Volltext Seite (XML)
was Haus in dem Brief schreibt, was er Mutter und -«schwört. Oskar, du kannst ja nicht glauben, daß Haus ein Verbrecher ist." Sie preßte ihre Hand fest um die feine. Sei« Blick ging an ihr vorbei ins Leere. „Sei barmherzig, Oskar, hör zu, was ich dir sagen muß." Gr wehrte cw. „Richt, sage nichts, Evi, ich weiß all-S." -Die Wahrheit wirst du eist erfahren durch diesen Brief; versprich mir, daß du dich nicht gegen sie verschlie- h» WNÜ?' Gr sah sie an. Endlich sagte er: „Ich möchte sie so gern glauben, Evi." „DaS Schwerste würde dadurch von dir und uns ge nommen. Meine arme Mutter hat unbeschreiblich ge- -itten. Nachdem fle Hans Brief gelesen hat, ist sie doch viel ruhiger geworden, ^oer wer weiß, ob diese Ruhe von Bestand sein wird? In wenigen Tagen beginnt die Verhandlung. Für uns alle ein Martyrium, unter dem am schwersten unsere arme Mutter zu leiden hat. Sie ist sehr elend geworden, ich fürchte immer, sie wird ganz zusanunenbrechen." Oskar dachte voll Mitleid: Ja, es ist so viel, darunter kann eine Frau schon zusammenbrechen. Sie fragte nun «ft nach Lillis Befinden. „Es ist noch immer sehr schlecht; vernehmungsfähig A sie noch nicht. Aber der Arzt gibt Hoffnung auf völlige Besserung. Aber wie es auch kommt, unser Glück ist hin. Das bringt mir kein Gott zurück. den Bries, lM-rl" Er nickte. lFortsetzung folgt.) Wy;«MW» Kmiim ' Werl« luftige Schnurren, erzählt von ReuLe Christian. Bor hundert Jahren zog der deutsche Maler Ludwig Richter durch die Dörfer und Gaur der fränkischen Schweiz und zeichnete mit inniger Liebe feine kleinen Bauernhäuser und stillen Stuben. Jean Paul und Vikwr von Scheffel be sangen die Anmut dieser grenzdeutschen Landschast, die warm herzige Gastlichkeit der Menschen, denen ein guter Geist zu ihrer Anspruchslosigkeit „ein immer fröhlich Herz" schenkte. Im kleinen Streitberg, wo vom zwölften bis zum sieb zehnten Jahrhundert die weinfrohen Ritter von der Streit burg herrschten, wird seit jener Zeit im alten „Trinkhäusel" ein Schnaps in vielfältiger Gestalt gebraut, bei dem allen Gästen das Herz aufgeht. Himbeeren, Brombeeren, Hagebutten «nd Wacholderbeeren geben ihre Würze; nach uralten Rezepten wird auS Bergkräutcrn und Beeren der „Geift" gemischt und gebraut. Auf der Bank im „Pilgerstüblein", umgeben von alten Bildern und Stichen, sitzt es sich gut, und der junge Viktor von Scheffel ist zu verstehen, wenn er mit blühender Phantasie die entwichenen Geister der Streitburg wieder her- «ffbe schwor: „Noch blüht dem Thalvogt Christian / karfunkel rot die Nase. / Und Weihrauchdampf, der Burgkaplan, / tur- uiert mit ihm beim Glase!" Und hier, in einem der kleinsten und um seiner wunder bar« Tropfsteingrotten berühmten Städtchen der fränkischen Berge, werden in fröhlicher Runde von den Einheimischen allerlei heitere Begebenheiten berichtet, von denen ein paar es wert sind, weitererzählt zu werden. Da wohnte im nahen Ebermannstadt der „Weinmüller", ehr dicker Wirt, bei dem die Studenten der nahen Erlanger Universität gern einkehrten und manchen Batzen schuldig blück«. Eines Tages betrat das Gasthaus ein gut ungezogener, älterer Herr, den der Wirt scharf musterte. „Sag mal, du bist doch — na freilich — du bist doch das Studentle aus Erlangen, was mir dreimal die Zech schuldig blieben ist! Du alter Lump, was ischt denn für ein Erzgauner aus dir worden, he?" Der Fremde streckte ihm lachend die Hand hin. „Das freut «ich aber, daß mich der Weinmüller noch kennt. Was aus mir geworden ist? Nix Besonderes eben, ich bin in Berlin bloß — Minister!" Das soll dem Weinmüller zum erstenmal im Leben auf zwei Minuten die Rede verschlagen haben. In der Beringermühle wird heut noch von der „Krawall- schochtel" erzählt, die vor ein Paar Jahren gestorben ist. Da Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau Schristleitung: Margarete war^die Wirtin Anna Kundl, ein Drachen ^an Redensarten und ein Täuble an Herz. Schimpfen konnte sie, daß di« Wände und die Mannsbilder zitterten, aber von ihr wurde erzählt, daß sie die Hühner der großen Festen nicht abschlachtete son dern abschoß, damit sie schneller vom Leben zum Tod befördert wurden. Von ihrer Grobheit wurde bis nach München be richtet, und als einmal zwei bayerische Prinzen in die Gegend kamen, hielten sie an der Mühle an. Aber di« Anna Kundl war enttäuschend höflich und liebenswürdig. Nachdem sie artig Antwort auf alle Fragen der beiden Herren gegeben halte, wandte der Aelter« von ihnen ein letztes Mittel an. „Sagen Sie, liebe Frau Wirtin, warum nennt man Sie eigentlich hier allerorts die Krawallschachtel?" In diesem Augenblick fiel die Tünche frommer Worte ab, übrig blieb die wahre Anna Kundl, die den Prinzen das be kannteste Götz-Zitat als Antwort zurief und dann türen knallend im Haus verschwand. — Oben am Berg, wo die neue Straße gebaut werden sollte, lag ein winziges Dorflein. Da wohnten ein paar Bauern, die sehr schwerhörig taten, wenn vou dem Straßenbau die Rede war. „Wir verkaufen nit!" Da war nichts zu machen. Der Herr Bürgermeister der Bezirksstadt, der ein lustiger und gescheiter Kerl war, stieg persönlich zu den Widerspenstigen hinauf. „Seids doch ver nünftig, Leut, ihr könnt dryben den besseren Boden kriegen für euren alten Steinacker. Aber den mußt ihr für die neue Straße hergeben. Ihr könnt dafür auch verlangen, was ihr grad wollt!" Das wirkte Wunder, denn wenn's an den Geldbeutel und Sparstrumpf geht, werden selbst di« eigensinnigsten Köpfe nachgiebig. „Gut, dann unterschreiben wir halt, daß wir ver kaufen!" Eine Kommission erschien und wertete den Boden ah. Die Bauern verlangten märchenhafte Summen, sie wurden aus gelacht und erhielten nur den wirklichen Wert der Aecker aus gezahlt. Wütend trabten sie hinunter aufs Bürgermeisteramt. „Herr Bürgermeister, wir sind betrogen worden. Sie haben uns gesagt..." Der hörte sich die Leute ruhig erst einmal an. Dann meinte er schmunzelnd: „Freilich, ich hab euch gesagt, daß ihr für eure Aecker verlangen könnt, was ihr wollt. Ob ihr's aber auch kriegt, das hab ich euch nit versprochen!" So mußten sie abziehen und schimpften erbärmlich über den Streich. Die Straße wurde gebaut, sie bekamen den besseren Ackerboden oberhalb des alten, und mit der Zeit lachten sie selber über di« Fall«, in der sie sich hatten fangen lassen. „Eigentlich hat er ja recht gehabt, der Bürgermeister. Und wir waren große SchafSköpf!" So laufen die Stunden vorüber im Erzählen. In bunten Bildern zeichnen die alten Schnurren die fröhlichen Menschen der fränkischen Schweiz, und daneben tun die alten Schnäpse der Ritter von Streitburg ihre Wirkung. „Sie lehren das Lachen in fröhlicher Rund, - Sie mildern die Sorgen zu jeglicher Stund. Und so behaupten wir froh und frei: Dieser Trunk ist kein Gift, sondern edle Arznei!" «MM Originelles BerkehrS-RStsel. Augen fahren! Überholen! Dieses Rätsel sagt dir drei Verkehrsregeln für Raö- und Autofahrer. Findest du die Lösung, die man anhand der Stellung der obigen Wörter erraten kann? * Auslösung von „Eine große Reise" aus voriger Nummer des Zschopauer Sonntagsblattes: Hamburg —Gel senkirchen — Nürnberg — Gleiwitz — Zwickau — Ulm — München — Neunkirchen fda Neuß ausfallend!) — Neu münster — Remscheid — Dresden — Nordhausen — Neiße — Essen. und Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau : Voigtländer tu Zschopau.