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Rr. Li Wurzen. Bodenloser Leichtsinn! Unzäh. . lige Male ist vo, dem leichtsinnigen Besteigen von Stark« stromleitungsmastcn gewarnt worden. Trotzdem ließ sich ein lunger Mann zu solchem gefährlichen Tun verleiten. Zwischen dem Schillcrschlößchen und Schmölen erkletterte er einen Mast nnd kam mit der Starkstromleitung in Be- rührnng: er stürzte ab und starb an den Verletzungen im Krankenhaus. Leisnig. I n n g z e i t st e i n l i ch e Wohngrube entdeckt. In der Räbe der am Doberschwitzer Weg gelegenen Korpitzschcr Schmiede wurde ans einem Feld ein vorgeschichtlicher Fund gemacht. Während dem Pflü gen wurden wiederholt Scherben von vorgeschichtlichen Tougcfäßcn gefunden, worauf durch den Obmann für Bodcnallcrtümer in der Amtshanptmannschaft Döbeln eine Untersuchung des Ackers stattfaud: es handelt sich nm eine jungstcinzeitliche Wohngrube. Diese Wohngrnbe — von Ackererde überdeckt — lag etwa 35 Zentimeter nnter der Bodcnoberfläche. Gefunden wurden eine Hand mühle (Mahlstein mit Reiber, sowie Reste mehrerer Ton- gcfähe, von denen einige Linienzeichnungcn der sogen. Bandkeramik aufwiesen. Riesa. Mit dem Kraftrad in den Tod. Hier fuhr ein Kraftradfahrer gegen einen überholenden Lieferwagen nnd verunglückte dabei tödlich. Bei dem Ver unglückten handelt es sich um einen Maurerpolier ans Hof bei Stauchitz. Nechcuberg-Bicucumühle. Ums Leben gekom- m c n. Auf dem Bahnhof wurde gegenüber dem Heizhaus der Lokomotivführer Alfred Kühn tot anfgefuuden. Es liegt, »ach bahnamtlicher Mitteilung, ein außerdienstli- chcr Unglückssall ans noch ungeklärter Ursache vor. Ebersbach. Von einem Bullen getötet. Beim Auswcißcn des Stalles wurde der 51 Jahre alte Arbeiter Paul Heinze vo» einem Bulle» «»gefallen und getötet. Heinze, der vor dem Tier gewarnt worden war, wollte den Bulle» wahrscheinlich an eine andere Stelle bringe», wobei ihm das erregte Tier mit den Hörnern tödliche Verletzniige» an der Brust bcibrachle. Lengenfeld i. V. Neun Güterwagen a b ge stürzt. Vom Bahnhof rollte aus noch nicht geklärter Ursache eine Güterwagcngrnppc, bestehend ans sechs lee ren nnd drei inil Steinen beladenen Güterwagen führer los ab. Jin Bahnhof Göltzschtalbrücke wurde» die Wa gen ans ein Nebenaleis geleitet; sic überfuhren den Prell bock und stürzten die Böschung hinunter. „engend nnd Berns." Unter dem Leinvorl „Jugend und Berus" wird iu der Staatlichen .Kunstschule eine Ausstellung gezeigt, die zum erstenmal der Oesfeuilichkeil die Ergebnisse des RcichSberusswctt- kauipfcs und die Juacudbcnnsarbcil in dor TAF. und der Hiller Juacnd zur Dgrstelluug bringt. Die Ausstel lung wird später in Reichenbach gezeigt werden. Treuen i. V. Ttgnd ein Blitzableiter auf der Scheune? Schwer heimgesucht wurde der Buuer Mar Schwabe in Eich, in dessen gefüllte Scheune ei» Blitz fuhr und zündete. An den reichen Erutevor- rätcn fanden die Flammen reiche Nahrung, so das; sich das Jener in kurzer Zeit aus das Stallgebände und das Wohnhaus ansdcbutc; alle drei Gebäude bräunten nie der. Die Feuerwehr konnte sich nur darauf beschranken, eine neue Scheune zu retten. Auster der eingcbrachtcn Ernte, den Getreidevorrätcn, landwirtschaftlichen Maschi nen nnd Einrichtung verbrannten auch Kleinvieh; das Groswich konnte gerettet werden. Zfch»»»«er TiMölatt ««» Anzeiger Lar Seimatlied keimt leim kreme« Das Ergebnis dcS Ersten Erzgebirgischen StreitsingenS Das Heimatwcrk Sachsen, Bolkstumsbezirk Erzge birge, erkannte den aus dem Ersten Erzgebirgischen Streitsingcn als Beste hervorgegangenen folgenden Grup- pen- und Einzelsängern die nachstehenden Preise zu: 1 Preis: Zschorlauer Nachtigallen und Herr Kunz ans Eibenstock; 2. Preis: Nacke-Trio aus Altenberg und Herr Stapf aus Annaberg; 3. Preis: Eranzabler Lerchen nnd Herr Kaden ans Anna- bcrg; 4. Preis: Bnchholzer Mäd und Herr Ditt mar aus Aue. Es gingen 7000 Beurteilungen der Rundfnnkhörer ein. Wer hätte eine solche Beteiligung erwartet? Man kann sagen, daß cs in manchen Orten keine Familie gab, die an diesem Abend den Heimatliedern nicht lauschte. Dafür nur ein Beispiel: Ein kleiner Ort, der eine Sing gruppe stellte, sandte 1050 Beurteilungen ein. Eine ganz besondere Freude bereitete das Lesen der vielen Briefe und Gedichte, die ans ganz Deutschland so aus Kiel, Hamburg, Bremen, aus Stuttgart, München und sogar aus dem Ausland eingingen. Ein Landsmann aus dem Kanton Bern schreibt, „daß wir im Ausland lebende Deutschen die Sendung mit innerer Er bauung ausgenommen haben und der Heimat von gan zem Herzen dankbar sind". Briefe kamen aus Oesterreich, zum Beispiel aus Baden bei Wien, und viele von Sude- tcndeutsche» aus der Tschechoslowakei. „Wie de Meiste Hamm nier an nnern Appcrat gesasscn, un Hamm ge lauscht of die tranling Weisen. A Liedel Hot immer schcn- ner wie is annere geklunge. Se Hamm alle ihr Bestes gcbn. Jeder müßt in erschien Preis kriegn! . . . Un nn komm ich zu nnnerer grüßen Bitt: Macht uns rächt oft die Freid un loßt uns iebcrn Rundfunk an Eier schinn Hamitobnden teilnainme." Viele, viele Brücken schlug unser Lied an diesem Abend zur Heimat. Aus tiefer echt crzgcbirgischcr Liebe entstand es. und zum Nufer und Wahrer dieses tiefen Gemütes der Gebirgler ist cs an diesem Abend geworden. Von nun an soll in jedem Jahr das Erzgcbir- gischc Streitsingcn dic Herzen aller, die »nscrem Erzge birge verbünde» sind, über alle Grenzen hinweg, zu einer festen Hvrcrgcmcinschnft zusammenschlicsicn. Eine große Ueberraschung für die Milwirkcuden nnd Besucher des Slrcitsiugcus bildetedic Aucrkenuuug dcr Sächsischen Landesregierung, die den Preisträgern einen freien Aufenthalt in Dresden in Aussicht stettle. Unsere ersten und zweiten Preisträger möchten dcr Sächsischen StaatSkauzlci für diese Auszeichnung mit den Worten Antons Günther danken: „Eier Lob ehrt net uär uns allaa nn nct när nnner Lied, Tos ehrt iS ganze Arzgcbirg, iS Volk mit senn Gemüt!" Tie Förderung, die unserem erzgebirgischen Volks tum zuteil wurde und die volkspolitischc Bedeutung un seres Heüuatliedcs, für dic dic Briefe der Hörer Zeugnis ablegcn. sollen für uns alle Mahnung und Verpflichtung bedeuten. Wir wollen unser Heimätlicd mehr denn je pflegen! TaS Lcitwort bis zum nächsten Streitsingcn heißer Jeder Ort seine erzgebirgische Sing- gruppe! Mittwoch, de« »L September 10S7 HM MrWft M Mehr Sächsische Mebstuhlsabrik (vorm. LouiS Schönherr) i« Chemnitz. Dcr Aussichtsrat des Unternehmens hat den; Aufsichtorals- mitglicd Generalbirekwr a. D. Dr. h. c. Stuhlmacher Ge- neralvvllmacht erteilt, die bisherige Tätigkeit des verstor benen Vorstandsmitgliedes Direktor Paul Schönherr bis auf weiteres zu übernehmen. — Dr. h. c. Stuhlmacher 'vor vor seinem Uebertritt in den Ruhestand Jahrzehnte Vor standsmitglied der Wanderer-Werke A. G. vorn,. Winklhofer s, Jaenicke in Chemnitz. Amtliche Berliner Notierungen vom 21. September (Sämtliche Notierungen ohne Gewährt Berliner Wertpapierbörse. Am Aktienmarkt zeigte sich leichte Erholung. Die Tendenz war fest. Der Rentenmarkt lag ziemlich still. Tie Altbcsitzanleihe konnte die Erholung des Vortages nicht aufrechterhalten. Für die Umschuldungsanleihe trat ein Rückgang auf 94,70 ein. Ueberwiegend niedriger waren Industrieanleihen. Am Geldmarkt ging Tagesgeld auf 2,7.5 bis 3 v. H. zurück. Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.» Argentinien 0,749 (0,753t; Belgien 41,94 (42,O2>; Dänemark 55,16 (55,28t; Danzig 47,00 (47,10t: England 12,355 (12,385»; Frankreich 8,437 (8,453t; Holland 137,64 1 37,92); Italien 13,09 (13,11); Jugoslawien 5,694 (5,706); Litauen 41,94 (42,02); Nor wegen 62,09 (62,21t; Oesterreich 48,95 (49,05); Polen 47,00 (47,10»; Schweden 63,70 (63,82»; Schwei; 57,25 (57,37); Spa nien 16,98 (17,02); Tschechoslowakei 8,691 (8,709); Vereinigte Staaten von Amerika 2,493 (2,497). Berliner Schlachtvichmarkt. Auftrieb: 1757 Rinder, davon 584 Ochsen, 109 Bullen, 880 Kühe, 184 Färsen, — Fresser, zum Schlachthol direkt 180 Rinder; 1685 Kälber: 5995 Schafe; 9232 Schweine, 161 Auslandsschwcine; außerdem 55 Ziegen. Verlauf: bei Rindern zugcteilt, Ausftichtiere über Notiz; bet Kälbern verteilt; bei Schafen verteilt; bei Schweinen verteilt. Preise: Ochsen: 45, II 41, 0 36, I) —; Bullen: ä 43, U 39, c 34, I» —; Kübe: ä 43, II 39, 6 33, 8 20—25; Färsen: /V 41, 8 40, 6 35, O 28; Fresser: —; Doppellender: 75—78; Kälber: 63, 8 57, 0 48, v 38; Lämmer und Hammel: (11 53, /X2 53, 81 4,g—53, 82 14—53, 6 40-45, O 27—39; Schafe: 18 41—45, 8 33—40, 6 18—30; Schweine: ä 53,50, 81 53,50, 82 53,50, o 52,50, v 49,50, 8 -, 8 —; Schweine: 01 53,50, 02 5l,50. II bis 51.50. Eber: 25—35. Berliner PrciSnoticrungen für Rauhfutter. 1. Erzeuger preise „ab märkischer Station" frei Waggon; 2. Großhandels preise waggonfrci „Berliner Stationen" Beide Notierungen gelten für 100 Kilogramm in Reichsmark. Dralugepresttes Roggenslrob lOnadrätbalicnt 2,60—2,80 (3,30- 3,60»; drabl- gcprcsttes Weizenstroh tOnadratballcn» 2,30-2,50 <3,10—3,30); dralugcpreßies Hascrstroh (Onadratballen) — >2,90—3,05»; dralugepresttes Gcrstcustroh (Ouadratballcnt 2,25—2,50 >3,10 bis 3,3M: Roggculangstroh «zweimal mit Stroh gebündelt» 2.20 bis 2,40 «3,20-3,30»; Roggcnlangstroh «mit Bindsaden ge bündelt» 2,10—2,30 (3,10—3,20»; bindfadcngepresttes Roggcu- stroh 1,90—2,10 (2,90—3,00;» biudsavcngcprcßles Wcizenstroh — (2,70»; Häcksel «handelsüblich» 3,70—3,90 «4,40-4,50»; Häcksel (ans Langslroh» — <4,70—4,80). Tendenz: sest. Handelsübliches Heu. gesund nnd trocken, nicht über 30 Prozent Besatz mir minderwertigen Gräsern (1. Schnitt) 3,00—3,20 «3,50—4,00»; gutes Heu. desgl. nicht über 10 Prozent Besatz (1. Schnitt» 4,70—5,30 <5,40-6,00), <2. Schmit) 3,30—4,50 <4,00-5,30»; Luzerne, lose, 6,60—7,20 <7,50—8,10»; Thpmotee, lose, —; Klee- Heu, lose «2. Schnitt) 5,00—5,60 (5,90—6,50); Mielitz-Hen, lose (Warthe, 3,30—3,60 <4,30-4,60); Miclitz-Hcn, tose <Havel) 2,80 bis 3,00 «3,70—3,90». Drabtgeprchtes Heu 60 Rpf. über Non,. Tendenz: stctia. Logzeigdt 1936 Hz? ^ukwärls-Verlag, Herlin L^V 68 25. Fortsetzung. Und auf dcr audcrc» Seile dcr duuklcn Bucht lag Kaolun mit den grostcn Pasfagierdampscru, de» schwim mende» Palästen. Aber Gaskell sah nichts von all dieser Schönheit. Er dgchlt zurück an seine Kindheit und au Evelyn Name.., Eveiyn Wilborn... Evelyn! Dreizehntes Kapitel KET-idl 6ä8KH.8 kHMtt Eap.aiu Alan Bast Ivar der vierte Sohn des Barons Oddels.-nM Er diente als Offizier in der englischen Armee; aber er haue eine fixe Idee, über die seine Kameraden lachten nuo seine Vorgesetzten sich ärgerten. Und schließ lich schrieb er ein Bnch: „Neue Verwendungsmöglichkeiten der Artillerie nn Felde." Damals hielt mau ihu sür ver rückt, aber später zeigte sich, daß er seinerzeit dreißig Jahre voraus tvar. Das war sicher ein Fehler. Niemand kann unter diesen Uniständen seine Zeil becinslnsseu, dic Spanne ist zu groß. Eaptaiu Bast erreichte auch uichts. Ais er eiust im Manöver seine Batterie im Galopp in Stellung sühne, stürzte er mit seinem Perde, geriet unter ciu Geschütz und wurde übersahreu. Damit endeten sein Leben nnd anch seine fixe Idee. Er hinterließ ein Ein kommen von zweihundert Pfund jährlich, außerdem ei» Töchterchen von fünf Jahren. In der nächsten Zeit lebte Susan bei ihren Ver wandten und wuchs zu einem junge» Mädchen Hera». Sic war gerade nicht schön, Halle aber osseue blaue Auge», ein kleines, rnndes Kinn und ein feingeschnitleneS Gesicht. Cie verstand cs anch, sich gut zn kleiden, und wenn sie iu aurcgender Gesellschaft Ivar, kouute sie witzig uuo uuler- halleud erzählen. Co kam es, daß dic jungen Leute auf sie nusmerksam wurde». Zweimal war sic verlobt, aber uach- dcm sie die Belrcsseude» näher lenncnlcnuc, war sic von ihncn enttäuscht uud schrieb ihm'» wieder ab. Mit scchsundzwauzig Jahre» lernte sic den jungen Pfarrer Anthony Gaskell kennen, und vier Wochen später Verlobte sie sich mit ihm. Zu der Zeit war er allerdings eist zweiter Hilfsgcisllichcr in Guildford, aber bereits weit , liud breit bekannt als einer dcr besten Kricketspieler. > Wo er austrat, wurde er begeistert empfange», »icht «»r vo» der Menge, sondern auch von den besten Sports- lcutcn selbst. Er hatte aber auch eine hünenhafte Gestalt und sah mit den röllichblondcu Locke» mid dc» blitzenden, blauen Augen wie ein Wiking aus. Warum er ausgerechnet die Tochter von Captain Bast wählte, wußte mau nicht. Es war icdenfalls sonderbar, denn alle Frauen schwärmten für ihn, und er hätte nur zu wähle» brauche», um eine hervorragende Partie zu machen. Die schönsten Damen rissen sich um seine Gunst. Susan machte keine Anstrengungen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehe», uns vielleicht tag gerade dari» ihr Er folg. Als er ihr ciuen Antrag machte, nahm sie ihn an und brachte ihn nach Cleave, um ilm ihren Verwandten vorzustelleu. Als Gaskell wieder abgercist war, traf sie ihren Onkel, den Baron Oddcrshall, im Billardzimmer. „Dein Bräutigam gefällt uns — er ist ein braver Junge!" sagte er. „Das freut mich, Onkel!" Er wollte noch etwas sagen, aber eS fiel ihm schwer. „Nun, was hast dn denn?" smglc Susan, die sein Zögern bemerkte. „Zu gut ist auch nicht gut." Sie richtete sich auf. „Wie meinst du denn das?" Er nahm einen Billardstock und stieß den roten Ball an, so daß dieser über das grüne Tuch rollte. „Susan, du bist zu ehrgeizig, ebenso wie dein Vater, der die ganze Armee in Aufregung brachte. Warum hast du denn Joh» Pirrie uud deu juugcu Vauce lausen lassen? Das waren doch wirklich sehr nette Kerle. Ich kann es mir schon denken — weil sie nicht mit dir Schritt halten kouulcu. Das gehl dir aber mit Gaskell genau so. Ter hat auch nicht dein Tempo." Sie erhob sich uud sah ilm cutrüstet au. „Ach, das ist doch Uusiuu! Gaskell ist bereits bekannt und berühmt!" „Als guter Kricketspielcr. Aber damit kann er doch im Leben nicht vorwärts kommen. Tas dauert auch nicht mehr lauge. In einigen Jahren ist er zu alt, daun hängt er seinen Schläger au dcu Nagel, uud du hast mir noch ein paar Gruppenaufnahmen von Krickelspiclern. Aber ich glaube, du bist darauf aus, daß er Bischof wc>>eu soll!" Sie nickte und fügte in Geoaukcn hinzu: „Erzbischof!" Wieder stieß Oddecshall nach dem roten Batt. „Nein, tu das nicht. Damit hast du bei ihm kein Glück. Er ist viel zu liebenswürdig und freundlich. Wenn mail aber schnell in die Höhe kommcn Witt, muß man andere unter die Füße treten, und so ein Charakter ist er nicht." „Meinst du, er köuute nicht vorwärts kommen?" fragte Susan, und ihre grauen Augen blitzten auf. „Das werden wir ja sehen!" „Nun ja, es ist deine Sache. Aber denke daran, was ich dir jetzt sage: Dn kau:st aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen, und wenn du ihm »och so sehr die Spore» gibst. Tas ist grausam gegen das Pferd, und grausam soll man nicht sein." Taim lüßle er sie aus die Stirn und verließ das Zimmer. Als Susan allein in dcr Tämmeruug saß. kamen ihr doch einige Zweifel. Sie kannte Anthony jetzt einige Monate lang, und sie war klug. Vielleicht...aber als sie daun an seine hünenhafte Gestalt, seine rotblonden Locken und seinen schönen Kopf dachte, wurde sie wieder stolz. Die Menge jubelte ihm zu, und die Frauen bewunderten ihn. Aber sie hatte ihn für sich gewonnen. Sie warf den Kopf in den Nacken. „Ich werde schon dafür sorgen, daß er vorwärts kommt", sagte sic z.u sich selbst. „Ihr werdet es ja sehen!" Susan hatte zweihundert Pfund jährlich, Anthony ein Einkommen von vierhundert Pfund im Jahre, außer seinem Gehalt. Damit konnten sic heiraten, und es hatte keinen Zweck, noch länger zu warten. So ließen sie sich denn schon einen Monat später trauen. Baron Oddcrshall machtc dcu Brautvater, war sreundlich und liebenswürdig. Zwei Jahre wohmcn sie in Guildford, und dort wurde auch der Junge geboren. Durch den Einfluß der Vcr- waudtschast erhielt Authouy daun eins der besten Pfarr- ämter im Westen Loudons, und dort war er ungewöhnlich erfolgreich, nicht nur gesellschaftlich. Zum größten Er- staunen seiner Freunde und Bekannten entwickelte er sich auch zu einem berühmten Redner. Seine Predigten waren scharf, und wenn er zuerst auch noch nicht die richtige Vor- tragsform fand, so machte er doch eine gute Figur auf der'» Kauzel, uud cs gehörte zum guten Ton, die Predigten des berühmten Kricketspielcrs zu besuchen. Baron Oddcrshall wurde neugierig, verbrachte eiu Wochenende in Loudon und ging ebenfalls zur Kirche. Später machte er einen Be such bei seiucr Nichte. „Das war eine vorbildliche Predigt, aber sie siammj vou dir, meme liebe Susan!" „Was meinst du?" Der Baron lächelte und kniff ein Auge zu. Weiter sagte er uichts. Als er sich verabschiedet hatte, lachte sie. Jyr Oukel hatte also gauz richtig vermutet, daß sie die Predigten verfaßte. Aber sic setzte nicht nur deu Text auf, sic paukte ihn Anlhouy auch ein. Jedes Wort, jede Geste! Er mußte, seine Rolle lernen, als ob er ein Schauspieler wäre. Es schadete ja auch uichts, solange die Sache geheim blieb, aber cs wurdc bckaunt, und schließlich kam es auch Susan zu Ohreu. Sie geriet außer sich vor Wut. Wer kouute das nur verraten haben? Onkel Oddcrshall hatte es sicherlich nicht getan. Und dann erfuhr sie zu ihrem Schrecken, daß Anthony selbst cs ausgcplaudcrt hatte. Als sic ihm deshalb Vorwürfe machte, gestand er cs ruhig ein-. „Warum soll ich cs dcun nicht erzählen?" fragte er verwundert. „Es stimmt doch!" Er war so stolz aus ihre Klugheit, daß sie ihm nicht einmal böse sein konnte. Aber sic sah, daß sic in Zukunst vorsichtiger sein mußte. Dic Tatsache, daß die Predigten des berühmten Gaskell von seiner Frau verfaßt wurden, ia« ihm keinen Abbruch, dcun er war als Kricketspielcr zu jcuer Zeit gerade auf der Höhe, uud ganz London strömte zusammen, um den berühmten Champion zu sehen. lFortsctzuug folgt.)