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Dresdner Journal : 20.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-20
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 20.01.1897
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»e,»KUret«: Fik Dresden vierteljährlich: 2 Karl 5V Pf., bei den Kaiser» Nch deutschen Postanstalte» iihiUch»Mark; außer- halb drt Deutschen Reiche« -oß- und Stempelzuschlaa. Liazelne Nummern: tv Pf I» Urschet««»: I li-lich mit Ausnahme der Soun» und Feiertage abends Femspr »Anschluß: Nr 1SKL Dresdner M Äurnck. U»kL»»t»«»»»«e»ktz»e», Für den Naum einer gespal tene» Zeile kleiner Schrift 2V Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschluß Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwuigerstr 20. ^ernspr. »Anschluß: Nr 12-L ^15. Mittwoch, den 20. Januar, abends. 1897. Amllicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Ee. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Ballinspektor bei der Staatseisenbahnver waltung LucaS in Dresden Titel und Rang eines Baurathes in der IV Klasse der Hofrangordnung zu rerleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Straßenwärter Kalich in Oberoderwitz da- Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Hofopernsängerin Erika Wedekind den von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt ihr verliehenen Verdienstorden für Kunst und Wissenschaft annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Hoflakai Emil Philipp und der Kutscher Johann Earl Ernst Aberle das von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihnen verliehene silberne Verdienstkreuz annehmen und tragen. (»rnennuugen, Bersetzuuge» rc. tm öffentlichen Dienste. Tepartcment der Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern Befördert: der Hauptamts- kontrolenr Erler in Grimma zum Hauptamtsrendanten in Eibenstock. — Versetzt: der Hauptamtsrendant Krieger von Eibenstock nach Meißen — Angestellt: der Zahlmeister- Lspirant Pilz, der Bizemachtmeister Oehme, der Sergeant Mildner und der Kopist Dreßler als Grenzausseher — Pensionirt: der Hauptamtsrendanl Roßberg in Meißen, der Zollsekretär Thieross in Dresden, der Zollsekretär Hering in Schandau, der Steuerausseher Füge in Markranstädt, der Steuerausseher und Amtsdiener Hanzig in Plauen, derGrenz- ausseher Ferdi ni in Raun, der Grenzaufseher Bierke in Weigsdors, der Grenzaufseher Höhne in Krippen — Ent lassen: der Steueraufseher Dietz in Pausa Gestorben: der Rebeazolleinnehmer Berndt in Niedergrund. Departement des Kultus und öffentlichen Unterricht». Erledigt: eine ständige Lehrerstelle in Radeburg. Kollator: daS Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts Einkommen: 1237 M. 50 Ps. Gehalt einschließlich Woh nungsentschädigung sür Verheiratete, beziehentlich 1221 M. sür Unverheiratete Gesuche sind mit sämtlichen Zeugnissen bis zum 3. Februar bei dem König« BezirkSschulinspektor vr. Gelbe in Großenhain einzureichen Zu besetzen, dir 7. ständige Lehrerstelle an der Bürger schule zu Pausa. 1000M Gehalt, bei befriedigender Leistung töv M Zuiage, Wohnungsggeld Gesuche bi« zum iS. Februar an den Stadlgemeinderat; — die neubegründete 2. ständige Lehrerstelle in Schwepnitz. Kollator: die oberste Schul behörde Einkommen: lOOv M. Gehalt, 10V M. Holzgcld, 72 M für Unterricht in der Fortbildungsschule und freie Wohnung. Gesuche sind bis zum 31. Januar an den Königl. VezirkSichulinspektor Fink in Kamenz einzuseuden. I« bleschäftSbereiche des Vvangelisch-lutherischen LaudeScansistariumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: davon sind zu besetzen: ä. nach dem Kirchen gesetze vom 8. Dezember 1896 im I. Halbjahr 1897: 1. Stelle: das Diaconat zu Mutzschen (Grimma), erledigt durch Amts wechsel am 15./I. 1897 — Kl. I —. Gesuche bis Ende Januar an daS LandeSconsistorium. — 6. im regelmäßigen Besetzungs- Verfahren: daS Diaconat des Stadtkrankcn-, Siechen- und Be» sorghauscs in Dresden (Dresden lt — Kl 11(6.) — Eollator: der Sladtrat m Dresden: das Pfarramt zu Schlagwitz (Rochlitz) mit Franken (Glauchau) — Kl IV (.4.) — Colla tor: die Grasen von Einsiedel aus Wolkenburg. Dagegen wurden angestellt, bez befördert: Kurt Clemens Schmidt, Diaconus in B ießnitz, und Julius Oscar Müller, Predigtamtscandidat, als Pfarrer und bez Hilss- geistlicher der neubcgriindeten Parochie Cotta (Dresden II); Gerhard Johannes Voigt, HilsSprediger in Luppa, als Pfarr- vicar daselbst (Oberlausitz)-, Dr Karl Friedrich Heinrich Chri stian Gändert, Predigtamtscandidat, als Hilfsgeistlicher in Leipzig-Lindenau (Leipzig I); August Max Lauterlein, Pfarrer in Königswalde, als Diaconus an St. Katharinen in Zwickau Ephoralort Die englische Thronrede, ittit welcher dar Parlament Großbritanniens am gestrigen Tage eröffnet wurde, ist, dank den Draht berichten der gut unterrichteten Londoner Korrespon denten der sogenannten Weltblätter, in ihren Haupt zügen schon früher bekannt geworden, als sie von dem, die Königin Viktoria vertretenden Premierminister Lord Salisbury im Parlament verlesen worden ist. Über die Rede selbst liegt uns heute folgender, auf telegraphischem Wege übermittelter Auszug vor, der die Ankündigungen jener Blätter in der Hauptsache bestätigt: In der Thronrede, mit welcher heute das Parlament er öffnet wurde, heißt es zunächst, daß die Beziehungen zu allen Mächten fortgesetzt freundliche sind Die Rede erwähnt dann die in Konstantinopel und an anderen Orten des ottomanijchen Reiches vorgekommenen furchtbaren Metzeleien, welche die be sondere Aufmerksamkeit der Mächte, die den Pariser Vertrag unterzeichnet haben, herausgesordert YSüen Dem Parlamente würden Dokumente vorgelegt werden, in denen die Erwägungen dargelegt seien, welche die Mächte veranlaßt hätten, die gegen wärtige Lage der Tüilci zum Gegenstände besonderer Beratung ihrer Vertreter in Konstantinopel zu machen Die Konferenzen der sechs Botschaster würden noch fortgesetzt. Die mit Billig ung und Unterstützung der Königin unternommene Aktion des Khedive gegen den Khalisen sei bis jetzt durchaus erfolgreich gewesen; die von britischen Offizieren und Truppen unter stützten Streitkräfte des Khedive hätten die fiuchtbare Provinz Dongola der Zivilisation durch Operationen zurückerobert, welche mit bemerkenswerter Geschicklichkeit ausgesührt worden seien, und der Weg für ein weiteres Vorgehen, wann immer ein solches für wünschenswert erachtet werde, stehe offen Die britische Regierung habe mit den Ber einigten Staaten, die als Freund Venezuelas handelten, darüber beraten, den Streit zwischen Venezuela und Britisch- Guqana schiedsrichterlicher Entscheidung zu unterbreiten. Es sei mit Venezuela ein Abkommen erzielt worden, welches, wie die Königin zuversichtlich hofft, eine Beilegung der Streitig keiten herbrisühren werde, ohne die Interessen der Kolonisten, die Rechte in dem strittigen Gebiete erworben hätten, zu ge fährden. Die Königin spricht sodann ihre Befriedigung aus über den Abschluß de- allgemeinen SchiedSvertrages mrt den Vereinigten Staaten zur sriedlichen Beilegung aller Meinung- Verschiedenheiten, die zwischen beiden Ländern einträten, und giebt der Hoffnung Ausdruck, dieses Abkommen möge noch weiteren Wert dadurch erlangen, daß es anderen Mächten nahe lege, die- Prinzip in Erwägung zu ziehen, durch das die Gefahr eines Krieges bedeutend abgeschwächt werde. Die Thronrede teilt ferner mit, daß der Aufstand im Matabele- und Maschona- lande unterdrückt sei Ferner erwähnt die Thronrede die ge drückte Lage der Zuckerindustrie in dcn westindischen Kolonien und kündigt die Einsetzung einer Kommission an, wclLr diese Lage untersuchen soll. Weiterhin heißt es, die Königin hege tiefstes Mitgefühl mit dcn durch die Hungersnot in Indien Betroffenen; die indische Regierung mache alle Anstrengungen, um das Elend zu mildern. Auch die Pest sei in Bombay und Karachi ausgetreten, und trotz der Vorsichtsmaßregeln lägen noch keine Anzeichen für eine Abnahme der Seuche vor. Lie indische Regierung sei angewiesen wor den, die kräftigsten Maßregeln zur Bekämpfung der Seuche zu treffen. Betreffs des Budgets heißt eS in der Rede, daß, während die Regierung ängstlich bemüht sei, jede unnötige Ausgabe zu vermeiden die gegenwärtige Weltlage es dem Parlamente nicht gestatten werde, eine kluge Fürsorge für die Verteidigungsmittel deS Reiches außer acht zu lassen Schließlich kündigt die Thronrede mehrere Gesetzesvorlagen an, die u a. betreffen: die Förderung des Elemenlarunterrichis, die Ent schädigung der Arbeiter bei Unfällen, die Vermehrung der mili tärischen Verteidigungsmittel des Reiches, das Verbot der Ein suhr von Waren, die in den Gesängniffcn anderer Länder her gestellt sind Soweit der kurzgefaßte Auszug der Rede Schlüffe auf deren Gesaniteindruck erlaubt, dürfte letzterer weder bei Freunden, noch auch bei Gegnern des britischen Reiches das Gefühl irgendwelcher Beunruhigung oder Nichtbefriedigung mit den darin sich kundgeben den politischen Bestrebungen der englischen Regierung Hervorrufen. DaS europäische Konzert fährt nach wie vor fort, regelrecht zu funktionieren. Seitdem Eng land, wie es thatsächlich der Fall zu sein scheint, es endgiltig aufgegeben hat, am Bosporus bei der Lösung der durch den AuSbruch der türkischen Wirren wieder Kunst und Wissenschaft. Konzert. Das gestern im Gewerbehause abgehaltene dritte Philharmonische populäre Künstlerkonzert war ebenso gut besucht und nahm einen ebenso glücklichen Verlaus wie die früheren In die solistischen Aufgaben teilten sich die bayerische Kammersängerin Fr! Milka Ternina und der italienische Geiger Hr Arrigo Serato. Frl. Ternina vertritt im Münchener Hoftheater das erste dramatische Fach und erfreut sich an ihrem Wirkungsorte großer Anerkennung. Im Konzerisaal ver rat sie diesen ihren Beruf, soweit man das nach den gestrigen Vorträgen allgemein sagen darf, zwar in manchen Gesangs manieren, doch nicht in der Temperatur des Gesühlsaus- drucks Diese macht sich vielleicht teilweise von der Umgebung der Künstlerin abhängig, die erst aus den „Brettern" ihr Naturell voll zu äußern vermag; im Konzertraume bleibt sie hinter den naheliegenden Erwartungen zurück Frl. Ternina hat die große Arie Leonore s („Fidelio") und die Auftrittsarie der Elisabeth („Tannhäuser"), die doch beide impulsiv behandelt sein wollen, sehr schön in einzelnen Phrasen und Abschnitten, aber im ganzen nicht mit der leidenschaftlichen Bewegung und großen Steigerung ge sungen, durch die unmittelbare Eindrücke auf die Hörer hervorgerusen werden Davon abgesehen, liegt in dem ganzen künstlerischen Wesen der Sängerin, gleichwie in ihrer äußeren Erscheinung, etwa« Klare» und Edle», da» un« sympathisch berührt und uns mit Wohlgefallen an ihren Leistungen erfüllt. Frl. Ternina« Stimme neigt sich im Charakter dem Mezzosopran zu, ist von gutem Umfang, stark und klangvoll und spricht in der Höhe bi« zum 6 mühelos an, während sie darüber hinaus von der Künstlerin forciert werden muß Ihre Gesangstechnik ist nicht gerade kunstvoll, aber auch nicht so primitiv, halb- sertig, wie bei nicht wenigen dramatischen Sängerinnen, die nch in guten Stellungen befinden Frl. Ternma sang gestern auch einige Lieder, unter Venen „Das Meer" von Rob Franz in dem großen Raume und vor dem großen Publikum natürlich keine Wirkung machte. Stärker sprach Rich Strauß' „Geheimnis" an und ebenso eine Zugabe, welche die Künstlerin den reichen Beifall spendenden Zuhörern gewährte. Hrn. Arrigo Serato haben wir kürzlich in einem Konzert der Dresdner Ressource kennen gelernt Der junge Geiger entwickelt in seinem Spiel Schönheit und Reinheit des Tons, der nicht groß ist aber vorzüglich trägt, virtuos gebildete Technik und musikalisches Tem perament In größeren Kompositionen wie dem D-ckur- Konzert von Paganini und in kleineren wie Sarasates Zigeunerweisen und Godards Berceuse (Zugabe), die er gestern vortrug, ist er technisch und musikalisch vollkommen zu Hause. Immerhin kann er zur Zeit nur als Lirtuose hoch bewertet werden, doch läßt seine innere Beteiligung an den van ihm ausgeführten Stücken, die er sogar durch allerlei und nicht immer schöne Bewegungen de« Kopfes, des Gesicht», des Oberkörpers unbefangen markiert, Anlagen zu seinem weiteren Wachstum als Musiker vermuten. Hr. Serato hatte gestern einen außerordentlichen Erfolg bei unserem Publikum und spielte nach Durchführung seines Programms mit reichlichem Gebrauch der Sordine außer der Berceuse noch Schumanns Abcndlied und „Air" von Bach, die zwei ersteren Stücke mit meisterlicher Behandlung der Kantilene, das letztere ohne stilistische Größe und Weihe Die Gewerbehauskapelle brachte unter Hrn. Trenklers Leitung E. v Recnizeks echte Lustspielstimmung ausgehende Ouvertüre z Op „Donna Diana" und eine symphonische Dichtung „Frühling-wogen" von Philipp Scharwenka, eine bei unselbständiger Erfindung und übermäßiger Aus dehnung im instrumentalen Ausdruck sehr gelungene, poetische Einzelzüge aufweisende Komposition, in sehr lobenswerter Art zu Gehör Am Flügel begleitete Hr Pittrich mit bekannter Bortrefflichkeit H. P auf die Tagesordnung der großen politischen Probleme gesetzten orientalischen Frage seine Sonderwege zu gehen, und Rußland sein Bestreben bethätigt, in voller Übereinstimmung mit den sämtlichen europäischen Mächten in diesem Wetterwinkel Europas vorzugehen, entfällt für jedermann jeder Grund zu Befürchtungen für die weitere friedliche Entwickelung der Gesamtlage in Europa. Hinsichtlich der zahlreichen Verwickelungen, die in letzter Zeit aus dem außereuropäischen Inter essengebiete Großbritanniens zwischen diesem und den meisten europäischen Kolonialstaaten stattfanden, beobachtet die Thronrede eine auffallend reservierte Haltung. Aus der „Befriedigung" über die erfolg reichen Kämpfe im Sudan läßt sich allerdings zu nächst folgern, daß der Feldzug gegen das Mahdi- reich seine Fortsetzung nehmen werde, doch bleibt es nach wie vor noch unentschieden, wieweit diesem mili tärischen Unternehmen das letzte Ziel gesteckt ist, und ebensowenig wird in der Thronrede Europa darüber aufgeklärt, in welcher Weise die von einigen euro päischen Mächten geteilten Bedenken gegen die englisch-ägyptische Sukanexpedition zum Stillschweigen gebracht werden sollen Auch die in letzter Zeit durch das provokatorische Auftreten des südafrikanischen „Napoleon I." wieder verschärften Gegensätze in der Transvaalfrage erfahren in der Thronrede nicht die geringste Milderung oder auch nur Beachtung. Des gleichen wird vollständiges Stillschweigen beobachtet über die auch weitere europäische Kreise interessierende Strafexpedition der Engländer gegen Benin und den Haussastaat Nupe Man wäre insbesondere in Frank reich und Deutschland, wo dieser neueste innerafrika nische Streiszug der englischen Kulturträger lebhaftes Interesse erregt, Lord Salisbury recht dankbar ge wesen, wenn er bei diesem Anlaß den eigentlichen Zweck dieser militärischen Unterwerfung scharf um grenzt haben würde. Dieser Streiszug der englischen Truppen gegen die Haussastaaten von Benin und Nupe wird auf Grund der Ansprüche der englischen Niger gesellschaft unternommen, die jedoch mit Recht in jenen beiden europäischen Festlandstaaten bestritten werden. Die Nigergesellschast stützt ihre Besitzrechte iu den am Golf von Guinea liegenden Gebieten auf mehr als ZOO Verträge, die ihre Geschäftsträger an geblich mit den zahllosen schwarzen Fürsten der Neger- grbiete in Sokoto und Gando zwischen den Jahren 1883 und 188«; abgeschlossen haben. Großbritannien .ft «bekanntlich schon feit 12 Jahren an der Arbeit, um diese Gebiete iu seinen Besitz zu bringen, un geachtet der Gegenansprüche Frankreichs und Deutsch lands, die sich auf die Unbestimmtheit der Landes grenzen des Sokoto-Reiches und auf den die freie Schiffahrt auf dem Niger sichernden Berliner Ver trag stützen. (^iu ncntr joziatrevolutionärcr Vorstoß. Die „Köln. Ztg." schreibt: Die im st'llcn vorbereitete und vor etlichen Tagen in Ham burg ersolgte Gründung einer zentralisierten sozialdemo kratischen Gewerkschaft der Eijenbahnarbciter durch ganz Deutschland verdient die weitgehendste Beachtung; denn wir haben die sozialdemokratische Schöpfung vor uns, die nach der Meinung der Wortführer dereinst bei Riefenausstönden und beim Ausbruch eines Krieges die Entscheidung geben soll. Ganz harmlos ist die Sache vorbereitet und eingesädelt worden; auf dem internationalen Eifenbahnarbeiterkongreß, der vom 29. August bis 1. September v Js. in Mailand ta^te und auf dem mit Besriedigung festgesicllt wurde, daß der Sozialismus unter den Eifenbaynarbeitern in Österreich, Frankreich, Spanien, Holland, Belgien und der Schwitz fo gewaltige Fortschritte gemacht habe, wurde gle chzeiüg das lebhafteste Bedauern darüber ausgesprochen, daß in Deutschland die Sache nicht weitcr wolle Obgleich cs auss heftigste von dem internationalen Sekretär. Genossen Gaörard in Paris bestritten wurde, ist cs doch richtig, daß in Mailand eine bestimmte Summe sür die Propaganda dcs Sozialismus unter den Eisenbahnarbcitern in Deutschland ausgesetzt wurde. Als rm vorigen Jahre eine leb- haste Bewegung der Eisenbahnarbeiter durch die Schweiz ging, hat man sich aus der Delegiertenkonserenz in Vern zwar nicht öffentlich doch im vertrautern Kreise sehr lebhaft mit der Eijenbahnarbeiter - Bewegung in Deutschland beschäftigt, und voller Zuverficht blickte man den kommenden Dingen entgegen. In Halle. Magdeburg, Leipzig, Hamburg, Altona fanden im Juni und Juli Eifendahnarbeiter - Versammlungen statt; die erste wurde mit einem Hoch ans den Kaiser er öffnet, dann wurde die Notlage besprochen und beschlossen, sich an die Direktionen wegen Gehaltsaufbesserung zu wenden In der zweiten und dritten Versammlung wurde schon gewaltig aus die Direktion geschimpft und die Gründung eines Verein» zur Wahrung der Interessen beschlossen. Schmunzelnd be richteten die sozialdemokratischen Blätter über dies „sreudige Ereignis". Die sozialdemokratische Mache kam nach kurzer Zeit ganz zum Vorschein; daS Erscheinen einer Schrift, welche die Wünsche und Beschwerden der Eiscnbahnarbeiter enthalten sollte, wurde angekündigt und als Sammelftelle für die Einsendungen daS sozialdemokratische „Echo" in Hamburg bezeichnet Nun wimmelte es von Erklärungen in den sozialdemokratischen Blättern von Eisenbahnarbeitern; alle traten sür den Anschluß an die Sozialdemokratie und die Gründung einer zentralisierten Gewerkschaft ein Bei dem Hamburger Ausstand traten in einer Unzahl von „Eingesandt" die Eisenbahnarbeiter sür die Ausständigen ein; passiver Widerstand gegen die Vorgesetzten wurde empsohlen, falls sie Arbeiten verlangen sollten, die den Ausständigen unangenehm wären. Der ganzen Bewegung wurde dann die Krone ausgesetzt durch die Gründung der zentrali- siertln Gewerkschaft, die sich durch ganz Deutschland erstrecken soll Das Programm des Verbandes beruht streng aus gewerk schaftlicher Grundlage; als Zweck deS Verbandes wird an erster Stelle die Erzielung möglichst günstiger Lohn- und Arbeits bedingungen angesührt. Die Eisenbahnarbeiter würden unter Umständen also vor einem Ausstand nicht zurückschreckcn; das könnte zu den entsetzlichsten Verwickelungen sühren, zumal wcnn die Eisenbahnarbeiter bei Krisen die Arbeit verweigern sollten. Wie es heißt, soll in dem von Anarchismus so «»gefressenen Barcelona der nächste internationale Eisenbahnarbeiterkongreß statlfinden; da könnten wir dann das Schauspiel einer merk würdigen Verbrüderung erleben. Wir haben es hier mit einer Gesahr sür den Staat zu thun, die ernste Be achtung erheischt. Zu demselben Thema bemerken auch die „Ham burger Nachrichten": An dem Willen der Sozialdemokratie, im Kriegs salle den angedeuteten Landesverrat in großem Stile zu begehen, zweiseln wir keinen Augenblick; dagegen stehen wir der Möglichkeit, die Absicht zu ver wirklichen, doch mit einiger Skepsis gegenüber. Wir glauben überhaupt nicht an die Durchführbarkeit eines Streiks in fo großem Maßstabe, wie ihn die Sozial demokratie hier in Aussicht nimmt. Tie Ausstände der Eisenbahnangestellten, die wir bisher in Frankreich, Eng land und namentlich in Amerika erlebt haben, waren doch sehr partieller Natur und gegen Privatbahnen ge richtet; auch ihr Ersolg war nicht sehr erheblich. Daß cs ge lingen könnte, ale, oder auch nur den größten Teil aller Arbeiter unserer Staatsbahnen zu einem organisierten Werk zeuge der Sozialdemokratie zu machen, das im gegebenen Moment auf den Belehl des Hrn. Bebel hörte, halten wir für ausgeschlossen. Eine solche Organisierung kann nicht heimlich nid ungestört hergestellt werden und das Pflichtgefühl des Kernes der Eisenbahn-Angestellten würde z. B. sicherlich gegen das Ansinnen protestieren, das eigene Land dem Feinde durch Hemmung der rechtzeitigen Truppenansammlung durch Eisen dahnstreike anszuliesern. Immerhin halten wir es sür eine Ausgabe der Bahn- verwaltungeu, die sozialdemokratische» Umtriebe bei ihren Arbeitern mit Aufmerksamkeit zu ver solgen und gegen jeden, der sich in dieser Beziehung verdächtig macht, mit Entschiedenheit vorzugehen. Hi.r heißt es, rechtzeitig vorbeugen. Wenn es unter den „Eisenbahnern" bekannt wird, daß jeder, ter sich irgendwie an solchen sozialdemokratischen Versammlungen und Verabredungen beteiligt, sofortige Entlassung zu gewärtigen hat, dürste sich die Neigung dazu doch sehr abschwächen Außerdem wird unsere KriegSvcrwc tung die Möglichkeit des Versagens eines Teils des Eisenbaynpcrsonals im Mobilisierungssallc in Rechnung ziehen und durch Ausbildung genügender Kräfte als Ersatz für die etwa Streikenden die Gefahr, die hier drohen könnte, zu vermeide» wisfen. Alfo sehr beunruhigt wird mau sich noch nicht zu suhlen brauchen Dagegen erblicken wir in den Plänen, die sie enthüllt, eine neue Mahnung an den Staat, gegen die staatsaesähr- lichen und landesverräterischen Umtriebe derSozial- demokratie mit allen Mitteln vorzugehen, die ihm zn Gebote stehen. Wir glauben nach den ge.„achten Streik- ersahrungen heute weniger als je. daß ohne einen ausreichenden Ersatz für das erloschene Sozialistengesetz der Staat dieser Pflicht gegen sich selbst und die friedliebende Bevölkerung ent sprechen kann und daß die leitenden Staaismänner eine schwere Verantworiung aus sich lade», wenn sie noch länger zögern, die Initiative in dieser Richtung zu ergreisen Der am Dienstag, den er sich gleichzeitig auch an Schopenhauer an, die Schriften „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" und die „Unzeitgemäßen Betrachtungen", namentlich die dritte und vierte derselben, „Schopenhauer als Erzieher" und „Richard Wagner in Bayreuth" sind denkwürdige öffentliche Vorträge. 19. Januar gehaltene zweite Vortrag des Professors Di-. Fritz Schultze über „Tic Philosophie Friedrich "Nietzsches" begann nach den im ersten Vortrag festgestellten Gesichtspunkten mit der eingehenden Betrachtung des eigen tümlichen Entwicklungsganges dcs Nictzscheschcn Geistes, als dessen innerstes Wesen der unablässige Wechsel und Wandel erscheint Nicht zufällig sei es, daß Nietzsche mit Vorliebe das Bild der sich häutenden Schlange für sich wieder holende Vorgänge in seinem Geistesleben gebraucht habe. Jede ihm zu einer bequemen und warmen Haut gewordene Anschauung streifte der von leidenschaftlichen Affekten bc wegte Denker innerhalb einer gegebenen, oft überraschend kurzen Zeit wiederum ab, uni in einer neuen Hülle, die gleichwohl jedesmal eine unter seelischen Kümpfen und Leiden gewonnene Überzeugung gewesen sei, vor das Auge der Welt zu treten Als die verhältnismäßig glücklichste Zeit der Nietzscheschen Entwickelung stellte der Vortragende die Jugend und erste Periode des Philosophen dar Dem ästhetischen Grundcharakter und der leidenschaftlichen Be weglichkeit dcS Nietzscheschen Geistes kam die strenge Zucht der Rietschlschen Schult, der Philologie überhaupt in jedem Betracht zu gute, obschon die Gewöhnung sich nach Erledigung bestimmter Fornialfragen sofort zu neuem zu wenden, nicht ohne Rückwirkung ge blieben ist Den Weg von der Philologie zur Philosophie hat Nietzsche mit einer Arbeit über Diogenes LaprtiuS, den antiken Geschichtschreiber der Philosophie, gefunden, die ihn mit tieferem Anteil für die griechische Philosophie erfüllte und den ästhetischen Zug seiner Anlage entband. Da ihm die gesamte griechische Kultur als ästhetische, als Kunst kultur erschien, so fesselte ihn die Erscheinung, die Kunst und Kunstlehre Richard Wagners, der für die germanische Welt eine ähnliche Kunstkultur erstrebte Und da Niehfche bei dem Philosophen Schopenhauer eine gleiche Hochhaltung der Musik, als der unmittelbarsten und freiesten aller Künste, wahrnahm, wie er sie selbst in sich trug, so schloß Zeugnisse einer Anschauung, bei der Nietzsche selbst nur kurze Zeit hindurch Besriedigung und Erquickung fand. In Zusammenhang mit dem damaligen dionysischen Schwünge seines Geistes stand seine Polemik gegen Dav Strauß, dessen alter und neuer Glaube ihm als ein cynischeS Bildungsphilisterbekenntnis galt und seine große Erörterung „Vom Nutzen und "Nachteil der Historie für das Leben", in der er das deutsche Polk an der „histo rischen Krankheit" leiden sah, deren Einwirkung ihm die vollständige Decadence, den Niedergang des eigent lich schöpferischen und erhebenden Geistes bedeutete. Der Vortragende wies im einzelnen nach, wie sich die in denkwürdigen Wandlungen bei Nietzsche wieder kehrenden Grundbegriffe des Dionysischen, der Decadence, des Unzeitgemäßen aber Zukunstvollen und des Genies in dieser Periode durchgebildet hätten, er besprach dann den Bruch mit Richard Wagner, der eine völlige Umkehr Nietzsches von seinen seitherigen Wegen einleitete und sich in der Schrift „Menschliches, Allzumenschliches" zuerst kundgab, in der spateren „Der Fall Wagner" einen wenig würdigen, wennschon psychologisch immerhin begreiflichen Ausdruck fand Es war eben eine verhängnisvolle That- sache, daß das erwachte tiefe Selbständigkeitsbedürfnis Nietzsches, seine Wendung zum Positivismus mit der letzten Entwickelung Wagners zusammentraf, deren poetisch künstlerisches Zeugnis der „Parsifal" ist. Voll tiefsten Widerwillens gegen das im „Parsifal" zu Tage tretende katholisierende Element, schon durchdrungen von leiden schaftlichem Verlangen nach der Herrschaft einer mit den sinnenfälligen Thatsachen übereinstimmenden nüchternen Er kenntnis, wandte sich Nietzsche gegen seine bisherigen Ideale Nicht ohne bedeutenden Einfluß auf diese neue
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