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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger Freitag, 1S»7 Zschopauer Hausfrau Im Splelzeuglade». Immer mehr setzt sich die Ansicht durch, daß cs wichtig ist, seinen Kindern svlide gearbeitetes dauerhaftes Spielzeug t» die Hand zu geben, bas »ich! gleich bei der ersten kind- Mcn Annäherung ein Trümmerhaufen wird. So haben sich im Laufe der Jahre eine große Anzahl kleiner und kleinster Werkstätten gebildet, die sich die Auf- dabe gestellt haben, Spielzeug — ebenso wie Gegenstände des sägliche» Bedarfs — in bester, solidester und ma^erialgcrech- ter Ansführung herzustellcn. Fast in jeder Stadt sind diese kleinen „bunten Läden" anzutrefseu, die so hübsch ausschen, Und deren Auslagen immer «in paar Schaulustige anlocken. Lotte Höper schuf dieses Puppenkind Elisabeth (Deike M) Jede Werkstatt hat ihr besonderes Gebiet, das sie bear beitet,' ihren Licblingsmerkstoff, dem sie sich mkt Leidenschaft hingibt: Holz oder Leinen, Papier, Bast, Silber, Messing, Zinn, Leder und so weiter. Gern tut man einmal einen Einblick in solch einen kleinen Laden. Da gibt es zum Bei spiel einen, der die hübschen Stofftiere herstellt. Im Schau fenster und innen auf den Regalen sieht man lustige Tiere in allen Farben, hcrgcstellt aus netten bunten ein Kinöer- gemüt erfreuenden Stoffen, Elefanten,Schafe, Esel, Giraffen, ein Kängcruh, bas in seinem Beutel ein Junges trägt, dann Lauben, die picken, Igel, die umhcrschnoDern, dazwischen flott marschierend« Soldaten, wunderhübsche abwaschbare Kinder bücher mit guten deutlichen Bildern. Und dieser ganze bunte Zoo steht vor einem glitzernden Hintergrund von Lametta und Silbersternen auf himmelblauem Grunde. Es ist eine liebliche Märchenwelt! Sehr wirklich und echt sehen uns alle diese Stofftiere an. Sie haben es nicht nötig, durch grelle Farben zu locken ober durch übertrieben groteske Formen. Nein, «in Schweinchen ist einfach rosa geblümt mit hellblauen Angen, könnte es denn anders sein? Ein Nilpferd trägt in der Musterung seines Stosfkleides den ganzen blumengeschmückten Nil. Die Zebras sind schwarz-weiß gestreift, sogar die Mähne, di« Pferdchen wagen sich rot mit blauer Mähne hervor. Eine Giraffe steht ganz groß und breitbeinig da, sie ist rosa mit weißen Tupfen, etwas einsam schaut sie von ihrer Höhe her ab auf alle ihre kleinen Genossen. Und Puppen sind da! Tas muß nun auch so sein in einem rechten Spielzeugladen. Aber die Puppen, die man heute zu sehen bekommt, die sind doch ganz besonders. Nicht mehr so rosig und glatt und starr. Etwas wie rechtes Leben und echte Kindlichkeit ist in ihnen, sie haben ein Trotzköpfchen ans hartem behobeltem Holz, von dem zu beiden Seiten, ge- Ein Nößlein sch ich trabe»...(Deike M) raöe so wie bei einer richtigen Brigitte ober Gisela, zwei strohgelbe Zöpfchen auS Seide mit einem Wollschleifchen ab gebunden, herabhängen. Sie haben ein Stupsnäschen und kugelrunde Augen und ein hübsches, gut gearbeitetes auf- und zuknöpfbares Kleidchen hängt an ihnen herab. Sie sind so recht zum Liebhaben, liebevolle Kinderarme werden sie zu Weihnachten umschlingen. Wir sprechen nun auch mit der Hüterin aller dieser Herrlichkeiten, und es wird uns sofort klar, baß ein großes « MW M « Ml« Originalroman von Fr. Lehne, 48. Fortsetzung. Frau Hofheim hatte wohl ganz den Ton verlernt, in dem mit Pia zu reden war. Bei ihren nüchternen Worten schwand der kindlich frohe Ausdruck vom Gesicht der Tochter, die schweigsam wurde und fortan keine Frage mehr tat. Man wird bald fertig mit Essen. Während Pia die Teller und Schüsseln zusammen stellte, fragte sie den Bruder nur: „Möchtest du ein Elas Bier, Herbert?" „Ja, bitte, Kleines!" Pia klingelte dem Mädchen, das Geschirr herauszutra gen. Dann holte sie dem Bruder eine Flasche Bier herein und brachte für die Mutter eine Schale mit Kirschen mit. Während Herbert bei einer Zigarette sich sein Bier schmecken lieh, sprach er von allem möglichen, nur nicht von dem, worauf doch Mutter und Schwester sehnsüchtig warteten! Da wandte er sich plötzlich an Pia. „Du, Kleines, hast du noch ein anständiges Kleid? Ich meine, ein Kleid, das geeignet ist, bei einer — Per- lobungsfeier getragen zu werden! Daß die Mutter ein solches hat, in dem sie gar schön und stattlich aussieht, weist ich." Verlobungsfeier? Pia preßte die Lippen fest aufein- ander, daß ihr kein vorzeitiger Ausruf entfuhr. Was meinte der Bruder? Sie und Wolfgang? Wie konnte er aber über die Mutter weg bestimmen? Doch da sprach er weiter: „Ich möchte nämlich mein Schwesterlein so schön wie möglich als East bei meiner Verlobungsfeier sehen." „Bei deiner Verlobungsfeier, Herbert?" fiel es tonlos von ihren Lippen. Die Ueberraschung hatte ihr die Stimme verschlagen. „Du hast dich verlobt?" Seelenruhig nickte er. „In Amerika? Bist du darum hinüber?" „Nein, Kleines, so weit brauchte ich darum nicht zu gehen! Das habe ich hier besorgt!" Frau Hedwig sagte kein Wort: sie sah nur unverwandt den Sohn an, den Namen erwartend, den sie dachte. Herbert legte die Zigarette in die Aschenschale, und den scherzenden Ton mit einem ernsten, säst feierlichen Ton wechselnd, sagte er: „Ich mache euch die Mitteilung, daß Lilli von Breiter meine Braut geworden ist." „Wer, Herbert? Lilli?" In ungeheurer Ueberraschung schrie es Pia förmlich. „Ja, Kleines!" „Und so plötzlich? Wie kam das?" „Nein, Pia. es ist nicht so plötzlich! Bereits vor einigen Wochen verlobten wir uns! Es waren da noch einige Hindernisse, die erst überwunden werden mußten." „Und das ist jetzt geschehen?" fragte Frau Hofheim mit spröder Stimme. „Ja. Mutter!" Groß erwiderte er ihren Blick. „Bist du besten so gewiß?" ^Würde ich es sonst sagen?" Pia verstand nicht den geheimen Sinn seiner Worte. Sie fragte lebhaft, noch ganz erfüllt von dem eben Ge hörten: „Lillis Eltern wollten es wohl nicht? Ich weiß, sie hatten andere Pläne mit Lilli." Dann wurde sie plötz lich rot in dem Gedanken, daß durch sie ja die Pläne zer stört wurden! „Doch Pia, ich bin dem Kommerzienrat kein unwill kommener Schwiegersohn!" „O Lilli, die Böse! Und mir hat sie nichts gesagt!" Pia war ganz außer sich. „Weil ich es nicht wünschte, Kind. Aus verschiedenen Gründen, die du. bald erfahren wirst! Lilli fügte sich mei nen Bestimmungen!" Frau Hofheim schwieg. „Nun bitte ich euch, eure Kleidung und so weiter mor- gen herzurichten, damit ihr übermorgen, wenn Lilli kommt, euch zu holen, bereit seid, gleich mitzufahren. Dann ist Verlobungsfeier im kleinen Kreise. Am Sonntag darauf offiziell!" „Ja, ja!" stimmte Pia des Bruders Worten zu. „Ich hoffe, daß ihr mit meiner Wahl einverstanden seid?" „Keine wie Lilli ist mir so lieb als Schwägerin! Ich freue mich unbeschreiblich!" Ehrlich meinte es Pia, und doch kroch eine schwere Enttäuschung in ihr hoch. War es das, was er ihr zu sagen gehabt hatte? Und wo blieb sie? Hatte er in seinem Glück sie ganz vergessen? Aber nein, so war der Bruder nicht! Sie wollte hoffen und vertrauen! Hatte er nicht ge sagt: „Glaube nur und vertraue!" Aber, sie war ja so müde geworden, daß sie sich gern von einem Stärkeren tragen ließ! Immer noch sprach Frau Hedwig nichts. Sie konnte sich im Augenblick nicht entschließen, dem Sohne so herz lich Glück zu wünschen, wie sie es empfand. Ihr Schweigen fiel Herbert jetzt auf. Er wandte sich ihr zu. „Du sagst nichts, Mutter? Ist dir auch Lilli von Brei- ter nicht angenehm in unserer Familie? Hast du keinen Glückwunsch für mich?" Ein wenig Empfindlichkeit und Vorwurf klang doch aus seiner Stimme. „Lilli von Breiter ist eine jeder Mutter Willkommens Schwiegertochter, Herbert!" entgegnete sie. „Verzeih, doch für mich bergen diese letzten Wochen viel Bitterkeit, so daß meine Freude nicht so ungetrübt ist, wie sie es sein sollte! Ich brauche Zeit, alles zu verarbeiten!" „Ich begreife es, Mutter! Ich trage dir dieses Gefühl auch nicht nach. Doch bitte ich dich, wenn Lilli kommt, lasse das warmherzige Mädchen nichts merken. Sie liebt dich sehr!" Pia warf sich an Herberts Brust. „Du, ich hab dir noch gar nicht Glück gewünscht!" Ihre Stimme brach in Tränen. „Das Allerbeste für dich, lieber Bruder!" Sie drückte ihr Gesicht gegen seine Schulter, und er fühlte das Beben ihre» Körpers. Leise und beruhigend strich er über ihr Haar. warmempfindendcS Herz dazu a«hört, dieses bunte Spiel- zeug zu schaffen, zu sammeln und auszubauen. Lie führt uns in ihre kleine Werkstatt hinter dem Laden und erzählt «ns von ihrer Entmickluna. Sic zeigt uns Stofsvorräte und spricht davon, wie zu jedem Stofsticrchen ein aanz be- Männer, die zu Weihuachte» nicht fehlen dürfe« (Deike Ms sonders gemusterter Stoff vonnöten ist, mit wieviel Studie» im Zoo die Naturähnlichkcit dieser kleinen Tiere erzielt wird, wie die Augen in verschiedenen Farben gestickt werden, um so recht sprechend und echt zu wirken, und auch die Mäu ler einer individuellen Behandlung bedürfe». * Fürdie Küche. Der Braten zum Fest. Haseub raten. Wenn der Hase ausgcweidet, g«- wässevt und die feine Haut abgezogen ist, salzt und legt man ihn in eine Beize. Nach drei Tagen wird er gespickt und gebraten, wobei man ihn mit Beize und Schmalz begießt. Indessen »rächt man eine Brühe von saurer Sahne mit Mehl, gibt auch das Herabgctropfte vom Hasen und Beize dazu. Der Hase wird auf eine lange Schüssel gelegt, mit Zitronen scheiben verziert und die kurze Brühe darunter gegeben. Einen schönen Lenden- oder Lungenbraten kann man ebenso zubereiten,' doch muß er länger braten als ein Hase. Truthahn oder Henne zu füllen und zu braten. Wenn man dem Truthahn den Kopf abschlägt, steckt man ihn gleich in kaltes Wasser, damit «r recht weiß und mürbe ist. Wenn er bann geputzt und ausgenommen ist, brückt man ihm das Brustbein ei», salzt und spickt ihn? den Kropf füllt man entweder mit einer runden Semmel, die mit Butter bestrichen und mit gestoßenen Gewürznelken bestreut ist, oder man macht eine Semmelfülle mit Rosinen und Mandeln. Nun steckt man den Truthahn in die Brat röhre. Wenn sie wüßte, daß ihr Glück schon, Einlaß be gehrend, vor ihrer Tür stand! 18. Lillis Verlobungstag! Es war, als sei der Himmel mit lm Bunde, der jungen Braut diesen Tag zu verschönen! Ein strahlender prangender Sommertag mit Himmels bläue, goldenem Sonnenschein und überreichem Blühen grüßte sie. Das Haus war mit frischem Grün geschmückt und von Rosenduft durchzogen. Rosen in allen Farben schmückten Schalen, Gläser, Vasen in sämtlichen Räumen, fürwahr festlich anzuschauen! Ein Fest des Lebens sollte ja auch gefeiert werden! Und der Jubel der jungen Braut beherrschte das Haus. Frau Hofheim war davon gerührt. Dieses reiche ver wöhnte Mädchen, das in die glänzendsten Häuser hätte heiraten können, begnügte sich mit einem schlichten Assi stenzarzt, dem sie ihre Liebe geschenkt — welche Mutter würde davon nicht ergriffen sein? Und der Tochter ernstes, trauriges, blasses Gesichtchen begann ihr ein Vorwurf zu werden. Pia hätte das gleiche Glück wie der Sohn haben kön nen — und sie, die Mutter, hatte es verhindert! Und warum? War der Grund wirklich so stichhaltig? Wenn Frau Hofheim ahnte, daß Lillis Jubel auch ein wenig Usbermut, eine heimliche Freude barg, die nicht allein dem eigenen Glück galt, sondern auch den Dingen, die da kommen sollten! Lilli hatte mit der Stiefmutter alles genau durch gesprochen und bestimmt, und nun wartete ihr lebhafter Geist ungeduldig auf die Erreignisse, die der Tag noch bringen sollte. Dag größte, sie treffende, war vorbei — seit der Mit tagsstunde schmückten die bindenden goldenen Ringe ihr« und Herberts linke Hand. Feierlich hatte der Vater sie mit dem geliebten Manne zusammengegeben, ehe man im engsten Kreise das kleine Mahl sinnahm, be» dem auch die älteren Herrschaften das vertrauliche „Du" miteinander tauschten. Kommerzienrat Breiter sprach ein paar sehr herzliche und ernste Worte, der Tochter und dem zukünftigen Schwie- gersohn gewidmet; dann knüpfte er den Wunsch, daß man bald Gelegenheit habe, ein zweites Brautpaar zu feiern. Frau Hofheim blickte auf ihren Teller. Sie spürte ein Netz, das man um sie warf, und aus dessen Verstrickung es wohl kaum noch einen Ausweg für sie gab, obwohl sie sich mit allen Kräften wehrte — nein! nein! Aber etwas Unsichtbares war da; beklemmend beinahe empfand sie es in der ganzen Atmosphäre um sie Herl Nach Tisch nahm Lilli Pia heimlich beiseite. „Ich soll dir eigentlich noch nichts sagen, Pia, aber es ist doch besser, du hast wenigstens eine Ahnung." Mit erwartungsvollen Augen blickte Pia in das froh erregte Gesicht der jungen Braut. ^Lilll —" hauchte sie. (Fortsetzung folgt).