Volltext Seite (XML)
«r. 21» Zscho pauer Ta»«bl»tt med A»ze«««r Moutag, »«« 26. September 198? Kimes im Mm Eines Tages baut man ein Zelt auf vor dem Dorf. Süßer Geruch vo» Kuchen, feierliche Bratenröcke, die stark nach Mottenpulver riechen, Birken- und Tannengrün allerwege, nur einmal im Jahr ist Kirmes im Moor, Hetze! Die Monate über bat der Wolkenschieber die Herde übers Moor getrieben, ein königliches Leben geführt unter freiem Himmel, weit ist das Moor, groß ist das Schweigen. Nun ist er auch im Dorf. Und auch die Antje, die Nichte der Bäuerin, ist mit der Schule aus der Stavt gekommen. Der Abend kommt lau, der Stern steht groß und hell über dem Moor, Lärm und Ausgelassenheit schwellen an wie ein Gebirgsbach im Frühjahr. Die !Bäuerin erheb! sich und geht an das Fenster: „Guckt euch 'bloß mal die Kadetten an, sterngranalenvoll! Die Torf- knechte natürlich!" Gleich darauf fallen drei Kirmesgcsellcn durch die Tür herein, Kerle groß und eckig mit scharfen Kanten im Gesicht und wilden Liedern zwischen den Zähnen. „Höhö!" grüble» sie mit roten Augen, Pfeife im Mundwinkel: „Höhö!, schöner Saftladen hier, dreimal Schnaps und ein ander Gesicht machen, Herrschaften, wenn wir bitten dürfen!" Das dürfen fie, die Bäuerin hat nichs dagegen, aber Schnaps hat sie keinen mehr, sie sollen morgen wiedcrkommen! „Höhö, kein Schnaps mehr in Vermöölens Kate!" singen sie und hauen sich gegenseitig auf die Schultern, daß die Dielenbretter knarren. „Tede", lacht einer, „die Vcr- möölen ist gnt, hat keinen Schnaps mehr!" Er torkelt auf Antje und den Wolkenichieber zu: „Ist das deine Braut, Wolkenschicber? Feine Arant, verdammich ja, feine Braut, Wolkenschicber, alles was recht ist!" Vor Antje baut er sich auf, schwankend, die Hände in die Hosentaschen ge stemmt. Was ist so ein Torfk-uccht schon groß, he? Das ganze Jahr über ein Sklave des Moors, schuftend, fluchend, stinkend vor Schweiß und Tabaksaft. Aber auf der Kirmes ist er der Herr im Dorfe, er hat Geld, viel Geld, tanzt sich heiß, trinkt einen halben Liter in einem Zuge, und wenn Bier und Schnaps und Tabakqualm seinen harten Schädel mürbe machen, wird er ein rauf- instiger, verwegener Liebhaber. Tede, sein Freund, umsaßt ihn am Ellenbogen: „Mensch, nun komm, Kobes!" Toch Kobes denkt gar nicht daran. „Du", lallt er knurrend, „du, laß mich zufrieden, verstehst du!" Zn Antje: „Verdammt feines Frauen- 'zimmer!" Jetzt legt er seine breite Pranke um ihre Hüfte. ^Hehe, du..Aber Antje steht ans, verlegen und rot und will in die Küche. „Tu!" sagt der Wolkenschieber. Weiter nichts. Aber eine drohende Falte steht zwischen seinen Brauen. Tie Bäuerin tritt dazwischen: „Kobes, weißt vu, am besten ist, du kommst morgen »vieder, dann kriegst du auch einen Schnaps, Kobes." , Kobes ist Torfknecht, scchsundzwanzig Jahre alt, und heute ist Kirmes, cs paßt ihm nicht in seinen Kram, so einfach abznhaucn, und als Antje, schmal und kraus und blond, an ihm vorbei will, reißt er sie an sic^ was ist dabei, Torsknechle sind eben rauhbeinige Kerle, schönes »Mädchen, häßliches Mädchen, ein Torfknecht ist kein Edel mann, der Kobes schon gar nicht! „Ha!" stößt er durch die Zähne, „verteufelte Moorhex, wart..." Der Wolkenschteber stellt den Stuhl beiseite und rückt den Hosenbund zurecht. In seinen Augen glimmen böse Lichter, und er sieht nur die Arme des Torfknechtes um den Leib des Mädchens. »Ich glaube", sagt er kurz und scharf, „ich glaube, du ft« jetzt geben, ich glaube, daS ist das beste." „Oho, mein Lieber, will man dem Torfinecht Vor schriften machen? Er tut und macht, was er will, ver standen!" Tann legt er seine schwere Hand auf Antjes Nacken, er will es nur... Der Wolkenschieber steht mit einem MHle vor ihm, und seine Faust kracht dem Torfknecht -wischen die Augen, daß der kurz und schrill aufbrüllt und dann lautlos wie «in nasses Laken, das von der Leine fällt, in sich zu- famnicnsinkt. Der Wolkenschieber krallt ihn am Hosenboden und Jackenkragcn und schüttet ihn durch die offene Tür ins Freie. „Treckkerl!" Die beiden anderen poltern grollend ihrem Freunde nach. Auf dem Dorsplatz stehen die Buden, Petroleumlampen baumeln über Lebkuchen, AmMGe Anzeigen Versteigerung. Am Dienstag, ^cm 21. September, vorm. 11 Mhr sollen in Dittersdorf v. Lijtz. — Sammclort der Bieter: 'Wetzels Restaurant — 1 Möbelwagen und 1 4jährige Kuh meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Zschopau, den 20. September 1937. Der Gerichts vollzieher des Amtsgerichts. I !i! !I! ! I ..„Ullff. Will HR/ Heilpraktiker, ^scsiopau, ZVim-wnstr. 17 VV« tl ZpiLLdzicmäeaur jeclen llien8tag von IN—5 Okr. Oebamlelt werben alle inneren eine! äuseren keiclen (liescbi-Krankb. an^esclii.). Lperialbebamilun^ von ttemleiclea, Geeilten, olienen Iwinem.KrampiaclerLescbwüren pp. kiomöopatbie, liestrablnncl, Krinnerbeiiverlabrcn, Ziassagen. Orin bitte in Nie Lpreclisluncle mtzrubrinMn. Oenissenkakte diocbemiscbe 8era- tunü aucb kür IKIicbtmitAieller l-NN A 6 i r- a ll ! M Aun nn/ttnsn «5« M ff ff ^66^67- ff L/c^o/>a», </»» 20. 4a/>/on>6ar -037 M Hiwmt^tlmmllllll Zuckerstangen, prallen Frauen, türkischem Honig und allerlei Stoffen. Eine Drehorgel, ein blinder Mann mit grauem Rahmenbart singt die Moritat vom rabcn- schivazcn Schuster. „Wer haut noch 'mal den Lukas? Zehn Pfennje, meine Herrschaften, na, Herr Graf...?" Kinder mit Klüngelskcrlflöten, kleinen Trompeten, Kikeriki und Juhu. Die Klarinette jauchzt, die Baßgeige brummt. Der Geiger legt sich ins Zeug und greift großartige Akkorde, die Klarinette versucht mit raffinierten Trillern mrd Läufen zu übertönen, und wenn der Tanz zu Ende ist, hört man die Orgel des blinden Mannes. Cs ist ojne alte Orgel; sie hat so ihre Zicken, manchmal spielt sie dasselbe Stück gleich mehrmals hintereinander... Nun, es ist eben eine alte Orgel, ja ja. Antje sagt, sie lacht sich kaputt, und der Wolkenschieber weiß nicht so recht, was er mit sich anfangen soll. Er ist voller dumpfer Unruhe. Ein Torflnecht streicht um sie herum und macht verliebte Augen. Kommt oreit und behäbig herbeigcschlendert: „Du, Wolkenschieber, komm her, wir trinken einen, bin auch ein armes Luder wie du, aber trinken tuen wir einen." — „Nachher. Schon gut. Laß mich jetzt in Ruhe, sag ich dir." — „Nana, mal nicht gleich so grob werden, nicht wahr, so was ist der Torf- knecht nicht gewohnt, verstehst du, und jetzt trinken wir einen zusammen, na?" Der Wolkenschieber sagt, er hätte jetzt keine Lust zum Trinken, nachher. Der Torfknecht bekommt ganz kleine Augen vor jähem Zorn: „Also willst du keinen mit mir trinken, he?" Im Innern dunkel gewarnt, schweigt der Wolkenschieber nnd geht einen Schritt zurück. Jeinand tritt herzu, ob es erlaubt wäre, ein Tänzchen mir. Natürlich, warum soll es nicht erlaubt sein? Antje geht mit dem Fremden. Ein Torflnecht ist es, irgendeiner. Darüber ist der andere sichtlich erfreut. „Nun, wenn du keinen mit mir trinken willst, Schwachkopf, so läßt du es. Gute Nacht!" Da ist irgend etwas, was nicht stimmt; man hat nschts Gutes vor, sinnt der Wolkenschicber, ich muß mich vor sehen. Ta kommt Kobes, der Torfknecht, den er vorhin aus der Kate geschmissen hät, er blickt ihn wild und traurig an, stumm. Seine Augen sind klar. „Sieh dich vor", sagt er kurz und nüchtern, „gehe nach Hause!" Das will der Wolkenschieber sowieso; er wartet hier nur, bis Antje kommt. „Die Antje?" fragt Kobes langsam, als ob er lange zu sinnen hätte: „Die Antje, ist die denn auch hier?" Damit dreht er sich schon herum und geht. Nach kurzer Zeit kommt er wieder, ein wenig zerfetzt und zerrissen, eine blutige Schramme über die Backe. Antje an der Hand. „Da!" sagt er kurz, „nun geht!" Sie gehen schweigend. Hinter dem Dorfe wird die Stille groß. Ein Himmel mit töricht vielen Sternen über ihnen, eine Wiesenschnarre ruft, Enten klatschen auf einein nahen Moorstich, und irgendwo läutet eine Unke in die Nacht. Das Torf riecht bitter, der laue Wind nach tag- warmen Föhrenrinden, nach Juchten, nach Machandeln, nach Porst, Rauschebeeren, Blaubeeren. Und wenn der Wind durch die Nacht hoppelt, gemächlich und faul, kst eS, als ließe er in jeder Birke ein heimliches, verirrtes Lachen zurück. „So viel Sterne", redet die Antje, „so viele..." ,Ha, di« Sterne", sagt der Wolkenschieber verwirrt; „was wollte der Kodes von dir?" , „Nichts wollte er. Er ist ein feiner Kerl." — Fern brummeln ein paar Rohrdommeln. Antje fleht ihn lachsnd an: „Ihr seid komische Kerle, ihr hier im Moor, voll der tollsten Gegensätze. Der Kobes hat mich auf dem Tanz boden aus dem Kreis von sieben Torfknechten heraus- geschlagen, weil die nichts Gutes vorhatten mit uns. Und damit wir jetzt nach Hause gehen können. Trotzdem du ihn... jaja, ihr seid doch eigenartige Kerle!" Handel, MMmd BaW Berliner Wertpapierbörse. Am Aktienmarkt war die Tendenz schwach, am Montanmarkt betrügen die Rückgänge bis von 1 v. H. Der Markt der festverzinslichen Werte war still. Nmschuldungsanleihe erholte sich auf 94,62. Altbesitzanleihe setzte mit 127,87 ein. Die Börse schloß außerordentlich still. Dunser IsMksiifmsnn 25 Jahre alt, Fachschulbildung, perfekt im Einkauf, Ver kauf, Ve and, i. d. Buchhaltung, Lohnbuchhaltung und dem Krankenkassniwesen MZi! kük neue Heilung. Angebote unter K A. 219 an das Tageblatt erbeten. 3« Ser «WDSii KmchlOesz ist nicht nur ein gut gewählter, überzeugender Briefstil ein Vertrauensmoment. Stark für bas Verlrauen spricht auch Sie Art der Auf machung der GeschäftSpapicre. Wer ein gutes, griffiges Papier mit sauberem Aufdruck für seine Briefe verwendet, bestätigt seinen guten Geschmack und sein Qualitätsgefühl. Darauf baut der Kunde sein Urteil über einen Betrieb. Geschäftspapiere sind tonangebend. Wer sie stets in guter Aufmachung und sauberer Ausführung verwendet, treibt ein gut Stück kluge Geschäftspolitik. Wir geben jeder Geschäftsdrucksache durch g«. schmackvolle Anordnung des Textes, durch gute- Papier und sauberen Druck eine persönliche Note. MW« TWlatt i. Anzeiger Fernruf 712 I s Kraftwagen- und yahrradbewachung geneymigungS- I f Pflichtig k Der Reichsstatthalter in Sachsen — Ministerium für Wirtschaft und Arbeit — ordnete an; Die Ausübung deS Kraftfahrzeug- und Fahrradbewachungsgewerbes bedarf nach 8 34a Reichsgewerbeordnung der Erlaubnis der unteren Verwaltungsbehörden. Soweit erforderlich, kantt dieOrt s p o l i z el beh ö r d e nach 8 37 Reichsgewerbe^ ordnung die Art der Gewerbeausübung regeln. Mil'MiWll Dienstag, den 21. September. Deutschlandsender. 6,80 Frühkonzert. 7,00 Nachrichten. 10,00 Im Kampf um den Pol durch Nacht und Eis. 10,80 Fröhlicher Kindergarten. 11,40 Vom Flachsstengel bis zum Reinleinen. 12,00 Konzert. 13,45 Nachrichten. 14,00 Allerlei von Zwei bis Drei. 15,00 Wetter, Börse, Programm. 15.15 Beliebt« Opernmeloöien. 16,00 Musik am Nachmittag. 17,00 Die Dame mit dem Regenschirm. Heitere Geschichte. 18,00 Minnelieder aus alter Zeit. 18,20 Politische Zeitungsschau. 18,40 Kleines Zwischenspiel. 18,85 Die Ahnentafel. 19,00 Eugen Wolff spielt zur Unterhaltung. 20,00 Wetter, Kurz nachrichten. 20,10 Vogel friß oder stirb! Eine Komödie. 21,15 Ter Tag klingt aus... 22,00 Wetter, Presse, Sport. Deutsiklandecho. 22,30 Eine kleine Nachtmusik. 23,00 Euro päisch Konzert aus der Schweiz. Leipzig. 5,50 Nachrichten, Wetter. 6,10 Gymnastik. 6,30 Konzert. 7,00 Nachrichten. 8,00 Gymnastik. 8,20 Kleine Musik. 8,30 Konzert. 0,30 Vom tätigen Leben. 10,00 Deut scher Kaffee, schwäbische Orangen. 10,30 Wetter, Tages programm. 11,50 Heute vor ... Jahren. 11,55 Zeit, Wetter. 12,00 Konzert. 13,00 Zeit, Wetter, Nachrichten. 14,00 Zeit, Nachrichten, Börse. 14,15 Musik nach Tisch. 15,20 Als man noch in die Semmelmilch ging. 15,40 Tagebuch von einer Faltbootfahrt. 16,00 Konzert. 17,00 Zeit, Wetter, Wirt schaftsnachrichten. 18,00 Hans Balüung. 18,20 Reden nnd Betrachtung«! der Zeit. 18,40 Musikal. Zwischenspiel. 18,50 Wissen undF ortschritt. 10,00 Balduin Bählamm. Von Wilh. Busch. 19,45 Umschau am Abend. 20,00 Abendnachrichten. 20^10 Großes Unterhaltnngskonzcrt. 22,00 Nachrichten, Wet ter, Sport. 22,20 Kunstbcricht. 22,30 Unterhaltung nnd Tanz. AW öMW KMtsWen Verbilligter Strombezug — 8 Monate Gefängnis. Chemnitz. In einem Betrieb in Königswalde im Erzgebirge stellte ein Stromablcscr gelegentlich fest, daß sich Ser Zählerstand nicht veränderte, obwohl elektrischer Strom verbraucht wurde. Bei der näheren Untersuchung wnrde festgestcllt, daß an dem Zähler eine Schraube gelockert wor den war und zur Seite geschoben werden konnte. Dadurch vermochten die Zähne des Mechanismus nicht mehr in Sie Zifferwelle einzugreifen, was zur Folge hatte. Saß Ser ver brauchte Strom vom Zähler nicht mehr gemessen wurde. Außerdem ward er Draht einer Plombe gerissen. Obwohl der Firmeninhaber bestritt, sich and em Zähler zu schassen gemacht zu haben nnd cinwendete, daß die Veränderung vielleicht durch Erschütterungen seitens der Maschinen oder durch Stöße bei dem Umzug hcrvorgerufen worben wären, wurde ?r wegen Siegelbruches in Tateinheit mit Betrug tür fö^Udig befunden und vom Amtsgericht Annaberg zu 8-Mo naten Gefängnis verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte der Angeklagte Berufung beim Chemnitzer Landgericht einge legt, Sie aber verworfen wurde. Wetteraussichte» für Dienstag. Aufkommende Schauerneiguna, geringer Temprratur- rückgang. (Die Keutig« Nummer umfaßt 8 Setten.) Hauptschriftleiter: Heinz Voigtländer. Vertreter des Haupt schriftleiters und verantwortlich für den gesamten Textteil und Bilderdienst: Heinz Haberland. Verantwortlicher An zeigenleiter: Willy Schmidt, sämtlich in Zschopau. Rotations druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend, Richard Voigtländer, Zschopau. VIII 2200 Zur Zeit ist Preisliste 8 gültig. WMWWMM Wer über die täglichen Ereignisse in der Heimat und in aller Welt Well iO MM unterrichtet sein will, liest das MMk TlMtt Bestellungen nehmen alle Zeitungsträger und die Geschäftsstelle entgegen. Leere HVsrlzsVLrrrM baust Muguft Gey GesellWstsfaWen G. Lanzsch sähet Dienstag 7 Ayr zum Zirkus Krone Zeitige Vorbestellung erbittet unter Nus 7KS »US aÄsgsnkoNskiukon! Wsrkrsugs U «Nsr cm, n»u una gokrsuuk«. »utrsissn, NSKfsn, r^g^ej rk»n»m!ss>on,Is»» u. »au,!. In rl u »k 5kv, Nsnö vsrk, t.KnrInsi't.. »oki«N, Lisätungon us*. Maltor Nagockorn Vorksul vom Lagos': v* VAomniLe, 27. Smige r-Mm- MlW .Ä Gewährung eines Darlehns sofort zu vermutet». Wo? sagt die Geschäftsstelle des Tageblattes. *