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HMze W LsgÄali M ÄszeM Nr. 34 Sonnabend, den 21- August 1937 MM Der Wein im Glas wird schal. Tas Glas wird Scherben. Des Frühlings Augen sterben. Wir liebten uns einmal. Lonne verfließt wie Blut. Zu Asche fällt die Glut. Hand löst sich nnn ans Hand. Nacht fällt so schwarz auss Land. Herybert Menzel. Biester schüttelte den Kopf. „Wo soll diese über raschende Aehnlichkeit Herkommen, Wieprecht ist der Stief bruder seines Vaters?" „Jochen Grothe und Wieprecht hatten die gleiche Mutter." „Na ja, mmirlich, daran dachte ich eben nicht. Und daß der andere Paul Schimeck war, wissen Sie bestimmt, Herr Assessor?" „Zweifellos ist er's gewesen, ich bin ihm bis zu seinem Hause gefolgt." „Na, dann werden wir die Sache bald haben. Ich werde das Haus Kurfürstenstraße fünf nun nicht mehr aus den Augen lassen. Sie entwarfen miteinander ein regelrechtes Programm, nach dem sie arbeiten wollten. Dann trennten sie sich, und Assessor Holldorf ging schnell in die Lützowstraßc, um Eva wenigstens auf einen Augen blick zu sehen. Auf sein Läuten an der Tür der Lothschen Wohnung öffnete ihm nicht, wie er cs sonst gewohnt war, Eva, sondern eine fremde Frau. Auf seine Frage nach den Damen gab sie zur Antwort, daß Frau Major sehr krank sei und das gnädige Fräulein niemand empfange, weil es von der Pflege der Mutter ganz in Anspruch ge nommen sei. „Bitte, melden Sie mich dem gnädigen Fräulein; sagen sie, Assessor Holldorf möchte sie nur auf einen Augenblick sprechen." Die Frau entfernte sich zögernd. Es vergingen einige Minuten bis sie zurückkam. „Tas gnädige Fräulein wird sofort kommen, Herr Assessor; wollen Sie, bitte, warten!" Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer, und im selben Augenblick, als er es betrat, kam durch die zweite Tür Eva hinein. Sie sah blaß und übernächtigt aus. Die Frage nach ihrem Ergehen schenkte er sich, er sah ja auf den ersten Blick, daß es ihr nicht gut ging. Da sagte sie auch schon: „Mama geht es schlechter denn je, sie ist ganz elend. Wie soll es auch anders sein, man reibt sich in Angst und innerer Not auf. Ich kann es gar nicht mehr mitansehen, wie Mama leidet." Sie legte ihre Arme um Eugen Holldorfs Hals und lhn groß und ernst ansehend, sagte sie: „Wenn deine Hilfe nun nicht bald kommt, dann fühle ich, kommt sie für Mama zu spät." Er erschrak. „Geht es ihr so schlecht?" „Unbeschreiblich schlecht — sie ist ganz zerbrochen." Se Setz ÄS As» ArßM Md M_Mcr.t»r sich Hk» , Komm, Evi, laß uns einen Augenblick sitzen, ich hab« dir etwas zu sagen, daß dich wieder hoffnungsfrohe, machen wird." Sie setzten sich aus das Sofa, und er sprach ihr von seiner Beobachtung. „Seit mir deine Mutter von Wieprecht gesprochen, kam ich nicht von dem Gedanken los, daß er an den Ver- brechen nicht unschuldig ist. Daß er mit dem Paul Schimeck in Verbiudi«g steht, bestärkt noch meinen Verdacht." „Du weißt es doch noch nicht genau, ob es Wieprecht war, der dir begegnet ist." „Toch, er ist es ganz gewiß." Eva legte die Hände ineinander und sah daraus nieder. Leise sagte sie: „Mama ist vorgestern im Unter suchungsgefängnis gewesen, um Hans zu besuchen, aber man hat sie nicht vorgelassen. Das hat sie so elend ge macht." „Hatte sie um die Erlaubnis, ihn sprechen zu dürfen, nachgesucht?" Eva schüttelte den Kopf. „Wir ahnten nicht, daß man das vorher schriftlich machen muß." „Hättest du mich doch nur vorher gefragt! Aber laß nur gut sein, Evi, jetzt haben wir bald alles Schwere hinter uns. Sage es auch deiner Mutter. Deine Aufgabe ist es, sie aufzurichten." Er erhob sich. „Es ist nun Zeit, daß ich gehe, ich werde zwischen sechs und sieben bei DuprSs erwartet." Eva sah ihn erstaunt an. „Wie kommt das? Du bist seit Monaten nicht bei ihnen gewesen?" „Ich habe mich einfach ungesagt. Es liegt mir daran, Grothe zu sprechen." ' „Was gäbe ich darum, könnte ich es auch", sagte Eva. „Warum solltest du es nicht können, wenn du willst, werde ich deinem Vetter sagen, daß es dein Wunsch ist, ihn zu sprechen." Eva hob den Blick zu ihm. „Ich weiß nicht, Eugen, ob das geht?" „Warum sollte es nicht gehen? Also, wenn du willst, frage ich ihn, wo und wann ihr euch sprechen könnt?" Sie atmete tief auf und sah nachdenklich vor sich hin. Endlich sagte sie entschlossen: „Ja, bitte ihn darum; sage ihm, ich hätte einen Brief von meinem Bruder bekommen, der etwas enthält, das ich ihm gerne mitteilen möchte." Holldorf hätte gern gewußt, was in dem Brief stand, aber er mochte nicht fragen. Er versprach Eva, sich des Auftrages an ihren Vetter zu erinnern und verabschiedete sich mit vielen guten Wünschen für die Gesundheit ihrer Mutter. Im Dupräschen Hause wurde er von dem Diener empfangen, der ihn in das Wohnzimmer der Hausfrau führte, wo der zierlich gedeckte Tisch vor dem Ecksofa stand und darauf zu warten schien, daß man sich um ihn ver sammelte. Ter Diener verschwand, nachdem er ein paar unverständliche Worte gesagt haste, die wohl eine Ent schuldigung sein sollten, und Eugen Holldorf blieb allein in dem wohnlich eingerichteten Raum mit der summenden Teemaschine auf dem Tisch. Wie merkwürdig, dachte er, mich hier hereinzuführen, wo die Hausfrau nicht einmal anwesend ist. Es vergingen noch Minuten, bis sich die Tür auftat und Lotte Duprä eintrat. „Verzeihen Sie, Herr Assessor, daß ich Sie warten ließ." Sie reichte ihm die Hand, über die er sich tief neigte. „Ich habe einen Patienten im Hause, das hielt mich ab, Sie sofort zu begrüßen." gnädige Zrau, da omMrd« Sie meine« Besuch