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Zschopaner Tageblatt «ab Anzeiger Mittwoch, den 8. Dezember 1937 Täglich 8KK0 Lelucher in der Feierotzmd Schau Am Dic»s1ag besuchten wieder iibcr 8000 Menschen die Fcicrobmd-Cchan in Schwarzenberg, so daß bis jetzt tiber 07 000 Besucher gczähtt ivurocn. Tie Deutsche Krip- Pcnscha», die 1035 iu Aue stattfand, erreichte in acht Wo- cbeu die gleiche Ziffer und stellte damals einen Rekord als besibcsuchie Auvstelluuq auf, die das Erzgebirge er lebte. Die Feicrohmd-Schau konnte in wenig mehr als acht Tagen das gleiche Ergebnis erzielen. Es ist erstaunlich, wie ausfällig die Einzelbesucher sich mehren, die meist mit Kraftwagen aus allen Teilen Sach sens, aus Tbüringeu und aus Berlin nach Schwarzenberg kommen. In den Aachmittagsslundcn herrscht in den Ciraßen Sclnvarzenbergs ein säst grobstädtisch anmulcnder Krasiwagenverkehr: das zeigt deutlich, welche Beachtung die Fcicrohmd Schau draußen im Reich fand. Roch über zeugender wirkt die große Zahl der täglich eingehenden Anmeldungen und Rachsragcn, die tatsächlich ausallen größeren Städten Deutschlands stammen, linier den Gäßcn des Dienstag befand sich der Senior der sächsischen VolkSlumspflegc, Hofrat Professor Oskar Seyffert, der sich nach einem ausgedehnten Nnndgang überaus lobend und erfreut über diese Ausstellung des Heimatwerks Sachsen aussprach. Präsident Or. Eberle l' Tr. Ebrisiian Eberle, der Präsident der Girozentrale Sachsen, siarb in Dresden im Alter von 68 Jahren nach kurzer Krankl,eit. Dr. Eberle gründete das sächsische Spar- nud Girokassenwcscn: auch rief er eine Reihe von Spar- kasseugemeiusebastcil ins Leben. Mit Dr. Eberle ging eine der stärksten Persönlichkeiten dahin, die iu dcu lehieu dreißig Jahreu das deutsche Sparkasseuwescn maßgeblich beeinflußten. Aus der Bäue rischen Pfalz stammend, hielt er sich seit 1883 in Sachsen aus; von 1^98 bis 1919 leitete er als Bürgermeister die Geschäfte der Stadt Rossen. Nachdem 1908 der Giro verband Sächsischer Gemeinden gegründet worden war und im Januar 1909 die Girozentrale Sachsen ihre Tätig keit ausgenommen balle, ging er an die Gründung von Girozentralen im ganzen Reich. Ans sein Betreiben wurde in Berlin der Deutsche Zcntralgirovcrband gegründet; seiner Tätigkeit verdankten die Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden und die Ocfscntliche Bcrsichcrnngsanstalt der Sächsischen Sparkassen ibre Entstehung. Als nach dem Krieg überall Bausparkassen ins Leben gerufen wurden, betrieb er nachdrücklich die Gründung der Landesbanspar- kassc Sachsen, die er ebenfalls als erster Vorsitzender bis zu seinem Tod leitete. Die Preisträger des KdF.-Lichtbild-WeitbetVerbs Einen lebendigen Eindruck von den fröhlichen Ferien- tagen sächsischer KdF.-ttrlanbcr vermittelten rund 5000 Ausnahmen, die von etwa 800 Einsendern zur Begutach tung im diesjährigen Lich'bildwettbewcrb der NTG. „Kraft durch Freude". Gau Sachsen, eingcrcicht worden waren. In Anbetracht der vielen guten Arbeiten sah sich das Preisgericht veranlaßt, die Zahl der Trostpreise von zehn aus siebzehn zu erhöhen. Ein Teil der ausge zeichneten Bilder kommt im Dezember KdF.-Heft der Gau wallung Sachsen der DAI. und im KdF.-Jahreshest 1938 zum Abdruck. folgende Arbeitskameraden- und -kameradiunen konnien mit Preisen für ihre Ausnahmen ausgezeichnet Werden: 1. Preis: Neisesparkarte tm Wert von 40 NM Paul Wicprich, Leipzig: 2. Preis: Neisesparkarte im Wert von 30 NM Kurl Vogel. Stollberg t. Erzg.; 3. Preis: Neisesparkarte im Wert von 20 RM Werner Scholtze, Leipzig; 4. Preis: Neisesparkarte im Wert von 15 RM Arno Große, Dresden; 5. Preis: Neisesparkarte im Wert von 10 NM Fritz Dietze, Radeberg. Als Trostpreise wur den Neisesparkarte» im Wert von je 5 RA! vergeben. Freiwillige ISr die Lushmchrichtentnivoe für den Bereich des LuftkrelSkommandos III Das Luftkreiskommando III gibt bekannt: Für die Herbst-Einstellung 1938 werden bei der Luft- nachrichtcn-Ersatzabteilung Nordhausen noch Frei willige, die sich zu einer viereinhalbjährigen Dienstzeit bereitcrklären, benötigt. Bewerber folgender Be rn fsgrnppen werden vordringlich gebraucht: Funker, Fernmeldetechnikcr, Telcgraphenmechaniker, Telegraphenbauhandwcrker, Tclcgraphcnarbeitcr, Mecha niker, Elektromechaniker, Kartographen, Vermessungstech niker, Zeichner, Kraftfahrer, Feinmechaniker, Uhrmacher, Elektriker, Maschinenschlosser, Autoschlosser, Drogisten, Schreiber, Buchbinder und Photographen. Bewerbungsschreiben sind an die Lnstnachrichtcn-Er- satzabteilnng NordHansen zu richten. Zur schnelleren Be- arbcitnng der Gesuche sind den Bewerbungsschreiben bei- zufügen: a) ein handgeschriebener, lückenloser Lebenslauf; b) zwei Paßbilder (kein Profilbild) in bürgerlicher Klei dung, ohne Kopfbedeckung, nicht in Uniform, Größe 3,7 mal 5,2 Zentimeter mit Namensangabe aus der Rückseite; außerdem: a) vou noch nicht gemusterten Bewerbern: der Freiwilligenschetn; b) von bereits gemusterten Bewerbern: ein polizeilich beglaubigter Auszug aus dem Wehrpaß. Formblätter sind bei den polizeilichen Meldebehördcn, für im Reichsarbeitsdienst sich befindende Bewerber bei den Neichsarbeitsdienst-Meldeämtcrn, erhältlich. Das Merk blatt für den freiwilligen Eintritt in die Luftwaffe (Aus gabe Oktober 1937), aus dem alles weitere ersichtlich ist, ist bei folgenden Dienststellen erhältlich: SA., NSKK., HI., DAF., Arbeitsämtern, Reichsarbcitsdienst. Aus künfte erteilen alle Wehrersatz-Dienststellen. Bewerbungs- gcsuche, die nach dem 5. Ianuar 1938 eingehen, können nicht berücksichtigt werden. RiiiMnm in die BollMmeiMaft Betreuung der Straffälligen — Jugendschutz im Strafrecht Aus vielerlei Gründen verstoßen Menschen gegen die Gesetze, die zur Ordnung und zum geregelten Lauf des menschlichen Lebens erlassen wurden nnd von jedem Men schen befolgt werden müssen. Unordnung z e r st ö r t nnd Ordnung baut auf. Dieser Grundbegriff hält die kleinste Zelle im Leben eines Volkes, die Familie, zu sammen, und nur dieser Grundbegriff kann ein ganzes Volk lebensfähig erhalten. Wer gegen diese Gesetze ver stößt, verstößt gegen die Volksgemeinschaft und muß dafür bestraft werden. In der Vergangenheit kümmerten sich die Gesetzgeber nach der Strafverbüßung nicht nm den Straffälligen; sie überließen ihn in ihrer Unkenntnis über die richtige Volks- und Menschcnführung seinem Schicksal, das meist in neuer Straffälligkeit und fortgesetzter Schä digung des Volkes endete. Niemand kümmerte sich um die mit dem Makel des Bestraften behafteten Menschen; man betrachtete sie als Ausgestoßenc; man glaubte, richtig zu handeln, indem man ihnen jede Hilfe znm Zurüekfinden aus den richtigen Weg verweigerte. Nur wenige Einrich tungen bemühten sich, hierin einen Wandel zu schaffen, so die Sächsische Gesängnisgesellschast. Die nationalsozialistischen Gesetze sehen die Bestra fung als Mittel zur Besserung an. Mit dem Tag des Strafantritts setzt die Erziehungsarbeit ein; dem Bestraften sollen die Möglichkeiten vermittelt wer den, sich zum neuen Menschen zu wandeln, der sein Unrecht einsieht und alles daran setzt, sich erneut in die Volksgemeinschaft e i n z u g l i e d e r n. Das deutsche Volk braucht in seiner Aufbauarbeit jeden arbeits fähigen Menschen, nnd nicht einen Pfennig kann das Volk dafür anfbringen, daß Menschen auf Kosten der Volksgemeinschaft in den Strafanstalten unterhalten wer- den. Mit diesen wichtigen Fragen , die die B e a ch- tung weite st er Volkskretse erfordern, wird sich die zweite Jahrestagung der Sächsischen Strassälligenbe- trcuung und Ermittlungshilfe (früher Sächsische Gefäng- nisgesellschastl tm Deutschen Neichsverband für Strafsäl- ligenbetrcunng und Ermittlungshilse e .V. beschäftigen, die am 10. und 11. Dezember Im Hygiene-Museum in Dresden veranstaltet wird. Ueber die vorbeugende Tätig keit, über den „Jugendschntz und die Jugendfürsorge im Strafrecht und Strafvollzugs spricht in der öffentlichen Versammlung Freitag abend Staais'ekretär Dr. Freis ler, Berlin. In der Arbeitstagung am Sonnabendvor- mittag werden folgende Vorträge gehalten werden: Dr. Vogelsang, Geschäftsführer des Reichsverbandcs, über „Die Münchener Tagung des Deutschen Neichsver- bagdes und ihre Ergebnisse, insb.! andere hinsichtlich der ins Leben gerufenen Ermittlunashilfe": Gauamtsleiter Büttner, Dresden,, über „Die Zufammeuarbeit der NSV. mit den Kreisstellen": Oberregierungsrat Rei nicke, Zwickau, über ..Die Zusammenarbeit der Straf vollzugsanstalten mit den Kreisstellen"; Präsident Tr. Link vom Arbeitsamt Dresden über den Arbeitseinsatz der entlassenen Strafgefangenen; Pfarrer Kretschmar, Dresden, über „Die Tätigkeit der Krcisstcllcn bei der Wiedereingliederung der Strafentlassenen in die Volks gemeinschaft". S—r. MSfenkung für ne« au-zuleiycnve Sauszinsskeuerhypotheken Im Jahre 1936 war der Zinssatz für Hypotheken ans Rück flüssen der Baudarlehen, die der Gebäudeenlschuldnugsstcncr enistammen iHauszinsstenerhypothekenh aus 4 v. H. festgesetzt worden, um eine Angleichung a» die Zinssätze für die Neichs- darleben bei den vom Reich gesörderien Maßnahmen mameni- lich Kleinsiedlungen und Volkswohnnngcni nerbcizufübrcn. Nachdem der Zinssatz der Rcichsdarlehen für Kleinsiedlungen und Volkswohnnngen vor einiger Zeii von 4 v. H. ans 3 v H. gesenki worden ist Hai der N e i ch s a r b e i l s m i n i st e r eine gleichartige Regelung sür die Verzinsung der neu auszu leih enden Hypotheken ans Niickslüssen der ans der Gcbändeemschnldnngssteuer stammenden Hypotheken iHanszinSstcucrlwpothekem getroffen Der Ncichsaröcus- ministcr hat nunmehr die Hnpoihckenansgcber ermächtigt, den Zinssatz für Nenbewilligungen von Hypotheken ans Rückflüssen der HauptzinSsteuerhypörheken aus 3 v H sestzusctzen. Ter Tilgnngssatz von 1 v. H. bleibt unverändert. Die Herabsetzung des Zinssatzes bezieht sich lediglich aus solche Hypotheken, die vom 1 November 1937 ab neu bewillig! werden Da die Hauszinssteuerhypotheken im wesentlichen zur Er leichterung der Finanzierung von solchen Wohnstätten dienen, die für die minderbemittelten Bevölkernngsschichtcn bestimmt sind, ist damit erreicht worden, daß nunmehr sämtliche Dar lehen der öffentlichen Hand, die sür den A r b e i t c r w o h n- stättenbau eingesetzt werden, zu einem Zinssatz von höch stens 3 v. H. ausgegeben werden. Winterschlußverkauf 1938 Nm 31. Januar 1938 beginnen in diesem Winter halbjahr die W i n t e r s ch l u ß v e r k ä u s e, die zur Räu mung der Läger von modeempfindlichcn Waren bestimmt sind. Die Liste derjenigen Artikel des Tertilfachgebietes, die Mode- schwankungen wenig ausgesetzt und darum auch in diesem Jahre wieder von den Verkäufen ausgenommen sind, wird in einer im „Deutschen Reichs- und Preußischen Staatsanzciger" veröffentlichten Anordnung des Reichswirtschastsministers be- ka ii ntgcmacht. HI-Führer! Hitler-Jungen! Beweist Eure Leistung durch geschlossenen Einsatz zum Derufswettkampf aller Schaffendem! M UM W Kl» MW Originalroman von Fr. Lehne. 4l. Fortsetzung. „Meine Pia, mein Liebling!" flüsterte er mir veven- der Stimme. Er zog sie in seine Arme und drückte ihr Köpfchen fest gegen seine Brust. Wie sic zitterte und sich schutzsuchend an ihn schmiegte! „Mein Liebes, Einziges! Es wird alles noch gut!" Herbert faßte nach ihrer Hand. ! „Liebe Schwester, verzage nicht. Denke daran, daß ich auf deiner Seite bin — wir wollen Geduld mit der Mut ter haben." Er war sehr ergriffen, und sein heimliches Glück er- ichien ihm in diesem Augenblick beinahe als Unrecht gegen die Schwester. Schnell und unauffällig ging er hinaus, den beiden ein paar Minuten des Alleinseins gönnend. „Bleibe mir gut, meine Pia! Du bist mein einziger Gcdanke, mein einziges Glück! Untrennbar bist du mir verbunden; denn eine geheimnisvolle Macht hat uns zu einander geführt. Fühlst du es nicht auch?" Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und ver- sinkte den Blick tief in die tränenschimmernden Augen, die voll innigster hingebendster Liebe zu ihm aufsahen. „Ich werde sterben, wenn ich dich nicht Wiedersehen soll. Rllr an dich denke ich." In plötzlich ausbrechender Angst warf sie sich an seine Brust. „Bleibe bei mir, geh nicht fort, mein Wolfgang — was soll ich ohne dich tun?" „Ich komme bald wieder, mein Liebling — zu dir. Würdest du mir dann auch folgen, selbst gegen den Willen deiner Mutter?" Wie seine Worte sie erschreckten! Wie sie zitterte! „Woksgang, ach, denke doch nicht an diese Möglichkeit!" „Aber wenn sie eintreten füllte?" Cie wühlte ihren Kopf gegen seine Schulter. „Liebster, wenn die Mutter — es nicht — will, dann, »ann komme ich doch zu dir — ich hab dich ja so unbe- chreiblich lieb!" flüsterte sie, und wie in Scham, daß sie hr tiefstes Fühlen so geosfenbart, verbarg sie ihr Gesicht einem Blick. Und in Glück und Schmerz hielt er sie fest umschlossen, als wollte er fein Lieb nie mehr von sich lassen. In diesem Augenblick stand Herbert vor der Mutter; ernst, vorwurfsvoll klang feine Stimme, als er sie fragte: „Mutter, willst du Pia, die du sonst wie deinen Aug apfel hütest, willst du ihr wirklich die Sonne aus dem Leben nehmen? Tut dir sein Kind nicht leid?" Frau Hedwig machte eine gequälte Bewegung. „Was verlangst du von mir! Ich kann mich nicht wie eine Wetterfahne im Winde drehen. Ehe ich nicht Gewiß heit über Erich Marlens Tod habe und das Andenken eures Vaters rein vor. mir steht, daß er nicht leichtfertig einem Unwürdigen vertraut, eher kann ich meinen Be schluß nicht ändern!" stieß sie erregt hervor. „Mutter, du tust mir leid! Du wütest gegen deine bessere Einsicht!" entgegnete er. „Daher wird, wenn es an der Zeit ist, meinen Bestimmungen gefolgt. Ich will dich nicht im unklaren lassen." Vorwurfsvoll sah er sie an, die in Trotz seinen Blick erwiderte. Er ging hinaus, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Sein ganzes Gebaren tat ihr weh; sie war es nicht von ihm gewohnt. „Lieber Gott, was soll ich tun, was soll ich tun?" flüsterte sie. So schwer war es doch, nachzu- geben! 16. „Schläfst du schon?" Ganz leise hatte Lilli die Tür zu Pias Zimmer ge öffnet und ipähte hinein. So lange Pia bei ihr cus East weilte, hatte sie auf Lillis Wunsch ihre Tür nicht abgeschlossen, weil die Freun din morgens und abends zum Plaudern kam. „Nein, Lilli!" klang es traurig aus der Dunkelheit zurück. Lilli schaltete die Deckenveleuchtung ein, so daß das Zimmerchen durch den starkrosa Lampenjchleier in einem rosigen Lichte schwamm. Und dieses rosige Licht färbte auch das blasse beküm merte Gesicht Pias, die bereits im Bett lag. Sie hielt die Arme im Nacken verschränkt, und das Haar fiel in zwei langen Zöpfen über ihr Nachthemd. Mit müdem Lächeln wandte sie sich der Eingetrete nen zu. „Kommst du noch zu mir? Ich dachte, du schliefest schon." Lilli setzte sich auf den Rand von Pias breitem Mes singbett. „Nein, du — ich kann doch vor lauter Unruhe noch nicht schlafen. Darum mußte ich dich noch mal sehen. Und auch — weil ich dir seine letzten innigen Grüße zu bringen habe — und noch etwas." „Was?" Pia richtete sich halb auf, erwartungsvoll die Freun din anjehend, die aus der Vrusttasche ihres Schlafanzuges einen Briefumschlag nahm und ihn durch die Luft schwenkte. „Kannst du raten, was es ist? Nein? Ein kleines Bild chen, das ich mir für dich erbeten, bis er dir durch mich ein größeres schickt. Ich habe es selbst ausgesucht. Er ist am besten daraus getroffen." Mit nassen Augen betrachtete Pia das Bildchen. »O, ich dank« dir, du Eule!" ..Co halt du deinen Wolfgang wenigstens im Bilde so lange, bis du ihn ganz in Wirklichkeit hast." „Wie lange wird das dauern! Vielleicht wird es nie!" Tief seufzte Pia auf. „Ach, was müssen deine Eltern denken, daß wir euch so viel Unruhe ins Haus gebracht haben?" „Unruhe? Ich merke nichts davon — und die Eltern auch nicht. Wir freuen uns nur, wenn wir dir zu deinem Elück verhelfen können. Alles wollen wir tun dafür." „Ihr habt euch schon soviel darum bemüht. Und jo er folglos! Die Mutter ist fo unerbittlich! Wenn ich Herbert nicht hätte! Er hat aber auch nichts erreicht!" klagte Pia. Bei der Freundin letzten Worten mußte Lilli heimlich in sich hineinlächeln, während sie dachte: „Wüßtest du, wieviel!" Laut sagte sie: „Dein Bruder hat wenigstens deinen Wolfgang kennen gelernt und sich mit ihm ausgesprochen — und das ist schon viel für die Zukunft. Alles auf ein mal kannst du nicht erwarten." Ein tiefer Seufzer war die Antwort. Ach, wie Pia die Freundin um ihre Zuversicht be neidete! Ihr lag das Herz zentnerschwer in der Brust — sie konnte nicht so fröhlich sein. Die Entfremdung mit der Mutter tat ihr so weh. Trotz aller Bemühungen konnte sie sich nicht zu ihr zurückfinden. Früher hatte sie all ihre kindlichen Kümmernisse zu ihr getragen und Rat und Hilfe gefunden — und fetzt, in der entscheidungsvollsten Zeit ihres Lebens, mußte sie allein sein — in der Zeit, in der man sonst das Glück pries, in der Mutter die beste und verständnisvollste Freundin zu haben . Und die leise Fremdheit zwischen der Mutter und Tochter wich auch nicht, als man längst wieder daheim im Gleis des Alltags war. Auch die Anwesenheit Herberts, der seine Freizeit mei stens bei Mutter und Schwester verbrachte, vermochte nicht, jene Spannung zu überbrücken. Wie auf eine geheime Verabredung wurde Wolfgang Rieger von keinem genannt. Da kam eines Tages eine flache Bilderkiste, gerichtet an Frau Hedwig Hofheim, als Absender Wolfgang Nieger angegeben, begleitet von einigen förmlichen Zeilen seiner Hand. Er schrieb, er komme hiermit seinem Versprechen nach und sende die Kopie zurück, den ersten Teil seiner Auf gabe erfüllend — um den andern Teil wolle er sich jetzt auch bemühen, da sein Oheim aus Lugano zurückgekommen sei und die Oberleitung der Fabrik wieder übernommen habe. Sein einziger Gedanke sei. sich Pia zu erringen. Diesen Brief bekam Pia nicht zu lesen; erst auf dem Umweg über Herbert erfuhr sie davon, was ihr Herz mit erneuter und verdoppelter Bitterkeit gegen die Mutter erfüllte. lFortfehnng folgt.)