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Dresdner Journal : 18.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-18
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 18.01.1897
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ve-„»-ret»: Für Dresden vierteljährlich: 4 Mark KOPs, bei den Saijer. lich deutschen Postaostalten vieneljöhilich »Mark; außer- halb de« Deutschen Reiche« Poß. und Stempel-uschlaa. Ein-tlne Nummern: 10 Ps, Urschet«-» r Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Fernspr-«nschluh: «r 1LSS. Dresdner Journal. «»tüntzttaug-getiltre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnsl 2s Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile bv «. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber. Königlich« Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwlngerstr SO Fernspr.-Anschluß-RrtSSS. .v; 13 Montag, den 18. Januar, abends. 1887. r-nunr r.n Dresden, 15. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der Privatdozent Or. pdil. et meä. Arthur Heffter in Leipzig zum außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Wekanntmachung. Tas Ministerium des Innern hat „der Kranken- und Begräbnißkasse der Täschner-, Tapezierer-, Posamentierer- und Kürschner-Gehülfen zu Dresden", eingeschriebene Hülfrkasse, auf Grund des I. Nachtrages vom 9. Dezember 1896 zu ihrem revidirten Statute vom 19. September 1892 und „der Dresdner Allgemeinen Buchbinder Kranken kasse und verwandter Geschäftszweige zu Dresden", eingeschriebene Hülfskasse, auf Grund des III. Nach trages vom 28. November 1896 zu ihrem revidirten Statute vom 28. Dezember 1892 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Kranken geldes, den Anforderungen des 8 75 des Kranken versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor ge nügen. Dresden, den 13. Januar 1897. Ministerium des Innern, Ablheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Vodel. Lippmann. Wekanntrncrchung. Seit dem 1. Januar dieses Jahres sind zu dem amtlichen Waarenverzeichnisse zum Zolltarife sowie zum statistischen Waarenverzeichnisse und zu deni damit im Zusammenhänge stehenden Ver zeichnisse der Massengüter Nachträge in Kraft getreten, die bei jeder zu Zollabfertigungen befugten Amtsstelle in je einem Exemplare zur Einsichtnahme seiten des Publikums ausgelegt sind oder bereitgehalten werden. Letzteres geschieht auch mit einem von dem Reichsschatzamte herausgegebenen Jnstruktions- buche für die Zollabfertigung. Dresden, am 16. Januar 1897. ^königliche Zoll- und Steuer-Direktion. vr. Löbe. t-r»emmugeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement per Justiz. Der Rechtsanwalt I)r. Theodor Eckhardt in Dresden ist zum Notar für Dre-den- Altstadt auf so lange Zeit, als er dort seine ordentliche Ge schäftsstelle haben wird, gemäß der Notariatsordnung vom S. September 1892 ernannt worden. Departement Ser Finanzen. Bei der Verwaltung der Staatseisenbahnen sind ernannt worden: Reiche, zeither Stations-Assistent I Kl.als Güterverwaltcr Il.KI in Dresden-N. I; Bräunlich, zeither Stationsassistent I. Kl als Güterkassierer in Meerane; Lippold, zeither Bureauassistent als BetriebS- sekretär in Dresden; Berger und Hofmann, zeither Stations- Assistenten H Kl. als Stations-Assistenten I Kl in Dresden-A. und Pockau-Lengefeld; die nachgcnanntenExpeditions-Hilfsarbeiter als Bureau-Assistenten: Endlich, Fritzsch, Güntzel, Hoch, Levschke, Neumann, Nitzsche, Pötzsch, Schneider und Trenkler in Dresden, Fickert in Zwickau, Klug in Zittau und Ludwig in Hohenstein; Kolb, Neubert und Boitel, zeither Expeditions-Hilfsarbeiter als Stalionsassistenten II. Kl. in Brambach, Meerane und Chemniy; Fischer, Herfurth und Müller, zeither Bahnmeister Assistenten, als Bahnmeister in Brand, Elsterberg und Klotzsche; die nachgenanuten Feuermänner I KI. und Rcfervesührer als Lokomotivführer: Eisenreich 3 in Werdau, Fiedler in Bienenmühle, Frahnert in Leipzig II, Klaußnitzer 8 in Dresden-Fr., Meyer 10 in Weida, Neid- hardtl in Adorf, Püschelü inLugau, Risse l undWagner3 in Riesa, Schmidts» in Aue, Spitzner in Flöha und Tschirner in Gera; Angermann, zeither Telegraphengehilfe, als Belricbs-Tclegraphen-Afsistent in Dresden; Adler 3, Geierl und Stephan 2, zeither Schaffner, al- Oberschaffner in Riesa, Leipzig II und Drcsken-N. I; Hoffmann uno Schubert, zeither Weichenwärter II. Kl., alS Schirrmeister in Crimmitschau und ArnSdorf. Nichtamtlicher Teil. Ter Hamburfter Streit ist seit Sonnabend insofern in ein anderes Stadium getreten, als zwischen den streitenden Parteien nun mehr wenigstens direkte Verhandlungen begonnen haben. Der Verband der Arbeitgeber hatte auf die bekannte, auch von uns mitgeteilte Resolution der streikenden Arbeiter hin an das Streikkomitee ein Schreiben gerichtet, in dem zwar bemerkt wurde, daß man von Verhandlungen auf anderer Grundlage, als der vom Senat schon am 18. Dezember vorgeschlagenen sich keinen Erfolg verspreche, das aber doch gleichzeitig die Ge neigtheit der Arbeitgeber aussprach, mit der von den Streikenden ernannten Kommission zu verhandeln. Diese Verhandlung hat denn auch am Sonnabend nachmittag in der Handelskammer stattgefunden. Zu einem befriedigenden Ergebnisse ist es zwar hierbei noch nicht gekommen, denn von den Arbeitgebern wurde die Forderung der Arbeiter, daß die neuen Arbeiter zu entlassen und sämtliche alten Arbeiter, also alle Streikenden, wieder einzustellen seien, nicht angenommen. Die Verhandlungen führten aber doch wenigstens zu dem Resultate, daß drei Arbeitgeber und drei Arbeitnehmer gewählt wurden, die Vor schläge zur Beilegung der Meinungsverschiedenheiten ausarbeiten sollen. Die Kommission besteht aus einem Reeder, einem Stauer und einem Ewerführer- baas sowie einem Seemann, einem Steuermann und einem Ewerführertagelöhner. Eventuell sollen die Vorschläge einem Schiedsgericht unterbreitet werden. Die Verhandlungen dauerten etwa drei Stunden und fanden in versöhnlicher Form statt. Die Hoffnung auf baldige Beendigung der für alle Beteiligten überaus kostspieligen Kraftprobe ist also wenigstens nicht ganz unbegründet, wenn auch vorderhand noch nicht ersichtlich ist, wie man über die Forderung der Wiederanstellung aller Streikenden wird hinwegkommen können. Zum mindesten ist doch wenigstens die Leitung der Verhandlungen in die Hände der direkt Beteiligten, der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, gelegt uud die letzteren haben also eingesehen, wie unerhört ihr erster Vorschlag war, wonach die Verhandlungen von einer Kommission ge führt werden sollten, in die man drei sozialdemokratische Parteiführer, ihres Zeichens Journalisten und Zigarren arbeiter, schicken wollte, während ein einziger der beteiligten Arbeitgeber, außerdem ein Senator und ein Beamter des Hamburger Gewerbeschieds gerichts die Kommission vervollständigen sollten. Ver gegenwärtigt man sich diese Thatsachen, so wird erst der ganze Umfang der Dreistigkeit klar, mit der der „Verein" der National-Sozialen fortgesetzt davon redet, den Arbeitern sei die Fortsetzung des Kampfes „aufgezwungen" worden. Das thut jetzt erst wieder die „Zeit", indem sie die Mitteilung macht, es seien einige in der Öffentlichkeit bekannte Männer aus allen Teilen Deutschlands zusammengetreten, um sür den Fall, daß die Verhandlungen den Arbeitern die Wiederaufnahme der Arbeit nicht ermöglichen sollten, für die Aufbringung von Mitteln zu wirken, die der Arbeiterschaft eine ihr etwa aufgezwungene Fortführung des Kampfes ermöglichen sollten. Daß gebildete Männer, — und wenn es auch zum allergrößten Teile solche sind, die nur erst durch die Harmlosigkeit sich in der Öffentlichkeit bekannt gemacht haben, mit der sie dem demagogischen Naumannschen Unternehmen Heeresfolge leisten — in der Weise, wie es in den letzten Wochen geschehen ist, dem ver werflichen Treiben der Umsturzführer in jeder Weise Kunst und Wissenschaft. Von oberitalienischen Schlachtfeldern. Unter diesem Stichwort teilte Hr. Oberst v. Broizem, der Ches des Kgl. Sächsischen Generalstabs, in der Sitzung des Dresdner Verein« für Erdkunde am 15.d. Mts. eine Reihe von Beobachtungen und Betrachtungen mit, die sich ihm auf einer mit anderen Generalstabsoffizieren im vergangenen Herbste unternommenen Studienreise in Oberitalien dargeboten hatten In anregender Darstellung wurden die Zuhörer mit der eigentümlichen Natur Oberitaliens und ihrer Ein wirkung auf den Gang der Entscheidungskämpfe, die sich auf diesem Hauptkriegsschauplatze Europas in allen Zeit räumen der Geschichte abgespielt haben, vertraut gemacht, und durch eingestreute kritische Bemerkungen wurden Per sonen und Zustände, nicht selten mit feinem Humor, treffend gekennzeichnet. Die Hinreise führte über den St. Gotthard und gab Gelegenheit, der Kämpfe zu gedenken, in denen 1799 der russische Feldherr Suworow, von Italien her ins Reuß- thal heradsteigend und dann durch das Schächenthal nach Osten abbiegend, über die Pässe von Schwyz und GlaruS hinweg vergebens seine Vereinigung mit einem andern, bei Zürich stehenden russischen Heere zu bewerkstelligen suchte Suworow wußte dabei durch Wort und Beispiel au» seinen Truppen das Alleräußerste herauszulocken, dessen russische Soldaten fähig sind Der Gotthard selbst zeigt durch die daselbst angelegten Befestigungswerke, daß die Schweiz sich bei der Wahrung der Neutralität nicht bloß auf die Verträge zu stützen gewillt ist. Mailand, wohin schließlich die Eisenbahn über den St Gotthard führt, ist eine kräftig aufstrebende Stadt mit zu nehmendem Wohlstände und damit eine Vertreterin de» modernen Italiens; doch darf man sich durch die glänzenden Neubauten nicht über mancherlei wirt schaftliche und politische Übelstände hinwegtäuschen lassen, welche einem schnelleren Aufblühen des Landes Hemmnisse entgegenstellen. Vom Turme des Mai länder Domes wird den Beschauern die Natur des ober- italienischen Tieflandes klar. Bis auf zwei Stellen, im Norden und im Süden, wo bei klarem Wetter die Alpen und die Apenninen in den Gesichtskreis treten, ist der Horizont ein vollkommener Kreis, wie aus dem Meere, denn nicht die geringste Erhebung unterbricht die weite Ebene Der fruchtbare Schwemmlandboden und das warme Klima begünstigen den Anbau ungemein, dem sich die be triebsame Bevölkerung unter Anwendung der künstlichen Bewässerung mit großem Fleiße hingiebt. Maulbeerbäume stehen reihenweise in den Feldern, durch Hecken sind die verschiedenen Besitzungen voneinander getrennt, Baumweiden sind längs der Bewässerungskanäle gepflanzt. Das giebt ein sehr unübersichtliches, schwierig zu begehendes Gelände, in welchem die Kampfweise einen eigentümlichen Charakter annehmen muß Am schlimmsten sind die Reisfelder, die den größten Teil des Jahres hindurch wahre Sümpfe sind. Zahlreiche Flüsse strömen von den Alpen und den Apenninen der Hauptwasserader, dem Po, zu. Nur diejenigen von ihnen, welche, wie der Ticino, die Adda, der Oglio und der Mincio, durch Seen gehen, haben das ganze Jahr hindurch einen ziemlich gleichmäßigen Wasserstand, die andern sind in der trockenen Jahreszeit dünne Wasserfäden, in der regnerischen wild dahinstürmende Gemäßer. Der Bewegung von HeereSmassen stellen sich also viele Hinder nisse entgegen Die eigentliche Ebene ist daher kein gern gesuchtes Schlachtfeld, vielmehr haben sich die Kämpfe vor wiegend bei den sie umsäumenden Hügeln abgespielt, 'und die Flüffe nebst ihren Übergangsstellen sind von Hannibal bi« auf Napoleon I. und lll. die wichtigsten Kampfobjekte gewesen. Das Klima der Ebene ist nicht besonders ge sund, die große Bodenfeuchtigkeit hat in allen Feldzügen einen starken Ausfall an Mannschaften durch Erkrankungen herbeigeführt, und zwar um so mehr, je mangelhafter die Verpflegung war. Vorschub leisten können, erscheint uns beinahe als die beklagenswerteste Erscheinung, die der Hamburger Streik im Gefolge gehabt hat. Stoff zu Betrachtungen wird dieser Streik, auch wenn er bald beendet werden sollte, jedenfalls noch mehr als genug liefern. So wird gewiß auch dem höchst auffallenden Verhalten der Berliner und Frank furter Börsenleute und ihrer Preßorganen dem Streik gegenüber die gebührende Aufmerksam keit noch mehr als bisher zu teil werden. Wir hatten vor einigen Tagen eine sich hierauf beziehende Auslassung der „Hamburger Nachrichten" nmgeteilt. Heute befaßt sich die „Schlesische Zeitung" mit dem selben Thema, indem sie folgendes schreibt: Die sozialdemokratische Presse liebt es. alle diejenigen Blätter, welche gegenüber der modernen Neigung, die Be strebungen der sozialistischen Arbeiterpartei zu begünstigen, sich ablehnend verhalten, als Vertreter des Kapitalismus zu stigma tisieren Wenn <s aber in unserem wirtschastlichen Leben überhaupt Kapitalismus giebt, so wird keine Meinungsver schiedenheit darüber bestehen, wo er zu suchen ist und wer seine hauptsächlichsten Vertreter sind Der Kapitalismus, der im Gegen satz zur produktiven Arbeit allein dura, Geld wirkt und mühelos un verhältnismäßig Hobe Gewinne aus Kosten der Allgemeinheit sür sich erzielt, gegen den sich also die Sozialdemokratie in erster Linie richten müßte, steckt nicht in unseren industriellen, land- wirtschastlichcn oder sonstigen Betrieben und auch nicht in den Kreisen der Seeschiffahrt oder sonstigen verwandten Gewerbe. Alle diese haben zur Erfüllung ihrer Funktionen im wirtschaft lichen Organismus der Nation sowohl, wie zur Erzielung eines angemessenen Gewinnes eine fv hohe Summe von realer Arbeit auszuwenden, daß tie sozialdemokratischen Hetzereien gegen übe« mäßigen und mühelosen Unternehmer- Verdienst, soweit sie sich auf die wirklichen Produzenten be ziehen, jeder Berechtigung entbehren. Müheloser unverhältnis mäßiger Gewinn auS bloßer schlauer Benützung von Geldbesitz findet von ganz anderer Seite statt als von Industrie, Land Wirtschaft und Handel, soweit dieser dem reellen Geschäfte der Güteroerteilung gewidmet ist. Kapitalismus im Sinne der Sozialdemokratie ist in erster Linie an der Börse und bei ihren Interessenten zu finden Gegen die Börse und die an ihrer Funktionierung vorzugsweise beteiligten Bevölkerungselemente müßte sich also die sozialdemokratische Erbitterung, wenn sie ehrlich und echt wäre, in erster Linie richten. Statt dessen ist aussälligerweise das gerade Gegenteil wahrzunehmen. Die Sozialdemokratie ist sehr viel mehr geneigt, den Arbeiter bataillonen für den Fall gewaltfamer Erhebungen die Direktive zu geben: „Drauf auf die Eifengitter und Rasen plätze der industriellen Unternehmer und aus die Schlösser des Landadel-", als ihnen die Börse und die großstädtischen Paläste ihrer Matadoren als geeignetes Objekt zur Befriedigung ihrer proletarischen Instinkte zu empfehlen Hr. v. Stumni, obwohl er Tausenden von Arbeitern ein gesichertes und menschenwürdiges Au-kommen in seinem Betriebe bietet, ist der Sozialdemokratie ein viel verhaßterer Gegner als z. B Hr. v Rothschild, dessen Unternehmungen zum allergeringsten Teile produktiv sind, der rb»ativ verschwindend wenig Arbeiter beschäftigt und der seinen ungeheuren jährlichen Geldgewinn säst ausschließlich au« Finanz operationen zieht." Auch das schlesische Blatt führt die auffällige Er scheinung gleich den „Hamburger Nachrichten" auf das Vorhandensein eines förmlichen Schutz- und Trutz- bündnisses zurück, das im öffentlichen Interesse dringend derKlarstellung bedürfe. Tagesgeschichte. Dresden, 18. Januar. Se. Majestät der König erteilten gestern, Sonntag, vormittags '/.,12 Uhr nach dem Besuche des Gottesdienstes an nachgenannte Herren im Residenzschlosse Audienzen: Präsident des Landesmedizinal-Kollegiums Geh. Rat Dr. Günther, Senatspräsident a. D. Thierbach, Oberschulrat Professor Michael, Bauräte Lindner und Kunz, Amtsrichter Adam, Landrichter v. Einsiedel und Klemm, Amts- gerichtsrat a. D. Paeßler, Bürgermeister vr. Schröder in Freiberg, Finanzassessor Vr. Großmann, Kom merzienrat Dörffel und Malereigeschirrsortierer Uhlig in Meißen. Nachmittags 5 Uhr vereinigte die Königliche Familie Sich bei Ihren Majestäten zur Familien tafel. — Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Vorträge der Herren Staatsmiuister entgegen. — Hoffrüuleiu v. Nauendorfs hat am gestrigen Tage den Dienst bei Ihrer Majestät der Königin über nommen. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser empfingen am Sonnabend vormittag den Prüfe« der Generalordens kommission, Generallieutenant Prinzen zu Salm-Horstmar, und nahmen hierauf die Vorträge de» Chefs des General stabes, Generals Grafen v Schlieffen und des Chefs des Militärkabinetts, Generals v. Hahnke entgegen Am Nach mittage unternahmen Beide Kaiserliche Majestäten eine gemeinsame Ausfahrt. Von derselben in das König!. Schloß zurückgekehrt, empfingen Se. Majestät der Kaiser um ^8 Uhr den K. K. österreichisch-ungarischen Minister des Auswärtigen, Grafen v. Goluchowski in Audienz An den Empfang des letzteren schloß sich unmittelbar das Diner bei Ihren Majestäten Die Tafel zählte 30 Gedecke. Geladen waren außer den nächsten Umgebungen Ihrer Majestäten und einigen anderen Herren von Rang: der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der K. K österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski, der Botschafter v. Szögyenyi-Marich, Se. Durchlaucht der Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, der K. K. österreichisch-ungarische Militärbevollmächtigte, Major Fürst Schönburg-Hartenstein, der K K. SektionS- rat Märey v. Kaposmire rc. Am gestrigen Tage fand am König! Hofe in der üblichen Weise das Krönungs- und Ordensfest statt Zu dieser Feier hatten sich die in Berlin anwesenden Per sonen, denen Se. Majestät der Kaiser gestern Orden und Ehrenzeichen zu verleihen geruht hatten, im König! Schloße versammelt Dieselben empfingen von der General ordenskommission im Allerhöchsten Auftrage die für sie be stimmten Dekorationen, worauf die neuernannten Ritter und Inhaber König! Orden in den Rittersaal, die In haber des Allgemeinen Ehrenzeichens aber nach der Schloß kapelle geführt wurden. Se. Majestät der Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin erschienen bei Beginn des Festes im Rittersaal, wo der Präsident der Generalordenskommission, Generallieutenant und Ge neral ä In suite Prinz zu Salm-Horstmar Ihren Majestäten die bei dem diesjährigen Fest ernannten Ritter und Inhaber von Orden einzeln vorstellte Nach der Vorstellung wurden die neuernannten Ritter und Inhaber nach der Schloßkapelle geleitet, wo inzwischen auch die zum Fest geladenen älteren Ritter und Inhaber von Orden und Ehrenzeichen sich versammelt hatten In der Schloßkapelle fand alsdann Gottesdienst statt. Nach Beendigung desselben begaben die Kaiserlichen Majestäten sowie die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses Sich nach der Brandenburgischen Kammer und darauf zur Tafel, nachdem die Eingeladenen im Weißen Saal, in der Bildergalerie und den angrenzenden Gemächern bereits ihre Plätze eingenommen hatten. Se. Majestät der Kaiser brachten bei der Tafel den Toast auf da« Wohl der nev^n und der älteren Ritter aus. Nach Aufhebung der Tafel begaben Ihre Kaiser! und König!. Majestäten mit dm Prinzen und Prinzessinnen des König!. Hauses Sich in den Rittersaal, wo Allerhöchstdieselben viele der ein geladenen Ritter und Inhaber rc. in gnädigster Weise an zusprechen geruhten. — Graf Goluchowski nimmt heute am Feste des hohen Ordens vom Schwarzen Adler teil und wird morgen einer Einladung des Reichskanzlers zur Frühstückstafel folgen, zu welcher außer den Herren der österreichischen Botschaft höhere Beamte des Reichs- und preußischen Staatsdienstes geladen sind Abends tritt der österreichische Staatsmann die Rückreise an — Gestern abend fand beim österreichisch-ungarischen Botschafter v. Szögyenyi zu Ehren des Grafen Goluchowski eine Soiröe statt, zu der an eine große Zahl hochgestellter Persönlichkeiten Einladungen ergangen waren. — Über einige im diplomatischen Dienste des Reiches neuerdings eingetretene Veränderungen erfährt die „Nordd. Allg. Ztg." folgendes: Der bisherige zweite Sekretär bei der Kaiser! Botschaft in London, Legations rat Rücker-Jenisch, hat den Posten des Legations sekretärs bei der König!. Gesandtschaft in München er halten An seine Stelle ist in London der bisherige Legationssekretär bei der Kaiser!. Gesandtschaft in Brüssel, Graf v. Linden, getreten. Zum Nachfolger des letzteren in Brüssel ist der bisherige Legationssekretür bei der König! Gesandtschaft in München, Graf v d. Groeben, ernannt worden Auf den seit einigen Monaten un besetzten Sekretärposten bei der König!. Gesandtschaft in Unter den Schlachtfeldern m dem Gebiete von Mai land ist besonders das von Magenta hervorzuheben Alle Eigentümlichkeiten des oberitaliemschen Geländes treten hier in besonders hohem Grade auf und machen die Leit ung einer Schlacht außerordentlich schwierig; Unsicherheit in der obersten Führung und Mangel an Selbständigkeit bei den unteren' Befehlshabern veranlaßten daher im Juni 1859 die Niederlage der Österreicher im Kampfe mit den verbündeten Franzosen und Sardiniern Schnelle Bajonettangriffe, in solchem Gelände vor allem am Platze, entschieden den Sieg auf französischer Seite. Die Gegend von Alessandria, dessen Festungswerke nur noch notdürftig im stände gehalten werden, ist der Schauplatz des Feld zuges von 1796, des ersten, den Napoleon Bonaparte selbständig leitete, und bekannt durch die Schlachten von Mondovi. Millesimo rc. Eine besondere Rolle spielte da bei der Übergang über den Po bei Valenza. In einem Vertrage hatte sich Bonaparte das Recht vorbehalten, diesen Übergang zu benutzen, überschritt den Fluß dann aber nicht an dieser Stelle, wo ihn der österreichische Feld herr erwartete, sondern bei Piacenza, und zwang dadurch die Österreicher zur Räumung der Lombardei. So offen barte er gleich bei diesem ersten Feldzuge zwei seiner Eigenheiten als Feldherr: bei einem Schachzuge schon den nächsten vorzubereiten und dem Gegner eine bestimmte Meinung über seine Absichten beizudringen, letztere hinter her aber nicht autzuführen. Im Bereiche von Alessandria liegt auch Marengo, wo am 14. Juli 1800 die Schlacht für Bonaparte schon verloren schien, bis sie durch das Eintreffen von Desaix auf dem Schlachtfelde noch ge wonnen wurde, und Montebello, in dessen von Weinbergen und Mauern durchzogenem Gelände sich die Österreicher am 20. Mai 1859 ebenfalls durch die Schwerfälligkeit in der Leitung eine Niederlage zuzogen Zur Erinnerung an diese Schlacht haben die Italiener ein pomphafte» Denkmal errichtet Im Osten Oberitaliens ist das bekannte Festungsviereck von Verona, Lcgnago, PeSchicra und Mantua das wichtigste Schlachtfeld. Die Aufgabe dieses Festungsvierecks war, Venetien, das nach Norden, Osten und Süden von der Natur gut geschützt ist, bei einem Angriffe von Westen her zu verteidigen Dort bildet schon der Mincio, den die beiden letzten der genannten festen Plätze bewachen, ein starkes Hindernis, dann muß sich der Angreifer durch Detachierung von Heeresteilen zur Beobachtung jener Festungen schwächen, und schließlich hat er auch noch die Etsch vor sich; der Verteidiger kann dagegen überall an greifen Zweimal ist der Zweck des Festungsvierecks völlig erreicht worden. Im Aufstande von 1848 zog Radetzky alle in Oberitalien zerstreuten österreichischen Truppenteile innerhalb des Vierecks zusammen, schlug zuerst die Gegner am 6. Mai bei Santa Lucia im Süd westen von Verona, errang nach neuen, aus Venetien hcrangezogenen Verstärkungen einen Vorteil nach dem an dern und schlug endlich am 25. Juli nach mehrtägigem Kampfe bei Custozza die Italiener in entscheidender Weise. Bei letzterem Orte siel auch das zweite Mal, am 24. Juli t 866, die Entscheidung zu gunsten der Österreicher, die unter vortrefflicher Leitung die zersplitterten italienischen Streitkräfte aus einer Stellung in die andere drängten und namentlich durch ihre Kavallerie große Vorteile er rangen Bei Solserino, westlich von Custozza gelegen, hatten dagegen am 24. Juni 1859 Mißverständnisse und Fehler die Niederlage der Österreicher verschuldet, die sich ursprünglich nicht in ungünstiger Lage befunden hatten Die Erstürmung der Höhen bei Solserino durch die ver bündeten Sardinier und Franzosen entschied die Schlacht; daher haben die Italiener auf diesen Höhen auch einen Aussichtsturm errichtet, der durch die Bilder ihrer Siege von 1845 bis 1870 zu einem Nationaldenkmal wird Das Oßarium, welche» hier, wie bei anderen italienischen Schlachtendenkmälern, die auSgegrabenen Gebeine der Gefallenen nach den Knochenarten geordnet zur Schau stellt, sagt dem deutschen Geschmacke nicht zu. Nach
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