Volltext Seite (XML)
s«Kiö «>» bin irritieren. So aber ist schon alles klar erwiesen." „Das ist ganz unmöglich, Herr Kommissar. Ich Men all« hören, auch das " Ihre Stimme ver sagte. Es dauerte lange, bis sie sich so weit erholt hatte, daß sie weitersprechen konnte. Sie tat es mit letzter An strengung. — „Daß er im Hause gewesen ist — an deni Abend als wir alle fort waren — ich selbst hatte ihn ein gelassen, er hatte mich angefleht, es war so kalt draußen, und er war ohne Wohnung. Er hatte meine Schwieger tochter um Ausnahme gebeten, sie hatte sie ihm versagt. Ich brachte es nicht feriig, ihn fortzuschicken. Es war am Vormittag, als Frau Grothe und die Klara fort waren, als er bei mir war. Ich richtete ihm ein Lager in der Mansarde. Nur für eine Nacht sollte es sein — als ich von dem Verbrechen erfuhr, wußte ich, daß er es began gen. Ich habe so schwer daran getragen. Ich wollte ihn nicht verraten, weil ich ihm gelobt hatte, zu schweigen." Fieberröte flog über ihr abgemagertes Gesicht. Sie sprach auf einmal hastig, wie einer der zu Ende kom men will. „Von Fräulein Duprö weiß ich, daß ein Unschuldi ger leidet, einer, den ich kenne von kleinauf, den ich oft mals auf den Armen gehalten habe, dessen Mutter ich kenne, von der ich weiß, daß sie sich in Not und Sorge aufzehrt über das Unglück ihres Sohnes, nein, ich konnte nicht anders, ich mußte jetzt sprechen. Ich bin ja mit schuldig an dem Verbrechen, hätte ich ihn nicht eingelassen, dann wäre es nicht zu " das Wort brach auf ihren Lippen. Ihre Hände krampften sich zusammen. Grothe beugte sich ^u ihr herab. Die Frau, die seine Kindheit behütet, die ihn so geliebt hatte, daß sie ihren leiblichen Sohn fortgab, um bei ihm bleiben zu können, war nicht mehr. Ihr Leben, dem Liebe und Haß so schwere Wunden geschlagen hatten, war nun vollendet. Bitteres Weh ergriff Grothe mit dem Schicksal dieser Aermsten, deren Leben schwer und trostlos geworden war durch die Schuld anderer... Zwölftes Kapitel. Der Kommissar hatte' Edward Brouwn vorführen lassen. Frau Major Loth sah ihn nur flüchtig an und sagte: „Es ist Mar Wieprecht, der Stiefbruder meines verstorbenen Schwagers Jochen Grothe." Edward Brouwns Gesicht blieb unbeweglich. Er hielt den Blick des Kommissars, der ihn scharf musterte, ruhig aus. „Was haben Sie zu der Behauptung der Dame zu sagen?" „Daß sie eine irrige ist." „Sie bleiben dabei, Edward Brouwn zu sein?" „Jawohl, Herr Kommissar." Der Kommissar nahm die Papiere des Brouwn vor und sah sie durch. Danach prüfte er die Personalien. Sie stimmten. Wie sollte man den Kerl überführen? Er ver suchte es, aufs Ganze zu gehen. „Nun sagen Sie mal, wo haben Sie sich diese aus gezeichneten Papiere besorgt. Wenn wir nicht schon genau wüßten, daß Sie Wieprecht sind, dann könnten uns die o --r W o (5- L> § 8 s 'N.- L M Julius Edward Brouwn." Der Kommissar antwortete nicht. Biester stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen und starrte auf Brouwn, während der Kommissar in den Akten blätterte. Sein Gesicht sah jetzt mehr denn je dem einer Bulldogge ähnlich. Er dachte. Wenn der Kerl leugnet, Wieprecht zu sein, und wir keine Möglichkeit haben, zu beweisen, daß er es ist, dann ist der Kamps verloren. Er gab sich einen Ruck. Nein, noch gab er ihn nicht verloren. Den Kerl mußte er kleinkriegen, bis er am Boden lag. Der Kom missar sah von seinen Akten auf. „Nun, wollen Sie endlich zugeben, der am 11. Juli 1869 in Berlin geborene Max Wieprecht zu sein?" fragte er, Brouwn ansehend. „Das kann ich nicht, Herr Kommissar. Ich bi« der, alS den mich meine Papiere ausweisen." Der Kommissar warf einen Blick auf Biester. Der machte den Vorschlag, Doktor Grothe telephonisch herbei- zurußen. -Ja, es wird uns nichts anderes übrigbkL>err", sagte der Kommissar langsam. Und im Begrsss. den Hörer sotnes Tischtelephons zu nehmen, fragte er: „Können Sie HM Nununar ^«2 . „Amt Tiergarten 6432; es meldet sich Duprsi^ „Ja, danke." Während der Kommissar die Verbin dung herstellte, richtete er feinen Blick fest auf Brouwn. Nichts regte sich in dessen Gesicht. T?r Mann ist aus Eisen, dachte der Kommissar bewundernd. Mit gedämpfter Stimme sagte er zu Biester: „Es ist spät geworden, gleich sieben, ob der Doktor zu Hanse sein wird?" Biester nickte. „Sicher." Am Telephon meldete man sich. Der Kommissar fragte: „Wer ist da?" Er wiederholte die Antwort. „Der Diener. Gut. Sagen Sie, bitte, Herrn Doktor Grothe, daß der Anruf vom Berliner Polizeipräsidium sei, der Kommissar vom Dienst wünsche ihn zu sprechen." Es dauerte eine ziemliche Weile, bis Grothe sich meldete. „Herr Doktor, es handelt sich darum, einen Mann, den wir letzte Nacht verhaftet haben, zu identifizieren. Das heißt, wir sind uns längst über seine Person im klaren, aber weil er hartnäckig leugnet, nicht der zu sein, für den wir ihn halten, so wollen wir ein letztes tun und ihn Ihnen gegenüberslellen." Grothe sprach; des Kommissars Gesicht nahm einen gespannten Ausdruck an, während er das Hörrohr ans Ohr hielt. Sein Blick ging zu Brouwn, der in ruhiger Haltung dastand, als ginge ihn die ganze Sache nichts an. Warte, dachte er, deine Ruhe wird gleich erschüttert werden. „Also, die Mutter Paul Schimecks hat kurz vor chrem Tode ein Geständnis abgelegt", sagte er langsam, di« Worte Grothes wiederholend. Brouwns Gesicht wurde aschfahl, seine Lippen preßten sich fest aufeinander. Der Kommissar sprach weiter, während er seinen Mick »nenl» wegt auf Brouwn gerichtet hielt. „Ich werde Schimcck sofort davon benachrichtige» und ihn verhören. Jawohl, Herr Doktor! Wieprecht wird noch heute abend in das Untersuchungsgefängnis MoabiL übergeführt werden. Bis neun Uhr treffen Sie mich, ja, sehr wohl, Herr Doktor." Er legte den Hörer in die Gabel. „Na, was sagen Sie dazu, Wieprecht? Frau Jettche« Schächte hat kurz vor ihrem Tode, der vor etwa einer halben Stunde erfolgt ist, ausgcstrgt, daß Sie Ihre« Stiefbruder Jochen Grothe im Streit erschlage« habe« und daß Sie sich im Hause befunden haben, als Fra« Lilli Grothe überfallen wurde; welllon Sie mm «och leugnen?" „Ich wünsche ab geführt zu Word«", jagte «, and seine Stimme klang heiser. Der Kommissar gab den beiden Beamten, die ih« bewachten, einen Wink, ihn abzuführen. Als sie de« Mu« verlassen hatten, wandte er sich an Frau Loth. „Gnädige Frau, ich werde versuchen, mich heute »och mit dem Untersuchungsrichter in Verbindung zu setze», und hoffe, daß alles bald aufgeklärt und in Ordnung gebracht werden wird. Es besteht Wohl kein Zweifel, daß Wieprecht der Uebeltäter ist, den wir suchen." Frau Loch war so stark erschüttert, daß sie unfähig war, zu gebe». „Erholen Sie sich etwas, gnädige Frau, inzwischen taff« ich einen Wagen für Sie besorgen." Biester sagte: „Das mit dem Wagen werde ich er ledigen, vielleicht haben Sie die Güte, Herr Kommissar, inzwischen den Schimeck zu sprechen. Ich würde heute doch gerne mit der Gewißheit schlafen gehen, daß Wiep recht in unseren Händen ist. Am liebsten warwte ich auch ab, bis Doktor Grothe hier wäre." „Es ist ganz unbestimmt, ob er kommt. Sagt 1»S Schimeck, daß wir es mit Wieprecht zu tun haben, so gebe ich Doktor Grothe Bescheid, daß er nicht zu komme» braucht. Der Kerl ist für ihn kein angermhm« WchttL" „Nein, nein, gewiß nicht", gab Mester za. Der Kommissar drückte auf den Knopf der elektrischen Klingel, die auf seinem Schreibtisch angebracht war. Em Beamter trat ein. „Lassen Sie den heute Nacht otWgeMsßoÄ« PmU Schimeck vorführen." Wenige Minuten später erschienen zwei Beamte «it Schimeck. Der Kommissar schickte die Beamte« hinaus, dann trat er aus Schimeck zu und sagte in mildem Tone: „Ich muß Ihnen leider die sehr traurige MNeilung machen, daß Ihre Mutter heute abend gestorben Schöneck jah ihn mit starrem LLck Lsjiktnsgr htei«»