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Dresdner Journal : 16.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-16
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 16.01.1897
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Amtlicher Teil den Nichtamtlicher Teil unter meiner Würde Halle»! (Bravo! rechts und bei Nationalliberalen) Tie ^rnennunfl des (Grafen Mnrawiew zum russischen Minister des Äußern beschäftigt dem fühlbaren Mangel anderer in der Politik bei be- Ter Hatz der Lozialdemakralie gegen Lachsen kennt bekanntlich keine Grenzen und wo sich für die Herren Führer der Umsturzpartei eine Gelegenheit bietet, diesem Hasse die Zügel schießen zu lassen, wird sie ohne weiteres und mit Freuden ausgenommen. Eine Stelle, von der die Herren mit Vorliebe ihre Pfeile gegen Sachsen schleudern, ist seit Langem schon die Tribüne des Reichstages, wenn auch der Reichstag, wie bekannt, durchaus inkompetent ist über innere sächsische Verhältnisse sein Urteil zu fällen. Mit der Heftigkeit und Unsachlichkeit, die man bei ihnen gewohnt ist und die eine stete Begleiterin des Hasses zu sein pflegt, aber auch mit deinselben negativen Erfolge, wie früher, sind sozialdemokratische Wortführer auch in den letzten Tagen im Reichstage gegen unser Vaterland und seine pflichtgetreuen Beamten zu Felde gezogen und die sozialistische Presse hallt wieder von Jubel rufen über die „Siege", die die Partei im Reichs tage gegen Sachfen errungen habe. Diesen Dar stellungen gegenüber, denen übrigens, wie üblich, die freisinnige Presse durchaus Vorschub zu leisten bemüht ist, halten wir es für angezeigt, die Rede im Wortlaut mitzuteilen, in welcher gestern der stell vertretende sächsische Bevollmächtigte zum BundeSrate, merkenswerter Ereignisse noch immer die in- und ausländische Presse in hohem Maße. Wie wir schon am Donnerstag zu erkennen gegeben haben, erscheinen uns alle Vermutungen und Kombinationen, in welcher Weise künftig die auswärtige russische Politik sich ge stallen werde, als leere Kannegießereien. Wir ver zichten deshalb darauf, weitere Preßstimmeu in dieser Sache wiederzugeben und erwähnen heute nur noch einen Artikel des offiziösen Wiener „Fremdenblattes", der sich genau auf denselben Standpunkt stellt, den wir in unseren neulichen Betrachtungen eingenommen haben. Das Blatt führt aus: „Es entspricht wenig den gemachten Erfahrungen, wenn man wirkliche oder vermeintliche Gefühle des neuen Ministers heran- zieht, um auf die künftige politische Linie eines Reiches wie Rußland zu schließen. Ein Mann, den der Alleinherrscher mit einem so wichtigen Amte be traut, läßt sich einzig von den ihm zur Wahrung an vertrauten Interessen leiten. Als oberstes Interesse galt unter Alexander III. und wird unter Nikolaus II. gelten die Wahrung des Friedens, dem Rußland seine erfolgreichen asiatischen Aktionen und dadurch seinen Zuwachs an Reichtum und politischer Macht verdankt Das dem Kriege gleich den übrigen Großmächten ent schieden abgeneigte Rußland teilt das tiefe Friedens bedürfnis sämtlicher Monarchen, aller Völker und aller Staatsmänner ohne Unterschied der Nationalität und des Temperaments. Damit sind die künftigen Linien der russischen Politik gegeben. Der Mann, den der Alleinherrscher zu seinem Vertrauensmann ausersehen hat, wird die Politik machen, die sich der Allein herrscher rorgezcichnet hat. Das ist alles, was man in dem Augenblicke sagen kann, in dem Graf Murawiew zu der Stelle aufsteigt, die durch das Hinscheiden Lobanows erledigt worden ist." Wenn die Ernennung Murawiews überdies den Anlaß gegeben hat zu dem von uns bereits erwähnten deutschfeindlichen Artikel der nach den letzten Fest stellungen der „Wiener Abendpost" zur Regierung ohne jede Beziehung stehenden Wiener „Reichswehr", so würde zwar auch diese Kundgebung an sich irgend welche Beachtung nicht verdienen, immerhin erscheint sie aber bezeichnend als Wiedergabe von Anschauungen und Stimmungen, die in einem wenn auch noch so geringen Teile der Bewohnerschaft der österreichischen Hauptstadt vertreten sind. Darum tragen wir keine Bedenken im folgenden noch wiederzugeben, was uns aus Wien über den fraglichen Artikel geschrieben wird, DreSdeu, 16. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute von Villa Strehlen in das Königliche Residenzschloß übergesiedelt. Se. Majestät der König haben Allcrgnädigst zu genehmigen geruht, daß der OberregierungSrath im Ministerium des Innern vr. Schelcher das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg ver liehene Ritterkreuz l. Klasse des Sachsen-Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Geh. Rat vr. Fischer, die sozialdemokratischen An griffe im Reichstage zurückgewiesen hat. Hr. Geh. Rat vr. Fischer erklärte Folgendes: M. H, zu »leine», eigenen aufrichtigen Bedauern sehe ich mich, »achtem ich Einsicht genommen habe in die stenographische Ni.oerschrist der Rede des Hrn. Abg vr Schoenlank, doch ge nötigt, von dem gestern gemachten Vorbehalte Gebrauch zu machen und aus die Rede des bezeichneten Hrn. Abgeordneten zurückzukommen M H, der Hr. Abgeordnete hatte in Erwiderung auf dir Bemerkung des Hrn StaatsiekretärS, daß die Koalitionsfreiheit der Arbeiter im Deutschen Reiche voll aufrechterhalten werde, sich darauf bezogen, daß er an Beispielen nachzuweisen im stände sei, in Sachsen speziell sei dies nicht der Fall; außerdem werde in Lachsen das BereinSrccht nach doppeltem Maße ge messen. DaS ihm zu Gebote stehende Material zum Beweise dieser Behauptung muß doch recht gering gewesen sein; denn sonst würde er nicht aus den allen Ladenhüter zurückgegrifsen haben, ans die Angelegenheit des Gesangverein-„Frohe Sänger", der vor einigen Jahren - die Angelegenheit ist im Reichstag wie im sächsischen Landtag bis zum Überdruß breit getreten worden — zur Auslösung gelangte, weil er entgegen seinem un schuldigen Namen und seinen Statuten sich mit öffentlichen An gelegenheiten befaßte und mit Vereinen i» Verbindung getreten war, die gleichfalls öffentliche Angelegenheiten betrieben. Außer dem hat der Hr Abg. vr. Schoenlank eine Statistik aufgestellt der angeblichen Maßregelungen in Sachsen Mit einer solchen Statistik ist es nun eine eigne Sache. Unter Umständen ist die Statistik eine sehr wertvolle Wissenschaft, unttr Um ständen aber auch fehr trügerisch. Ich habe mich, als ich diese Ausstellung des Hrn. Abg. vr. Schoenlank las, unwillkürlich eines Einwandes eines der Herren Redner aus dem Hause er innert, der bei Besprechung der Berichte der Fabrikmspektoren ausdrücklich daraus hinwie«, daß ihm die Zahl der revidierten Gewerbebetriebe dann nichts nütze, wenn nicht zugleich die Zahl angegeben sei der sämtlichen vorhandenen Gewerbebetriebe. So ist es auch mit der angegebenen Statistik dcS Hrn Abg. Vr. Schoenlank. Was nützen uns die Zahlen der verbotenen Versammlungen, der Redner, denen in den Versammlungen das Wort entzogen worden ist, wenn wir nicht wissen, wie viele Versammlungen in Sachsen überhaupt abgehalten worden sind, und wieviele Redner dort gesprochen haben- Es ist ja voraus- zufehen, daß aus dieser Statistik, wenn die andere Zahlen reihe unS gegeben würde, sich ersehe» ließe, daß die Agitation der Sozialdemokratie gerade in Sachsen auße» ordentlich rührig ist, und daß die Zahl der Verbote von angemtttctcn Ver sammlungen re. deshalb auch absolut größer sein wird als in anderen Staaten Auch zeigt die Schoenlanksche Statistik nicht, wenn er seine Zahlenreihe zum Gegenstand riner Beschwerde gemacht haben will, inwieweit die einzelnen Verbote von Ver sammlungen und das Entziehen des Worics der Redner in den selben gerechtfertigt oder ungerechtfertigt gcwefen fein fall; denn doch nur in dem letzteren Sinne könnte die Sache zur Be schwerde gezogen werden. Jedenfalls kann ich auf Grund meiner bisherigen Beschäftigung im Ministerium dcS Innern seststcllen, daß noch in keinem Jahre die Zahl der Beschwerden von sozialdemokratischen Vereinen oder sozialdemokratischen Partei führern so gering gewesen ist wie im vorigen Jahre. (Hör', hört! rechts ) M. H, ich will nicht ein Wort eines Ihrer Palteigenoffen persiflieren: „das läßt lies blicken!" Aber man kann mindestens hier sagen: daS girbt zu denken! Und Sic können nicht einmal einwenden, daß deshalb nicht mehr Beschwerden bei dem sächsischen Mini sterium eingebracht würden, weil man keine Berücksichtigung derselben erwarten könne; denn Sic haben ost gerade in den letzten Jahren in Ihren Organen der Wahrheit entsprechend auSsühren müsse», daß diese oder jene gegen Ihre Pariei ge richtete Maßnahme der unteren oder der mittleren Behörde vom Ministerium rektifiziert worden ist. Wenn im übrigen der Hr. Abg. vr. Schoenlank sich auf die allgemeine Bemerkung beschränkt Hal, das sächsische Vercins- gesetz richte sich nur gegen die Sozialdemokratie, so ist das vollständig unrichtig, selbst die unschuldigen Trichinenbeschauer haben unter dem Bcreinsgesetze rn^ Sachsen zu leiden gehabt. Ich kann versichern, daß das sächsische Vereinsgesetz sich richtet und angcwendct wird gegen jeden, welcher Partei er auch an gehöre, der dieses Gesetz zu übertreten oder zu umgehen sucht. (Zurus links) Ferner hat der Hr. Abg vr. Schoenlank die Behauptung ausgestellt, die sächsische Polizei wirke direkt gegen die Arbeiter durch die Regicrungspresse, und er hat diese Behauptung zu begründen gemcht durch die Angabe, ein Leipziger Polizeirat NamcnS Müller habe für die , Leipziger Zeitung" gegen hohes Honorar Berichte über die Arbeiterbewegung geliefert; als die dortigen Schmiede eine Arbeitseinstellung in Szene gesetzt hätten, habe er einen gefälschten Bericht über einen gewvlt- thättgen Vorgang der Zeilung erstattet, der sich bei dieser Ge legenheit ereignet haben soll, und darin in ungualifizierbarer Weise die Mitglieder, d c sich an der Bewegung bc ciligt hätten, beschimpft. Nun, m. H., ich habe selbstverständlich die mir gemessene Zeit von gestern aus heute nicht nnbenützt vorübcrgehen lassen, sondern habe den Telegraphen spielen lassen und mich auch brirslich erkundigt, um scstzustellen, was an der Sache Wahres ist. Da kann ich nun seststcllen, daß ein solcher Bericht von dem Polizeirat Müller nicht eingesendct worden ist. (Zuruf.) — Ja Ihrem Stenogramm habe ich folches gelefen l (Erneuter Zuruf) In Ihrem un korrigierten Stenogramm steht Sl (Aha! Zwischenrus.) Wie gesagt, der Polizeirat Müller hat einen solchen Bericht nicht geliefert Im übrigen ist sestgestellt worden bei der Verhandlung vor Gericht, daß der Vorsall sich so zugetragen hat, wie er in drr „Leipziger Zeitung ' berichtet worden ist. Mir hat der mir bekannte Berichterstatter aus drücklich versichert, eS thäte ihm sehr leid, daß er sich in der ersten Entrüstung über diesen Vorgang habe dazu hinreißen lassen, fo schwere Beleidigungen gegen die Tcilnehmcr auSzu- stoßen, wie sie in der Notiz der „Leipziger Zeitung" enthalten waren; auch hat der König! Kommissar der „Leipziger Zeitung" mir ausdrücklich erklärt, daß er zu seinem Bedauern im Ver trauen auf die sonstige Zuverlässigkeit des Bericht. rstatterS diese Notiz in feine Zeitung ausgenommen habe, ohne ihren Inhalt vorher genau durchzulesen. Also nach Lage der Sache muß ich fragen, wozu der Lärm - — um fo mehr, als ja der verantwortliche Leiter der „Leipziger Zeitung" auf die Anzeige der Beleidigten mit einer entsprechenden Geldstrafe — Sie sagen ja allerdings, daß diese Geldstrafe nicht entsprechend sei — belegt worden ist Jedenfalls muß ich mich dagegen verwahren, daß dieser Punkt gestern einem der Herren sozialdemokratischen Abgeordneten, der vor mir saß, Veranlassung gegeben hat, mir mit hochroter Stirne das Wort „sächsische Polizeibanditenwirtschast" entgcgenzuwersen. Ich meine, da^u lag nicht die geringste Veranlassung vor. Gestatten Sie mir hierzu noch ein Wort. Ich kann Ihnen nicht verdenken, daß, wenn Sic oder Parteigenossin von Ihnen beleidigt worden sind, Sie die Hilse der Richter in Anspruch nehmen; aber ich möchte bitten, daß Sie dann vor Ihrer eigenen Thür kehren und nicht dulden, daß in Ihrer eigenen Partelprcsse die Beleidigung geradezu gewohnheitsmäßig be trieben wird (Sehr gut! rechts. Lebhafte Zurufe links) Ich kann Ihnen versichern, cs giebt gewisse sozial demokratische Organe, die in der That gar nichts andere- wissen, als daß sie, wenn ein Richterspruch erfolgt ist, den Richter, der der betreffenden Schöffensitzung vorgesessen hat, deshalb persönlich beleidigen und stark herab- ziehen. Ja, daS ist so wcit gegangen, daß die sozialdemokratische Presse angebliche Familienbezichungen, — angebliche, sie waren nämlich gar nicht vorhanden, sondern nur wegen einer Ähnlich keit der Namen verinutet worden — angebliche Familienbeziey- uugen des leitenden Hrn Staatsministers, den Sie mit Ihrem Hasse verfolgen, in einer Weise zur Darstellung brachte, daß man den Zweck sah, man wollte den Hrn »Minister in der allgemeinen Achtung herabsitzen, ein Versuch, der selbstverständlich ganz er folglos geblieben ist. (Zuruf. Heiterkeit ) Nun hat gestern der Hr. Redner als E-schwerungsgrund in der Sache hingestellt, daß der mehrgedachte Bericht ausgenommen sei in der „Leipziger Zeitung", einem Regierungsorgan. Ich gestehe offen: ich muß mich wundern, daß jemand, der wie der Hr. Abg Vr. Schoenlank berussmäßiger Journalist in einer sächsischen Siadt ist, Nicht weiß, daß cS »inen Unterschied giebt zwischen offiziellen und offiziösen Prcßorganen. Und wenn er über die thatsächlichen Verhältnisse nicht orientiert war, fo hätte er sich an denjenigen seiner FraktiouSgenossen wenden sollen, der mich vor einigen Tagen in unquatifizierbarer Weise persönlich angnff (Zuruf), und der, wie cs mir schien, den Beweis dafür zu erbringen suchte, daß nicht alle Sachsen höfliche Leute sind, den Hrn. Abg Geyer. Diesem ist in der Sitzung der Zweiten Kammer deS sächsischen Landtags vom 23. Februar 1804 von dem Hrn StaatSminister v. Metzsch aus seine Beschwerde gegen die Haltung der „Leipziger Zeitung" klipp und klar erklärt worden, daß die „Leipziger Zeitung" durchaus kein Reg,crungs- organ sei, cS sei ein Preßorgan rin staatStechnischen Betriebe, aus dessen Haltung sich die Regierung ihrer wiederholten Er klärung zufolge jeder Einflußnahme enthalte. Ich kann ver sichern, daß diese Enthaltung auch dann einlritt, wenn die Re gierung mit der Haltung der „Leipziger Zeitung" einmal nicht znsrieden sein sollte. Jedenfalls wird mir aber jeder fo viel zugeben, wenn man etwa aus dem Umstande, daß dieses Organ im staatStechnischen Betriebe ist, den Staatsangehörigen das Recht geben will, sich über dessen Haltung zu beschweren, fo ge hören doch diese Beschwerden nicht vor den Reichstag, sondern vor den Landtag, und von diesem Rocht wird ja auch von Ihnen in ausgiebiger Weise Gebrauch gemacht. (Zuruf.) — Das Wahl recht hat hiermit gar nichts zu thun. Der dritte Teil des Vorwurfs des Hrn. vr. Schoenlank richtete sich gegen die Rechtsprechung der sächsischen Gerichte Ja, wenn er ansührte, daß anläßlich eines Streiks jemand wegen einer Äußerung wegen versuchter Erpressung verurteilt sei, so muß ich sagen: ohne Kenntnis derAkten und derVorgänge ist man nicht in der Lage zu beurteilen, ob diese Verurteilung berechtigt gewesen ist oder nicht. Jcdcnsalls muß ich aus das Bestimmteste erklären, daß der sächsische Richtcrstand ebenso intakt und unbeeinflußt von oben und unten ist, wie in jedem anderen deutschen Siaatc. Tic Herren Sozialdemokraten machen es mit den Richtersprüchcn in Sachsen, wie es der Kranke mit dem Arzt zu machen pflegt: wenn der Arzt einmal den Kranken nickt gesund zu machen vermocht hat, so sagt der Kranke: „Natürlich der Do'tor hat mir nicht geholfen", ist er aber gesund geworden, so sagt er: „Dcr liebe Gott hat mir geholfen." So machen cs auch die Sozialdemokraten mit den Richtcrfprüchen Nrntnnuugtn, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Ter Rechtsanwalt Johannes Dietrich in Grimma ist zum Notar für Grimma auf fo lange Zeit, als er dort feine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, gemäß der Notariatsordnung vom ü. September 1892 ernannt worden. — Der Rechtsanwalt, Bürgermeister vr Georg Heinrich Vent in Lommatzsch ist zum Notar für Lommatzsch aus so lange Zeit, als er dort seine ordentliche Geschäftsstelle lpben wird, gemäß der Notariatsordnung vom ü. September löS2 ernannt worden. Departement des Kultus u»V öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die ständige Lehrerstelle zu Hundsgrün. Kollator: das König!. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unter richts Gehalt bei freier Wohnung im neuerbauten Schulhause 1000 M sowie 72 M sür Fortbildungsschulunterricht uns eventuell 60 M. Entschädigung sür den weiblichen Handarbeits unterricht. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 28. Januar an den König!. BezirkSfchulinspektor Hörig in OelSnitz i. V einzureichen. Zu besetzen: eine neue Lehrerstelle in Oetzsch bei Leipzig, deren Inhaber die einheitliche innere Leitung der Schule er halten soll. Kollator: die oberste Schulbehörde. Ansangsgehalt jährlich 1200 M. einschließlich Wohnungsgeld Das Einkommen steigt durch 3jährige Zulagen von je 150 M bis aus 2100 M., dann durch bjährigc Zulagen von je IbO M bis auf 25b0 M. inkl. LogiSgeld Auswärts verbrachte ständige Dienstzeit wird ««gerechnet Gut empfohlene ältere Bewerber erhalten den Vorzug. Gesuche sind bis zum 27. Januar bei dem König!. Bczirksschulinspektor Schulrat vr. kühn in Leipzig einzureichen; — eine ständige Lchrerstelle an der mittleren Volksschule in Möckern bei Leipzig Kollator: der Gcmeinderat daselbst. Der AnfangSgchalt von 1000 M. steigt durch 8 Dienstalters- zulagrn von je ISO M , von denen die ersten 3 nach je 3 Jahren und die letzlen 5 nach je 4 Jahren gewährt werden, auf 2200 Mark. Bis zur ersten Alterszulage beträgt die Wohnungs entschädigung 200 M, von da ab 2S0 M. Gesuche sind bis zum 1. Februar beim Gemeindcrate in Möckern einzureichen in Sachsen Kommt es einmal vor, daß ein Gericht eine Vcr- waltungsmaßrrgel als den Gesetzen widersprechend oufhebt, — ich gebe ja zu, es kommt dies ja wohl auch einmal vor — so erblickt die sozialdemokratische Presse darin nicht die Gerechtigkeit dcr Gerichte, sondern man verhöhnt cinsach die VerwaltungS- behvrd.n und sagt: Da sieht man wieder die Unfähigkeit der Verwaltung. Wenn aber ein solcher Veiwaltungsakt bcstängt wird von den Gerichten, so sagt man: DaS ist Kabineltsjustiz, da ersieht man ohne weiteres, die Gerichte sind von oben beeinflußt. Zu weiteren Bcmcrkungen gicbt mir die Rede des Hrn. vr. Schoenlank keine Veranlassung. Ich bitte nnr noch, eine kurze Erklärung abgebcn zu dürfen Wir sächsischen Vertreter im Bundesrat werden - ich hätte beinah gesagt „gern" bereit sein, ich schließe aber das Wort in den Zaun meiner Zähne wieder ein, weil ich sagen kann, es ist das in dcr That kein Vergnügen — aus Beschwerden, die sich gegen sächsische Be hörden oder unsere Regierung richten, dann antworten, wenn diese Beschwerden Angelegenheiten betreffen, welche zur Kompetenz des Reiches gehören. Dagegen glauben Sie nicht, daß durch persönliche Angriffe ich mich je stören, daß ich mir vielleicht dadurch meine Stellung verleiden lassen, oder, um das Wort zu gebrauchen, mich gleichsam mürbe machen lassen werde Aus persönliche Angriffe zu reagieren, werde ich von jetzt ab Kunst und Wissenschaft. druckt, „100., 200. und 300. Ausführung". Diese in so langer Aufeinanderfolge gegebenen Stücke sind den Parisern allgemach bekannt genug geworden und füllen also die Theaterkassen nur spärlich Der Provinziale und der Ausländer, mit welchen der Theatcrdirektor in solchem Fall hauptsächlich rechnen muß, sind in diesem Winter in Paris dünn gesät. Ersterer hat Paris zur Zeit der Zaren festlichkeiten besucht und bleibt nun hübsch zu Haus. Letzterer, der früher auf der Fahrt nach der Riviera dcr französischen Hauptstadt einen Besuch abstattete, wird durch die seit zwei Jahren neu eingeführten Schnellzüge direkt von Berlin, Petersburg und Wien nach Monaco :c. befördert und kommt erst auf dcr Rückreise nach Paris, nachdem vielleicht die dortigen Zerstreuungen seinen Geldbeutel erheblich erleichtert haben. Die Lurusgeschäste der großen Boulevards, die Restaurants erster (Gattung und die Theaterdirektoren sind einig dar über, daß der Fremdenzufluß sehr abgenommen hat Wenn die Fremden in diesem Winter Paris meiden, so versäumen sie aber, wie gesagt, nicht allzuviel in Hinsicht auf das Pariser Theater. Die Komödien, die Erfolg ge habt haben, ließen sich sehr schnell an den Fingern her zählen Auf ein durchschlagendes Stück kommen sechs ver fehlte Nicht einmal der „Eapitaine Noquebrune", das kürzlich gegebene Stück von Georges Ohnet, dessen Namen doch gewiß einen guten Klang hat, darf sich Hoffnung auf zahlreiche Wiederholungen machen Sarah 'Bernhardt, der man kürzlich im Grand Hotel ein großes litterarischeS Fest bereitet hat, mußte die „Kameliendame" wieder hervorsuchen und sogar auf ein altes Stück von Alfred de Muffet, „Lorenz- accio", zurückgreifen, um ihren RukmeSkranz neu zu vergolden In der Titelrolle letzteren Stück», einer Hosenrolle, hat sie aller dings den größten Erfolg in dieser Saison davongetraaen Es giebt kein theaterlusttgere» Volk als das französische Teil sogar freundlichen Bilder erst nach der Gesangs stelle der Trompeten durch schärfere, ins Düstere und Groteske überspielende ersetzt. Das Andante von moto zeigt leider ebenfalls etwas Scherzoartiges in seinem Charakter und läßt überdies gleich dem vorhergehenden Stücke den ^gTakt dominieren, was die Wirkung des in vielem graziösen, ausdrucksvollen, sogar dramatische Zwischen töne anschlagenden Satzesumsomehrhemmt, alSseineLängcdic AusgiebigkeitderJdeenübertrisftund einzelne Spannungen des Vortrags gar zu primitiv angelegt sind. Der vierte Satz der Symphonie ist ein Alt-Solo auf das Gedicht „Urlicht" aus „Des Knaben Wunderhorn", eine choralmäßige, einfach harmonisierte Melodie, die nur bei dem Geigensolo diese Schlichtheit vorübergehend ausgiebt Um das Eintreten des ernsältiglich frommen Gesänge« (von Frl. v Chavanne mit großer Wärme vorgetragen) nicht völlig überraschend zu finden, muß man wohl die ganze Symphonie kennen, die im Finale noch einen gemischten Chor mit Sopransolo bringt und vermutlich ein festes Programm auiführt. Die beiden gestern gespielten Orchestersätze machen jeden falls einen reinen musikalischen Eindruck und entheben den Beurteiler der bei vielen modernen Tondichtungen an ihn herantretenden Notwendigkeit, auf die mancherlei geistreichen Programmbeziehungcn, Jnstrumentaleffekte rc. als auf wesent liche Momente hinzuweisen Das Publikum spendete nach allen drei Sätzen, insonderheit nach dem Andante lebhaften Beifall. Die Ausführung durch die König!. Kapelle unter H.n Schuch erschien un» al» eine in Tonschönheit und in jeglicher Bewegung de» Vortrags vollendete Die zweite Leistung des Orchesters aalt einer Serenade (v-äur) sür Streichorchester von Richard Heuberger, einer liebens würdig melodischen, in den vier Sätzen gegensätzlich wirk sam gegliederten und die Tonmittel mehrfach hübsch farbig anwendenden Komposition, der nur etwa» mehr motivische Entwickelung und einige« kontrapunktische« Leben m wünschen wäre. Auch dieses Werk, das die König! Kapelle vor Jahren schon einmal gespielt hat, fand bei schönster Aus führung eine freundliche Ausnahme Solist des Abends war Hr Ur. Otto Neitzel, ein als Pianist und Schriftsteller wohlangesehener, unserem Publikum nicht mehr fremder Musiker Er spielte Beethovens 6-ckur - Konzert und Liszts „Totentanz" sür Pianosorte und Orchester, ein für den Ausführen den nicht im gleichen Maße dankbares wie schwieriges Tonwerk, das ungeachtet der geistreichen Konzeption des Ganzen nur in der sogenannten Jagd-Variation einen stärkeren musikalischen Eindruck hcrvorbringt Hr Vr. Neitzel trug Beethovens Konzert mit vollkommener geistiger Schärfe, musterhaft klar in der Auffassung, in der Phrasierung und beispielgebend in der maßvollen Pedalbehandlung vor; nur traten gegen diese musikalische Sauberkeit und hohe Intelligenz das sinnliche Element, die Tonpoesie, die spielerische Anmut namentlich im ersten Satz und im Rondo zurück Seinen Part im „Toten tanz" bewältigte Hr vr. Neitzel mit vieler Kraft, Fertig keit und Hingabe. Das Publikum gab denn auch seinem Respekt vor diesen Leistungen vollen Ausdruck H. P. Aus Paris wird uns geschrieben: Die heurige Pariser Theatersaison ist arm an großen Erfolgen So lobenswürdig es an sich ist, wenn die Theaterdirektoren — wie es jüngst geschah — Stücke von Äschylus und PlautuS auf die Bühne bringen, oder wenn sie den Schillerschcn „Don Carlos" aufführen, so ist dies ander seits ein deutliches Symptom dafür, daß in diesem Winter neue Zugstücke fehlen. Einige Theater fristen ihr Dasein mit der Wiederholung der Stücke aus der letzten Saison. Auf den Anschlagssäulen liest man, mit Riesenlettern ge K. Hostheatcr. — Altstadt. — Am 15. d. Mts.: Viertes Symphoniekonzert der Generaldirektion der König!, musikalischen Kapelle und der Hoftheater Das gestrige Konzert brachte uns als Neuheit drei Sätze aus der Symphonie in C-moll (Nr. 2) von G. Mahler. Der Verfasser, zur Zeit am Hamburger Stadt- thcater als erster Kapellmeister thätig, hat sich als schaffender Musiker in weiteren Kreisen bisher namentlich durch seine Er gänzung des Weberschen Opernfragments „Die drei PintoS" be kannt gemacht. Etwas von dem feinen und frischen Wesen, das er in dieser Arbeit zeigte, finden wir auch im Scherzo und im Andante seiner Symphonie wieder, die sich beide durch prägnante' angenehme Melodik, rythmische Beweglichkeit, gewählte und großenteils ungekünstelte Harmonik wie durch klangvolle, farbige und bis auf einzelne Kombinationen maßvolle Instrumentation empfehlen. Mit diesen Eigen schaften stechen sie vorteilhaft gegen die Ecksätze ab, wenn ander» wie über diese und namentlich über das im ersten vorhandene Mißverhältnis des gedanklichen Inhalts zu der kolossalen Anspannung der Tonmittel richtig orientiert sind. Zwar haben wir auch im Scherzo ein ungewöhnliches Auf gebot von Tonwerkzeugen vor unS: außer Streichern und Vläsern zwei Harfen, fünf Pauken, große Trommel, Becken, Tamtam, Triangel und eine am Holze der großen Trommel geschlagene Rute, die ein würdiges Gegenstück zu der Ratsch« in Strauß' „Till Eulenspiegel" bildet; aber wir müssen gestehen, daß wir von all den Äußerlichkeiten im Genuß der angenehmen Musik, die ohne jene formidable Macht nicht ein Atom ihrer jetzigen Wirkung einbüßen würde, ncmlich ungestört geblieben sind DaS Scherzo ist ein phantastisches Stück, welche« seine gemäßigten zum ^§12 1897 Sonnabend, den 16. Zanuar, abends. Dresdner v«i«,»breiS: gßc Dresden vierteljährlich: z Mark bO Ls., bei den Kaiser- lich deins Yen Postanstalten mneljahilich SMark; außer halb de« Deutschen ReicheS j- st- und Stempelzuschlag. Einzeln« Nummern: 10 Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Fernfpr.-Anschluß: Nr. 1295. Zsurnal Anküubtgnn,«gebührt«: Für den Naum einer gespal tenen Zelle kleiner Schrift SO Pf Unter „Eingesandt" die Zeile öO M. Bei Tabellen- und Ziffcrnsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr SO Fernfpr.-Anschluß: Nr 1295.
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