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2 « LS2 r: c«, r: o SZ^o'S^s —N r: — nan ein Verbrechen nicht zuiraucn rann: „So weit bin ich noch nicht, Herr Doktor." „Aber Sie werden sich über ihn informieren?* „Selbstverständlich." Holldorf wunderte sich im Stillen, warum Grothe ihm von dem Menschen sprach, wenn er doch nicht den leisesten Verdacht gegen ihn hatte. Aber vielleicht hatte er ihn in seinem Unterbewusstsein, ohne ihn sich selbst cin- zugestchcn. Gewiß war es so, sonst hätte er sich gar nicht nach ihm erkundigt. „Erlauben Sie, Herr Doktor, daß ich nun einige Fragen an Sie richte?" „Bitte sehr." „Haben Sic mit der Frau", — „Schätzle", half Grothe nach — „also mit der Frau Schätzle über ihren Sohn ge sprochen?" „Nein, mit Rücksicht auf ihren schlechten Gesundheits zustand habe ich cs noch unterlassen. Ich erwarte, das; sic aus eigener Entschließung mit mir über alles, was sie bedrückt, sprechen wird. Sic hat schon einige Male dazu angesetzt, aber ich merke wohl, es wird ihr sehr schwer« sich zu dem Entschluß durchzuringen, ihre Lüge, die sie ein Leben lang ausrcchtcrhalten hat, cinzugestehcn." „Das ist begreiflich. Was meinen Sie dazn, Herr Doktor — Sie benachrichtigen den Schimcck, daß seine Mutter schwer krank ist und rufen ihn an ihr Bett? Ans dem Verhalten des Mannes wird man Schlüsse auf seinen Charakter ziehen können." „Das sähe nach Ueberrumpclung ans, Herr Assessor, darum muß ich es ablchnen. Was wäre uns auch damit geholfen?" Holldorf zog die Schultern hoch. — „Vielleicht sehr viel, Herr Doktor." Und nun erzählte er, daß er Schimcck heute in Gesell schaft eines Herren gesehen habe, den er für Wieprecht halte. Grothe sah ihn überrascht an. „Wie kommen Sie auf Wieprecht, was wissen Sie von dem?" „Leider noch nicht alles, was ich wissen möchte. So muß ich zunächst herausbriugen, in welchen Beziehungen er zu Schimeck steht." „Hörte ich recht, Sie sprachen von Ihrer Vermutung, daß der Herr, den Sic in Gesellschaft Schimecks gesehen haben, Wieprecht sein könnte?" Holldorf bejahte. „Wenn ich richtig unterrichtet bin, ist Wieprecht seit einer Reihe von Jahren in Südamerika." „Von dort ist er heimgekehrt, Herr Doktor." „Einmal — er ist aber ein zweites .Mak dahin gegangen." Holldorf wußte nichts davon. „Interessiert Sie dieser Mann?" „Sehr, Herr Doktor." Grothe sah starr vor sich ins Leere. Seine breite Stirn war gerötet, seine Augen glühten. Der Ausdruck seines Gesichts verriet, daß sein Gehirn in fieberhafter Tätigkeit war. WicprectN — was war mit Wieprecht? Er war eine fragwürdige Persönlich keit — das stand fest. Ein mäßiger Charakter, aber ein Verbrecher brauchte er destwtb noch nicht zu sein. Er hat die Grothes gehaßt — das stimmte auch, aber — Lilli haßte er nicht, die kannte er ja gar nicht. Rein — nein —, das war ja unmöglich! In seinen Schläfen raste das Blut. Herrgott — Herrgott, gib mir Klarheit!, flehte er. Ter Abend stand vor ibm, an dem er das Entsetzliche erlebte, das ihm den Glauben an die Frau, die er über alles liebt, genommen batte. Sollte nun doch alles anders sein, als er geglaubt? Loth doch nicht der Täter sein? War es der andere? Der, an den er nie gedacht hatte und au den er sich kaum mehr erinnerte. Schauerlich genug hatten einmal die Flüche geklungen, die er gegen die Grothes ausgestoßcn batte. Aber was sind Flüche? Nichts. Worte, die in maßloser Erregung von irgend jemand ausgcstoßcn werden, ohne eine Bedeutung zu haben. Wer flucht, braucht noch lange nicht zum Ver brecher zu werden. Nein, nein, es lag ja alles so klar, Loths Schuld war ja so gut wie bewiesen. Er preßte die Hand gegen die brennende Stirn und atmete tief auf. Holldorf erkannte, daß er dem Doktor zu Hilfe kommen mußte, daß er versuchen mußte, ihm den schwersten Teil seiner Last abzunebmcn. Das Unglück konnte nicht un- gejchehen gemacht werden aber.die Frau, üi^vou itzm He ¬ rr offen worden war, uwfuc war er renr oor rarem rmmmm dastchcn. Aber ob es ihm heute gelingen würde? Groche schien von der Schuld Loths fest überzeugt zu sein. Er wollte gerade versuchen, von ihm etwas Näheres über Wieprecht zu erfahren und seine Gedanken auch dadurch auf die Möglichkeit zu lenken, daß ein anderer als Loth der Täter sein könnte, als der Diener nach kurzem Klopfen ins Zimmer trat und meldete, daß die gnädige Frau die Herren bitten lasse, in den Salon zu kommen- Sie gingen sofort herunter, und Holldorf erfuhr, daß vom Büro seines Vaters aus telephonisch nach ihm gefragt worden sei. Alan erwartete ihn dort. Holldorf bat Frau Duprch sich verabschieden zn dürfen. Es war sehr spät geworden; er entschuldigte sich wegen seines unerlaubt langen Be suches. Sie dankte ihm für den Besuch. „Kommen Sic nur wieder häufiger," bat sie, „wir sind so sehr allein." Er versprach cs. Grothe war ihnen gefolgt und trat mit Holldorf ins Entree. Er gab dem Diener, der herbei- eilen wollte, nm dem Assessor in den Mantel zu helfen, einen Wink, daß er Zurückbleiben sollte, und hielt selbst Holldorf den Mantel. „Ich erführe gern, was Ihre Er mittlungen ergeben haben, Herr Assessor. Dürste ich Sie darum bitten, mich auf dem Laufenden zu halten?" „Sobald ich etwas Wichtiges in der Sache erfahre, gebe ich Ihnen Nachricht. Am besten wäre es, Wir könn ten uns dann persönlich sprechen — schriftliche oder tele phonische Mitteilungen über derartige Dinge sind riskant. Ach, da hätte ich bald etwas vergessen. Ich sprach heute Fräulein Loth, sic beauftragte mich, Sie um eine Zusam menkunft mit ihr zn bitten." Doktor Grothe schien diese Bitte Verlegenheit z« be reiten. „Ich weiß >ücht," sagte er, „wozu die gut sei» sollte?" „Fräulein Loth hat einen Brief von ihrem Bruder bekommen, den sic Ihnen bringen möchte, daß Sie ih» lesen." »Ist Ihnen der Inhalt des Brieses bekannt?" „Nein." , Doktor Grothes hageres Gesicht färbte sich langsam« rot; er sah ratlos vor sich hin. Es erschien ihm unmög-z lich, jetzt mit Eva zusammcnzukommen. Holldorf sah e-> ihm an, daß ihm der Entschluß dazu schwer wurde. Ihm die Hand hinstreckcnd sagte er: „Ueberlegen Ne es « Ruhe, Herr Doktor, und geben Sie mir bitte morgen vor mittag telephonisch Bescheid, den ich dem Fräulein Loitz übermitteln werde. Notieren Sie bitte u«»««« LujKdchr Amt Lützow 3368." „Gut, ja, so wollen wir es machen." Die Herren drückten sich die Hände. Grothe iMEstGti wn Ak^'" und stand noch im Eingomg d«M Hauses, als sich die Gartenpforte längst hinter Holldorf geschlossen hatte. Jur Büro seines Vaters, in welchem Tag nrw Nacht gearbeitet wurde, wurde Holldorf von Mester empfange». „Herr Assessor, wir sind auf der rechte» Fährte, u» : sere Sache steht gut; jetzt kommt es nur darauf a«, i« s richtigen Moment zuzufassen. Und das wollen wir scho» i machen." Er sah zu Holldorf auf. Seine Auge« kuch- ! teten. Die Entschlossenheit, die in feinem Wese« laL trat stärker denn je hervor. Halldorf bot ihm um ei» SamE ! Bild. „Dazn ist jetzt keine Zeit, Herr Assessor, das gebe ich Ihnen auf dem Wege, den wir eben vorhaben." Sie verließen das Zimmer. Holldorf dachte: Wie iE cs möglich, daß er in den paar Stunden etwas Positive- in der Sache erreicht hat? Er betrachtete Biester, und jetzt erst fiel ihm auf, daß er sich in Wichs geschmissen hatte. Er lächelte hinter seinem Rücken, wett ihm dar stämmige Biester in seiner eleganten Aufmachung etwas komisch vorläm. Im Entree nahm Biester einen Abend mantel vom Haken, schlüpfte in diesen hinein, stülpte sich einen Zplinder auf und betrachtete schnell sein Bild m dem großen Pfeilcrspicgel. „To, nun können wir uns in Betrieb setzen," sagte er, sich zu dem Assessor wendend. Vor dem Hause hielt ein Auto, auf das Biester zuschritt. Er bat den Assessor, cinzusteigen, während er mit dem Chauffeur et» paar Worte wechselte. „Wohin geht's?' fragte Holldorf, als BieKer d«