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198. n«. sro _ . u 1 wovauer Taaeblatl und Anzeiger" I,l das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschaft Flöha und des StadtratS zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt -ülhält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e. G. m. ö. H.gschopau Gemeindegirokonto: Zschopau Ar. L-, Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42884— N"" Fernsprecher Nr. 7lL Zeitung für die Orte: Krumhcrmrrsdors, Waldkirchen, Börnichen, Hohndorf, Wilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdorf, Scharfenstetn, Schlößchen Porschendori Anzeigenpreise: Die 4« mm breite Millimeterzeile 7 Pfg.; die VS mm breite Millimeterzeile im TextteU 25 Pfg,; Rachlaßstaffel 8 Ziffer- und MopMer G Tageblatt und Anzeiger Da»„Zschopauer Tageblatt und Anzeiger, erscheint werktägl ich. Monatl.BezugSprciS Zustcllgeb. SV Pfg. Bestellungen werden in uns. GeschästSst.,von den Boten, sowievonallenPostanstaltenangenommen Wochenblatt f ü k 3 s ck 0 P S U U « V UMgegettd Luftangrtff" auf Berlin Megerwlarm fraymoegea» — «ewiidrang »er NugaoweM Dir mit Froster Spaunung, aber auch mit allen vor bildlich durchgcsührtcn Luftschutzmaffuahmcn erwartete Luftschutzwochc, die im Nahmen der bisher striitztcn Luft- fchutzübuug in fast stanz Nvrddeutschland und einem straffen Teil von Mitteldeutschland und damit auch in Vertin ab- gehalten wird, wurde in der Ncichshauptstadt am Montag früh unerwartet bereits mit einem Fliegeralarm eiu- gclcitct. Sirenengeheul kündete den feindlichen „Flieger angriff" an. Die Bevölkerung suchte sofort die gekenn zeichneten Schuhräume auf uud innerhalb von wenigen Minuten waren die Straffen menschenleer. Auch in den Wohnhäusern und in den Betrieben begaben sich alle in die Ist der „Fliegerangriff" abgcwehrt? Bei den Lufimanövern über der Ncichshauptstadt ver folgten RcichSkriegsminister Generalscldmarschall v. Blom berg und Neichsluflfalmminister Generaloberst Göring vom Dache des Ncichsluslfahrtministcriums aus den Flng- zeugangriss und die Abwehr. «Weltbild.» vorgesehenen Schutzräume. Bei dem Fliegerangriff gelang" es einem „Gegner" bis zu zwei Stadtteilen, darunter einem Wichtigen Berliner Jndustrievorort, vorzustoffcn, in denen jedoch'Flicgerabwehr bereit stand. In diesen beiden S:avt- teilcn hielt der Alarmzustand längere Zeit au, während er für das übrige Stadtgebiet nach eitler guten halben Stunde wieder aufgehoben wurde. Musiez-güctiaer Ernsütz des Luftschutzes Der mustergültige Ein sah des zivilen Luft schuhes, der Technischen Rothilfc und des Noten Kreuzes, die zielbewusste Arbeit der Feuerwehr sowie der Polizei und ihrer vielen HilfSorganc, aber auch die allgemeine vorbildliche Haltung der Bevölkerung durch eine schnelle Räumung von Straffen, Verkehrsmitteln nnd Wohnungen — alles zusammen trug zum ausgezeichneten Gelingen der ersten Ucbung der Luftschutzwochc bei. Der erste Luftangriff auf Berlin ist vorüber. Man hörte die Motoren unzähliger Flugzeuge über den Dächern Berlins donnern, vernahm das Krachen der Abwehr geschütze. Nach allem, was fcststeht, kann angenommen werden, daß Berlin genügend geschützt ist, um gegebenen falls einem Angriff fremder Flugzeuge cntgcgcnzutreten. Das ist der Erfolg dieses großen Scheinangriffs. Der F l u g m e l d c d i e n st arbeitete genau und schnell. Ballon- und Drachenspcrrcn umgaben die Stadt Berlin. Auch wurden überall leichte und schwere Flaks und Jagdflieger gegen die fremden Flugzeuge eingesetzt. Die Abwehr war auf der Hut, brachte die feindliche» Flngzeugverbände auseinander nnd ver trieb sie. Schon am Rande Berlins wurde der „Luft angriff" zum größten Teil abgewehrt. Nur wenigen „feind lichen „Flugzeugen gelang es, die Abwehr zu durchbrechen. „Bomben" auf ein großes Kaufhaus! Eine erstaunlich wirklichkeitsgetreue Luftschutzübung sah man in einem großen Kaufhaus der Innenstadt, wo angenommen wurde, daß Brisanzbomben die Glasdächer von zwei großen Lichthöfen durchschlagen hatten und in den mcnschengefüllten Verkaufsräumen krepiert waren. Der Einsatz des Luftschutz- und Sanitätsdienstes der Gefola- schäft, verstärkt durch das Note Kreuz, erfolgte ebenso schnell wie zweckentsprechend. Aerzte und Sanitätspersonal Asteten die erste Hilfe und sorgten für Abtransport in die nachstgelegenen Krankenhäuser. Die Verwundungen waren durch Farbe und Verbände ernstfallmäßig vorgetäufcht, so daß der uneingeweihte Beobachter tatsächlich eine Kata strophe hätte vermuten können. Auch Brandbomben sollten den ausgedehnten Gebäudekomplex getroffen haben. Die Hausfeuerwehr wurde sofort alarmiert und durch die Berufsfeuerwehr verstärkt. „Luftkampf" über dem Wiihe?mplah Auf dem Wilhelmplatz vor dem Kaisers hatten sich unter der Führung von Oberstleutnant Ha ufe und dem Gesandten v. Bülow-Schwante die Luftfahrtaltaches der fremden Mächte versammelt. General Daluege und Polizeipräsident Graf Helldorf überwachten dort alle Maßnahmen, die zur Fliegerabwehr getroffen wurden. Am Eingang zum Hotel Kaiscrhof wehte die Fahne der Befehlsstelle des höheren Polizeioffiziers Berlins. Se kunden schienen nur vergangen, als aus der Ferne noch, schnell anschwellcnd zu einem dumpfen Donnern, die ersten „gegnerischen" Flugzeuge am Himmel auftauchten. Ihr Getöse wuchs zu eiucm gespenstischen Brüllen. Tief senk ten sie sich über der Innenstadt und rasten über die Häuser des Negierungsviertels hinweg: die Vollübung begann! Es war ein atemberaubendes Schauspiel, als die schweren Maschinen über den Dächern hinwcgflogen und nun die Flakbattcricn zu schießen begannen. Als die ersten Bomber vorübergebranst waren, erlebte man, mit unheimlicher Plastik und Akustik dargestellt, die Folgen des „gegneri schen" Angriffes, der natürlich nicht als der erste und ein zige zu werten war, sondern den im Verlauf mehrerer Großangriffe einmal gelungenen Durchbruch feindlicher Flugzeuge schildern und zeigen sollte. Auf dem Wilhelm- Platz detonierte die erste „Bombe" mit ungeheurem Krach. Gleich darauf die zweite, dann die dritte und vierte: Rauchwolken steigen schwelend an den Häuserdächern em por: das Verkehrsministerium und das Propaganda- Ministerium sind getroffen. Flammengarbcn schießen hoch — vom Dach des Kaiserhofes fallen schwarze Bänder als Zeichen dafür, daß der Nord- und Südflügel des Hotels getroffen und eingestürzt sind. Nun steigert sich der Lärm zum Furioso: immer neue Flieger tauchen auf, immer wilder wird das Hämmern der Abwehrgeschütze. Jetzt sieht man auch schon die ersten Verfolger aüftauchen, schmale Pfeile, die am Himmel cnt- langschieffen, aus der Höhe herabzustürzen scheinen, sich fangen und den Gegnern unerbittlich folgen: die Jagd flugzeuge. Man sieht auf deu Dächern die Abwehrmaun- schaften, am Kaiserhof ist ein Kurzwellengerät in Betrieb: Alarm- und Sichtmcldungen leiten Abwehr und Verfol gung. Flugzeuge lassen schwarze Rauchfahnen erkennen: „Gas" senkt sich auf die angegriffene Stadt. Am Kaiser hof werden lötz Verletzte angenommen, Brandbomben sind auf die Voßstraffe niedergefalleu, Einstürze werden vom Neubau der Ncichskauzlei gemeldet, aber alles wird in diesen Minuten übertönt vom Donner der Maschinen, Ge schütze und Maschinengewehre. Wasser- uud Gasleitungen „planen" unter der Wucht der Bomben — die Fenster scheiben zittern unter den künstlich erzeugten Detona tionen ... Einsatz aller Kräfte Am Wilhclmplatz und in Siemensstadt sah man in verschiedenen Jndustricwerkcn die Folgen des Fliegeran- „Bombentrcffer" vor der Reichskanzlei Bei den Lufimanövern am Montagvormlttaa über Berlin gelang es feindlichen Fliegern bis zum Neglerungsviertel ver Ncichshauptstadt vorzudringen und vor der Reichs kanzlei „Bombeneinschläge" zu erzielen. Die Straßen waren sofort nach dem Fliegeralarm durch die Sirenen menschenleer. Weltbild.) griffs. Nm Bahnhof Wernerwerk lag ein umgestürzter Omnibus, begraben unter den stählernen Trägern der von Bomben zerstörten Eisenbahnbrücke. Die Eisenbahnbrücke war natürlich heil, aber der riesige Omnibus war wirklich umgekippt worden .. In einem anderen Werk erlebte matt von der unterirdischen Befehlsstelle die Bekämpfung der Schäden mit: ununterbrochen kamen die Meldungen, mH ebenso rasch und umsichtig gingen die Befehle hinaus. In der Kaserne Nuhlebcn arbeiteten Luftschutztruppe und Feuerwehr gemeinsam, und Entgiftungstrupps ans Span dau waren zur Verstärkung herangezogen worden. Um die Mittagsstunde, während die Berliner längst wieder ihrer gewohnten Arbeit nachgingen, waren die Feuerwehr, die Polizei und alle Angehörigen des zivilen Luftschutzes in der Wilhelmstraffe noch an der Arbeit: das ganze Viertel war abgesperrt, um eine ungestörte Durchführung der Arbeiten zu gewährleisten. Nach Be endigung des Großangriffes konnte festgestellt werden, daß sich nicht nur die Bevölkerung Berlins vorbildlich und mustergültig verhalten hat, sondern daß auch der Einsatz des gesamten Hilfs- und Sicherheitsdienstes tadellos ge klappt hat. Es konnte ferner festgestellt werden, daß die Alarmmeldnng, die Warnung und die Abwehr vorzüglich gearbeitet haben. Berlin — SM Oe Licht Dle gwße VrrdWkeLunMWung Nach der bewährten Einsatzbereitschaft bei dem „Flie geralarm" habe» die Berliner bei Einbruch der Dunkelheit ihre Findigkeit im Verdunkeln bewiesen. Berlin ist zwischen Abend und Morgen jetzt eine Stadt ohne Licht. Schwarz stehen die Häuserzeilen, gespensterhaft huschen die Menschen über die Straßen, die Verkehrsmittel gleiten wie große Schatten durch die Dunkelheit. Kein Lichtstrahl huscht durch die Nacht. Die Berliner haben sich auch als Verdunkclungskünstlcr vollauf bcwäh.rt. Man stelle sich Berlin vor ohne Licht. Die Stadt, die sonst abends in ein Lichtmeer getaucht ist, in einen schwar zen Mantel verhüllt. Keine Lichtreklame, keine erleuchteten Schaufenster, nirgendwo lockt, funkelt und gleißt der Zau berschein des vergnügten und geschäftigen Lebens. Laut los wickelt sich der Verkehr ab. Aus den Gaststätten dringt kein Lichtschimmer. Dicke Vorhänge und Lichtschleusen ver hindern, daß beim Ein- und Nusgehen der Gäste auch nur ein Lichtstrahl nach draußen kommt. Die Autobusse schwan ken vorbei wie rollende Spukhäuser, nur im ersten Stock werk schimmerte wie ein ferner Stern ein spärliches Licht. Der Potsdamer Platz steht aus, als träume er, und die Linden in pechschwarzer Finsternis. An allen Bürgersteigkanten und -ecken sieht man die weißen Striche zur Kennzeichnung für die Fahrzeuge. Ei« voller Erfolg Zunächst schienen sich die Berliner hinter ihre ver ¬ hängten Fenstern zu verkriechen, als wollten sie das Gruseln lernen. Da ihnen das aber nicht liegt, sie viel mehr bald von einer mitleidslosen Neugierde geplagt wurden, so kamen sie bald hervor ans ihren Dunkel kammern und bevölkerten in reichlicher Zahl die Straßen. Berlin im Dunkeln, das muff man doch gesehen haben! Fachmänniich betrachteten sie die Verdunrelungsmai;- nahmen, rügten hier und da kleine Fehler, wenn etwa noch irgendwo durch ein Nitzchen ein winziger Lichtstrahl drang. Mit geradezu leidenschaftlichem Interesse folgten sie den Männern vom Luftschutz, die überall Kontrolle ausübten. Aber Neugier soll Durst geben, und bald verkrochen sich die Berliner in Gaststätten, Kinos und dergleichen, und es war, wie sonst immer. Gesprächsthema für heute und nächste Tage aber bleibt der „Fliegerangriss" und die Verdünkelungsübung. Auch wert ins Land ymetn -vunrelyett Nun sollen aber die Berliner nur nicht glauben, sie könnten allein und am besten verdunkeln. Auch weit ins Land hinein herrscht in diesen Tagen ägyp tische Finsternis. Man hat Zweck und Ziel der Ver dunkelungsübung begriffen und hält Disziplin, wie eS nicht anders erwartet wurde. Die Retchsbahnzüge schlängeln sich durch die dunkle Landschaft, die Abteile liegen im Halbdunkel, die Vor-