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1S.3ahrfeter In Freiberg Am 20. November 1922 wurde die Ortsgruppe Frei- herg der NSDAP, als eine der ersten in Sachsen von dein Bergstudcutcn Kolbow mit etwa zwanzig Gleich gesinnten gegründet. Zur Erinnerung an diesen Tag vor 15 Mastren wurde in Anwesenheit des Gauleiters und Neichsstatthalters Mutschmann und des SA.-Obcrgr»p- pcuführers Schepmanu eine schlichte Feier begangen. Nach einem Wcrbcmarsch aller Parteigliedcru»gen durch die fahncngeschmüclte alte Bcrgstadt fand eine Kundgebung statt, in deren Mittelpunkt eine Ansprache des Gründers der Ortsgruppe, des heutigen Landeshauptmanns und SA.-Standartenführers Kolbow, Münster, stand. Er um- riß die Geschichte der Ortsgruppe; aus den ersten Ansän- gen hcians sei heute in Freiberg eine starke Ortsgruppe geworden, die getreu dem Wollen des Führers stets das Kleine vor dem Großen zurücktreten ließ. — Kreisleiter Böhme, der acht Jahre lang die Geschichte des Kreises Freiberg leitete, und setzt nach Meißen versetzt wurde, pellte den Glauben als Voraussetzung für den Sieg her- ans. Der neue Kreisleiter Münzner bat, im alten Geist auch mit ihm weiterzumarschieren. Im Anschluß an die Kundgebung wurde In Anwe senheit einer Abordnung der Wehrmacht durch den SA.- Standartenführer Kolbow am Parteigründungslokal in -er Fischerstraße eine Gedenktafel enthüllt. In der Feierstunde am Sonntag dankte Gauleiter Mutsch in a n n dein scheidenden Kreisleiter und seinen Mitarbeitern und unterstrich die bewährte Kameradschaft der Partei- und Volksgenossen des Kreises. Ter Gauleiter erinnerte an die Fcicrohmd-Schan in Schwarzenberg, um darznlegen, wie groß die nationalsozialistische Arbeit zur Weckung der im Polkstmn schlummernden Kräfte sei. Während inan in früheren Jahrhunderten Kirchen und Dome als die schönsten Bauwerke schuf, würden in jet ziger Zeit größere Wcihestütlcn geschaffen, in denen der Glaube des Polkes an die ewige Sendung des National sozialismus zum Ausdruck komme. „Wir sehen frei und zuversichtlich in die Zukunft, weil wir wissen, daß der Glaube au das deutsche Polk und an Deutschland nur möglich war durch die Offenbarung des Führers; dieser Glaube aber soll immer im Polk verankert bleiben." Neber l-wj Millionen Sachsen von KbF betreut Pier Fahre „Kraft durch Freude" — Gauveranstaltung in Plauen Am vierten Jahrestag des Bestehens der NS.-Ke- meinschaft „Kraft durch Freude" fand in Plauen eine große Gauveraustaltuug der Gandienststelle Sachsen statt. Gauwart Pg. Korb stellte in seinem Lcistnngsbelicht den Erfolg der „Kraft-durch-Freude"-Arbeit im Sachsen- gau heraus. Pg. Korb betonte, daß KdF. weder eine Wohlfahrtscinrichlnng, noch ein billiges Reisebüro, noch ein Pergnngnngsverein vorstclle, sondern unmittelbaren notwendigen Ausdruck unseres sozialen Wollens. 5 335 050 Menschen wurden allein im Gan Sachsen ersaßt und betreut; einzelne Polksgenossen besuchten öfter KdF.» Einrichlungen. ein Beweis dafür, daß KdF. immer mehr von den Polksgenossen als ihre Einrichtung angesehen wird. Tie zahlenmäßige Steigerung ist nur möglich ge worden, weil auch der inhaltliche Wert der KdF.-Arbeit stieg. In unserem Sachsengau sind Knltnrfahrtcn dnrch- geführt worden, Fahrten, durch die innerhalb und außer halb Sachsens besondere Kenntnis der Geschichte, der Kul tur und der Landschaft des bereisten Gebietes ermöglicht wird. Eine erfreuliche Steigerung erfuhr der Verkehr in W MW W M MM« Originalroman von Fr. Lehne. 35. Fortsetzung. „Du gehörst mir, Pia, und keine Macht der Erde kann uns trennen!" sagte er stark und innig, und dann zu Frau Hedwig gewandt: „Es ist nicht recht von Ihnen, gnädige Frau, daß Sie Pia und mich für ein Unrecht strafen wol len, das Ihnen ein anderer zugesügt hat. Warum wollen Sie zwei Menschen auseinanderreißen, die füreinander bestimmt sind? Sa wird Pia nur mit Groll im Herzen neben Ihnen her leben, und Sie selbst sind es, die sich die Tochter entfremdet hat, anstatt sich noch den Sohn dazu zu gewinnen." Weder Wolfgangs bittende Worte noch der Tochter flehende Augen vermochten Frau Hedwig umzustimmen; entgegen ihrer besseren Einsicht verharrte sie in ihrem Widerstand. Da versuchte er ein Letztes. „Gnädige Frau, stellen Sie mir eine Ausgabe, die Ihnen beweisen kann, wie sehr ich Pia liebe — ich will um sie dienen! Es ist tn Ihrem Interesse: ich möchte Pia nicht in Widerstreit mit ihrer Kindesliebe und ihrer Familienliebe bringen." Fest hielt er das gelttbre Mädchen im Arm, während er sprach, und seine Nähe gab Pia ein wundervolles Gefühl der Zuversicht und Geborgenheit. Unwillkürlich schmiegte sie sich an ihn, ihren Kopf gegen seine Schulter legend. Schmerzlich fühlte Frau Hedwig in vielem Augenblick, wie ihr die Tochter entglitt und sich dem Manne an ihrer Seite zuncigte, einer zwingenden Naturgewalt gehorchend. Die beiden jungen Menschen vor ihr waren wie für einander geschaffen — der Mann in seiner kraftvollen Jugend, dem männlichen Ernst, das Mädchen in reiner keuscher Anmut und Schönheit. Frau Hedwig sah es wohl. Und was sie sonst unter an deren Verhälnissen unsagbar gefreut Hütte, heute erfüllte es sie mit Bitterkeit und Schmerz. Sie wußte, daß Wolfgang Rieger die Wahrheit ge sprochen; es war ja ein altes Gesetz, daß das Weib dem Manne seiner Liebe folgen und Pater und Mutter ver lassen würde! Und so würde auch Pia von ihr gehen! Und ehrlich mußte sie sich gestehen, war es Wolfgang Rieger nicht, wäre es ein anderer gewesen, der die Toch- i ter von ihr geholt; denn ihre schöne Pia wäre nicht un- ' begehrt geblieben. Und jeder Mutter Trachten ist ja dar- auf gerichtet, die Töchter gut und glücklich versorgt zu wissen. Jetzt war es ihr im glänzendsten Maße geboten -- und dennoch lehnte sie ab. Nein, sie konnte nicht; zuviel Bitterkeit saß in ihr. Sinnend blickte sie vor sich hin. Pia beobachtete zagend die Mutter. Wolfgang drückte beruhigend die Geliebte an sich, di« ihm einen Blick scheuer inniger Hingabe schenkte, von Frau Hedwig mit schmerzvoller Eifersucht bemerkt. diesem Jahr nach Sachsen. 1934 kamen etwa 7000 Ur lauber nach Sachsen, 1937 aber 64 083. An den Kurz-, Be triebs- und Wochenendfahrten innerhalb Sachsens be- teillgten sich 525 090 Menschen, aus fremden Gauen 200 000 Menschen. Eine stürmische Entwicklung nahm das Teilgebiet „Sport", in dem 1937 rund 1 100 000 Männer und Frauen erfaßt wurden gegen 664 000 im Vorjahr. Wie mächtig sich die Volksbildungsarbeit entwickelte, geht daraus hervor, daß die Veranstaltungen von 548 000 Menschen besucht wurden. Besonders eingehend erläuterte der Gauwart die Aufgaben des Amtes „Feierabend". Am Schluß dankte Pg. Korb allen Helfern an dem großen Werk, darunter den 11 188 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Zu einer hochwertigen Vortragsfolge war eine Reihe von hervorragenden Künstlern gewonnen worden, deren Leistungen anhaltenden Beifall auslösten. Musik und Ge sang wechselten ab in bnnter Folge mit volkstümlichen Darbietungen. veorgHUWmanu-SVuie Echuhmacher Fachfchule in Sie-enlehn geweiht In Siebenlehn wurde die Einweihung der Schuh macherfachschule, die den Namen de- für das Volk und Adolf Hitler gefallenen Schuhmacher- Georg Hirschmann trägt, vorgenommen. Weit über tausend Schuhmacher aus Sachfen und dem Reich wohnten der Feier bei, ebenso Neichsstatthalter Mutschmann mit dem Leiter des Deut schen Handwerks in der DAF., Gauobmann Peitsch, SA.- Obergruppenführer Schepmann, ^-Gruppenführer Ber- kelmann und Gauhandwerkswalter Engler. Reichsfachschaftswalter Schipp ing sprach über die Geschichte der Siebenlehner Schuhmacherschule. Sie. benlehn müsse das Ziel eines jeden jungen deutschen Schuhmachers bilden. Besonderer Wert sei darauf gelegt worden, bei den Lehrgängen in kurzer Zeit einen großen Arbeitsplan zu erledigen. Ter junge Schuhmacher könne sich mit Hilfe der vorbildlichen Lehrmittel aufs beste für die Meisterprüfung vorbereiten. Die nationalsozialistische Erziehung, ein neuer Geist, werden den jungen Handwer ker formen. Reichsstatthalter Mutschmann führte unter an derem aus: Das Handwerk habe in der vergangenen Zeit oft an Vertrauen eingebüßt; das sei jetzt grundlegend an ders geworden. Auch in der Zeit der Maschine bleibe dem Handwerker genug Arbeit und die Möglichkeit, anfzu- bauen. Tas Handwerk bilde die Grundlage des Schaffens. Wer in unserer Zeit Künstler werden wolle, müsse erst im Handwerk seinen Mann stehen können, Tie Witwe Georg Hirschmanns gab hierauf der Schule den Namen ihres Mannes. — Der Leiter des Deutschen Handwerks in der DAF., Walter, gab einen allgemeinen Uebcrblick über die handwerkliche Aufbau arbeit; das Handwerk könne nur dann seine Aufgaben erfüllen, wenn es auf einen fachlich voll ausgebildeten und weltanschaulich geschulten Nachwuchs zurückblicken könne. Gerade im Schuhmachcrhandwerk fei dies notwen dig. denn das Schuhmacherhandwerk habe einen unerhör ten Niedergang durchgemacht. Die einzige Möglichkeit, diesem Handwerk wieder zu einer Blüte zu verhelfen, gebe die Hebung der Leistung. Er freue sich, daß die Fachschule der Schuhmacher gerade in Sachsen errichtet worden sei, denn Sachsen könne für sich in Anspruch neh men, besonders tüchtig zu sein; es würde hier bald eine Damenschneiderhandwerksschule entstehen. Innerhalb eines Zehnjahresplanes würden im Reich viele Reichs- und Be zirksfachschulen die Pflege des Kameradschaftsgeistes im Handwerk und die fachliche Ertüchtigung deS Nachwuch ses in die Hand nehmen. Die Besichtigung der Schule zeigte die auf die Neu zeit Rücksicht nehmende Einrichtung in der Unterbringung der Lehrgangsteilnehmer und für die fachliche Ausbil dung. Es können sechzig Iunghandwerker untergebracht werden. Schon OVO Besucher Am zweiten Tag nach ihrer Eröffnung überschritt die Feierabendausstellung in Schwarzenberg die Gesamt besucherzahl von 15 000, ein ungewöhnlicher Erfolg, der angesichts der Tatsache, daß die Schau in einer kleinen Stadt stattfindet, um fo erstaunlicher wirkt. Die Meldun gen an Sonderfahrten und Sonderzügen lassen erkennen, daß dieser Besucherzustrom anhalten wird. Viele Gäste trafen aus außersächstschen Gebieten ein, die von dem starken Widerhall der Ausstellung angezogen wurden. Am Montag wohnten etwa 600 Lehrer aus dem Ober-Erzge» birge nach einer Besichtigung des „Feierohmd" einer. Feierstunde in der Krauß-Halle bei, bei der der Leiter der Schau, der Vorsitzende des Heimatwerkes Sachsen, F. E. Krauß, zu ihnen sprach. Nus technischen Gründen sei gesagt, daß die Zeit von 18 bis 21.30 Uhr die beste Gewähr gibt, daß die Besucher — vor allem diejenigen aus der näheren Umgebung Schwarzenbergs — die Ausstellung mit Muße und Be schaulichkeit betrachten können. . Ki. sooo Schulkinder besuchten Keierohmd Am Montag trafen die ersten drei Schülersonderzüg« und mehrere Autobussonderfahrten in Schwarzenberg ein, die etwa 5000 Kinder heranbrachten. Große und kleine „Gunge" und „Mäd" aus Glauchau, Rochlitz. Marienberg und Annaberg und anderen Städten wurden in das Aus- stellnngsgebäude geführt; diejenigen, die in der Halle ihren Erwartungen am lautesten Ausdruck gaben, wur den vor Staunen bald sehr still. Von Zimmer zu Zimmer wurden die Augen größer, und wenig fpäter verstummten sogar die sachkundigen Bemerkungen, die die Jungen un tereinander tauschten. Ihnen und den Mädeln war immer deutlicher anzufchen, daß sie sich in ein ungeahntes Märchenland versetzt fühlten. Den feierlichen Höhe punkt fand die Stimmung im Konzertsaal der Ausstellung bei den Klängen des Meißener Glockenspiels und bei den Feierstunden, die in der Krauß-Halle und in der Schwarz wasser-Halle veranstaltet wurden. — Für den regen Zu spruch der Veranstaltungen in Schwarzenberg zeugt, daß das Konzert, das der Dresdener Kreuzchor am 6. Dezem ber veranstalten wird, bereits ausverkauft worden ist. 1M Mild WohNW Zu dem Raubmord an dem 26 Jahre alten Ar beiter Willv Lehmann aus Gröditz bei Riesa auf den über den Truppenübungsplatz Zeithain führenden Schleuscnweg setzte die Staatliche Kriminalpolizei, Kri minalpolizeistelle Dresden, für die Ermittlung des Täters eine Belohnung bis zu 1000 Mark aus, die ausschließlich für die Bevölkerung bestimmt ist und deren Verteilung sie sich unter Ausschluß des Rechtsweges vorbehält. Sach- dienliche Mitteilungen werden streng vertraulich behan delt. Da lächelte sie etwas; es war ein unbestimmtes ge fährliches Lächeln. „Sie fprachen vorhin von einer Auf gabe, die ich Ihnen stellen soll! Ich wüßte wohl eine solche!" sagte sie langsam. Lebhaft entgegnete Wolfgang Rieger: „Bitte, alles, was in meiner Macht steht, gnädige Frau!" „Erstens erbitte ich die Rückgabe des Bildes, das Sie zu Unrecht von meiner Tochter besitzen, da dieses Bild eine unerlaubte Kopie des Original ist." „Gnädige Frau!" Wolfgang war bestürzt. Das Bild hergeben? Nein, dazu konnte er sich nicht entschließen. „Selbstverständlich gegen Erstattung Ihrer Unkosten!" klang Frau Hedwigs kühle Stimme in sein zögerndes Ueberlegen hinein. Mit einer kleinen, beinahe unwillig ablehnenden Be wegung entgegnete er: „So schwer es mir wird, gnädige Frau — ich werde das Bildnis in Ihre Hände zurücklegen." Sich zum Trost dachte er: „Bleibt mir ja das Original!" In ihren Augen blitzte es triumphierend auf. - „Ich danke Ihnen!" Da sie schwieg, blickte er sie fragend an; in ihrem gan zen Wesen war etwas, was ihm sagte — sei auf der Hut! Wie heimlicher Triumph, Schadenfreude! „Gnädige Frau, Sie sagten: „erstens". Daraus glaube ich schließen zu müssen, daß noch eine andere Aufgabe —" bemerkte er. Sie nickte. „Allerdings, Herr Rieger! Sie wissen ja, auf welche Weise Ihr Oheim, Herr Kommerzienrat Lor- nitz, Eigentümer unseres Hauses wurde " „Mir ist alles bekannt, gnädige Frau! Ich hoffe, daß es in Kürze wieder Ihr Eigentum oder vielmehr Pias Eigentum werden wird. Es soll meine Brautgabe sein." Frau Hedwig machte eine abwehrende Bewegung. „Ich verzichte, auf diese Weise wieder zu meinem Besitz zu kom men. Nicht durch großmütige Schenkung, nein! Nur durch mein Recht daran! Weil ich diesen Gedanken noch nicht aufgegeben habe. Ich kann nicht ruhig werden, ehe ich nicht etwas ganz Bestimmtes über den Freund meines Mannes, den Ingenieur Erich Martens, erfahren habe, durch den das große Leid über unsere Familie gekommen ist. Wenn Sie mir eine Gewißheit über ihn bringen, ob er wirklich tot ist oder vielleicht doch noch lebt — wenn Sie das können, dann will ich Ihnen Pias Hand nicht mehr verweigern. Der Gedanke dieser Ungewißheit zermartert mich." „Mama!" rief Pia erschreckt, „wie kannst du Unmög liches verlangen! Du weißt doch, daß die Aufrufe, die Justiziar Herbst in allen inländischen und ausländischen Zeitungen erlassen hat, ergebnislos geblieben sind. Nein, Mama, es ist arausam!" Ihre Stimme bebte in Tränen. Auch Wolfgang wnr für den Augenblick überrascht un- schmerzlich berührt. Denn ans dieser Bedingung sah er am besten, wie feindselig Frau Hofheim gegen ihn gesinnt war — daß sie im Ernst gar nicht daran dachte, ihm Pia zu geben. Dennoch sagte er: „Gnädige Frau, und wenn es mein Vermögen kostet, ich werde mein Mög? istes versuchen, Ihnen Nachricht über den Verschollenen zu bringen. Sollten aber meine Bemühungen im Laufe eines Jahres erfolglos bleiben, wie nach allem wohl oorauszusehen ist, so verzichte ich dennoch nicht auf Pia. Ich will Ihnen nur meinen guten Willen und meine Liebe zu Pia zeigen, für die ich das Unmögliche möglich machen möchte. Pia bleibt mein! Am Weihnachtsabend wird sie meine Braut! Auch Mutter- rechte, gnädige Frau, haben Grenzen. Sie können das Glück Ihres Kindes doch nicht von Zufälligkeiten abhängig machen. Dann ist Ihre Liebe wirklich keine Liebe — nur Tyrannei und Selbstsucht — Verzeihung, daß ich das aus spreche. Sind Ihnen Tränen des Glückes in den Augen des Kindes nicht lieber als Tränen des Schmerzes?" „Ihre Sprache ist sehr selbstbewußt, Herr Rieger." „Weil ich im Bewußtsein meines Rechtes spreche. Und ich bedaure, gnädige Frau, daß Sie an sich berechtigte Ge fühle — Sie wissen, welche ich meine— über ihre mütter lichen, großen und guten Gefühle stellen. Ich verlange nicht, daß Sie vergessen sollen, wohl aber, daß Sie gerecht bleiben. Gegen Ungerechtigkeit kämpfe ich mit allen Kräf ten! Sie wissen nicht, wie ich mit meinem Oheim Ihret wegen gekämpft habe. Man hat nicht gern ein Gefühl der Scham für andere Menschen, besonders wenn sie einem so nahe stehen wie mir, mein Oheim, dieser alte, verbitterte Mann. Was nützt ihm sein Reichtum?" Er heftete seine ausdrucksvollen Augen fest auf Frau Hedwig, die wohl wußte, was er meinte, und ein Erröten nicht verhindern konnte. „Es ist nicht immer so gewesen. Einmal hat er mich einen Blick in jein Inneres tun lassen, und es hat mich erschüttert, was der Mann gelitten. Er hat nie vergessen können — sonst wäre er gewiß nicht einsam geblieben. Schuld soll man abwägen — dann geht keiner frei aus." Pia verstand seine Worte nicht ganz. Sie war ängst lich, daß er so furchtlos mit der Mutter sprach, die indessen merkwürdigerweise auf diese letzten Worte nichts erwiderte. Sie wagte sich der still Dasitzenden zu nähern, di« mit einem Male merkwürdig alt aussah — die Züge schlaff, ohne Spannkraft. „Mama!" Pia schmiegte ihre tränenfeuchte Wange an da» Ge- ficht der Mutter, zu der sie sich bisher doch immer in ihren kindlichen Bedrängnissen geflüchtet — und auch jetzt — es war doch die Mutter, die liebe, die sie früher nie ver gebens um etwas gebeten. „Ach, Mama!" Wieviel Bitten, wieviel inbrünstiges Flehen lag doch in dem einen Wort! Aber mit einer müden Bewegung schob Frau Hedwig die Tochter sanft von sich. „Geh! Lasse mich jetzt allein!" I (Fortsetzung solgt-t