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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193712304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19371230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19371230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-12
- Tag 1937-12-30
-
Monat
1937-12
-
Jahr
1937
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1937
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e 19« ' chair t t» „den. ' »teser - utlich. »sel nie - nls" daß " keine ' ;e in iire' ' > die ' sran-' steife „al', Der eine ühr- ellen schef zum kurs mng den. rrei, ; e » ei» her- ind- daß ster, hts- »len hrer der rufe al- and „ng lige »n- für ile hat sche tel- zen >aS 8e- L em icr- der ah« Ld- etzt ster ig« ien lilg on- en. nie s- ru» ire. tzer in« "fe >cn em ts« er. el- tte ne ch- »er is. >b- on er st es !M !k« he er er lt- r« pr. 864 Neujahrsbolschast Chamberlains Hoffnungsvoll« Beurteilung der innen- und nutze«, politischen Lage Anläßlich des Jahreswechsels hat der englische Ministerpräsident Chamberlain eine Botschaft an aas britische Reich gerichtet, in der er zu den wichtigen Fragen der Innen- und Außenpolitik Stellung nimmt. In der Botschaft heißt es u. a., daß sich die „natlo. aale Erholung' auf der Grundlage einer gesunden Finanzpolitik und durch die Verstärkung der nationalen Wirtschaft, durch ein gemeinschaftliches System von Solidarität in einen „nationalen Wohlstand' verwandelt habe. Chamberlain wendet sich dann gegen den psycho logischen Fehler, ständig von einer kommenden Wirt- schaftskrise zu reden. Das könne dazu führen, daß das Vertrauen unterminiert werde, von dem der Wohlstand »bhänge. Leute, die ständig eine Wirtschaftskrise voraus sagten, täten daher am meisten dazu, eine Krise zu schaf- feu, die vielleicht sonst nicht aufkommen würde. Das täte aber die Labour-Party. „Die Beschäftigung und die Lago der Arbeiter um eines kleinlichen Parteivorteils willen zu gefährden, fördere das Ansehen keiner Partei", so schließt Chamberlain seinen innerpolitischen Teil der Äusführun- gen, um dann sich der Außenpolitik zuzuwcnden. Hier stellt er folgendes fest: „In der Sphäre der Außenpolitik ist das letzte Jahr voller ernster Schwierig- leiten und akuter Besorgnisse gewesen. Es ist aber nicht zuviel gesagt, wenn man fcststellt, daß cs in einer hoff nungsvolleren Atmosphäre zu Ende gegangen ist, als irgendeines, das wir seit einer beträchtlichen Zeit er lebt haben. Mit der Billigung des gesamten Landes hat die nationale Negiernna alle ihre Energie dem Wiederauf- bau der Verteidigungskräfte gewidmet, dessen Fortschritt mit jedem Monat immer bemerkenswerter wird. In Spanien haben wir mit einem Erfolg, der von wenigen erwartet wurde, mit anderen Staaten zusammengearbeitct, um eine Ausbreitung des Konflikts zu verhindern. Anderswo haben wir versucht, Befürchtungen und Ver dachte zu beseitigen und Fortschritte in dem Bemühen, eine allgemeine Beruhigung der europäischen Lage herbei- tlisühren, zu machen. Wir haben in dem Glauben, daß der Erhaltung des Friedens nur durch gegenseitige Dul dung und Vertrauen gedient werden könne, beständig vor jeder Tendenz gewarnt, welche die Demokratien und Dik taturen in feindliche Lager teilen wollte. Daß das Jahr 1938 sich al» ein Jahr ständigen und zunehmenden Fort- schrittes bei der Niederschlagung internationaler Feind schaften und bei der Sorge für die wahre Wohlfahrt der Völker erweisen möge, ist mein tiefempfundener Wunsch.' Vrmäle bolschewistische WMm Mitten tu der Nacht von Haus und H"f ausgesiedelt Wie der Wilnaer „S Iowo* meldet, haben die bol schewistischen Behörden die Hälfte aller Ein wohner des an der polnischen Grenze auf Sowjetgebiet gelegenen Städtchens Dryssa ausgesiedelt und in das Innere des Landes geschafft, weil sie „freundschaftliche Gefühle Polen gegenüber" hegen sollen. Mit diesen Aussiedlungsmaßnahmen ist nach dem Be richt des Blattes vor zwei Wochen mitten in der Nacht begonnen worden. Man habe diese Vorgänge ziemlich genau verfolgen können. Ohne vorherige An kündigung seien nach Dryssa Lastautos gekommen, auf die man die „verdächtigen" Bewohner geladen und abtrans portiert habe. Den Ausgesiedelten sei lediglich gestattet worden, einen Anzug und etwas Lebensmittel (!) mitzu- nehmen. Man habe ihnen aber eine „Entschädigung" für ihren in Dryssa zurückgelassenen Grundbesitz und ihre sonstige Habe versprochen. Wieweit diese Versprechungen gehalten worden sind, darüber vermag das Wilnaer Blatt nichts zu melden. Nen „bruiige Gam" Internationaler Grotzverbrcchcr in Warschau verhaftet Der Warschauer Polizei gelang cs, einen berüchtigten internationalen Verbrecher, den Juden MajerEichen- bäum, festzunehmen, der als „blutiger Sam" unter den Chikagoer Gangstern lange Zeit eine gefährliche Nolle ge- spielt hat. Aus Furcht vor der Rache seiner Bande, in der er sich Veruntreuungen zuschulden kommen ließ, war er unter falschem Namen und mit falschen Papieren nach Polen geflohen, wo er nach dem Vorbild Chikagos eine Vcrbrecherbande organisierte. Kurz nach dem ersten Unter nehmen dieser Bande gelang cs der Polizei, Eichenbaum in einer hebräischen Spelunke zu verhaften. Eichenbaum, dcr aus Paris stammt, wo seine Eltern ein großes Konfektionsgeschäft besitzen, wird von der amerikanischen Polizei wegen eines Nanbüberfalles auf die Bank Warren and Ey. in Chikago und der Ermordung des Kasscnbcamtcn dieser Bank, von dcr französischen Zschopauer Tageblatt und Anzeig« Donnerstag, den S«. Dezember 1SS7 W M FM Zweite Fahrt -es Forschungsschiffes,Meteor" Anfang Januar wird da- Forschung-- und Vermessungs schiff „Meteor' der Kriegsmarine die ozeanographischen und meteorologischen Untersuchungen de» Noroatlantischen Ozean« in einer zweiten Teilfahrt wieder ausnebmen. Auf der bis etwa Mitte Juli 1SSS dauernden Fahrt fol das ganze Meeresalbie« zwischen der Linie Kapverdische und Kanarische Inseln im Osten und Westindien im Westen unter- sucht werden. Das Expedition-gebiet wird in drei Quer. Profilen durch den ganzen Ozean durch ei« eng gelegte« Netz von ozeanographischen Stationen belegt und durch oftmalige Sondierungen der Atmosphäre durch Radiosonden ein Ueber- blick über den Aufbau der Atmosphäre in diesen Bretten bis in große Höhen geschaffen werden. 110000 Oeutsch-Oesterreicher im WEieg gefallen In dem Wiener Heldenmal soll ein Buch mit den Ramen sämtlicher gefallenen Soldaten auf dem Gebiete deS heutigen Oesterreich verwahrt werden. Die Vorarbeiten sind nahezu ab geschlossen. Mit 170 000 Kriegstoten hat Deutsch-Oesterreich einen bedeutend höheren Prozentsatz an Opfern gebracht als die gesamte ehemalige österreichisch-nngarisch« Monarchie. Der Führer ehrt« de« lOOjährigeu Eisenbahner. Der FÜH- rer und Reichskanzler hat dem Eisenbahn-Oberbaurat van den Vergh in D^sden-Weißer Hirsch au« Anlaß der Voll endung seines lvü. Lebensjahres ein persönliches Glückwunsch schreiben zugehen lassen. In fünf Jahren acht Kinder geboren. Im Krankenhaus in Ratingen zebar eine Frau aus dem nieoerbergischen Wald städtchen Bösel zum viertenmal hintereinander Zwillinge. In fünf Jahren Hai die Frau acht Kinder geboren, von denen noch sechs leben. Ein Junge und ein Mädchen sind gestorben. Mutter und Kinder befinden sich wohlauf. Brand auf deutschem Dampfer in Hamburg. Auf dem im Hamburger Hasen liegenden deutschen Dampfer „Wangon i" der Woermann-Linie A.-G. Hamburg entstand anscheinend in folge von Selbstentzündung ein Feuer, durch das der Speise saal 1. Klasse, das Treppenhaus, Zwischen- und Promenaden deck und die Halle ausgebrannt vzw. stark angebrannt sind. Das Feuer entstand in einer Kammer, die zur Zeit unbewohnt ist Von hier sprang es auf das Treppenhaus über, wo es in dcr Holzverschalung und anderen Gegenständen reiche Nahrung fand. Das Schiss hatte erst am Abend vorher einen neuen Farbanstrich erhallen, der den Brand begünstigte. Frauenmord aufgeklärt. Der Hamburger Kriminalpolizei gelang es, einen am 18. Dezember an der 21jährigen Emmi Lange in Moelln begangenen Mord aufzuklären. Im Zu sammenwirken mit der Polizei und Gendarmerie in Moelln gelang es, als Täter den 26jährigen Hans Weidemann zu er- mitteln und festzunehmen. Nach eingehendem Verhör gestand der Verhaftete, sein Opfer frühmorgens auf dem Wege zur Arbeitsstätte ermordet zu Haven. Ucbermut tut selten gut. Im jugendlichen Uebermut klet terte ein junger Mann in Rostock an einem Laternenpfahl hoch, nm sich an der Gasflamme die Zigarette anzustecken. Dabei stürzte er ab und schlug mit dem Mund aus den an dem Pfahl befestigten eisernen Papiersammler. Der allzu Uebermütige büßte seinen Leichtsinn mit dem Verlust von vier Vorderzähnen. Berahmter fran-Ssischer Komponist gestorben. In einem Pariser Krankenhaus, wo er von seinem schweren Gehirn- leiden Heilung sucht«, ist der berühmte französische Komponist Maurtee Ravel gestorben. In Maurice Ravel verliert di« zeitgenössische französische Musikwell ihren letzten großen, wett über di« Grenzen Frankreich« hinaus geachteten Vertreter. NavelS erst« große Tonschöpfung war die Ouvertüre „Schehe razade", di« 18SS uraufgesührt wurde. ES folgte ein reiche« musikalisches Schaffen, das biS zum Beginn der furchtbaren Krankheit dauert« und fast alle musikalische« Formgebietr um faßte. Bon den große« Orchcsterschöpfungen Ravel- haben sich vi« „Spanisch« Rhapsodie', das choreographische Gedicht „La Vals«' und der wuchtig« „Bolero^ rasch die Konzertsäle alle» Kulturnattonen erobert. Bertobung tm Hans« Doorn. In Doorn wurd« die Vcr- lobung d«s Prinz«« Louis Ferdinand von Preußen, des zweiten Sohnes des ehemaligen Kronprlnzenpaares, mit der Tochter de« Großfürsten Kyrill von Rußland, der Großfürstin Kira, gefeiert. Der Hohenzollernprinz steht im 81. Lebensjahr, Großfürstin Kira, sein« Braut, ist 28 Jahr« alt. Jetzt Platinfuchs. 15000 Kronen und mehr werden für eine neue Sllberfuchsrasie gezahlt. Es handelt sich um den sogenannte« Platinfuchs, der auf einer kleinen Fuchsfarm in Norwegen durch erfolgreiche Kreuzung erzielt worden ist. Vorläufig gibt es nur eine ganz geringe Anzahl von Plalin- füchsen, die man als die große Mode de^Zukunft ansiehi Explosion auf norwegischem Trampdampfer. — Ein Toter. In dem kleinen Kanalhasen Poole erfolgte auf dem norwe gischen Trampdampser „Inna' im Vorschtsf eine Explosion, die meilenweit zu hören war. Drei Besatzungsmitglieder wurden so schwer verletzt, daß sie ins Krankenhaus geschasst werden wußten. Der Wachaänger wird vermißt; er ist anscheinend der Explosion zum Opfer gefallen. Ein neues Goldvorkommen ist in der Nähe von Malm» berget in Schwedisch-Lappland gefunden worden. „Stock holms Tidntnaen" zufolge handelt es sich um ein zweite- Boliden; die schwedische Goldgrube Boliden lst da- größte Goldvorkommen Europas. Die neue Erzader, deren Gold gehalt angeblich gleich hoch ist wie in Boliden, wurde nach zweijährigen systematischen elektrischen Bohrungen entdeckt. Ringkampf mit dem Wolf. Ein Kaufmann tn Lett gallen. der im Schlitten über Land fuhr, wurde in einem Walde von einem Wolf überfallen. Der Kaufmann trieb die Bestie mit einem Knüppel zurück und hieb dann auf das Pferd ein. Der Wolf aber folgte dem Schlitten und wich auch vor einige» Schüssen »ich« zurück. Er sprang sogar in den Schlit- ten hinein. Es entspann sich ein Kampf. Schließlich emzün- deie der Kaufmann mehrere Streichholzschachteln und warf sie dem Wolf in den Rachen. Das Tier erschrak vor den Flammen und entwich. Bei dem Ringkampf mit dem Wolf ist der Kauf mann tn die Hand gebissen worden. 16 Opfer eines Amokläufers. — Vier Tote. Ein Fili- Pino, der mit einer abgebrochenen großen Schere durch die Hauptgeschäftsstraße von Oakland Amok lief, stürmte in mehrere Läden Hineis. und stach auf alles ein, was ihm in den Weg kam. 16 Männern und Frauen brachte er zahlreiche Stichwunden bei. Vier der Opfer starben kurz darauf, sechs wurden schwer verwundet ins Krankenhaus gebracht. Dc, Amokläufer konnte später verhaftet werden. Polizei wegen Abschlachtung einer reichen Engländerin in einem der bekanntesten Hotels tn Nizza und wegen zahl reicher anderer Verbrechen von der belgischen Polizei ge sucht. Mit Eichenbaum verhaftete die Warschauer Polizei zwei andere seit langem gesuchte jüdische Verbrecher seiner Bande. Rekordflug über den Südailaniit Der vielfache italienische Rekordflieger Stoppani, der am Dienstag um 13.40 Uhr spanischer Zeit von Cadir zu einem Retordflug über den Südatlantik gestartet war, ist Mittwoch um 12 Uhr Ortszeit tn Cara vellas bei Victoria im brasilianischen Staate Espirito Santo getan- det und hat damit den Südatlantikrekord des französischen Flugzeugs „Lieutnant Vaisseau' um mehr als 1200 Kilo meter geschlagen. Mo-MWU Freitag, den 31. Dezember 1937. Deutschlands 6.60 Glockenspiel, Morgenruf, Wet ter. 6 3) Frühkcmzert. Dazwischen 7.02 Nachrichten. 9.46 Kleine Turnstunde. 16.36 Fröhlicher Kindergarten. 11.36 Dreißig bunte Minuten. 12.66 Konzert. 13.66 Glück wünsche. 13.56 Nachrichten. 14.66 Allerlei von Zwei bis Drei! 15.66 Wetter, Börse,' Pragrammhinweise. 15.15 Kinderliedersingen. ^5.46 Kaffeesatz und Apfelschalen. 16.66 Mu'ik am Nachmittag. 18.66 Meisterplatten. 19.06 Reichssenbung: Ansprache des Reichsministers Dr. Goeb bels zum Jahresabschluß. 19.20 Zur JahreStbende. 20.00 Fröhliche Musik. 21.M Das alte Jahr verklingt... 24.00 ... das neue Jahr beginnt! Anschließend bis 3.00: Auf großer Fahrt ins neue Jahr. Leipzig. 6.00 Morgenruf .Wetter, Gymnastik. 6.30 Frühkonzert. Dazwischen 6.50 Nachrichten, Wetter für de» Bauern. 7.00 Nachrichten. 8.00 Gymnastik. 8.20 Klein« Musik. 8.30 Konzert. 9.30 Wer kann's besser? 10.30 Wetter, Tagesprogramm. 11.35 Heute vor ... Jahren. 11.40 Die Axt im Winterwald. 11.55 Zeit, Wetter. 12.00 Konzert. Dazwischen 13.00 Zeit, Wetter, Nachrichten. 14.00 Zett. Nachrichten, Börse, Schneeberichte. Anschl. Punsch und Pfannkuchen. Ein Silvesterkabarett auf Plat ten. 15.10 Winterweg« im Vogtland. 15.30 Jahresrück blick. 16.00 Konzert. Dazwischen 17.00 Zeit, Wetter, Wirtschaftsnachrichten. 18.00 Es spukt im Schallarchiv. 19.00 Reichssendung. 19.20 Funkstille. 19.30 Haben Sie das gehört? 20.10 Ende gut — alles gut! 23.55 Der Intendant des Reichssenders Leipzig, Carl Stueber, grüßt die Hörer zum neuen Jahr. — Anschl. „An die Freude". 0.30 Auf großer Fahrt ins neue Jahr. Schliessen und sein plan Bor 25 Jahren starb der Gencralfcldmarschall ' Noch esse Vas alte Jahr zu Ende ging, ist uns der Feldherr General Ludendorff genommen worden, den man mit Recht den grüßten Schüler Schliessens nannte, vcr lange Jabre binvurch sein Lehrmeister im Großen Gcneralstab war. Schüler Schliessens zu sein, das galt stets als besondere Auszeichnung im allen preußischen Heer. Wie eng sich das Verhältnis zwischen den beiden großen Soldaten gestaltete, zeigt uns die Tatsache, daß Gras Schliessen bereits im Jabre 1004 den damaligen Major Ludendorff in die Aufmarschabteilung des General» stabs berief, deren Chef Ludendorff im Jahre wurde. Als aber Graf Schliessen selbst ausgcschiedcn war, wurde Ludendorff, der stets für eine deutsche Nüstungsvcrstärkung eingetrcicu war, in den Frontdienst versetzt, bis ihn der Weltkrieg in jene Positionen führte, in denen er zeigte, was er bei dem alten Grafen gelernt halte. Wer war nun jener Graf Schliessen, den jeder junge Leutnant vor dem Weltkrieg kannte und den doch die wenigsten Menschen gesehen hatten? Er. der >83.3 geboren wurde und l!»l3 starb, war den Offizieren fast nur durch seine Schriften bekannt geworden, durch „Caunä", jener Arbeit, in dcr immer wieder die Vcrnichtungsschlacht gefordert wurde, die völlige Niederwerfung des angegrif fenen Feindes. Als Schliessen, 80 Jahre alt, am 4. Januar, anderthalb Jahr vor dem Weltkrieg, die Augen für immer schloß, war einer der ganz großen Militärs verschieden, die die Geschichte der Kriegskunst mit ihrem Wissen aufs stärkste beeinflußt haben. Eine eigenartige Figur, dieser Graf in der Garde« Ulanen-Uniform, dessen Kopf ein Gelchrtenkopf war und der stets das Monokel im Auge trug. Wenn die Bevölke rung auch den Grafen Schliessen nicht kannte; wenn mau allein wußte, daß nur drei Männer in den Plan des Chefs des Gcncralstabs eingeweiht waren, so hatte man unter Schliessen doch ein so unbegrenztes Zutrauen zu jener Behörde des H?cr>'6. baß jeder Soldat im starken Vor- kriegsocm^u».^ . .... »ceieg nicht wollte, einer letzten Entscheidung aber mit voller Ruhe enlgegensah. So stark kann der Einfluß einer einzigen Persönlichkeit sein. Was wollte Schliessen? Sein Plan war auf das Jahr 1904/05 aufgebaut. Schon damals schien es fast, als ob die Entente losschlagen wollte, die Entente, bestehend aus England, Frankreich und Rußland. Ganz eigenartig. Schliessen nahm auf England gar keine Rücksicht. Er wollte den Krieg zunächst gegen Frankreich allein gewin nen. Die russische Dampfwalze hoffte er mit geringen Kräften aufzuhallen. Er nahm an, daß die Engländer gewiß sofort Kräfie auf den Kontinent werfen würden. Er schätzte aber diese Kräfie nickt zu hoch ein, weil er glaubte, bei einem schnellen Vormarsch in Frankreich die Franzosen vor der Vereinigung mit dem britischen Heer zu fassen. Schlieffen wollte sogar Zurückgchen auf dem linken deutschen Flügel in Kauf nehmen, um mit dem rechten den Gegner in raschen Schlägen zu zermürben. Wir fragen uns heute — 25 Jahre nach dem Tod deS Feldmarschalls —, warum dcr Gedanke des Schlieffen- Planes nicht bis in die letzten Einzelheiten durchgeführt worden ist? Jeder General und jeder Generalstabsoffizier kannte die Lehrsätze des großen Soldaten. Der Aufmarsch plan Ludendorffs ermöglichte es, die Armee, wie es vor gesehen war, auf dem Kriegsschauplatz im Jahre 1914 antrelen zu lassen. Warum bereitete der Nachfolger Schliessens, General von Moltke, nicht den Franzosen da« erwartet« „Cannä'? In der Ocffentlichkeit wurde nach dem Weltkrieg die Vermutung ausgesprochen, der Schlieffensche Plan sei auf Veranlassung der deutschen Regierung abgeändert worden. Die damaligen Kanzler des Deutschen Reiches — Bülow und Bethmann — haben dieser Auffassung scharf wider sprochen. Eine Beeinflussung des Generaistabs hat durch die politische Führung nie stattgefunden. So muß man die nüchternen Tatsachen sprechen lassen, wenn man er kennen will, wie es zur Marneschlacht kam, durch die der Gedanke des großen Strategen dcr Vorkriegszeit zer schlagen worden ist. Der rechte Flügel des deutschen Heeres war nach dem Aufmarsch iu den Augusttagen des Jahres 1914 sicher stark genug, nm mit den Franzosen abrechncn zu können. Der ursprüngliche Schlieffensche Operationsplan war von dem Grafen selbst noch abgcändert worden, weil auch er - « nach 1904/05 — den Gedanken fallen ließ, die Gegner in Süddeutschland eindringen zu lassen. Bei dcr nicht zu großen Ausdehnung des westlichen Kriegsschauplatzes war es jederzeit möglich, Truppen vom Norden nach dem Süden und vom Süden nach dem Norden zu werfen. Wir wissen heute, daß das deutsche Heer den Franzosen das von Schliessen vorgesehene „Cannä" bereitet hätte, wenn nicht plötzlich der Rückzug in der Marneschiacht besohlen worden wäre. So bleibt als verhängnisvolle Wirklichkeit die Tatsache bestehen, daß damals General v. Moltke, der sicherlich kein schlechter Offizier gewesen ist, als kranker Mann mit den Nerven die Schlacht verlor. Hören wir über diese Frage ein paar Worte jenes größten Schülers Schliessens, des Generals Ludendorff: „Man vergißt, daß im entscheidenden Augenblick die Kraft der Führung alles ist. In dem Fehlen dieser liegt die Schuld Moltkes, nicht tn dem Abändern eines Plane-." Schliessen selbst fehlte uns 1914. v. Winterfeld.
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