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Pir. 274 Mittwoch, den 24. November IU»7 Rah M Fm 2 30. Fortsetzung. gut mcncnblauen vorbei, was lichem Glück der er- Himmel, den Sonnenglanz — alles war ja ihr Herz für einen Tag mit unaussprech erfüllt. heil und Wehmut sah Pia die Freundin an. „Mit Mutter kämpfen? Mit ihr, die so gut?" Müde und .geben schüttelte sie den Kopf. „Nein!" „In diesem Fall aber, Pia, ist deine Mama nicht Fünfköpfige Familie erschossen Furchtbare Tat eines Gcudarmcricbcamte». In Bendorf bet Koblenz wurde die Familie dcS Gendarmeric-Hauplwachtmeisters Bielefeld mit tödlichen Schußbcrlchungcn in ihrer Wohnung aufgefunden. Vater und Mutier und zwei kleine Kinder waren bereits tot, das dritte .Kind, fünf Jahre alt, gab noch Lebenszeichen von sich. Es wurde ins Städtische Krankenhaus nach Koblenz gebracht. Nach den bisberigen Fcststellnngcn hat Bielefeld nuch einem Schreiben an die Gendarmeriestation Bendorf seine Angehörigen und dann sich selbst erschossen. Neber die Gründe der Tat ist bisher nur bekannt, daß die Familie Bieleseld schon seit längerer Zeit durch verschiedene Krankheitsfälle heimgesucht wurde, die Bielefeld sehr starken seelischen Depressionen aussetzten. Sein bedrück tes Wesen trat vor allem in den letzten Tagen stark her vor, so dass sich seine Vorgesetzten und Kameraden be sonders um ihn bemühten. Oer tehie Weg Beisetzung der Opfer des Ostender Flug zeugunglücks Auf der Nosenhöhc in Darmstadt vor dem Neuen Mausoleum wurde» die vor einer Woche bei dem Flug» -cugunsall bei Ostende verunglückten fünf Mitglieder der hessische» grohhcrzoglichen Familie, Großherzogin Eleonore von Hesse», Erbgroßhcrzog Georg Do«atuS und Erbgroßhcrzogin Cäcilia sowie ihre beiden Kinder unter starker Anteilnahme der Darmstädter Bevölkerung in einer gemeiusamr» Gruft neben dem vor wenigen Wochen ge storbene» Grvßherzvg Ernst Ludwig von Hessen bcigcsetzt. Zu der Trauerseicr hatten sich neben den Verwandten und Mitgliedern des Hauses Hessen Ehrcnabordnnngen der Partei und aller ihrer Gliederungen, des Staates, der Wehrmacht und Soldatcnkameradschasten, zahlreiche Vertreter der deutschen Fürstenfamilien und der hcfsischen Ciandesberren sowie zahlreiche Organisationen vor dem ossencn Grabe versammelt, linier den Traucrgästcn be fanden sich als Vertreter des Reichskriegsministers und des Generalobersten Göring, General der Flieger Halm, der Oberpräsideni der Provinz Hessen-Nassau, Prinz Philipp von Hessen, als Vertreter des Königs von Griechenland und der griechischen Negierung der Königlich Griechische Gesandte Exzellenz Rizo Nan gabe, als Vertreter des Königs von England Lord und Ladt, Mountbatten, Victoria Marchioncß oft Milvord Haven geb. Prinzessin von Hessen, die Eltern der ver ewigten Erbgrohherzogin Prinz und Prinzessin Andreas von Griechenland und viele andere. Drei Flugzeuge mit Trauerwimpeln überflogen die letzte Ruhestätte, nud die Glocken aller Darmstädter Kirchen läuteten einen letzten Gruß. Nach einem Ehoral hielt Geheimer Kirchenrat vKlein aus München, ein Freund des großhcrzoglichen Hauses, die Trauerrede. Er erinnerte insbesondere an das Mhsteriendrnma des verstorbenen Großherzogs, „Ostern", in dem dieser seinem Glauben an die Aufer stehung nud das ewige Leben Ausdruck gegeben hatte. Während der Kirchenchor eines der Licblingslieder der Großherzogin anstimmte, warscn Prinz Ludwig und seine Gemahlin als letzten Gruß Ehrpsanthemum auf die Särge, und auch die vielen hundert Traucrgüste nahmen mit einem Blumengruß Abschied von den Toten auf der Noscnhöbe. AaitbnMd nach fünf Jahren aufgeklärt Tic Täter hinter Schloß und Niegel Der Kölner Mordkommission ist es jetzt gelungen, einen am 2. November 1932 verübten Raub mord an dem Gcldzusteller Clemens Körner und der Zimmervermietcrin Auguste Korte aufzuklären. Als Täter wurden der 30jährige Otto Schönewald und dessen 20jährige Ehesrau Bertha geb. Morsbach, er mittelt. Schönewald wurde in seiner Wohnung in Köln-Sülz sestgenommcn, während die Fran in Bielefeld von Beamten der Kölner Mordkommission er mittelt und verhaftet wurde. Das verbrecherische Ehe paar hat inzwischen ein Geständnis abgelegt. als ob ich mich nie mehr freuen kann in meinem Leben — ich möchte sterben!" „Sterben, Pia? Nein, kämpfen mußt du um dein Glück." Mit einem unbeschreiblichen Lächeln voller Ergeben Wie war es nur gekommen? Sie vermochte ihre Ge danken nicht zu sammeln, die nur um den einen Punkt sich drehten — die Mutter wollte nicht, daß sie Wolfgang Rieger heirate! Aber warum nicht? Ach ja — weil jein Onkel — Und darum mußte ihr und Wolfgangs Glück in Scher ben geschlagen werden? Sie begriff es nicht. Was hatte Wolfgang denn ver schuldet? Hinter ihr wurde vorsichtig die Tür geöffnet. Leise schlüpfte Lilli herein. „Pia!" Pia rührte sich nichts sie hatte die Anrede wohl über hört,' denn sie schreckte zusammen, als Lilli plötzlich, ihre Hand zart streichelnd, neben ihrem Stuhl kniete. „Pia, mochtest du nicht zum Tee kommen? Deine Mama ist schon unten!" sagte Lilli leise. Ihr Uebermut war ganz geschwunden beim Anblick der traurigen Freundin. Ach wenn sie ihr doch helfen könnte! Eie versuchte zu trösten. „Mußt nicht gar so verzagt sein, Pia! Es wird doch noch alles gut. Deine Mama hat ja nur in der ersten Erregung und Ueberraschung gesprochen. Gib acht, wenn sie Wolfgang Rieger, diesen seinen und vornehmen Men schen, kennen lernt, wird sie auch wieder anderen Sinnes. Wie kann sie ihn für die Härte seines Oheims verantwort lich machen!" „Du hast's ja gehört, Lilli — die Mama will ihn gar nicht sehen!" siel es tonlos von Pias Lippen. „Sein Kom men hat keinen Zweck mehr. Willst du ihm nicht abtele fonieren?" „Aber Pia!" Lilli war beinahe entrüstet. „Co leicht willst du deinen Wolfgang ausgeben? Nein, er soll erst recht kommen! Glaubst du denn wirklich, daß er sich so leicht fügt? Er läßt sich nicht abweisen. Ich bin fest über zeugt, deine Mama wird doch anders denken lernen, wenn sie sieht, wie sehr ihr euch liebt. Du liebst ihn doch, Pia?" Pia faltete die schmalen Hände über der Brust und sah vor sich hi». „Ach, frage nicht, LilliI Ich weiß selbst nicht, wie es vekommen! Wenn ich ihn nicht mehr sehen soll, ist mir'». 12. Pia saß in dem hübschen Gastzimmer regungslos da, mit toten Augen ins Leere starrend, ein Bild trostlosesten Schmerzes. Sie sah nicht die blühende Pracht da draußen, den Raubmord um 9,9V Mark Taxichaufscur ermordet — Die Täter verhaftet Die Kriminalpolizei in Leverkusen konnte nach kürzester Zeit den Mord an einem Droschkenchauffeur auf« klären und drei Burschen als Täter sestnehmen. In der Nacht zum Montag wurden die Beamten zu einem Verkehrsunfall gerufen. Ein Personenkraftwagen war gegen einen Baum gefahren und der Kraftwagen führer bereits tot. Es ergab sich nun, daß er ermordet und beraubt worden war. Als Täter wurden der 25jäh- rige Peter Bittner und später der 21jährige Heinrich Nehrkorn sowie sein 17jähriger Bruder Horst, säintlich aus Opladen, festgenommen. Die drei Burschen wollten sich nach ihrem Geständnis Geld verschaffen. Sie hatten zu erst beabsichtigt, eine bekannte Persönlichkeit in Opladen zu erpressen. Diesen Plan ließen sie fallen und beschlossen am Montagabend, eine Straßenbahn anzuhalten, Fahr gäste und Personal mit dem Revolver in Schach zu halten und zu berauben. Als sich auch hier Hindernisse einstell« len, kamen die Burschen auf den Gedanken, einen Kraft wagen zu berauben. Sie mieteten einen Wagen und ließen ihn an einer einsamen Stelle halten. Dann würgte Bittner den Chauffeur am Halse, während Heinrich Nehrkorn ihm mehrfach mit dem Schaft des Revolvers über den Kopf schlug. Sein jüngerer Bruder entwendete dem Opfer dabei die Geldbörse, die aber nur 9,90 Mark enthielt. In der Brieftasche fanden sich nur Papiere Bittner setzte üch dann ans Steuer, fuhr aber bald gegen einen Baum. Nun sprangen die Brüder Nehrkorn aus dem Wagen und flüchteten, während Bittner als Körperbehinderter nicht so schnell vorwärtskam. Er wurde von einem vorbcikommcn- den Autofahrer gestellt und der Polizei übergeben. Die Gebrüder Nehrkorn waren zunächst mit dem ge raubten Geld nach Köln gewandert. Sie reinigten sich dort im Hauptbahuhof von den Blutspuren und fuhren nach Grambusch bei Erkelenz, wo Heinrich Nehrkorn eine Mädchenbckanntschaft hatte, die die Mörder ahnungslos aufnahm. Die Leverkusener Polizei griff am Montag abend überraschend zu und verhaftete die beiden Burschen im Bett. — verzeih, Liebste — sonst würde sie deinem Glück nicht hinderlich sein!" sagte Lilli. „Sie sieht doch, daß Wolf gang Rieger dein Glück ist!" „.Junge Mädchenjchwärmerei!' sagte sie, .die bald wie der vergessen sein wird'," entgenete Pia müde. „Nein. Pia. du darfst nicht nachgiebig sein. Du hast dein Leben vor dir — laß es dir nicht zerstören. Ja, wenn Wolfgang Rieger ein Mensch wäre, der dir nichts bieten könnte und du kämest in Not und Dürftigkeit — oder es wäre meinetwegen der Sohn des Kommerzienrats Lornitz — da wäre der Widerstand deiner Mama begreiflich — aber so nur der Neffe, dabei ein tadelloser Mensch, der dir das glänzendste Leben bieten kann — jede andere würde ohne Besinnen zugreifen. Ick will ganz offen sein, Pia — meine Eltern batten es seyr gewünscht, daß aus ihm und mir ein Paar würde. Er nämlich war das Da moklesschwert, das Herr Cohrs mitgebracht und das so drohend über meinem Haupte hing." Pia wurde dunkelrot. „Mein Gott, Lilli, das — ich kann nichts dafür, daß —" „Daß er dich mir vorgezogen hat? Nein, gewiß nicht! Du hast ihn mir nicht weggefangen. Wenn du zu allem Talent hast — zum Kokettieren und Flirten hast du es sicherlich aber nicht. Er hat sich eben auf den ersten Blick in dich verliebt." „Oh, Lilli, was müssen deine Eltern denken!" „Nichts, gar nichts, Kind! Hast du gestern abend nicht gemerkt, wie aufrichtig sich beide über eure Verlobung ge freut? Nein, mache dir ja keine Kopfschmerzen darüber." „Lilli — aber du! Du sagst doch selbst, er ist ein so tadelloser Mensch." . Lilli lachte über Pias ängstliches Gesicht. „Kleines Närrchen, glaubst du, wenn ich einen Mann gern habe, daß ich ihn mir von einer andern wegnehmen lasse? Nein, beruhige dich darüber! Trotz seiner Vorzüge Hütte ich mich mit Wolfgang Rieger doch nicht verlobt, weil —" Lilli stockte. „Nun, weil — warum sprichst du nicht weiter, Lilli?" „Er interessiert mich nicht!" „Warum nicht? Ah, jetzt weiß ich es — du liebst einen andern!" warf Pia hastig, aber doch erleichtert hin. „Ich weiß es nicht." „Oh, Lilli, wie kannst du so heimlich sein! Und wir —" „Pia, bei euch war es doch etwas anderes. Ich will gar nicht heimlich sein — bei mir handelt es sich darum — ich weiß ja nicht, ob der Mann, an den ich denke, auch an mich denkt — da heißt's eben noch abwarten. Natürlich wirst du dann auch alles erfahren. Wir wollen aber jetzt gehen, Pia. und unsere Mütter nicht warten lassen. Der Tee wird auch fertig sein." Wolf-Rüdiger Heß. Der am 18. November geborene erst« Sohn des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, hat den Namen Wolf-Rüdiger erhalten. In den Fluß gestoßen. In einer Bäckerei in Greven- broich. Elsen bei Neuß wurde ei» Angestellter wegen Mordversuches an seiner verwitweten Arbeitgeberin fest- genommen. Als die Frau die Heirat des Täters mit einer ihrer beiden Töchter nicht billigen wollte, faßte er den Plan, sie aus dem Wege zu schaffen. Er überredete sic zu einer Radfahrt nach Frimmersdorf. In der Dunkelheit stieß er di- ahnungslose Fran in einen Fluß. Als sie wieder ans User kam, versetzte er ihr einen schweren Schlag aus den Kovi so daß sie ins Wasser zurücksiel. In der Annahme, daß sein Opfer ertrunken sei, lehrte der Täter in die Bäckerei zurück Der Frau gelang es jedoch, sich zu retten. Zusammenstoß zwischen Meinbahngüterzug und Trieb wagen. Aus bisher noch nicht geklärter Ursache fuhr auf der Kleinbahnstrecke Winsen —Hützel zwischen den Stationen Salzhausen.und Eyendorf ein Güterzug der Kleinbahn mit einem Triebwagen des gleichen Unternehmens zusammen. Bei dem Zusammenstoß wurde der Führer des Triebwagens ge tötet, acht Personen erlitten Verletzungen. ' Undurchdringlicher Nebel auf der Uutcrelbe. Seit Montag abend herrscht auf der Unterelbe sowie in der Elbmün- dung und weit hinaus in der Deutschen Bucht undurchdring licher Nebel. Tie gesamte Schiffahrt ruht. Vor Cuxhaven mußte eine ganze Flotte in- und ausländischer Schiffe vor Anker gehen. Wer spart? Eine o st preußische Sparkasse hat 1000 neue Sparbücher auf die Berufstätigkeit ihrer Inhaber unter sucht. Dabei zeigte sich, daß Arbeiter, Gesellen, Hausangestellte und sonstige Lohnempfänger an erster Stelle stehen, dann folgen Beamte und Angestellte. Auch Landwirte sind starke Sparer. Fünf Kinder beim Schlittschuhlaufen ertrunken. Wie aus Thorn gemeldet wird, ertranken beim Schlittschuhlaufen auf einem Teich im Kreise Karthaus bei Thorn fünf Kinder cm Aller von 8 bis 15 Jahren. Unter ihnen befinden sich auch die beiden Töchter und der Sohn des Gutsbesitzers, auf dessen Grund der Unglückstcich gelegen ist. Tie Höhe der Frechheit. In St. Pöllen bei Wlcn borgte ein junger Bräutigam -1 Schilling von seiner Braut uns bat sie, einen Moment vor der Kirchcnlür zu warten, damit er den Pfarrer hole. Die Braut wartete zwei Stunden und erfuhr dann, daß der Bräutigam sich mit ihrem Gclde eine Fahrkarte nach Wien gekauft habe und ausgerissen war. Feuer verursacht Panik im Kino. In der Nacht entstand In einem Kino in Bolbcc bei Rouen Feuer in dem Vor führungsraum, das auf Kurzschluß zurückzuführcn war. Ob gleich sich nur wenige Zuschauer in dem Raum befanden, entstand eine Panik. Fünf Personen erlitten Quetsch- oder Brandwunden. Teckcuciusturz In einer Mädchenschule. In der Mädchen schule in Aubagne bei Marseille brach wahrend des Unterrichts plötzlich die vor einem Jahre reparierte Decke in einer Klasse ein und begrub die Lehrerin mit sämtlichen Schülerinnen unter sich. Elf der Kleinen wurden teils schwer verletzt und mußten in das Krankenhaus gebracht werden. 3 Millionen Dollar für Tonias Beine. Wie verlautet, hat die zehnmalige Weltmeisterin und Olympiasiegern! im Eis kunstlauf, Sonja Hennie, die jetzt als Filmstaar in Hollywood lebt, ihre Beine mit 5000 Dollar wöchentlich versichern lassen. Insgesamt ist Sonja mit 3 Millionen Dollar versichert und gilt damit als höchstversichcrte Filmschauspielerin in USA. 50 Jahre auf der Bühne. An der Metropolitanoper in New Bork ist die 73 Jahre alte Maria Savage als Choristin beschäftigt, die jetzt das Jubiläum ihrer 50. Spiel zeit an dieser Bühne feiert. Sie hat in 16 000 Vorstellungen mttgesungcn, und ihr Stolz ist eine goldene Medaille, die ihr einst Caruso acicücnkt bat. M Mi M « MM Originalroman von Fr. L e h n e. „Es ist mir so peinlich, wenn Wolfgang nachher kommt und die Mama ihn abweisend empfängt." „Dafür laß meine Illema sorgen — sie wird es gar nicht erst so weit kommen lassen! So komm doch — das Alleinsein taugt nicht für dich." Lilli redete Pia gut zu, die nur immer matt den Kopf schüttelte. „Ich wage es einfach nicht. Die Mama war gleich jo anders — und das tat mir jo weh." Plötzlich jagte Lilli: „Du, Pia, ich habe eine feine Idee: Wir telegraphieren deinem Bruder und bitten ihn um sei nen sofortigen Besuch. Oder noch besser: ich rufe ihn an! Dann kann er sich gleich auf die Bahn setzen! Was meinst du? Dein Bruder ist sicher nicht so voreingenommen wie deine Mama. Soll ich? 2a — ich tue es!" Unschlüssig, dennoch mit einem Hoffnungsstrahl, sah Pia die Freundin an. Vielleicht war da eine Hoffnung: Herbert hatte viel Einfluß auf die Mutter. Seine Stimme war oft ausschlaggebend gewesen. „Ich überlaste es dir, Lilli!" sagte sie matt. „Du bist so gut! Ah, ich bin zu verwirrt, um richtig denken zu kön nen." Und Lilli ließ es sich nicht zweimal sagen. „Ja, Pia, ich werde sehen, daß ich ihn erreiche!" — Am vorhergehenden Abend noch hatte Frau v. Breiter die Tochter in alles eingeweiht, nachdem Wolfgang Rieger sich gegen sie und den Gatten rückhaltlos ausgesprochen. „Ich glaube, Herr Rieger wird einen schweren Stand bei Pias Mutter haben." „Aber wenn Pia ihn liebt!" bemerkte Lilli, die der Stiefmutter mit atemloser Aufmerksamkeit zugehört — das mar etwas für ihr abenteuerhungriges Gemüt. „Frau Hofheim muß doch auch an Pia denken!" „Was wißt ihr Kindsköpfe von den Schwierigkeiten und Hemmungen, die das Leben bringt! Wolfgang Rieger ist voll heiligen Willens, das Unrecht seines Onkels wieder gut zu machen. Und denke, was er noch sagte: sein Onkel hatte, als er vor kurzem mit ihm auf Reisen war, sich plötz lich einer Blinddarmoperation unterziehen müssen — und der den Kommerzienrat behandelnde Arzt war der junge Doktor Hofheim, Pias Bruder, wie er leider erst nachträg lich von hinein Onkel erfahren, sonst hätte er schon damals verschiedenes zur Sprache gebracht. Vielleicht erinnerst du dich noch des jungen Hofheim?" Und ob Lilli sich seiner nicht erinnerte! Sie konnte das leise Rot, das ihre Wangen färbte, nicht verhindern. Aber Frau von Breiter war jo mit der anderen Angelegenheit beschäftigt, daß ihr die kleine Befangenheit Lillis entging. „Glaubst du an eine Bestimmung, Illema?" „Warum die Frage, Kind?" „Ich glaube daran! Denke, wie Wolfgang Rieger Pias Bild entdeckte und sich darein verliebte — wie er sie suchte und bei uns fand! Das ist schon mehr als Zufall! Ebenso war es wohl auch Bestimmung, daß du, Jllema, uns damals ausknifsst und ausgerechnet in der Pension von Frau Zandtner landen mußtest und dadurch mit Frau Hofheim und Pia bekannt wurdest," („und ich Herbert Hof heim begegnen mußte," dachte Lilli) „gelt, alles ist Be stimmung im Leben." Schelmisch schmeichelte sich Lilli an die Mutter. (Fortsetzung folgt). '