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Zschopaner Tageblatt «ub Anzeiger Donnerstag, den 14 Oktober 1837 - wenig ArdeiklMe Lojeder 1677 Volksgenossen in Sachsen eingesetzt Dir giinstig« Entwicklung des Arbeitseinsatzes hielt tm September an. Tie Zahl der Arbeitslosen crsnhk noch mal« eine Senkung nm 7677 ans Kl 560. Ans 101)0 Etn- wvlmrr entfallen nnr noch 11,8 Arbeitslose. Seit der tNnchliibcrnnhme sind 657 026 Arbeitslose oder 91,4 v. H. nntcrgebracht worden. Der nochmalige verhältnismäßig starke Rückgang ist nm so höher zu bcwcrlcn, als der Mangel an Fach er b e I t e r n u n d v o l l e i n s a tz f ä h i g e n Arbeits kräften immer spürbarer wird rind keine restlose Aus nutzung aller Arbeitseinsatzmöglichkeilen gestattet. Die Slriiktürwandluug der Wirtschaft tritt immer deutlicher darin in Erscheinung, das; sich in einigen NotstaiidSbezir- kcn Reste von orlsgebundcuen Arbeitslosen aus »ichlauf- Nabmesähigen Berufe» halten, während in den konjnnk- tiircll begünstigten Bezirken der Mangel an Arbcitskräf- irii immer stärker wird. Von den Arbeitslosen sieben 21 456 (34,9 v. H.) in- solge körperlicher Gebrechen oder sonst in ihrer Person liegenden Gründen dem Arbeitseinsatz nicht mehr voll zur Verfügung. Es mußte daher in verstärktem Mas; auf nicht dolleinsatzfähige und ans nicht stark ausuahmefähige Be- rufsgrnppe» abwandcrnde berufsfremde Kräfte ziirückge« griffen werden. Daneben kam dem zwischenbezirklichen Ausgleich, der iu den letzte» (Vahren in starkem Maß auf die Uebcrführung von sächsische» Arbeitslose» in außer sächsische Bezirke abgcstcllt gewesen war, auch innerhalb Sachsens immer größere Bedeutung zu, weil sogar für einfache ungelernte Arbeit in manchen Bezir ken keine geeigneten Bewerber zur Verfügung standen. Am stärksten kam die Minderung der Arbcitslosen- zahl in den großstädtischen Arbeitsamtsbezirken Dresden (—1678), Leipzig (—87B und Ebemnitz (—8331 zum Aus druck. Auch die Bezirke Plauen, Zittan und Auerbach nahmen nochmals größeren Anteil. In den übrigen Be zirken hielt sich der Rückgang in engeren Grenzen. Vderbürgermeister.Einwelsuna in Leivzig Gauleiter Mutschmann verabschiedet Pg. Dönicke al- Kreiölcitcr Die Stadt Leipzig erlebte am Dienstagnachmittag eine bedeutende Stunde in ihrer Geschichte. Zum sechsten Male wurde ei» Oberbürgermeister eingcwiesen, zum "'erstenmal ein Nationalsozialist, der bisherige Krcisbaupt- niann und Kreislciter Walter Dönicke. Die Einweisung nahm i» Vertretung des dienstlich verhinderten Reichs- staitballers Staatsminister Dr. Fritsch vor. Der Mini ster kennzeichnete die ungeheure Wandlung in der Ge meindeverwaltung durch deu Nationalsozialismus und erläuterte die drei Grundsätze, auf denen die deutsche Gemeindeordnung ruht: l. Die deutsche Gemeinde muß eine echte Selbstverwaltung haben, weil sie nur so die ihr im Ausbau und im Leben des Dritten Reiches ge stellte Ausggbe durchführen kann. 2. Die deutsche Ge meinde kann nnr nationalsozialistisch sein, weil sie ihre Ausgaben vom nationalsozialistischen Staat entgegen nimmt, und 3. die deutsche Gemeinde muß als Keimzelle des Staates in das Staalsgesüge so eingebaut werden, daß der beste Einsatz aller Kräfte vom Staat und den Gemeinden für die Volksgemeinschaft wirklich gesichert ist. , Im Gegensatz zur Shstcmzeit, deren Willensbildung und Willensvollzug in die Hände zweier Körperschaften i gelegt worden war, erfordert deryuyrergrundfay, I daß Willensbtldung und Wtllensvollzug in eine Hand gelegt wird, daß der Bürgermesst«, zu einem Füh rer seiner Gemeinde wird, in dessen Hand sich die ganze Macht dieser Stellung, aber auch die ganze unerhört hohe Verantwortung seiner Arbeit vereint. Der Bürgermeister in« nationalsoztalisttschen Staat muß in seiner Person den alten nationalsozialistischen Kampfgeist zum Ausdruck bringen. Als volksverbundener Führer muß er wirklich der Mei st er seiner Bürger sein. Die Sorgen seiner Bürger müssen immer seine sein, und darüber hinaus muß er wissen, daß das Schicksal seiner Gemeindebürger mit dem der Volksgemeinschaft unlösbar verbunden ist. Hier ist cs besonders wieder die Zusam menarbeit mit der Partei, damit der Grundsatz der Ein heit von Staat nnd Partei lebendige Wirklichkeit wird. Bürgermeister Haake wies in seinem Rechenschafts bericht über die neun Monate, in denen er vertretungs weise das Amt des Oberbürgermeisters führte, darauf hin, daß für 1937 zum erstenmal ein echt ausgeglichener Haus haltplan vorgclcgt und außerdem eiu Außerordentlicher Haushaltplan in nicht gekannter Höhe verabschiedet wer den konnte. Oberbürgermeister Dönicke erklärte, daß er weiter nichts versichern könne und damit alles sage, wenn er aus tiefstem Herze nerkläre, auch in Zukunft seine Pflicht zu tun. Ter Abend des Tages, der der Messestadt Leipzig wieder einen Oberbürgermeister gab, brachte fü'' der« Kreis Leipzig der NSDAP, den Abschied von «einem Kreislciter Walter Dönicke, der elf Jahre, seit den« 6. Juli 1926, den Kreis Leipzig leitete und für Adolf Hitler gewann. Gauleiter Mutschmann kam trotz dringender Amtsgeschäfte, um seinen allen Kampfgefährten in sein neues Amt als Oberbürgermeister einzuweiseu und ihn von seinem verantwortungsvollen Amt als Kreisleiter zu verabschieden. 2900 Politische Leiter und Amtswalter füllte«« den großen Saal des Zoo, als Kreisanitsleiler Tille im Ramen seiner Kameraden den« scheidenden Kreis leiter für die einsatzbereite und zielklare Führung und für die treue Kameradschaft dankte. Dem neuen Kreis leiter Wettengel gelobte er als Willkommensgruß, unter seiner Leitung mit der gleichen Treue und Einsatzbereit schaft zu arbeiten. Von stürmischem Beifall begrüßt, sprach Oberbür germeister Dönicke von der geradezu schmerzvollen Aufgabe, sich von seine«« alten Mitarbeitern verabschieden zu müssen, mit denen er in treuer Kaineradschaft in der Arbeit für den Führer und für Deutschland elf Jahre hindurch verbunden gewesen sei. Die Mitarbeit seiner Kameraden ermögliche es ihm, dem Gauleiter einen Kreis zurückzugeben, der dnrchorganisiert und in jeder Hinsicht so gestaltet ist, wie es die Grundsätze des Nationalsozia lismus verlangen. Gauleiter Mutschmann entließ seinen alten Kampfgefährte«« aus seinem Amt als Kreisleiter. Es sei notwendig gewesen, gerade an den Weltplatz Leipzig mit seinem internationalen Handel einen Mann zu stellen» der dem liberalistischen und materialistischen Denken ge genüber die Reinheit der nationalsozialistischen Weltan schauung verbürge. Gerade in Leipzig mit seiner Messe tradition, die für immer erhalten werden müsse, gelte es, der Welt zu beweisen, daß Deutschland nationalsoziali stisch ist und bleibt. Walter D.önicke gebe die Gewähr dafür. Er habe den Kreis Leipzig, der nicht leicht zu erobern war, gewonnen, «veil er und seine Mitarbeiter von dem unbeirrbaren Glauben an den Führer beseelt waren. Kreisleiter Wettengel dankte für daS ihm ge schenkte Vertrauen nnd gelobte, in enger Tuchfühlung mit Dönicke wettcrznmarschieren in die herrliche deutsche Zu- Oer Buchhandel in der Buchwoche Auf Grund der Gewerbeordnung erteilt der Reichs- statthalter in Sachsen (Ministerium für Wirtschaft nnd Arbeit) für die Woche des Deutschen Buches 1937 fol gende Ausnahme: An den Sonntagen, 31. Oktober und 7. November, dürfen in allen sächsischen Buchhandlungen und Leihbüchereien, deren Inhaber der NeichsschrtfttnmS- kammer. als Mitglied angchören, zur Ausstellung deut schen Schrifttums von 11 bis 17 Uhr Gesolgschaftsmit- gUcder beschäftigt werden. Die Geschäfte dürfen während dieser Stunden geöffnet sein, Abschlüsse von Verkäufen oder Annahmen von Bestellungen sind jedoch verboten. Den an diesen Sonntagen länger als drei Stunde«« be schäftigten Gefolgschaftsmitglicdern ist am Ende der nach folgenden Woche eine ununterbrochene Ruhezeit von min destens 36 Stunden, die de«; vollen Sonntag umfassen muh, zu gewähren. Schmeling-Kampf in der Hanseatenhalle? Voraussichtlich im Januar — Der Gegner noch unbestimmt Wie aus H amb «> rg berichtet wird, ist damit zu rechnen, daß unser Meister Max Schmeling im Januar in der H a n s c a t e n h a l l e in Hamburg zu seinem nächsten Kampf antrcteu wird. Schmeling stebt mit Hamburg in einem Vorvertrag, so daß die Deutschlandballe in der Neichshauptstadt wahrscheinlich erst in zweiter Linie für den Kampf in Be- rracht kommt. Ungewiß ist noch, wen Schmeling zum Gegner haben wird. Außer Kölblin, der wohl seinen Europameister titel nicht aufs Spiel setzen wird, kommen Walter Neiisel oder ein ausländischer Borer in Betracht. Zunächst ist das Ergebnis des in England mit großer Spaimung erwarteten Kampfes zwischen Strackland gegen den „blonden Tiger" Neusel ab- zuwartc», dessen Sieger voraussichtlich aus den Engländer Ben Foord, einen der besten englischen Schwergewichts boxer, treffen wird. Unter diesen drei Boxern ist der kommende Gegner Schmelings wohl zu suche». Tie größte Aussicht hat Foord. Ein Vorvertrag soll schon abgeschlossen sein. Die Hanseatcnhalle, die 25 000 Zuschauer saßt, wird sür den Kampf bestens hergcrichtet werden. Nachruf des Reichösportführers für Dr. Nigcle. Ter Reichssporlführer von Tschammer und Osten erklärt in einem Aufruf u. a.: „Die deutsche Hochtouristik Kat wieder einen tra- gischen Verlust erlitten. Einer unserer bekanntesten Hochtou risten, der Rechtsanwalt und Notar Dr Nigele, ist im freiwil ligen Dienst unserer Wehrmacht beim Aufstieg nach der Blau eishütte abgcstürzt und an den Folgen des Absturzes gestorben. So tragisch das Ende sein mag, es ist der heroische Abschluß eines Bergsteigerlebens eines vorbildlichen deutschen Mannes und Kämpfers, dessen die deutsche Turn- und Sportbewegung immer in Dankbarkeit und Kameradschaft gedenken wird." Die deutsche Elf gcge» Norwegen. Ueber Erwarten früh ist die Aufstellung der deutschen Nationalelf für den am 24. Ok tober in Berlin «tattfindenden Fußballkamps gegen Norwegen bekanntgegeben. Man bat aus altbewährte Kräfte zurückgegriffen. Die Aufstellung lautet: Tor: Jakob (Regens burg), Verteidiger: Janes (Düsseldorf) und Münzenberg (Aachen), Läufer: Kupfer (Schweinfurt), Goldbrunner (Mün chen) und Kitzinger «.Schweinfurt), Stürmer: Lehner (Augs burg), Gellesch (Schalke), Siffling (Mannheim), Szepan und Urban (beide Schalke). Ovp>rißkt 1936 bz? ^ukwLrtz.Verlag, ücelio 8VV 68 44. Fortsetzung. Willhayes kam nicht weiter, denn ii« dem Augenblick öffnet« sich die Tür, und Gaskells Herz schlug schneller. Aber es trat eine ihm unbekannte, etwas untersetzte Dam« ein. Sie trug ein hellblauseidenes Abendkleid und hatte starke, muskulöse Arme. Ihre eisengrauen Haare waren kurzgeschnitten und zurückgekämmt. Ins linke Auge hatte sie ein Monokel geklemmt, und sie sah eigent lich mehr aus wie ein Schauspieler, der eine Damenrolle spielt. Gaskell mußt» sich zusammennchmen, um nicht zu lachen. Willhayes stellte die beiden vor. Si« ging an dem Taipan vorbei und reichte dem Kapitän die Hand, an der ein großer Siegelring prangte. »Ich weiß schon, wer Sie sind." Sie schaute ihn durch dringend an. „Ja, Sie sehen Ihrem Vater sehr ähnlich. Der meine hat mir oft von ihm erzählt, und so habe ich Sir sofort erkannt. Zu Hause in seinem Studierzimmer stand «ine Photographie des großen Anthony Gaskell als Kricketsieger." Sie erzählte weiter. Gaskell war zuerst gegen sie ein genommen, aber nach und nach schwand sein Vorurteil. Sie hatte eine angenehme Stimme, und sie meinte es gut. ,Aber er hörte kaum zu. Evelyn mußte jeden Augenblick kommen, vielleicht würde keine Minute mehr vergehen, bis si« vor ihm stand! . Evelyn! Er hatte sie seit jenem Tage nicht mehr ge sehen. an dem sie zitternd und mit feuchten Augen ihn zum Abschied geküßt hatte. Damals fuhr er nach Bristol und Ivollte seine letzte Seereise antreten. Zwanzig Jahre waren inzwischen vergangen! Wie mochte sie jetzt aussehcn? Eie chatte eine schwere Zeit hinter sich, fürchtete er. Sie hatte ähren tranken Mann jahrelang pflegen müssen, und sie «nahm sich alles schwer zu Herzen. Wahrscheinlich war sie Hager und bleich geworden. »Wir haben von Ihrem großen Abenteuer gehört", sagte Miß Abbray, „als wir von Singapur kamen. Man spricht an der Küste voi« nichts anderem als von Ahnen." Gaskell vernahin ein Geräusch und wandte sich um. Eine große, schlanke Frau mit zartem Teint kam auf ihn »u. Sie trug «in Kleid auS Goldbrokat und hatte schnee weiß« Locken. Er schloß di« Augen und öfsnet« sie wieder. Konnte daS — war das möglich? „Alan?" fragte sie und reichte ihm etwas schüchtern die schlanke Hand. Er hielt den Atem an. „Evelyn!" Es waren dieselben scheuen grauen Augen, derselbe schöngeschwungene, empfindsame Mund. Tas ovale Gesicht, der Hals und die Schultern wie früher, nur voller, > „Du siehst glänzend aus, Evelyn!" „Du auch, Alan." „Das ist aber eine große Ueberraschung!" „Für mich ist es geradezu ein Abenteuer. Ich wollte schon immer einmal nach China." Nun unterhielten sie sich über allgemeine Dinge und kamen dadurch über die erste Verlegenheit hinweg. Si« sah die kaum vernarbte Wunde an seiner Stirn, die quer zu dci« Augenbrauen lief. „Wie geht es dir denn?" fragte sie besorgt. „Ich hab« gehört, daß du schwer verwundet warst." „Ach, jetzt ist alles wieder gut! ES war nicht so schlimm. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise?" „Es war wunderbar." In dieser Art ging die Unterhaltung weiter. Willhayes unterbrach sie nach einiger Zeit. „Kommen Sie jetzt bitte zu Tisch! Chang ding will unS schon seit fünf Minuten darauf aufmerksam machen, daß das Essen serviert ist" Feierlich reichte der Taipan Miß Abbrah den Arm, und sie gingen durch die Doppeltür. Willhayes setzte sich an daS Kopfende des Tisches, und Gaskell nahm ihm gegenüber Platz, so daß sich die beiden Damen an den Längsseiten gegenübersaßen. Chang-ying drehte das elek trische Licht auS, und nun war das Speisezimmer matt erhellt von dem Kerzenlicht der beide«« großen Silber leuchter, di« schon bei manchem Bankett auf der Tafel gestanden hatten. Die Speisenfolge war ausgezeichnet, wie stets, wenn Willhayes Gäste hatte, aber Gaskell merkte nicht- davon. Er stand ganz im Banne Evelyns. Und er hatte gedacht, daß sie vor der Zeit alt geworden war, zusammengesunken und verbraucht! Aber im Gegen teil, sie hatte sich erst zu ihrer vollkommenen Blüte ent wickelt. Ihre früher etwas lebhaften Wangen waren jetzt nicht mehr so hart in der Farbe, und ihr Haar wirkte wie eine Perücke. Sie sah aus wie eine Dame aus der Zeit der Pompadour. Sie war noch nicht vierzig, und ihre Mutter hatte auch schon frühzeitig weißes Haar gehabt. DaS hatte Evelyn geerbt, aber «S stand ihr vorzüglich. Wie schön sie in diesem Goldbrokatkleid war, das so wunderbar zu ihrer Hautfarbe paßte! Und die schnee- weißen Haare glänzten wie Seide. Bei dem Kerzenlicht sah sie bezaubernd auS. Sie betrachtete ihn auch von der Seite unter ihren langen Wimpern. Wie groß und stattlich «r war! Abe, " tst doch noch immer der gute, alte Alanl, dachte si«. E, lächelt noch genau so gutherzig und liebevoll wie frühe,. Er trägt es mir nicht nach, daß ich ihm damals Unrecht getan habe. Ach, Alan, du hast ja keine Ahnung, wie sehr mir dieses Leben in Sanatorien und Krankenhäusern ver haßt war! Immer die Räume mit den weißen Fliesen und dem weißgestrichenen Paneel, der Geruch von Des infektionsmitteln! Und dann die Kranken, die früher oder später doch sterben mußten — und immer Husten, Husten! Ich war selbst halbtot, als ich immer unter ihnen leben mußte. Wie freue ich mich, daß ich jede Scheu über wunden habe und ihm nachgefahren bin... Zwei Boys in Weiß bedienten auf dicken Filzsohlen lautlos bei Tisch, wechselten die Telle, und füllten die Gläser. „Warst du wieder einmal in Witcherling?" fragte er. „Nur selten. Ich mutzte in den letzten Jahren doch immer in der Schweiz sein. Aber ich war noch ein paar Tage dort, bevor ich abfuhr. Ich habe unser Haus nicht verkauft — zum Andenken an alte Zeiten." „Ja, wir waren dort sehr glücklich." Es trat eine Pause ein, bevor sie antwortete, und er sah, dah ihre Augen feucht wurden. „Ja, «s war di« glücklichste Zeit. Ich habe immer gehofft, daß ich zurückkehren konnte, um dort zu leben. Ich habe das HauS auch nicht ver mietet. Ein Verwalter und ein Gärtner betreuen »S." „Leben unsere alten Bekannten noch dort?" „Ja, einige. Von den Männern sind viel« im Kriege gefallen, und die Mädchen haben meistens geheiratet und sind fortgezogen." Ja, Witcherling! Dort haben wir unsere glücklich« Jugend verbracht!, dachte Gaskell. Nun saßen sie bei Kerzenschein in Hongkong auf der anderen Seite der Erd kugel. Wie im Traum sah er den alten Ort, die freund lichen rote«« Dächer. Im Norden die schützenden Berge, im Osten der Medway, im Süden die freundlichen Täler von Kent mit ihren Obstgärten und Hopfenfeldern — ja, das war die Heimat! Kaffee und Liköre wurden serviert und beschlossen dis Mahlzeit. Im Wohnzimmer war ein Kartentisch auf gestellt, aber es schien sich keiner nach einem Spiel zu sehne». Willhayes ging mit Mitz Abbray in den Räumen umher und erklärte ihr Stickereien und Bilder. Gaskell und Evelyn traten auf den Balkon hinaus und sahen auf die Lichter der Stadt und des Hafens nieder, di« sich zu ihren Füßen ausbreiteten. Wie Perlen auf Samtgrund traten die einzelnen Lichter in der dunklen Nacht hervor, wie goldener Staub, der sich über Land und Meer hin- zieht. Gaskell hörte, daß Evelyn den Atem anhielt, als si« diese Schönheit sah. „Wir wollen hierblciben", sagte sie. Er holte «in paar Licgestiihle, dann brachte «r ein Mandarillenkleid aus roter Seide, das sie an dem Morgen in der Stadt gekauft hatte, und legte es um ihre Schultern. Am liebsten hätte e, sie in die Arme geschlossen. (Fortsetzung folgt).