malewski« und Waddingtons regiert worden wäre. Wenn es sich darum handelt, daß die französische Diplomatie in den Zeitung«- telegrammen nicht an erster Stelle genannt wird, so hindert sie nichts daran, in der ägyptischen Frage mehr Thatkraft zu entwickeln und dort die vorherrschende Stellung einzunehmen. Mit dieser Frage ist die ganze Zukunft de« französischen Afrika« und die Stellung Frankreichs an den Handrlswcgen zwischen Europa und Asien verknüpft In finanzieller Beziehung ,st Frankreich ebenfalls in Ägypten,* und auf jeden Fall nicht weniger als in der Türkei interessiert. Und Rußland würde es nicht einfallen, aus die vorherrschende Stellung Frankreichs in dieser Frage eifersüchtig zn sein, da die Interessen Frankreichs hier unstreitig die des russischen Reiches übertreffen " Am Ende des Aufsatzes, der bestimmt erheb liches Aufsehen machen wird und dessen Sprache in Frankreich recht ernüchternd wirken muß, zumal sich gegen seinen Inhalt kaum etwas Stichhaltiges vor bringen lassen wird, findet sich dann noch die Wider legung des Ausspruches, Rußland genieße nicht mehr die Sympathien der orientalischen Christen, welche ihm nicht vertrauten, sondern eS jetzt sogar haßten. Diesem von Lavisse in der oben genannten fran zösischen Revue vorgebrachten AuSspruche stellt „Nowoje Wremja" die Thatsache entgegen, daß Rußland Hunderttausenden von armenischen Flüchtlingen Asyl und Nahrung gegeben habe. Die Gefühle dieser Flüchtlinge und ihrer Familien kämen allerdings nicht in Zeitungstelegrammen zum Ausdruck, der französische Publizist dürfe sie jedoch deshalb nicht außer acht lassen. Die Rational-Lozialen sind fortgesetzt an der Arbeit, die Kluft zwischen sich und allen ordnungsliebenden Staatsbürgern zu er weitern und zu vertiefen. So wird jetzt in der Nr. 4 der zu Erfurt erscheinenden national-sozialen „Volkszeitung", die von den bekannten Naumann schen Parteigängern, Pastor Kötzschke und vr. Scheven, herausgegcben wird, das folgend: von F. A Feddersen, dem Verfasser der „Lieder eines Christlich-Sozialen", gedichtete „Arbeiterlied" abgedruckt: „Wir sind ein ehrliches Geschlecht Und kämpfen um ein ehrlich Recht. Wir stehen draußen vor dem Saal, Darin der Reichtum sitzt beim Mahl Und lachend auf uns nieder schaut, Die diesen Saal ihm ausgebaut Den uns re Kraft gefügt allein — Wir wollen in den Saal hinein! Wir wollen Anteil au dem Gut, Dafür wir opfern Schweiß und Blut Wir sind ein ehrliche« Geschlecht Und fordern unser ehilich Recht, Und läßt man uns nicht willig ein, Dann mag zerbersten Stein um Stein!' — Angesichts solcher Leistungen müßte eS die Presse der staatserhaltenden Parteien für eine ihrer ersten Pflichten halten, immer und wieder mit größtem Nachdruck dem verderblichen Treiben der Naumann und Genossen entgegenzutreten! Die Anhänger der national-sozialen Richtung können unsers Erachtens nur aus zwei Kategorien von Leu ten bestehen: einmal aus solchen, die bewußtermaßen den Sozialisten Handlangerdienste leisten und unter den ordnungsliebenden, monarchischen Staatsbürgern Zwietracht säen wollen, und zweitens aus Leuten, die sich nicht klar sind über die Ziele des „nationalen" Sozialismus, aus Leuten, die sich durch das dem Partei namen hinzugefügte Wort „national" haben blenden und irreführen lassen. Die Angehörigen dieser letzteren Kategorie darüber aufzuklären, welche Wege sie wan deln und welchen Bestrebungen sie durch Unterstützung der national-sozialen Partei dienen, sollte es unsers Erachtens nach nicht zu spät sein. Zum mindesten muß dieser Art von Leuten für spätere Zeiten die Ausrede abgeschnitten werden, sie seien selbst unklar über die Ziele ihrer Partei gewesen. Die wahrhaft nationalen Parteien aber müssen auf das entschiedenste das Tischtuch zwischen sich und solchen Leuten zer schneiden, die heute in der Verhetzung der Arbeiter den Herren Singer und Liebknecht geradezu den Rang übzulaufen bemüht sind und morgen sich in die Brust werfen, um von ihrer „nationalen" Gesinnung und ihrer Liebe zu Kaiser und Reich zu reden! Tages geschuhte. Dresden, 2. Februar. Nach der Predigt am Sonntag vor der Melanchthon-Feier, 5». Sonntag p. Lpipk., den 7. Februar 1^97, wird nachstehende Abkündigung in den evangelischen Kirchen Sachsens verlesen werden: „Am 16. Februar d. IS. vollenden sich 400 Jahre, seit Philipp Melanchthon geboren worden ist. Die evangelische Kirche ehrt in ihm den treuesten Freund und bewährtesten Gehilfen Luthers, das nächst ihm gesegnetste Werkzeug der Reformation. Er hat an den wichtigsten Ereignissen der Re formation den hervorragendsten Anteil gehabt, er hat das vornehmste Bekenntnis unserer Kirche, die Augsburgische Konfession und ihre Verteidigungs schrift, die Apologie, verfaßt, er ist, wie bei vielen anderen reformatorischen Werken Luthers, sein treuester Gehilfe gewesen bei der Verdeutschung der heiligen Schrift, er hat sich um die Begründung der evangeli schen Schulen in besonderem Maße verdient gemacht Kunst und Wissenschaft. Konzerte. Am Sonntag nachmittag fand m der Martin Luther-Kirche eine geistliche Musikauf führung statt, die vom Freiwilligen Kirchenchor zur Feier feines zehnjährigen Bestehens und gleichzeitig zur Feier des hundertsten Geburtstages Franz Schuberts veranstaltet ward. Es kamen ausschließlich Tonwerke dieses Meisters zum Vortrag, namentlich Kompositionen für verschiedene Chorgattungen (die in der Gesamtausgabe drei stattliche Bände füllen), sodann zwei Lieder, eine für Orgel ein gerichtete Klavierfuge und als einziger Jnstrumentalsatz das Andante aus dem Klaviertrio op. 99. Nicht alle ge wählten Chorstücke erwiesen sich als zu Schuberts gewichtigsten Produktionen gehörig. Zwar war keines unter ihnen, das eine warm ansprechende Wirkung versagt hätte, aber ein ganz unmittelbarer tiefer Eindruck stellte sich nur bei dem Psalm 23 für Frauenchor ein Selbst „Mirjams SiegeS- gesana" gab hier nicht soviel her, als man von der reich gegliederten Komposition im Konzertsaal zu empfangen ge wohnt ist. Außer diesen wurden die Hymne „Des Tages Weihe" für gemischten Chor mit Begleitung von Orgel, Violine und Violoncell (ursprünglich Pianoforte), eine Hymne für Männer-Soloquartett und -Chor „Herr unser Gott" (die begleitenden Blasinstrumente blieben weg), worin die Stelle mit den aus- und abführenden Sekunden- gängen der Bässe eine echte Schubertsche Eingebung be deutet, und zuletzt der im Original auf einen hebräischen Text komponierte, für die Wiener Synagoge bestimmte Psalm 92 für Baritonsolo, Soloquartett und gemischten Chor gesungen An den chorischen Ausführungen bezeugte sich wieder die sorgfältig vorbereitende Arbeit des Hrn Kantor Römhild; sie gelangen alle mit Sicherheit und lobenswertem Ausdruck Die Hofopernsängerin Frl. Wuschke trug da« Solo in „Mirjam« Sieae«gesang" sowie da« Abend lied (,L>, wie chön ist Deine Welt") klar und mit herzhafter Empfindung vor, aber die Stimme klang nicht so gut und stand nicht so fest wie sonst. Hr Konzert sänger Wriedt bethätigte sich ebenfalls solistisch („Litanei") und Hr. A. Lange sang das Baritonsolo in der Kompo sition des 92. Psalms. Frl. Brockmann (Violine), Hr. Kammermusikus Nüsser und Hr. O. Hörnig (Orgel) spielten den erwähnten Triosatz, wobei sich beträchtliche Differenzen in der Stimmung herausstellten Die Orgel bot hier keinen glücklichen Ersatz für das Klavier. Am Montag gab Hr. Emil Kronke einen populären Chopin-LiSzt-Abend, der trotz billiger Eintrittspreise nur mäßig besucht war Der einheimische Pianist hat in der letzten Zeit offenbar mit größter Strebsamkeit an seiner Vervollkommnung gearbeitet und jetzt ein Ziel erreicht, bei dem er sich in der Nachbarschaft der tüchtigsten jüngeren Virtuosen befindet Seine Technik entspricht allen modernen Anforderungen, sein Vortrag hält auf die besten musikalischen Allüren Er spielt mit modulations fähigem, weichem Anschläge, entwickelt eine vorzügliche Behandlung der Melodie, gebraucht da« Pedal geradezu musterhaft, erzielt durchweg eine große klangliche Klarheit und bringt insgesamt den musikalischen Inhalt feiner Aus gaben mit größter Sorgfalt, Korrektheit und mit Wärme zum Ausdruck, wobei er zwar keine besonderen ursprünglichen Intentionen aber immer eine wohl durchdachte Auffassung und Hingabe an den Gegenstand bekundet Sein gestriges Programm umfaßte al« Hauptstücke Chopins v-moll-Sonate und LiSzt« U-mvII-Ballade, in welch' letzterer das Ver hältnis zwischen innerer Bedeutung und äußerem Prunk nicht ganz so mißlich ist wie in vielen anderen Werken dieses Komponisten Höchst vortreffliche Leistungen bot der Konzertgeber mit dem, besonders vom Wiedereintritt de« zweiten Themas in Ovs-ckur ab prächtig gespielten ersten und mit dem dritten Satz der Sonate, mit der Ballade und mit der frei und spirituell vorgetragenen Palfe au« op 34. H P König!. Sächsischer Altertumsverein. Die gestrige Sitzung des König!. Sächsischen Altertmnsvereins, in der Se. Königl. Hoheit Prinz Georg den Vorsitz führte, er öffnete Hofrat Vr. Erbstein mit der Mitteilung, daß der langjährige Schatzmeister des Vereins, Konsul Engelmann, gestorben sei und entwarf in warmen Worten ein Lebens bild des Verstorbenen. Die Kassenverwaltung bis zur Neuwahl des Vorstandes, die in der Märzsitzung zu er folgen hat, hat auf die Bitte des Vorstandes Hr. G. v. Winkler zu übernehmen sich bereit erklärt. Nach Aufnahme einiger neuer Mitglieder wurden mehrere An träge verlesen, die Oberlehrer vr. Pfau in Rochlitz namens des Vereins sür Rochlitzer Geschichte gestellt hat; sie be trafen einmal die Erforschung vorgeschichtlicher Wohn stätten (Scherbenlager, Erdwälle n. dergl), die nach drücklicher und systematischer zu betreiben sei, als dies bisher geschehen ist, ferner die Erhaltung alter und Vor sicht beim Anbringcn neuer Steinmetzzeichen an Erneuerungs- bauten, endlich die paffende Benennung der städtischen Straßen und Plätze und die Erhaltung historischer Straßennamen Die Versammlung war mit den An trägen vollkommen einverstanden und beschloß, den ersten Teil, über den ein eingehender Bericht de« Direktorial assistenten vr. Deichmüller eingegangen war, der Gesell schaft Isis, die sich der prähistorischen Forschungen vor zugsweise annimmt, den zweiten der Königl. Kommission für Erhaltung der Kunstdenkmälcr, endlich den dritten dem Königl. Ministerium de« Innern mit der Bitte um Be rücksichtigung zu überweisen Über ein den heiligen Georg dar stellendes Gemälde in der Kirche zu Jößnitz bei Plauen i. V, das auf die Bitte des Vorstande« hierher gesandt worden und ausgestellt war, gaben die Herren geh RegierungSrat vr. v. Seidlitz und Prof Krauße ein Gutachten ab, wo nach eS zu wünschen wäre, wenn das Bild, da« bereits durch Feuchtigkeit gelitten hat, künftig in einem trockenen, aber nicht geheizten Raume aufbewahrt würde; eine Wieder herstellung der durch das Springen der Tafel ent- und hat der kirchlichen Wissenschaft in der Vereinig ung glauben-warmer Frömmigkeit und erleuchteter Forschung die rechten Wege gewiesen. Darum bereitet sich die evangelische Kirche innerhalb und außerhalb Deutschlands, den 400jährigen GeburtStagMelanchthons würdig zur Eyre Gottes zu feiern, der den teuern Gottesmann unserer Kirche und unserem Volke geschenkt hat, getreu der Mahnung der heiligen Schrift, der Lehrer und Väter im Glauben mit dankbarem Herzen zu gedenken Zu diesem Zweck soll auch in unserer Landeskirche der wichtige Gedenktag an dem ihm vorhergehenden Sonntag Leptuagesimae, den 14. Februar, mit einer kirchlichen Feier begangen und in dem Haupt- wie in dem Nebengottesdienst des Reformators im evan gelischen Sinne und Geiste gebührend gedacht und die Gemeinde zu seiner Nachfolge im Glauben, wie zn evangelischer Treue gegen die hohen Güler der Re- sormation erweckt werden. Die Gemeinde wird dem nach im Herm ermahnt, der bevorstehenden Feier ihre Teilnahme zu schenken und den Gottesdiensten zahl reich und andächtig beizuwohnen. Der treue Gott und Herr aber, der in den gesegneten Tagen der Reformation sich über sein Volk erbarmt und das Licht aus der Finsternis hat anfgehen lassen, helfe in Gnaden, daß diese Feier an allein evangelischen Volk in unserm Lande gesegnet sei zur Stärkung und Be festigung im evangelischen Glauben und Bekenntnis und zur Erweckung evangelischen Geistes, des Geistes der ersten Zeugen unserer Kirche. Das wolle er thun um Jesu Christi, seines Sohnes, unsers Herrn willen. Amen." Deutsches Reich. Kiel. Se. Majestät derKaiier empfingen gestern vor mittag im Schlöffe den Chef des Zivillabinetts, Wirkl. Geheimen Rat vr. v. Lucanus, und hieraus den Staats sekretär des Reichsmarineamts, Admiral Hollmann, zum Vortrage. Um 12 Uhr hatte der russische Minister des Auswärtigen Gras Murawiew die Ehre des Empfanges Hierauf sand bci Sr. Majestät dem Kaiser Frühstückstafel statt, zu welcher Gras Murawiew und der preußische Ge sandte in Hamburg Graf Wallwitz geladen waren. (Frhr v. Marschall hat den Grafen Murawiew nicht nach Kiel begleitet.) Während der Tafel brachten Se. Majestät der Kaiser einen Trinkspruch auf den Zaren aus. Zur Tafel musik war die Matrosenkapelle befohlen, die zu . ist rus sische Kompositionen spielte. Um 2'>j> Uhr trat der russische Minister die Rückreise nach Berlin an * Berlin. Die Meldung, der frühere Minister des Innern v. Köller sei zum Oberpräsidenten von Schleswig-Holstein auSersehen, scheint sich zu bestätigen - O.canntlich haben am letzten Kaiserlichen Ge burtstage sowohl in Berlin al« in Stettin größere Massenansammlungen und Ausschreitungen statt gesunden, die, wie wir schon erwähnt haben, in Stettin sogar zur Plünderung von Läden geführt haben. Im Anschluß an diese Vorgänge stellt der „Vorwärts" die harmlose Frage: „Wie kommt es, daß von Arbeiterfesten nie derartige Roheiten zu berichten sind?" Die Antwort ist, wie die „Conservative Correspondenz" bemerkt, doch sehr einfach: Bei patriotischen Festlichkeiten ist es dw durch die sozial demokratische Presse ausgestachclte Gesellschaft der Jugend lichen, welche ihrem Haffe gegen nationale Kundgebungen Lust macht Bei den sozialdemokratischen „Arbeiterscsten" aber feiert dieser Janhagel mit; au« der patriotischen Be völkerung ist aber doch wahrlich keine rohe Kundgebung gegen die „Arbeiterfeste" zu erwarten. Besonders die Straßcnkrawalle in Stettin kann man ohne weiteres auf das Konto der sozialdemokratischen Hetzer setzen Wenn halbwüchsigen Burschen tagau«, tagein verkündet wird, all' der Besitz, welcher in Magazinen und Läden ausgehüuft sei, gehöre eigentlich den Arbeitern, die alle Werte geschaffen hätten; wenn die Unternehmer in Bausch und Bogen als Nichtsthuer, die sich nur durch den Schweiß der Arbeiter mästen, geschildert werden, so ist es nichts weiter als eine praktische Nutzanwendung diescr sozial demokratischen Lehre, wenn solche „aufgeklärte" Burschen, die zu ungeduldig sind, den allgemeinen „Kladderadatsch" abzuwarten, Läden plündern Statt der zu Stettin ver standenen Beschädigungen scheint nicht nötig, auch nicht unbedenklich Der Vorstand beschloß darauf die Erwerbung des Bildes sür das Museum zu versuchen Holzbildhauer F. W Böttcher hat den Verein auf das Treppengitter im Hinteren Teile des Brühlschen Palais und auf das v. Boxbergsche Palais, Waisenhausstraße, das dem nächst abgebrochen werden soll, aufmerksam gemacht Im Auftrage des Vorstandes erstattete Direktorialassistent vr Berling darüber Bericht; darauf beschloß der Verein, das ersterwähnte Gitter, falls es nicht im Neubau verwandt oder vom Kunstgewerbemuseum übernommen werde, sür sein Museum zu erwerben, während hinsichtlich des Box- bergschen Palais zu hoffen ist, daß von anderer Seite Schritte zur Erhaltung desselben, insbesondere des von A. Fr. Oeser dekorierten Parterre-Gartensaales geschehen werden Der Kirchenvorstand zu Großbothen hat unter Vorbehalt des Eigentumsrechtes ein Kruzifix dem Alter- tumsvercin überwiesen Mitgeteilt wurde eine Einladung der Direktion der Königl Kunstgewerbeschule und des Kunstgewerbemuseum« zum Besuche der Sonderausstellung kirchlicher Altertümer aus den Amtshauptmannschasten Grimma und Leipzig II, die vom 26. Januar bis 28. Februar d Js in den MuseumSräumcn stattfindet Prof. vr. Gurlitt sprach schließlich über die Ent- wickelungSgeschichte der Gotik in Sachsen. Es sei wünschenswert, daß in der von ihm im Auftrage de« StaateS bearbeiteten „Beschreibenden Darstellung der Bau- und Kunstdenkmäler im Königreich Sachsen" das Topische, Volkstümliche gleiche Berücksichtigung finde, als die Er zeugnisse der früheren Kunst. Daher hat G der Ent wickelung der Dorstirche besondere Aufmerksamkeit zu gewendet; zahlreiche Ausmessungen von Kirchen der Amt«- hauptmannschaft Grimma waren in der Sitzung auSgelegt Auffallend ist dabei, daß die Frühgotik am ländlichen Bauwesen fast spurlos vorübergegangen ist. Die« bot dem Vortragenden Veranlassung, die Entstehungsgeschichte der Gotik Sachsen» nochmal« nachzuprüsen. Neue Untersuch-
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