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Zschopauer Tageblatt «ab -lnzctger Mittwoch, den 20. Oktober 1937 Jeder Lehrer Verlehrserzieher nach Schulung dnrch das NSKK. Die Zahl der Verlehrsunfälle und der durch sie bc- dingtcn Opfer an Menschenleben ist noch immer erschrek. kend groß. Tas Sächsische Ministerium für Volksbildung machte wiederholt in seinen Verordnungen allen Schulen die eingehende Behandlung der Bertehrsdisziplin zur Pflicht und stellte Bildmat-rial zur Verfügung. Die Korpssührung des RSftK. gab zur Vertiefung dieses Un terrichts zehn große Verkchrscrziehungstafeln in Bunt druck für Schulen heraus. Nach einer Ministerialverord- nnng ist nun in jeder Schule ein Lehrer als Verkehrs- erzicher zu bestellen. Neben der Behandlung der Ver- lehrsdiszipliu auch im Jahrcsunterricht, die bei jeder Gelegenheit zu erfolgen hat, wird die Verkehrserziehung von diesem Lehrer jährlich zwischen Ostern und Pfingsten in mindestens zweistündigem Unterricht vor der gesamten Schülerschaft behandelt werden. Dieser Lehrer ist vor der Uebernahme des schulischen Verkehrsunterrichts durch ge eignete Kräfte des NSKK. in zwei bis drei Doppelstun den ausznbildcn. Diese Ausbildung der Lehrerschaft soll bis zum 3». Juni 1938 für ganz Sachsen dnrchgcführt worden sein. Deutsche Hausmusik in Sachsen in Verbindung mit den Schulen am 16. November Als Tag der deutschen Hausmusik 1037 ist der 16. No vember vorgesehen. Im Einvernehmen mit dem Landes- leiier Sachsen der Ncichsmnsikkammer ordnet das Mi nisterium sür Volksbildung an, daß die von den Orts- musikerschaften dnrchznführenden Veranstaltnngen zum Tag der deutschen Hausmusik in den Schulen dadurch nnierstüht werden, daß sie von den Schulen mit den OriSmusikerschaftcn ausgestaltct werden. Tie Zusammen- stellung der Voriragssolgen übernehmen die Ortsmnsike» schäften im Einvernehmen mit den Schulmusikwaltecn und Schulmnsiklehreru. Zur Vorbereitung der Veranstal tungen werden in allen Orten, in denen sich Lnsmusiker- schasteu oder Nebenstellen befinden, besondere Arbeits gemeinschaften ins Leben gerufen, in denen auch die Schulmusilwalter und Schnlmusiklehrcr an den höheren Schulen vertreten sein sollen. Zur Werbung für die Hausmusik und den Gruppenunterricht gibt die Neichs- musikkaunuer im Einvernehmen mit dem Ministerium sür Volksbildung ein Wcrbcheft heraus, das bei den Ver anstaltungen zum Tag der deutschen Hausmusik, bei den Elternabenden in den Schulen nnd sonstigen Veranstal tungen verteilt werden soll. Landfrauentreffen in Bad Elster Zehn Jahre besteht unser sächsisches Landfranen- erholnngShcim: es half einer großen Zahl von abgcar- bcitctcn, kranken Bäuerinnen, wieder zn Kräften zu kommen und froh an ihre Arbeit znrückzukehrcn. Dieses zehnjährigen Bestehens soll mit möglichst vielen Bäuerin nen des Vogtlaudcs (Kreise Oclsnitz, Planen. Auerbach) in einer festlichen und frohen Rachmittagsstunde gedacht werden. Alle Bäuerinnen und Landfrauen werden ein- gcladcn, sich am 21. Oktober, 15 Uhr, im Kurhaus Bad Elster ein,»finden. « Ml« KN UMS Originalroman von Fr. Lehne. 2. Fortsetzung. Er solgie ihnen auch, als sie langsam dem Friedhofs- ausgange zuschrillen. Dort kreuzte er ihren Weg, die Witwe so forschens anseheud, daß sie es trotz ihrer Gleichgültig keit gegen die Umwelt doch fühlte — und flüchtig wie ein Erinnern zog cs ihr dnrch den Sinn, daß sie den Mann kannte, obwohl sie sein Gesicht, seine ganze Erscheinung gar nicht richtig erfaßt und gesehen hatte! Ihr Kraftwagen führte sie in mäßiger Geschwindigkeit in ihr Haus zurück. - Ein ganz eigener herber Geruch nach Lorbeer, nach Tannengrün, nach Blumen ersüilte das Haus, daß es sich ihnen beklemmend auf die Brust legte, als sie die große, mit weißem Marmor verkleidete Halle betraten, die alle Lintretendeu. sonst immer gleich so festlich froh stimmte! Abgebrochene Blüten und Blätter lagen aus dem roten Läufer, der den Boden deckte. Wie traurig, wie namenlos traurig war das alles! Schweigend saß man nachher bei Tische und fast unberührt wurden die Speisen wieder hinausgetragen,' keiner war fähig zu essen: der unbesetzte Stuhl wirkte wie ein Ge- ipenst, das den Atem benahm. Alles war noch so erfüllt von des Heimgegangenen Persönlichkeit. Man erwartete sein rasches Hereintreten, seine lebhafte Begrüßung, und unwillkürlich richteten sich die Bücke von Mutter nnd Tochter mchc als einmal nach der Tür, um sich dann in stillem Jammer zu begegnen. Nie wieder würde der Gatte, der Vater kommen: nie wieder würden sie seine frohe Stimme hören — ach, welch grausames Wort: Nie wieder! Gab cs wohl ein grausamercs Wort? Herbert Hofhcim war nach gut bestandenem Examen Assistenzarzt an ei^em Krankenhause in München. Das Psingstsest batte er im Eltecnhause verlebt und am Tage vor seiner Abreise war das Uoulück geschehen. Die Unruhe und die Erbittecung über die Tat des Va ters war bei Herbert beinahe größer als der Schmerz über seinen Verlust. Hätte man wenigstens Klarheit gehabt, so ließe sich manches leichter tragen! Aber dieses Im-Dunkel- Tappen, dieses Raten und Suchen wirkte förmlich lähmend aus ihn. Ihm schien, als ob fortan ein Makel auf ihrem hochangesehencn Namen läge. Und der Mutter ging es nicht viel anders. Man war !n seinem berechtigten Selbstgefühl und in der Unantast barkeit, wie man bisher durch das wohlbchiitete und wohl- geebnete Leben geschritten war, empfindlich gestört, und peinigend fühlte man das Tuscheln, das Natcn, das Su chen der anderen nach den Beweggründen jener unseligen Tat. Ein Mann wie Pius Hofheim war eben nicht wie irgendein gewöhnlicher anderer Mensch, über den man chrld zur Taoesordnuiw überaina SA-Schi-Tressen. Das fünfte Sächsische SA.-Schi-Treffen findet am 5. und 0. Februar IM in Oberwiesenthal statt. Kilm» Bopel siegen »veiler. Die beiden deutschen Man»- schastsradsahrer Kilian und Vopel, die in den letzten Wintern so erfolgreich in Amerika abgeschniiten nnd eine bis her noch nicht dagcwcsene Siegesserie in Sechstagerennen er fechten tonnten, feierten bereits jetzt beim ersten Sechstage rennen dieses Winters in Montreal (Kanada» einen weitere» Sieg über bekannte Gegner. HMl, VitWjt M BttW Amtliche Berliner Notier«,»gen vom 19. Oktober (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr» Berliner Wertpapierbörse. Das HauplgcsprächSthcma der Börse war der an der New-Aorker Börse cingetretcne neue schwere Rückschlag. Am Aktienmarkt war die Grunv- stimmnng schwächer. DaS Geschäft wickelte sich jedoch tn sehr ruhigen Formen ab. Verschiedentlich kam eS auch zu kleinen Erholungen. Am Rcntrnmarkt hielt die widerstands fähige Haltung unvermindert an. ES zeigte sich wieder eher etwas Kaufneigung. Am Geldmarkt ging Blankotagesgcld auf 2,50 bis 2,75 v. H. zurück. Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.) Argentinien 0,714 >0,748)! Belgien 41,96 <42,04); Dänemark 55,10 (55,22); Danzig 47,00 (47,10); England 12,34 (12,37»; Frankreich 8,427 <8,443); Holland 137,62 <137,90); Italien 13,09 <13,11); Jugoslawien 5,694 <5,706); Litauen 41,94 (42,02); Nor wegen 62,03 (62,15); Oesterreich 48,95 (49,05); Polen 47,00 <47,10); Schweden 63,63 <63,75); Schweiz 57,28 <57,40); Spa- nien 16,98 <17,02); Tschechoslowakei 8,706 <8,724); Vereinigte Staaten von Amerika 2,490 <2,494). * Kapitalerhühung bei Spinnstoff-Glauchau vertagt. In der für Montag nachmittag einbcrnfencn Hauptver sammlung mußte die von der Verwaltung des Spinnstoff werkes Glauchau, A.-G. in Glauchau nm 3995 000 Mark auf 5 Millionen Mark von der Tagesordnung abgesetzt werden, weil nach dem neuen Aktienrecht erst noch einige formale Bestimmungen dnrchgesührt werden müssen. Nach dem in der gleichen Versammlung vorgclegten Rechenschaftsbericht für das Jahr 1936 erzielte das Unternehmen bei voller Aus nutzung der Anlagen einen Rohertrag in Höhe von 1,320 <0,295) Mill. M. Nach Abzug aller Unkosten und der Ab schreibungen wird ein Reingewinn von 35811 M. anSgc- gewicsen, der zur teilweisen Abdeckung des Verlustes des Aulaussjahres verwendet werden soll. Der verbleibende Verlust von 311 790 M. soll auf neue Rechnung vvrgctragcn werden. Nach Mitteilung der Verwaltung wurde im Be richtsjahre die Herstellung von Zellwolle ausgenommen. Tie Finanzierung dafür erfolgte durch die Aufnahme eines langfristigen Bankkredites von 600 000 M. Ter gute Ge schäftsgang habe auch im neuen Jahre angehalten. Ter vorliegende Auftragsbestand gewährleiste sür die nächste Zukunst eiueg nie Ausnützung der Anlagen. In der Vcr- mögcusrechuung erscheinen n. a. Lagervorräte mit 0,157 <0,349), Wnrcnfvrdcrungen mit 0.092 <0,087), lausende Bcink- verbindlichkciten mit 0,862 <0,862), Warenverbindlichkeitcn mit 0,173 <0,140). Neu erscheinen: Im Bau befindliche An lagen mit 0,334, Bankguthaben mit 0,050 und ein lang fristiger Bankkredit von 0,600 Mill. M. Was viele ihm zum besonderen Vorzug anrcchueten, war, daß sein Privatleben ohne Makel vor aller Augen lag. Nichts war, das man ihm nachsagen konnte. Frau Hedwig würde dies bald gemerkt haben -- der Liebe und der Treue des Gatten war sie immer sicher ge wesen! Mehr als seines unbedingten Vertrauens! Er batte öfter kleine Heimlichkeiten gehabt, die an sich ja nichts be deuteten, die sie aber doch etwas verstimmten, sobald sie davon erfuhr. Es handelte sich da meistens um Geldangelegenheiten, die er zu gleichgültig behandelte. Für ihn hatte Geld gar keinen Wert — es war für ihn nur da, ausgegeben zu werden! Mancher, der davon wußte, bat ihn um Darlehen, die zurückzuzahlcn oft vergeßen wurde. Teils aus Gutmütigkeit, teils aus Bequemlichkeit er innerte er nicht daran. Frau Hedwig in ibrem Ordnungs sinn ärgerte sich darüber. Der Gatte durste mit Rücksicht auf die Kinder und auf die Zukunft, die bei einem Künst ler ja nie sicher war, nicht gar so leichtsinnig mit dem Gelds umgehen! Ein wenig verstimmte ihn diese — wie er es bei sich nannte — diese Kleinlichkeit seiner sonst durchaus nicht kleinlichen Frau. Er hielt bei Frau Hedwig für Kleinlich keit, Geiz und Spießbürgerlichkeit, was bei ihr nur Ord nungsliebe und Pflichtgefühl und Sorge für die Familie war: denn geizig war Frau Hedwig nicht: auch sie hatte eine gebefreudige Hand, wenn es galt, Not zu lindern, Armut zu hekfcn Aber sie gab nicht wahllos, sondern prüfte. Sa abgespannt Frau Hedwig auch war, so konnte sie d-nnoh d^ ersehn!- Ruhe nach Tisch nicht finden. Ihre innere Ui.rast trieb sie vom Diwan wieder empor. Sie ging in des Gatten Arbeitszimmer. Dort saß der Sohn vor dem Schreibtisch, in den Fächern darin suchend. Er blickte zu ihr auf, die Hutter ihm stand und liebevoll über sein dunkelblondes, glatt nach rückwärts gebürstetes Haar strich. Ein leiser Unmut klang aus seiner Stimme, als er sagte: „Sieh nur. wie wenig ordentlich es hier in den Kästen ist! Vliese. Karten, Photos, sogar Zeichnungen — alles hat Vater wahllos hineingestopft." Herberts sebr ausgeprägter Ordnungssinn war mit sol cher Nachlässigkeit gar nicht einverstanden. Frau Hedwig nickte seufzend. „Ja. sein Schreibtijch! Mein heimlicher Kummer. Bren nend gern hätte ich einmal Ordnung darin geschafft: doch ich durfte mich nicht daran vergreisen, obwohl keine Ge heimnisse darunter sind. Jeden Kartengruß beinahe hat er aufgehoben, den ihm Freunde und Bekannle aus aller Her ren Länder gesandt haben!" Sie nahm aufs Geratewohl ein paar Karten aus dem Kasten, sie flüchtig betrachtend. „Hier ein Gruß aus Messina von seinem Freund Gregor Stalter, hier einer aus Boston von seinem besten Freund Erich Marlens — merkwürdig, seit einem Vierteljahr haben wir nichts mehr von ihm gehört, und sonst hatte er im letzten Jahre jede Woche von sich hören lassen; er war viel aus NcNeyl Und diese Karten aus Griechenland und Mio-MW« Donnerstag, den 21. Oktober. Dentschlandfcnder. 6,30 Frühkonzcrt. 7,00 Nachrichten. 10,00 Volksliedfinnen. 11,40 Bodensvrschung Hilst dem Lo»d- bnu. 12,00 Konzert. 13,50 Nachrichten. 14,W Allerlei. 15,00 Wetter, Börse, Nachrichten. 15,15 Opciiidiicttc. 15,45 Besuch in der knrmärkischcn Webschule. 10.00 Musik nm Nnchmit- ton. 1'M Das Gesellenstück. Erzählung. 18,00 Virluois Viottumusik. 18,25 Kleines Zwischenspiel. 18,45 Warum Sportgroschen? 19,00 Kurznachrichten. 19,io Unterhattnnqs- kouzert. 20,15 Spiel tn Moll. 21,00 Dcutschlaudcch». 21 18 Der Tan klingt aus... 22,00 Wetter, Tages- „ud Sport- Nachrichten. Tentschlandechv. 22,30 Eine kleine Nachtmusik 23,00 Meister der Oper. Leipzig. 5,50 Nachrichten, Wetter. 6,10 Gnmnastik. 6,30 Frühkonzert. 7,00 Nachrichten. 8,00 Gymnastik. 8,20 Kleine Musik. 8,30 Konzert. 9,80 Kleine Ehronik des Alltags. 10,00 Volksliedsillgen. 10,30 Wetter, Tagesprogramm. 11,50 Heute vor ... Jahre«. 11,55 Zeit, Wetter. 12,00 Kouzert. 13,09 Zeit, Wetter, Nachrichten. 14,00 Zeit, Nachrichten, Börse. 14,15 Musik nach Tisch. 15,00 Reinekes Kinderstube. 15.10 Deutsche Tänze. 15,40 Wissen nnd Fortschritt. 15,50 Bra silien spricht. 16,00 Konzert. 17,00 Zeit, Wetter, Wirtschafts nachrichten. 17,10 Sing mit, Kamerad! 18,00 Tönende Flam men, knackende Moleküle und sonderbare Sprachlnute. 18,30 Musikalisches Zivischeuspiel. 18,40 Elternsprechstunde: Kind, frag nicht so viel. 19,00 Abcnduachrichtcn. 19,10 Mit klingen dem Spiel. Parademärsche. 20,00 In Egerland, wann Kirchweih is'. 20,45 Ter Torfrichtcr von Sakura. Hörspiel. 22,00 Nachrichten, Wetter, Sport. 22,30 Klaviermusik. 23,00 Volks- uud Unterhaltungsmusik. BWeM Tic Grundcrwcrbstcncr. Von A. Mahlberg. Verlag Wilh. Stollfuß, Boun. 1,—. Hauskäufer und -Ver käufer sind iu den meisten Fällen über die Grunderwerb- stener nicht genügend unterrichtet. In der kleinen Schrift wird in sehr verständlicher Weise über die Rechtsgrundlagen berichtet. Turch welche Ncchtsvorgäuge die Stcuerpflichk cnlstcht, wann die Grunderiverbsteuer fällig ist, deren Er mittlung, Höhe und Erhebung und über viele andere Fragen findet man Aufklärung in dieser Schrift, die jeder Haus besitzer uud svlchc, die eS werden wollen, aber auch die Makler, besitzen sollten. -K Tcr kaufmännische Briefwechsel. Von Alsr. Jasper. Verlag Wilh. Stollfuß, Boun. -I.« 1,25. Dieses Bäudch'u aus der Sammlung „Hilf dir selbst", das alles wichtige für den Briefwechsel cuthält, ist sür dcu Selbstunterricht be stimmt. Nach dem Abschnitt „Tie Lehre vom kaufmännischeu Briefwechsel" wird in vielen Beispiele» ei» vollständiger Lehrgang für das gesamte Gebiet des HondelS Geiveröes in leicht verständlicher Weise dargcstellt. In einem kleinem Anhang wnrdcu falsche und richtige Ausdrncksivcisen gegcn- übcrgcstc.llt, svwie ein Verzeichnis der nach Möglichkeit zu meidenden Fremdwörter ausgenommen. Jedem Lcrnbe- flissenen wird dos kleine Bändchen gute Dienste leisten nnd Nutze» vriugeu könne». Aegypten von Robert Kießler, dem Maler, der überall, nur nicht daheim war —" „Künstler sind so unstet; Vater hatte auch etwas davon? Und, wenn du ihm nicht der starke Magnet gewesen wärst —" „— und ihr, du und Pia — zärtlich liebte er euch! Pia hat viel von ihm geerbt, die empfindliche Künstlersecle, während du ein Teil von meinem schweren Blut geerbt hast." „Worüber ich froh bin; denn ich liebe, in Ordnung nnd Gleichmaß zu leben; ich will festen Boden unter den Füßen haben! Künstlertum braucht nicht „Boheme" zu sein; man cher allerdings sucht etwas darunter, sich so zu gebärden! Mir ist jede Uebertriebenheit, nach welcher Seite hin sie sich auch auswirkt, höchst unsympathisch!" „Könntest du nur Pia etwas von deinem festen Willen abgeben! Sie ist so phantastisch! Und so leicht verzagt! Ihr vor allem möge sich das Geschick gnädig erweisen und ihr Schwierigkeiten ersparen!" Ernst sah Herbert die Mutter an, während er ihr ent gegnete: „Erscheint dir das so erstrebenswert, solch glattes, durch nichts getrübtes Dasein, das meistens eine Verfla chung des seelischen Menschen zur Folge hat? Im Grunde schadet es gar nichts, wenn das Leben einen Menschen mal tüchtig beim Schopf packt und ihn schüttelt, daß er sich weh ren muß. Dann erst kann er zeigen, was wirklich an ihm ist." „Du hast recht, Herbert! Doch ist es nicht begreiflich, daß man seinen Kindern ein wohlgeordnetes Dasein wünscht und ihnen jeden Stein aus dem Wege räumen möchte?" „Gewiß ist es begreiflich, du beste und sorgsamste aller Mütter! Und auch ich wünschte Pia, dieser so fein und empfindsam veranlagten Seele, das Allerbeste! Schwer ge nug hat sie in diesen Tagen gelitten, vielleicht noch mehr als wir!" Mit Zärtlichkeit strich Frau Hedwig über des Sohnes Gesicht. Er hatte doch viel von dem geliebten Manne; die schlanke Gestalt, das schmale rassige Gesicht, aus dem die Nase kühn heraussprang, die blitzenden blauen Augen, der kluge lebendige Mund — die Bewegung, mit der er den Kopf zuriickwarf — alles erinnerte sie an den so jäh Ver lorenen, nur daß bei dem Sohne trotz seiner Jugend, seiner kaum vierundzwanzig Jahre, die ganze Art viel fester und bestimmter war als bei dem Gatten, der sie oft durch sein phantastisches, sprunghaftes und nicht ganz zuverlässiges Wesen in Unruhe gehalten hatte. Die Schreibtischplatte war voll gehäuft mit Papieren, Karten. Schweigend sortierte man. Ach, es war alles kaum des Aufhebens wert gewesen — aber der Verstor bene zog aus allem Anregungen, und wenn es irgendeine Baulichkeit aus irgendeinem Orte war auf einer Ansichts karte. . . . Pia kam herein. Sie warf einen traurigen Blick auf die beschäftigte Mutter, den Bruder, ging dann nach der Nauchecke des Vaters und schmiegte sich in den niedrig««, tiefen Klubsessel. Ihre Hand glitt streichelnd über die Lehne, als ob sie jemand liebkosen wollte, und mit abwe senden Blicken schweiften ihre Augen zum geöffneten Fen- ster hinaus in die blühende Eartenpracht. (Fortsetzung folgt).