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Dresdner Journal : 11.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-11
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1897
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Bei»«»pret«. Aür Dresden vierteljShrlich: 2 MarkSV Pf , bei den Ka > , lich deutschen Postanstalten r>ikrleIi^hiUch »Matt; auster- halb de» Deutschen Reiches Post- und Stempelzujchlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheine«: Tilglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr IL-5 Drrs-ner Jimmal. «»I»u»t«»u»S,e»»tzren : Für den Raum einer gespal tenen Zeile deiner Schrift ro Ps Unter „Eingesandt" die Zeile »0 Ps Bei Tabellen- und Ziffrrnsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. L0 Ftrnspr.-Auschluß. Nr 12V». 1897 Montag, den 11. Januar, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 11 Januar. Ihre Kaiserl. und König!. Hoheit die Frau Herzogin Philipp von Württemberg ist heute Vormittag hier an- grlommen und hat im Prinzlichen Palais Parkstraße Wohnung genommen. Dresden, 8. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Diener beim Amts gerichte Stollberg Karl Heinrich LouiS WeiSflog bei seinem Uebertritte in den Ruhestand dar All gemeine Ehrenzeichen zu verleihen. (»ruenuungeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tepartemcut Scr Allianzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Grallert, zeithcr PostsecretSr, als Ober-PostdireclionSsecrelär in Leipzig; Ehler», zeither Poft- secretär in Oppeln, al» solcher im Bezirke der Kaiser!. Over- Postdircction zu Dresden Nichtamtlicher Teil. Die Lage der Dinge aus Kreta scheint wieder einmal, wenn nicht alle Anzeichen trügen, eine höchst prekäre werden zu sollen. Die geradezu unbegreifliche Lauheit, mit der die Pforte in der Durchführung der versprochenen Reformen zu Werke geht, und gegen welche der Generalgouverneur, der ja im übrigen von den besten Absichten geleitet sein mag, völlig machtlos ist, scheint die Langmut des nationalen Komitees in Athen, das mit besonderer Aufmerksamkeit die Vorgänge verfolgt, erschöpft zu haben. Wie eine bel der griechischen Gesandtschaft in Konstantinopel eingelangte Depesche aus Canea ver meldet, sind bereits vor einigen Tagen in der Suda- Bay, an der Ostseitc der kleinen Halbinsel Akrotiri, 300 wohlbewaffnete griechische Freiwillige gelandet, die sich, ohne von den Truppen des unweit davon befindlichen Forts Apokorona behindert worden zu sein, ins Gebirge zurückzogen und sich in der Nähe von der Ortschaft Trikaloria vorläufig fest setzten. Die Inselbewohner werden zweifelsohne die griechische Hilfe mit voller Sympathie begrüßen. Die Stimmung der christlichen Bevölkerung aus Kreta ist jedenfalls nach lvie vor eine derart erregte, daß e- zu einem Wiederaufleben der aufständischen Bewegung nur eines geringfügigen Anlasses bedarf. Und das ist auch offenbar das Ziel, auf welche- das in Athen tagende nationale Komitee hinarbeitet. So kann man annehmen, daß das Unternehmen der 300 Griechen, die nach den neuesten Meldungen inzwischen schon die türkischen Truppen angegriffen haben, nur daS erste Glied einer Kette von Unternehmungen ist. Nicht einmal bis zum Frühjahre, zu welchem Zeitpunkte man allgemein ein lebhafteres Tempo in der Orientfrage voraussah, hat man in Athen abgcwartet. Offenbar liegt den griechischen Hitzköpfen, aus denen das National komitee besteht, daran, schon jetzt die Aufmerksamkeit von Macedonien abzulenken, um freiere Hand zu ihren dortigen Plänen zu bekommen. Gewiß ist, daß das Komitee über ganz bedeutende Mittel verfügt, die erst kürzlich wieder durch reichhaltige Beiträge seilens der vielen im AuSlande lebenden wohlhabenden Griechen vermehrt worden sind Die Opfcrwilligkeit der Griechen, wenn es sich darum handelt, nationale Aspirationen zu fördern, ist überhaupt eine außer ordentlich große. Während so auf der einen Seite das griechische Nationalkomitee den Türken den Fehdehandschuh hin wirft, sucht auch das sogenannte jungtürkische Komitee in Konstantinopel eine Annäherung an Griechenland zwecks gemeinsamen Vorgehens gegen daS herrschende System. DaS Komitee hat nämlich eine Art Mani fest an die griechische Gesandtschaft in Konstantinopel versendet und eine große Anzahl von Exemplaren in jenen Kreisen verteilt, die sich einer regierungsfeind lichen Bewegung bereits seit lange angeschlossen haben. Hierher gehören vor allem die Sofias und ein großer Teil der jungen Offiziere. In diesem an die Hellenen gerichteten Schriftstücke wird zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen die drohende Gefahr aufgefordert. Die Griechen werden noch befonderS darauf aufmerk sam gemacht, daß selbst die Rechte deS Patriarchates nicht unangetastet geblieben seien, und daß anderen Nationen auf Kosten der Griechen Vorteile einge räumt würden, auf welche sie nie Anspruch erheben könnten. Die früheren Kämpfe zwischen Türken upd Griechen müßten vergessen werden; das gemeinsame Interesse erfordere es , einander die Hand zu reichen nnd vereint die Wohlthatrn der Freiheit zu er kämpfen. Das Schriftstück schließt mit einem Hoch auf die gemeinsamen Ziele und auf die Beseitigung deS herrschenden Systems. Ist schon unter normalen Verhältnissen bekanntlich der Reformeifer der Türkei ein minimaler, so kommt der hohen Pforte natürlich kein Vorwand, um nötige Reformen hinauszuschieben, gelegener, als innere Un ruhen. Und so ist es natürlich denkbar, daß gerade auch die griechischen und jungtürkischen Zettelungen mit in erster Linie das Reformwerk hemmen werden. In der That ein Kreislauf der Dinge, der belustigend wäre, wenn man nicht immer befürchten müßte, daß aus diesen zerrütteten Zuständen sich ernste Gefahren für den Weltfrieden ergeben könnten. Das Wahlmanifest der Lozialdemokrattn i« Österreich, in welchem das große Programm der sozialistischen Weltverbesserer in diesem Staate in gedrängter Form enthalten ist, hat soeben dar Licht der Welt erblickt. Bevor noch die übrigen alten politischen und nationalen Parteilager ihre großen Rüstungen zu dem bevor stehenden Wahlfeldzuge beendet haben, erscheint dieses neueste österreichische Parteigebilde auf der Wohlstätte, wohlausgerüstet mit der sorgsam und scharf geschliffenen Waffe eines Wahlprogrammes, dessen volksbcglückende Endziele die breiten Massen unter den österreichischen Volksstämmen in die ausgestreckten Fangarme der internationalen Sozialdemokratie hineintreiben sollen. Die Sozialdemokratie in Österreich, die heute kampfbereit dasteht, um in die gesetzgebende Körper schaft der Gesamtvertretung dieses Staates einzu dringen, kann sich zum parlamentarischen Faktor, mit dem die Regierung und die führenden Reichsparteien zu rechnen haben würden, nur dann aufschwingen, wenn es ihr gelingen sollte, durch ihr Programm auch noch außerhalb der Arbeiterbewegung stehende Wähler der neuen — sogenannten „Wahlkurie des allgemeinen Wahlrechtes" zum Eintritt in die Reihen ihrer Kämpfer zu bewegen. In Öster reich, wo die nationalen Vorurteile noch weit mehr als in Deutschland die Politik verschiedener zu Parteien gegliederten Volksstämme beherrschen, mußte die Sprache, mit welcher die sozialistische Parte.- führung in ihren Wahlmanisesten den b:eiten Volks massen entgegentrat, auch viel wirkungsvoller sein, als dies bei ähnlichen Kundgebungen unserer deutschen Volksbcglücker dieser Art der Fall zu sein pflegt In diesem Staate konnte man sich ja noch bis zu Beginn der achtziger Jahre dem Wahne hin geben, daß die internationale sozialistische Arbeiter bewegung in diesem Nationalftätenstaate ein Un ding sei, und die Begründer der sozialisti ¬ schen Partei in Österreich mußten thatsächlich erst das mühevolle Werk der Zerstörung des natio nalen Bodens, auf dem die Volksmassen bis dahin bei Verteidigung und Förderung ihrer politischen und wirtschaftlichen Interessen und Ziele standen, voll bringen In welchem Maße ihnen dieses schwierige Werk gelungen ist, das wird erst das Ergebnis der nächsten Reichsrat^wahlen in der fünften Kurie deS allgemeinen Wahlrechts zeigen, das durch den Ein druck des sozialistischen Wahlmanifestes auf die Wähler dieser Kurie möglichst günstig für diese Partei beeinflußt werden soll DaS sozialistische Wahlprogramm enthält deshalb außer den be kannten Forderungen der internationalen Sozial demokratie auch sämtliche Desidericn der sogenannten liberalen Parteien in Österreich. An erster Stelle steht hier die Forderung des allgemeinen, gleichen und di rekten Wahlrechtes und der Beseitigung des Hrren- hauses. Hierauf folgen die übrigen Herzenswünsche dieser AUerweltsbcglücker: Unbedingte Preßfreiheit, Freigabe der Kolportage und Aushebung aller Be schränkungen des Vereins- und Versammlungsrechtes, Aushebung aller Ausnahmegesetze, unentgeltlicher und konfessionsloser Unterricht in den Volks-, Mittel- und Hochschulen, Trennung der Kirche vom Staate, Aus dehnung des Arbeiterschutzes auf alle Erwerbskategorien, Einführung des achtstündigen Maximal-Arbeitstagcs und der 36stündigen Sonntagsruhe, Refoim der Arbeiterversicherung — nach dem Muster der ein schlägigen Gesetzgebung in Deutschland — und volle Koalitionsfreiheit für die Arbeiter aller Produktions betriebe. Außerdem wollen die gewählten Vertreter der Sozialdemokratie im Reichsrate für die nach stehenden „Reformen" kraftvoll einlreten: Aushebung der indirekten Steuern und Zölle uud der Prämien für privilegierte Kapitalistengruppen, Beseitigung ins besondere aller Steuern, welche die Lebensmit el des Volkes und die Wohnungen verteuern, Einführung einer progressiven Einkommen-, Vermögens- und Erb schaftssteuer unter Freilassung eines Existenzminimums, — deren Ergebnis alle Ausgaben des Staates zu be streiten hätte — Unentgeltlichkeit der gesamten Rechts pflege und die strengsten Strafen für den Mißbrauch der Amtsgewalt, sowie endlich Einführung der Volks wehr an Stelle des stehenden Heeres, Herabsetzung der Dienstzeit für alle Truppenkörper und gründliche Reform des Militärstrafverfahrens. Für die nationalen Rechte und Wünsche der gegen die „Machthaber" im Kampfe stehenden Völkerschaften enthält das Wahlprogramm der internationalen Sozial demokratie selbstverständlich auch nicht eine Silbe der Befürwortung, nur gegen die bösen Bedrücker und Ausbeuter der österreichischen Reichshälfte in Ungarn wird darin Stellung genommen — aber nur deshalb, weil bei der Mehrbelastung Österreichs zu gunsten Ungarns zunächst die Arbciterbevölkernng in Frage kommt Tagtsgeschichtk. Dresden, 11. Januar. Sc. Majestät der König erteilten am gestrigen Sonntage nach dem Besuche des Gottesdienstes vormittags H12 Uhr im Residenz schlosse Audienzen an die nachgenannten Hc.rcn: Zoll- und Steuerdirektor Geh. Rat l)r. Löbe, Obermedizinal rat vr. Renk, Oberlandesgerichtsrat Baumbach, Land gerichtsdirektor I)r. Stohwasser, Finanzrat Klinger, Regieiungsräte Roch und Hanovsky, Bezirksschul- inspcktv eu Schulrat vr. Müller und Reil, Banräte Kreul, Weidner, May, Kaper und Kunz, Polizeirat Dr. Frhr. v. Wilcke, Amtsrichter Di. Jahn, Real- gymnasialoberlehrcr Pros. vr. Märkel und Finanz- Lunst und Wissenschaft. K. Hofthcatcr. — Altstadt. — Am 9. d. Mts.: „Lohengrin". Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. In der vorgestrigen Ausführung der Oper hat Hr. 1)r. Gustav Seidel die Titelrolle gegeben. Wir kennen den Gast von seinem vor sechs Jahren am Hoftheater erfolgten Auftreten als Raoul und Tannhäuser her; er bewarb sich damals zusammen mit Hrn. Gritzinger um die Stellung des Heldentenors, wurde aber nicht engagiert, was seinem glücklichen Konkurrenten weitaus mehr zu gute kam als der Hosbühne. Wa» zur angegebenen Zeit über Hrn Seidel zu sagen war, gilt in der Hauptsache auch heute noch: ein Sänger, der kunstgemäß zu singen versteht, und ein Schauspieler, der seine Aufgaben intelligent erfaßt und mit dramatischer Belebung durchführt; ein Sänger, dessen Stimme zwar in der Höhe den natürlich markigen, ausgiebig tragenden Brustton von intensiver Kraft und Klangschönheit ent behrt, trotz der deutlichen Spuren von „Dienstalter" aber noch für eine Weile genügenden Umfang und Stärke aufweist, und ein Schauspieler, den seine äußeren Mittel vortrefflich unterstützen So ist auch seine Lohengrin- Ausführung eine musikalisch vollkommen sichere, dramatisch lebendige, den GesangSvortrag mit dem SpirlauSdruck an vielen Stellen harmonisch vereinende, von männlich edler Haltung ge hobene Leistung, welcher man mit reger Teilnahme folgt und bei der man da« besondere Vergnügen empfindet, das unbedingt verläßliche, in ihrer Art fertige Produktionen unmer Hervorrufen, auch wenn sie de« höchsten Ge- sühltaufschwunge« und individulleen Reize« wie der gleichmäßig unmittelbar erfassenden Wirkungen ermangeln . . . Al» Elsa wirkte Frl Malten in der Vorstellung mit, wie so ost auch die«mal wieder durch herrliche Stimm wirkung und durch innerliche Hingabe an ihre Rolle, durch reiche Beseelung derselben in Spiel und Gesang die Hörer außerordentlich erfreuend und hinreißend. P Stelzners neues Streichinstrument „Violotta". Einer Fachschrift entnehmen wir über das neue Stelz- nersche Streichinstrument „Violotta", welches neben dem „Eellone" in der Ausführung am 14. d. Mts. im Rap- poldi-Ouartett benutzt werden wird, folgende nähere Ausführungen: Es ist bekannt, daß die Bogeninstrumente sich durchaus im Anschluffe an den Ehorgcsang heraus- bildcten und sich den menschlichen Stimmen entsprechend in Sopran-, Alt-, Tenor- und Baßinstrumente teilten Bis ins 16. Jahrhundert benutzte man indessen nur die Bratsche, die Gambe und den Baß zur Begleitung des Chorgesanges, während das begleitende Instrument für den Sopran noch fehlte. Diesem Mangel wurde durch die Erfindung der Violine abgeholfen, und es ist sehr bemerkenswert und nichts weniger als Zufall, daß aus der Menge von Streichinstrumenten aller Art, die seit dem 16. Jahrhundert auftauchten — hatte man doch am Anfänge des 17. Jahrhunderts z. B schon nicht weniger als neun verschiedene Tenor- und Baßviolen — sich nur diejenigen bi« auf unsere Tage hinüberretteten, die einem zwingenden musikalischen Bedürfnisse — als unentbehrliche Gefährten und Repräsentanten der vier menschlichen Stimmgattungen — entsprachen, während die herrlichsten Instrumente — die Viola d'amour, die Viola pomposa u a. — aus der Mode kamen, sobald für sie ein zwingende« musikalische« Bedürfnis nicht vorlag Vom 17. Jahrhundert an wird bereit« — dem Streben der Komponisten nach einem befriedigenden Ensemble entsprechend — eine systematisch geordnete Zusammenstellung der In strumente gefunden; die Bogeninstrumcrtte insbesondere gewannen an Bedeutung wegen der Vervollkommnung der Technik und der dadurch herbeigeführten Bereicherung der Spielmittel, wahrend man aus klangtcchnischen Gründen die mehr als viersaitigen Instrumente mehr und mehr be seitigte, bis schließlich mit Beginn des 18. Jahrhunderts die Vierzahl Violine, Viola, Violoncello und Eontrabaß den Sieg behauptete, womit eine künstlerisch methodische Durchbildung des StreichguartettS begann, jenes einheit lichen Organismus, der als Hauptkcrn und Grundpfeiler des Orchesters dessen Fundamcntalkraft bildet. Wie ein Erbübel jedoch schleicht sich seitdem die Auffassung durch die Musiklitteratur, als ob mit dieser Besetzung des Streichquartetts die vier Repräsentanten der vier Arten von Singstimmcn gegeben seien Diese Behauptung ist durchaus falsch, soweit Eello und Baß in Frage stehen Der Eontrabaß ist in dieser Beziehung über haupt schlechthin aus dem Spiele zu lasten, weil seine Töne gar keiner normalen Menschenstimme entsprechen, während das Cello nach Tonumfang und Tonfarbc schlechthin der Repräsentant nicht der menschlichen Tenor stimme, sondern der Baßstimme ist. Davon kann sich jedes musikalische Ohr leicht genug überzeugen Jeder normale Bassist singt die Töne der ersten Lage über alle vier Saiten des Cello und zwar in überraschender Ähnlich keit der Klangfarben; kein „Normal-Tenorist" dagegen verfügt über die vier Töne der tiefsten Cellosaite, während ihm doch Töne bis in die 5. und 6 Lage der höchsten Cellosaite keine Schwierigkeiten machen Der Erfinder der nach Form, Tonumfang und Tonsarbe absolut neuartigen „Violotta" ist deshalb sehr wohl berechtigt, zu behaupten, daß der Repräsentant des TenoreS in der bisherigen Be setzung unsere« Streichquartetts nach Tonumfang und Ton farbe einfach gefehlt hat und wohl oder übel ersetzt wurde teil» durch die tiefen Lagen der Bratsche, teils durch die hohen Töne de« Cello Er erhebt den Anspruch, daß seine „Violotta" wie ehedem die Violine al« Repräsentant und Gefährte de« Sopran« — au« einer zwingenden musikalischen Not wendigkeit hervorgegangen sei, weil sie nach Tonumfang — sie steht eine Oktave tiefer als Geige — wie nach assessor v. Sichart. Nachmittags 5 Uhr vereinigte sich die Königliche Familie bei Ihren Maje stäten in Villa Strehlen zur Familientafel, an welcher auch Se. König!. Hoheit der Herzog Robert von Württemberg teilnahm. — Heute vormittag HU Uhr trafen Se. Majestät der König, von Villa Strehlen kommend, im Resi denzschlosse ein und nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister und Departementschefs der König!. Hofstaaten sowie militärische Meldungen entgegen. Nach Erledigung der Regierungsgeschäfte kehrten Se. Majestät nach Strehlen zurück Abends gedenken Se Majestät an der Ballfestlichkeit bei Ihren König! Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg teilzunehmen. — Den Kcnmnerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat auf die Zeit vom 10. bis mit 23. Januar der König!. Kommerherr Frhr. v. Finck übernommen. Dresden, 11. Januar. Die Soiree, zu welcher Hr. Staatsminister v. Metzsch und Frau v. Metzsch für Sonnabend, den 9 Januar, Ein ladungen hatten ergehen lassen, verlief so glänzend und für die Geladenen anregend, wie es selbstver ständlich ist, wenn sich die durch Geburt, Rang und Verdienst ausgezeichneten Persönlichkeiten Dresdens in prächtigen Festräumen bei liebenswürdigen hoch gestellten Gastgebern vereinigen dürfen, und wenn dann noch dieser illustren Versammlung die höchste Auszeichnung, wie sie die Anwesenheit von Angehörigen des Königliche» Hauses verleiht, zu teil wird. Letzteres war auch am Sonnabend der Fall, da Se. Majestät der König und Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August längere Zeit auf der Soiree zu verweilen geruhten. Auch Se. Durchlaucht der Fürst Reuß jüngerer Linie schenkte dem Feste die Ehic seiner Gegenwart Unter den Anwesenden befanden sich .die Herren Staatsminister, die Gesandten Preußens, Österreich Ungarns und Bayerns und die Generalität; ebenso waren alle Departements der Staats verwaltung, die ÖffiziercorpS, die städtische Verwaltung sowie die Kreise der Kunst und Wissenschaft, des Handels und der Industrie durch zahlreiche Mitglieder vertreten, von denen die meisten mit ihren Damen erschienen waren. Gegen HI1 Uhr hatt. das schöne Fest sein Ende erreicht. Deutsches Reich. Berlin. Se. Majestät der Kaiser verblieben am Sonnabend im Arbeitszimmer und erledigten Regierung»- geschäfte — Die deutsch-russische Zollkommission, welch« des russischen Weihnachlssestes wegen ihre Arbeiten unter brochen hatte, ist zur Beratung der zollpolitischen und veterinärpolitischen Fragen in Berlin wieder zusammen getreten. — Eine Denkschrift, betreffend die Entwickelung der Schutzgebiete ist der „Nordd. Allg Ztg." zufolge dem Reichstage noch nicht zugegangen ES wird aber an der Denkschrift im Kolonialamt gearbeitet und der Abschluß der Arbeit steht in den nächsten Wochen bevor. — Der Kaiserl. Russische Militär-Bevollmächtigte Prinz Engalitscheff begiebt sich nach Paderborn, um das Bild Sr Majestät des Kaisers von Rußland in Allerhöchstem Auftrage dem 8. Husaren-Regiment zu übergeben — Die Kommission für Arbeiterstatistik trat am Sonnabend unter dem Vorsitze des Direktors im Reichs amt des Innern I)>. v. Woedtke, welcher an Stelle des dienstlich behinderten Unterstaatssekretärs Lohmann die Leitung der Verhandlungen übernommen hatte, zu Berat ungen über die Ergebnisse der Erhebungen, betreffend die Verhältnisse in der Kleider- und Wäschekonfektion, zusammen Als Kommissare des Reichskanzlers wohnten der Geh. Lberregierungsrat Di. Wilhelmi und die Re- aicrungsräte Koch und 0r. Wutzdorff, als Kommissare deS Königl. preußischen Ministers für Handel und Gewerbe der Regierungs- und Gewerberat 0r. Sprenger, der Re- ihrer Klangfarbe, die, wie vielfache Versuche durch Mit singen ergeben haben, eine geradezu verblüffende Ähnlich^ keit mit derjenigen der Tenorstimnie aufweist, dem Tenore also genau entspricht und fortan Repräsentant und Ge fährte des Tenors sein wird Schon der Stimmung nach ist die „Violotta" eine künstlerische Notwendigkeit Wir gewinnen eine freie Gesangssaite von Kraft und Klang schönheit, die L-Saite für das Ensemble. Vor allem aber ist da« musikalisch-ästhetische Gleichgewicht in der künftigen Besetzung des Streichquartetts mit der Violetta gegeben, insofern nunmehr vier der Klangfarbe — und auch der Tonhöhe — nach verschiedene Instrumente gegeben sind, unter denen Violine und Violotta in demselben Verhältnis zu einander stehen, wie Viola und Violoncello — je eine Oktave auseinander Die Geschichte der Bratsche aber ist es, welche für die Beurteilung des neuen, immerhin bratschenartigen In strumentes die besten Fingerzeige bietet In der Zeit — heißt es in Rühlmanns Geschichte der Bogenmstrumente —, in welcher die italienischen Opernkomponistcn der instru mentalen Partie ihrer Kompositionen sehr wenig Fleiß zuwandlen und nur die Singstimme florieren ließen, war die Verwendung der Bratschen soweit herabgesunken, daß sie größtenteils immer mit den Bässen unisono oder in der Oktave spielten, was wir selbst in Mozarts Serenaden und anderen Kompositionen seiner Jugendzeit noch finden Ja selbst Rossini behält oft diese Manier noch bei, wie auch die neueren italienischen Opcrn- komponisten diesem Instrumente noch wenig Interesse ab- zugewinncn wissen und e« oft nur in langweilig au«- haltenden Harmonietönen verwenden Anders ist es schon in den alten französischen Instrumental-Kompositionen von Mersenne, Lulli u a, wo die Bratsche unter dem Namen Quinte oder Haute-contte und Taille al« selbst ständige Stimme behandelt ist. Noch bester steht e« aber in der deutschen Instrumentalmusik Schon bei Händel findet sich eine bester« Verwendung, noch mehr bez
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