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WORTLAUT DER GESÄNGE I. Totenmarfch Die Türen auf! Die Tore weit! Wen fchmerzt fein Glück, wen guält fein Leid? Herr Tambour, dämpft det Trommel Klang, Wir wandern heut die Welt entlang. Herr Tähndrich mit der fchwarzen Dahn, Führt Ihr den "Zug, geht Ihr voran! Wen fchmerzt fein Glück, wen quält fein Leid? Ob Hockzeitskleid, oh Bettelkleid, Wir wägen nicht, wir tickten nicht, Verlaßt das Haus, verlöfchi das Licht! Denn wo wir gehn und wo wir ziehn Muß eine Blume wohl verhlühn! III. Dem Andenken der Gefallenen Vaterland, Deine Söhne find gefchritten Aus den Strömen deiner Kraft. Tür dein Wort hat fie gelitten, Diefe ßumme Brüderfchaft. Gib, o gib das Blut der Söhne An die Lebenden zurück, Tür das Hohe, für das Schöne, Tür des,ganzen Volkes Glück. Euer unvollendet Leben Hat der Zeit die Pflicht gegeben, Alles Leere zu erfüllen. Ehre find uns Schmerz und Willen. IV. Tageszeiten in den Bergen 1. Morgenfrühe. — Tiefes Schweigen Lagert über weiter Welf, Leife nur von welken Zweigen Bunter Blätterregen fällt, Überm Wiefenback und Weiher Wogt ein weißer, feiner Duft, Wie ein tränenzarter Schleier Schwebt er durch die laue Luft. Waldumfäumte Bergesgipfel Sind in Düflergrau gehüllt, Bis im Oflen durch die Wipfel Sanfte Moigenröfe quillt. Lichtloh glänzt der goldnen Gluten T lammenfchein durch Flur und Feld, Lind aus Rofendämmerfluten Steigt die Pracht der Alpenwelt. 2. Miftagszauher. — Wunderweben Stiller Wäldereinfamkeit. Ternhet mätchenfilbern beben Melodien, wie Geläut. Herdenglöcklein find’s, die klingen Du Knabe mit dem frohen Sang, Der Wein verinnf, der Becher fprang. Du Mägdelein im braunen Haar, Ich für dich heut zum Traualtar — Ach Müfterlein, was zag fl du noch? Verlaß das Haus, ich hol dich doch! Komm Alter, zähl nicht Gut und Geld, Es frommt dir nichts in meiner Welt — Ich lös die Angfl, ich flill die Not, Ich bring die Ruh, ich bin der Tod. Martin Boelitz Mutter Erde fchenke du, Den Gefallenen die Ruh. lind gib all ihr kühnes Leben, Ibr Erbeben, Himmelsflreben, Ihre große Schickfalsfendung, Gib uns Kräfte der Vollendung! Gib, o gib das Blut det Söhne An die Lebenden zurück, Für das Große, für das Schöne, Für des ganzen Volkes Glück! Alfred Thieme Wie ein taufendflimmig Lied, Das auf felffam fanften Schwingen Lieblich durch die Halde zieht. Buchenwälder, goldumfponnen, Leuchten noch in leßfer Pracht, Lenzerinnern, Trühlingswonnen Hat der Herbflglanz leis entfacht. 3. Abendfrieden. — Majeflätifch flhwindet lind verblaßt der Sonne Strahl. Weißer Nebelflhleier windet Sich durchs träumendtiefe Tal. Schimmernd bricht durch Dämmerfchaften Silberweißes Mondenlichf, Das um Wald und Wiefenmaften Milden Märchenzauber flicht. Säufelnd in den Tannenbäumen Summt der Wind ein leifes Lied, Das wie abfchiedberbes Träumen Durch die küble Herbflnacht zieht. Ernft Krauß