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Wieder güi geyr. Jubeln möchte manl Alle Welt ekn- schließen in diesen befreienden Jubel." Er verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. „Na, das kann ich von mir nicht behaupten." „Aber, Hans, wie kann man so undankbar sein!" „Wofür soll ich dankbar sein, dafür, daß meine Karriere verpfuscht ist? Und das ist sie doch unbedingt." „Ach, Karriere hin, Karriere her, wart' mal ab, es geht auch ohne sie. Mein Verlobter —" Sie kam nicht weiter. Hans hielt den Schritt an und sah Eva er staunt an. > „Ach, verzeih, du weißt ja noch nicht, daß ich verlobt bin. Also dann hör zu: Ich herzloses Geschöpf hab es ! fertiggebracht, mich in dieser schwersten Zeit unseres Lebens zu verlieben und zu verloben, und zwar mii Assessor Holldorf." „Ach nein!" „Ja, ja, dem verdanken wir es auch, daß sich die trost lose Geschichte so verhältnismäßig schnell für uns geklärt." Hans gratulierte ihr. „Du, das freut mich wirklich von Herzen." „Na, siehst du, was du für eine Schwester hast, dafür kannst du gar nicht dankbar genug sein. Aber nun wollen wir wieder ernsthaft reden. Also, mein Verlobter hatte vor, sich für den höheren Polizeidicnst vorzubercitcn, das hat er aufgegeben. Er will das Büro seines Vaters über nehmen und will dir den Vorschlag machen, mit ihm zu sammen zu arbeiten. Es ist eine große Sache. In allen großen Städten Deutschlands hat die Holldorssche Detektei Zweigbüros. Eugen würde sich freuen, wenn du seinen Vorschlag annehmen würdest." „Wenn kein Kapital dazu nötig ist, dann wäre ich gern dazu bereit." Eva lachte. „Nein, eine Kapitalscinlage brauchst du nicht zu machen, die Holldorfs haben Geld genug. Und du wirst einmal noch mehr haben als sie." „Wieso das?" Er sah sie erstaunt an. „Hans, wenn du gescheit bist, heiratest du Agnes Dupre. Tie ist doch sehr reich." Haus' Gesicht färbte sich dunkelrot. „Aus Berechnung heirate ich nicht, Evi." „Natürlich nicht, Hans, aber die Agnes liebt dich sehr, viel mehr, als du je ahnen kannst. Ich weiß es jetzt." Er bat sie, nicht davon zu sprechen, aber er war still und nachdenklich geworden. Er erinnerte sich an frohe Stunden, die er einmal mit Agnes verlebte, sie war ihm lieb, aber dann war das mit Lilli gekommen, und er hatte Agnes vergessen. Die Erinnerung an Lilli füllte ihm die Seele mit tiefer Trauer. Die ließ sich nicht so einfach weg schieben. Es würde gewiß eine lange Zeit dazu nötig sein, um zu vergessen. All das Schreckliche, das er durchgemacht hatte, konnte nur in rastloser Arbeit vergessen werden. Er empfand es dankbar, daß sic sich ihm sogleich bot. In der Wohnung seiner Mutter wurde er erst von ihr, dann von dem neuen Schwager in die Arme geschlossen. Erlöst von unbeschreiblicher Qual, hatten alle nur das eine beglückende Gefühl, wieder beisammen zu sein. Die Mutter ließ kaum die Hand des Sohnes frei. Im Laufe des Nachmittags kam ein Bote, der einen Brief von Oskar Grothe an Hans Loth brachte. Hans las ihn und reichte ihn der Mutter. Es waren freundliche, ver söhnende Zeilen, die Mutter und Sohn Wohltaten. Oskar schrieb, daß Lilli so weit hcrgestellt sei, daß sie in abseh barer Zeit die Anstalt verlassen könne. Er habe vor, dann mit ihr für ein Jahr auf Reisen zu gehen, damit sie andere Eindrücke empfinge. „Gott sei Dank, daß alles gut geworden", sagte Frau Loch und sah ihren Sohn an. * i» * Oskar Grothe saß am Ruhebett seiner Frau. Durch die weitgeöffneten Fenster des Krankenzimmers strömte der Duft von Blumen. Leises Vogelgezwitscher erfüllte die Lüft. Lilli lauschte darauf. Ihre Hand lag in der ihres Mannes. „Oskar", sagte sie leise, „nun zwitschern die Vögel auch in unserem Garten, hast du ihn instand bringen lassen, wie du es vorhattest?" Oskar war freudig überrascht. Daß sie sich daran er innerte, war ein Beweis der Gesundung. Er beeilte sich zu aatwrMenr Habens nicht getZN, Lilli, und wepp« es auch nrchi tun, Denn wir werben me mehr m VK» «HP««» liche Haus, zu dem der Garten gehört, zurückkehren, ich werde wahrscheinlich eine Villa in Zehlendorf kaufen." Sie richtete ihren Oberkörper auf, stützte den Ellen bogen in die Kissen, legte ihren Kopf in die Hand unld sah Oskar groß und verwundert an. „Wir werden nicht in unser Haus znrückkehren, Oskar?" „Rem." Er lächelte. „Oder wolltest du?" „Um Gottes willen, nein! Ich bin ja so froh, daß es nicht sein muß. Erzähle, was du vorhast.' „Mir ist eine Villa in Zehlendorf angeboten, die aller liebst ist und mitten zwischen anderen liegt, die werde ich kaufen, wenn sie auch dir gefällt. Und bis wir sie beziehen können, gehen wir auf Reisen. Im Sommer an die Nord see, im Herbst ins Gebirge, im Winter nach dem Süden. — Jst's recht so, Lilli?" Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn. „Alles ist mir recht, was du über mich ver hängst, und dies ist ja so herrlich. Ich freue mich, Oskar, ich freue mich unsäglich. Wir werden sehr, sehr glücklich sein..." Er umrahmte mit seinen Händen ihr Gesicht, sah ihr in die Augen und küßte sie. „Das werden wir, Lilli. Meine Pflichten in der Fabrik halse ich für einige Zeit einem anderen aus, wir leben nur unserem Glücke." * An einem der nächstfolgenden Tage kam Agnes Duprä wieder einmal zu Loths. Sie traf Holldorf bei ihnen. Er sprach viel von Haus' zukünftigem Wirkungs kreis. Frau Loth und Eva hörten aufmerksam zu, wäh rend Hans und Agnes mit ihren Gedanken weitab waren. Zuweilen ruhte Hans' Blick auf ihrem blassen, feinen Gesicht, und er las aus ihm, daß Agnes viel Leid um ihn getragen hatte. So viel hatte er gutzumachen, daß alle, di« um ihn gelitten hatten, es vergaßen. Und das wollte «r. Auch er wollte sein Leid vergessen. Das Leben stand wieder vor ihm, es bot Arbeit, sehr viel Arbeit und als ferne Hoffnung die Liebe einer Frau... Der Prozeß gegen Mar Wieprecht nahm bald feine« Anfang und ging schnell zu Ende, weil der Angeklagte sein Geständnis, das er vor dem Untersuchungsrichter cchgelogt, aufrecht erhielt. Er wurde zu fünfzehn Fahren Zuchthaus verurteilt. Durch Selbstmord entzog ßch WePyAt dar ZM- streckung des Urteils... . <7-^. - - "7 --l. — End«— - Mel MG K»W... Skizze von Heinz Rasch-ert. Georg Friedrich Händel ist seit Wochen in London. Ohme Freund, und unkundig der englischen Sprache, durchwandert er die Stadt, läuft Theaterleuten in den Weg, hat Äöch urch schreibt mit jugendlicher Genialität in tüerzchir Tag« die Oper „Rinaldo". Händels Musik stiehlt sich ratch in «Se Herzen. Sogar in den Schenken hört man Melodien auS „Rinaldo". Der Ruhm des deutschen Meisters ist begrürchet. Aber das genügt seinem Schaffensdrang nicht. EinMkßreiche Persönlichkeiten, die sich Mr ihn eiusetzeu, urä> fern WeÄ*för dern helfen, will er rennen lernen. Eifrig beucht er die Konzertsälc, und erfreut auch zuweilen in den SÄons der guten Gesellschaft durch seine Vorträge auf dem Spinett. Um diese Zeit hört er do« de» reich« Är^enHändter Thomas Britton, der zu seinem Vergnüg« aüe feine Ertza»- niffe in wertvolle Musikalien anlcgt, und, damit er regelmäßig Hauskonzertc veranstalten kann, den Dachraum über feinem Kohlenlager in ein Konzcrtlokal verwandelt hat, wo zuweileu hohe Herrschaften ein- und ausgehe«. Brittans BeEmotWoft reizt Händel. Gn Lokal, in dem Thomas Britton täglich derWMt, ist bald ausgckundschaftet. Und für einige Guine« hat sich der Komponist auch rasch als Kohlenmann hercursstaM«t. Lein Herzog hatte sich an jenem Nachmittag o« großen Meister in diesem kohlsstüvarzen Anzug für fern MuMmknett malen zu lasten. Aber der unbekannte, kräftige Härchel »acht