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Nr. Rv ü - Aufbahrung am Siegestor. In den Morgenstunden des Mittwoch, vor Beginn deS feierlichen Staatsaktes, nahm die Bevölkerung Münchens stummen Abschied von dem toten Feldherr», dessen Sarg am SicgcSior aufgcbahn war. lScherl-Wagenborg.) schwarz verhängt, die beiden seitlichen tragen auf schwar- jein Hintergrund das Eiserne Kreuz, während der Mittel- bogcn zwei lange Jahnen der alten und der neuen Wehr macht führt, zwischen denen das Hoheitszeichen des Drit ten Reiches leuchtet. Im Paradeschritt ziehen die beiden Ehrenkompanien rechts und links der Ludwigstraße auf, die Truppe präsentiert das (Gewehr, die Degen der Offi ziere senken sich, und die Lafette fährt vor die Mitte der Durchfahrt des Siegestores. Der Sarg wird herunter gehoben und auf das hohe Podest im mittleren Bogen des Siegestores gehoben. Die Stabsoffiziere der Ehrenwache ziehen am Sarge auf. Jetzt setzt der endlose Zug der Be völkerung zum Sarge des toten Feldherrn ein. In endloser Kette ziehen Männer und Frauen aller Schichten, Frontsoldaten und Kameraden, die 1923 mit dem General marschierten, stundenlang vorüber, um dem toten Feldherr» die letzte Ehre zu erweisen. In stillem Gedenken grüßen sic de» grossen Feldherrn des Welt krieges mit erhobener Rechten, während die vier schwarz umhüllten Pylonen ihren Fackelschein in den bitterkalten M- ""» werfen. " Der Slaa'sakt beginnt Wolkenlos bricht der junge Morgen an, an dem das deutsche Volk von seinem großen Soldaten Abschied nimmt. Während noch die Menschen in tiefer Andacht an dem Sarge vorüberziehen, marschiert bereits das Ehren spalier der Wehrmacht und der Parteigliederungen auf. In dröhnendem Marschschritt rücken die Ehrenkompanien an, hinter dem Musikzug vier Fahnen des ehemaligen In fanterieregiments 39, dessen Inhaber General Ludendorff war. Eine Ehrenkompanie des Infanterie-Regiments 19 nimmt an der Ostseite der Ludwigstraße Aufstellung, vier Offiziere treten vor den Sarg und nehmen Vie Ordens kissen ab. Dann treten vier Generale vor die Bahre, senken die Degen und nehmen zu beiden Seiten des mittleren Torbogens Aufstellung. Kurz vor 10 Uhr treffen die Repräsentanten der neuen deutschen Wehrmacht ein. Der Reichskriegsministcr, Ge neralfeldmarschall von Blomberg, der Oberbefehls haber der Luftwaffe, Generaloberst Göring, als Ver treter des Oberbefehlshabers des Heeres Frhrn v. Fritsch der Chef des Generalstabes General der Infanterie Bock und ein Vertreter des Befehlshabers der Marine, Ge- ueraladmirals Raeder. Schon vorher haben sich der uommandierende General des Vli. Armeekorps, General Zer Artillerie von Reichenau, und der Kommandie rende General des Lnftkreises V., General der Flieger Sperrte, eingefunden. Oer Gruß des Führers Kurze Kvmmaudos. Der Führer kommt. Die Offi ziere grüßen ihn, die Ehrenkompanie» präsentiere» das Gewehr, dumpf wirbeln die Trommeln. Der Führer tritt in sichtlicher Ergriffenheit eines Mannes, der nm einen der Großen der Nation trauert, vor den Sarg und grüßt mit erhobener Rechten den toten Feldherr». Gc»e,alscld- Marschall v. Blomberg hebt den Marschattstab, und die Generale salutiere» mit der Ha»d am Helm. So grüßt z«m lctztcumal Deutschlands ncucrstandcne Wehrmacht den große» Toten, dessen Genie die alte deutsche Armee entscheidend geführt hat und dessen Geist immer und ewig in der neuen deutsche» Wehrmacht wcitcr- lcben wird, solange das Deutschland lebt, für dessen Frei heit und Ehre General Ludendorff gestritten hat. Vom S^gesto. zur Feldherr rchatte Unter ständigem Trommelwirbel beginnt nun die letzte Fahrt des großen Soldaten. Zu beioen Seiten der Laselle schreiten vier Generale; die vier Fahnen des ehe maligen Infanterie-Regiments 39 setzen sich an die Spitze der Ehrenkompanien. Gleich hinter dein Sarg schreitet allein der Führer. In der zwcilcu Reihe folgen Ge- neralseldmarschall von Blo m b crg, Generaloberst Göri n g und die übrige Generalität Unter Traner- mnsik bewegt sich der Zug langsam vom Siegestor vorbei a» 5>ll Flammcnpploucn und hohen, schwarzen Fahnen masten zur Fcldherruhallc. Hinter dem Spalier der Wehr macht und der Parteig''edernnaen steht in tiefer Ergrif fenheit eine u n ü bcrschbare M c n s ch c n m eng e. Schweigend grüßen sie und nehmen Abschied von dem großen Soldaten. An der Fcldherruhallc habe» sich inzwischen alle die Männer versammelt, die Ludendorff im Ringen des Welt krieges nahestanden, hohe Generale der allen Armee in ihren Friedens- oder Kricgsuuisormeu. In schweigendem Gedenken harren auch die, die au dieser Stelle vor vierzehn Jahren mit dem Führer und mit Ludendorff im Glauben an Deutschlands Wicdcranf- erstchung marschierten, die alten K ämpser der natio nalsozialistischen Bewegung, und dann auch die junge Generation, die in dem Toten das Vorbild der Vaterlandsliebe und treuester Pflichterfüllung sieht. «MMN Zschopaner Tageblatt n«b »«zetger ' Verantwortung, die er selbst ausdrücklich zu höchstem heran. Die legt einen denen vier Generale folgen, auf dem Stufen der Feldberrnhalle niedergeflellt. lisch Ed Hani ju c nial schäl mäcl erklä als geml g rü prob suche keile! lehn wün cinn OPP Ei k von ! vensa vord m M 100« deutschen Wehrmacht weiterleben als Ansporn Einsatz für Deutschland. Oer Dank -es Führers Nun tritt der Führer an den Sarg Trauerparade präsentiert, und der Führer Kranz nieder. Er verabschiedet sich von seinem treuen Mit kämpfer, von dem großen Feldherrn des Weltkrieges mit den Worten: „General Ludendorff, im Namen deS geeinten deut schen Volkes lege ich in tiefer Dankbarkeit diesen Kranz vor dir nieder." Ei« HOMe» ist beendet MOeegs Ansprache von Reichenau und Sperrle. Die Lafette mit dem Sarge ist in die Nesidenzstraße eingesahren, unmittelbar neben der Feldherrnhalle. Die Fahne des Infanterieregiments 39 wird von der Lafette abgehoben und unter Vorantritt der Ordenskissenträger/ Podest an den beantragte, steyr er als Erster" Generalguartiermeister an der Seite des Feldmarschalls. In angespanntester Geistesarbeit durch Tag und Nacht, vier Jahre hindurch, hat er Deutschland davor bewahrt, zum Kriegsschauplatz zu werden. „An der Glut in seiner Brust, am Lichte seines Geistes entzündete sich" — mit Clausewitz gesprochen — „die Glut des Vor satzes, das Licht der Hoffnung aller anderen von neuem." Der Name Ludendorff läßt sich nicht trennen von den Taten des deutschen Heeres und den Leistnngen unseres Volkes im Weltkriege. Die Kriegsgeschichte wird ihn im mer nennen, wenn sie vom Weltkrieg spricht, von den klas sischen Vernichtungsschlachten im Osten, wie sie die Welt geschichte nur selten einem Feldherrn vergönnt, ebenso wie von den Abwehrschlachten im Westen und den An- grisfsschlägen im Oste», Süden, Südosten und im Früh- jahr 1918 an der Westfront. Aufrecht und unnachgiebig geht Ludendorff seinen Weg. Nur ein Gedanke bewegt ihn: Liebe znm Vaterlande. Nur ein Streben kennt er: den Vernich tungswillen des Feindes zu brechen. Es ist, als ob Clausewitz seine Worte auf diesen Mann geprägt hat: „Wie ein Obelisk, auf den die Haupt straßen eines Ortes zugeführt sind, so steht, in der Mitte der Kriegskunst gebieterisch hervorragend, der feste Wille eines stolzen Geiste«.* Als Ludendorff Ende Oktober 1918 entlaffen wird, ist der Weg zur Novemberrevolte frei. Der General selbst hat seine eigene und die Waffenehre des deutschen Heeres bis zum bitteren Ende reingehaltcn. Mit tiefem Schmerz im Herzen hat er den Zusammen bruch erlebt. Noch härter, kantiger und kompromißloser wurde sein Wesen. Ungebrochen blieb sein Kampfeswille. So marschiert er am 9. November 1923 neben dem Führer an der Spitze des Zuges zur Feldherrn halle in München. Unerschrocken setzt er auch hier sein Leben ein sür Deutschlands Wiedergeburt. Der welt anschauliche Kampf um die seelische Geschlossenheit des deutschen Volkes hat die letzten Jahre dieses tapferen Geistes ausgefüllt. So ist ein Mann von uns gegangen, der einst mit starker Hand ins Rad der Geschichte griff, der Jahre hin durch mit dämonischer Willenskraft das belagerte deutsche Volk mit sich riß. Voller Ehrfurcht und tiefer Dankbarkeit sehen wir in ihm eine der größten Gestalten preußisch-deutschen Sol- datcntums. Seine charaktervolle Persönlichkeit ist auf ewig verbunden mit dem Heldentum des großen Krieges. In tiefer Trauer um den Heimgang dieses großen Soldaten, aber auch voller Stolz darüber, daß Ludendorff einer der Unseren war, senkt die Wehrmacht ihre Fahnen. Sein Geist wird im deutschen Volk und vor allem in der Unter feierlichem Schweigen begibt sich Rcichskriegs- ministcr Generalfeldmarschall von Blomberg zur Mitte der Treppe. Als Vertreter der neuen deutschen Wehrmacht würdigte er noch einmal die unsterblichen Verdienste des Generals Ludendorff um Reich und Volk. In ehrfurchtsvoller Trauer steht die deutsche Wehr macht und mit ihr das ganze deutsche Volk an der Bahre eines genialen Soldaten, eines wahrhaft großen, deutschen Mannes. Ein Heldenleben, dessen Denken und Handeln aus schließlich Deutschlaud galt, ist vollendet, ei» Leben, das arbeitsreich war wie das weniger Menschen, das auf die höchste Höhe des Ruhmes führte und dem auch tiefe Tragik nicht erspart blieb. Deutschland verlor einen Mann von gewaltiger Willenskraft, einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Macht und die Größe der Nation. Ungewöhnlich wie die Persönlichkeit des Generals Ludendorff ist auch sein Le bensweg. Körperlich und geistig gestählt durch Erziehung im Kadettenkorps, wird dem jungen Offizier der F ro n t- dienst zur Grundlage seines Führertums. Nasch führt ihn sein militärischer Werdegang aufwärts. Im General stab öffnet sich ihm sein eigentliches Tätigkeitsfeld. Er ge langt in die Stellung, in der er zum ersten Male zu ge schichtlicher Bedeutung für Volk und Reich heranwächst. Als Chef der Aufmarschabteilung im Großen Generalstab steht er mit klarem Mick die zunehmende politische und militärische Gefährdung Deutschlands. Er sieht weiter als die meisten Verantwortlichen seiner Zeit. Er erkennt, daß nur die restlose Ausschöpfung der deutschen Wehr kraft die Möglichkeit bietet, das Reich dem drohenden Ver hängnis zu entziehen. Immer wieder erhebt Ludendorff seine warnende und mahnende Stimme. Seine kämpfe rische, kompromißlose Natur bringt ihm hierbei den ersten großen Konflikt von geschichtlicher Auswirkung. Es ge lingt Ludendorff nicht, seine wehrpolitischen Forderungen voll in die Tat umzusetzen. Die verantwortlichen Führer finden sich mit Halbheiten ab. Der unbequeme Warner aber wird in eine andere Stellung versetzt, die seiner Persönlichkeit keineswegs entspricht. Bei Ausbruch des Weltkrieges steht Ludendorff nicht an der ihm gebührenden Stelle in der Obersten Heeresleitung. Aber dem begnadeten Soldaten bietet sich auch an anderer Stelle die Gelegenheit, Ruhm und Lor beer zu ernten. Der Hand st reich auf Lüttich — einst von ihn: selbst als Chef der Aufmarschabteilung vor- geschlagen — scheint gescheitert. Da springt Ludendorff an die Stelle eines gefallenen Brigadekommandeurs. „In mitten der vordersten Schützen stürmt er mit anfeuerndcn Zurufen seiner Brigade voran", berichtet das amtliche Werk über den Weltkrieg. Durch den Fortsgürtel hin durch reißt er die Brigade bis in die Stadt hinein vor. Nur von seinem Adjutanten begleitet, bringt er die über raschte Zitadelle zur Uebergabe. Der erste große Waffen- crfolg des Krieges ist seinem Einsatz zu verdanken. Kurze Zeit darauf ruft ein Befehl des Obersten Kriegsherrn ihn nach dem Osten an die Seite des neuen Oberbefehlshabers der 8. Armee, General v. Hinden burg. Was General Ludendorff, Seite an Seite mit dem schon vor ihm in Walhall cingezogcncn Generalscldmar- fchall, geleistet hat, gehört für alle Zeiten zu den schönsten Ruhmesblättern deutscher Geschichte. Zunächst als Gene- ralslabschcs, von, August 1916 an aber unter voller Mit- Aufstellung -er Trauerpara-e In der Feldherrnhalle stehen vor den Standbildern der beiden bayerischen Heerführer sechs hohe, schwarze, brennende Pylonen mit silbernen Kränzen. Die Trauer parade hat Aufstellung genommen, und die Spitzen von Wehrmacht, Staat und Partei sind versammelt. Zu bei den Seiten der Stufen der Feldherrnhalle stehen die Reichsminister, Reichslciter, Staatssekretäre, Neichsstatt- halter, Gauleiter und stellvertretende Gauleiter. Auf der anderen Sette die Kommandierenden Generale der Wehr macht und eine große Zahl von Generalen der alten Armee. Auf den, Platz vor der Feldherrnhalle stehen die Offiziere der Obersten Heeresleitung, auf den oberen Stufen der Halle eine Abordnung des ehemalige» In fanterie-Regiments Nr. 39, dessen Chef Ludendorff war. Die Tribünen zu beiden Setten des Odeonsplatzes zeigen ebenfalls viele Uniformen, Offiziere und Führer der Parteigliederungen, Obergruppenführer und Gruppenfüh rer der SA., der des NSKK. und NSFK., die General- arbettsführer, die Obergebietsführer und Gebietsführer der HI., die Politischen Letter und viele Männer aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Mitglieder des Münchener Konsularkorps. An zwei hohen Flaggenmasten weht die schwarz-weiß rote Fahne mit dem Eisernen Kreuz. Jnfanterie-Ncgi- meut 61 und 19 stehen zu beiden Seiten des Platzes in Trauerparade. In einer langen Kolonne bringen Sol daten die Kränze herbei: letzte Grüße des Führers, des Reichskriegsministers, der Reichsregierung, der hohen Führers Abschied vo» Geueral Ludendorff. Adolf H.tler vor dem Ege a» der Feldherrnhalle. sBildtclegramm Scherl-Wagenbora). ^Donnerstag, de« S«. Dezember 1937 i Parteistellen und der mit Deutschland im Weltkrieg der-! bündeten Länder. j Ankunft -es Trauerzuges Mit dem Glockenschlage 10 ertönen die ersten mllitäri- > schen Kommandos zur Ausrichtung der Parole. Einige Minuten später treffen die Angehörigen Ludendorffs ein, die den Weg vom Siegestor bis zur Feldherrnhalle in, Wagen zurückgelegt haben. Die Wehrmacht erwartet unter präsentiertem Gewehr die Ankunft des Trauerzuges. In langsamem Paradeschritt kommt die Ehrenkompanie heran, hinter ihr die Lafette mit dem Sarge und das Gefolge mit dem Führer an der Spitze. Vor der Feldherrnhalle wird Haltgen,achk. Der Führer tritt in die Nähe der Angehörigen Ludendorffs. Neben den beiden Flaggenmasten stehen der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, Reichsstatthalter General Ritter von Epp, Minister präsident Siebert, Gauleiter Staatsminister Adolf Wagner und die Gruppenkomrnandeure. Hinter dem Führer stehen der Neichstriegsminister Generalseldmar- schall von Blomberg, Generaloberst Göring, der Vertreter des Generaladmirals Raeder und die Generale